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•NEUES THEMA24.10.2019, 16:37 Uhr
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• Kriegführung mit Künstlicher Intelligenz
Ein neues Positionspapier aus dem Amt für Heeresentwicklung der Bundeswehr in Köln skizziert die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) in künftigen Kriegen. Das "Potenzial" der KI für die deutschen Streitkräfte sei "enorm", urteilt der ehemalige Leiter der Einrichtung, Generalmajor Reinhard Wolski. Experten zufolge wird KI nicht nur für die Optimierung der Aufklärung genutzt werden, sondern auch zum Betreiben von "Chatbots" zur militärischen Propaganda und zur Steuerung autonomer Waffensysteme. Die Relevanz autonomer Waffen sei bereits "mittelfristig ... durchaus mit ABC-Massenvernichtungswaffen vergleichbar", urteilt ein Spezialist des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse und Informationssysteme (IAIS), das in puncto KI mit der Bundeswehr kooperiert. Wie das neue Bundeswehr-Papier belegt, wird KI-gesteuerte Kriegführung ein so hohes Tempo gewinnen, dass menschliche Entscheidung über den Einsatz von Waffen zunehmend auf KI-Entscheidungshilfen angewiesen sein wird. Der Übergang zum reinen Maschinenkrieg, der sich humaner Kontrolle gänzlich entzieht, ist fließend.
"Enormes Potenzial"
Das Positionspapier "Künstliche Intelligenz in den Landstreitkräften", das die Bundeswehr kürzlich veröffentlicht hat, ist in einem bereits 2018 gestarteten Prozess entwickelt worden. Federführend war dabei das Amt für Heeresentwicklung mit Sitz in Köln. Auf insgesamt fünf Veranstaltungen hat die Einrichtung unter dem Motto "Technology meets Capabilities 2.0" die denkbaren Varianten einer Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) durch die deutschen Streitkräfte untersucht. Dabei ist sie vom Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse und Informationssysteme (IAIS) systematisch unterstützt worden, das bereits seit vielen Jahren im Auftrag der Bundeswehr tätig ist.[1] Bereits im vergangenen Jahr ließ sich der damalige Leiter des Heeresentwicklungsamts, Reinhard Wolski, mit der auf die Bundeswehr gemünzten Aussage zitieren: "Das Potenzial der Künstlichen Intelligenz ist enorm".[2] In einer seiner letzten Amtshandlungen hat Generalmajor Wolski, der im September in den Ruhestand ging, ein kurzes Geleitwort für das im August fertiggestellte Heeres-Positionspapier verfasst. Der Publikation sollen weitere mit ähnlicher Schwerpunktsetzung folgen.
"Mit Massenvernichtungswaffen vergleichbar"
Grundsätzlich zu den Optionen geäußert, KI für die Kriegführung zu nutzen, hat sich im November 2018 Uwe Beyer, der als Abteilungsleiter am IAIS tätig ist. Als denkbare Beispiele nannte Beyer neben "intelligenter Massenauswertung von Daten in der Aufklärung" und "leistungsstarken Entscheidungsunterstützungssystemen" auch "Chatbots" für militärische Propaganda ("Operative Kommunikation") sowie "autonome Waffen".[3] Den Einsatz sogenannter Letaler Autonomer Waffensysteme (Lethal Autonomous Weapons Systems, LAWS), die gänzlich ohne menschliches Zutun nur auf der Grundlage KI-gesteuerter Informationsauswertung die Entscheidung zum Angriff treffen, lehnt Beyer ab, erklärt allerdings auch, die Konstruktion derartiger Maschinen sei zur Zeit noch nicht möglich. Den Einsatz "autonomer Waffen", deren Operationen von einem Menschen zumindest formal freigegeben werden, befürwortet der IAIS-Experte jedoch. Zugleich räumt er ein, es sei bei KI-Waffen "möglicherweise schwieriger, unerwünschte Effekte auszuschließen"; bereits "mittelfristig" sei ihre "Relevanz durchaus mit ABC-Massenvernichtungswaffen vergleichbar". Auch könne die militärische Nutzung von KI "das Tempo in der Rüstung erheblich beschleunigen": "Auf neue Fähigkeiten des Gegners müsste innerhalb von Monaten reagiert werden, was deutlich agilere Rüstungsprozesse erfordern würde." Das reduziert die Kontrollierbarkeit.
Counter-UAS-Schwärme
Das Positionspapier "Künstliche Intelligenz in den Landstreitkräften" schildert Einsatzszenarien und einige Spezifika KI-gesteuerter Waffensysteme. Dabei geht es insbesondere um taktisch verwendbare Klein- und Minidrohnen (Tactical Unmanned Aerial Systems, TaUAS), deren Größe von "kleiner als ein Tennisball" bis zu einer "Spannweite von über einem Meter" reicht.[4] Die TaUAS werden in Schwärmen zu Tausenden gleichzeitig eingesetzt und dienen unterschiedlichen Aufgaben - von der Aufklärung über die Steuerung anderer eigener Waffen sowie eine gezielte Störung feindlicher Elektronik bis zu Angriffen auf feindliche Ziele. Das Positionspapier skizziert ein Szenario, in dem "Counter-UAS-Schwärme" die Abwehr feindlicher Drohnen übernehmen, während weitere "TaUAS-Züge" feindliche Gefechtsfahrzeuge attackieren: "Innerhalb von Sekunden steigen mehrere hundert UAS auf, zerstören gezielt die Sensorik des Gegners und markieren die Gefechtsfahrzeuge", um sie anschließend angreifen und vernichten zu können. Die Nutzung von Drohnenschwärmen ("TaUAS-Züge") wird im Zusammenhang mit der Entwicklung eines neuen deutsch-französischen Kampfjets (Future Combat Aerial System, FCAS [5]) für die Luftwaffe bereits konkret geplant.
