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Liebe Kolleginnen und Kollegen,am vergangenen Donnerstag marschierten rund 50 Neonazis bei einer Kundgebung des Sozialbündnisses in Erfurt auf und griffen u. a. den Kollegen Angelo Lucifero tätlich an. Dieser wehrte sich mit einer Schreckschusspistole, worauf es zu skandalösen Verlautbarungen der CDU und in der Presse kam und sich Teile der Gewerkschaften von Angelo distanzierten. Spontan haben sich darauf hin die "GewerkschafterInnen gegen Rechts" gebildet. Wir protestieren gegen die Gleichsetzung von rechtsextremen Angriffen und Selbstverteidigung sowie gegen Distanzierungen aus dem Kreise der Gewerkschaften und unterstützen unseren Kollegen Angelo Lucifero. Als erste Sofortaktion haben wir eine Briefkampagne an unsere Gewerkschaftsorganisation gestartet und möchten euch bitten, den Offenen Brief zu unterzeichnen. Dieser Brief soll am Sonntag um 13 Uhr mit allen bis dahin eingegangenen Unterschriften an die Gewerkschaften und die Presse versendet werden. Wenn ihr aufgeführt werden möchtet, antwortet mit Angabe eurer Gewerkschaft an folgende Adresse:
g-g-r@web.de Wenn ihr den Brief danach unterstützen oder einen individuellen Brief verfassen möchtet, schickt ihn bitte direkt an die folgenden Adressen (cc an gewerkschafterinnengegenrechts@ goodmails.de) Thomas Voss, Landesbezirksleiter ver.di Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen (
thomas.voss@ verdi.de) Steffen Lemme, Landesvorsitzender DGB Thüringen (
steffen.lemme@ dgb.de) Stefan Körzell, Landesbezirksvorsitzender DGB Bezirk Hessen-Thüringen (
stefan.koerzell@ dgb.de)."
Solidarische Grüße, GewerkschafterInnen gegen Rechts
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Offener Brief von GewerkschafterInnen gegen RechtsLieber Kollege Voss,
lieber Kollege Lemme,
lieber Kollege Körzell, bestürzt haben wir erfahren müssen, dass unser Kollege Angelo Lucifero am 15.3. zum wiederholten Male in der Öffentlichkeit von Neonazis angegriffen wurde und sich diesmal mit einer Schreckschusswaffe zur Wehr setzen musste. Wir erwarten von der Gewerkschaft ver.di und vom DGB, dass er unserem Kollegen Lucifero jede mögliche Unterstützung zukommen lässt, sich vorbehaltlos hinter ihn als engagierten Gewerkschafter stellt und öffentlichen Schmähungen durch CDU und andere entschieden entgegen tritt. Tätliche Angriffe und Bedrohungen rechtsextremer Schlägertrupps gehören für MigrantInnen und AntifaschistInnen in Thüringen zum Alltag -- während die Polizei oft genug wegsieht. In dieser Situation möchten wir nachdrücklich darauf hinweisen, dass nicht Angelo Luciferos Notwehrhandlung, sondern die Zustände, die dazu geführt haben ins Zentrum der Auseinandersetzung gehören. Dazu zählt auch, dass es einer größeren Gruppe Nazis am Donnerstag den 15.03.07 in Erfurt gelungen ist, an einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus "teilzunehmen" und Kundgebungsteilnehmer anzugreifen, ohne dass die Polizei einschritt oder die Organisatoren der Kundgebung dazu in der Lage gewesen wären. Überraschend kann dies nicht gewesen sein, versuchten doch nazistische Organisationen schon mehrfach, Kundgebungen der sozialen Initiativen auch in Erfurt zu besetzen und ihre TeilnehmerInnen einzuschüchtern. Zu diesen Zuständen gehört nicht zuletzt, dass beim letzten öffentlichen Auftreten von "Freien Kameradschaften" und NPD Thüringen am 9. Februar in der Erfurter Bahnhofstraße Polizei und Neonazis gemeinsam gegen AntifaschistInnen vorgegangen sind und die anwesenden Beamten nicht eingriffen haben, als Angelo Lucifero von Neonazis niedergeschlagen wurde. Viele von uns kennen Situationen wie diese aus eigener Erfahrung und möchten unmissverständlich festhalten: Das Thüringer Gewaltproblem heißt stillschweigend geduldeter Naziterror und nicht Selbsthilfe der Betroffenen. Wir wenden uns als engagierte Gewerkschaftsmitglieder an unsere Organisation und erwarten, dass Angelo Lucifero die volle Unterstützung erhält, insbesondere auch gegenüber der CDU Landtagsfraktion, die sich nicht gegen die rechtsextremen Angreifer, sondern gegen den Angegriffenen stellt und in Selbstverteidigung ein "zweifelhaftes Demokratieverständnis" sieht. Einige der 135 Todesopfern rechter Gewalt in Deutschland 1990 - 2005 würden vermutlich noch leben, hätten sie sich verteidigen können. Statt Passivität gegenüber rechtsextremen Gewalttätern zu verlangen, muss die Thüringer Regierungspartei endlich deren potentielle Opfer wirksam schützen.
GewerkschafterInnen gegen Rechts, Stand 17.03., 20.00 Uhr:
Unterzeichner siehe:
http://ggr.blogsport.de