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FARC-EP reaktiviert bewaffneten Kampf
  [1 pic] begonnen von RevLeft am 01.09.2019  | 15 Antworten
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NEUES THEMA01.09.2019, 02:27 Uhr
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RevLeft

• FARC-EP reaktiviert bewaffneten Kampf Erklärung der Bolivianischen Republik Venezuela:

Die Regierung der Bolivarischen Republik Venezuela verfolgt in tiefer Sorge die jüngsten Ereignisse in der Republik Kolumbien, die eine bevorstehende Reaktivierung des bewaffneten Konflikts zwischen der Regierung dieses Landes und einer Gruppe der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) aufzeigen. Diese bedeuten das Scheitern des Friedensprozesses von Havanna, in den so viele Anstrengungen und so viele Hoffnungen der kolumbianischen Gesellschaft und der internationalen Gemeinschaft gesetzt worden sind.

Die öffentlich bekannten gezielten und willkürlichen Entscheidungen Iván Duques, die zu unverständlichen institutionellen Manövern geführt haben, waren weit davon entfernt, Vertrauen in das Friedensabkommen und juristische Sicherheit zu schaffen. Sie begründeten die Negation der vereinbarten notwendigen Garantien, verspotteten offen die erreichten Verpflichtungen und ermöglichten verschiedene Formen systematischer Menschenrechtsverletzungen, darunter Hunderte selektive Morde an früheren Kämpfern und sozialen Führungspersönlichkeiten.

Vor diesem Hintergrund ist es unerhört, dass Iván Duque in absolut dreister Weise versucht, seine ausschließliche Verantwortung für die geplante Demontage des Friedensprozesses und die Nichterfüllung der vom kolumbianischen Staat übernommenen und vor seinem Volk und der Welt unterzeichneten Verpflichtungen auf Drittstaaten und dritte Personen abzuschieben. Es ist notwendig, sich von dieser Haltung abzugrenzen, die nicht nur die Normalisierung des öffentlichen Lebens in Kolumbien in Gefahr bringt, sondern den Frieden und die regionale Sicherheit in Südamerika bedroht.

Die Bolivarische Regierung Venezuelas ruft die Protagonisten der Friedensabkommen auf, alle Anstrengungen zu unternehmen, um mehr Leiden für die Zivilbevölkerung zu vermeiden. In diesem Sinne führt Venezuela Konsultationen mit den übrigen Ländern durch, die Begleiter und Garanten des Friedensprozesses sind, um Sofortstrategien zu verfolgen, die die Wiederherstellung der Kontakte zwischen den Parteien ermöglichen.

Die Bolivarische Republik Venezuela wird immer dem Volk Kolumbiens zu Diensten sein, um bei der riesigen Herausforderung der Schaffung von Bedingungen zu kooperieren, die das Erreichen des wirklichen und dauerhaften Friedens erlauben, den die kolumbianische Gesellschaft nach Jahrzehnten des Blutvergießens, der Gewalt und des Schmerzes so sehr ersehnt und verdient hat.

Caracas, 30. August 2019


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#farc
#Venezuela
#Kolumbien
#Maduro
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NEUER BEITRAG01.09.2019, 02:29 Uhr
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RevLeft

FARC-EP reaktiviert bewaffneten Kampf Junge Welt hierzu (30.8.2019):

Verratener Frieden.
Kolumbien: FARC-Comandantes kündigen Rückkehr zum bewaffneten Kampf an. Regierung habe übernommene Verpflichtungen nicht erfüllt.

Das Video ist professionell inszeniert: Vor einem Transparent mit dem Logo der früheren Guerillaorganisation FARC-EP (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens – Armee des Volkes) stehen etwa zwei Dutzend uniformierte und bewaffnete Männer und Frauen...


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#farc
#Kolumbien
NEUER BEITRAG01.09.2019, 12:52 Uhr
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retmarut

War leider alles vorhersehbar. Die FARC ist damals ein wenig blauäugig an diese Friedensgespräche gegangen; nur eine Minderheit der FARC hat damals schon davor gewarnt und die Waffen nicht abgegeben. Dass die rechte Regierung (und die Großgrundbesitzer mit ihren Killermilizen) wenig Interesse hatte, die Abmachungen einzuhalten und v.a. die FARC als Partei vor Übergriffen zu schützen, war doch von Anfang an klar. Und dass ein neuer Präsident sich noch viel weniger an den Vertrag von Havanna gebunden fühlte, war von Beginn an klar.
NEUER BEITRAG01.09.2019, 13:24 Uhr
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Valparaiso

"War leider alles vorhersehbar"...

"war doch von Anfang an klar. "...

"war von Beginn an klar."...

Dir ist sehr viel klar. Das ist gut. Ob die Genossen nach Jahrzehnten des Kampfes da wirklich derart blauäugig hineingetaumelt sind oder ob es vielleicht doch ein oder zwei Gründe für Ihre Entscheidungen gab? Naja, du hast den Ausgang der Geschichte auf deiner Seite smiley
NEUER BEITRAG01.09.2019, 14:56 Uhr
EDIT: retmarut
01.09.2019, 14:58 Uhr
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retmarut

Du suggerierst, das sei jetzt eine nachträgliche, naseweise Position von mir; dabei habe ich das von Beginn an so angemahnt und eingeschätzt. Und wenn ich mir aus dem fernen Deutschland so eine (wie sich zeigt richtige) Einschätzung anhand deutschsprachiger Artikel und Bücher zur Lage in Kolumbien erarbeiten kann, stellt sich doch die viel entscheidendere Frage, warum Teile der Guerilla (und das betrifft ja nicht nur die FARC, sondern auch die ELN) in Kolumbien, zu gänzlich anderen Einschätzungen gelangt sind. Das, was ich als "blauäugig" bezeichnet habe, scheint sich doch in allererster Linie aus falschen Hoffnungen sowie einer gehörigen Prise Hoffnungslosigkeit gespeist zu haben. Denn politisch befand man sich seit Jahrzehnten in einer gegenseitigen Pattsituation mit dem Militär und den Konterguerillas. Wenn man das jahrzehntelang machen muss, kommt es auch unter den linientreuesten Genossen irgendwann dazu, dass eine durchaus nachvollziehbare Sehnsucht entsteht, nach den jahrelangen Kämpfen und Entbehrungen auch endlich einmal ein normales Leben zu führen (Familie, Ausbildung, Friedenszeiten etc.). Wenn einem dann aus Kreisen des Gegners wohlklingende Angebote gemacht werden, wie vage sie auch sein mögen, führt das zu entsprechenden internen, lebhaften Diskussionen. Letztlich hat sich bei der FARC nach langen Debatten die Linie durchgesetzt, die diesen Versuch eingehen wollte, weil sie aus der bisherigen, vertrackten Lage heraus wollte.

