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•NEUER BEITRAG17.08.2025, 14:13 Uhr
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Es braucht andere Ansätze
Als Corbyn noch Vorsitzender von Labour war, mag er eine bessere Politik als seine Vorgänger betrieben haben, aber die Partei konnte ihre Macht nie über Westminster hinaus tragen und verfestigen. Ihr Versäumnis, stärker verwurzelte Strukturen zu schaffen, und ihre Angst vor potenziell konfliktreicher Politik bei Fragen von großer Reichweite – beispielsweise in der hitzigen Brexit-Diskussion – führten dazu, dass sie ständig von Medienangriffen aus der Bahn geworfen wurde und lediglich versuchte, sich diesen anzupassen. Während das britische Parlament in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr von Fachleuten dominiert wurde, verkümmerten die lokalen Strukturen der Arbeiterbewegung. Auch dem »Corbynismus« von 2015 bis 2020 gelang es nicht, dieses Ungleichgewicht zu verändern. Nun mag eingewandt werden, dass Corbyn an der Spitze einer ihm größtenteils feindlich gesinnten Labour-Parteimaschinerie stand – doch dies hätte vielmehr ein Aufruf zum Umdenken sein müssen als nur ein Alibi.
Viele Zweifel an der neuen Partei beziehen sich auf ihre noch undurchsichtigen Prozesse: Wer entscheidet, wie es weitergeht? Sicherlich soll keine Labour-ähnliche Struktur geschaffen werden, die von bürokratischen Manövrierern mit glattgebügelter Polit-Rhetorik dominiert ist. Doch nicht alles aus der Geschichte der Labour-Partei sollte über Bord geworfen werden: Ihre Wurzeln in den Gewerkschaften, so verkümmert sie heute auch sein mögen, sorgen für eine verbleibende aktivistische Basis, die für ein breites Spektrum der Arbeiterklasse steht, nicht nur für den linken Flügel. Labour hat viele dieser Verbindungen zu Pflegepersonal oder Ex-Bergarbeitern in ihren Gemeinden auf dem Land verloren. Eine Partei mit einem progressiven Image wie die Grünen dürfte diese Verbindungen kaum wiederherstellen können. Doch genau diese Massenbasis ist das, was eine Partei, die sich an der gesellschaftlichen Mehrheit orientieren will, unbedingt braucht.
Können derartige Verbindungen neu geschaffen werden, oder besser, in einer Weise, die besser zu diesem Jahrhundert passt als zum letzten? Ein Ansatz besteht darin, Institutionen wie Vereine oder Beratungszentren aufzubauen, die nicht auf eng gefasste Wählerinteressen oder wahlpolitische Kampagnen ausgerichtet sind. Der Gedanke dahinter: Wer kollektiven Wandel will, wird es sicherlich schwer haben, seine Ideen in einer atomisierten Gesellschaft allein mit den »richtigen« Botschaften im Fernsehen oder auf Social Media zu »verkaufen«. Die neue Partei sollte darüber hinaus in Erwägung ziehen, ihre öffentlich sichtbaren Gesichter zu diversifizieren, auch in Bezug auf Klassen- und Bildungshintergrund. Sie könnte sich als eine Partei präsentieren, die ausnahmsweise nicht von Politikwissenschaftlern, NGO-Mitarbeiterinnen oder Selbstdarstellern geführt wird, sondern auch von Leuten mit Stimmen, die derzeit in der Politik kaum zu vernehmen sind.
Labour auf dem absteigenden Ast
Aktuelle Umfragen deuten darauf hin, dass die rechte Partei Reform UK trotz ihrer chaotischen internen Zustände eine reale Chance hat, die nächsten Parlamentswahlen zu gewinnen. Ihr Vorsitzender Nigel Farage verfügt über eine charismatische Autorität, die ihn zum Sprachrohr macht, der Missstände anspricht. Corbyn, Sultana oder andere linke Persönlichkeiten wären in dieser Form dazu nicht in der Lage – und das nicht nur aufgrund ihrer eigenen Unzulänglichkeiten. Denn sozialistischer Wandel bedeutet vielmehr eine grundlegende Veränderung der Machtverhältnisse in der Gesellschaft: Er beruht auf der Mobilisierung der Menschen durch moralische Empörung, aber auch auf der entschlossenen Verteidigung ihrer eigenen Interessen. Linke Parteien brauchen einen aktivistischen Kern. Dieser mag heute eher bei den besser gebildeten sowie von sozialem Abstieg bedrohten Menschen zu finden sein, aber das allein kann nicht ausreichen.
Angesichts einer Labour Party unter einem einfältigen imperialen Bürokraten wie Starmer bietet sich für eine linke Partei die Chance, in kürzester Zeit zehn oder gar 15 Prozent der Wählerschaft hinter sich zu versammeln. Dies würde insbesondere Labour Stimmen kosten – und Starmer dürfte sich nicht beschweren. Verzweifelte Versuche, vor Farage zu warnen und eine Einheitsfront zu beschwören, sind ebenso zynische Manöver wie die verspätete »Anerkennung« Palästinas. Noch vor zwei Jahren hatte Starmer seinen parteiinternen Kritikern gesagt: »Wenn euch unsere Veränderungen nicht gefallen, könnt ihr gehen.« Viele tun dies nun.
Die Labour Party wird nicht ewig bestehen, und Starmer bringt sie stetig näher an die früheren Erfahrungen sozialdemokratischer Parteien in Frankreich oder Italien heran. Ungewiss bleibt, ob eine neue Partei auf den Trümmern von Labour etwas Stärkeres aufbauen kann.
