Der 02.09. dieses Jahres ist der "Tag der Heimat" und geht, wie
Wikipedia zu berichten weiß, zurück auf eine Revanchistenkundgebung vor dem Stuttgarter Schloss am 6. August 1950, bei der die "Charta der deutschen Heimatvertriebenen" verkündet wurde. Für gewöhnlich wird der "Tag der Heimat" am jeweils 2. Sonntag im September begangen.
"Heimatvertriebene", das sagt Wikipedia nicht, sind diejenigen, die nach der bedingungslosen Kapitulation der faschistischen deutschen Wehrmacht nach den Regelungen der Abkommen von Potsdam und Jalta umgesiedelt wurden, um in Zukunft weitere Aggressionen Deutschlands mit Hilfe seiner "Fünften Kolonnen" in Form von nationalen Minderheiten unmöglich zu machen.
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© by DHM |
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Hitler mit SdP-Chef Konrad Henlein |
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Die "Vertriebenen" stammten sowohl aus einstmals zum deutschen Reich gehörenden Gebieten wie dem ehemaligen Schlesien oder Ostpreussen, die nun an Polen bzw. die UdSSR abgegeben wurden, wie auch aus Gebieten, die historisch niemals zu Deutschland gehörten, z. B: dem "Sudetenland" in der Tschechoslowakei. Gerade die "Sudetendeutschen" als starke deutsche Minderheit in der Vorkriegs-CSR sorgten zu erheblichen Teilen für die Einverleibung der tschechischen Gebiete in das faschistische Deutschland - schon früh scharten sich bedeutende Mehrheiten der "Sudetendeutschen" um Hitlers Stellvertreter Konrad Henlein, den Führer der "Sudetendeutschen Partei", einer NSDAP-Ablegertruppe. Die SdP erhielt bereits 1935 die absolute Mehrheit unter den deutschen Abgeordneten im tschechischen Parlament; die "Sudetendeutschen" erwiesen sich als besonders fanatische Anhänger des deutschen Faschismus. Die Terrororganisationen der NSDAP und SdP provozierte Aufstände, übte sich in politischen Morden und schaffte das Klima für die folgende Aggression des deutschen Faschismus noch vor Beginn des zweiten Weltkrieges - Henlein wurde nach dem "Anschluß" des "Sudetengebietes" an das "Großdeutsche Reich" mit dem Posten eines NSDAP-Gauleiters belohnt.
Nun, 1945 hatte der Spuk ein Ende. Mit der totalen militärischen Niederlage der braunen Armeen brach auch das Konstrukt des "Großdeutschen Reiches" in sich zusammen; der barbarischste Vernichtungsfeldzug der Weltgeschichte fand sein einzig mögliches Ende: in der durch internationale Abkommen verankerten Unmöglichmachung weiterer Aggressionen durch Deutschland. Die Konstruktion der UNO und insb. des Weltsicherheitsrates mit den Siegermächten als ständigen Vertretern, die Aufteilung Deutschlands in zunächst vier Besatzungszonen, die Landregelungen zwischen Polen, der Tschechoslowakei, der Sowjetunion und Deutschlands und mit der Umsiedlung der deutschen Bevölkerung aus jetzt polnischen, russischen und tschechischen Territorien; das sind die Resultate des gescheiterten deutschen Griffs nach der Weltherrschaft. Mit Verlaub: es hätte sie härter treffen können; nach all dem, was angerichtet war...
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© by wprost |
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Titelbild der polnischen Zeitung "Wprost": BdV-Chefin Steinbach und Kanzler Schröder |
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Prompt nach Ausrufung der Bundesrepublik Deutschlands, nach offener Etablierung des Antikommunismus als Auftrag des neuen Systems in den drei westlichen Besatzungszonen, rührten sich die "Vertriebenen". Im Klima der Restauration der Adenauer-Epoche, der unverhohlenen Wutausbrüche gegen das Land, das die meisten Opfer der deutschen Aggression zu tragen hatte, der Sowjetunion, konstituierte sich der "Bund der Vertriebenen" (BdV) als Zusammenschluß des kriegerisch auftretenden "Bundes vertriebener Deutscher (BvD)", der sich als Kampforganisation zur Zurückeroberung der verlustig gegangenen Gebiete verstand, und der "Vereinigung der Landsmannschaften" (VdL). Am 2. September 1950 wurde die "Charta" der "Vertriebenen" verabschiedet; dieser Tag ist uns als bundesdeutscher Feiertag geblieben...
Der BdV mit Vorsitzender Erika Steinbach (CDU) wird aus Bundesmitteln finanziert (geregelt ist dies im extra dafür zurechtgeschnittenen BVFG -
Bundesvertriebenengesetz) und besteht aus 21 "Landsmannschaften" (nach der "Herkunftsgebieten" der Mitglieder) und 16 "Landesverbänden" (nach den Bundesländern). Mit seiner Lesart von "Volksgruppen", "Heimatrechten" und "Kampf gegen Vertreibungen" bestimmt der BdV maßgeblich auch die neuesten Versuche der BRD, Europa zu atomisieren, um es besser auszusaugen und beherrschen zu können. Solcherlei Engagement für ureigenste deutsche Ziele bleibt natürlich nicht ungewürdigt: Dieses Jahr wird Bundespräsident Horst Köhler die Rede zur BdV-Veranstaltung am 2. September halten dürfen.
Und zu diesem Ehrentage der Vertriebenen des Weltkrieges hat sich die Große Koalition noch etwas ganz Besonderes einfallen lassen:
In einem neuen "Flaggenerlass" schreibt die Bundesregierung vor, dass alle höchsten Dienststellen" zum 02.09.2006 volle Beflaggung aufzuziehen haben - für gewöhnlich ist der "Tag der Heimat"
kein gesetzlich geregelter Beflaggungstag; es muss also besondere Gründe haben, dass dies nun geändert wird. Nach der
Skandalrede des Bundesbeamten Hermann Schäfer vor Überlebenden des KZ Buchenwald am 25.08. in Weimar, der zur Eröffnung einer KZ-Buchenwald-Gedenkveranstaltung ausschließlich vom "Leid deutscher Vertriebener" sprach und seine Rede nach Tumulten abbrechen musste, ging nun zum 02.09. die Anweisung auch an mehrere NS-Gedenkstätten, unter ihnen die KZ-Gedenkstätte in Buchenwald und die Stiftung für das Holocaust-Mahnmal in Berlin, zum "Tag der Heimat" Beflaggung aufzuziehen. Nach ersten Verlautbarungen sehen sich die Verantwortlichen der Gedenkeinrichtungen dazu nicht gewillt.