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•NEUES THEMA08.12.2015, 11:46 Uhr
EDIT: arktika
16.06.2019, 20:26 Uhr
16.06.2019, 20:26 Uhr
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• Mumia Abu-Jamal
Mumia Abu-Jamal darf aussagen. Unter dieser Überschrift findet sich am 4.12. ein Artikel von Jürgen Heiser im Letzebuerger Vollek zum Prozeß von Mumia Abu-Jamal wg. dessen medizinischer Unterversorgung im Knast. Erstmals nach vielen Jahren wird Mumia in der Gerichtsverhandlung wieder öffentlich sprechen können.
Nach Jahren völliger Abgeschiedenheit wird der zu lebenslanger Haft verurteilte US-amerikanische Journalist Mumia Abu-Jamal am 18. Dezember zum ersten Mal wieder in einer Gerichtsverhandlung öffentlich sprechen können. Wie die Tageszeitung »junge Welt« am Dienstagabend von Abu-Jamals Anwalt Robert Boyle aus New York erfuhr, hat die juristische Auseinandersetzung um die medizinische Versorgung seines Mandanten überraschend eine positive Wendung genommen.
Wenn Abu-Jamals Klage gegen Anstaltsleiter John Kerestes vom Staatsgefängnis Mahanoy in Pennsylvania nun vor Gericht verhandelt wird, sollen nicht mehr nur die Argumente seiner Anwälte gehört werden, wie es ursprünglich geplant war. Vielmehr ordnete Richter Robert D. Mariani vom Bundesbezirksgericht in Scranton im Bundesstaat Pennsylvania eine umfassende Beweiserhebung an. Das bedeutet, daß medizinische Sachverständige gehört und Zeugen vernommen werden, die verantwortlich sind für die medizinische Behandlung des politischen Gefangenen. Vor allem will Mariani den Kläger Abu-Jamal persönlich als Zeugen hören.
...
Ein positiver Nebeneffekt des Verfahrens ist, daß wenn das Urteil positiv ausfällt, dann auch die Chancen weiterer Gefangener auf medizinische Behandlung steigen:
Nach ihrem jüngsten Besuch bei Abu-Jamal bekräftigte Suzanne Ross, Sprecherin der New Yorker »Free Mumia Abu-Jamal Coalition«, in einem offenen Brief, das von der internationalen Solidaritätsbewegung unterstützte Klageverfahren zur Durchsetzung einer gezielten Hepatitis-C-Behandlung werde letztlich auch anderen Gefangenen zugute kommen. Insgesamt 10.000 Häftlinge seien allein in Pennsylvania an dieser Leberinfektion erkrankt. Sie könnten sofort geheilt werden, wenn die Gefängnisbehörde nicht argumentieren würde, sie seien »nicht krank genug, um dieses Medikament verschrieben zu bekommen«.
Der ganze Artikel unter
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Und da dann unter Internationale Politik suchen!
#mumiaabujamal
#wiederaufnahmeverfahren
#gesundheitszustand
#krankimknast
Nach Jahren völliger Abgeschiedenheit wird der zu lebenslanger Haft verurteilte US-amerikanische Journalist Mumia Abu-Jamal am 18. Dezember zum ersten Mal wieder in einer Gerichtsverhandlung öffentlich sprechen können. Wie die Tageszeitung »junge Welt« am Dienstagabend von Abu-Jamals Anwalt Robert Boyle aus New York erfuhr, hat die juristische Auseinandersetzung um die medizinische Versorgung seines Mandanten überraschend eine positive Wendung genommen.
Wenn Abu-Jamals Klage gegen Anstaltsleiter John Kerestes vom Staatsgefängnis Mahanoy in Pennsylvania nun vor Gericht verhandelt wird, sollen nicht mehr nur die Argumente seiner Anwälte gehört werden, wie es ursprünglich geplant war. Vielmehr ordnete Richter Robert D. Mariani vom Bundesbezirksgericht in Scranton im Bundesstaat Pennsylvania eine umfassende Beweiserhebung an. Das bedeutet, daß medizinische Sachverständige gehört und Zeugen vernommen werden, die verantwortlich sind für die medizinische Behandlung des politischen Gefangenen. Vor allem will Mariani den Kläger Abu-Jamal persönlich als Zeugen hören.
...
Ein positiver Nebeneffekt des Verfahrens ist, daß wenn das Urteil positiv ausfällt, dann auch die Chancen weiterer Gefangener auf medizinische Behandlung steigen:
Nach ihrem jüngsten Besuch bei Abu-Jamal bekräftigte Suzanne Ross, Sprecherin der New Yorker »Free Mumia Abu-Jamal Coalition«, in einem offenen Brief, das von der internationalen Solidaritätsbewegung unterstützte Klageverfahren zur Durchsetzung einer gezielten Hepatitis-C-Behandlung werde letztlich auch anderen Gefangenen zugute kommen. Insgesamt 10.000 Häftlinge seien allein in Pennsylvania an dieser Leberinfektion erkrankt. Sie könnten sofort geheilt werden, wenn die Gefängnisbehörde nicht argumentieren würde, sie seien »nicht krank genug, um dieses Medikament verschrieben zu bekommen«.
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•NEUER BEITRAG06.01.2016, 13:05 Uhr
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Mumia Abu-Jamal darf aussagen
Zwischen dem 18. und 23. Dezember 2015 fanden 3 Verhandlungstage in dem Prozeß von Mumia gegen die Gefängnisbehörden wegen seiner nicht behandelten (und ihm lange verschwiegenen) Hepatitis statt, das Urteil soll Mitte Januar 2016 erfolgen.
Das berichtet die Soligruppe Free Mumia Berlin in einem Artikel auf scharf-links am 3. Jan., der, um einen allgemeineren, nicht explizit auf Mumia bezogenen Teil gekürzt, einen Tag später auch auf der DKP-Seite erschien: Aktuelle Meldungen über Mumia Abu-Jamal.
"...Der erste Tag lief aus Mumias Sicht hervorragend, da der vorsitzende Richter Mariani alle Versuche der Gefängnsbehörde abwies, das Verfahren wg. vermeintlicher Formfehler einzustellen. Er sagte klar und deutlich, dass der Inhalt (dieser Verhandlung) über die Form gehe. Am zweiten Tag kam es zu verschiedenen Expert*innen Anhörungen über Hepatitis-C und den Verlauf von Mumias Erkrankung, die nach dem Wissen der Gefängnisbehörde bereits bis ins Jahr 2012 zurückreicht, was Mumia allerdings erst vor wenigen Monaten erfuhr. Am dritten Verhandlungstag räumte die Anwältin der Gefängnisbehörde ein, ein Gutachten des medizinischen Beauftragten Noel aus der gleichen Behörde manipuliert zu haben, ..."
Es deutet also einiges auf einen Erfolg Mumias hin. Sollte das der Fall sein, so hat das Urteil weitere Auswirkungen: Sollte Mumia gewinnen, können sich alle 10.000 ebenfalls an Hepatitis-C erkrankten Gefangenen im Bundesstaat auf diesen Präzedenzfall berufen und ebenfalls eine Behandlung einfordern.
Der Text unter:
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411b42]
oder unter:
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Das berichtet die Soligruppe Free Mumia Berlin in einem Artikel auf scharf-links am 3. Jan., der, um einen allgemeineren, nicht explizit auf Mumia bezogenen Teil gekürzt, einen Tag später auch auf der DKP-Seite erschien: Aktuelle Meldungen über Mumia Abu-Jamal.
"...Der erste Tag lief aus Mumias Sicht hervorragend, da der vorsitzende Richter Mariani alle Versuche der Gefängnsbehörde abwies, das Verfahren wg. vermeintlicher Formfehler einzustellen. Er sagte klar und deutlich, dass der Inhalt (dieser Verhandlung) über die Form gehe. Am zweiten Tag kam es zu verschiedenen Expert*innen Anhörungen über Hepatitis-C und den Verlauf von Mumias Erkrankung, die nach dem Wissen der Gefängnisbehörde bereits bis ins Jahr 2012 zurückreicht, was Mumia allerdings erst vor wenigen Monaten erfuhr. Am dritten Verhandlungstag räumte die Anwältin der Gefängnisbehörde ein, ein Gutachten des medizinischen Beauftragten Noel aus der gleichen Behörde manipuliert zu haben, ..."
Es deutet also einiges auf einen Erfolg Mumias hin. Sollte das der Fall sein, so hat das Urteil weitere Auswirkungen: Sollte Mumia gewinnen, können sich alle 10.000 ebenfalls an Hepatitis-C erkrankten Gefangenen im Bundesstaat auf diesen Präzedenzfall berufen und ebenfalls eine Behandlung einfordern.
Der Text unter:
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•NEUER BEITRAG16.06.2019, 19:57 Uhr
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Wiederaufnahmeverfahren für Mumia
Nach 37 Jahren im Knast - davon den Großteil in der Todeszelle - sieht es endlich so aus, als ob er ein Wiederaufnahmeverfahren bekommt, vorausgesetzt, daß er lange genug überlebt. Nach dem unerwarteten Auffinden einiger interessanter Aktenordner sind seine Chancen für einen Freispruch vermutlich deutlich verbessert. Bereits im Dez. 2018 hatte der zuständige Richter Tucker ein neues Verfahren verfügt, wogegen die Staatsanwaltschaft Einspruch einlegen konnte. -Unmittelbar nach diesem Beschluß des Richters tauchten die Akten auf. - Der zuständige Staatsanwalt hat im April seinen Widerstand gegen ein neues Verfahren zurückgezogen.
Dazu ein langer Artikel in der jw schon vom 24. Jan. 2019 Ein Funken Hoffnung von Dave Lindorff unter
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und Staatsanwalt zieht Widerspruch gegen Mumias neues Verfahren zurück auf der UnterstützerInnenseite freiheit für mumia unter
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Dazu ein langer Artikel in der jw schon vom 24. Jan. 2019 Ein Funken Hoffnung von Dave Lindorff unter
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und Staatsanwalt zieht Widerspruch gegen Mumias neues Verfahren zurück auf der UnterstützerInnenseite freiheit für mumia unter
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•NEUER BEITRAG16.06.2019, 20:07 Uhr
EDIT: arktika
16.06.2019, 20:10 Uhr
16.06.2019, 20:10 Uhr
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Mumia Abu-Jamal
Hingegen bleibt Mumias Gesundheitszustand im Knast weiterhin gruselig. Bleibt er dort, droht ihm Erblindung - neben allen seinen anderen Leiden.
Aus der jW vom 5. Juni:
Mumia Abu-Jamal: Erblindung möglich
Pennsylvania. Ein in dieser Woche bekannt gewordenes medizinisches Gutachten bestätigt die Notwendigkeit einer sofortigen Entlassung des in den USA inhaftierten politischen Gefangenen Mumia Abu-Jamal. Dr. Joseph Harris hatte den Gefangenen am 27. Mai untersucht. Mumia leide an verschiedenen Erkrankungen der Augen. Wegen mehrerer Risikofaktoren sowie den Anforderungen seiner Arbeit als Journalist sei es fast sicher, dass Abu-Jamals Erkrankung weiter fortschreiten werde. Dies könne zu einer fast vollständigen Erblindung in zwei bis vier Jahren führen. Aufgrund der medizinischen Notwendigkeit werde Harris versuchen, in dieser Woche mit dem Bezirksstaatsanwalt zu sprechen, um eine sofortige Freilassung zu erwirken. Abu-Jamal habe ein weitreichendes Netzwerk benannt, das ihn in diesem Falle unterstützen würde. (jW)
unter Link ...jetzt anmelden!
Ausführlicher informiert die oben schon genannte Solidaritätsseiten:
Kurzer aktueller Bericht über den Gesundheitszustand von Mumia Abu Jamal
"Wie eine Mulltuch über meinen Augen"
Mumias visuelle Einschränkung ist drastisch fortgeschritten
Ich habe Mumias Gesundheitsakten durchgesehen und ihn bei seiner monatlichen Untersuchung am 27. Mai 2019 gesehen.
Mumia leidet an verschiedenen Erkrankungen, unter anderem an Glaukom (Anmerkung Übersetzerin: auch grüner Star genannt), als auch an einem 'primär chronischen Offenwinkelglaukom' sowie auch an 'Glaskörperabhebug' (Anmerkung Übersetzerin: dabei löst sich im Auge der Glaskörper von der Netzhaut ab) und einer Linsentrübung des Auges (Katarakt).
Dies zusätzlich zur Leberzirrhose, Bluthochdruck, Diabetes (nicht insulinabhängiger Diabetes mellitus) und Hepatitis C.
Der Patient berichtete, dass er im März und April nicht lesen konnte, obwohl es nun im klinischen Kontext in den letzten 3-4 Wochen besser wurde:
1. Mehrere ernste Risikofaktoren in der Familiengeschichte, Diabetes, schlecht kontrollierter Bluthochdruck, Leberzirrhose, sowie die Anforderungen seiner Arbeit als Journalist (kontinuierliches Lesen bei schlechter Beleuchtung) und der erhöhte Stress typisch f¨r Gefängnis-Alltag, es ist fast sicher, dass Mumia Abu-Jamal's Erkrankung weiter fortschreiten wird, das bis zu fast vollständiger Erblindung in 2-4 Jahren führen wird.
2. Sofortige Freilassung aufgrund medizinischer und Härtefall-Basis zu seiner Gemeinschaft und Familie für die Regelversorgung wäre die bewährte Methode in dieser Situation. Er hat ein weitreichendes Netzwerk benannt, das ihn im Falle seiner Freilassung unterstützen würde.
3. Wenn die Frage der öffentlichen Sicherheit gestellt wird, wäre ein Hausarrest eine akzeptable Alternative.
Ein umfassender Bericht wird folgen.
Der Patient Mumia Abu-Jamal hat seine Erlaubnis erteilt, seinen Fall öffentlich zu besprechen.
Ich werde persönlich versuchen, in dieser Woche den Bezirksstaatsanwalt zu besuchen, um diese medizinische Notwendigkeit mit ihm zu besprechen.
Viele Grüsse und in Frieden
Dr. med. Joseph Harris
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Aus der jW vom 5. Juni:
Mumia Abu-Jamal: Erblindung möglich
Pennsylvania. Ein in dieser Woche bekannt gewordenes medizinisches Gutachten bestätigt die Notwendigkeit einer sofortigen Entlassung des in den USA inhaftierten politischen Gefangenen Mumia Abu-Jamal. Dr. Joseph Harris hatte den Gefangenen am 27. Mai untersucht. Mumia leide an verschiedenen Erkrankungen der Augen. Wegen mehrerer Risikofaktoren sowie den Anforderungen seiner Arbeit als Journalist sei es fast sicher, dass Abu-Jamals Erkrankung weiter fortschreiten werde. Dies könne zu einer fast vollständigen Erblindung in zwei bis vier Jahren führen. Aufgrund der medizinischen Notwendigkeit werde Harris versuchen, in dieser Woche mit dem Bezirksstaatsanwalt zu sprechen, um eine sofortige Freilassung zu erwirken. Abu-Jamal habe ein weitreichendes Netzwerk benannt, das ihn in diesem Falle unterstützen würde. (jW)
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Ausführlicher informiert die oben schon genannte Solidaritätsseiten:
Kurzer aktueller Bericht über den Gesundheitszustand von Mumia Abu Jamal
"Wie eine Mulltuch über meinen Augen"
Mumias visuelle Einschränkung ist drastisch fortgeschritten
Ich habe Mumias Gesundheitsakten durchgesehen und ihn bei seiner monatlichen Untersuchung am 27. Mai 2019 gesehen.
Mumia leidet an verschiedenen Erkrankungen, unter anderem an Glaukom (Anmerkung Übersetzerin: auch grüner Star genannt), als auch an einem 'primär chronischen Offenwinkelglaukom' sowie auch an 'Glaskörperabhebug' (Anmerkung Übersetzerin: dabei löst sich im Auge der Glaskörper von der Netzhaut ab) und einer Linsentrübung des Auges (Katarakt).
Dies zusätzlich zur Leberzirrhose, Bluthochdruck, Diabetes (nicht insulinabhängiger Diabetes mellitus) und Hepatitis C.
Der Patient berichtete, dass er im März und April nicht lesen konnte, obwohl es nun im klinischen Kontext in den letzten 3-4 Wochen besser wurde:
1. Mehrere ernste Risikofaktoren in der Familiengeschichte, Diabetes, schlecht kontrollierter Bluthochdruck, Leberzirrhose, sowie die Anforderungen seiner Arbeit als Journalist (kontinuierliches Lesen bei schlechter Beleuchtung) und der erhöhte Stress typisch f¨r Gefängnis-Alltag, es ist fast sicher, dass Mumia Abu-Jamal's Erkrankung weiter fortschreiten wird, das bis zu fast vollständiger Erblindung in 2-4 Jahren führen wird.
2. Sofortige Freilassung aufgrund medizinischer und Härtefall-Basis zu seiner Gemeinschaft und Familie für die Regelversorgung wäre die bewährte Methode in dieser Situation. Er hat ein weitreichendes Netzwerk benannt, das ihn im Falle seiner Freilassung unterstützen würde.
3. Wenn die Frage der öffentlichen Sicherheit gestellt wird, wäre ein Hausarrest eine akzeptable Alternative.
Ein umfassender Bericht wird folgen.
Der Patient Mumia Abu-Jamal hat seine Erlaubnis erteilt, seinen Fall öffentlich zu besprechen.
Ich werde persönlich versuchen, in dieser Woche den Bezirksstaatsanwalt zu besuchen, um diese medizinische Notwendigkeit mit ihm zu besprechen.
Viele Grüsse und in Frieden
Dr. med. Joseph Harris
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NEUE ANTWORT22.07.2019, 09:26 Uhr
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"Blind wie ein Maulwurf"
" Sie sind ja blind wie ein Maulwurf", das war die Reaktion eines Wärters, der Mumia begleitet hatte, als dieser endlich mal wieder bei einem Augenarzt war. Nachdem er lange verschwiegen hatte, wie schlecht es um seine Sehkraft schon bestellt ist.
Ausnahmsweise äußerte er sich am 8. Juli in seiner jW-Kolumne mal zu sich selbst und seiner aktuellen Situation:
Schwindendes Sehvermögen
Vor allem in den letzten Jahren fiel es mir nicht leicht, über mich selbst und meine Situation zu sprechen oder zu schreiben. Die Geschichten anderer Menschen schienen mir interessanter. Bis jetzt. Denn als ich vor ein paar Wochen über den Hauptkorridor des Knastes lief, bemerkte ich, dass ich nicht mehr in der Lage war, auch nur ein einziges der Gesichter der Flut von Mitgefangenen, die mir begegneten, scharf zu sehen. Zum ersten Mal begriff ich, wie miserabel mein Sehvermögen geworden war.
Zunächst sprach ich mit niemandem darüber. Nicht mit meinen Anwälten und nicht mit meiner Frau Wadiya. Ich ließ auch meine Unterstützerinnen und Unterstützer draußen nicht wissen, was los war. Selbst dem Arzt meines Vertrauens, dem New Yorker Internisten Dr. Joseph Harris, sagte ich zunächst nichts. Der Grund dafür war zum einen, dass ich dachte: Was können die schon machen? Zum anderen vermeiden es Gefangene generell, anderen Häftlingen von ihren Gebrechen zu erzählen. In dieser Männergesellschaft möchte niemand als schwach gelten.
Jedesmal, wenn ich Steroid-Augentropfen nahm, verschlechterte sich meine Sicht, wurde milchig, so als lege sich ein weißer Schleier über beide Augen. Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass ich praktisch blind geworden war. Ich konnte keine Zeitung mehr lesen, kein Buch, und ich konnte keine Gesichter mehr erkennen.
Als ich dann zu einer Untersuchung bei einem Augenarzt ausgeführt wurde, sagte der Wärter, der mich begleitete: »Verdammt, Jamal, Sie sind ja blind wie ein Maulwurf!« Das war seine spontane Reaktion auf den Sehtest, der ergeben hatte, dass ich keine der Buchstaben und Ziffern erkennen konnte, die mir gezeigt wurden. Seit ich die Augentropfen nicht mehr nehme, hat sich der milchige Schleier verflüchtigt, aber ich sehe mittlerweile so schlecht, dass ich unbedingt die Stimmen von Leuten hören muss, um sie wirklich zu erkennen – wie ein Blinder. Mein Sehvermögen schwindet mehr und mehr.
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Ausnahmsweise äußerte er sich am 8. Juli in seiner jW-Kolumne mal zu sich selbst und seiner aktuellen Situation:
Schwindendes Sehvermögen
Vor allem in den letzten Jahren fiel es mir nicht leicht, über mich selbst und meine Situation zu sprechen oder zu schreiben. Die Geschichten anderer Menschen schienen mir interessanter. Bis jetzt. Denn als ich vor ein paar Wochen über den Hauptkorridor des Knastes lief, bemerkte ich, dass ich nicht mehr in der Lage war, auch nur ein einziges der Gesichter der Flut von Mitgefangenen, die mir begegneten, scharf zu sehen. Zum ersten Mal begriff ich, wie miserabel mein Sehvermögen geworden war.
Zunächst sprach ich mit niemandem darüber. Nicht mit meinen Anwälten und nicht mit meiner Frau Wadiya. Ich ließ auch meine Unterstützerinnen und Unterstützer draußen nicht wissen, was los war. Selbst dem Arzt meines Vertrauens, dem New Yorker Internisten Dr. Joseph Harris, sagte ich zunächst nichts. Der Grund dafür war zum einen, dass ich dachte: Was können die schon machen? Zum anderen vermeiden es Gefangene generell, anderen Häftlingen von ihren Gebrechen zu erzählen. In dieser Männergesellschaft möchte niemand als schwach gelten.
Jedesmal, wenn ich Steroid-Augentropfen nahm, verschlechterte sich meine Sicht, wurde milchig, so als lege sich ein weißer Schleier über beide Augen. Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass ich praktisch blind geworden war. Ich konnte keine Zeitung mehr lesen, kein Buch, und ich konnte keine Gesichter mehr erkennen.
Als ich dann zu einer Untersuchung bei einem Augenarzt ausgeführt wurde, sagte der Wärter, der mich begleitete: »Verdammt, Jamal, Sie sind ja blind wie ein Maulwurf!« Das war seine spontane Reaktion auf den Sehtest, der ergeben hatte, dass ich keine der Buchstaben und Ziffern erkennen konnte, die mir gezeigt wurden. Seit ich die Augentropfen nicht mehr nehme, hat sich der milchige Schleier verflüchtigt, aber ich sehe mittlerweile so schlecht, dass ich unbedingt die Stimmen von Leuten hören muss, um sie wirklich zu erkennen – wie ein Blinder. Mein Sehvermögen schwindet mehr und mehr.
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NEUE ANTWORT22.07.2019, 09:34 Uhr
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Kaum noch Sehvermögen!