Fight-at-Machine-Speed
Wie das Positionspapier des Heeresentwicklungsamts bestätigt, wird die KI-Kriegführung deutlich an Tempo gewinnen. "Ein zentrales Element der zukünftigen Gefechtsführung", heißt es in dem Dokument, "ist die Kombination klassischer Gefechtsführung mit Wellen von Cyberangriffen und Angriffen durch große Mengen automatisiert und autonom gesteuerter Systeme."[6] Dabei werde KI nicht nur für den Waffeneinsatz selbst genutzt, sondern auch "für die Beschleunigung des Führungsprozesses durch den gezielten Einsatz KI-basierter Entscheidungsunterstützungssysteme". Dies verändere zwar "die Struktur von Gefechten nicht grundsätzlich", führe allerdings "zu einer gänzlich anderen Dynamik, da schneller und weiträumiger agiert werden kann und auch muss". Die neue "Dynamik" wiederum bewirke, dass "Entscheidungen, für die heute im Durchlaufen des militärischen Führungsprozesses teils Stunden zur Verfügung stehen", in Zukunft wohl schon "nach Minuten oder gar Sekunden getroffen werden" müssen. Im Fachjargon der Militärs ist von "Fight-at-Machine-Speed" die Rede. Hinzu komme, dass "etliche automatisiert und autonom gesteuerte Systeme ... mit hoher Geschwindigkeit - zum Beispiel mittels Raketen - ausgebracht und schnell und automatisiert verlegt werden" können: "Hierdurch entsteht die Fähigkeit zum 'Deploy-at-Machine-Speed'." Das hohe Tempo überfordert strukturell die menschliche Entscheidungsfähigkeit, verlangt nach neuen KI-Entscheidungshilfen und höhlt menschliche Kontrolle immer weiter aus.
Kampfmittel Information
Zudem ist in künftigen Gefechten damit zu rechnen, dass die Kommunikation mit KI-gesteuerten Waffensystemen vom Feind gezielt mit Cyberangriffen und elektronischer Kampfführung attackiert und nach Möglichkeit unterbrochen wird, räumt das Heeresentwicklungsamt ein. Dies werde dazu führen, "dass Kommunikation in kritischen Phasen mit hoher Wahrscheinlichkeit fast immer gestört ist". "Die Führungsüberlegenheit beruht darauf, die wenigen und ggf. kurzen Phasen von Konnektivität sofort auf allen Kanälen möglichst effizient zu nutzen", um die KI-gesteuerten Waffen nach Kräften mit Daten zu versorgen: "Information wird neben Munition und Energie bzw. Treibstoff zum dritten wichtigen 'Verbrauchsmaterial' auf dem Gefechtsfeld. Diese Ressource wird jedoch in kritischen Lagen fast immer knapp sein."[7] Freilich führt ein Mangel an Munition oder an Treibstoff zu Handlungsunfähigkeit, während das Papier aus dem Heeresentwicklungsamt keine Aussage darüber tätigt, wie KI-Waffen, wenn sie unzureichend mit Information versorgt werden, reagieren - und ob sich die Kontrolle über sie noch bewahren lässt..
[1] S. auch Mehrwert in allen Fähigkeitsdomänen.
[2] Strategien für die Zukunft: Künstliche Intelligenz im Militär. deutschesheer.de 19.12.2018.
[3] "KI" ist Thema für die ganze Bundeswehr. bmvg.de 12.11.2018.
[4] Künstliche Intelligenz in den Landstreitkräften. Ein Positionspapier des Amts für Heeresentwicklung. Köln, August 2019.
[5] S. dazu Rivalitäten in der EU-Rüstungsindustrie und Drohnenschwärme im Zukunftskrieg.
[6], [7] Künstliche Intelligenz in den Landstreitkräften. Ein Positionspapier des Amts für Heeresentwicklung. Köln, August 2019.
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#ki
#imperialismus
#usa
#Bundeswehr
"Enormes Potenzial"
Das Positionspapier "Künstliche Intelligenz in den Landstreitkräften", das die Bundeswehr kürzlich veröffentlicht hat, ist in einem bereits 2018 gestarteten Prozess entwickelt worden. Federführend war dabei das Amt für Heeresentwicklung mit Sitz in Köln. Auf insgesamt fünf Veranstaltungen hat die Einrichtung unter dem Motto "Technology meets Capabilities 2.0" die denkbaren Varianten einer Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) durch die deutschen Streitkräfte untersucht. Dabei ist sie vom Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse und Informationssysteme (IAIS) systematisch unterstützt worden, das bereits seit vielen Jahren im Auftrag der Bundeswehr tätig ist.[1] Bereits im vergangenen Jahr ließ sich der damalige Leiter des Heeresentwicklungsamts, Reinhard Wolski, mit der auf die Bundeswehr gemünzten Aussage zitieren: "Das Potenzial der Künstlichen Intelligenz ist enorm".[2] In einer seiner letzten Amtshandlungen hat Generalmajor Wolski, der im September in den Ruhestand ging, ein kurzes Geleitwort für das im August fertiggestellte Heeres-Positionspapier verfasst. Der Publikation sollen weitere mit ähnlicher Schwerpunktsetzung folgen.
"Mit Massenvernichtungswaffen vergleichbar"
Grundsätzlich zu den Optionen geäußert, KI für die Kriegführung zu nutzen, hat sich im November 2018 Uwe Beyer, der als Abteilungsleiter am IAIS tätig ist. Als denkbare Beispiele nannte Beyer neben "intelligenter Massenauswertung von Daten in der Aufklärung" und "leistungsstarken Entscheidungsunterstützungssystemen" auch "Chatbots" für militärische Propaganda ("Operative Kommunikation") sowie "autonome Waffen".[3] Den Einsatz sogenannter Letaler Autonomer Waffensysteme (Lethal Autonomous Weapons Systems, LAWS), die gänzlich ohne menschliches Zutun nur auf der Grundlage KI-gesteuerter Informationsauswertung die Entscheidung zum Angriff treffen, lehnt Beyer ab, erklärt allerdings auch, die Konstruktion derartiger Maschinen sei zur Zeit noch nicht möglich. Den Einsatz "autonomer Waffen", deren Operationen von einem Menschen zumindest formal freigegeben werden, befürwortet der IAIS-Experte jedoch. Zugleich räumt er ein, es sei bei KI-Waffen "möglicherweise schwieriger, unerwünschte Effekte auszuschließen"; bereits "mittelfristig" sei ihre "Relevanz durchaus mit ABC-Massenvernichtungswaffen vergleichbar". Auch könne die militärische Nutzung von KI "das Tempo in der Rüstung erheblich beschleunigen": "Auf neue Fähigkeiten des Gegners müsste innerhalb von Monaten reagiert werden, was deutlich agilere Rüstungsprozesse erfordern würde." Das reduziert die Kontrollierbarkeit.
