Vor hundert Jahren machten die Arbeiter und Bauern unter Führung der Bolschewiki Schluß mit dem Ersten Weltkrieg. Das Massensterben in Europa hatte ein Ende. Brot, Häuser, Maschinen und Züge waren in der Hand der Arbeiter und Bauern.
Frieden, Brot, Land! Dieser Schrei ging im Jahr 1917 durch das weite russische Land. Er begleitete die Streiks der Arbeiter, die Aufstände der durch die Gutsbesitzer geknechteten Bauern. Seit drei Jahren tobte der Krieg, den das Deutsche Reich im Interesse der Herren von Krupp und Thyssen, Siemens, Deutsche Bank, der Chemiekonzerne usw. angezettelt hatte. Rohstoffquellen, Absatzmärkte und Einflusssphären sollte den Konkurrenten abgejagt werden.
Frankreich, England und Russland, die sog. Entente-Mächte wollten sich nichts abjagen lassen, sondern ihrerseits ihre Macht erweitern. Zig Millionen Menschen kostete dieses Schlachten zum Nutzen einer verschwindenden Minderheit von Monopolherren bereits das Leben.
„Frieden, Brot, Land!“[file-periodicals#200]„Das Leben ist unmöglich geworden“ heißt es in einem Aufruf der Bolschewiki, wie sich die russischen Kommunisten damals nannten. „Es gibt nichts zu essen, es gibt nichts anzuziehen, nichts zu heizen. An der Front herrschen Blut, Verstümmelung und Tod. ... Es darf nicht geschwiegen werden! ... Alle in den Kampf! Auf die Straße! Für sich selbst, für die Kinder, für die Brüder!“
Die Bolschewiki hatten die noch zu Friedenszeiten gefassten Beschlüsse, im Falle eines Krieges in jedem Land den Kriegstreibern in den Arm zu fallen, nicht verraten, wie das die westlichen Arbeiterparteien getan haben (siehe Kasten). Und so fassten sie den Willen von Millionen zusammen und organisierten den Kampf. Bereits im Frühjahr 1917 hatten die russischen Arbeiter und Soldaten gemeinsam mit den Bauern und anderen Bürgern das Zarentum gestürzt und sich demokratische Rechte erkämpft. Sie hatten in den Fabriken und Orten Räte (Sowjets) gebildet und so angefangen, die dringendsten Angelegenheiten in die eigenen Hände zu nehmen. Sie konnten aber noch nicht verhindern, dass die Kapitalisten und Gutsbesitzer mit Hilfe kleinbürgerlicher Kräfte eine provisorische Regierung in deren Interesse errichteten.
Der Krieg tobte weiter, das Versprechen, den von den Gutsbesitzern geknechteten Bauern Land zu geben, vertagt. Das Volk hungerte und starb wie bisher.
„Alle Macht den Sowjets!“Es wuchs die Erkenntnis überall in dem riesigen Land, in den Fabriken, in den Dörfern, an der Front, dass das bisher Erkämpfte nicht ausreichte, um die dringendsten Forderungen nach Frieden und Brot endlich Wirklichkeit werden zu lassen. Ja die Erfahrung zeigte, dass sogar das bisher Erkämpfte in Gefahr war, die demokratischen Rechte auch in einer bürgerlichen Republik einen Pfifferling wert sind, wenn die herrschende Klasse aus Kapital und Grundbesitz um ihre Herrschaft fürchten muss. Als im Sommer 1917 500.000 Arbeiter, Soldaten und Matrosen in Petrograd für Frieden, Boden für die Bauern und die Übergabe der Macht an die Sowjets demonstrierten, wurde auf Befehl der provisorischen Regierung das Feuer auf sie eröffnet. Über 400 Arbeiter starben oder wurden verletzt. So begriffen immer größere Teile der russischen Arbeiter, der Soldaten und Matrosen, der armen Bauern, dass sie die Regierung stürzen und den Kapitalisten und Gutsbesitzern die Macht entreißen müssen, schon alleine um Frieden, Brot und Land zu erhalten.
Aufgrund der gefährlich zunehmenden Kriegsgefahr trafen sich im Herbst 1912 die Vertreter der sozialistischen Parteien zur Basler Konferenz, einem außerordentlichen internationalen Kongress. Sie beschlossen:
„Droht der Ausbruch eines Krieges, so sind die arbeitenden Klassen und deren parlamentarische Vertretungen in den beteiligten Ländern verpflichtet, ... alles aufzubieten, um durch die Anwendung der ihnen am wirksamsten erscheinenden Mittel den Ausbruch des Krieges zu verhindern ... Falls der Krieg dennoch ausbrechen sollte, ist es die Pflicht, für dessen rasche Beendigung einzutreten und mit allen Kräften dahin zu streben, die durch den Krieg herbeigeführte wirtschaftliche und politische Krise zur Aufrüttelung des Volkes auszunutzen und dadurch die Beseitigung der kapitalistischen Klassenherrschaft zu beschleunigen.“ |
|
Die Arbeiter in den Fabriken bewaffneten sich, die Garnisonen und Matrosen, die sich zu zigtausenden auf die Seite der Revolution stellten, wurden herbeigerufen. So konnten die wichtigsten Schalthebel der Macht in Petrograd ohne großes Blutvergießen eingenommen werden. Und als am 7. November (nach der damaligen russischen Zeitrechnung der 25. Oktober) die Delegierten der Sowjets aus dem ganzen Land in Petrograd zu einem gesamtrussischen Kongress der Räte eintrafen, um die Geschicke des Landes in die eigene Hand zu nehmen, konnten sie am nächsten Tag den Arbeitern, Bauern und Soldaten ganz Russlands das Ungeheuerliche mitteilen: „Gestützt auf den Willen der überwältigenden Mehrheit der Arbeiter, Soldaten und Bauern ... nimmt der Kongress die Macht in seine Hände. Die provisorische Regierung ist gestürzt. ... Die ganze Macht geht allerorts an die Sowjets der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputierten über.“
Gleich danach beschlossen sie ihr erstes Dekret: Allen kriegführenden Völkern und ihren Regierungen wurde vorgeschlagen, sofort Verhandlungen über einen gerechten und demokratischen Frieden aufzunehmen. Eine Macht für den Frieden Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde von den Ereignissen in Russland über die ganze Welt. Sie stärkte den gegen Ausbeutung und Krieg kämpfenden Arbeitern den Rücken und gab den unterdrückten Völkern Hoffnung.