Am folgenden Tag, dem 9. Juli gab es dann eine Schwerpunktseite zu Mumia:
Kampf um Augenlicht
Der politische Gefangene Mumia Abu-Jamal ist akut von Erblindung bedroht. Die nötige Operation wird hinausgezögert
von Jürgen Heiser
Am Tag vor dem nationalen Feiertag am 4. Juli standen die Telefone in zwei US-Behörden nicht still. Lawrence Krasner, Bezirksstaatsanwalt von Philadelphia, und Superintendentin Theresa A. Delbalso, Leiterin des Staatsgefängnisses Mahanoy in Frackville (Pennsylvania), wurden von zahlreichen Anruferinnen und Anrufern aufgefordert, sich für die sofortige Augenoperation des von Erblindung bedrohten, politischen Gefangenen Mumia Abu-Jamal einzusetzen. Die Telefonaktion geschah bewusst am 3. Juli, dem 37. Jahrestag der Verurteilung des heute 65jährigen Journalisten, Ex-Black-Panthers und Bürgerrechtlers, der seit 1981 unschuldig im Gefängnis sitzt. Im Sommer 1982 war er wegen Mordes an einem Polizisten, den er nie begangen hat, zum Tode verurteilt worden.
Bekanntermaßen ist Abu-Jamal seit Jahren schwer erkrankt. Das ist die Folge der jahrzehntelangen Haft, von der er bis zur Umwandlung des Todesurteils in lebenslange Haft fast 30 Jahre in der Isolation des Todestrakts verbringen musste. Unter den Bedingungen des »Slow Death«, des »langsamen Todes«, wie der politische Gefangene seine Haft ohne Chance zur Entlassung auf Bewährung nennt, schreitet die Zermürbung seines Körpers weiter fort.
In der gestrigen Ausgabe dieser Zeitung erschien die 965. seiner wöchentlichen Kolumnen in Folge. Darin beschrieb er, der sich selbst sonst zurücknimmt und seine Leserschaft am Leben und den Kämpfen anderer inner- und außerhalb der Gefängnisse teilhaben lässt, wie er den zunehmenden Verlust seiner Sehkraft erlebt. Mittlerweile sehe er so schlecht, dass er »unbedingt die Stimmen von Leuten hören muss, um sie wirklich zu erkennen – wie ein Blinder«.
Über diesen besorgniserregenden Gesundheitszustand ihres Korrespondenten hatte jW erstmals am 5. Juni 2019 berichtet. Drei Tage später nutzte der Hamburger Schauspieler und Gewerkschafter Rolf Becker seinen Auftritt auf der Berliner Künstlerkonferenz der Zeitschrift Melodie&Rhythmus dazu, auf die äußerst ernste Situation Abu-Jamals aufmerksam zu machen. Er verwies auf dessen Vertrauensarzt Dr. Joseph Harris, der in einem Gutachten die Notwendigkeit einer sofortigen Haftverschonung für den kranken Gefangenen hervorgehoben hatte, da insbesondere unter den Bedingungen der Haft seine »fast vollständige Erblindung in zwei bis vier Jahren« zu befürchten sei.
Eine »Stimme der Unterdrückten« sei »Mumia nicht nur in den Zellen der US-Gefängnisindustrie«, so Becker in seinem Plädoyer für den Kollegen und Mitstreiter, »sondern überall, wo Menschen ausgeschlossen sind von politischer und gesellschaftlicher Teilhabe, nicht nur in den USA«. Wenn er unter dem Verlust seines Augenlichts »in seiner Betonzelle weder lesen noch schreiben« könne, wie solle er dann noch »seine Kolumnen, die nicht nur in der jW, sondern weltweit verbreitet werden«, verfassen? Nicht nur den Unterdrückten, die öffentlich kein Gehör finden, würde seine Stimme fehlen. Das sahen auch die 300 Teilnehmer der Künstlerkonferenz so und schlossen sich der Forderung nach sofortiger Freilassung Abu-Jamals zur medizinischen Behandlung einhellig per Akklamation an.
Kurz darauf informierte Noelle Hanrahan vom Prison Radio Project aus San Francisco nach einem Besuch bei Abu-Jamal die Öffentlichkeit darüber, wie schwer dem Gefangenen inzwischen das Lesen falle. Seine Brille lindere die Beschwerden nicht, eine Lupe oder andere Lesehilfen habe er nicht. Dr. Courtney P. Rodgers, medizinischer Leiter der Krankenabteilung im Mahanoy-Gefängnis, habe zwar laut Hanrahan den Katarakteingriff an beiden Augen inzwischen genehmigt, jedoch erklärt, die Terminierung werde »ein paar Monate« dauern. Rodgers arbeitet für die Privatfirma Correct Care Solutions, der das US-Justizministerium die medizinische Versorgung in vielen US-Haftanstalten und Internierungslagern für Einwanderer übertragen hat. Die Vergabe der Termine unterliege »nicht seiner Kontrolle«, so der Arzt gegenüber Abu-Jamal.
Liberation News, Zeitung der »Party for Socialism and Liberation« (PSL), berichtete, nicht allein Abu-Jamal müsse »diese grausamen Angriffe auf die Gesundheit von alternden und kranken Menschen hinter Gefängnismauern ertragen«. Nach einer aktuellen Statistik des US-Justizministeriums seien mehr als 130.000 Häftlinge Senioren. Zwischen 1993 und 2013 sei die Zahl um 400 Prozent angestiegen. Überall im Land erlebten diese älteren Gefangenen »gegen Ende ihres Lebens eine qualvolle Zeit«, ohne eine Chance auf Entlassung aus »humanitären Gründen« zu bekommen, so die PSL.
Von Hanrahan nach seiner Meinung zu einer »Freilassung aus humanitären Gründen« befragt, habe Abu-Jamal geantwortet, er würde »jede Art von Freilassung begrüßen« und sei einverstanden, wenn die Öffentlichkeit sich an Dr. Rodgers wende, »um die Terminierung der Katarakt-OP zu beschleunigen«. Der baldige Eingriff sei notwendig, erklärte die Radiojournalistin, da Abu-Jamals drohende Erblindung jetzt noch »durch eine Operation effektiv« aufgehalten werden könne. »Nehmt euch wenigstens einen Moment Zeit, die Petition der ›Mobilization for Mumia‹ zu unterzeichnen«, forderte Hanrahan.
In den USA und immer mehr Ländern, von Mexiko bis Frankreich und der BRD, fordern deshalb Menschenrechtsorganisationen und Bündnisse der »Free Mumia«-Solidaritätsbewegung jetzt verstärkt eine sofortige Augenoperation. Rolf Becker kommentierte, wenn jetzt nicht gehandelt werde, dann ginge »das Mundtotmachen von Mumia seinem physischen Tod voraus«. Und der Gewerkschafter betonte gegenüber jW: »Es liegt an uns, dass er weiter schreiben und als Mensch für andere Menschen weiterleben kann. Free Mumia!«
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⇵ mehr anzeigen (855 Wörter)
Kampf um Augenlicht
Der politische Gefangene Mumia Abu-Jamal ist akut von Erblindung bedroht. Die nötige Operation wird hinausgezögert
von Jürgen Heiser
Am Tag vor dem nationalen Feiertag am 4. Juli standen die Telefone in zwei US-Behörden nicht still. Lawrence Krasner, Bezirksstaatsanwalt von Philadelphia, und Superintendentin Theresa A. Delbalso, Leiterin des Staatsgefängnisses Mahanoy in Frackville (Pennsylvania), wurden von zahlreichen Anruferinnen und Anrufern aufgefordert, sich für die sofortige Augenoperation des von Erblindung bedrohten, politischen Gefangenen Mumia Abu-Jamal einzusetzen. Die Telefonaktion geschah bewusst am 3. Juli, dem 37. Jahrestag der Verurteilung des heute 65jährigen Journalisten, Ex-Black-Panthers und Bürgerrechtlers, der seit 1981 unschuldig im Gefängnis sitzt. Im Sommer 1982 war er wegen Mordes an einem Polizisten, den er nie begangen hat, zum Tode verurteilt worden.
Bekanntermaßen ist Abu-Jamal seit Jahren schwer erkrankt. Das ist die Folge der jahrzehntelangen Haft, von der er bis zur Umwandlung des Todesurteils in lebenslange Haft fast 30 Jahre in der Isolation des Todestrakts verbringen musste. Unter den Bedingungen des »Slow Death«, des »langsamen Todes«, wie der politische Gefangene seine Haft ohne Chance zur Entlassung auf Bewährung nennt, schreitet die Zermürbung seines Körpers weiter fort.
In der gestrigen Ausgabe dieser Zeitung erschien die 965. seiner wöchentlichen Kolumnen in Folge. Darin beschrieb er, der sich selbst sonst zurücknimmt und seine Leserschaft am Leben und den Kämpfen anderer inner- und außerhalb der Gefängnisse teilhaben lässt, wie er den zunehmenden Verlust seiner Sehkraft erlebt. Mittlerweile sehe er so schlecht, dass er »unbedingt die Stimmen von Leuten hören muss, um sie wirklich zu erkennen – wie ein Blinder«.
Über diesen besorgniserregenden Gesundheitszustand ihres Korrespondenten hatte jW erstmals am 5. Juni 2019 berichtet. Drei Tage später nutzte der Hamburger Schauspieler und Gewerkschafter Rolf Becker seinen Auftritt auf der Berliner Künstlerkonferenz der Zeitschrift Melodie&Rhythmus dazu, auf die äußerst ernste Situation Abu-Jamals aufmerksam zu machen. Er verwies auf dessen Vertrauensarzt Dr. Joseph Harris, der in einem Gutachten die Notwendigkeit einer sofortigen Haftverschonung für den kranken Gefangenen hervorgehoben hatte, da insbesondere unter den Bedingungen der Haft seine »fast vollständige Erblindung in zwei bis vier Jahren« zu befürchten sei.
Eine »Stimme der Unterdrückten« sei »Mumia nicht nur in den Zellen der US-Gefängnisindustrie«, so Becker in seinem Plädoyer für den Kollegen und Mitstreiter, »sondern überall, wo Menschen ausgeschlossen sind von politischer und gesellschaftlicher Teilhabe, nicht nur in den USA«. Wenn er unter dem Verlust seines Augenlichts »in seiner Betonzelle weder lesen noch schreiben« könne, wie solle er dann noch »seine Kolumnen, die nicht nur in der jW, sondern weltweit verbreitet werden«, verfassen? Nicht nur den Unterdrückten, die öffentlich kein Gehör finden, würde seine Stimme fehlen. Das sahen auch die 300 Teilnehmer der Künstlerkonferenz so und schlossen sich der Forderung nach sofortiger Freilassung Abu-Jamals zur medizinischen Behandlung einhellig per Akklamation an.
Kurz darauf informierte Noelle Hanrahan vom Prison Radio Project aus San Francisco nach einem Besuch bei Abu-Jamal die Öffentlichkeit darüber, wie schwer dem Gefangenen inzwischen das Lesen falle. Seine Brille lindere die Beschwerden nicht, eine Lupe oder andere Lesehilfen habe er nicht. Dr. Courtney P. Rodgers, medizinischer Leiter der Krankenabteilung im Mahanoy-Gefängnis, habe zwar laut Hanrahan den Katarakteingriff an beiden Augen inzwischen genehmigt, jedoch erklärt, die Terminierung werde »ein paar Monate« dauern. Rodgers arbeitet für die Privatfirma Correct Care Solutions, der das US-Justizministerium die medizinische Versorgung in vielen US-Haftanstalten und Internierungslagern für Einwanderer übertragen hat. Die Vergabe der Termine unterliege »nicht seiner Kontrolle«, so der Arzt gegenüber Abu-Jamal.
Liberation News, Zeitung der »Party for Socialism and Liberation« (PSL), berichtete, nicht allein Abu-Jamal müsse »diese grausamen Angriffe auf die Gesundheit von alternden und kranken Menschen hinter Gefängnismauern ertragen«. Nach einer aktuellen Statistik des US-Justizministeriums seien mehr als 130.000 Häftlinge Senioren. Zwischen 1993 und 2013 sei die Zahl um 400 Prozent angestiegen. Überall im Land erlebten diese älteren Gefangenen »gegen Ende ihres Lebens eine qualvolle Zeit«, ohne eine Chance auf Entlassung aus »humanitären Gründen« zu bekommen, so die PSL.
Von Hanrahan nach seiner Meinung zu einer »Freilassung aus humanitären Gründen« befragt, habe Abu-Jamal geantwortet, er würde »jede Art von Freilassung begrüßen« und sei einverstanden, wenn die Öffentlichkeit sich an Dr. Rodgers wende, »um die Terminierung der Katarakt-OP zu beschleunigen«. Der baldige Eingriff sei notwendig, erklärte die Radiojournalistin, da Abu-Jamals drohende Erblindung jetzt noch »durch eine Operation effektiv« aufgehalten werden könne. »Nehmt euch wenigstens einen Moment Zeit, die Petition der ›Mobilization for Mumia‹ zu unterzeichnen«, forderte Hanrahan.
In den USA und immer mehr Ländern, von Mexiko bis Frankreich und der BRD, fordern deshalb Menschenrechtsorganisationen und Bündnisse der »Free Mumia«-Solidaritätsbewegung jetzt verstärkt eine sofortige Augenoperation. Rolf Becker kommentierte, wenn jetzt nicht gehandelt werde, dann ginge »das Mundtotmachen von Mumia seinem physischen Tod voraus«. Und der Gewerkschafter betonte gegenüber jW: »Es liegt an uns, dass er weiter schreiben und als Mensch für andere Menschen weiterleben kann. Free Mumia!«
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Kaum noch Sehvermögen!
Hintergrund: Protestnote an den US-Botschafter in Paris
Der US-Journalist Mumia Abu-Jamal, der in Philadelphia als »Stimme der Unterdrückten« bekannt ist und sich unermüdlich für die Armen, Arbeiterinnen und Arbeiter und diskriminierten Minderheiten einsetzt, wird seit Jahrzehnten vom rassistischen Justizsystem in Pennsylvania in Haft gehalten. Weil die Behörden Mumia nicht hinrichten konnten, verurteilten sie ihn zum langsamen Sterben im Gefängnis, ohne ihm auch nur ein Mindestmaß der erforderlichen medizinischen Versorgung zukommen zu lassen.
Die Nationalkonferenz des PRCF (Pôle de Renaissance Communiste en France), die am 1. und 2. Juni 2019 in Paris tagte, bekräftigte einstimmig ihre humanitäre und politische Solidarität mit Mumia und drückte ihre Bewunderung für das unerschütterliche Beispiel von Entschlossenheit, internationalistischer Solidarität, unbezwingbarem Mut und unerschütterlicher Liebe zum Leben aus, die er jedem entgegenbringt, der wie er im finsteren Kerker sitzt.
Wir fordern Mumias bedingungslose Freilassung und sagen: Schande über die Herrschenden in den USA, die es wagen, sich unter dem Vorwand der »Menschenrechte« in die inneren Angelegenheiten anderer Länder wie Venezuela, Kuba, Irak, Iran, Nicaragua, Syrien, Afghanistan und die Koreanische Halbinsel einzumischen, während sie die antiimperialistischen Militanten im eigenen Land unmenschlich behandeln.
Pierre Pranchère, Vorsitzender der Internationalen Kommission der PRCF, Aymeric Monville und Daniel Antonini, Sekretäre, sowie Georges Gastaud, Generalsekretär, und Fadi Kassem, Vizegeneralsekretär
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Der US-Journalist Mumia Abu-Jamal, der in Philadelphia als »Stimme der Unterdrückten« bekannt ist und sich unermüdlich für die Armen, Arbeiterinnen und Arbeiter und diskriminierten Minderheiten einsetzt, wird seit Jahrzehnten vom rassistischen Justizsystem in Pennsylvania in Haft gehalten. Weil die Behörden Mumia nicht hinrichten konnten, verurteilten sie ihn zum langsamen Sterben im Gefängnis, ohne ihm auch nur ein Mindestmaß der erforderlichen medizinischen Versorgung zukommen zu lassen.
Die Nationalkonferenz des PRCF (Pôle de Renaissance Communiste en France), die am 1. und 2. Juni 2019 in Paris tagte, bekräftigte einstimmig ihre humanitäre und politische Solidarität mit Mumia und drückte ihre Bewunderung für das unerschütterliche Beispiel von Entschlossenheit, internationalistischer Solidarität, unbezwingbarem Mut und unerschütterlicher Liebe zum Leben aus, die er jedem entgegenbringt, der wie er im finsteren Kerker sitzt.
Wir fordern Mumias bedingungslose Freilassung und sagen: Schande über die Herrschenden in den USA, die es wagen, sich unter dem Vorwand der »Menschenrechte« in die inneren Angelegenheiten anderer Länder wie Venezuela, Kuba, Irak, Iran, Nicaragua, Syrien, Afghanistan und die Koreanische Halbinsel einzumischen, während sie die antiimperialistischen Militanten im eigenen Land unmenschlich behandeln.
Pierre Pranchère, Vorsitzender der Internationalen Kommission der PRCF, Aymeric Monville und Daniel Antonini, Sekretäre, sowie Georges Gastaud, Generalsekretär, und Fadi Kassem, Vizegeneralsekretär
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NEUE ANTWORT22.07.2019, 09:46 Uhr
EDIT: arktika
22.07.2019, 15:09 Uhr
22.07.2019, 15:09 Uhr
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Petition Mumia
Am selben Tag auf selber Schwerpunktseite ist auch - in deutscher Übersetzung von Jürgen Heiser - eine Veröffentlichung einer
Petition des US-Bündnisses »Mobilization For Mumia«
Aufruf an Lawrence Krasner, Bezirksstaatsanwalt von Philadelphia, Thomas Wolf, Gouverneur von Pennsylvania, John Wetzel, Leiter der Gefängnisbehörde von Pennsylvania, Theresa A. Delbalso, Leiterin des Staatsgefängnisses SCI Mahanoy, und Dr. Courtney Rodgers, Leiter der Krankenabteilung des SCI Mahanoy
Mumia Abu-Jamals Sehvermögen hat sich rapide verschlechtert. Es wurde bestätigt, dass Mumia derzeit unter Bedingungen leidet, die sein Augenlicht ernsthaft bedrohen. Dazu gehören Glaukom (grüner Star), Glaskörperabhebung und Katarakte (grauer Star) an beiden Augen. Die drohende Erblindung gefährdet ernsthaft sein Leben, sein Wohlergehen und seine Arbeit als Journalist.
Ein externer Augenarzt empfiehlt chirurgische Eingriffe, um die Katarakte an beiden Augen zu entfernen, Anstaltsarzt Dr. Courtney Rodgers vom SCI Mahanoy verzögert allerdings die Terminabsprachen mit Mumias externem Augenarzt für die erforderlichen Untersuchungen und Operationen. […]
Solange er nicht behandelt wird, werden Mumias Sehnerven weiter geschädigt. Er ist nicht in der Lage zu lesen oder andere Dinge zu tun, die eine normale Sehkraft erfordern. Diese Verzögerungen erinnern an das jahrelange Hinausschieben der Behandlung seiner Hepatitis-C-Infektion. Als die Gefängnisbehörde schließlich von einem Bundesgericht gezwungen wurde, mit der Heilbehandlung der Hepatitis C zu beginnen, hatte sich bereits eine Leberzirrhose entwickelt, die bei rechtzeitiger Behandlung zu verhindern gewesen wäre.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Afroamerikaner Katarakte entwickeln, ist eineinhalb Mal so hoch wie bei der Gesamtbevölkerung der USA, und fünf Mal so hoch, was die daraus folgende völlige Erblindung betrifft.
Es ist nicht nur so, dass sich Mumias allgemeiner Gesundheitszustand durch den drohenden Verlust des Augenlichts verschlechtert, vielmehr stellt das Unterlassen der erforderlichen sofortigen medizinischen Behandlung eine grausame und ungewöhnliche Bestrafung dar, insbesondere für einen Unschuldigen, der seit fast vier Jahrzehnten zu Unrecht inhaftiert ist.
Wir fordern die für Mumia zuständigen Gefängnisärzte dringend auf, sofort einen Termin für die Kataraktoperation anzuberaumen.
In Anbetracht seiner vielfältigen gesundheitlichen Beschwerden und der Gefahr der Erblindung fordern wir darüber hinaus, dass die verantwortlichen Behörden jetzt eine wirkliche »Freilassung aus humanitären Gründen« veranlassen und nicht die Vortäuschung dieser Freilassung durch die Verlegung aus dem Gefängnis in eine Pflegeeinrichtungen, die der Staat Pennsylvania immer dann anordnet, wenn zu erwarten ist, dass der Häftling das nächste Jahr nicht überlebt. Wenn Mumia jetzt nach Hause entlassen würde, wären Familie, Freunde und Unterstützer in der Lage, umgehend die medizinische Behandlung zu gewährleisten, die er dringend benötigt.
Mumia sollte jetzt aber nicht nur freigelassen werden, weil er außerhalb des Gefängnisses eine bessere medizinische Behandlung bekommen kann, sondern auch, weil er unschuldig ist!
Diese vom US-Bündnis »Mobilization for Mumia« verfasste Petition kann im englischen Original online unterzeichnet werden unter:
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aus der jw vom 09.07. unter Link ...jetzt anmelden!
#mumiapetition
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Petition des US-Bündnisses »Mobilization For Mumia«
Aufruf an Lawrence Krasner, Bezirksstaatsanwalt von Philadelphia, Thomas Wolf, Gouverneur von Pennsylvania, John Wetzel, Leiter der Gefängnisbehörde von Pennsylvania, Theresa A. Delbalso, Leiterin des Staatsgefängnisses SCI Mahanoy, und Dr. Courtney Rodgers, Leiter der Krankenabteilung des SCI Mahanoy
Mumia Abu-Jamals Sehvermögen hat sich rapide verschlechtert. Es wurde bestätigt, dass Mumia derzeit unter Bedingungen leidet, die sein Augenlicht ernsthaft bedrohen. Dazu gehören Glaukom (grüner Star), Glaskörperabhebung und Katarakte (grauer Star) an beiden Augen. Die drohende Erblindung gefährdet ernsthaft sein Leben, sein Wohlergehen und seine Arbeit als Journalist.
Ein externer Augenarzt empfiehlt chirurgische Eingriffe, um die Katarakte an beiden Augen zu entfernen, Anstaltsarzt Dr. Courtney Rodgers vom SCI Mahanoy verzögert allerdings die Terminabsprachen mit Mumias externem Augenarzt für die erforderlichen Untersuchungen und Operationen. […]
Solange er nicht behandelt wird, werden Mumias Sehnerven weiter geschädigt. Er ist nicht in der Lage zu lesen oder andere Dinge zu tun, die eine normale Sehkraft erfordern. Diese Verzögerungen erinnern an das jahrelange Hinausschieben der Behandlung seiner Hepatitis-C-Infektion. Als die Gefängnisbehörde schließlich von einem Bundesgericht gezwungen wurde, mit der Heilbehandlung der Hepatitis C zu beginnen, hatte sich bereits eine Leberzirrhose entwickelt, die bei rechtzeitiger Behandlung zu verhindern gewesen wäre.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Afroamerikaner Katarakte entwickeln, ist eineinhalb Mal so hoch wie bei der Gesamtbevölkerung der USA, und fünf Mal so hoch, was die daraus folgende völlige Erblindung betrifft.
Es ist nicht nur so, dass sich Mumias allgemeiner Gesundheitszustand durch den drohenden Verlust des Augenlichts verschlechtert, vielmehr stellt das Unterlassen der erforderlichen sofortigen medizinischen Behandlung eine grausame und ungewöhnliche Bestrafung dar, insbesondere für einen Unschuldigen, der seit fast vier Jahrzehnten zu Unrecht inhaftiert ist.