Counter-UAS-Schwärme
Das Positionspapier "Künstliche Intelligenz in den Landstreitkräften" schildert Einsatzszenarien und einige Spezifika KI-gesteuerter Waffensysteme. Dabei geht es insbesondere um taktisch verwendbare Klein- und Minidrohnen (Tactical Unmanned Aerial Systems, TaUAS), deren Größe von "kleiner als ein Tennisball" bis zu einer "Spannweite von über einem Meter" reicht.[4] Die TaUAS werden in Schwärmen zu Tausenden gleichzeitig eingesetzt und dienen unterschiedlichen Aufgaben - von der Aufklärung über die Steuerung anderer eigener Waffen sowie eine gezielte Störung feindlicher Elektronik bis zu Angriffen auf feindliche Ziele. Das Positionspapier skizziert ein Szenario, in dem "Counter-UAS-Schwärme" die Abwehr feindlicher Drohnen übernehmen, während weitere "TaUAS-Züge" feindliche Gefechtsfahrzeuge attackieren: "Innerhalb von Sekunden steigen mehrere hundert UAS auf, zerstören gezielt die Sensorik des Gegners und markieren die Gefechtsfahrzeuge", um sie anschließend angreifen und vernichten zu können. Die Nutzung von Drohnenschwärmen ("TaUAS-Züge") wird im Zusammenhang mit der Entwicklung eines neuen deutsch-französischen Kampfjets (Future Combat Aerial System, FCAS [5]) für die Luftwaffe bereits konkret geplant.
Fight-at-Machine-Speed
Wie das Positionspapier des Heeresentwicklungsamts bestätigt, wird die KI-Kriegführung deutlich an Tempo gewinnen. "Ein zentrales Element der zukünftigen Gefechtsführung", heißt es in dem Dokument, "ist die Kombination klassischer Gefechtsführung mit Wellen von Cyberangriffen und Angriffen durch große Mengen automatisiert und autonom gesteuerter Systeme."[6] Dabei werde KI nicht nur für den Waffeneinsatz selbst genutzt, sondern auch "für die Beschleunigung des Führungsprozesses durch den gezielten Einsatz KI-basierter Entscheidungsunterstützungssysteme". Dies verändere zwar "die Struktur von Gefechten nicht grundsätzlich", führe allerdings "zu einer gänzlich anderen Dynamik, da schneller und weiträumiger agiert werden kann und auch muss". Die neue "Dynamik" wiederum bewirke, dass "Entscheidungen, für die heute im Durchlaufen des militärischen Führungsprozesses teils Stunden zur Verfügung stehen", in Zukunft wohl schon "nach Minuten oder gar Sekunden getroffen werden" müssen. Im Fachjargon der Militärs ist von "Fight-at-Machine-Speed" die Rede. Hinzu komme, dass "etliche automatisiert und autonom gesteuerte Systeme ... mit hoher Geschwindigkeit - zum Beispiel mittels Raketen - ausgebracht und schnell und automatisiert verlegt werden" können: "Hierdurch entsteht die Fähigkeit zum 'Deploy-at-Machine-Speed'." Das hohe Tempo überfordert strukturell die menschliche Entscheidungsfähigkeit, verlangt nach neuen KI-Entscheidungshilfen und höhlt menschliche Kontrolle immer weiter aus.
Kampfmittel Information
Zudem ist in künftigen Gefechten damit zu rechnen, dass die Kommunikation mit KI-gesteuerten Waffensystemen vom Feind gezielt mit Cyberangriffen und elektronischer Kampfführung attackiert und nach Möglichkeit unterbrochen wird, räumt das Heeresentwicklungsamt ein. Dies werde dazu führen, "dass Kommunikation in kritischen Phasen mit hoher Wahrscheinlichkeit fast immer gestört ist". "Die Führungsüberlegenheit beruht darauf, die wenigen und ggf. kurzen Phasen von Konnektivität sofort auf allen Kanälen möglichst effizient zu nutzen", um die KI-gesteuerten Waffen nach Kräften mit Daten zu versorgen: "Information wird neben Munition und Energie bzw. Treibstoff zum dritten wichtigen 'Verbrauchsmaterial' auf dem Gefechtsfeld. Diese Ressource wird jedoch in kritischen Lagen fast immer knapp sein."[7] Freilich führt ein Mangel an Munition oder an Treibstoff zu Handlungsunfähigkeit, während das Papier aus dem Heeresentwicklungsamt keine Aussage darüber tätigt, wie KI-Waffen, wenn sie unzureichend mit Information versorgt werden, reagieren - und ob sich die Kontrolle über sie noch bewahren lässt..
[1] S. auch Mehrwert in allen Fähigkeitsdomänen.
[2] Strategien für die Zukunft: Künstliche Intelligenz im Militär. deutschesheer.de 19.12.2018.
[3] "KI" ist Thema für die ganze Bundeswehr. bmvg.de 12.11.2018.
[4] Künstliche Intelligenz in den Landstreitkräften. Ein Positionspapier des Amts für Heeresentwicklung. Köln, August 2019.
[5] S. dazu Rivalitäten in der EU-Rüstungsindustrie und Drohnenschwärme im Zukunftskrieg.
[6], [7] Künstliche Intelligenz in den Landstreitkräften. Ein Positionspapier des Amts für Heeresentwicklung. Köln, August 2019.
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•NEUER BEITRAG26.05.2020, 18:35 Uhr
EDIT: arktika
28.05.2020, 15:50 Uhr
28.05.2020, 15:50 Uhr
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Gepanzerte und weiche Ziele
Bundesregierung bereitet mit offizieller "Debatte" über Kampfdrohnen deren Beschaffung und Nutzung durch die Bundeswehr vor.