Zum ersten Mal seit den Sklavenhaltergesellschaften des Altertums wurden gesellschaftliche Verhältnisse nicht deshalb umgestürzt, um einer neuen besitzenden Klasse Platz zu machen, die wieder auf dem Rücken der arbeitenden Menschen ihren Besitz mehrte. Diesmal übernahmen diejenigen die Macht, die nichts besitzen, die durch eigene Arbeit die Lebensgrundlagen der Gesellschaft herstellen: Nahrung, Häuser, Maschinen, Stromnetze, Züge.
Die deshalb kein Interesse an Ausbeutung, Zerstörung und Kriegen haben, sondern zum eigenen Nutzen, zum Nutzen der überwiegenden Mehrheit eine neue Welt aufbauen wollen.
Das Schreckgespenst der HerrschendenDoch die Großgrundbesitzer und Kapitalisten dieser Welt und ihre Lakaien tobten und machten sich daran, das Rader Geschichte mit allen Mitteln wieder zurückzudrehen.
• neues Buch zum Thema:Wie steht es um das programmatische Erbe der Oktoberrevolution? Kann der Blick auf das Werk der Bolschewiki etwas anderes sein als nostalgische Verklärung einerseits oder Verdammung andererseits? Die Umstände, mit denen die Bolschewiki konfrontiert waren und für die sie eine Lösung suchten (und nicht immer fanden), herrschen heute – in deutlich anderer Form, im Kern unverändert – erneut. Nicht in erster Linie historische Ereignisgeschichte wird hier aufbereitet, sondern die Autoren präsentieren einen vielstimmigen Debattenbeitrag zur Frage: Wie aktuell ist die Oktoberrevolution? "100 Jahre Oktoberrevolution. Irrweg oder Ausweg?", Verlag Edition Berolina, Berlin 2017, 192 Seiten. ISBN: 3958410804 Zu beziehen u. a. im jW-Shop (für 9,99 Euro). |
Sie haben es nach sieben Jahrzehnten noch einmal geschafft. Doch immer noch sehen sich die Herrschenden gezwungen, einen ganzen Sack voll Desinformation aus Verschweigen, Halbwahrheiten und Lügen über die damaligen Ereignisse zu verbreiten – allen voran die deutschen Kapitalherren samt ihrer Historiker und Leitartikelschreiber. Sie wollen uns glauben machen, die russische Revolution sei grausam und blutig verlaufen.
Doch blutig und grausam wurde erst der Bürgerkrieg, den die russischen Gutsbesitzer und Kapitalisten dann begannen, um ihre Macht zurück zu erobern, unterstützt mit Geld, Waffen und Truppen durch die Großmächte. Die feinen Herrschaften schweigen darüber, was denn hier im Land die Alternative war, nachdem es ihren Vorfahren gelungen ist, die Revolution der Arbeiter und Soldaten im Deutschen Reich im November 1918 niederzuschlagen: Überall krochen die Faschisten hervor. Weitgehend ungehindert konnten diese sich organisieren, bis die Herren der Konzernzentralen in Hinterzimmern vereinbarten, sie an die Macht zu hieven.
Der nächste Krieg sollte möglichst nicht durch Revolutionen beendet werden.
Sie schreiben nichts davon, dass die Macht der Arbeiter und Bauern Voraussetzung war für den unendlich großen Anteil, den die Sowjetunion an unserer Befreiung von Krieg und Faschismus hatte, dem grausamsten Krieg, den es bisher je in der Geschichte gab. Die Völker der Sowjetunion wussten, was sie zu verteidigen hatten: tatsächlich ihr Land.
Und heute? Es gibt mehr Kriege denn je. Ganze Staaten zerfallen in Chaos, Elend und Krieg. Wieder kriechen die Faschisten hervor, schafft es eine AfD ungehindert in alle Parlamente. Ein demokratisches Recht nach dem anderen wird liquidiert. Die BRD wird aufgerüstet, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Der Ton der Diplomatie zwischen den Großmächten wird rauer.
Die Herrschaften wissen schon, warum sie alles tun, damit die Erkenntnisse der russischen Arbeiter und Bauern nicht wieder um sich greifen. Wir sollten es auch wissen – je eher, desto besser.