Und mahnende Beispiele, dass eine legale kommunistische Bewegung in Kolumbien verfolgt und massakriert wird, gab es ja in der kolumbianischen Geschichte durchaus. So geschehen bereits bei der Unión Patriótica, die 1985 aus den Friedensverhandlungen zwischen der FARC und der damaligen Regierung unter Belisario Betancur entstanden war. Die Partei ist weiland systematisch durch Mordaktionen und Gewaltakte zerstört worden, ihr Spitzenkandidat zur Präsidentenwahl wurde während des Wahlkampfes 1990 ermordet. Man wusste also durchaus bei der FARC, was einen erwarten wird; trotzdem war die Hoffnung auf ein Happy End und einen von den Massen getragenen Wahlerfolg größer. - Der Wahlerfolg ist ausgeblieben, die extralegalen Hinrichtungen an Parteimitgliedern haben zugenommen, das Happy End ist ausgeblieben.

Die offizielle FARC-Partei wird, sollte sie (oder ein Teil von ihr) wieder zu den Waffen greifen, jetzt von einer deutlich schwächeren Position agieren müssen: Waffenbestände wurden unter internationaler Aufsicht abgegeben und vernichtet, Stützpunkte sind aufgegeben worden, Mitglieder und ihre Familien sind nun namentlich bekannt etc. Außerdem werden Regierung und Militär den wiederbewaffneten FARC-Einheiten vorwerfen, sie hätten verantwortungslos das Friedensabkommen gebrochen. Die Teile der FARC, die weiterhin legal arbeiten wollen, werden zudem noch heftigeren Attacken ausgesetzt sein.

Zur Solidarität gehört auch, schwere Fehler zu benennen.
NEUER BEITRAG02.09.2019, 09:37 Uhr
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mmp1994

"dabei habe ich das von Beginn an so angemahnt und eingeschätzt... "

Da war retmarut in der Tat nicht alleine, solche Zweifel an diesem Friedensprozess hatten viele (ich inklusive).

"Zur Solidarität gehört auch, schwere Fehler zu benennen."

Darauf kommt es an!
NEUER BEITRAG16.12.2019, 22:29 Uhr
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arktika

Wieder ehemaliger FARC-Guerillero in Antioquia ermordet Allzu gesund scheint es in der Tat weiterhin nicht zu sein, den Friedensverlockungen der kolumbianischen Regierung vertraut zu haben/zu vertrauen. Hierzu ein Text (in etwas holprigem Deutsch) des Kolumbieninfos am 14.12. auf RedGlobe Wieder ehemaliger FARC-Guerillero in Antioquia ermordet. Nach diesem Text sind bisher 19 ehemalige Guerilleros im sog. "Prozess der Wiedereingliederung" getötet worden.
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NEUER BEITRAG25.01.2020, 22:51 Uhr
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arktika

FARC-EP reaktiviert bewaffneten Kampf Anfang Januar gab es im Osten Kolumbiens ein Treffen der Kommandierenden der neugegründeten, bzw. neubewaffneten FARC-EP zur Evaluation des politisch-militärischen Kampfes und zur Festlegung der Ziele für einen weiteren Zeitraum. Als eine ihrer Hauptaufgaben haben sie den weiteren Aufbau von Guerillastrukturen und Zellen der Klandestinen Kommunistischen Partei (Partido Comunista Clandestino Colombiano – PC3) sowie der Bolivarischen Bewegung für ein Neues Kolumbien (Movimiento Bolivariano por la Nueva Colombia) festgelegt.

Das Kommuniqué dieses Treffens lautet folgendermaßen:

„Der einzige Kampf, der verloren ist, ist der, der aufgegeben wird“

Das Koordinationsteam der Nationalen Führung der FARC-EP (Zweites Marquetalia) gibt der nationalen und internationalen Öffentlichkeit bekannt, dass zwischen dem 6. Januar und 8. Januar des Jahres 2020 in der östlichen Region von Kolumbien erfolgreich und ohne Zwischenfälle das zweite Treffen der Kommandierenden der FARC-EP (Zweites Marquetalia) unter der bekannten Losung des Kommandanten Alfonso Cano „Der einzige Kampf, der verloren ist, ist der, der aufgegeben wird“ stattgefunden hat.

Die Berichte und die Bilanz der Pläne für den Wiederaufbau und den politisch-militärischen Einsatz der bolivarischen Aufständischen zeigen einen positiven Teil mit der Präsenz der Guerilla-Strukturen, Milizionären, der Klandestinen Kommunistischen Partei und der Bolivarischen Bewegung, die den Grundstein gelegt haben für die Fortsetzung des revolutionären Kampfes für die tiefgreifenden Veränderungen, die zur Eroberung des Friedens mit sozialer Gerechtigkeit für das kolumbianische Volk und der Eintracht mit allen Völkern des Kontinents führen.

Die erwähnte Zusammenkunft drückt ihre Wertschätzung für soziale und politische Organisationen und Bewegungen sowie für unsere sozialen Basis aus, für Freunde, Kampfgefährtinnen und Kampfgefährten, die den Traum von der Emanzipation inmitten der immensen Schwierigkeiten, die durch die Krise, die das Land mit der Verschärfung der neoliberalen Politik und dem faschistischen amerikanischen Interventionismus plagt, unterstützt haben.