Wir fordern die für Mumia zuständigen Gefängnisärzte dringend auf, sofort einen Termin für die Kataraktoperation anzuberaumen.
In Anbetracht seiner vielfältigen gesundheitlichen Beschwerden und der Gefahr der Erblindung fordern wir darüber hinaus, dass die verantwortlichen Behörden jetzt eine wirkliche »Freilassung aus humanitären Gründen« veranlassen und nicht die Vortäuschung dieser Freilassung durch die Verlegung aus dem Gefängnis in eine Pflegeeinrichtungen, die der Staat Pennsylvania immer dann anordnet, wenn zu erwarten ist, dass der Häftling das nächste Jahr nicht überlebt. Wenn Mumia jetzt nach Hause entlassen würde, wären Familie, Freunde und Unterstützer in der Lage, umgehend die medizinische Behandlung zu gewährleisten, die er dringend benötigt.
Mumia sollte jetzt aber nicht nur freigelassen werden, weil er außerhalb des Gefängnisses eine bessere medizinische Behandlung bekommen kann, sondern auch, weil er unschuldig ist!
Diese vom US-Bündnis »Mobilization for Mumia« verfasste Petition kann im englischen Original online unterzeichnet werden unter:
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#mumiapetition
•NEUER BEITRAG17.01.2021, 16:11 Uhr
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Mumia Abu-Jamal
Am 29.12.2020 hatte die jW Mumias Situation als Schwerpunktthema.
Von Linn Washington:
468 Monate Ungerechtigkeit
Mumia Abu-Jamal sitzt seit mehr als 39 Jahren in einem US-Knast. Seine Verurteilung ist Teil einer langen Geschichte von Rassismus und Polizeigewalt
Der Mord an dem Polizeibeamten Daniel Faulkner in Philadelphia ist eine Tat, über die ich berichtet und die ich untersucht und verfolgt habe, seit sie in den frühen Morgenstunden des 9. Dezember 1981 geschah. 37 Jahre nach der Erschießung Faulkners, im Dezember 2018, stieß die Staatsanwaltschaft in Philadelphia in einem vergessenen Winkel ihres Gebäudekomplexes auf sechs große Pappkisten, die äußerst erstaunliches Beweismaterial enthielten. Es hatte etwas mit dem Mann zu tun, der seinerzeit für den Mord verurteilt worden war. In mir löste die Entdeckung dieser Kisten nicht nur ein Gefühl der Bestätigung, sondern auch eine gewisse Verblüffung aus. Sie enthielten Dokumente, die die Verurteilung Mumia Abu-Jamals, eines preisgekrönten Journalisten, der wegen der Ermordung Faulkners mittlerweile fast 40 Jahre hinter Gittern verbracht hat, ernstlich in Frage stellen.
Nach dem Gesetz hätten die Ankläger den Inhalt dieser Kisten dem Anwalt Abu-Jamals vor dem Verfahren, in dem dieser 1982 zum Tode verurteilt wurde, zur Verfügung stellen müssen. Abu-Jamal verbrachte fast 30 Jahre seines Lebens in der Todeszelle, bevor sein Urteil in lebenslängliche Haft umgewandelt wurde.
Illegale Machenschaften
Angesichts der Tatsache, dass meine tiefgehende Beschäftigung mit Abu-Jamals Fall mich mit einem veritablen Sumpf illegaler Machenschaften gegen ihn seitens der Ankläger, Richter und der Polizei konfrontiert hat, lieferte das Verschwindenlassen der Kisten mit entlastendem Beweismaterial durch ehemalige Ankläger nur eine weitere Bestätigung für die Rechtsverstöße, die Abu-Jamal erdulden musste. Meine Verblüffung wurde durch den Inhalt einer der Kisten ausgelöst. Er handelte von mir. Die Dokumente in dieser Kiste zeigten, dass Behörden, die an der Niederschlagung der Berufungen Abu-Jamals beteiligt gewesen waren, 2001 eine Überprüfung meines Strafregisters vorgenommen hatten. Sie hatten also versucht, Schmutz ausfindig zu machen. Sie hofften, so meine Berichterstattung über ihr Fehlverhalten diskreditieren zu können.
Mit genau solchem Fehlverhalten setzten die Behörden die Verurteilung Abu-Jamals und die spätere Aufrechterhaltung des Urteils durch. Ich bezeichne meine Reaktion auf diese böswillige Überprüfung meines Strafregisters als »Verblüffung«, weil ein derart niederträchtiges Vorgehen angesichts der langen Liste beständigen Fehlverhaltens von seiten der Behörden, die immer nur im Sinn hatten, Abu-Jamal als Bösewicht hinzustellen, nicht wirklich überraschend war.
Eines der Dokumente in den wiederentdeckten Kartons ist der Brief eines der Hauptbelastungszeugen während Abu-JaÂmals Verfahren 1982. Dieser Brief wurde kurz nach dem Verfahren an den zuständigen Staatsanwalt geschrieben und enthielt nur eine einzige Frage: »Wo bleibt denn jetzt mein Geld?« Eine logische Frage, die sich aus diesem Nachhaken ergibt, ist natürlich: War diesem Zeugen von den Anklägern Geld dafür geboten worden, dass er gegen Abu-Jamal aussagte?
Wofür war das Geld?
Da die Staatsanwaltschaft selbst für die An- und Abreise ihrer wichtigsten Zeugen zum Gericht sorgt, ist es unwahrscheinlich, dass die Erkundigung nach »meinem Geld« nur eine Erinnerung an die Rückerstattung von Reisekosten war. Und da die Anklage ihren Hauptzeugen im Verlauf des Verfahrens auch Kost und Logis zur Verfügung stellt, ist es gleichermaßen unwahrscheinlich, dass in dem Brief von Geld für ein Mittagessen die Rede ist.
Der betreffende Zeuge, ein Taxifahrer namens Robert Chobert, fuhr sein Taxi am 9. Dezember 1981 ohne gültigen Führerschein, weil er diesen wegen Alkohols am Steuer verloren hatte. Zu der Zeit, als Chobert behauptete, er habe gesehen, wie Abu-Jamal Faulkner erschoss, war er wegen eines Brandbombenattentats auf eine Schule zu einer langjährigen Bewährungsstrafe verurteilt.
Angesichts der Tatsache, dass Chobert während seiner Bewährung unerlaubt Taxi fuhr, ist es sehr unwahrscheinlich, dass er sein Auto, wie er im Prozess behauptete, ausgerechnet hinter einem Polizeifahrzeug geparkt hatte, dessen Fahrer mit einer Verkehrskontrolle beschäftigt war. Chobert sagte aus, er habe gesehen, wie Faulkner erschossen wurde, während er mit seinem Taxi hinter dessen Dienstauto stand. Aber kein einziges der Tatortfotos der Polizei zeigt das Taxi hinter dem Streifenwagen.
Aus dem Fehlen des Taxis auf den Tatortfotos ergeben sich mindestens zwei Fragen. Erstens: Hat die Polizei Philadelphias Beweismaterial manipuliert, indem sie das Taxi vom Tatort entfernte, bevor sie ihre Fotos aufnahm? Oder zweitens: Hatte Chobert sein Taxi gar nicht hinter Faulkners Wagen geparkt? Das würde bedeuten, dass er im Prozess von 1982 schlicht gelogen hatte.
In einer der wiederentdeckten Kisten mit Beweismaterial befindet sich auch der Bericht eines Polizisten, in dem dieser sagt, er sei mit dem »Taxifahrer« zur Mordabteilung gefahren, wo Kriminalbeamte diesen befragt hätten. Chobert ist der einzige Taxifahrer, der im Prozess Abu-Jamals eine Rolle spielte.
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Von Linn Washington:
468 Monate Ungerechtigkeit
Mumia Abu-Jamal sitzt seit mehr als 39 Jahren in einem US-Knast. Seine Verurteilung ist Teil einer langen Geschichte von Rassismus und Polizeigewalt
Der Mord an dem Polizeibeamten Daniel Faulkner in Philadelphia ist eine Tat, über die ich berichtet und die ich untersucht und verfolgt habe, seit sie in den frühen Morgenstunden des 9. Dezember 1981 geschah. 37 Jahre nach der Erschießung Faulkners, im Dezember 2018, stieß die Staatsanwaltschaft in Philadelphia in einem vergessenen Winkel ihres Gebäudekomplexes auf sechs große Pappkisten, die äußerst erstaunliches Beweismaterial enthielten. Es hatte etwas mit dem Mann zu tun, der seinerzeit für den Mord verurteilt worden war. In mir löste die Entdeckung dieser Kisten nicht nur ein Gefühl der Bestätigung, sondern auch eine gewisse Verblüffung aus. Sie enthielten Dokumente, die die Verurteilung Mumia Abu-Jamals, eines preisgekrönten Journalisten, der wegen der Ermordung Faulkners mittlerweile fast 40 Jahre hinter Gittern verbracht hat, ernstlich in Frage stellen.
Nach dem Gesetz hätten die Ankläger den Inhalt dieser Kisten dem Anwalt Abu-Jamals vor dem Verfahren, in dem dieser 1982 zum Tode verurteilt wurde, zur Verfügung stellen müssen. Abu-Jamal verbrachte fast 30 Jahre seines Lebens in der Todeszelle, bevor sein Urteil in lebenslängliche Haft umgewandelt wurde.
Illegale Machenschaften
Angesichts der Tatsache, dass meine tiefgehende Beschäftigung mit Abu-Jamals Fall mich mit einem veritablen Sumpf illegaler Machenschaften gegen ihn seitens der Ankläger, Richter und der Polizei konfrontiert hat, lieferte das Verschwindenlassen der Kisten mit entlastendem Beweismaterial durch ehemalige Ankläger nur eine weitere Bestätigung für die Rechtsverstöße, die Abu-Jamal erdulden musste. Meine Verblüffung wurde durch den Inhalt einer der Kisten ausgelöst. Er handelte von mir. Die Dokumente in dieser Kiste zeigten, dass Behörden, die an der Niederschlagung der Berufungen Abu-Jamals beteiligt gewesen waren, 2001 eine Überprüfung meines Strafregisters vorgenommen hatten. Sie hatten also versucht, Schmutz ausfindig zu machen. Sie hofften, so meine Berichterstattung über ihr Fehlverhalten diskreditieren zu können.
Mit genau solchem Fehlverhalten setzten die Behörden die Verurteilung Abu-Jamals und die spätere Aufrechterhaltung des Urteils durch. Ich bezeichne meine Reaktion auf diese böswillige Überprüfung meines Strafregisters als »Verblüffung«, weil ein derart niederträchtiges Vorgehen angesichts der langen Liste beständigen Fehlverhaltens von seiten der Behörden, die immer nur im Sinn hatten, Abu-Jamal als Bösewicht hinzustellen, nicht wirklich überraschend war.
Eines der Dokumente in den wiederentdeckten Kartons ist der Brief eines der Hauptbelastungszeugen während Abu-JaÂmals Verfahren 1982. Dieser Brief wurde kurz nach dem Verfahren an den zuständigen Staatsanwalt geschrieben und enthielt nur eine einzige Frage: »Wo bleibt denn jetzt mein Geld?« Eine logische Frage, die sich aus diesem Nachhaken ergibt, ist natürlich: War diesem Zeugen von den Anklägern Geld dafür geboten worden, dass er gegen Abu-Jamal aussagte?
Wofür war das Geld?
Da die Staatsanwaltschaft selbst für die An- und Abreise ihrer wichtigsten Zeugen zum Gericht sorgt, ist es unwahrscheinlich, dass die Erkundigung nach »meinem Geld« nur eine Erinnerung an die Rückerstattung von Reisekosten war. Und da die Anklage ihren Hauptzeugen im Verlauf des Verfahrens auch Kost und Logis zur Verfügung stellt, ist es gleichermaßen unwahrscheinlich, dass in dem Brief von Geld für ein Mittagessen die Rede ist.
Der betreffende Zeuge, ein Taxifahrer namens Robert Chobert, fuhr sein Taxi am 9. Dezember 1981 ohne gültigen Führerschein, weil er diesen wegen Alkohols am Steuer verloren hatte. Zu der Zeit, als Chobert behauptete, er habe gesehen, wie Abu-Jamal Faulkner erschoss, war er wegen eines Brandbombenattentats auf eine Schule zu einer langjährigen Bewährungsstrafe verurteilt.
Angesichts der Tatsache, dass Chobert während seiner Bewährung unerlaubt Taxi fuhr, ist es sehr unwahrscheinlich, dass er sein Auto, wie er im Prozess behauptete, ausgerechnet hinter einem Polizeifahrzeug geparkt hatte, dessen Fahrer mit einer Verkehrskontrolle beschäftigt war. Chobert sagte aus, er habe gesehen, wie Faulkner erschossen wurde, während er mit seinem Taxi hinter dessen Dienstauto stand. Aber kein einziges der Tatortfotos der Polizei zeigt das Taxi hinter dem Streifenwagen.
Aus dem Fehlen des Taxis auf den Tatortfotos ergeben sich mindestens zwei Fragen. Erstens: Hat die Polizei Philadelphias Beweismaterial manipuliert, indem sie das Taxi vom Tatort entfernte, bevor sie ihre Fotos aufnahm? Oder zweitens: Hatte Chobert sein Taxi gar nicht hinter Faulkners Wagen geparkt? Das würde bedeuten, dass er im Prozess von 1982 schlicht gelogen hatte.
In einer der wiederentdeckten Kisten mit Beweismaterial befindet sich auch der Bericht eines Polizisten, in dem dieser sagt, er sei mit dem »Taxifahrer« zur Mordabteilung gefahren, wo Kriminalbeamte diesen befragt hätten. Chobert ist der einzige Taxifahrer, der im Prozess Abu-Jamals eine Rolle spielte.
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NEUE ANTWORT17.01.2021, 16:13 Uhr
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Mumia Abu-Jamal
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Uninformierte Jury
Die Jury, die Abu-Jamal 1982 verurteilte, erfuhr nie, dass Chobert gar keine Fahrerlaubnis hatte und sich nur auf Bewährung in Freiheit befand oder dass er mit fünf bis sieben Jahren Gefängnis hätte rechnen müssen, wenn die Behörden seine Bewährung wegen gesetzwidrigen Verhaltens widerrufen hätten. Nicht ins Gefängnis zu müssen ist ein starker Anreiz zu einer Falschaussage – egal, ob man dafür Geld bekommt oder nicht.
Der Richter in Abu-Jamals Verfahren von 1982 hatte ganz spezifisch angeordnet, die Jury dürfe nichts von Choberts Vergehen und Straftaten hören. Laut Aussage einer anwesenden Zeugin (die diese rassistische, jedem fairen Verfahren widersprechende Äußerung aus nächster Nähe hörte) sagte genau dieser Richter zu Beginn des Verfahrens von 1982, er werde der Staatsanwaltschaft helfen, »den Nigger zu grillen«.
Dieses eklatante Fehlverhalten des Richters im Hinblick auf Choberts offensichtlich fragwürdige Prozessaussage und das ebenso empörende Fehlverhalten des rassistischen Richters wurden von Staats- und Bundesgerichten in den USA für zulässig befunden. Gerichtsbeschlüsse wie diese beweisen, dass die Parteilichkeit gegen Abu-Jamal sich von der Polizei bis in die höchsten Gerichtsebenen einschließlich des Obersten Gerichts Pennsylvanias – und der Vereinigten Staaten – zieht.
Es ist genau so, wie der im Februar 2000 veröffentlichte Bericht von Amnesty International zu Abu-Jamal vermerkte: »Die Gerichtsprotokolle in diesem Fall zeigen ein Muster von Ereignissen, die Abu-Jamals Recht auf einen fairen Prozess gefährdet haben – von Verstößen gegen Vorschriften bei der polizeilichen Untersuchung und der Präsentation des Falls durch die Staatsanwaltschaft (…) bis hin zum Anschein richterlicher Voreingenommenheit«.
Zu Beginn dieses Jahres hat das Oberste Gericht Pennsylvanias ein weiteres Hindernis für die jüngsten Berufungsanträge Mumias errichtet, indem es den traditionellen Feinden Abu-Jamals, der »Bruderschaft der Polizei« Philadelphias namens FOP und der wiederverheirateten Witwe des Polizeibeamten Faulkner, einen Aufschub der entsprechenden Verhandlungen gewährte. FOP und Maureen Faulkner verlangen den Rückzug der heutigen Staatsanwaltschaft Philadelphias aus dem gegenwärtigen Berufungsverfahren und führen dazu die fadenscheinige Behauptung ins Feld, die heutigen Ankläger in Philadelphia kämpften nicht entschlossen genug gegen Abu-Jamals Forderung nach Gerechtigkeit. Dabei bekämpft die heutige Staatsanwaltschaft in Philadelphia Abu-Jamals Berufung sehr wohl – es ist nur so, dass sie sich dabei nicht wie ihre Vorgänger illegaler Manöver schuldig gemacht hat, um dafür zu sorgen, dass Abu-Jamal im Gefängnis bleibt. Diese Weigerung, sich illegal zu verhalten, ist offenbar ausreichend, die Gegner Abu-Jamals auf die Palme zu bringen.
Drängen auf Hinrichtung
Dabei ist das Fehlverhalten von Mitgliedern des Obersten Gerichts Pennsylvanias bei Verhandlungen im Fall Abu-Jamal ein Schlüsselelement in dessen derzeit eingefrorenem Berufungsverfahren. So hatten während eines wichtigen Urteils 1998, um Abu-Jamals Verurteilung bestehenzulassen, fünf der sieben Richter – die diese einstimmige Entscheidung fällten – für ihre Wahl ins Gericht politische und sonstige Schützenhilfe von Polizeiorganisationen erhalten, die sich damals für Abu-Jamals Hinrichtung eingesetzt hatten. Einer dieser fünf – Ronald Castille – war sogar ehemaliger Bezirksstaatsanwalt in Philadelphia, eine Funktion, in der er sich Mitte der 1980er erfolgreich für die Aufrechterhaltung von Abu-Jamals Todesurteil eingesetzt hatte.
Die richterliche Beteiligung des früheren Staatsanwalts Castille an der Ablehnung der Berufung 1998 verstieß gegen die in Pennsylvania geltenden Richtlinien für juristisch korrektes Verhalten. 2016 nahm das Oberste Gericht der USA einen anderen Fall zum Anlass, um Castille scharf wegen dessen rechtlich unzulässiger Doppelrolle als Staatsanwalt und Richter zu kritisieren, und eröffnete damit den Weg zu einer weiteren Berufung Abu-Jamals – jener, die die Polizeibruderschaft FOP und Maureen Faulkner derzeit zu verhindern versuchen.
Mitte November sagte die berühmte Aktivistin Angela Davis auf einer Pressekonferenz zum Fall Abu-Jamal: »Das Fehlurteil gegen Mumia und die Repression gegen ihn sind Teil einer breiteren Geschichte, in der es um strukturellen Rassismus und Polizeibrutalität geht.« Für viele ist der Mord an Daniel Faulkner ein Fall, der vor 39 Jahren mit der Verurteilung Abu-Jamals abgeschlossen wurde. Auf der anderen Seite betrachten Millionen Menschen auf der ganzen Welt die Verurteilung Abu-Jamals als ein klassisches Beispiel beständigen und fortgesetzten Unrechts. Mumia Abu-Jamal hat seit seiner Verhaftung am Mittwoch, den 9. Dezember 1981, auf seiner Unschuld bestanden. Heute sind das mehr als 468 Monate.
Ãœbersetzung: Michael Schiffmann
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Uninformierte Jury
Die Jury, die Abu-Jamal 1982 verurteilte, erfuhr nie, dass Chobert gar keine Fahrerlaubnis hatte und sich nur auf Bewährung in Freiheit befand oder dass er mit fünf bis sieben Jahren Gefängnis hätte rechnen müssen, wenn die Behörden seine Bewährung wegen gesetzwidrigen Verhaltens widerrufen hätten. Nicht ins Gefängnis zu müssen ist ein starker Anreiz zu einer Falschaussage – egal, ob man dafür Geld bekommt oder nicht.
Der Richter in Abu-Jamals Verfahren von 1982 hatte ganz spezifisch angeordnet, die Jury dürfe nichts von Choberts Vergehen und Straftaten hören. Laut Aussage einer anwesenden Zeugin (die diese rassistische, jedem fairen Verfahren widersprechende Äußerung aus nächster Nähe hörte) sagte genau dieser Richter zu Beginn des Verfahrens von 1982, er werde der Staatsanwaltschaft helfen, »den Nigger zu grillen«.
Dieses eklatante Fehlverhalten des Richters im Hinblick auf Choberts offensichtlich fragwürdige Prozessaussage und das ebenso empörende Fehlverhalten des rassistischen Richters wurden von Staats- und Bundesgerichten in den USA für zulässig befunden. Gerichtsbeschlüsse wie diese beweisen, dass die Parteilichkeit gegen Abu-Jamal sich von der Polizei bis in die höchsten Gerichtsebenen einschließlich des Obersten Gerichts Pennsylvanias – und der Vereinigten Staaten – zieht.
Es ist genau so, wie der im Februar 2000 veröffentlichte Bericht von Amnesty International zu Abu-Jamal vermerkte: »Die Gerichtsprotokolle in diesem Fall zeigen ein Muster von Ereignissen, die Abu-Jamals Recht auf einen fairen Prozess gefährdet haben – von Verstößen gegen Vorschriften bei der polizeilichen Untersuchung und der Präsentation des Falls durch die Staatsanwaltschaft (…) bis hin zum Anschein richterlicher Voreingenommenheit«.
Zu Beginn dieses Jahres hat das Oberste Gericht Pennsylvanias ein weiteres Hindernis für die jüngsten Berufungsanträge Mumias errichtet, indem es den traditionellen Feinden Abu-Jamals, der »Bruderschaft der Polizei« Philadelphias namens FOP und der wiederverheirateten Witwe des Polizeibeamten Faulkner, einen Aufschub der entsprechenden Verhandlungen gewährte. FOP und Maureen Faulkner verlangen den Rückzug der heutigen Staatsanwaltschaft Philadelphias aus dem gegenwärtigen Berufungsverfahren und führen dazu die fadenscheinige Behauptung ins Feld, die heutigen Ankläger in Philadelphia kämpften nicht entschlossen genug gegen Abu-Jamals Forderung nach Gerechtigkeit. Dabei bekämpft die heutige Staatsanwaltschaft in Philadelphia Abu-Jamals Berufung sehr wohl – es ist nur so, dass sie sich dabei nicht wie ihre Vorgänger illegaler Manöver schuldig gemacht hat, um dafür zu sorgen, dass Abu-Jamal im Gefängnis bleibt. Diese Weigerung, sich illegal zu verhalten, ist offenbar ausreichend, die Gegner Abu-Jamals auf die Palme zu bringen.