(Eigener Bericht) - Mit dem Start einer vorgeblich "breiten gesellschaftlichen Debatte" bereitet die Bundesregierung die künftige Beschaffung und Nutzung von Kampfdrohnen durch die Bundeswehr vor. Die "Debatte" ist am Montag offiziell mit einer Podiumsdiskussion im Berliner Verteidigungsministerium angestoßen worden; im Schatten der Covid-19-Pandemie sollen nun einige weitere Veranstaltungen folgen. Während die Bundesregierung eine ergebnisoffene Debatte simuliert, sind die maßgeblichen Weichenstellungen längst vorgenommen worden. So sieht der Beschaffungsvertrag für die neue Drohne Heron TP, die die Bundeswehr vom nächsten Jahr an zu Aufklärungszwecken in ihren Einsätzen nutzen soll, ausdrücklich deren etwaige Bewaffnung mit Präzisionswaffen vor, daneben Trainingsflüge für den Einsatz solcher Waffen. Darüber hinaus sind Umbauten am Fliegerhorst Schleswig-Jagel geplant, wo Drohnenpiloten ausgebildet werden sowie die Infrastruktur für die künftige Drohnennutzung optimiert werden soll. Die Bundeswehr bereitet sich auf die Nutzung nicht nur von Kampfdrohnen, sondern auch von Drohnenschwärmen vor.
Kurzer Prozess
Die Bundesregierung hat am Montag die "breite gesellschaftliche Debatte" über Kampfdrohnen gestartet, die sie vor deren Beschaffung und Nutzung durch die Bundeswehr zu führen versprochen hat. Zu diesem Zweck hielt das Bundesverteidigungsministerium eine Podiumsdiskussion ab, auf der in drei Panels "politische, ethische und rechtliche Aspekte" bewaffneter Drohnen thematisiert werden sollten. Beteiligt waren dem Ministerium zufolge Repräsentanten von Bundeswehr, Politik, Wissenschaft, Kirchen und "weitere[n] gesellschaftliche[n] Institutionen", darunter Vertreter aller im Bundestag vertretenen Parteien.[1] Publikumsbeteiligung war unter anderem über Twitter sowie via email möglich. Die "gesellschaftliche Debatte" soll am 18. Mai in Form eines Live-Chats mit Peter Tauber, Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium, und Eberhard Zorn, Bundeswehr-Generalinspekteur, fortgeführt werden. Anschließend sollen Bundestagsabgeordneten Videos zum Thema präsentiert werden.[2] Darüber hinaus sind Diskussionen an der Universität Regensburg und der Bundeswehr-Universität München geplant. Mehr ist nicht bekannt.
Verengte Debatte
Die angeblich "breite Debatte" wird nicht nur dadurch eingeschränkt, dass die Bundesregierung sie ausgerechnet zu einem Zeitpunkt eröffnet, zu dem die Covid-19-Pandemie alles überschattet und eine echte gesellschaftliche Auseinandersetzung mit anderen Themen massiv erschwert. Wie eng Berlin die Debatte führt, zeigt exemplarisch die Besetzung des Panels, das am Montag über die "ethische Dimension" von Kampfdrohnen diskutierte. Beteiligt waren neben Oberst Matthias Ehbrecht (Panzerlehrbrigade 9) der protestantische Militärbischof Sigurd Rink, der stellvertretende Direktor eines Forschungsinstituts der katholischen Militärseelsorge (Institut für Theologie und Frieden), Bernhard Koch, und der scheidende Wehrbeauftragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels (SPD). Moderiert wurde das Panel von Jan Techau, der aktuell beim German Marshall Fund of the United States beschäftigt ist, ursprünglich aber aus dem Verteidigungsministerium kommt, wo er von 2003 bis 2006 als Grundsatzreferent für Medienkooperationen und Kommunikationskonzepte wirkte. Einzige Diskussionsteilnehmerin ohne unmittelbaren Stallgeruch war Heike Spieker, die als Rechtsexpertin beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) tätig ist.[3]
"Bodenziele bekämpfen"
Die kurze, verengte Debatte im Schatten der Pandemie kann kaum darüber hinwegtäuschen, dass die maßgeblichen Weichenstellungen zur Beschaffung und zur Nutzung von Kampfdrohnen längst vorgenommen wurden. So sollen die jeweils drei Aufklärungsdrohnen des Typs Heron 1, die die Bundeswehr derzeit in ihren Einsätzen in Afghanistan und Mali nutzt, ab 2021 bzw. ab 2024 durch die neueren Heron TP ersetzt werden; diese sollen offiziell zunächst unbewaffnet sein, können aber jederzeit zu Kampfdrohnen umgerüstet werden. Im November 2018 enthüllten Recherchen von "Report Mainz", dass im Beschaffungsvertrag für die Heron TP, den das Verteidigungsministerium mit Airbus geschlossen hat, detaillierte Operationsanforderungen festgehalten sind. So heißt es, die Heron TP müsse fähig sein, "die identifizierten Bodenziele mit vom RPA [Remotely Piloted Aircraft, Ferngesteuertes Luftfahrzeug] mitgeführter SP [Special Payload, gemeint ist Munition] zu bekämpfen".[4] Außerdem müsse die Drohne wenigstens einmal täglich die "präzise Bekämpfung von mindestens zwei leichtgepanzerten (ungepanzerten) Fahrzeugen oder weichen (Personen-)Zielen nacheinander in einer Mission" durchführen können. In dem Vertrag ist darüber hinaus auch die etwaige Modifikation von Präzisionsmunition sowie die Beschaffung von bis zu 17 Präzisionsraketen als Option festgelegt. Zudem ist die "Durchführung von Flügen im Rahmen von Training und Ausbildung" vertraglich vorgesehen - "inklusive Trainingsflüge zum SP-Einsatz (innerhalb spezieller Luft/Bodenschießplätze)".[5]
Infrastrukturinvestitionen in Jagel
Ebenfalls längst in Vorbereitung sind umfangreiche Umbauten auf dem Fliegerhorst Schleswig-Jagel, auf dem bereits seit Jahren mit Hilfe von Simulatoren Drohnenpiloten ausgebildet werden. Wie das Verteidigungsministerium erst vor kurzem auf Anfrage der Partei Die Linke bestätigte, plant die Bundeswehr, in den kommenden Jahren "ca. 84 Mio. Euro in die Infrastruktur des Flugplatzes Jagel ... zu investieren". Hinzu kommen, wie es heißt, weitere "ca. 41 Mio. Euro" für die Anpassung der Infrastruktur der Jagel zugeordneten Kai-Uwe-von-Hassel-Kaserne im nahe gelegenen Kropp.[6] Nicht eingerechnet ist laut Ministerium "der Infrastrukturbedarf für die Aufnahme des Systems EURODROHNE auf dem Flugplatz Jagel". Langfristig sollen auf dem Fliegerhorst 20 Eurodrohnen stationiert werden. Damit wäre die Bundeswehr nicht mehr auf den Erwerb israelischer Heron-Drohnen angewiesen, sondern hätte Zugriff auf Kampfdrohnen aus europäischer Eigenproduktion.