Wir beglückwünschen den anhaltenden Widerstand und der Mobilisierung der Bürger, die die Straßen Kolumbiens ergriffen haben, indem sie ihre Empörung über die Fehlregierung herausschreien und wir schätzen die Rolle des einfachen Volkes als eine grundlegende und unverzichtbare Bedeutung, mit Selbstaufgabe und Opferprotest, in einer Stunde immenser institutioneller Repression, schmutzigem Krieg und staatlichem Terrorismus und wir drücken unser absolutes Vertrauen in ihr Potenzial und ihre Fähigkeit aus, die Veränderungen herbeizuführen, die unser Land benötigt, um ein wahres Stadium der Freiheit, des guten Lebens und des Anstands zu erreichen.

Wir bekräftigen unsere Solidarität mit den politischen Gefangenen und den Kriegsgefangenen aller Sektoren und bekunden unser Beileid für die Trauer, die sich im Herzen des Volkes aufgrund der Nachlässigkeit und der kriminellen Handlungen des uribistischen Regimes selbst vervielfacht hat, lehnen den Staatsterrorismus ab und die ablenkenden falschen Anschuldigungen, die gegen die ELN und andere revolutionäre Sektoren erhoben wurden, die sie für Verbrechen gegen ehemalige Kämpfer und gegen die Führung der Gemeinschaft verantwortlich gemacht haben.

Schließlich rufen wir dazu auf, die Wege der Einheit der aufständischen Kräfte als Ganzes der Volksbewegung weiter zu öffnen und zu festigen, auf der Suche nach einer alternativen Macht, die die tiefen wirtschaftlichen, politischen, sozialen und humanitären Schwierigkeiten überwindet, unter denen unser Land im Namen des dominanten Machtblocks erleidet, auf der Grundlage eines großen politischen Abkommens, welches die institutionellen Transformationen und Anpassungen hervorruft, die erforderlich sind, um den vom Frieden geforderten Herausforderungen zu begegnen und einen neuen Rahmen für das politische und soziale Zusammenleben schafft.

Brüderlich,

FARC-EP (Zweites Marquetalia), 8. Januar 2020


im kolumbieninfo vom 13. Jan. 2020 unter
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NEUER BEITRAG25.01.2020, 22:58 Uhr
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arktika

FARC-EP reaktiviert bewaffneten Kampf Etwa gleichzeitig haben einige bekannte Ex-Guerilleras/os die FARC verlassen, wie das kolumbieninfo + Redglobe am 22. Jan. mitteilen:

Weitere Rücktritte von bekannten Personen aus Partei FARC

Die frühere niederländische Guerillera Tanja Nijmeijer, im Krieg als Alexandra Nariño bekannt, hat in einer Erklärung mitgeteilt, die Partei FARC zu verlassen und sämtliche Parteiarbeit einzustellen. Sie war Teil der Verhandlungsteams der Friedensgespräche in Havanna und für die internationale Arbeit sowie Übersetzungen tätig. Sie teilte mit, dass sie sich nicht mehr von den Entscheidungen der Partei vertreten fühlt.

„Ich präsentiere der Partei meinen Rücktritt, ich werde keine Partisanenaufgaben mehr erfüllen. Ich stehe für alles zur Verfügung, was sie persönlich benötigen, da ich vielen von ihnen aufrichtige Wertschätzung gebe“, heißt es in ihrer Erklärung. Aber auch: „Wenn man Jahre in einem Raum verbringt, ohne das Gefühl zu haben, mit dem in Einklang zu sein, was entschieden, diskutiert oder geplant wird, ist es Zeit zu gehen, bevor man zu einem Hindernis wird.“

Tanja Nijmeijer engagierte sich in der Groninger Hausbesetzerbewegung und anderen politischen Gruppen. Sie lernte die soziale und politische Situation in Kolumbien bei einem Aufenthalt im Jahr 1998 kennen. Im Jahr 2001 besuchte sie erneut Kolumbien und blieb im Jahr 2002 dort. Politische Kontakte knüpfte sie über die Jugendorganisation der Kommunistischen Partei und andere Leute. Es war auch die Zeit, als sie sich der FARC-EP anschloss, bei der sie vorrangig dem militärischen Ostblock untergeordnet war.

Ebenso äußerte sie ihre Unzufriedenheit mit der Führung der Partei, denn die Partei sei zu etwas geworden, mit dem sie sich nicht mehr identifizieren kann. Zuletzt wuchs auch bei ihr die Unzufriedenheit über das Agieren und Auftreten der Partei. Dabei ist Tanja Nijmeijer nicht die einzige bekannte Person, denn immer wieder treten bekannte und gestandene ehemalige Kämpferinnen und Kämpfer der Guerilla aus der Partei aus.

Fast zeitgleich wurde auch der Rücktritt von Andrés Mauricio Zuluaga Rivera bekannt, der zu seiner Zeit als Guerillakämpfer unter dem Namen Martín Batalla bekannt war. Er war durch sein charismatisches Auftreten und seiner Liebe zur Musik besonders bei jungen Leuten sehr beliebt. Geboren in Manizales verbrachte er einen Großteil seiner Zeit in Medellín, wo er unter anderem Philosophie und Recht an der Universität von Antioquia studierte.

Über die studentischen Kämpfe politisierte er sich, zudem war er Zeuge von paramilitärischer Gewalt. Bei Zusammenstößen mit der Polizei wurde er schwer verletzt, kam zwei Monate in das Krankenhaus und von dort in das Gefängnis. Im Gefängnis machte er Bekanntschaft mit den Gefangenen der FARC-EP und es war der Moment, wo er eigentlich Teil dieser Bewegung werden wollte. Mit seiner Freilassung trat in die Klandestine Kommunistische Partei der FARC-EP ein und setzte in dieser Zelle an der Universität seine Arbeit fort.

Kurz vor einer weiteren Verhaftung zog er sich im Jahr 2009 in die Berge zurück und schloss sich der 36. Front der FARC-EP an. Er sagte zu seinem Austritt: „Derzeit fühle ich mich weder in ihren offiziellen Positionen noch in ihrer Führung vertreten, und noch weniger in der Art und Weise, wie sie bestimmte Entscheidungen getroffen haben. Deshalb bevorzuge ich es, wie viele andere, außerhalb der Parteibasis zu stehen“.