Drängen auf Hinrichtung
Dabei ist das Fehlverhalten von Mitgliedern des Obersten Gerichts Pennsylvanias bei Verhandlungen im Fall Abu-Jamal ein Schlüsselelement in dessen derzeit eingefrorenem Berufungsverfahren. So hatten während eines wichtigen Urteils 1998, um Abu-Jamals Verurteilung bestehenzulassen, fünf der sieben Richter – die diese einstimmige Entscheidung fällten – für ihre Wahl ins Gericht politische und sonstige Schützenhilfe von Polizeiorganisationen erhalten, die sich damals für Abu-Jamals Hinrichtung eingesetzt hatten. Einer dieser fünf – Ronald Castille – war sogar ehemaliger Bezirksstaatsanwalt in Philadelphia, eine Funktion, in der er sich Mitte der 1980er erfolgreich für die Aufrechterhaltung von Abu-Jamals Todesurteil eingesetzt hatte.
Die richterliche Beteiligung des früheren Staatsanwalts Castille an der Ablehnung der Berufung 1998 verstieß gegen die in Pennsylvania geltenden Richtlinien für juristisch korrektes Verhalten. 2016 nahm das Oberste Gericht der USA einen anderen Fall zum Anlass, um Castille scharf wegen dessen rechtlich unzulässiger Doppelrolle als Staatsanwalt und Richter zu kritisieren, und eröffnete damit den Weg zu einer weiteren Berufung Abu-Jamals – jener, die die Polizeibruderschaft FOP und Maureen Faulkner derzeit zu verhindern versuchen.
Mitte November sagte die berühmte Aktivistin Angela Davis auf einer Pressekonferenz zum Fall Abu-Jamal: »Das Fehlurteil gegen Mumia und die Repression gegen ihn sind Teil einer breiteren Geschichte, in der es um strukturellen Rassismus und Polizeibrutalität geht.« Für viele ist der Mord an Daniel Faulkner ein Fall, der vor 39 Jahren mit der Verurteilung Abu-Jamals abgeschlossen wurde. Auf der anderen Seite betrachten Millionen Menschen auf der ganzen Welt die Verurteilung Abu-Jamals als ein klassisches Beispiel beständigen und fortgesetzten Unrechts. Mumia Abu-Jamal hat seit seiner Verhaftung am Mittwoch, den 9. Dezember 1981, auf seiner Unschuld bestanden. Heute sind das mehr als 468 Monate.
Ãœbersetzung: Michael Schiffmann
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•NEUER BEITRAG02.03.2021, 13:17 Uhr
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Mumia Abu-Jamal
Mittlerweile hat Bezirksstaatsanwalt Krasner (am 3. Februar 2021) eine Stellungnahme seiner Behörde bei Gericht eingereicht, in der er eine Neuverhandlung von Abu-Jamals Berufungsanträgen vor dem Obersten Gerichtshof Pennsylvanias ablehnt. Wie das Gericht entscheiden wird, ist noch offen.
Ein Artikel von Jürgen Heiser findet sich dazu in der jW vom 22. Feb.:
Krasner im Wahlkampf
Bezirksstaatsanwalt von Philadelphia lehnt Neuverhandlung von Mumia Abu-Jamals Berufungsanträgen ab
Als der frühere Bürgerrechtsanwalt Lawrence Krasner sich 2017 zum Bezirksstaatsanwalt von Philadelphia wählen ließ, verdankte er seinen überraschenden Sieg der schwarzen Wählerschaft. Er hatte versprochen, die Lage der vielen lebenslänglich und unschuldig inhaftierten Schwarzen zu verbessern – und es wurde ihm geglaubt. Nun steht Krasner in der Kritik, die Rechte des seit fast vierzig Jahren wegen untergeschobenen »Polizistenmordes« inhaftierten Journalisten Mumia Abu-Jamal zu beschneiden. Und der muss nun mit seiner Verteidigung Gegenmaßnahmen erarbeiten, statt Kolumnen für jW zu schreiben.
Auf einer Kundgebung vor dem Amtssitz des höchsten Anklägers der Stadt erklärte die Initiative »Mobilization For Mumia« am vergangenen Montag, Krasner sei »nicht der progressive Jurist, als der er sich ausgibt«. Am 3. Februar 2021 habe er eine Stellungnahme seiner Behörde bei Gericht eingereicht, in der er die Neuverhandlung von Abu-Jamals Berufungsanträgen vor dem Obersten Gerichtshof Pennsylvanias ablehnt. Damit trete er in die Fußstapfen seiner »korrupten Vorgänger«, die verhindert hätten, »dass Mumia seine Unschuld beweist«, und segne »das empörend rassistische Handeln von Richter Albert Sabo« ab. Der hatte Abu-Jamal im Sommer 1982 zum Tode verurteilt. 2011 wurde zwar das Todesurteil von einem Bundesgericht in lebenslange Haft ohne Bewährung umgewandelt, der Bürgerrechtler blieb jedoch weiterhin als »Polizistenmörder« abgestempelt und dazu verdammt, bis an sein Lebensende im Knast zu bleiben.
Krasners Eingabe richtet sich gegen die Berufungsrechte, die Richter Leon Tucker vom Kriminalgericht in Philadelphia Abu-Jamal Ende 2018 gewährt hatte (jW berichtete). Es erscheint insbesondere deshalb als widersinnig, dass Krasner die Überprüfung des Unrechtsurteils gegen Abu-Jamals Fall verhindern will, weil er im Rahmen seiner Reformen 18 unschuldig verurteilte Gefangene freiließ, deren Urteile wie im Fall Abu-Jamals auf Falschaussagen, manipulierten Beweisen und Rechtsbeugungen basierten.
Zu verstehen ist Krasners Verhalten nur, wenn man weiß, dass er sich aktuell im Wahlkampf befindet. Im kommenden Mai will er sich in den Vorwahlen der Demokraten in Pennsylvania erneut als Kandidat für das Amt des Bezirksstaatsanwalts aufstellen lassen. Dabei hat er es mit Gegnern wie dem Politischen Aktionskomitee, PAC, zu tun. Die darin organisierten pensionierten Polizisten wollen Krasner loswerden. Man halte nichts von »schwachen Staatsanwälten, die sich zu oft auf die Seite der Kriminellen stellen und nicht auf die der Opfer«, erklärte PAC-Präsident Nick Gerace der Tageszeitung The Philadelphia Inquirer.
Dass Krasner Cops vor Gericht brachte, weil sie im Dienst jemanden getötet oder antirassistische Demonstranten verprügelt hatten, nahm ihm neben dem PAC auch die rechte Polizeibruderschaft FOP übel. »Wir sind für jeden außer Krasner«, machte der örtliche FOP-Chef John McNesby vor der Presse klar. Nesby würde »sogar Exbezirksstaatsanwalt Seth Williams bevorzugen«, der bis April 2020 drei von fünf Haftjahren im Bundesgefängnis absaß, weil er in 29 Fällen Bestechungsgelder kassiert und Pflegegeld seiner Mutter veruntreut hatte. Williams gehörte zu denen, die zur Freude der FOP jahrelang die Hinrichtung Abu-Jamals forderten. Eine realistischere Alternative für die Kandidatur könnte vor allem der frühere Staatsanwalt Carlos Vega sein, der noch eine Rechnung mit seinem Exchef offen hat. Krasner hatte ihn 2018 geschasst, weil Scharfmacher Vega sich dessen Reformen widersetzte.
Opfert Krasner also möglicherweise Abu-Jamal, um seine schärfsten Gegner milde zu stimmen? Seine Gegner in Kreisen enttäuschter schwarzer Wähler bringen da noch einen ganz anderen Kontrahenten ins Spiel. Laut einer »anonymen Quelle«, so der Inquirer, wurde der afroamerikanische Richter Leon Tucker, der Abu-Jamal eine Berufungschance geben wollte, gedrängt, sich jetzt für den Posten des Bezirksstaatsanwalts zu bewerben. Tucker ist nicht uninteressiert, er hatte früher schon einmal erwogen, sich gegen den korrupten Seth Williams aufstellen zu lassen. Einen Kommentar zu dem Bericht lehnte er jedoch ab.
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Ein Artikel von Jürgen Heiser findet sich dazu in der jW vom 22. Feb.:
Krasner im Wahlkampf
Bezirksstaatsanwalt von Philadelphia lehnt Neuverhandlung von Mumia Abu-Jamals Berufungsanträgen ab
Als der frühere Bürgerrechtsanwalt Lawrence Krasner sich 2017 zum Bezirksstaatsanwalt von Philadelphia wählen ließ, verdankte er seinen überraschenden Sieg der schwarzen Wählerschaft. Er hatte versprochen, die Lage der vielen lebenslänglich und unschuldig inhaftierten Schwarzen zu verbessern – und es wurde ihm geglaubt. Nun steht Krasner in der Kritik, die Rechte des seit fast vierzig Jahren wegen untergeschobenen »Polizistenmordes« inhaftierten Journalisten Mumia Abu-Jamal zu beschneiden. Und der muss nun mit seiner Verteidigung Gegenmaßnahmen erarbeiten, statt Kolumnen für jW zu schreiben.
Auf einer Kundgebung vor dem Amtssitz des höchsten Anklägers der Stadt erklärte die Initiative »Mobilization For Mumia« am vergangenen Montag, Krasner sei »nicht der progressive Jurist, als der er sich ausgibt«. Am 3. Februar 2021 habe er eine Stellungnahme seiner Behörde bei Gericht eingereicht, in der er die Neuverhandlung von Abu-Jamals Berufungsanträgen vor dem Obersten Gerichtshof Pennsylvanias ablehnt. Damit trete er in die Fußstapfen seiner »korrupten Vorgänger«, die verhindert hätten, »dass Mumia seine Unschuld beweist«, und segne »das empörend rassistische Handeln von Richter Albert Sabo« ab. Der hatte Abu-Jamal im Sommer 1982 zum Tode verurteilt. 2011 wurde zwar das Todesurteil von einem Bundesgericht in lebenslange Haft ohne Bewährung umgewandelt, der Bürgerrechtler blieb jedoch weiterhin als »Polizistenmörder« abgestempelt und dazu verdammt, bis an sein Lebensende im Knast zu bleiben.
Krasners Eingabe richtet sich gegen die Berufungsrechte, die Richter Leon Tucker vom Kriminalgericht in Philadelphia Abu-Jamal Ende 2018 gewährt hatte (jW berichtete). Es erscheint insbesondere deshalb als widersinnig, dass Krasner die Überprüfung des Unrechtsurteils gegen Abu-Jamals Fall verhindern will, weil er im Rahmen seiner Reformen 18 unschuldig verurteilte Gefangene freiließ, deren Urteile wie im Fall Abu-Jamals auf Falschaussagen, manipulierten Beweisen und Rechtsbeugungen basierten.
Zu verstehen ist Krasners Verhalten nur, wenn man weiß, dass er sich aktuell im Wahlkampf befindet. Im kommenden Mai will er sich in den Vorwahlen der Demokraten in Pennsylvania erneut als Kandidat für das Amt des Bezirksstaatsanwalts aufstellen lassen. Dabei hat er es mit Gegnern wie dem Politischen Aktionskomitee, PAC, zu tun. Die darin organisierten pensionierten Polizisten wollen Krasner loswerden. Man halte nichts von »schwachen Staatsanwälten, die sich zu oft auf die Seite der Kriminellen stellen und nicht auf die der Opfer«, erklärte PAC-Präsident Nick Gerace der Tageszeitung The Philadelphia Inquirer.
Dass Krasner Cops vor Gericht brachte, weil sie im Dienst jemanden getötet oder antirassistische Demonstranten verprügelt hatten, nahm ihm neben dem PAC auch die rechte Polizeibruderschaft FOP übel. »Wir sind für jeden außer Krasner«, machte der örtliche FOP-Chef John McNesby vor der Presse klar. Nesby würde »sogar Exbezirksstaatsanwalt Seth Williams bevorzugen«, der bis April 2020 drei von fünf Haftjahren im Bundesgefängnis absaß, weil er in 29 Fällen Bestechungsgelder kassiert und Pflegegeld seiner Mutter veruntreut hatte. Williams gehörte zu denen, die zur Freude der FOP jahrelang die Hinrichtung Abu-Jamals forderten. Eine realistischere Alternative für die Kandidatur könnte vor allem der frühere Staatsanwalt Carlos Vega sein, der noch eine Rechnung mit seinem Exchef offen hat. Krasner hatte ihn 2018 geschasst, weil Scharfmacher Vega sich dessen Reformen widersetzte.
Opfert Krasner also möglicherweise Abu-Jamal, um seine schärfsten Gegner milde zu stimmen? Seine Gegner in Kreisen enttäuschter schwarzer Wähler bringen da noch einen ganz anderen Kontrahenten ins Spiel. Laut einer »anonymen Quelle«, so der Inquirer, wurde der afroamerikanische Richter Leon Tucker, der Abu-Jamal eine Berufungschance geben wollte, gedrängt, sich jetzt für den Posten des Bezirksstaatsanwalts zu bewerben. Tucker ist nicht uninteressiert, er hatte früher schon einmal erwogen, sich gegen den korrupten Seth Williams aufstellen zu lassen. Einen Kommentar zu dem Bericht lehnte er jedoch ab.
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•NEUER BEITRAG02.03.2021, 13:23 Uhr
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Mumia vermutlich an Corona erkrankt
Verdacht auf Covid-19 bei Mumia Abu-Jamal
USA: Inhaftierter Bürgerrechtler offenbar erkrankt. Unterstützer fordern Aufklärung
Von Jürgen Heiser
Als der US-Bürgerrechtler Mumia Abu-Jamal am vergangenen Dienstag seine jüngste jW-Kolumne verfasste (siehe S. 6), ahnte noch niemand die kommende Dramatik. »Mumia ist an Covid-19 erkrankt!« Diese Eilmeldung aus den USA erreichte am Sonnabend nachmittag auch die Solidaritätsbewegung für den politischen Gefangenen in Europa. Der seit fast 40 Jahren unrechtmäßig eingesperrte Abu-Jamal leide unter »akuten Atembeschwerden und Schmerzen in der Brust«, alarmierte Noelle Hanrahan von Prison Radio die Öffentlichkeit. Er habe aus dem Staatsgefängnis SCI Mahanoy angerufen und mitgeteilt, dass er schwer erkrankt sei. Die Symptome deuteten auf Covid-19 hin, die auch in Pennsylvanias Gefängnissen seit Monaten grassierende Infektionskrankheit.
Als Überlebender einer bis 2011 andauernden Isolierung im Todestrakt und einer erst nach internationalen Protesten und Anordnungen eines Bundesgerichts behandelten chronischen Hepatitis C, gehört der 66jährige zu den durch die Pandemie am stärksten gefährdeten Gefangenen. Die »Free Mumia«-Gruppen verlangen deshalb, Abu-Jamal müsse »sofort auf eine Infektion getestet und bei bedenklichen Werten des Sauerstoffgehalts seines Blutes in ein Hospital verlegt werden«. Vor allem gehe es aber um »seine Freilassung und die aller medizinisch gefährdeten Häftlinge über 50«. Ab sofort werden die zuständigen Behörden telefonisch mit diesen Forderungen konfrontiert. Die Onlinezeitung Jamal Journal veröffentlichte dazu die Telefonnummern der Verantwortlichen: Bernadette Mason, Leiterin des SCI Mahanoy, John Wetzel, Chef der Gefängnisbehörde Pennsylvanias, und Lawrence Krasner, Bezirksstaatsanwalt von Philadelphia.
Auf einer spontanen Kundgebung vor Krasners Amtssitz, der seit kurzem Abu-Jamals Recht auf ein Berufungsverfahren zu blockieren versucht, prangerte ein Enkel des Inhaftierten am Sonnabend an: »Die versuchen, meinen Großvater ins Grab zu bringen.« Seine Freilassung und »ein fairer Berufungsprozess, auf dem die Unschuldsbeweise vor Gericht gehört werden«, seien jetzt »die einzige Lösung«.
Am 1. März in der jW unter Link ...jetzt anmelden!
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USA: Inhaftierter Bürgerrechtler offenbar erkrankt. Unterstützer fordern Aufklärung
Von Jürgen Heiser
Als der US-Bürgerrechtler Mumia Abu-Jamal am vergangenen Dienstag seine jüngste jW-Kolumne verfasste (siehe S. 6), ahnte noch niemand die kommende Dramatik. »Mumia ist an Covid-19 erkrankt!« Diese Eilmeldung aus den USA erreichte am Sonnabend nachmittag auch die Solidaritätsbewegung für den politischen Gefangenen in Europa. Der seit fast 40 Jahren unrechtmäßig eingesperrte Abu-Jamal leide unter »akuten Atembeschwerden und Schmerzen in der Brust«, alarmierte Noelle Hanrahan von Prison Radio die Öffentlichkeit. Er habe aus dem Staatsgefängnis SCI Mahanoy angerufen und mitgeteilt, dass er schwer erkrankt sei. Die Symptome deuteten auf Covid-19 hin, die auch in Pennsylvanias Gefängnissen seit Monaten grassierende Infektionskrankheit.
Als Überlebender einer bis 2011 andauernden Isolierung im Todestrakt und einer erst nach internationalen Protesten und Anordnungen eines Bundesgerichts behandelten chronischen Hepatitis C, gehört der 66jährige zu den durch die Pandemie am stärksten gefährdeten Gefangenen. Die »Free Mumia«-Gruppen verlangen deshalb, Abu-Jamal müsse »sofort auf eine Infektion getestet und bei bedenklichen Werten des Sauerstoffgehalts seines Blutes in ein Hospital verlegt werden«. Vor allem gehe es aber um »seine Freilassung und die aller medizinisch gefährdeten Häftlinge über 50«. Ab sofort werden die zuständigen Behörden telefonisch mit diesen Forderungen konfrontiert. Die Onlinezeitung Jamal Journal veröffentlichte dazu die Telefonnummern der Verantwortlichen: Bernadette Mason, Leiterin des SCI Mahanoy, John Wetzel, Chef der Gefängnisbehörde Pennsylvanias, und Lawrence Krasner, Bezirksstaatsanwalt von Philadelphia.
Auf einer spontanen Kundgebung vor Krasners Amtssitz, der seit kurzem Abu-Jamals Recht auf ein Berufungsverfahren zu blockieren versucht, prangerte ein Enkel des Inhaftierten am Sonnabend an: »Die versuchen, meinen Großvater ins Grab zu bringen.« Seine Freilassung und »ein fairer Berufungsprozess, auf dem die Unschuldsbeweise vor Gericht gehört werden«, seien jetzt »die einzige Lösung«.
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NEUE ANTWORT05.03.2021, 14:59 Uhr
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Mumia vermutlich an Corona erkrankt
Nun besteht Gewißheit, wie jürgen Heiser heute in der jW schreibt:
Mumia hat Covid-19
USA: Anwälte des politischen Gefangenen bestätigen Erkrankung. Solibewegung mobilisiert für Freilassung
Im Bangen um die gesundheitliche Situation des US-Bürgerrechtlers Mumia Abu-Jamal hat eine Kundgebung der Solidaritätsbewegung für den politischen Gefangenen in Philadelphia am Mittwoch mittag (Ortszeit) traurige Gewissheit gebracht. Gegen Ende der vor dem Amtssitz des Bezirksstaatsanwalts Lawrence Krasner abgehaltenen Infoveranstaltung traf bei Johanna Fernández von der Kampagne »Bring Mumia Home« telefonisch die Nachricht ein, Abu-Jamal sei »positiv auf Covid-19 getestet worden«.
Gegenüber jW bestätigte Rechtsanwalt Robert Boyle telefonisch, die Information über das positive Testergebnis an Fernández weitergegeben zu haben. Gefragt nach einer weitergehenden Stellungnahme zur medizinischen Situation Abu-Jamals verwies Boyle darauf, sie werde »von einem der Komitees herausgegeben«. Bis jW-Redaktionsschluss am Donnerstag hatte diese Mitteilung der US-Solidaritätskomitees noch nicht vorgelegen.
Der New Yorker Anwalt Boyle und sein Kollege Bret Grote vom »Abolitionist Law Center« in Pittsburgh, Pennsylvania, hatten als Abu-Jamals Haftanwälte im März 2017 nach zähen juristischen Verhandlungen und internationaler Unterstützung die Anordnung eines US-Bundesgerichts durchgesetzt, dass die jahrelang von den Gefängnisbehörden ignorierte Hepatitis-C-Infektion ihres Mandanten endlich angemessen behandelt wird. Seine Leber war jedoch infolge der langen Verzögerung schon dauerhaft geschädigt.
Nach der jüngst eingetroffenen detaillierteren Schilderung der medizinischen Situation Abu-Jamals durch Noelle Hanrahan vom Projekt Prison Radio war er bereits am vergangenen Sonnabend in ein örtliches Krankenhaus eingeliefert worden. Das Personal der Krankenstation des Staatsgefängnisses SCI Mahanoy hatte die Verlegung wegen seiner Brustschmerzen und Kurzatmigkeit veranlasst. Die Klinikärzte diagnostizierten eine »kongestive Herzinsuffizienz«, so Hanrahan, also eine Herzschwächung, die durch eine Virusinfektion hervorgerufen worden sein könnte und dringender Diagnose und Behandlung bedarf.
Nachdem Abu-Jamals Unterstützer die Behörden seit Sonnabend mittels einer Telefonaktion unter Zugzwang gesetzt hatten, waren vom medizinischen Knastpersonal laut Hanrahan »drei negative oder falsch negative Covid 19-Tests und ein negativer Antigentest« erfolgt, die zu den kurzzeitigen Entwarnungen geführt hatten. Erst bei einer »im Krankenhaus durchgeführten serologischen Blutanalyse« sei Abu-Jamal »positiv auf Covid-19 getestet« worden, wie von Anwalt Boyle gemeldet.
Es sei »unklar, wie lange Mumia im Krankenhaus lag, aber am Mittwoch befand er sich in Isolation auf der Krankenstation des Gefängnisses«. Von dort habe er »seine Dankbarkeit für die weltweite Unterstützung und die Aufmerksamkeit für ihn und andere ältere Gefangene, deren Leben im Gefängnis bedroht« sei, übermittelt, so Prison Radio.
»Die Haftbedingungen in den US-Gefängnissen sind unmenschlich, wie bereits der UN-Menschenrechtsrat und die Richterin im Auslieferungsprozess gegen Julian Assange festgestellt« habe, erklärte dazu Zaklin Nastic, die menschenrechtspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Bundestag. Der »seit fast 40 Jahren unschuldig inhaftierte Mumia Abu-Jamal« müsse »mit sofortiger Wirkung freigelassen werden«, forderte Nastic in einer Pressemitteilung und prangerte die »Verschleierungsversuche der Gefängnisbehörden« an.