Teilautonome und autonome Systeme
Die Nutzung von Kampfdrohnen ist in den Zukunftsszenarien der Bundeswehr und der deutsch-europäischen Rüstungsindustrie längst eingeplant. So soll der Kampfjet der sechsten Generation, den Airbus sowie der französische Konzern Dassault unter der Bezeichnung Future Combat Air System (FCAS) planen, in einem festen Verbund mit Drohnen sowie mit Drohnenschwärmen fliegen.[7] Drohnenschwärme sollen in künftigen Kriegen nicht nur Aufklärung über feindlichen Territorien durchführen, feindlichen Radar stören und als Kommunikationsnetzwerke dienen, sondern auch - bestückt mit Sprengsätzen - in der Lage sein, feindliche Kräfte zu jagen und sich, quasi als Suiziddrohnen, auf sie zu stürzen und sie zu vernichten, schildern Experten (german-foreign-policy.com berichtete [8]). In einem Thesenpapier aus dem Heereskommando war dabei schon im Jahr 2017 von einem "Verbund" nicht nur "teilautonomer", sondern auch "autonomer Systeme" die Rede, der nicht nur für die "Zielaufklärung" genutzt werden können solle, sondern auch für die "Zielbekämpfung"; demnach umfasst er auch Kampfdrohnen.[9]
Am 14. Mai unter Link ...jetzt anmelden!
#Kampfdrohnen
#Drohnenschwaerme
•NEUER BEITRAG20.06.2021, 17:12 Uhr
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FPeregrin | |
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Ich stelle mal eine etwas willkürliche Linksammlung zusammen:
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~https://www.rnd.de/politik/die-neue-macht-der-drohnen-DZSVC-
HCEPZEDNP7SMPHSUVVXZ4.html~
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~https://www.meta-defense.fr/de/2020/12/18/Russland-wird-nac-
h-dem-Berg-Karabach-Krieg-eine-Drohnen-Drohne-entwickeln/~
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~https://www.trendsderzukunft.de/beispiel-bergkarabach-wie-d-
rohnen-die-militaerischen-machtverhaeltnisse-auf-den-kopf-st-
ellen/~
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~https://www.derstandard.de/story/2000124570606/kampfdrohnen-
-der-wettflug-der-ruestungsindustrie-zur-todesmaschine~
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~https://www.heise.de/tp/features/Autonome-Killerdrohnen-kom-
men-nicht-erst-es-gibt-sie-schon-6057359.html~
Am wichtigsten ist für uns wahrscheinlich das Arbeitspapier der Bundesakademie für Sicherheitspolitik hierzu:
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~https://www.baks.bund.de/de/arbeitspapiere/2021/krieg-um-be-
rg-karabach-2020-implikationen-fuer-streitkraeftestruktur-un-
d~
, das ich hier auch noch einmal als pdf einstelle:
• PDF-Datei
arbeitspapier_sicherheitspolitik_2021_...
• 667,4 KB | application/pdf
...zum Download anmelden.
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•NEUER BEITRAG20.06.2021, 17:25 Uhr
EDIT: FPeregrin
20.06.2021, 19:05 Uhr
20.06.2021, 19:05 Uhr
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FPeregrin | |
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>>>
P.S.: Hinzuweisen ist m.E. auf die Inkompatibilität dieser Art der Kriegführung mit dem gleichzeitigen massiven Einsatz von Nuklearwaffen:
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~https://www.secarts.org/index.php?site=forum&thread=6718~
... es sei denn, man knüpft an ihre mögliche Einsatzform als NEMP-Waffe an, um KI-Waffen auszuschalten:
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~https://de.wikipedia.org/wiki/Elektromagnetischer_Puls#Waff-
en_und_ihre_Auswirkungen~
Link ...jetzt anmelden!
~https://de.wikipedia.org/wiki/Starfish_Prime~
Aber das wäre etwas sehr anderes, als das, was man sich landläufig unter einem "Atomkrieg" vorstellt!
P.S.: Hinzuweisen ist m.E. auf die Inkompatibilität dieser Art der Kriegführung mit dem gleichzeitigen massiven Einsatz von Nuklearwaffen:
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~https://www.secarts.org/index.php?site=forum&thread=6718~
... es sei denn, man knüpft an ihre mögliche Einsatzform als NEMP-Waffe an, um KI-Waffen auszuschalten:
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~https://de.wikipedia.org/wiki/Elektromagnetischer_Puls#Waff-
en_und_ihre_Auswirkungen~
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~https://de.wikipedia.org/wiki/Starfish_Prime~
Aber das wäre etwas sehr anderes, als das, was man sich landläufig unter einem "Atomkrieg" vorstellt!
•NEUER BEITRAG20.06.2021, 18:50 Uhr
EDIT: arktika
20.06.2021, 18:56 Uhr
20.06.2021, 18:56 Uhr
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arktika | |
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Bezeichnend finde ich jedenfalls, daß der letzte größere linke Artikel, der sich am 14. Mai 2020 mit dieser Waffen-Problematik befaßte, von german-foreign-policy stammte, die für ihre nüchterne Analyse bekannt sind. Und daß dieser auch schon die Möglichkeiten der Nutzung der "Corona-Krise" für irgendwelche Schweinereien klar deutlich macht:
[...]im Schatten der Covid-19-Pandemie sollen nun einige weitere Veranstaltungen folgen. Während die Bundesregierung eine ergebnisoffene Debatte simuliert, sind die maßgeblichen Weichenstellungen längst vorgenommen worden. So sieht der Beschaffungsvertrag für die neue Drohne Heron TP, die die Bundeswehr vom nächsten Jahr an zu Aufklärungszwecken in ihren Einsätzen nutzen soll, ausdrücklich deren etwaige Bewaffnung mit Präzisionswaffen vor, daneben Trainingsflüge für den Einsatz solcher Waffen. Darüber hinaus sind Umbauten am Fliegerhorst Schleswig-Jagel geplant, wo Drohnenpiloten ausgebildet werden sowie die Infrastruktur für die künftige Drohnennutzung optimiert werden soll. Die Bundeswehr bereitet sich auf die Nutzung nicht nur von Kampfdrohnen, sondern auch von Drohnenschwärmen vor.