Martín Batalla steht mit Tanja Nijmeijer exemplarisch für die gut gebildeten, solidarischen und jungen Guerillakämpferinnen und -kämpfer der FARC, die ihren Weg über die Politisierung durch Universität und soziale Bewegungen in die Guerilla gefunden haben.


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NEUER BEITRAG05.02.2020, 00:26 Uhr
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FPeregrin

FARC-EP reaktiviert bewaffneten Kampf So geht's dem Rest - amerika21 vorgestern:

Kolumbien: Farc-Partei am Wendepunkt?

Die tiefe Krise der Partei beunruhigt nicht nur ihre Führung und die immer kleiner werdende Basis, sondern das ganze Land

Von Kolumbieninfo
amerika21, Kolumbieninfo



Eine der wesentlichen Faktoren für einen erfolgreichen Friedensprozess und die Wiedereingliederung der früheren Guerillaorganisation Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens – Volksarmee (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – Ejército del Pueblo, Farc-EP) in das Zivilleben war neben der Waffenniederlegung die Gründung einer Partei und die legale Teilnahme an der kolumbianischen Politik einschließlich der Wahlen.

Doch schon im Gründungsprozess bei der Zehnten Guerillakonferenz zeigte sich ein Riss durch das Kollektiv der ehemaligen Kämpferinnen und Kämpfer der Farc-EP. Dieser Riss vollzog sich noch mehr mit den ersten Wahlen und einer Unzufriedenheit der Basis mit der politischen Führung der neu gegründeten Partei "Alternative revolutionäre Kraft des Volkes" (Fuerza Alternativa Revolucionaria del Común, Farc). Bei den über 13.000 ehemaligen Guerilla-Angehörigen in den 24 sogenannten Wiedereingliederungszonen machte sich schnell die harte Realität des alltäglichen Lebens und ihrer (gemäß dem Logo sogenannten) "Partei der Rose" bemerkbar.

Nun steckt die Nachfolgeorganisation der Guerilla in einer tiefen Krise. Dies beunruhigt nicht nur ihre Führung und ihre immer kleiner werdende Basis, sondern ganz Kolumbien. Denn bedeutet der Niedergang der Farc auch den des Friedensprozesses? Zuletzt gab es kaum noch positive Nachrichten für die neue Partei. Zu viele Austritte, zuletzt wiederholt auch bekannterer Personen wie Tanja Nijmeijer und Martín Batalla, zu wenig gute Ergebnisse bei den Wahlen und im Allgemeinen eine schleppende Umsetzung des Friedensabkommens und eine ungenügende Sicherheit der ehemaligen Kämpferinnen und Kämpfer.

Besonders für Aufsehen sorgten die Bemerkungen verschiedener Mitglieder, warum sie austreten. Es sind nicht etwa persönliche Gründe, die sie dazu bewogen haben, sondern vor allem die Kritik an der Führung der Partei und ihren Zielen. Tanja Nijmeijer sagt, sie habe seit Jahren nicht mehr das Gefühl, "in Einklang zu sein mit dem, was entschieden, diskutiert oder geplant wird". Und Martín Batalla, Organisator eines der bekanntesten Projekte der Wiedereingliederung mit der Bekleidungsfirma "Confecciones La Montaña", sagt zur Partei: "Ich fühle mich weder in ihren offiziellen Positionen noch von ihrer Führung vertreten."

Andere Austritte, aber zugleich mit neuen Projekten der Wiedereingliederung abseits der Partei Farc, kommen aus dem Süden des Landes mit Fabián Ramírez und Omaira Rojas, bekannt als Sonia. Sie gründeten mit anderen bekannten Personen die Assoziation "Corporreconciliación", in der rund 2.000 ehemalige Angehörige der Farc-EP organisiert sind und die nun außerhalb der offiziellen Wiedereingliederungszonen leben. Auch sie haben sich in den Bemühungen und der Führung der Partei nicht wiedergefunden. Hinzu kommen Personen, die bei den letzten Wahlen nicht mehr für die Farc, sondern für andere Bündnisse oder Parteien angetreten sind und durchaus Erfolge erzielen konnten. Erinnert sei hierbei an Julian Conrado.1

Das schwerwiegendste Problem jedoch sind nicht die fehlende politische Legitimation bei den Wahlen oder die Austritte aus der Partei, sondern die Hilflosigkeit, ihre Mitglieder und ihre Basis zu schützen und in der Außenwahrnehmung nur genug für die Interessen der ehemaligen Kämpferinnen und Kämpfer und für die Umsetzung des Friedensabkommens zu tun. Fast 190 getötete Ex-Farc-EP-Mitglieder und mehr als 40 ermordete Familienangehörige sind ein deutliches Zeichen und rufen Angst hervor, aber auch Misstrauen und Wut gegenüber der Parteiführung. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Da fallen die Forderungen nach einer Wiederbewaffnung oder die Kritik an einer verfrühten Waffenniederlegung, ohne eigene Schutzmechanismen geschaffen zu haben, auf fruchtbaren Boden.

Wie komplex die Situation ist und wie viel Misstrauen unter allen Beteiligten besteht, zeigt der angeblich geplante Mordanschlag auf den Vorsitzenden der Partei, Rodrigo Londoño alias Timochenko. Vor zwei Wochen sollen Mitglieder der unter Waffen stehenden sogenannten Farc-Dissidenten vorgehabt haben, Timochenko umzubringen. Armee und Polizei töteten bei einer Operation zwei ehemalige Guerillakämpfer und präsentierten diese als potenzielle Attentäter. Angeblich hätten "die Erzfeinde Timochenkos", Iván Márquez und El Paisa2, den Auftrag gegeben. Nun mehren sich jedoch starke Zweifel an der Version und längst gibt es das Gerücht, dass der Staat nur den Keil in die Partei und die Bewegung tiefer treiben will. Selbst Timochenko äußerte Bedenken und verwies auf Fotos, die unterschiedliche Verletzungsarten und -zeiten sowie Folterspuren zeigen.