Hanrahan von Prison Radio forderte die Solidaritätsbewegung zum Handeln auf: »Wir, das Volk, müssen unsere Ängste beiseiteschieben. Es ist nicht die Zeit zu zögern, und wir dürfen nicht in Verzweiflung verfallen«. Die angesichts Tausender an Covid-19 Verstorbenen im US-Gefängnissystem lauter werdende Forderung nach Entlassung kranker Gefangener wie Abu-Jamal und aller über 50jährigen sei »kein Traum, sondern eine Notwendigkeit«. Um das Ziel zu erreichen, mobilisiert die Kampagne »Bring Mumia Home« für diesen Sonnabend zu einem »Global Virtual Street Meeting« von 20 bis 22 Uhr hiesiger Zeit. Motto: »Noch nie war die Freiheit so nah.«
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Mumia hat Covid-19
USA: Anwälte des politischen Gefangenen bestätigen Erkrankung. Solibewegung mobilisiert für Freilassung
Im Bangen um die gesundheitliche Situation des US-Bürgerrechtlers Mumia Abu-Jamal hat eine Kundgebung der Solidaritätsbewegung für den politischen Gefangenen in Philadelphia am Mittwoch mittag (Ortszeit) traurige Gewissheit gebracht. Gegen Ende der vor dem Amtssitz des Bezirksstaatsanwalts Lawrence Krasner abgehaltenen Infoveranstaltung traf bei Johanna Fernández von der Kampagne »Bring Mumia Home« telefonisch die Nachricht ein, Abu-Jamal sei »positiv auf Covid-19 getestet worden«.
Gegenüber jW bestätigte Rechtsanwalt Robert Boyle telefonisch, die Information über das positive Testergebnis an Fernández weitergegeben zu haben. Gefragt nach einer weitergehenden Stellungnahme zur medizinischen Situation Abu-Jamals verwies Boyle darauf, sie werde »von einem der Komitees herausgegeben«. Bis jW-Redaktionsschluss am Donnerstag hatte diese Mitteilung der US-Solidaritätskomitees noch nicht vorgelegen.
Der New Yorker Anwalt Boyle und sein Kollege Bret Grote vom »Abolitionist Law Center« in Pittsburgh, Pennsylvania, hatten als Abu-Jamals Haftanwälte im März 2017 nach zähen juristischen Verhandlungen und internationaler Unterstützung die Anordnung eines US-Bundesgerichts durchgesetzt, dass die jahrelang von den Gefängnisbehörden ignorierte Hepatitis-C-Infektion ihres Mandanten endlich angemessen behandelt wird. Seine Leber war jedoch infolge der langen Verzögerung schon dauerhaft geschädigt.
Nach der jüngst eingetroffenen detaillierteren Schilderung der medizinischen Situation Abu-Jamals durch Noelle Hanrahan vom Projekt Prison Radio war er bereits am vergangenen Sonnabend in ein örtliches Krankenhaus eingeliefert worden. Das Personal der Krankenstation des Staatsgefängnisses SCI Mahanoy hatte die Verlegung wegen seiner Brustschmerzen und Kurzatmigkeit veranlasst. Die Klinikärzte diagnostizierten eine »kongestive Herzinsuffizienz«, so Hanrahan, also eine Herzschwächung, die durch eine Virusinfektion hervorgerufen worden sein könnte und dringender Diagnose und Behandlung bedarf.
Nachdem Abu-Jamals Unterstützer die Behörden seit Sonnabend mittels einer Telefonaktion unter Zugzwang gesetzt hatten, waren vom medizinischen Knastpersonal laut Hanrahan »drei negative oder falsch negative Covid 19-Tests und ein negativer Antigentest« erfolgt, die zu den kurzzeitigen Entwarnungen geführt hatten. Erst bei einer »im Krankenhaus durchgeführten serologischen Blutanalyse« sei Abu-Jamal »positiv auf Covid-19 getestet« worden, wie von Anwalt Boyle gemeldet.
Es sei »unklar, wie lange Mumia im Krankenhaus lag, aber am Mittwoch befand er sich in Isolation auf der Krankenstation des Gefängnisses«. Von dort habe er »seine Dankbarkeit für die weltweite Unterstützung und die Aufmerksamkeit für ihn und andere ältere Gefangene, deren Leben im Gefängnis bedroht« sei, übermittelt, so Prison Radio.
»Die Haftbedingungen in den US-Gefängnissen sind unmenschlich, wie bereits der UN-Menschenrechtsrat und die Richterin im Auslieferungsprozess gegen Julian Assange festgestellt« habe, erklärte dazu Zaklin Nastic, die menschenrechtspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Bundestag. Der »seit fast 40 Jahren unschuldig inhaftierte Mumia Abu-Jamal« müsse »mit sofortiger Wirkung freigelassen werden«, forderte Nastic in einer Pressemitteilung und prangerte die »Verschleierungsversuche der Gefängnisbehörden« an.
Hanrahan von Prison Radio forderte die Solidaritätsbewegung zum Handeln auf: »Wir, das Volk, müssen unsere Ängste beiseiteschieben. Es ist nicht die Zeit zu zögern, und wir dürfen nicht in Verzweiflung verfallen«. Die angesichts Tausender an Covid-19 Verstorbenen im US-Gefängnissystem lauter werdende Forderung nach Entlassung kranker Gefangener wie Abu-Jamal und aller über 50jährigen sei »kein Traum, sondern eine Notwendigkeit«. Um das Ziel zu erreichen, mobilisiert die Kampagne »Bring Mumia Home« für diesen Sonnabend zu einem »Global Virtual Street Meeting« von 20 bis 22 Uhr hiesiger Zeit. Motto: »Noch nie war die Freiheit so nah.«
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NEUE ANTWORT09.03.2021, 12:27 Uhr
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Mumia trotz Erkrankung zurück im Knast
Gefangenenliquidierung per Corona? Oder wie soll man das benennen, was die Yanks (mal wieder) mit Mumia veranstalten? Nachdem auch seine Augenkrankheit und seine Diabeteserkrankung nur auf massiven öffentlichen Druck überhaupt mal behandelt wurden, sieht es auch jetzt so aus, als ob die USA (hier der Staat Pennsylvania) den Gefangenen möglichst schlecht versorgen wollen, um die Chancen auf ein baldiges Ableben zu erhöhen. Jedenfalls ist der schwerkranke Hochrisikopatient wieder zurück in den Knast gebracht worden, wie Jürgen Heiser am 06.03. in der jW berichtet hat.
Der Krankheit preisgegeben
Nach Covid-19-Diagnose: Empörung über Rückverlegung von Mumia Abu-Jamal ins Gefängnis
Im Ringen um Leben und Freiheit des in der Haft erkrankten US-Bürgerrechtlers Mumia Abu-Jamal hat nun auch die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) klar Position bezogen: »Unser Ehrenmitglied, der ehemalige Black-Panther-Aktivist Mumia Abu-Jamal, ist positiv auf Covid-19 getestet worden«, heißt es in der am Donnerstag verbreiteten Erklärung. Bereits vier Gefangene im Staatsgefängnis SCI Mahanoy in Pennsylvania seien an Corona gestorben, »viele weitere seiner Mitgefangenen im selben Zellentrakt sind ebenfalls erkrankt«, so die VVN-BdA. Abu-Jamal gehöre zur »Hochrisikogruppe«, weshalb es für ihn und andere gefährdete Gefangene nur eins geben könne: »die umgehende Freilassung und eine adäquate medizinische Behandlung!«
Wie das US-Solidaritätskomitee »Mobilization for Mumia« am Freitag meldete, war Abu-Jamal seit dem vergangenen Wochenende »vier Tage lang in einer örtlichen Klinik« nahe dem Gefängnis behandelt worden. Seitdem befindet er sich jedoch wieder in Quarantäne in der Krankenstation der Haftanstalt. Wegen der diagnostizierten Herz- und der attestierten Covid-19-Erkrankung sei das unverständlich, kritisierte Dr. Ricardo Alvarez, Vertrauensarzt von Abu-Jamal und unabhängiger Mediziner mit jahrzehntelanger Praxis in der Versorgung von Inhaftierten.
Eine Krankenstation hinter Gittern sei »kein Ort für Kranke oder ältere Menschen«, so Alvarez. »Die einzige akzeptable Behandlung für Mumia Abu-Jamal ist seine Freiheit.« Angesichts der Coronapandemie, die im US-Gefängnissystem viele Menschenleben fordere, gebe es für die Behörden »eine einfache, sogar kosteneffektive Maßnahme öffentlicher Gesundheitsvorsorge: Lasst unsere älteren Gefangenen frei!« Forschungsdaten belegten zudem, erklärte der Arzt, »dass sie kein Risiko für die öffentliche Sicherheit« darstellten, was von den Verantwortlichen immer wieder als Grund für die Haftfortdauer unter der momentan erhöhten Gesundheitsgefährdung angegeben werde.
»Mobilization for Mumia« prangerte an, es sei »ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit«, Gefangene trotzdem weiter in Haft zu halten. Insbesondere »alternde Menschen im Gefängnis« seien anfällig für einen vorzeitigen Tod, »wenn sie an Grippe, Krebs, Hepatitis, Lungenentzündung, Covid-19 oder wie Abu-Jamal zusätzlich noch an einer Herzkrankheit« litten. Als sofortige Schutzmaßnahme fordert das Komitee, dass Alvarez »zumindest tägliche Gespräche mit Mumias medizinischen Betreuern im Gefängnis gestattet werden«. Diese Forderung wird durch die Tatsache gestützt, dass bislang mindestens 110 Gefangene in Pennsylvania an Covid-19 gestorben sind. Und »90 Prozent der Inhaftierten, die im Jahr 2020 am Coronavirus starben, waren über 50 Jahre alt und hatten gesundheitliche Vorbelastungen«, so 32 Abgeordnete aus Pennsylvania in einem Brief vom 8. Februar an den Gouverneur von Pennsylvania, Thomas Wolf.
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Der Krankheit preisgegeben
Nach Covid-19-Diagnose: Empörung über Rückverlegung von Mumia Abu-Jamal ins Gefängnis
Im Ringen um Leben und Freiheit des in der Haft erkrankten US-Bürgerrechtlers Mumia Abu-Jamal hat nun auch die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) klar Position bezogen: »Unser Ehrenmitglied, der ehemalige Black-Panther-Aktivist Mumia Abu-Jamal, ist positiv auf Covid-19 getestet worden«, heißt es in der am Donnerstag verbreiteten Erklärung. Bereits vier Gefangene im Staatsgefängnis SCI Mahanoy in Pennsylvania seien an Corona gestorben, »viele weitere seiner Mitgefangenen im selben Zellentrakt sind ebenfalls erkrankt«, so die VVN-BdA. Abu-Jamal gehöre zur »Hochrisikogruppe«, weshalb es für ihn und andere gefährdete Gefangene nur eins geben könne: »die umgehende Freilassung und eine adäquate medizinische Behandlung!«
Wie das US-Solidaritätskomitee »Mobilization for Mumia« am Freitag meldete, war Abu-Jamal seit dem vergangenen Wochenende »vier Tage lang in einer örtlichen Klinik« nahe dem Gefängnis behandelt worden. Seitdem befindet er sich jedoch wieder in Quarantäne in der Krankenstation der Haftanstalt. Wegen der diagnostizierten Herz- und der attestierten Covid-19-Erkrankung sei das unverständlich, kritisierte Dr. Ricardo Alvarez, Vertrauensarzt von Abu-Jamal und unabhängiger Mediziner mit jahrzehntelanger Praxis in der Versorgung von Inhaftierten.
Eine Krankenstation hinter Gittern sei »kein Ort für Kranke oder ältere Menschen«, so Alvarez. »Die einzige akzeptable Behandlung für Mumia Abu-Jamal ist seine Freiheit.« Angesichts der Coronapandemie, die im US-Gefängnissystem viele Menschenleben fordere, gebe es für die Behörden »eine einfache, sogar kosteneffektive Maßnahme öffentlicher Gesundheitsvorsorge: Lasst unsere älteren Gefangenen frei!« Forschungsdaten belegten zudem, erklärte der Arzt, »dass sie kein Risiko für die öffentliche Sicherheit« darstellten, was von den Verantwortlichen immer wieder als Grund für die Haftfortdauer unter der momentan erhöhten Gesundheitsgefährdung angegeben werde.
»Mobilization for Mumia« prangerte an, es sei »ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit«, Gefangene trotzdem weiter in Haft zu halten. Insbesondere »alternde Menschen im Gefängnis« seien anfällig für einen vorzeitigen Tod, »wenn sie an Grippe, Krebs, Hepatitis, Lungenentzündung, Covid-19 oder wie Abu-Jamal zusätzlich noch an einer Herzkrankheit« litten. Als sofortige Schutzmaßnahme fordert das Komitee, dass Alvarez »zumindest tägliche Gespräche mit Mumias medizinischen Betreuern im Gefängnis gestattet werden«. Diese Forderung wird durch die Tatsache gestützt, dass bislang mindestens 110 Gefangene in Pennsylvania an Covid-19 gestorben sind. Und »90 Prozent der Inhaftierten, die im Jahr 2020 am Coronavirus starben, waren über 50 Jahre alt und hatten gesundheitliche Vorbelastungen«, so 32 Abgeordnete aus Pennsylvania in einem Brief vom 8. Februar an den Gouverneur von Pennsylvania, Thomas Wolf.
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•NEUER BEITRAG09.03.2021, 12:44 Uhr
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Prison Radio zu Mumias "Alltag" im Knast
Am 2. März schrieben 2 Kolleginnen von Prison Radio (San Francisco) - Miranda Hanrahan und Jennifer Black - einen Beitrag zu Mumias Situation im Knast. Dieser Beitrag wurde verfaßt als Reaktion auf den Verdacht, Mumia Abu-Jamal könnte an Covid-19 erkrankt sein.
Die jW hat ihn gestern veröffentlicht:
Die Kiste unter dem Bett
Anstelle der Kolumne Mumia Abu-Jamals: Ein Blick auf seine prekären Arbeitsbedingungen
Gefängnisse sind als abschreckend und unzugänglich bekannt. Wir bei Prison Radio lernen jeden Tag neu, damit umzugehen, uns gegenseitig zu stärken und immer neue Wege zu finden, Stimmen der Gefangenen über die Mauern hinweg zu verbreiten, um die Kluft zwischen drinnen und draußen zu überbrücken. »Perfecting Tyranny«, der kürzlich von Prison Radio veröffentlichte dritte Band der »Murder Incorporated«-Trilogie der Autoren Mumia Abu-Jamal und Stephen Vittoria, wird uns förmlich aus den Händen gerissen.
Stellen Sie sich vor, Sie selbst müssten ein solches Meisterwerk unter den gefährlichen und drakonischen Bedingungen eines Gefängnisses in Pennsylvania schreiben. Genau das ist ÂMumias Alltag. Er ist immer noch gezwungen, mit der Hand zu schreiben oder auf einer aus Kunststoff bestehenden Schreibmaschine! Computer sind im Knast nicht erlaubt. Mit einem sehr einfachen Tablet kann er nur E-Mails von 2.000 Zeichen Länge schreiben, sie aber nicht speichern. Eingehende E-Mails kann er weder speichern noch ausdrucken.
Die Kommunikation mit den Gefangenen in Pennsylvania wurde erheblich erschwert, seit 2018 die bizarre Vorschrift erlassen wurde, dass alle per Post verschickten Briefe und Karten den Weg über eine im Auftrag der Gefängnisbehörde tätige Privatfirma namens »Smart Communications« in Florida nehmen müssen. Die kafkaeske Regelung sieht vor, dass jede Postsendung, die Mumia bekommt, erst nach Florida geschickt, dort gescannt und als Datensatz an das Gefängnis in Pennsylvania geschickt wird. Dort erhält der Gefangene einen Ausdruck der Sendung. (Die Originale werden vernichtet, Anm. jW). Indem sie das Monopol auf die »Postbearbeitung« gewährt, sichert die Gefängnisbehörde von Pennsylvania einem Privatunternehmen auch auf diesem Weg enorme Profite. Ein Geschäft, das wie üblich auf Kosten des Kontakts der Inhaftierten zur Außenwelt geht.
Was den Besitz von Büchern betrifft, so verstößt der Gefangene gegen die Vorschriften, wenn er mehr als sieben Bücher gleichzeitig in seiner Zelle hat. Im vergangenen Jahr wurde Mumia die gebundene Ausgabe von Band 2 seines Werkes »Murder Incorporated – America’s Favorite Pastime« verweigert. Statt dessen erhielt er eine zweiwöchige Disziplinarstrafe mit Telefon- und Besuchsverbot. Der Grund: Er habe seine persönliche Habe nicht auf eine Menge reduziert, die in eine Kiste unter sein Bett passt.
Stellen Sie sich vor, Sie seien wie Mumia einer der führenden Intellektuellen des Landes, der maßgebliche Beiträge zur kritischen »Rassen«-Theorie leistet, und Ihr Bücherbestand würde auf sieben Stück beschränkt – und damit auf weniger Bücher, als Sie selbst als Autor verfasst haben! Mumia hat während seiner Haft an der kalifornischen Universität von Santa Cruz promoviert, nachdem er zuvor sein Postgraduiertenstudium an der Ohio State University abgeschlossen hatte. Unter den beschriebenen Beschränkungen hat er es sogar geschafft, seine Dissertation zu schreiben.
Mit seinem Engagement und intellektuellen Leben ist er für uns von Prison Radio eine große Inspiration. Dabei beweist er uns mit jedem seiner Atemzüge nicht nur seinen eigenen Mut und seine Brillanz als Autor, sondern auch, wie widerstandsfähig der menschliche Geist ist. Seine Siege sind auch unsere Siege. Und Sie können gewiss sein, dass Sie durch Ihre Unterstützung der Arbeit von Prison Radio auch entscheidend zu Mumias Überleben beitragen.
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Die jW hat ihn gestern veröffentlicht:
Die Kiste unter dem Bett
Anstelle der Kolumne Mumia Abu-Jamals: Ein Blick auf seine prekären Arbeitsbedingungen
Gefängnisse sind als abschreckend und unzugänglich bekannt. Wir bei Prison Radio lernen jeden Tag neu, damit umzugehen, uns gegenseitig zu stärken und immer neue Wege zu finden, Stimmen der Gefangenen über die Mauern hinweg zu verbreiten, um die Kluft zwischen drinnen und draußen zu überbrücken. »Perfecting Tyranny«, der kürzlich von Prison Radio veröffentlichte dritte Band der »Murder Incorporated«-Trilogie der Autoren Mumia Abu-Jamal und Stephen Vittoria, wird uns förmlich aus den Händen gerissen.
Stellen Sie sich vor, Sie selbst müssten ein solches Meisterwerk unter den gefährlichen und drakonischen Bedingungen eines Gefängnisses in Pennsylvania schreiben. Genau das ist ÂMumias Alltag. Er ist immer noch gezwungen, mit der Hand zu schreiben oder auf einer aus Kunststoff bestehenden Schreibmaschine! Computer sind im Knast nicht erlaubt. Mit einem sehr einfachen Tablet kann er nur E-Mails von 2.000 Zeichen Länge schreiben, sie aber nicht speichern. Eingehende E-Mails kann er weder speichern noch ausdrucken.
Die Kommunikation mit den Gefangenen in Pennsylvania wurde erheblich erschwert, seit 2018 die bizarre Vorschrift erlassen wurde, dass alle per Post verschickten Briefe und Karten den Weg über eine im Auftrag der Gefängnisbehörde tätige Privatfirma namens »Smart Communications« in Florida nehmen müssen. Die kafkaeske Regelung sieht vor, dass jede Postsendung, die Mumia bekommt, erst nach Florida geschickt, dort gescannt und als Datensatz an das Gefängnis in Pennsylvania geschickt wird. Dort erhält der Gefangene einen Ausdruck der Sendung. (Die Originale werden vernichtet, Anm. jW). Indem sie das Monopol auf die »Postbearbeitung« gewährt, sichert die Gefängnisbehörde von Pennsylvania einem Privatunternehmen auch auf diesem Weg enorme Profite. Ein Geschäft, das wie üblich auf Kosten des Kontakts der Inhaftierten zur Außenwelt geht.
Was den Besitz von Büchern betrifft, so verstößt der Gefangene gegen die Vorschriften, wenn er mehr als sieben Bücher gleichzeitig in seiner Zelle hat. Im vergangenen Jahr wurde Mumia die gebundene Ausgabe von Band 2 seines Werkes »Murder Incorporated – America’s Favorite Pastime« verweigert. Statt dessen erhielt er eine zweiwöchige Disziplinarstrafe mit Telefon- und Besuchsverbot. Der Grund: Er habe seine persönliche Habe nicht auf eine Menge reduziert, die in eine Kiste unter sein Bett passt.
Stellen Sie sich vor, Sie seien wie Mumia einer der führenden Intellektuellen des Landes, der maßgebliche Beiträge zur kritischen »Rassen«-Theorie leistet, und Ihr Bücherbestand würde auf sieben Stück beschränkt – und damit auf weniger Bücher, als Sie selbst als Autor verfasst haben! Mumia hat während seiner Haft an der kalifornischen Universität von Santa Cruz promoviert, nachdem er zuvor sein Postgraduiertenstudium an der Ohio State University abgeschlossen hatte. Unter den beschriebenen Beschränkungen hat er es sogar geschafft, seine Dissertation zu schreiben.
Mit seinem Engagement und intellektuellen Leben ist er für uns von Prison Radio eine große Inspiration. Dabei beweist er uns mit jedem seiner Atemzüge nicht nur seinen eigenen Mut und seine Brillanz als Autor, sondern auch, wie widerstandsfähig der menschliche Geist ist. Seine Siege sind auch unsere Siege. Und Sie können gewiss sein, dass Sie durch Ihre Unterstützung der Arbeit von Prison Radio auch entscheidend zu Mumias Überleben beitragen.
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NEUE ANTWORT09.03.2021, 13:05 Uhr
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Prison Radio zu Mumias "Alltag" im Knast
Dazu ist aber noch zu bemerken, daß die USA nicht der einzige Staat sind, der festgestellt hat, daß Lesen die Dummheit gefährdet (bes. bei Armen u. Unterdrückten) und deshalb das Lesen eigener Bücher ( deren Thematik in den Knastbibliotheken nicht immer unbedingt vorfindbar ist) möglichst gering halten will. Auch in der BRD gibt es seit einigen Jahren zumindest in einigen Bundesländern enge Grenzen, wieviele Bücher ein Knacki gleichzeitig in seiner Zelle besitzen darf. Ich weiß aber nicht mehr, wieviele es waren - ich meine sogar eher weniger - und um welche Länder es sich handelt. Es ging damals um mehrere Verschärfungen für Gefangene, damit sie im Knast kein zu "schönes" Leben haben.
Wenn sich da wer noch genauer erinnern kann, wäre es gut, das hier kund zu tun.
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Wenn sich da wer noch genauer erinnern kann, wäre es gut, das hier kund zu tun.
•NEUER BEITRAG14.03.2021, 21:59 Uhr
EDIT: arktika
14.03.2021, 22:02 Uhr
14.03.2021, 22:02 Uhr
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Mumia Abu-Jamal
Von Jürgen Heiser am 13.03. in der jW:
Staatlich sanktionierter Mord
USA: An Covid-19 erkranktem politischen Gefangenen Mumia Abu-Jamal wird Verlegung in Klinik verwehrt. Es geht um Leben und Tod
Die jüngsten Meldungen aus Pennsylvania sind alarmierend: Der an Covid-19 erkrankte politische Gefangene Mumia Abu-Jamal wird nicht etwa in eine Klinik verlegt, wie es allein aus humanitären Gründen geboten wäre, um sein Überleben zu garantieren. Statt dessen wird er in der Krankenstation des US-Staatsgefängnisses SCI Mahanoy in Frackville (Pennsylvania) von der Außenwelt isoliert. Das teilte Noelle Hanrahan von Prison Radio in ihrem jüngsten Newsletter mit. Ohne jede öffentliche Kontrolle müsse klar sein, dass dies »eine Situation ist, in der es um Leben und Tod geht«. Deshalb sei eine sofortige Mobilisierung öffentlicher Proteste erforderlich, so Hanrahan.
