Neonazis haben ein gespaltenes Verhältnis zur deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Die Blutsbrüder mögen die deutschen Spieler Özil, Khedira, Cacau, Podolski, Klose, Marin und weitere nicht, da sie aus Sicht der Völkischen nicht deutsch genug sind. Daher tat sich NPD-Pressesprecher Klaus Beier gegenüber dem Politmagazin Panorama sehr schwer mit einer einfachen Frage: Freuen Sie sich, wenn Özil ein Tor für Deutschland schießt?
Dennoch sind viele Neonazis ganz offenbar weiter für Deutschland. So auch die NPD in Hamburg, die nach dem Viertelfinalspiel Deutschland gegen Argentinien betonte, die Partei steht zur BRD-Mannschaft! Allerdings mit völkischen Beschränkungen, denn die Mannschaft dürfte ruhig ein wenig nationaler sein. Deswegen meldet sich die NPD-Hamburg aber nicht zu Wort, sie will von einer Heldentat auf der Hamburger Reeperbahn nach dem 4:0-Triumph berichten. Denn dort seien offensichtlich linksradikale Bewohner eines Hauses aufgefallen. Diese provozierten, so die NPD weiter, die feiernden Fußballanhänger mit einem Transparent Deutschland verrecke an der Hausfront. Und das geht natürlich nicht, alle haben mitzufeiern! Und so schreibt die NPD weiter:
Gegen diese antideutsche Hetze formierte sich sofort ein spontaner Protest mit etwa 100 Teilnehmern. Deutschland-Rufe und die 3. Strophe des Deutschlandliedes hallten durch die Friedrichstraße zwischen Hans-Albers-Platz und Davidstraße. Die Linksextremisten beantworteten den friedlichen Protest der Fußballanhänger mit Flaschenwürfen aus dem Fenster. Das ließen sich die Protestierer nicht gefallen und beendeten den Angriff mit zielgerichteten Flaschenwürfen in das Fenster der Provokateure. Blut am Fensterrahmen deutete auf einen Wirkungstreffer hin. Und nur mit Mühe konnte die Polizei verhindern, daß aufgebrachte Patrioten die Angreifer aus dem zweiten Obergeschoß unmittelbar in ihrer Wohnung festnahmen. Jedoch verfehlte der patriotische Protest sein Ziel nicht: Das antideutsche Hetztransparent wurde von den offensichtlich verunsicherten Bewohnern eingeholt. Der Empörung der Fußballanhänger war damit jedoch nicht Einhalt geboten. Aber da in der Hamburger Polizei wenig Verständnis für patriotischen Protest herrscht, wurde letztendlich mit 2 Zügen der 5. Hundertschaft die Straße vor dem Haus von Fußballanhängern geräumt. Neben ausländischen jungen Männern, die kein Interesse am Verrecken ihres Wirtslandes zeigten, beteiligte sich auch der Hamburger NPD-Landesverband in den Farben des Lützowschen Freikorps auf Funktionsträger-Ebene am Protest gegen antideutsche Hetze. |
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Für die NPD offenbar ein Tag nach ihrer Vorstellung: Im deutschen Mob ein Haus angreifen, an dem ein Transparent hängt, welches einem nicht passt; Flaschenwürfe mit blutigen Wirkungstreffern und dann kann man auch noch Migranten als Parasiten (Wirtsland) bezeichnen. Im Überschwang ist hier möglicherweise schon die Grenze zur Volksverhetzung überschritten worden.
Ellenlanges VorstrafenregisterWäre auch nicht das erste Mal, dass NPD-Funktionäre in Hamburg mit dem Gesetz in Konflikt gerieten. Zwei Tage nach dem Viertelfinalspiel führte der Landesverband der Neonazi-Partei, der seit dem Tod der Gallionsfigur Jürgen Rieger öffentlich kaum noch in Erscheinung tritt, seinen Landesparteitag durch. Nach Angaben des Hamburger Bündnisses gegen Rechts nutzten die braunen Kameraden dafür das Vereinshaus eines Kleingartenvereins im Stadtteil Bramfeld. Aus diesem Stadtteil rekrutiere sich auch ein guter Teil der Kader der NPD-Hamburger, der fest in der Hand einer Truppe sei, die sich früher mal Bramfelder Sturm nannte, so das Bündnis.
Angemeldet war der Parteitag in der Kleingartensiedlung als Sommefest sonst hätte man wohl keine Genehmigung bekommen. Anmelder war demnach Willi Wegner, der nach Angaben des Bündnisses am 13. Dezember 2009 am selben Ort eine private Weihnachtsfeier veranstaltet hatte. Weiter erklärte Felix Krebs für das Bündnis:
Hätten die Gartenfreunde das ellenlange Vorstrafenregister des ehemaligen Offiziers der Feldjäger Wegner gekannt, dann wäre ein Vertrag erst recht nicht zustande gekommen. Angefangen bei einer Wehrsportgruppe Neumann wurde Wegner 1976 wegen Schmieraktionen, dem Überfall auf einen linken Buchladen und dem Raub von mehreren Maschinenpistolen zu 39 Monaten Haft verurteilt. 1982 folgte die Verurteilung wegen Beihilfe am Fememord an seinem ehemaligen Nazikameraden Johannes Bürger. Zündel-Willi, so sein Spitzname in Nazikreisen, musste 1986 erneut hinter Gitter wegen Widerstand, Aufstachelung zum Rassenhass und anderen Propagandadelikten, im gleichen Jahr war er Spitzenkandidat der inzwischen verbotenen FAP in Hamburg. 1990 folgte die letzte bekannte Verurteilung wegen Sprengung einer Antifaveranstaltung. Wegner ist einer der personifizierten Beweise für die Integration brutaler Gewalttäter in die Hamburger Naziszene. |
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