Das Problem der Unzufriedenheit und der Angst überlagert ein weiteres wesentliches Problem, den Riss in der Partei, der sich schon vor Abschluss des Friedensabkommens abzeichnete. Auf der einen Seite gibt es mit Timochenko, Pastor Alape, Pablo Catatumbo, Rodrigo Granda und Carlos Antonio Losada Führungspersonen in der Farc, die die Partei in eine undogmatische Richtung – Kritiker sagen: in die Sozialdemokratie – führen wollten. Dabei bekamen sie sehr viel Macht und setzten sich über viele Meinungen und Interessen hinweg. Auf der anderen Seite gab und gibt es um Iván Márquez und Jesús Santrich starke Kritiker am Friedensvertrag und Anhänger einer "klassischen" Linken, die nun wieder zu den Waffen gegriffen haben. Auch innerhalb der Farc gibt es viele, die eine authentische linke und radikalere Linie befürworten.

Der Bruch entstand zwar bereits vor der Gründung der Partei, vertiefte sich jedoch in den vergangenen Jahren. In Kuba, dem Verhandlungsort des Friedensabkommens, gab es eine Vielzahl von Personen, die an einer neuen linken Partei mitwirken wollten. Viele von ihnen waren jung, hatten einen akademischen Hintergrund und waren Teil der Klandestinen Kommunistischen Partei – der Untergrundpartei der Farc-EP–, der Milizen oder anderer linker Gruppierungen. Doch sie konnten sich, abgesehen vom Namen, den Iván Márquez vorschlug und verteidigte (und der jetzt wieder zur Disposition steht), politisch und inhaltlich nicht durchsetzen. Sie verließen enttäuscht die Reihen. Die ehemaligen Kämpferinnen und Kämpfer der Farc-EP, also diejenigen, die jahrelang eine herausragende Rolle im Krieg spielten, eroberten am Ende die meisten Räume, die ihnen das Abkommen eröffnete. Die anderen blieben außen vor, eine linke Sammlungsbewegung kam nicht zustande. Der Mangel an Nuancen, der sich für viele im Kongress und der alltäglichen politischen Arbeit der Farc widerspiegelte, verwischte die Möglichkeit einer Bewegung mit mehr Projektion in Gesellschaft und Politik.

Seitdem gibt es immer wieder auch öffentliche Diskussionen über die Identität der Partei Farc. Mal war von Verrat die Rede, dann von allgemeiner Unzufriedenheit, Misstrauen und sogar Rebellion. So gab es vor mehr als einem Jahr einen Brief, der von Joaquín Gómez und Bertulfo Álvarez veröffentlicht wurde. Darin kritisierten die ehemaligen Guerilla-Führer Timochenkos "mangelnde Führung" und bezeichneten ihn als "boshaft und revanchistisch". Und sie sagten auch mit Verachtung, dass der Vorsitzende der Partei "kleinbürgerlich" geworden sei.

Timochenko hat in den letzten Jahren sicher eine wertvolle Rolle für den Friedensprozess im Land gespielt, aber er hat auch für einen unsicheren Frieden gesorgt. Die Führung der Farc lebt isoliert von den ehemaligen Kämpferinnen und Kämpfern in der Hauptstadt Bogotá, gut beschützt von persönlichen Eskorten ‒ während die Basis auf dem Land um das politische, soziale und wirtschaftliche Überleben kämpft, bedroht von der Welle des paramilitärischen Terrors, die das Land ergriffen hat. Es wird sich in den nächsten Monaten zeigen, ob die Kritikfähigkeit der Führung der Farc-Partei besser geworden ist oder ob sie weiterhin jegliche Kritik beiseite schiebt.

Es täte der Partei gut, sich zu öffnen und die Kommunikation mit der Basis wiederherzustellen. Sie sollte die "demokratische Waffe" sein, um den Frieden und vor allem die Interessen derjenigen zu verteidigen, die jahrelang dafür gekämpft haben und nun dem Gebaren der rechten Regierung unter Iván Duque und der paramilitärischen Kräfte schutzlos ausgeliefert sind. Nur durch eine neue Versammlung mit der Basis, einen Parteitag, kann mittels Diskussionen und tiefgreifenden Veränderungen die Partei überleben. Dafür gibt es wohl bereits Planungen.

1.
Guillermo Torres alias Julian Conrado wurde zum Bürgermeister der Stadt Turbaco gewählt
2.
Iván Márquez und El Paisa gehören zu den Kommandanten, die drei Jahre nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens den bewaffneten Kampf wieder aufgenommen haben


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NEUER BEITRAG05.02.2020, 01:13 Uhr
EDIT: FPeregrin
05.02.2020, 01:13 Uhr
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FPeregrin

#Kolumbien
#FARC

"Ob die Genossen nach Jahrzehnten des Kampfes da wirklich derart blauäugig hineingetaumelt sind oder ob es vielleicht doch ein oder zwei Gründe für Ihre Entscheidungen gab?"

Ich finde auch gleich zwei Gründe:

a) Ein langer stagnativer bewaffneter Kampf macht einfach müde. Das ging auch der IRA schon so. Und das kann zu illusionären Entscheidungen mit begrenzter politischer Tragfähigkeit führen. Zu was es aber auch führt: eine längere militärische Kampfpause. Man muß schon ein ziemlicher Etappenarsch sein, um diesen Wert nicht zu sehen.

b) Keine herrschende Klasse - auch nicht eine in einem abhängigen oder halb-kolonialen Land - funktioniert so monolitisch wie es sich manche Irre und Verschwörungstheoretiker das immer mal wieder so denken. Im Fall Kolumbien sei an die Verhandlungsphase und die "demilitarisierte Zone" zur Zeit des Präsidenten Andrés Pastrana erinnert. Innerhalb der kolumbianischen Bourgeoisie gibt es also die - m.E. realistischere - Tendenz und/oder Fraktion, die Zweifel an der Effektivität einer militärischen Lösung hat.

Dies zum Verständnis einer - mittlerweile ganz offensichtlichen - illusionären Fehlentscheidung; einfach nur irrational war sie keineswegs.