Abu-Jamals völlige Abschirmung hat indes nichts mit der Coronapandemie zu tun. Die Gründe sind vielmehr im wachsenden öffentlichen Interesse an seiner prekären gesundheitlichen Situation und in den Protesten dagegen zu suchen, dass dem seit 1981 unschuldig wegen eines untergeschobenen »Polizistenmordes« inhaftierten Ex-Black-Panther und Journalisten weiter ein faires Berufungsverfahren verweigert wird.
Laut Hanrahan wird ihm seit der Verlegung auf die Krankenstation im Mahanoy-Gefängnis sein rechtlich garantierter Zugang zu einem Telefon und seinem Tablet verwehrt, mit dem er an ihn gerichtete E-Mails lesen könnte. Beide von der Zensur überwachten Kommunikationswege konnte er bislang ungehindert nutzen. Somit unterliegt der Bürgerrechtler nun einer faktischen Kontaktsperre gegenüber den Anwältinnen und Ärzten seines Vertrauens sowie seiner Familie, seinen Unterstützern und den Medien.
Der 66jährige Abu-Jamal befindet sich ausgerechnet wieder in jener Krankenstation, in der er schon über Jahre nicht angemessen medizinisch versorgt worden war. 2015 hatte er dort durch die systematische medizinische Unterversorgung einen diabetischen Schock erlitten und war in akute Lebensgefahr geraten. Nur durch die Verlegung auf die Intensivstation eines Krankenhauses konnte er damals gerettet werden.
Seine Situation ist typisch für Gefangene im US-Bundesstaat Pennsylvania, dessen Gefängnisbehörde die medizinische Versorgung für Häftlinge »ausgelagert« hat, was sich gerade in Zeiten der Coronapandemie verheerend auswirkt. Der Privatkonzern »Correct Care Solutions« (CCS) ist seit langem Betreiber der Krankenstation im Mahonoy-Gefängnis. 2018 fusionierte das heute nach eigenen Angaben US-weit »in 550 Einrichtungen von lokalen, Staats- und Bundesgefängnissen sowie Lagern für Geflüchtete« tätige marktführende Unternehmen mit dem Konkurrenten »Correctional Medical Group« und nannte sich fortan »Wellpath«. Das Firmenmotto des in Nashville, Tennessee, ansässigen Konzerns erklärt bestens den neuen Namen: »Der gute Weg zu Hoffnung und Heilung«. 2017, im letzten Jahr vor der Fusion, machte CCS einen Umsatz von 1,2 Milliarden US-Dollar mit der Betreuung von rund 300.000 Gefangenen pro Tag. Wie die ganze Gefängnisindustrie wirft auch das privatisierte Geschäft mit den krankmachenden Haftbedingungen unermessliche Profite ab.
Abu-Jamal plagen nach einer aktuellen Stellungnahme seines Vertrauensarztes Ricardo Alvarez derzeit »multiple Erkrankungen«. Mit diesen »Folgen des Stresses der Haft« gehöre er »genau zu den Patienten der Hochrisikokategorie«, die an Covid-19 erkrankten, erklärte der Arzt, der nach wie vor nicht zu seinem Patienten vorgelassen wird. Abu-Jamals »Alter, seine Leberschädigung, sein Bluthochdruck und seine kongestive Herzinsuffizienz« erforderten »eine ständige fachärztliche Überwachung und Behandlung«.
Seit der Covid-19-Infektion hat Abu-Jamal rund 14 Kilo an Gewicht verloren. Hautausschläge bedeckten laut Hanrahan seinen ganzen Körper mit »trockenen, rissigen und blutigen offenen Wunden«. Doch Diagnose und Behandlung würden hintertrieben, und isoliert in der Krankenstation käme er an die lindernden Salben, mit denen er sich in seiner Zelle selbst behandelte, nicht heran. Deshalb bekräftigten Hanrahan und Alvarez, »Mumias einzig richtige Behandlung« sei »seine Freilassung«. Er müsse umgehend »von den Bedingungen des staatlich sanktionierten Mordes befreit werden«.
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Staatlich sanktionierter Mord
USA: An Covid-19 erkranktem politischen Gefangenen Mumia Abu-Jamal wird Verlegung in Klinik verwehrt. Es geht um Leben und Tod
Die jüngsten Meldungen aus Pennsylvania sind alarmierend: Der an Covid-19 erkrankte politische Gefangene Mumia Abu-Jamal wird nicht etwa in eine Klinik verlegt, wie es allein aus humanitären Gründen geboten wäre, um sein Überleben zu garantieren. Statt dessen wird er in der Krankenstation des US-Staatsgefängnisses SCI Mahanoy in Frackville (Pennsylvania) von der Außenwelt isoliert. Das teilte Noelle Hanrahan von Prison Radio in ihrem jüngsten Newsletter mit. Ohne jede öffentliche Kontrolle müsse klar sein, dass dies »eine Situation ist, in der es um Leben und Tod geht«. Deshalb sei eine sofortige Mobilisierung öffentlicher Proteste erforderlich, so Hanrahan.
Abu-Jamals völlige Abschirmung hat indes nichts mit der Coronapandemie zu tun. Die Gründe sind vielmehr im wachsenden öffentlichen Interesse an seiner prekären gesundheitlichen Situation und in den Protesten dagegen zu suchen, dass dem seit 1981 unschuldig wegen eines untergeschobenen »Polizistenmordes« inhaftierten Ex-Black-Panther und Journalisten weiter ein faires Berufungsverfahren verweigert wird.
Laut Hanrahan wird ihm seit der Verlegung auf die Krankenstation im Mahanoy-Gefängnis sein rechtlich garantierter Zugang zu einem Telefon und seinem Tablet verwehrt, mit dem er an ihn gerichtete E-Mails lesen könnte. Beide von der Zensur überwachten Kommunikationswege konnte er bislang ungehindert nutzen. Somit unterliegt der Bürgerrechtler nun einer faktischen Kontaktsperre gegenüber den Anwältinnen und Ärzten seines Vertrauens sowie seiner Familie, seinen Unterstützern und den Medien.
Der 66jährige Abu-Jamal befindet sich ausgerechnet wieder in jener Krankenstation, in der er schon über Jahre nicht angemessen medizinisch versorgt worden war. 2015 hatte er dort durch die systematische medizinische Unterversorgung einen diabetischen Schock erlitten und war in akute Lebensgefahr geraten. Nur durch die Verlegung auf die Intensivstation eines Krankenhauses konnte er damals gerettet werden.
Seine Situation ist typisch für Gefangene im US-Bundesstaat Pennsylvania, dessen Gefängnisbehörde die medizinische Versorgung für Häftlinge »ausgelagert« hat, was sich gerade in Zeiten der Coronapandemie verheerend auswirkt. Der Privatkonzern »Correct Care Solutions« (CCS) ist seit langem Betreiber der Krankenstation im Mahonoy-Gefängnis. 2018 fusionierte das heute nach eigenen Angaben US-weit »in 550 Einrichtungen von lokalen, Staats- und Bundesgefängnissen sowie Lagern für Geflüchtete« tätige marktführende Unternehmen mit dem Konkurrenten »Correctional Medical Group« und nannte sich fortan »Wellpath«. Das Firmenmotto des in Nashville, Tennessee, ansässigen Konzerns erklärt bestens den neuen Namen: »Der gute Weg zu Hoffnung und Heilung«. 2017, im letzten Jahr vor der Fusion, machte CCS einen Umsatz von 1,2 Milliarden US-Dollar mit der Betreuung von rund 300.000 Gefangenen pro Tag. Wie die ganze Gefängnisindustrie wirft auch das privatisierte Geschäft mit den krankmachenden Haftbedingungen unermessliche Profite ab.
Abu-Jamal plagen nach einer aktuellen Stellungnahme seines Vertrauensarztes Ricardo Alvarez derzeit »multiple Erkrankungen«. Mit diesen »Folgen des Stresses der Haft« gehöre er »genau zu den Patienten der Hochrisikokategorie«, die an Covid-19 erkrankten, erklärte der Arzt, der nach wie vor nicht zu seinem Patienten vorgelassen wird. Abu-Jamals »Alter, seine Leberschädigung, sein Bluthochdruck und seine kongestive Herzinsuffizienz« erforderten »eine ständige fachärztliche Überwachung und Behandlung«.
Seit der Covid-19-Infektion hat Abu-Jamal rund 14 Kilo an Gewicht verloren. Hautausschläge bedeckten laut Hanrahan seinen ganzen Körper mit »trockenen, rissigen und blutigen offenen Wunden«. Doch Diagnose und Behandlung würden hintertrieben, und isoliert in der Krankenstation käme er an die lindernden Salben, mit denen er sich in seiner Zelle selbst behandelte, nicht heran. Deshalb bekräftigten Hanrahan und Alvarez, »Mumias einzig richtige Behandlung« sei »seine Freilassung«. Er müsse umgehend »von den Bedingungen des staatlich sanktionierten Mordes befreit werden«.
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•NEUER BEITRAG24.05.2023, 21:18 Uhr
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Mumia Abu-Jamal
Der US-Justiz-"Mord" an Mumia geht weiter!
Wie befürchtet: Keine Chance auf einen neuen Prozeß für den schwer kranken Mumia. "Unbegründet"!
Dazu die jW am 3. April:
Kein Recht für Mumia
USA: Richterin lehnt neuen Prozess im Fall Mumia Abu-Jamal ab
Von Jürgen Heiser
In den USA hat Richterin Lucretia Clemons vom Common Pleas Court in Philadelphia die Hoffnung des US-Bürgerrechtlers und jW-Kolumnisten Mumia Abu-Jamal zerschmettert, nach Jahrzehnten erlittenen Unrechts endlich Gerechtigkeit von der US-Justiz zu erfahren. Am Freitag lehnte sie als letzte Amtshandlung vor dem Wochenende um 16.08 Uhr (Ortszeit) Abu-Jamals Antrag auf einen neuen Prozess ab. In einer ersten Reaktion sprach die Produzentin des kalifornischen Prison Radios, Noelle Hanrahan, von einer »niederschmetternden Nachricht«, die angesichts der Berichterstattung über die Affären des Expräsidenten Donald Trump fast untergegangen wäre. Nach mehr als 41 Jahren Haft habe Abu-Jamal jetzt »fast alle seine rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft«, den Knast noch lebend zu verlassen, so Hanrahan.
Richterin Clemons nutzte die Gunst der Stunde und lancierte ihre seit Monaten von Abu-Jamals Verteidigung und der Solidaritätsbewegung befürchtete negative Entscheidung. Sie unterlief damit auch den Antrag der Verteidigung, neue Unschuldsbeweise in einer gerichtlichen Anhörung darlegen zu können. Petitionen aus aller Welt zugunsten Abu-Jamals hätten die Richterin offensichtlich unbeeindruckt gelassen. In einem spontanen Interview mit Black ÂPower Media nannte Jamal jr., ein Enkel Abu-Jamals, die Gerichtsentscheidung »herzzerreißend«. Nach wie vor werde seinem Großvater der Mord an dem Polizisten Daniel Faulkner 1981 in Philadelphia angehängt, für den er ursprünglich sogar zum Tode verurteilt worden war, obwohl mittlerweile klar sei, dass er die Tat nicht begangen haben kann. Die Richterin wisse das ebenso wie Larry Krasner, der sich liberal gebende Bezirksstaatsanwalt von Philadelphia.
Radiomacherin Hanrahan warnte, Abu-Jamals größter Feind sei jetzt angesichtDoch das alles hinderte Richterin Clemons nicht daran, sich zur Handlangerin einer politischen Justiz zu machen und die auf 39 Seiten ausgebreitete Rechtfertigung ihres Rechtsbruchs mit den Worten zu schließen, Abu-Jamals mittlerweile »sechster Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens« sei »unbegründet« und werde »ohne Beweisanhörung abgewiesen«.s seiner schlechten Gesundheit die Zeit. »Mit seinen 68 Jahren leidet Mumia an einer Herzerkrankung, für die er sich einer doppelten Bypassoperation unterziehen musste«. 2015 sei er beinahe an der faktischen Nichtbehandlung einer Hepatitis-C-Infektion gestorben. Eines sei jedoch klar, so Hanrahan: »Die Gerechtigkeit verlangt, dass Mumia Abu-Jamal einen neuen Prozess bekommt!« Diese Forderung trug die »Free-Mumia«-Bewegung bereits am Sonnabend erneut in zahlreichen US-Städten auf die Straße. Jamal jr. zu den Protestaktionen: »Wir werden niemals aufhören!«
Diese Haltung hatte noch am 27. März 2023 Stephen Cotton, Generalsekretär der Internationalen Transportarbeitergewerkschaft ITF mit Sitz in London, betont. In einem Schreiben an Clemons hatte er gefordert, dass es endlich eine »faire Anhörung« für Abu-Jamal geben müsse. Jene erst 2018 entdeckten Unschuldsbeweise, die die Staatsanwaltschaft fast 40 Jahre lang verborgen gehalten hatte, kämen noch »zu der vernichtenden Beurteilung des ursprünglichen Prozesses durch Amnesty International (AI) im Jahr 2000 hinzu«. AI habe damals schon festgestellt, dass »dieser Fall eindeutig nicht den internationalen Mindeststandards zur Gewährleistung eines fairen Verfahrens entsprach«.
Doch das alles hinderte Richterin Clemons nicht daran, sich zur Handlangerin einer politischen Justiz zu machen und die auf 39 Seiten ausgebreitete Rechtfertigung ihres Rechtsbruchs mit den Worten zu schließen, Abu-Jamals mittlerweile »sechster Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens« sei »unbegründet« und werde »ohne Beweisanhörung abgewiesen«.
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Wie befürchtet: Keine Chance auf einen neuen Prozeß für den schwer kranken Mumia. "Unbegründet"!
Dazu die jW am 3. April:
Kein Recht für Mumia
USA: Richterin lehnt neuen Prozess im Fall Mumia Abu-Jamal ab
Von Jürgen Heiser
In den USA hat Richterin Lucretia Clemons vom Common Pleas Court in Philadelphia die Hoffnung des US-Bürgerrechtlers und jW-Kolumnisten Mumia Abu-Jamal zerschmettert, nach Jahrzehnten erlittenen Unrechts endlich Gerechtigkeit von der US-Justiz zu erfahren. Am Freitag lehnte sie als letzte Amtshandlung vor dem Wochenende um 16.08 Uhr (Ortszeit) Abu-Jamals Antrag auf einen neuen Prozess ab. In einer ersten Reaktion sprach die Produzentin des kalifornischen Prison Radios, Noelle Hanrahan, von einer »niederschmetternden Nachricht«, die angesichts der Berichterstattung über die Affären des Expräsidenten Donald Trump fast untergegangen wäre. Nach mehr als 41 Jahren Haft habe Abu-Jamal jetzt »fast alle seine rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft«, den Knast noch lebend zu verlassen, so Hanrahan.
Richterin Clemons nutzte die Gunst der Stunde und lancierte ihre seit Monaten von Abu-Jamals Verteidigung und der Solidaritätsbewegung befürchtete negative Entscheidung. Sie unterlief damit auch den Antrag der Verteidigung, neue Unschuldsbeweise in einer gerichtlichen Anhörung darlegen zu können. Petitionen aus aller Welt zugunsten Abu-Jamals hätten die Richterin offensichtlich unbeeindruckt gelassen. In einem spontanen Interview mit Black ÂPower Media nannte Jamal jr., ein Enkel Abu-Jamals, die Gerichtsentscheidung »herzzerreißend«. Nach wie vor werde seinem Großvater der Mord an dem Polizisten Daniel Faulkner 1981 in Philadelphia angehängt, für den er ursprünglich sogar zum Tode verurteilt worden war, obwohl mittlerweile klar sei, dass er die Tat nicht begangen haben kann. Die Richterin wisse das ebenso wie Larry Krasner, der sich liberal gebende Bezirksstaatsanwalt von Philadelphia.
Radiomacherin Hanrahan warnte, Abu-Jamals größter Feind sei jetzt angesichtDoch das alles hinderte Richterin Clemons nicht daran, sich zur Handlangerin einer politischen Justiz zu machen und die auf 39 Seiten ausgebreitete Rechtfertigung ihres Rechtsbruchs mit den Worten zu schließen, Abu-Jamals mittlerweile »sechster Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens« sei »unbegründet« und werde »ohne Beweisanhörung abgewiesen«.s seiner schlechten Gesundheit die Zeit. »Mit seinen 68 Jahren leidet Mumia an einer Herzerkrankung, für die er sich einer doppelten Bypassoperation unterziehen musste«. 2015 sei er beinahe an der faktischen Nichtbehandlung einer Hepatitis-C-Infektion gestorben. Eines sei jedoch klar, so Hanrahan: »Die Gerechtigkeit verlangt, dass Mumia Abu-Jamal einen neuen Prozess bekommt!« Diese Forderung trug die »Free-Mumia«-Bewegung bereits am Sonnabend erneut in zahlreichen US-Städten auf die Straße. Jamal jr. zu den Protestaktionen: »Wir werden niemals aufhören!«
Diese Haltung hatte noch am 27. März 2023 Stephen Cotton, Generalsekretär der Internationalen Transportarbeitergewerkschaft ITF mit Sitz in London, betont. In einem Schreiben an Clemons hatte er gefordert, dass es endlich eine »faire Anhörung« für Abu-Jamal geben müsse. Jene erst 2018 entdeckten Unschuldsbeweise, die die Staatsanwaltschaft fast 40 Jahre lang verborgen gehalten hatte, kämen noch »zu der vernichtenden Beurteilung des ursprünglichen Prozesses durch Amnesty International (AI) im Jahr 2000 hinzu«. AI habe damals schon festgestellt, dass »dieser Fall eindeutig nicht den internationalen Mindeststandards zur Gewährleistung eines fairen Verfahrens entsprach«.
Doch das alles hinderte Richterin Clemons nicht daran, sich zur Handlangerin einer politischen Justiz zu machen und die auf 39 Seiten ausgebreitete Rechtfertigung ihres Rechtsbruchs mit den Worten zu schließen, Abu-Jamals mittlerweile »sechster Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens« sei »unbegründet« und werde »ohne Beweisanhörung abgewiesen«.
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NEUE ANTWORT24.05.2023, 21:25 Uhr
EDIT: arktika
24.05.2023, 21:28 Uhr
24.05.2023, 21:28 Uhr
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Mumia Abu-Jamal
Weitere Infos und Kommentare auf der Seite freiheit-fuer-mumia.de:
Von Free Mumia Berlin, 1. April 2023:
(USA) Richterin ignoriert Fakten und hält politische Haft gegen Mumia Abu-Jamal aufrecht
Seit 1981 (!) sitzt der afroamerikanische Journalist und Black Panther Mumia Abu-Jamal im US Bundesstaat Pennsylvania für einen untergeschobenen Polizistenmord in Haft, obwohl die Beweise gegen ihn gefälscht waren. Verurteilt wurde er für seine damals wie heute unermüdliche Berichterstattung über behördliche Korruption, systemischen Rassismus und tödliche Polizeigewalt. Die Mittel, mit denen er 1982 in einem manipulierten Verfahren verurteilt wurde, sind seit vielen Jahren bekannt. Jüngste Details über diesen politischen Schauprozess kamen 2018 ans Licht, als sechs Kartons voller Akten der Staatsanwaltschaft auftauchten, die dem Angeklagten und seiner Verteidigung bis dahin vorenthalten worden waren. Es dauerte dann bis Dezember 2021, bis Abu-Jamal dazu endlich einen Antrag stellen konnte. Am 31. März 2023 erteilte eine Richterin erneut eine Absage an simpelste juristische Standards und beendete die aktuellen Bemühungen um ein neues Verfahren für den inzwischen fast 69-jährigen Autoren und Aktivisten.
Richterin Clemons erklärte in ihrer Begründung (1), dass die zwei juristischen Hauptargumente Mumias ihrer Meinung nach keine Bdeutung hätten:
a) "Batson-Claim": die Belege für die an mehreren Punkten nachgewiesene rassistsische Einflussnahme auf die Zusammensetzung der Jury durch den damaligen Staatsanwalt hätten in den 1990er Jahren eingebracht werden müssen - obwohl manche der neuen Beweise erst 2018 in den vorenthaltenen Umzugskartons bekannt wurden ... Der Nachweis auch nur einer rassistischen Abweisung einer*eines potentiellen Juror*in nach der sog "Batson Inzidenz" reicht laut einer Verfassungspräzidenz von 1986 jedoch aus, das komplette Verfahren samt Urteil zu annulieren - und zwar egal, wann dieser bekannt wird.
b) "Brady Violation": die Richterin sieht keinen Zusammenhang zwischen der Tatsache, dass ein Hauptbelastungszeige gegen Mumia im Verfahren 1982 bestochen war und der Tatsache, dass die Jury das nicht gewusst habe, da es erst durch die Aktenfunde 2018 belegt werden konnte. Sie gehe nicht davon aus, dass diese vorenthaltenen Informationen die Meinung der Jury verändert hätten ... obwohl die sog. Brady-Inzidenz pauschal eine Neuverhandlung vorschreibt, wenn dem*der Angeklaten*n nachweislich entlastendes Material durch die Staatsanwaltschaft vorenthalten wurde. Rechtlich hätte sie deshalb eine Neuverhandlung sogar anordnen müssen, ganz gleich, was ihre persönliche Einschätzung über die Bedeutung der vorenthaltenen Informationen ist.
"Recht" und "Rechtsstaat" existieren in den USA und auch in anderen neoliberalen Demokratien allein für diejenigen, die es sich leisten können. Das ist keine neue Erkenntnis, aber dass eine Richterin in Philadelphia sich selbst 2023 so dreist über simple Grundsätze der US Verfassung hinweg setzen kann, wenn es darum geht, einem der bekanntesten politischen Gefangenen der USA weiter in Haft zu halten, zeigt deutlich, wie stark die sog. juristische "Mumia Ausnahme" dort noch immer ist.
Für Anerkennung beim "Marsch durch die Institutionen" müssen sich Afroamerikaner*innen und vermeintliche Linke in den USA auch heute einen hohen Preis zahlen. So verhält sich nicht nur die afroamerikanische Richerin Clemons im Widerspruch zu ihren selbst erklärten Ansprüchen von "Recht" und "Wahrheit" (2), sondern auch der sog. "Reformstaatsanwalt" Larry Krasner, dessen "progressive" Behörde die selbe alte rassistische Argumentation gegen Mumia Abu-Jamal anwandte, die es bereits 1982 in dem von Amnesty International als "durchzogen von politischen Interessen" eingeschätzten Verfahren gab. Amnesty betonte, dass das damalige Verfahren "nicht dem internationalen Mindeststandards zur Gewährleistung fairer Verfahren" (3) entsprochen habe. "Gerechtigkeit" in Amerikkka bzw. die "White Supremacy" werden heute auch von den wenigen People Of Color mitverteidigt, denen die herrschende Klasse einige Posten zugestanden hat.
