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„Der Begriff Avantgarde stammt ursprünglich aus dem Sprachschatz des französischen Militärs und bezeichnet die Vorhut, also denjenigen Truppenteil, welcher als erster vorrückt und somit zuerst in Feindberührung tritt. Im übertragenen Sinn werden unter „Avantgarde“ politische und künstlerische Bewegungen zumeist des 20. Jahrhunderts verstanden, die eine starke Orientierung an der Idee des Fortschritts gemeinsam haben und sich durch besondere Radikalität auszeichnen. Im weitesten Sinn wird mit dem Begriff Avantgarde dem Bezeichneten eine ‘Vorreiterrolle’ zugewiesen. Unter Avantgardisten versteht man Menschen, die ausgetretene Wege verlassen und neue, wegweisende Entwicklungen anstoßen. Im Gegensatz zum Trendsetter, der nur kurzfristige neue Moden anstößt, sind die Veränderungen, die von der Avantgarde ausgehen, von grundsätzlicherer und längerfristiger Wirkung.“ (Wikipedia)

1. Unstrittig ist unter denjenigen, die sich auf Marx, Engels und Lenin berufen, dass „die sozialistische Gesellschaftsordnung die Erringung der politischen Macht durch die Arbeiterklasse im Bündnis mit den anderen Werktätigen voraussetzt“. Dies erfordert die Formierung der Arbeiterklasse von einer Klasse an sich zu einer Klasse für sich.
Es erfordert aber auch, dass die Arbeiterklasse in den Prozessen, die zur revolutionären Umgestaltung führen, die Hegemonie erringt, sie in der Phase der revolutionären Umgestaltung und beim Aufbau des Sozialismus behält. Sie muss als Klasse im Verhältnis zu anderen Klassen und Schichten eine Avantgarderolle erringen und behalten.

2 Stimmt die These, dass die Welt erkennbar ist und dass der Marxismus-Leninismus als wissenschaftliche Weltanschauung das Werkzeug zum Erkennen der Welt ist, dann kann die Arbeiterklasse die Avantgarderolle nur erringen, wenn sie diese wissenschaftliche Weltanschauung richtig nutzt, d.h. eine möglichst richtige Analyse vornimmt, als Grundlage einer möglichst richtigen Strategie und Taktik, eines möglichst richtigen Programms. Nutzt sie die wissenschaftliche Weltanschauung nicht richtig oder herrschen in ihr andere Weltanschauungen vor, wird sie nicht in der Lage sein, eine richtige Analyse, Strategie und Taktik, ein richtiges Programm zu entwickeln und damit die Hegemonie (Avantgarderolle) verlieren.

3 Die politische Kraft, die an sich selbst den Anspruch stellt, auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus zu wirken und die wissenschaftliche Weltanschauung in die Arbeiterklasse tragen zu wollen, ist die kommunistische Partei. Um dies zu können, braucht sie eine tiefe Verwurzelung und Verankerung in der Arbeiterklasse, sie braucht ein hohes theoretisches Niveau, eine entwickelte Streitkultur. Sie braucht den Anspruch an sich selbst, in Analyse, Strategie- und Taktikentwicklung, im Programm möglichst nahe an der Realität, der historischen Wahrheit zu sein. Setzt sie diesen Anspruch um, wird sie in der Arbeiterklasse hegemoniefähig, wird sie zur Avantgarde in der Klasse. Gibt sie diesen Anspruch an sich selbst auf, hört sie auf Dauer auf, kommunistische Partei zu sein.

4 Eine der zentralen „inneren“ Voraussetzungen für die Konterrevolutionen in den ehemaligen sozialistischen Ländern war, dass die kommunistischen Parteien ihre Avantgarderolle verloren.
Ein ursächliches und theoretisch noch nicht vollständig gelöstes Problem war, dass die kommunistischen Parteien in wesentlichen Phasen gezwungen waren (oder sich gezwungen fühlten), mit ihren Kadern nicht nur die Partei, sondern auch die Apparate des Staates und der Ökonomie zu stellen. Dies erschwert der Partei, Avantgarde zu bleiben oder macht es sogar unmöglich.

[file-periodicals#42]5 Eine Avantgarderolle zu haben, ist keinesfalls gleichbedeutend mit der Verkündung, sie zu haben oder gar damit von anderen Kräften zu verlangen, diese per se anzuerkennen. Entweder man hat sie in der Tat oder man hat sie nicht. Die Verkündung, sie zu haben oder der Anspruch an andere, dass sie diese anzuerkennen haben, dürfte oft ein erster Schritt sein, sie zu verlieren. „Avantgarde sein heißt nicht, Führungsansprüche stellen.
Wohl aber heißt es, an den gefährdetsten Punkten des Klassenkampfs zu stehen. Gefährdet, weil die Avantgarde vor der Masse als kleine Minderheit schon den Kampf aufnehmen muss und darum die meisten Opfer zu bringen hat; gefährdet, weil die Avantgarde Kampfmöglichkeiten erproben muss, die sich vielleicht als unrealistisch erweisen, und dafür den Preis zu zahlen hat; gefährdet, weil die Avantgarde immer wieder in die Lage gerät, sich zu isolieren und im Stich gelassen zu werden. Die Avantgarde-Position ist kein Privileg, sondern eine Anstrengung, oft genug ein Opfergang.“ (Hans Heinz Holz: Kommunisten heute, S. 71)

6 Die DKP ist heute genauso wenig die Avantgarde der Arbeiterklasse, wie die Arbeiterklasse derzeit hegemoniefähig ist, sie ist noch weit davon entfernt, eine Klasse „für sich“ zu sein. Die DKP verfügt auch nicht über eine tiefe Verankerung und Verwurzelung in der Arbeiterklasse.

7 Aus dieser Not nun aber die Tugend zu machen und zu formulieren, dass „die Aufgabe der DKP weniger darin liegt, „radikalere und weitergehende Forderungen“ als die anderen Teile der gesellschaftlichen und politischen Linken zu stellen, sondern in der Erarbeitung politischer Strategien zur Entwicklung von Widerstand und der Durchsetzung progressiver Reformen, sowie der Förderung der dafür notwendigen Kämpfe“, beschneidet die kommunistische Partei in ihrem Wesen.

8 Kommunistische Partei in nicht-revolutionären Zeiten heißt, jeden Widerspruch, den Menschen erleben, erleiden, spüren, aufzugreifen. Mit diesen Menschen Bewegungen und Kämpfe zu entwickeln. In diesen Kämpfen Verlässlichkeit, Kontinuität, Analyse- und Strategiefähigkeit zu entwickeln. Es heißt „radikalere und weitergehende“ Analysen und Forderungen, die Eigentumsfrage - und wie sie verändert werden kann und muss - hineinzutragen. Es heißt, bereit zu sein Avantgarde zu sein (und werden zu wollen), im Kleinen wie im Großen.

 
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