Ein Problem bei jetzt notwendig werdenden 180°ige Wende ist die nicht herstellbare verlustlose Synchronisation: Wie man sieht, nehmen nicht alle FARC-Genossen zur gleichen Zeit wieder auf; dazwischen gibt es notwendig - in diesem Umfang vermeidbare - Verluste durch Repression und Depression. Ich klugscheißere mal: Eine gute Strategische Schulung muß vermitteln, daß der Übergang vom bewaffneten Kampf zum zivilen immer nur ein taktischer sein kann. Das ist ganz sicher schwer zu vermitteln, wenn man jahrzehntelang mit der Knarre im Wald liegt!

Analoges räumlich näherliegend: Was werden die #IRA und meine Bruderpartei #SinnFein tun, wenn die Folgen des Brexit die schnelle Wiederaufnahme des bewaffneten Kampfes in #Irland erfordern? Wird das wirklich "am Stück" und ohne Verluste gelingen? - Und war das Karfreitagsabkommen deshalb ein Fehler? Ich meine nicht; und von retmarut habe ich auch bislang nichts anderes vernommen.
NEUER BEITRAG25.02.2020, 19:54 Uhr
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arktika

"Das schwerwiegendste Problem jedoch sind nicht die fehlende politische Legitimation bei den Wahlen oder die Austritte aus der Partei, sondern die Hilflosigkeit, ihre Mitglieder und ihre Basis zu schützen und in der Außenwahrnehmung nur genug für die Interessen der ehemaligen Kämpferinnen und Kämpfer und für die Umsetzung des Friedensabkommens zu tun. Fast 190 getötete Ex-Farc-EP-Mitglieder und mehr als 40 ermordete Familienangehörige [...] "

Und das Problem der mangelnden Sicherheit für ehemalige KämpferInnen und deren Familien verschärft sich weiter. Und wird noch stärker dadurch, indem "der Bock zum Gärtner" gemacht wird, bzw. eine sehr zweifelhafte Person mit der Führung der Nationalen Schutzeinheit UNP - die maßgeblich für den Schutz von ehemaligen GuerillakämpferInnen und sozialen FührerInnenn im Land zuständig ist - betraut wird.

Dazu ein Text vom 23.02. im Kolumbieninfo:

Weiterhin großes Sicherheitsproblem in Kolumbien

In Kolumbien hat sich das Sicherheitsproblem für ehemalige Guerillakämpfer der FARC-EP wieder verschärft. Zu den gezielten Tötungen von den sogenannten Friedensunterzeichnern, also den demobilisierten Guerillakämpfern, kommt nun noch die Berufung einer umstrittenen politischen Person von Präsident Iván Duque zur Führung der Nationalen Schutzeinheit UNP. Die UNP ist maßgeblich für den Schutz von ehemaligen Guerillakämpfern und sozialen Führern im Land verantwortlich. Mit der Berufung von Dr. Daniel Palacios hat nun eine Person ein Amt übernommen, der sich sehr abfällig zum Friedensprozess und den FARC-Leuten geäußert hat. Dies wurde von der Partei FARC in einem Kommuniqué scharf kritisiert.

Unter dem Namen „Sicherheit ist ein Recht aller Kolumbianer über ideologische oder politische Debatten hinaus“ veröffentlichte der Nationale Politische Rat der FARC einen offenen Brief an Duque mit der Ablehnung der Berufung von Dr. Daniel Palacios. Dieser formulierte auf Twitter unter anderem: „Es ist inakzeptabel, dass FARC-Terroristen durch die Straßen von Bogotá stolzieren, um Pädagogik für den Frieden zu betreiben, ohne auch nur für ihre Verbrechen gestanden oder ihre Opfer entschädigt zu haben.“ Diese Prozesse finden jedoch statt und die FARC haben bereits in mehreren Landesteilen sogenannte Akte der Versöhnung durchgeführt.

In dem Kommuniqué heißt es: „Es ist wirklich verwerflich, dass Sie sich dazu entschließen, Dr. Daniel Palacios zum Direktor der Nationalen Schutzeinheit UNP zu ernennen, wenn er sich offen gegen das Friedensabkommen und dessen Umsetzung ausgesprochen hat sowie verurteilend, beleidigend und stigmatisierend über die zu schützende Bevölkerung.“ Und weiter: „Aufgrund seiner starken Äußerungen gegenüber den sozialen Führern und Unterzeichnern des Friedens ist es klar, dass er eine Person ist, die den Hass nicht überwunden hat, ohne Resilienz, ohne die Sensibilität, den Konflikt in all seiner politischen und menschlichen Dimension zu verstehen. Ein Beamter dieser Art kann und sollte nicht an der Spitze der lebenswichtigen Informationen der Geschützten, ihrer Privatsphäre und noch weniger vor der Garantie ihres Lebens stehen.“

„Der historische Moment verlangt, dass an der Spitze von Institutionen wie der UNP demokratische Menschen stehen, die das Leben respektieren, das Friedensabkommen, das sich für die Umsetzung und Existenz der Opposition einsetzt. Präsident Duque, die Zahlen und Fakten sprechen für sich, sie bringen uns um!“ Die Partei machte erneut deutlich, wie viele ehemalige Kämpfer bereits getötet wurden: „Seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens im November 2016 bis heute wurden mehr als 182 Ex-Guerilleros, die sich für den Frieden einsetzen, getötet. Das Todesurteil derer, die auf die Möglichkeit vertrauen, den bewaffneten Konflikt zu überwinden und einen stabilen und dauerhaften Frieden aufzubauen, scheint ein tragisches Zeichen zu sein.“

Unterdessen gab es zwei weitere Morde an FARC-Leuten. In Algeciras, Provinz Huila, wurde der Vater von zwei Töchtern ermordet. Er war an produktiven Projekten zur Wiedereingliederung im Ort beteiligt. Der 48-jährige Esder Pineda wurde am Freitagabend im Viertel La Floresta der Gemeinde Algeciras vor seinem Haus erschossen. Ebenfalls am 21. Februar starb bei einem Angriff in der Stadt Quibdó, Provinz Chocó, das FARC-Mitglied Winston Moreno Moreno, der unter dem Namen „Calvo“ bekannt war. Auch sein 17-jähriger Stiefsohn wurde erschossen. Das Kommuniqué der FARC wurde veröffentlicht, als die beiden Ermordeten noch nicht bekannt waren. Zu dem Plan der systematischen Ermordung von FARC-Leuten kommt also auch die institutionelle Gefahr der aktuellen rechten Regierung.