Für uns als Unterstützer*innen von Mumia Abu-Jamal und als Gegner*innen der rassistischen Masseninhaftierung und Todesstrafe in den USA heisst es also wieder: der Kampf geht weiter!
Beteiligt euch - verbreitet es weiter und überlegt, wie ihr Mumia und andere kämpfende Gefangene in eure Praxis mit einbeziehen könnt!
Free Mumia, Free Leonard Peltier, Free Alfredo Cospito, Free Lina - Free Them All!
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Von Free Mumia Berlin, 1. April 2023:
(USA) Richterin ignoriert Fakten und hält politische Haft gegen Mumia Abu-Jamal aufrecht
Seit 1981 (!) sitzt der afroamerikanische Journalist und Black Panther Mumia Abu-Jamal im US Bundesstaat Pennsylvania für einen untergeschobenen Polizistenmord in Haft, obwohl die Beweise gegen ihn gefälscht waren. Verurteilt wurde er für seine damals wie heute unermüdliche Berichterstattung über behördliche Korruption, systemischen Rassismus und tödliche Polizeigewalt. Die Mittel, mit denen er 1982 in einem manipulierten Verfahren verurteilt wurde, sind seit vielen Jahren bekannt. Jüngste Details über diesen politischen Schauprozess kamen 2018 ans Licht, als sechs Kartons voller Akten der Staatsanwaltschaft auftauchten, die dem Angeklagten und seiner Verteidigung bis dahin vorenthalten worden waren. Es dauerte dann bis Dezember 2021, bis Abu-Jamal dazu endlich einen Antrag stellen konnte. Am 31. März 2023 erteilte eine Richterin erneut eine Absage an simpelste juristische Standards und beendete die aktuellen Bemühungen um ein neues Verfahren für den inzwischen fast 69-jährigen Autoren und Aktivisten.
Richterin Clemons erklärte in ihrer Begründung (1), dass die zwei juristischen Hauptargumente Mumias ihrer Meinung nach keine Bdeutung hätten:
a) "Batson-Claim": die Belege für die an mehreren Punkten nachgewiesene rassistsische Einflussnahme auf die Zusammensetzung der Jury durch den damaligen Staatsanwalt hätten in den 1990er Jahren eingebracht werden müssen - obwohl manche der neuen Beweise erst 2018 in den vorenthaltenen Umzugskartons bekannt wurden ... Der Nachweis auch nur einer rassistischen Abweisung einer*eines potentiellen Juror*in nach der sog "Batson Inzidenz" reicht laut einer Verfassungspräzidenz von 1986 jedoch aus, das komplette Verfahren samt Urteil zu annulieren - und zwar egal, wann dieser bekannt wird.
b) "Brady Violation": die Richterin sieht keinen Zusammenhang zwischen der Tatsache, dass ein Hauptbelastungszeige gegen Mumia im Verfahren 1982 bestochen war und der Tatsache, dass die Jury das nicht gewusst habe, da es erst durch die Aktenfunde 2018 belegt werden konnte. Sie gehe nicht davon aus, dass diese vorenthaltenen Informationen die Meinung der Jury verändert hätten ... obwohl die sog. Brady-Inzidenz pauschal eine Neuverhandlung vorschreibt, wenn dem*der Angeklaten*n nachweislich entlastendes Material durch die Staatsanwaltschaft vorenthalten wurde. Rechtlich hätte sie deshalb eine Neuverhandlung sogar anordnen müssen, ganz gleich, was ihre persönliche Einschätzung über die Bedeutung der vorenthaltenen Informationen ist.
"Recht" und "Rechtsstaat" existieren in den USA und auch in anderen neoliberalen Demokratien allein für diejenigen, die es sich leisten können. Das ist keine neue Erkenntnis, aber dass eine Richterin in Philadelphia sich selbst 2023 so dreist über simple Grundsätze der US Verfassung hinweg setzen kann, wenn es darum geht, einem der bekanntesten politischen Gefangenen der USA weiter in Haft zu halten, zeigt deutlich, wie stark die sog. juristische "Mumia Ausnahme" dort noch immer ist.
Für Anerkennung beim "Marsch durch die Institutionen" müssen sich Afroamerikaner*innen und vermeintliche Linke in den USA auch heute einen hohen Preis zahlen. So verhält sich nicht nur die afroamerikanische Richerin Clemons im Widerspruch zu ihren selbst erklärten Ansprüchen von "Recht" und "Wahrheit" (2), sondern auch der sog. "Reformstaatsanwalt" Larry Krasner, dessen "progressive" Behörde die selbe alte rassistische Argumentation gegen Mumia Abu-Jamal anwandte, die es bereits 1982 in dem von Amnesty International als "durchzogen von politischen Interessen" eingeschätzten Verfahren gab. Amnesty betonte, dass das damalige Verfahren "nicht dem internationalen Mindeststandards zur Gewährleistung fairer Verfahren" (3) entsprochen habe. "Gerechtigkeit" in Amerikkka bzw. die "White Supremacy" werden heute auch von den wenigen People Of Color mitverteidigt, denen die herrschende Klasse einige Posten zugestanden hat.
Für uns als Unterstützer*innen von Mumia Abu-Jamal und als Gegner*innen der rassistischen Masseninhaftierung und Todesstrafe in den USA heisst es also wieder: der Kampf geht weiter!
Beteiligt euch - verbreitet es weiter und überlegt, wie ihr Mumia und andere kämpfende Gefangene in eure Praxis mit einbeziehen könnt!
Free Mumia, Free Leonard Peltier, Free Alfredo Cospito, Free Lina - Free Them All!
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NEUE ANTWORT24.05.2023, 21:32 Uhr
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Mumia Abu-Jamal
Und eine Presseerklärung von Bundesweites Netzwerk gegen die Todesstrafe & Freiheit für Mumia Abu-Jamal:
(Presseerkärung) Keine Beweisanhörung und kein neues Verfahren für Mumia Abu-Jamal
Am 31. März 2023 wurde dem afroamerikanische Journalisten Mumia Abu-Jamal erneut ein neues Verfahren verweigert. Er war im Sommer 1982 aufgrund höchst fragwürdiger Beweise wegen angeblichen Mordes an einem Polizisten zum Tod verurteilt worden. Richterin Lucretia Clemons befand, entlastende Dokumente, die erstmals im Dezember 2018 aufgefunden wurden, reichten nicht einmal für eine Beweisanhörung aus. Diese Entscheidung, die auf zahlreiche andere höchst fragwürdige Entscheidungen in Abu-Jamals Prozess und seinen Berufungsverfahren folgt, kann nur als Rechtsbeugung bezeichnet werden. Sie tritt zwei eindeutige Präzedenz-Urteile mit Füssen:
a. "Batson-Claim": Das Urteil des US Supreme Court im Fall Batson von 1986 verbietet es der Anklage, ihr Recht auf die unbegründete Ablehnung von Geschworenen auf rassistische Art anzuwenden. In Abu-Jamals Fall war die Wahrscheinlichkeit, dass der Ankläger eine Person ablehnte, wenn sie Schwarz war, zehnmal so gross wie im Fall einer weissen Person. Das neu gefundene Beweismaterial zeigte, dass der Ankläger systematisch Notizen über die ethnische Zugehörigkeit potentieller Jurymitglieder gemacht hatte. Die Richterin blieb davon unbeeindruckt – der Batson-Claim sei bereits in früheren Berufungen abgehandelt worden und das neue Material sei nicht erheblich und komme zu spät. Abgelehnt!
b. "Verstoss gegen Brady": 1963 urteilte der US Supreme Court im Fall Brady, dass die Anklage verpflichtet ist, der Verteidigung jegliches Entlastungsmaterial zukommen zu lassen. Hier handelte es sich um den Brief eines Hauptbelastungszeugen an den Staatsanwalt, in dem er nach dem Prozess das Geld anmahnte, dass man ihm schulde. Ferner fand sich ein Briefwechsel unter Justizbeamten über die zweite Hauptbelastungszeugin, in dem die Beschleunigung ihrer wegen Prostitution anhängigen Verfahren und die Berücksichtigung der Tatsache gefordert wurde, dass sie Zeugin in einem "sehr wichtigen" Verfahren gewesen sei. Alle drei Verfahren gegen sie wurden eingestellt. Doch die Richterin fand in beiden Fällen nichts dabei: Auch wenn die Jury hiervon gewusst hätte, hätte sie den Zeugen geglaubt! Ausserdem habe es ja noch anderes Belastungsmaterial gegeben.
Kein Rechtsstaat der Welt erlaubt eine Juryauswahl nach ethnischen Kriterien oder erkennt Urteile an, die auf den Aussagen bestochener Zeugen basieren. Amnesty International forderte schon im Februar 2000 einen neuen Prozess für Mumia Abu-Jamal.
Seitdem ist etliches entlastendes Material hinzugekommen. Ein neuer Prozess statt Abu-Jamals bedingungsloser Freilassung ist daher als Mindestforderung zu betrachten. Der Kampf darum wird weitergehen. Für weitere Informationen siehe
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(Presseerkärung) Keine Beweisanhörung und kein neues Verfahren für Mumia Abu-Jamal
Am 31. März 2023 wurde dem afroamerikanische Journalisten Mumia Abu-Jamal erneut ein neues Verfahren verweigert. Er war im Sommer 1982 aufgrund höchst fragwürdiger Beweise wegen angeblichen Mordes an einem Polizisten zum Tod verurteilt worden. Richterin Lucretia Clemons befand, entlastende Dokumente, die erstmals im Dezember 2018 aufgefunden wurden, reichten nicht einmal für eine Beweisanhörung aus. Diese Entscheidung, die auf zahlreiche andere höchst fragwürdige Entscheidungen in Abu-Jamals Prozess und seinen Berufungsverfahren folgt, kann nur als Rechtsbeugung bezeichnet werden. Sie tritt zwei eindeutige Präzedenz-Urteile mit Füssen:
a. "Batson-Claim": Das Urteil des US Supreme Court im Fall Batson von 1986 verbietet es der Anklage, ihr Recht auf die unbegründete Ablehnung von Geschworenen auf rassistische Art anzuwenden. In Abu-Jamals Fall war die Wahrscheinlichkeit, dass der Ankläger eine Person ablehnte, wenn sie Schwarz war, zehnmal so gross wie im Fall einer weissen Person. Das neu gefundene Beweismaterial zeigte, dass der Ankläger systematisch Notizen über die ethnische Zugehörigkeit potentieller Jurymitglieder gemacht hatte. Die Richterin blieb davon unbeeindruckt – der Batson-Claim sei bereits in früheren Berufungen abgehandelt worden und das neue Material sei nicht erheblich und komme zu spät. Abgelehnt!
b. "Verstoss gegen Brady": 1963 urteilte der US Supreme Court im Fall Brady, dass die Anklage verpflichtet ist, der Verteidigung jegliches Entlastungsmaterial zukommen zu lassen. Hier handelte es sich um den Brief eines Hauptbelastungszeugen an den Staatsanwalt, in dem er nach dem Prozess das Geld anmahnte, dass man ihm schulde. Ferner fand sich ein Briefwechsel unter Justizbeamten über die zweite Hauptbelastungszeugin, in dem die Beschleunigung ihrer wegen Prostitution anhängigen Verfahren und die Berücksichtigung der Tatsache gefordert wurde, dass sie Zeugin in einem "sehr wichtigen" Verfahren gewesen sei. Alle drei Verfahren gegen sie wurden eingestellt. Doch die Richterin fand in beiden Fällen nichts dabei: Auch wenn die Jury hiervon gewusst hätte, hätte sie den Zeugen geglaubt! Ausserdem habe es ja noch anderes Belastungsmaterial gegeben.
Kein Rechtsstaat der Welt erlaubt eine Juryauswahl nach ethnischen Kriterien oder erkennt Urteile an, die auf den Aussagen bestochener Zeugen basieren. Amnesty International forderte schon im Februar 2000 einen neuen Prozess für Mumia Abu-Jamal.
Seitdem ist etliches entlastendes Material hinzugekommen. Ein neuer Prozess statt Abu-Jamals bedingungsloser Freilassung ist daher als Mindestforderung zu betrachten. Der Kampf darum wird weitergehen. Für weitere Informationen siehe
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•NEUER BEITRAG23.09.2023, 17:14 Uhr
EDIT: arktika
23.09.2023, 17:16 Uhr
23.09.2023, 17:16 Uhr
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Mumia Abu-Jamal
In den USA hat eine Universitätsbibliothek in Rhode Island eine Sonderausstellung zu politischen Gefangenen in Gods own country eröffnet, Schwerpunkt bilden die dort gelagerten Materialien von Mumia aus über 40 Jahren im Yankee-Knast. Darüber an diesem WE die Schwerpunktseite in der jW:
40 Kartons
USA: John Hay Library eröffnet Sondersammlung zu politischen Gefangenen. Vorlass von Mumia Abu-Jamal im Zentrum
Von Jürgen Heiser
Die »Zeit für eine Wallfahrt« sei gekommen, erklärte Noelle Hanrahan vom kalifornischen Prison Radio in ihrem jüngsten Newsletter. Gemeint ist eine neue Sonderausstellung zu politischen Gefangenen in den USA, die in Providence, der Hauptstadt von Rhode Island, in der John Hay Library (JHL) der Brown University eröffnet wird. Die Ausstellung namens »Stimmen der Massenverhaftung in den Vereinigten Staaten« widmet sich dem Forschungsthema Gefangenschaft, insbesondere jener von politischen Häftlingen und bietet an gebündelter Stelle neues Forschungsmaterial. Kern der Archivsammlung wird unter anderem der Vorlass des politischen Gefangenen und Bürgerrechtlers Mumia Abu-Jamal sein. Parallel zur Eröffnung von Archiv und Ausstellung findet vom 27. bis 29. September die dreitägige Veranstaltung »Stimmen der Masseninhaftierung: Ein Symposium« statt.
Die Ausstellung bietet wertvolle Einblicke in das Leben des wohl bekanntesten politischen Gefangenen der USA, der seit vier Jahrzehnten ein Leben hinter Gittern fristen muss. 2011 musste Abu-Jamal sein persönliches Archiv an seine Vertraute Noelle Hanrahan übergeben, weil die Knastbehörde ihn vor zwei Alternativen gestellt hatten: ab in den Müll oder auslagern. Die Entscheidung fiel ihm nicht schwer. Er hatte seine Lebensgeschichte zu verteidigen. Vor seinem Bekanntwerden und seiner Auszeichnung als antirassistischer Radiojournalist, war Abu-Jamal Anfang der 1970er Jahre als Teenager Pressesprecher der Black Panther Party (BPP) in Philadelphia geworden. Bei der Parteizeitung The Black Panther erlernte er das journalistische Handwerk. Als er im Dezember 1981 als Opfer rassistischer Polizeigewalt nur knapp überlebte, meinten reaktionäre Schergen ihn mit der Anklage »Polizistenmörder« endgültig zum Abschuss freizugeben. Doch sie hatten die Rechnung ohne die internationale Solidarität gemacht. Für Abu-Jamal begann damit ein bis heute andauernder Kampf um Leben und Freiheit.
Bis September 2022 war sein an die Brown University übergebener Vorlass nach 41 Haftjahren auf über 40 Kartons angewachsen. Die JHL erwies sich als gute Adresse für die Bewahrung seiner Lebenszeugnisse. Dokumente, Manuskripte, Zeichnungen und sein primitives Handwerkszeug als Knastautor wurden innerhalb eines Jahres systematisiert und sind nun der Öffentlichkeit zugänglich – dank der JHL, dem Center for the Study of Slavery and Justice und dem Pembroke Center für feministische Forschung an der Brown University.
Seine Dokumente dienen nun »als Anker für den Sammelschwerpunkt ›Stimmen der Masseninhaftierung‹«, erklärte Soziologieprofessorin Nicole Gonzalez Van Cleve, die mit Studierenden das »Mass Incarceration Lab« aufgebaut hat. Es gehe um die interdisziplinäre Erforschung der Zusammenhänge zwischen Masseninhaftierung und im US-System angelegten Ungleichheiten. Dazu zählten »eine wachsende Zahl von mündlichen Berichten und Briefen von Inhaftierten und ihren Familien«, so die Soziologin. Die Öffentlichkeit wisse kaum etwas über dieses gesellschaftliche Problem. Die Zahl der Gefangenen habe sich »zwischen 1970 und 2022 verfünffacht und liegt heute bei über zwei Millionen Menschen, mehr als in jedem anderen Land«. Im Alter von 23 Jahren sei »jeder dritte US-Bürger schon einmal verhaftet worden«, so Van Cleve. Obwohl staatliche und institutionelle Aufzeichnungen über Inhaftierung im Überfluss vorhanden sind, mangelt es an Archivmaterial von inhaftierten Personen, ihren Familien und Anwälten. In den USA gebe es weniger als 20 Archivsammlungen, die inhaftierte Personen repräsentieren. Die meisten von ihnen seien klein, und bis jetzt sei keine dieser Sammlungen direkt von einer derzeit inhaftierten Person angelegt worden, schreibt die Bibliothek auf ihrer Webseite.
Ausstellung und Symposium »bieten durch den Einblick in das Leben eines Mannes, der seit 41 Jahren in Pennsylvania inhaftiert ist, einen breiteren Blick auf die Masseninhaftierung in den USA«, erklärt Amanda E. Strauss, Direktorin der JHL. Seit seiner Verhaftung habe Abu-Jamal »heftige Debatten über Rassismus und die Todesstrafe ausgelöst«. An seinem Beispiel werde von nun an »die tägliche Realität der Gefängnisse und der anhaltenden Probleme, mit denen Millionen Inhaftierte konfrontiert sind, beleuchtet«, so Strauss. »Indem wir einen Einblick in Mumia Abu-Jamals Dokumente ermöglichen und Wissenschaftler aus dem ganzen Land in den Diskurs einbeziehen, hoffen wir, eine Diskussion über ein Thema anzuregen, das so viele Menschen betrifft.«
Dazu diene auch das Symposium mit seinen Vorträgen, Podiumsdiskussionen und künstlerischen Darbietungen zu den Themen Strafverfolgung, Geschichte der Gefängnisse, medizinische Versorgung im Knast, die Lage inhaftierter Frauen und der Gewalt gegen sie am Beispiel der Kampagne »Say Her Name« sowie der psychischen Zerstörung durch Isolationshaft. Als Weltpremiere wird am zweiten Tag »Vampire Nation« aufgeführt, eines von vier Musikstücken, die Abu-Jamal in jahrelanger Isolation komponiert hat. Auch bringe das Symposium »Künstler, Wissenschaftler und besondere Gäste wie die Feministin und Wissenschaftlerin Angela Y. Davis, die Autorin Julia Wright sowie die Aktivistin Pam Africa« und viele mehr zusammen. Strauss ergänzte, dass diese Aktivitäten sich auch auf andere Bereiche der Universität auswirkten. So werde die Rockefeller Library Plakate des Buchladens Revolution Books in Harlem, New York, ausstellen – »einem der Orte, an dem sich die ›Free Mumia‹-Bewegung organisiert und die ganze Welt mit Informationen versorgt«.
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40 Kartons
USA: John Hay Library eröffnet Sondersammlung zu politischen Gefangenen. Vorlass von Mumia Abu-Jamal im Zentrum
Von Jürgen Heiser
Die »Zeit für eine Wallfahrt« sei gekommen, erklärte Noelle Hanrahan vom kalifornischen Prison Radio in ihrem jüngsten Newsletter. Gemeint ist eine neue Sonderausstellung zu politischen Gefangenen in den USA, die in Providence, der Hauptstadt von Rhode Island, in der John Hay Library (JHL) der Brown University eröffnet wird. Die Ausstellung namens »Stimmen der Massenverhaftung in den Vereinigten Staaten« widmet sich dem Forschungsthema Gefangenschaft, insbesondere jener von politischen Häftlingen und bietet an gebündelter Stelle neues Forschungsmaterial. Kern der Archivsammlung wird unter anderem der Vorlass des politischen Gefangenen und Bürgerrechtlers Mumia Abu-Jamal sein. Parallel zur Eröffnung von Archiv und Ausstellung findet vom 27. bis 29. September die dreitägige Veranstaltung »Stimmen der Masseninhaftierung: Ein Symposium« statt.
Die Ausstellung bietet wertvolle Einblicke in das Leben des wohl bekanntesten politischen Gefangenen der USA, der seit vier Jahrzehnten ein Leben hinter Gittern fristen muss. 2011 musste Abu-Jamal sein persönliches Archiv an seine Vertraute Noelle Hanrahan übergeben, weil die Knastbehörde ihn vor zwei Alternativen gestellt hatten: ab in den Müll oder auslagern. Die Entscheidung fiel ihm nicht schwer. Er hatte seine Lebensgeschichte zu verteidigen. Vor seinem Bekanntwerden und seiner Auszeichnung als antirassistischer Radiojournalist, war Abu-Jamal Anfang der 1970er Jahre als Teenager Pressesprecher der Black Panther Party (BPP) in Philadelphia geworden. Bei der Parteizeitung The Black Panther erlernte er das journalistische Handwerk. Als er im Dezember 1981 als Opfer rassistischer Polizeigewalt nur knapp überlebte, meinten reaktionäre Schergen ihn mit der Anklage »Polizistenmörder« endgültig zum Abschuss freizugeben. Doch sie hatten die Rechnung ohne die internationale Solidarität gemacht. Für Abu-Jamal begann damit ein bis heute andauernder Kampf um Leben und Freiheit.
Bis September 2022 war sein an die Brown University übergebener Vorlass nach 41 Haftjahren auf über 40 Kartons angewachsen. Die JHL erwies sich als gute Adresse für die Bewahrung seiner Lebenszeugnisse. Dokumente, Manuskripte, Zeichnungen und sein primitives Handwerkszeug als Knastautor wurden innerhalb eines Jahres systematisiert und sind nun der Öffentlichkeit zugänglich – dank der JHL, dem Center for the Study of Slavery and Justice und dem Pembroke Center für feministische Forschung an der Brown University.
Seine Dokumente dienen nun »als Anker für den Sammelschwerpunkt ›Stimmen der Masseninhaftierung‹«, erklärte Soziologieprofessorin Nicole Gonzalez Van Cleve, die mit Studierenden das »Mass Incarceration Lab« aufgebaut hat. Es gehe um die interdisziplinäre Erforschung der Zusammenhänge zwischen Masseninhaftierung und im US-System angelegten Ungleichheiten. Dazu zählten »eine wachsende Zahl von mündlichen Berichten und Briefen von Inhaftierten und ihren Familien«, so die Soziologin. Die Öffentlichkeit wisse kaum etwas über dieses gesellschaftliche Problem. Die Zahl der Gefangenen habe sich »zwischen 1970 und 2022 verfünffacht und liegt heute bei über zwei Millionen Menschen, mehr als in jedem anderen Land«. Im Alter von 23 Jahren sei »jeder dritte US-Bürger schon einmal verhaftet worden«, so Van Cleve. Obwohl staatliche und institutionelle Aufzeichnungen über Inhaftierung im Überfluss vorhanden sind, mangelt es an Archivmaterial von inhaftierten Personen, ihren Familien und Anwälten. In den USA gebe es weniger als 20 Archivsammlungen, die inhaftierte Personen repräsentieren. Die meisten von ihnen seien klein, und bis jetzt sei keine dieser Sammlungen direkt von einer derzeit inhaftierten Person angelegt worden, schreibt die Bibliothek auf ihrer Webseite.