[...]
Die kurze, verengte Debatte im Schatten der Pandemie kann kaum darüber hinwegtäuschen, dass die maßgeblichen Weichenstellungen zur Beschaffung und zur Nutzung von Kampfdrohnen längst vorgenommen wurden.
- Hier auf sec. org hatte ja tolpatchow den Aufschlag beim Thema Drohnen/KI gemacht (ebenfalls mit einem gfp-Text) -
Aber den Krieg zwischen Armenien u. Aserbaidschan sollten wir tatsächlich in die Köpfe kriegen, eben weil "so weit ab" es sich so gut herumspielen (und erst mal auch kleinräumig begrenzen) läßt. Und weil die Gegenseite dort sehr genau beobachtet u. analysiert!!! Egal, ob Corona oder nicht!
Und wie z. B. Trends der Zukunft sehr klar schreibt, wurde "das militärische Gleichgewicht zwischen Aserbaidschan und Armenien [...] dadurch massiv verschoben." So endete die bisher letzte Runde dieses Krieges am 10. November 2020 mit einem durch Russland vermittelten Waffenstillstand und dem klaren Sieg Aserbaidschans. Diese neue Wendung sollte allen die Bedeutung dieser KI-Waffensysteme deutlich werden lassen und die starke und für etliche Menschen auch fast ausschließliche Fokussierung auf die amerikan. Kernwaffensysteme in Süddeutschland verringern. Diese Technologie ist gefährlicher, da "nicht so groß"!
Die Bedeutung dieser Waffen wird besonders deutlich in dem Text der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, der die Implikationen für die Struktur der BRD-Streitkräfte und die - für die Zukunft notwendigen - Fähigkeiten der Bundeswehr beleuchtet. Aus dem Kleinen für das Große lernen, so könnte man das nennen.:
Der Konflikt bietet tatsächlich eine Reihe von Erkenntnissen auf technischer, doktrinärer, und struktureller Ebene, welche die Bundeswehr und andere westliche Streitkräfte berücksichtigen sollten.
[...]
Die Kampfhandlungen wurden aufmerksam von militärischen Analysten und Beobachtern verfolgt, um etwaige Schlussfolgerungen über den Charakter von zukünftigen Kriegen abzuleiten. Der Einsatz von bewaffneten unbemannten Luftfahrzeugen („Kampfdrohnen“) erregte im Speziellen die Aufmerksamkeit politischer und militärischer Entscheidungsträger in Deutschland.
Und wie sie selbst schreiben, sind im Hinblick auf intendierte/erwartbare zukünftige Kriege einige Erkenntnisse dieses kleinen "lokalen" Krieges von hoher Bedeutung:
Erstens hat der Konflikt eindeutig die Wirksamkeit von Drohnen im Verbund mit Präzisionskampfmitteln für die moderne Kriegsführung belegt.
Zweitens hat der Konflikt die Wirkungslosigkeit von herkömmlichen Flugabwehrsystemen gegen Drohnen bestätigt.
sowie als 3. Punkt noch:
Drittens widerlegt der Krieg deutlich die These, dass der Kampfpanzer keinen Platz auf dem modernen Gefechtsfeld mehr habe., wobei dieser letzte Punkt allerdings nicht mehr so ganz unter das Thema dieses Threads fällt.
Herzlichen Dank an FPeregrin für diese Zusammenstellung von Links. Alle sind informativ + lohnend, aber wie Du selber sagst, am wichtigsten für uns in Hinblick auf unseren Kampf hier in der BRD ist der letzte Text, das Arbeitspapier der Bundesakademie für Sicherheitspolitik.
•NEUER BEITRAG24.06.2021, 15:13 Uhr
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arktika | |
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Aber diese Kombination entspricht genau der Aussage der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, die "Wirksamkeit von Drohnen im Verbund mit Präzisionskampfmitteln für die moderne Kriegsführung [sei] belegt."
Jürgen Wagner von der Informationsstelle Militarisierung (IMI) schreibt dazu in der jW vom 23. Juni:
Neues Rüstungsprojekt
Showdown im Bundestag
Noch mehr Milliarden für die Aufrüstung: Haushaltsausschuss berät über FCAS-Luftkampfsystem
Nach monatelangem, teils heftigem Gerangel vor und hinter den Kulissen soll am heutigen Mittwoch vom Haushaltsausschuss des Bundestages das Geld für die nächsten Projektphasen des »Future Combat Air System« (FCAS) freigegeben werden. Dabei handelt es sich um ein deutsch-französisches Projekt, bei dem Spanien als Juniorpartner fungiert. Im Zentrum steht ein Kampfflugzeug mitsamt bewaffneten und unbewaffneten Drohnen. Mit der Auslieferung wird nicht vor 2040 gerechnet, die Schätzungen über die gesamten Entwicklungskosten belaufen sich meist auf rund 100 Milliarden Euro. Allein der deutsche Anteil an der nun zur Abstimmung stehenden Summe bis zur Fertigstellung eines für 2027 terminierten Prototyps beträgt circa 4,5 Milliarden Euro.