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Es braucht andere Ansätze
Als Corbyn noch Vorsitzender von Labour war, mag er eine bessere Politik als seine Vorgänger betrieben haben, aber die Partei konnte ihre Macht nie über Westminster hinaus tragen und verfestigen. Ihr Versäumnis, stärker verwurzelte Strukturen zu schaffen, und ihre Angst vor potenziell konfliktreicher Politik bei Fragen von großer Reichweite – beispielsweise in der hitzigen Brexit-Diskussion – führten dazu, dass sie ständig von Medienangriffen aus der Bahn geworfen wurde und lediglich versuchte, sich diesen anzupassen. Während das britische Parlament in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr von Fachleuten dominiert wurde, verkümmerten die lokalen Strukturen der Arbeiterbewegung. Auch dem »Corbynismus« von 2015 bis 2020 gelang es nicht, dieses Ungleichgewicht zu verändern. Nun mag eingewandt werden, dass Corbyn an der Spitze einer ihm größtenteils feindlich gesinnten Labour-Parteimaschinerie stand – doch dies hätte vielmehr ein Aufruf zum Umdenken sein müssen als nur ein Alibi.
Viele Zweifel an der neuen Partei beziehen sich auf ihre noch undurchsichtigen Prozesse: Wer entscheidet, wie es weitergeht? Sicherlich soll keine Labour-ähnliche Struktur geschaffen werden, die von bürokratischen Manövrierern mit glattgebügelter Polit-Rhetorik dominiert ist. Doch nicht alles aus der Geschichte der Labour-Partei sollte über Bord geworfen werden: Ihre Wurzeln in den Gewerkschaften, so verkümmert sie heute auch sein mögen, sorgen für eine verbleibende aktivistische Basis, die für ein breites Spektrum der Arbeiterklasse steht, nicht nur für den linken Flügel. Labour hat viele dieser Verbindungen zu Pflegepersonal oder Ex-Bergarbeitern in ihren Gemeinden auf dem Land verloren. Eine Partei mit einem progressiven Image wie die Grünen dürfte diese Verbindungen kaum wiederherstellen können. Doch genau diese Massenbasis ist das, was eine Partei, die sich an der gesellschaftlichen Mehrheit orientieren will, unbedingt braucht.
Können derartige Verbindungen neu geschaffen werden, oder besser, in einer Weise, die besser zu diesem Jahrhundert passt als zum letzten? Ein Ansatz besteht darin, Institutionen wie Vereine oder Beratungszentren aufzubauen, die nicht auf eng gefasste Wählerinteressen oder wahlpolitische Kampagnen ausgerichtet sind. Der Gedanke dahinter: Wer kollektiven Wandel will, wird es sicherlich schwer haben, seine Ideen in einer atomisierten Gesellschaft allein mit den »richtigen« Botschaften im Fernsehen oder auf Social Media zu »verkaufen«. Die neue Partei sollte darüber hinaus in Erwägung ziehen, ihre öffentlich sichtbaren Gesichter zu diversifizieren, auch in Bezug auf Klassen- und Bildungshintergrund. Sie könnte sich als eine Partei präsentieren, die ausnahmsweise nicht von Politikwissenschaftlern, NGO-Mitarbeiterinnen oder Selbstdarstellern geführt wird, sondern auch von Leuten mit Stimmen, die derzeit in der Politik kaum zu vernehmen sind.
Labour auf dem absteigenden Ast
Aktuelle Umfragen deuten darauf hin, dass die rechte Partei Reform UK trotz ihrer chaotischen internen Zustände eine reale Chance hat, die nächsten Parlamentswahlen zu gewinnen. Ihr Vorsitzender Nigel Farage verfügt über eine charismatische Autorität, die ihn zum Sprachrohr macht, der Missstände anspricht. Corbyn, Sultana oder andere linke Persönlichkeiten wären in dieser Form dazu nicht in der Lage – und das nicht nur aufgrund ihrer eigenen Unzulänglichkeiten. Denn sozialistischer Wandel bedeutet vielmehr eine grundlegende Veränderung der Machtverhältnisse in der Gesellschaft: Er beruht auf der Mobilisierung der Menschen durch moralische Empörung, aber auch auf der entschlossenen Verteidigung ihrer eigenen Interessen. Linke Parteien brauchen einen aktivistischen Kern. Dieser mag heute eher bei den besser gebildeten sowie von sozialem Abstieg bedrohten Menschen zu finden sein, aber das allein kann nicht ausreichen.
Angesichts einer Labour Party unter einem einfältigen imperialen Bürokraten wie Starmer bietet sich für eine linke Partei die Chance, in kürzester Zeit zehn oder gar 15 Prozent der Wählerschaft hinter sich zu versammeln. Dies würde insbesondere Labour Stimmen kosten – und Starmer dürfte sich nicht beschweren. Verzweifelte Versuche, vor Farage zu warnen und eine Einheitsfront zu beschwören, sind ebenso zynische Manöver wie die verspätete »Anerkennung« Palästinas. Noch vor zwei Jahren hatte Starmer seinen parteiinternen Kritikern gesagt: »Wenn euch unsere Veränderungen nicht gefallen, könnt ihr gehen.« Viele tun dies nun.
Die Labour Party wird nicht ewig bestehen, und Starmer bringt sie stetig näher an die früheren Erfahrungen sozialdemokratischer Parteien in Frankreich oder Italien heran. Ungewiss bleibt, ob eine neue Partei auf den Trümmern von Labour etwas Stärkeres aufbauen kann.
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