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NEUER BEITRAG12.05.2020, 16:52 Uhr
EDIT: arktika
12.05.2020, 16:53 Uhr
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arktika

FARC-EP reaktiviert bewaffneten Kampf Von Harald Neuber heute auf amerika21:

Kolumbien: Mordserie an ehemaligen Farc-Kämpfern setzt sich fort

Bogotá. Die Verfolgung der politischen Opposition in Kolumbien nimmt kein Ende. Jüngstes Opfer ist der ehemalige Guerilla-Kämpfer Wílder Daniel Marín Alarcón. Der Leichnam des Mitglieds der Farc-Partei (Alternative revolutionäre Kraft des Volkes, Fuerza Alternativa Revolucionaria del Común) wurde eingewickelt in einer zuvor in Brand gesteckten Matratze aufgefunden. Erst die Rechtsmedizin konnte ihn identifizieren. Der Mord ereignete sich am vergangenen Donnerstag in der Gemeinde Bello (Departamento Antioquia).

Der erst 22-jährige Marín Alarcón hatte sich dem Friedensabkommen von Havanna zwischen kolumbianischem Staat und der Farc-EP-Guerilla angeschlossen, das unter anderem die Überführung der Guerilla in eine politische Partei gewährleisten sollte. Den demobilisierten Farc-Mitgliedern wurde eine Amnestie und die Wiedereingliederung in das Zivilleben garantiert, sofern von ihnen keine Verbrechen gegen die Menschheit begangen wurden.

Die UN-Verifikationsmission in Kolumbien verurteilte die Ermordung des Farc-Parteimitglieds. Sie bekräftigt ihre Besorgnis über die Tötung ehemaliger Kombattanten, die in gutem Glauben ihre Waffen niedergelegt hätten, sowie über die Ermordungen von sozialen Anführern und Menschenrechtsverteidigern und die gewalttätigen Aktionen gegen Gemeinden in den vom Konflikt betroffenen Regionen. Diese Besorgnis wird auch vom UN-Generalsekretär und vom Sicherheitsrat geteilt. Die Verifikationsmission drängt außerdem auf eine Intensivierung der Maßnahmen zur Zerschlagung krimineller Organisationen und ihrer Unterstützungsnetze, um die Sicherheit der genannten Personengruppen zu gewährleisten.

Marín Alarcón ist inzwischen der 196. demobilisierte Farc-Kämpfer, der umgebracht wurde. Alleine im Jahr 2020 wurden mit ihm 24 Morde an Personen registriert, die sich im Wiedereingliederungsprozess befanden. Die Farc-Partei kritisiert die Regierung dementsprechend und fordert eine sofortige staatliche Reaktion sowie mehr politisches Engagement für die Umsetzung der Friedensvereinbarungen.


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NEUER BEITRAG26.05.2020, 17:46 Uhr
EDIT: arktika
26.05.2020, 17:49 Uhr
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arktika

Zu den Ermordungen ehem. Guerilla-KämpferInnen und anderer fortschrittlicher Personen sowie zur Haltung Kubas ein Artikel von Raul Antonio Capote am 25. Mai auf Granma:

Der Frieden in Kolumbien und der systematische Mord an sozialen Führern

24 ehemalige Mitglieder der FARC-EP, die am Friedensprozess teilgenommen hatten, sowie sieben Angehörige der sozialen Aktivisten und eine ihrer Eskorten wurden in diesem Jahr in Kolumbien getötet, berichtet Telesur, was die Zahl der seit der Unterzeichnung der Vereinbarung getöteten Ex-Guerillas auf 197 erhöht


Eine Nachricht muss das Gewissen jedes Menschens auf der Welt erschüttert haben, insbesondere das der Menschen dieses Kontinents. Sie blieb jedoch inmitten der Situation, die die Covid-19-Pandemie auf dem Planeten hervorrief, praktisch unbemerkt.

Der Soziologe Jorge Enrique Oramas, der für seinen Kampf gegen den illegalen Bergbau bekannt war, wurde auf einer Farm in Cali, einer wichtigen Stadt im Südwesten Kolumbiens, ermordet, was laut dem Institut für Studien über Entwicklung und Frieden (INDEPAZ) die Zahl der Verbrechen gegen soziale Führer im Land auf 100 erhöht.

Die Gewalt gegen diese Menschen hinterließ 2019 eine Bilanz von 250 Todesfällen, wobei Cauca, Antioquia und Nariño die Departamentos waren, in denen es die meisten Attentate gab, so INDEPAZ.

24 ehemalige Mitglieder der FARC-EP, die am Friedensprozesses teilgenommen hatten, sowie sieben Angehörige der sozialen Aktivisten und eine ihrer Eskorten wurden in diesem Jahr in Kolumbien getötet, berichtet Telesur, was die Zahl der seit der Unterzeichnung der Vereinbarung getöteten Ex-Guerillas auf 197 erhöht.

In Cauca wurden nach Angaben der Nationalen Polizei in den letzten vier Jahren mehr als 3.200 Menschen ermordet. Die Opfer sind Politiker, indigene Wachen, soziale Führer, Umweltschützer, Bauern, ehemalige FARC-EP-Kämpfer, Präsidenten von kommunalen Aktionsräten, Menschen afrikanischer Abstammung und Kinder.

Soziale Führer machen den größten Teil dieser Liste aus. Kürzlich wurde einer von ihnen, Alvaro Narvaez, zusammen mit drei seiner Angehörigen massakriert, während sie in ihrem Haus in Mercaderes beim Essen waren. Es ist ein stiller und systematischer Völkermord.