Das FCAS genießt hohe politische Priorität, gilt es doch als wichtiger Baustein einer im Aufbau befindlichen deutsch-französisch dominierten europäischen Rüstungsunion. »Dieses technisch anspruchsvolle und für unsere Luftwaffen zukunftsweisende Projekt ist ohne Alternative, wenn wir uns in Europa eine Unabhängigkeit bewahren wollen«, rührte Luftwaffeninspekteur Ingo Gerhartz kürzlich noch die Werbetrommel. Dennoch sieht sich das Projekt einer Reihe von Problemen gegenüber. Da wären zum einen die sich über Monate hinziehenden ruppig geführten Auseinandersetzungen zwischen Deutschland und Frankreich um den Anteil am FCAS-Kuchen, die trotz gegenteiliger Meldungen bis heute noch nicht gänzlich beigelegt sind. Warum sonst konnte kürzlich eine interne Einschätzung des Bundeswehr-Beschaffungsamtes an die Öffentlichkeit gelangen, wonach der Vertrag »nicht zeichnungsreif« und »nicht im deutschen Interesse« sei, weil er »ausschließlich französischen Positionen genügen« würde?
Nicht zeichnungsfähig ist der Vertrag im übrigen tatsächlich, denn wie kürzlich der Bundesrechnungshof scharf kritisierte, konnte »dem Parlament noch kein endverhandeltes Vertragswerk vorgelegt werden«. Aus diesem Grund sei das Projekt »mit sehr großen Risiken behaftet«. Tobias Pflüger, verteidigungspolitischer Sprecher und FCAS-Berichterstatter der Bundestagsfraktion der Partei Die Linke, kommentiert den Vorgang folgendermaßen: »Die Abgeordneten sollen die Rüstungskatze im Sack kaufen.« Laut Pflüger drohe ein »riesiges Milliardengrab«. Dem Verteidigungsministerium könne dies egal sein kann, »das Geld soll ja schließlich nicht aus seinem Haushalt stammen«.
Damit spielt der Linke-Politiker auf den bislang einmaligen Vorgang an, dass dem Bundestag der FCAS-Antrag vorgelegt wurde, ohne dass er durch den Verteidigungshaushalt gedeckt wäre. Im Vertrauen auf das mit dem Vorhaben verbundene politische Kapital wird darauf gepokert, dass die Abgeordneten das Geld dennoch freigeben und das Militärbudget um die beantragten 4,5 Milliarden Euro aufstocken oder – was wahrscheinlicher und noch skandalöser ist – die Kosten über den allgemeinen Haushalt abgewickelt werden, der so zu einer Art Rüstungskasse umfunktioniert wird.
Eine Zustimmung zum FCAS wäre außerdem ein gefährlicher Schritt in Richtung vollautomatisierte Kriegführung und unvereinbar mit der SPD-Position, in der sehr grundsätzlichen Frage der Drohnenbewaffnung noch Diskussionsbedarf zu sehen. Gründe gäbe es also mehr als genug, das Projekt heute zu versenken. Wer wissen will, ob das geschieht, braucht allerdings einen langen Atem: Das FCAS steht erst an 68. Stelle der für Mittwoch angesetzten Marathonsitzung.
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#zwischenimperialistischeWidersprueche
•NEUER BEITRAG04.11.2021, 17:08 Uhr
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und den man hier:
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auch als Nicht-KI-Wissenschaftler unterzeichnen kann.
Ich bin mir klar, daß sich a) die imperialistischen Arschlöcher einen feuchten Dreck um einen solchen offenen Brief kümmern werden, und b), daß es nicht unproblematisch ist, die Frage des Kriegs auf die Frage von Waffen zu verlagern statt auf die gesellschaftlichen Verhältnisse, die den Krieg schaffen. Man kann aber trotzdem unterzeichnen, um - nicht nur gegenüber besagten imperialistischen Arschlöchern - zu dokumentieren, daß man sehr wohl mitkriegt, an was hier waffentechnisch gerade gestrickt wird. Zugunsten der Arbeiterklasse und der unterdrückten Völker stricken sie nämlich nie!
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•NEUER BEITRAG29.05.2023, 18:08 Uhr
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•NEUER BEITRAG22.07.2023, 03:28 Uhr
EDIT: FPeregrin
22.07.2023, 03:29 Uhr
22.07.2023, 03:29 Uhr
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Russischer Panzerkiller: Bringt diese Drohne die Niederlage der Ukraine?
21. Juli 2023 Lars Lange
Neue Lancet-Drohne soll Kolonnen von Panzern ausschalten können. Westliche Quellen ignorieren die Drohne "Produkt 53" weitgehend. Dabei kann sie zum Gamechanger werden.
Täglich werden auf unzähligen Telegram-Kanälen Videos der wohl erfolgreichsten russischen Drohne, der Zala Lancet, gezeigt. Sie bekämpft Haubitzen, Mehrfachraketenwerfer und Panzer – sogar Panzer aus westlicher Produktion, darunter die deutschen "Leopard". Jetzt meldet ein Telegram-Kanal den vierhundertsten visuell bestätigten Abschuss von ukrainischem Militärgerät durch die russische Super-Drohne.
Unabhängig zu bestätigen ist das nicht, aber auch westliche Beobachter und Medien haben auf die Schlagkraft dieses Waffensystems mehrfach hingewiesen. Oft zitierte westliche Quellen wie da US-amerikanische Institute fort the Study of War (ISW) haben dieses spezifische Waffensystem kaum einmal erwähnt, obwohl es derzeit mit kriegsentscheidend ist.
Sah es anfangs noch so aus, als könne die Ukraine den Drohnenkrieg für sich entscheiden, so hat Russland derzeit in vielen Gebieten die Oberhand gewonnen. Offenbar hat die russische Armee zu Beginn des Krieges die technische Entwicklung im Bereich der Drohnen zunächst verschlafen.
Inzwischen hat sie aber nicht nur technisch aufgeholt und die westliche Technik überholt, sondern es ist ihr auch gelungen, westliche Drohnen und Präzisionsartilleriemunition weitgehend auszuschalten. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie des britischen Royal United Services Institute for Defence and Security Studies (Rusi) werden jeden Monat 10.000 ukrainische Drohnen durch russische Luftabwehr und elektronische Kampfführung zerstört.
In der Sendung Vesti Nedeli des Fernsehsenders Rossija 1 konnte die Öffentlichkeit einen ersten Blick auf die Drohne "Produkt 53" werfen, bei der es sich vermutlich um eine verbesserte Version der Lancet-Drohne der nächsten Generation handelt. Doch in der deutschen Berichterstattung über russische Drohnen steht die iranische Shahed-Drohnenfamilie – oft als "Billig-Drohnen" bezeichnet – im Vordergrund, während über die erfolgreiche Lancet kaum berichtet wird.
Dabei kann man ganz sachlich konstatieren, dass die Lancet-Drohne bereits jetzt ein großer militärischer Erfolg ist. Es handelt sich um eine Kamikaze-Drohne, die vom Benutzer gestartet wird, ohne auf ein konkretes Ziel gerichtet zu sein, und die viele Kilometer über feindlichem Gebiet bleiben kann, bis sie schließlich von einem Drohnen-Bediener in ein gegnerisches militärisches Objekt gesteuert wird.
Das Design der Lancet basiert auf einem zylindrischen Rumpf mit zwei Paaren von X-förmigen Flügeln, die an der Vorder- und Rückseite des Rumpfes angebracht sind. Die Schubpropeller sind nach hinten gerichtet, im Gegensatz zu den herkömmlichen Zugpropellern, die nach vorn gerichtet sind. Derzeit gibt es drei Versionen:
Die Lancet-1 ist in der Lage, Ziele in einem Radius von bis zu 40 Kilometer zu treffen. Das maximale Startgewicht der Drohne beträgt fünf Kilogramm bei einer Nutzlast von einem Kilogramm, die Flugzeit bis zu 30 Minuten, die Geschwindigkeit 80 bis 110 Kilometer pro Stunde.
Die zweite Version, die Lancet-3, hat bereits ein Startgewicht von zwölf Kilogramm. Sie kann eine Nutzlast von drei Kilogramm transportieren. Die Höchstgeschwindigkeit der Lancet-3 beträgt 110 Kilometer pro Stunde im Horizontalflug und 300 Kilometer pro Stunde beim Angriff auf ein Ziel. Die Reichweite beträgt bis zu 50 Kilometer. Das Fluggerät kann etwa eine Stunde in der Luft bleiben.
Eine dritte Version, die Lancet-5, hat eine nochmals gesteigerte Reichweite und einen Sprengkopf von mehr als fünf Kilogramm. Der Hersteller Zala gehört zum Kalaschnikow-Konzern.
Faktor für sich abzeichnende Niederlage der Ukraine-Offensive
Die Lancet-Drohne ist neben anderen Faktoren für das anhaltende Scheitern der ukrainischen Frühjahrsoffensive verantwortlich. Mehr als 400 Abschüsse werden der Drohne inzwischen zugeschrieben, so der Telegram-Kanal Military Summary.
Die neueste Version, die jetzt als Konzept vorgestellt wird, hat ein radikal anderes Design: Sie hat nicht mehr das kreuzförmige Flügelprofil, sondern ein kreisförmiges Profil mit einer Neigung von 45 Grad mit Klappflügeln.
Das neue Modell mit der Bezeichnung "Produkt 53" agiert im Schwarm: Sobald eine Drohne ein Ziel identifiziert hat, teilt sie dies dem Rest des Schwarms mit und ermöglicht so einen koordinierten Angriff. Werden mehrere Ziele identifiziert, werden alle markierten Ziele angegriffen und so potenziell eine ganze Fahrzeugkolonne zerstört.
Der Drohnenoperator gibt dazu lediglich den Zielquadranten und die zu bekämpfenden Fahrzeugtypen vor. Die Bekämpfung erfolgt dann autonom und vollautomatisch, wobei sich die Drohnen untereinander koordinieren. Das Waffensystem soll intelligent genug sein, um zu erkennen, dass z.B. Flugabwehr- und Radarsysteme eine höhere Priorität haben als z.B. gepanzerte Mannschaftstransporter.
Wenn eine Drohne ein Ziel entdecke, würden alle Drohnen davon erfahren, erklärt Alexander Sacharow, Chefkonstrukteur der Zala Aero Group, in diesem Video von Rossija 1. Sacharow erläutert weiter, dass die neue Lancet mit dem Konzept der netzwerkzentrierten Kriegsführung kompatibel sein soll, bei der ein Netzwerk einen Schwarm von Kamikaze-Drohnen zu einer einzigen Einheit zusammenfasst.
Anders als die Lancets der aktuellen Version wird das Produkt 53 nicht mehr mit einem Katapult gestartet, sondern aus einem kleinen Startcontainer, der bis zu vier Kamikaze-Drohnen gleichzeitig in die Luft bringen kann. Der Container dient auch als Transportbehälter.
Russische Drohnen operieren bereits im Schwarm. Es gibt Videos, in denen zwei Lancets gemeinsam eine Cesar-Haubitze bekämpfen. Einen Schwarm von mehreren Drohnen kennt man bisher vor allem von kleinen Kamikaze-Drohnen, sogenannten FPV-Drohnen (First Person View), die von Operatoren oft über VR-Brillen gesteuert werden und ebenfalls ganze Fahrzeugkolonnen bekämpfen – allerdings nicht autonom und vernetzt, sondern manuell.
Bemerkenswert an dem Video zur Produktvorstellung 53 ist, dass es die Produktion der Lancet-Drohnen in einem ehemaligen Einkaufszentrum zeigt. Die neue Produktionsstätte wurde in nur acht Wochen aufgebaut.
Das Video des Staatsfernsehens zeigt Hunderte von Drohnen in verschiedenen Produktionsstadien. Zu sehen sind blitzsaubere Räume mit hochmodernen CNC-Maschinen, Drehbänken und Schweißrobotern. Nach Angaben des Herstellers kostet eine Lancet-Drohne derzeit umgerechnet rund 35.000 US-Dollar.
Sollte es Russland tatsächlich gelingen, eine nennenswerte Produktion dieser neuartigen, vernetzten und autonomen Drohnen "Produkt 53" zu organisieren, könnte dies einen echten Gamechanger im Kriegsverlauf darstellen.
Schon jetzt belaufen sich die Verluste der Ukraine durch die bisherigen Lancet-Versionen in etwa auf den Waffenbestand an Artillerie und gepanzerten Fahrzeugen von ein bis zwei Kampfbrigaden - ein enormer Aderlass für die ukrainischen Streitkräfte.
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