Ein Anreiz für Kriminelle

Es ist unmöglich, nicht zu berücksichtigen, dass Kuba seine entschlossene Zusammenarbeit geboten und als Veranstaltungsort für die Friedensgespräche zwischen der Regierung von Juan Manuel Santos und den Guerillas der FARC-EP gedient hatte, die am 24. November 2016 mit der Paraphierung des historischen Abkommens abgeschlossen wurden, das dann vom derzeitigen kolumbianischen Präsidenten Iván Duque herabgesetzt wurde.

Unser Land bot auch gute Dienste, damit die kolumbianische Regierung und die Guerilla der ELN den Weg des Friedens beschritten, aber die derzeitige Regierung beschloss, den Dialog zu beenden.

Die Haltung der südamerikanischen Regierung, das Protokoll über den Bruch des Friedensprozesses zu ignorieren und zu fordern, dass Kuba die Mitglieder der ELN-Delegation festnimmt und ausliefert, stellte einen Verstoß gegen das unterzeichnete Abkommen dar. Es ist ein sehr schwerwiegender Präzedenzfall, der die Suche nach verhandelten Lösungen in der Welt gefährdet und die Türen zum Frieden in Kolumbien verschließt.

Die Vermittlungsländer haben die Institutionen des kolumbianischen Staates wiederholt aufgefordert, „den Schutz des endgültigen Abkommens zu garantieren und die strikte Einhaltung der Vereinbarungen zu gewährleisten“, einschließlich „der Bestimmungen in Bezug auf die Sondergerichtsbarkeit für den Frieden (JEP)“.

„Wenn dieser Weg angefochten wird, wird das Rückgrat, auf dem das endgültige Friedensabkommen aufgebaut wurde, beschädigt, und die Umsetzung in seinen grundlegendsten Aspekten wird in der Schwebe bleiben“, warnten Kuba und Norwegen.

Es ist klar, wer für das in Kolumbien vergossene unschuldige Blut verantwortlich ist: dieselben, die seinem Volk eine Chance verweigern.

Kuba vorzuwerfen, nicht mit den US-Bemühungen im Kampf gegen den Terrorismus zusammenzuarbeiten und Kolumbiens Bemühungen um Frieden, Sicherheit und gerechte und dauerhafte Chancen für die Bevölkerung nicht zu unterstützen, ist ein Verleumdung, die nur die Verbrecher ermutigt
.

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#ermordungen
#friedensprozess
NEUER BEITRAG01.09.2020, 13:26 Uhr
EDIT: arktika
01.09.2020, 13:28 Uhr
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arktika

FARC-EP reaktiviert bewaffneten Kampf Die Mörder machen keine "Corona-Pause":

Ehemaliger Kommandant der FARC-EP getötet

Am 29. August wurde in den Nachmittagsstunden der ehemalige Kämpfer und Kommandant der FARC-EP Jorge Ivén Ramos in dem Dorf Palmachica in der Gemeinde Santa Rosa im südlichen Teil der Provinz Bolívar getötet. Jorge Ivén Ramos war Mitglied des Nationalrats der Partei FARC, Mitglied des territorialen politischen Rates vom Magdalena Medio und Teil des Programms für die Substitution der illegalen Pflanzen. In der ehemaligen Guerilla FARC-EP war er der Kommandant der 37. Front, die in den Montes de Maria operierte. Hier war er bekannt durch seinen Kampfnamen Mario Morales.

Die Partei FARC forderte die internationale und nationale Gemeinschaft auf, die Sicherheit der Friedensunterzeichner zu gewährleisten. „Es ist unrecht, dass Fälle wie diese weiterhin im gesamten Staatsgebiet mit dem mitschuldigen Eindruck der Regierung geschehen, wir fordern weiterhin die Einhaltung des Abkommens im Friedensabkommen.“ Mit der Ermordung von Jorge Ivén Ramos sind bereits 225 Friedensunterzeichner der ehemaligen Guerilla ermordet worden. Hinzu kommen weitreichende Bedrohungen, Vertreibung und ständige Gewalt, die die ehemaligen Kämpfer in ganz Kolumbien erleiden müssen.

Neben Wilson Saavedra, der als Kämpfer der 21. Front und Kommandant der Kolonne Víctor Saavedra Ramos am 14. Mai 2019 im Valle del Cauca ermordet wurde, sind nun zwei Kommandierende der ehemaligen FARC-EP während des Friedensabkommens getötet worden. Ein Kommuniqué des Wiedereingliederungsortes, der ETCR Juan Carlos Castañeda, berichtet, dass Ramos am 28. August aus dem Dorf, in dem er lebte, wegfuhr, weil er Informationen über Vereinbarungen mit der nationalen Regierung brauchte. Auf dieser Fahrt wurde er in der Nähe des Dorfes Palmachica in der Gemeinde Santa Rosa von bewaffneten Männern der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) festgehalten, gefesselt und anschließend getötet.

Abschließend äußerte der Nationale Rat als hohes Gremium der Partei FARC in einem offenen Brief an die ELN den Schmerz und vor allem die Unverständnis über die Ermordung ihres Genossen von der Guerilla ELN:

„Wir erinnern uns, dass wir seit mehr als 6 Jahren in der Lage sind, unversöhnliche Differenzen mit euch beizulegen, die der Krieg uns auferlegt hat, und wir beschlossen, eine Zukunft gemeinsamer Arbeit zu zeichnen, um demokratische Veränderungen zu erreichen und das heilige Recht auf Frieden in Kolumbien zu verwirklichen.Das begangene Verbrechen wirkt sich nachteilig auf die Festigung des vollständigen Friedens aus.Heute freuen sich die Feinde des Volkes über diese schmerzhaften Ereignisse.

Wir sind davon überzeugt, dass die gesamte Organisation, die Sie vertreten, effektiv reflektieren wird, um zu verstehen, dass der Krieg nicht gegen die Söhne und Töchter des Volkes gerichtet ist, geschweige denn gegen diejenigen, die revolutionäre Prinzipien verkörpern.Die Zukunft unseres Landes kann nichts anderes sein als die der Versöhnung und des Friedens mit der sozialen Gerechtigkeit.“


am 31.08. auf RedGlobe unter Link ...jetzt anmelden!

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