Ausstellung und Symposium »bieten durch den Einblick in das Leben eines Mannes, der seit 41 Jahren in Pennsylvania inhaftiert ist, einen breiteren Blick auf die Masseninhaftierung in den USA«, erklärt Amanda E. Strauss, Direktorin der JHL. Seit seiner Verhaftung habe Abu-Jamal »heftige Debatten über Rassismus und die Todesstrafe ausgelöst«. An seinem Beispiel werde von nun an »die tägliche Realität der Gefängnisse und der anhaltenden Probleme, mit denen Millionen Inhaftierte konfrontiert sind, beleuchtet«, so Strauss. »Indem wir einen Einblick in Mumia Abu-Jamals Dokumente ermöglichen und Wissenschaftler aus dem ganzen Land in den Diskurs einbeziehen, hoffen wir, eine Diskussion über ein Thema anzuregen, das so viele Menschen betrifft.«
Dazu diene auch das Symposium mit seinen Vorträgen, Podiumsdiskussionen und künstlerischen Darbietungen zu den Themen Strafverfolgung, Geschichte der Gefängnisse, medizinische Versorgung im Knast, die Lage inhaftierter Frauen und der Gewalt gegen sie am Beispiel der Kampagne »Say Her Name« sowie der psychischen Zerstörung durch Isolationshaft. Als Weltpremiere wird am zweiten Tag »Vampire Nation« aufgeführt, eines von vier Musikstücken, die Abu-Jamal in jahrelanger Isolation komponiert hat. Auch bringe das Symposium »Künstler, Wissenschaftler und besondere Gäste wie die Feministin und Wissenschaftlerin Angela Y. Davis, die Autorin Julia Wright sowie die Aktivistin Pam Africa« und viele mehr zusammen. Strauss ergänzte, dass diese Aktivitäten sich auch auf andere Bereiche der Universität auswirkten. So werde die Rockefeller Library Plakate des Buchladens Revolution Books in Harlem, New York, ausstellen – »einem der Orte, an dem sich die ›Free Mumia‹-Bewegung organisiert und die ganze Welt mit Informationen versorgt«.
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NEUE ANTWORT23.09.2023, 17:18 Uhr
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Mumia Abu-Jamal
Dazu auch auch der "Hintergrund" auf selbiger Seite:
Hintergrund: Geschichte neu aneignen
Die an der Brown University geschaffene »Sondersammlung« und die Ausstellung »Mumia Abu-Jamal. Ein Porträt der Masseninhaftierung« sind Ausdruck einer sich in den USA ausweitenden Erfassung schwarzer Geschichte und Realität. Mit Abu-Jamal steht nicht nur das Leben eines Aktivisten der Bürgerrechtsbewegung und der Black Panther Party (BPP) im Mittelpunkt, sondern ein politischer Gefangener, für dessen Freilassung sich eine weltweite Solidaritätsbewegung einsetzt.
In seiner Person und seinem mutigen politischen Engagement als Autor hinter Gittern verbinden sich Geschichte und Aktualität des afroamerikanischen Widerstands. Die aus Schriften und Schreibwerkzeugen bestehenden Archivalien und Artefakte der Ausstellung sind analoger Ausdruck schwarzer Geschichte, die zunehmend durch digitale Technologien zu neuem Leben erweckt wird. Einer der Pioniere dieser Bewegung von politischen Dokumentaristen, Archivaren und Kulturschaffenden ist der im kalifornischen Oakland lebende Damien McDuffie, der in den Archiven der BPP und der Dr. Huey P. Newton Foundation Erfahrungen sammelte. Mit seinem Projekt »Black Terminus« hat er als Werkzeug der »erweiterten Realität« eine »Augmented-Reality-App« geschaffen. Mit ihr werde »die Verschmelzung der digitalen mit der physischen Welt möglich, um eine ganz neue Erfahrung zu schaffen«, wie er im Interview mit dem Newsportal SF Bay View im Mai erläuterte. Mit dieser Technologie entwickelt McDuffie derzeit einen virtuellen Rundgang durch die Geschichte der Black Panther in West Oakland. Wandgemälde wie das von den Frauen der BPP bringt er damit zum Sprechen.
Wenn also heute wie an der Brown University historische Bestände erforscht und digitalisiert werden, um sie öffentlich zu machen, können sie zu neuem Leben erwachen und zu einem Teil der eigenen Geschichte werden. (jh)
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Hintergrund: Geschichte neu aneignen
Die an der Brown University geschaffene »Sondersammlung« und die Ausstellung »Mumia Abu-Jamal. Ein Porträt der Masseninhaftierung« sind Ausdruck einer sich in den USA ausweitenden Erfassung schwarzer Geschichte und Realität. Mit Abu-Jamal steht nicht nur das Leben eines Aktivisten der Bürgerrechtsbewegung und der Black Panther Party (BPP) im Mittelpunkt, sondern ein politischer Gefangener, für dessen Freilassung sich eine weltweite Solidaritätsbewegung einsetzt.
In seiner Person und seinem mutigen politischen Engagement als Autor hinter Gittern verbinden sich Geschichte und Aktualität des afroamerikanischen Widerstands. Die aus Schriften und Schreibwerkzeugen bestehenden Archivalien und Artefakte der Ausstellung sind analoger Ausdruck schwarzer Geschichte, die zunehmend durch digitale Technologien zu neuem Leben erweckt wird. Einer der Pioniere dieser Bewegung von politischen Dokumentaristen, Archivaren und Kulturschaffenden ist der im kalifornischen Oakland lebende Damien McDuffie, der in den Archiven der BPP und der Dr. Huey P. Newton Foundation Erfahrungen sammelte. Mit seinem Projekt »Black Terminus« hat er als Werkzeug der »erweiterten Realität« eine »Augmented-Reality-App« geschaffen. Mit ihr werde »die Verschmelzung der digitalen mit der physischen Welt möglich, um eine ganz neue Erfahrung zu schaffen«, wie er im Interview mit dem Newsportal SF Bay View im Mai erläuterte. Mit dieser Technologie entwickelt McDuffie derzeit einen virtuellen Rundgang durch die Geschichte der Black Panther in West Oakland. Wandgemälde wie das von den Frauen der BPP bringt er damit zum Sprechen.
Wenn also heute wie an der Brown University historische Bestände erforscht und digitalisiert werden, um sie öffentlich zu machen, können sie zu neuem Leben erwachen und zu einem Teil der eigenen Geschichte werden. (jh)
NEUE ANTWORT23.09.2023, 17:23 Uhr
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Mumia Abu-Jamal
... und ein Kommentar von Noelle Hanrahan. Sie ist Mitgründerin von Prison Radio und langjährige Unterstützerin des politischen Gefangenen Mumia Abu-Jamal. Der vorliegende Textauszug ist ihrem Newsletter vom 15. September entnommen, der sich der neuen Ausstellung »Stimmen der Massenverhaftung in den Vereinigten Staaten« widmet.
Ein Kuli aus Weichgummi
Ausstellung zeigt Persönliches von Mumia Abu-Jamal – mit dem Stift schrieb er zehn Bücher
Im Juli 1992 habe ich Mumia Abu-Jamal zum ersten Mal im Todestrakt besucht. Von dort brachte ich 1994 das Manuskript seines ersten Buches »Live from Death Row« mit. Seitdem sind Mumia und ich Kollegen. Am 17. Dezember 2011 schickte er mir seine gesamte persönliche Habe zu, die er in seiner Zelle aufbewahrt und in der Knastkammer eingelagert hatte. Ich werde nie vergessen, wie ich die Haustür öffnete und 28 sehr schwere Pappkartons vorfand. Sie enthielten all das Material, das er nicht mitnehmen konnte, als sein Todesurteil in lebenslange Haft umgewandelt worden war und er nach 30 Jahren vom Todestrakt in Greene County quer durch Pennsylvania in den Knast Mahanoy verlegt wurde. Mumia wusste, wie wertvoll diese Materialien waren und sind.
Wer Archiv und Ausstellung besucht, kann teilhaben an Mumias kreativem Prozess und nachvollziehen, wie er seine 13 Bücher und Tausende Radiokommentare verfasst hat. Zu sehen sein wird der »Flex Pen«, ein Kuli aus Weichgummi, mit dem er seine ersten zehn Bücher handschriftlich verfasste. Wenn er endlich frei ist, wird er dem Archiv sicher auch seine treue Plastikschreibmaschine spenden. Ausgestellt werden die Entwürfe der einzelnen Buchmanuskripte und Tausende von Grußkarten aus der ganzen Welt. Dazu die Noten seiner Kompositionen, an denen er zusammen mit seinem Opernlehrer Bariki Hall arbeitete. Allein durch Singen hat sich Mumia selbst das Notenschreiben beigebracht, ohne je ein Instrument zu spielen.
Mumia »durfte« nie mehr als sieben Bücher gleichzeitig in seiner Zelle haben. Überzählige musste er »zur Habe« geben. So legte er in Jahrzehnten Hunderte von Notizheften an, in denen er jedes je gelesene Buch skizzierte und Zitate mit Seitenangabe für weitere Recherchen festhielt. Er durfte weder Computer noch normale Kugelschreiber benutzen. Unvorstellbar, als Autor nicht von jedem selbst verfassten Buch ein Exemplar aufbewahren zu dürfen, weil man mehr als sieben Bücher geschrieben hat. Von den drei Bänden seines zusammen mit Stephen Vittoria geschriebenen und von Prison Radio verlegten Meisterwerks »Murder Incorporated: Empire, Genocide and Manifest Destiny« hat Mumia keinen zu sehen bekommen. Als er dann einmal die Gefängnisbibliothek aufsuchte, fragte ihn die Bibliothekarin, ob er die Bücher sehen wolle, denn sie seien zur Ausleihe verfügbar. Er hielt sie glücklich in der Hand wie ein Vater seine Babys, drehte und wendete sie, fühlte sie.
Mumia blickt auf 41 Haftjahre zurück, ohne Aussicht auf Entlassung oder Bewährung. Seit 2011 sitzt er in Mahanoy. Der Ortsname leitet sich von dem Wort »Maghonioy« ab, das in der Sprache der indigenen Lenape »die Salzlagerstätten« bedeutet. Lasst uns gemeinsam ergründen, was es bedeutet, Mumia zu sein: ein Mensch, der jeden Tag versucht, uns durch seine Radiokommentare und Schriften zu erreichen. Mumia hat nie aufgehört zu wachsen, zu singen und an eine Zukunft für uns alle zu glauben. Und an eine Zukunft, in der er frei ist.
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Ein Kuli aus Weichgummi
Ausstellung zeigt Persönliches von Mumia Abu-Jamal – mit dem Stift schrieb er zehn Bücher
Im Juli 1992 habe ich Mumia Abu-Jamal zum ersten Mal im Todestrakt besucht. Von dort brachte ich 1994 das Manuskript seines ersten Buches »Live from Death Row« mit. Seitdem sind Mumia und ich Kollegen. Am 17. Dezember 2011 schickte er mir seine gesamte persönliche Habe zu, die er in seiner Zelle aufbewahrt und in der Knastkammer eingelagert hatte. Ich werde nie vergessen, wie ich die Haustür öffnete und 28 sehr schwere Pappkartons vorfand. Sie enthielten all das Material, das er nicht mitnehmen konnte, als sein Todesurteil in lebenslange Haft umgewandelt worden war und er nach 30 Jahren vom Todestrakt in Greene County quer durch Pennsylvania in den Knast Mahanoy verlegt wurde. Mumia wusste, wie wertvoll diese Materialien waren und sind.
Wer Archiv und Ausstellung besucht, kann teilhaben an Mumias kreativem Prozess und nachvollziehen, wie er seine 13 Bücher und Tausende Radiokommentare verfasst hat. Zu sehen sein wird der »Flex Pen«, ein Kuli aus Weichgummi, mit dem er seine ersten zehn Bücher handschriftlich verfasste. Wenn er endlich frei ist, wird er dem Archiv sicher auch seine treue Plastikschreibmaschine spenden. Ausgestellt werden die Entwürfe der einzelnen Buchmanuskripte und Tausende von Grußkarten aus der ganzen Welt. Dazu die Noten seiner Kompositionen, an denen er zusammen mit seinem Opernlehrer Bariki Hall arbeitete. Allein durch Singen hat sich Mumia selbst das Notenschreiben beigebracht, ohne je ein Instrument zu spielen.
Mumia »durfte« nie mehr als sieben Bücher gleichzeitig in seiner Zelle haben. Überzählige musste er »zur Habe« geben. So legte er in Jahrzehnten Hunderte von Notizheften an, in denen er jedes je gelesene Buch skizzierte und Zitate mit Seitenangabe für weitere Recherchen festhielt. Er durfte weder Computer noch normale Kugelschreiber benutzen. Unvorstellbar, als Autor nicht von jedem selbst verfassten Buch ein Exemplar aufbewahren zu dürfen, weil man mehr als sieben Bücher geschrieben hat. Von den drei Bänden seines zusammen mit Stephen Vittoria geschriebenen und von Prison Radio verlegten Meisterwerks »Murder Incorporated: Empire, Genocide and Manifest Destiny« hat Mumia keinen zu sehen bekommen. Als er dann einmal die Gefängnisbibliothek aufsuchte, fragte ihn die Bibliothekarin, ob er die Bücher sehen wolle, denn sie seien zur Ausleihe verfügbar. Er hielt sie glücklich in der Hand wie ein Vater seine Babys, drehte und wendete sie, fühlte sie.
Mumia blickt auf 41 Haftjahre zurück, ohne Aussicht auf Entlassung oder Bewährung. Seit 2011 sitzt er in Mahanoy. Der Ortsname leitet sich von dem Wort »Maghonioy« ab, das in der Sprache der indigenen Lenape »die Salzlagerstätten« bedeutet. Lasst uns gemeinsam ergründen, was es bedeutet, Mumia zu sein: ein Mensch, der jeden Tag versucht, uns durch seine Radiokommentare und Schriften zu erreichen. Mumia hat nie aufgehört zu wachsen, zu singen und an eine Zukunft für uns alle zu glauben. Und an eine Zukunft, in der er frei ist.
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•NEUER BEITRAG15.11.2023, 19:36 Uhr
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Mumia Abu-Jamal
09.12.2023: Kundgebung am 42. (!) Haftjahrestag: Free Mumia - Free Them All!
Als Mitbegründer der Black Panther Party in Philadelphia und Journalist kämpft Mumia Abu-Jamal gegen tödliche Polizeigewalt, Ausbeutung und Krieg. 1981 wurde er von der Polizei nieder geschossen. Sein "Verbrechen" scheint darin zu bestehen, diese Gewalt überlebt zu haben - durchschnittlich 3 Menschen pro Tag in den USA tun das nicht. In einem manipulierten Verfahren wurde Mumia 1982 zum Tod verurteilt. 2011 konnte die Solidaritätsbewegung endgültig seine Hinrichtung verhindern. Nach dem Willen der Herrschenden soll er jedoch im "Slow Death Row" - lebenslänglich ohne Bewährung bleiben. Mumia ist fast 70 Jahre alt und gesundheitlich von der Haft gezeichnet. Er hat nie aufgegeben, sich zu wehren. Bereits vor seiner politisch motivierten Haft war in den Schwarzen Gemeinden Philadelphias als "The Voice of the Voiceless" bekannt. Er muß endlich frei gelassen werden! Komm zur Kundgebung vor die USA Botschaft - Free Mumia - Free Them All!
Veranstaltet durch: Free Mumia Berlin
17:00 Uhr
US Botschaft - Pariser Platz 2, Berlin-Mitte - U5/S-Brandenburger Tor
Pariser Platz 2
10117 Berlin
Weitere Infos: Link ...jetzt anmelden!
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Als Mitbegründer der Black Panther Party in Philadelphia und Journalist kämpft Mumia Abu-Jamal gegen tödliche Polizeigewalt, Ausbeutung und Krieg. 1981 wurde er von der Polizei nieder geschossen. Sein "Verbrechen" scheint darin zu bestehen, diese Gewalt überlebt zu haben - durchschnittlich 3 Menschen pro Tag in den USA tun das nicht. In einem manipulierten Verfahren wurde Mumia 1982 zum Tod verurteilt. 2011 konnte die Solidaritätsbewegung endgültig seine Hinrichtung verhindern. Nach dem Willen der Herrschenden soll er jedoch im "Slow Death Row" - lebenslänglich ohne Bewährung bleiben. Mumia ist fast 70 Jahre alt und gesundheitlich von der Haft gezeichnet. Er hat nie aufgegeben, sich zu wehren. Bereits vor seiner politisch motivierten Haft war in den Schwarzen Gemeinden Philadelphias als "The Voice of the Voiceless" bekannt. Er muß endlich frei gelassen werden! Komm zur Kundgebung vor die USA Botschaft - Free Mumia - Free Them All!
Veranstaltet durch: Free Mumia Berlin
17:00 Uhr
US Botschaft - Pariser Platz 2, Berlin-Mitte - U5/S-Brandenburger Tor
Pariser Platz 2
10117 Berlin
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•NEUER BEITRAG10.01.2024, 20:54 Uhr
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Fall Mumia: Exemplarisch für Yankee-Justizsystem
Am 5. Januar findet sich in der jW ein Interview über die Verfolgung politischer AktivistInnen in Gods Own Country und die Relevanz der internationalen Solidarität. Das Gespräch mit Julia Wright wurde geführt von Michael Schiffmann.
Julia Wright (geb. 1941) ist die Tochter des US-Schriftstellers Richard Wright [mehr zu seiner Person im Interview; arkt.]. In den 1960er Jahren war sie bis zum Sturz Kwame Nkrumas in Ghana Redakteurin von Zeitungen der panafrikanischen Bewegung, Ende der 60er Jahre wurde sie Mitglied der internationalen Sektion der Black Panther Party. Julia ist eine Mumia-Aktivistin der ersten Stunde. Sie arbeitet außerdem als Publizistin und Schriftstellerin. Wright ist Mitbegründerin des Mumia Abu-Jamal Health Committees, das sich um eine angemessene gesundheitliche Versorgung Mumias und anderer Gefangener bemüht, und der Mumia United Nations Liaison Group (MUNLG), auf deren Arbeit eine wichtige Gerichtseingabe des Antirassismus-Komitees der UN-Menschenrechtskommission an das Prozessgericht in Philadelphia im Dezember 2022 zurückgeht, in der Freiheit für Mumia oder ein neues Verfahren gefordert wird. Julia Wright ist zu Gast auf der XXIX. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz am 13. Januar in Berlin.
Hier das Interview:
»Mumias Fall ist ein Beispiel für die Ungerechtigkeit der US-Justiz«
Über die Verfolgung politischer Aktivisten und die Relevanz der internationalen Solidarität. Ein Gespräch mit Julia Wright
Sie sind die Tochter des afroamerikanischen Schriftstellers und Aktivisten Richard Wright, des Autors der berühmten Bücher »Native Son« und »Black Boy«. Mitte der 1980er Jahre haben Sie sich der Bewegung zur Befreiung Mumia Abu-Jamals angeschlossen und sind auch jetzt noch Teil dieser Kampagne. Worin besteht die Verbindung zwischen Ihrem familiären Hintergrund und dem langjährigen Kampf für Gerechtigkeit für Mumia?
Ich bin in Brooklyn, New York geboren. Mein Vater war der Sohn eines armen Pächters, eines Analphabeten aus dem Süden. Er verfasste dann das Werk »Native Son«, das zum ersten Bestseller der schwarzen Literaturgeschichte wurde. »Native Son« war später in der Black Panther Party Pflichtlektüre. Der Roman spielt in Chicago und erzählt die Anti-Odyssee eines Beinahe-Analphabeten, eines schwarzen, im Elend lebenden Jugendlichen, der den Rassismus hautnah erfährt und dem die Gesellschaft keine andere Wahl lässt, als zum Verbrecher zu werden, wenn er in seinen eigenen Augen noch ein Mann bleiben will.
Fünf Jahre später, 1945, schrieb mein Vater das Buch »Black Boy«, das seine eigene, von Armut und Hunger geprägte Jugend im Süden der USA beschreibt. Er berichtet darin, wie er der Lynchkultur von Jim Crow entkommt, um im Norden »die Wärme anderer Sonnen« zu spüren – zumindest hoffte er das. »Native Son« beschreibt die Desillusionierung des Protagonisten von »Black Boy«, sobald er im Norden ist. Dieses Buch und eine weitere Novelle, die Richard im Jahr meiner Geburt schrieb, zeigen, dass er wusste: Auch im Norden gab es Rassismus, und der war weniger ein geographisches als ein Problem der Klasse und der kapitalistischen Herrschaft.
Im Norden trat er der Kommunistischen Partei der USA bei, und obwohl er die Partei später wieder verließ, blieb er bis zum Ende seines Lebens Marxist. Anders als weniger stark politisch engagierte schwarze literarische Ikonen wie Ralph Ellison oder Toni Morrison gehört Richard Wright zu der kleinen Zahl wirklich radikaler berühmter schwarzer Schriftsteller. Er starb 1960 in Paris, wo ihn das US-Außenministerium und das FBI ständig überwacht hatten. Einige seiner Bücher sind in letzter Zeit in Deutschland wiederaufgelegt worden.
Ich denke, es gibt einige deutliche Ähnlichkeiten zwischen Richard und Mumia. Genau wie bei meinem Vater war Mumias Haltung zum Rassismus von fünf Faktoren geprägt – wie die fünf Finger einer Hand. Erstens »Rasse«, zweitens Klasse: Mein Vater stammte aus dem ländlichen Süden, Mumia aus den »Projects« in Philadelphia. Drittens Bewusstsein: So wie Wright beständig über Lynchjustiz und Hunger schrieb, schreibt Mumia über Polizeibrutalität und Racial Profiling. Viertens Nichtkorrumpierbarkeit: Wie bei Wright ist Mumia einzige Währung seine Liebe zu Ideen. Fünftens der Kampf gegen die Todesstrafe. Wright verurteilte die Hauptfigur von »Native Son« in seinem Buch zum Tod, um zu zeigen, wie weit eine Gesellschaft unter rassistischer weißer Vorherrschaft ihre Unmenschlichkeit treiben kann. Die einzige Todesstrafe, die mein Vater befürwortete, war die für die Gesellschaft, die ihn unterdrückte. Das ging so weit, dass er zusammen mit meiner Mutter und mir 1947 nach Paris ins Exil ging.
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Julia Wright (geb. 1941) ist die Tochter des US-Schriftstellers Richard Wright [mehr zu seiner Person im Interview; arkt.]. In den 1960er Jahren war sie bis zum Sturz Kwame Nkrumas in Ghana Redakteurin von Zeitungen der panafrikanischen Bewegung, Ende der 60er Jahre wurde sie Mitglied der internationalen Sektion der Black Panther Party. Julia ist eine Mumia-Aktivistin der ersten Stunde. Sie arbeitet außerdem als Publizistin und Schriftstellerin. Wright ist Mitbegründerin des Mumia Abu-Jamal Health Committees, das sich um eine angemessene gesundheitliche Versorgung Mumias und anderer Gefangener bemüht, und der Mumia United Nations Liaison Group (MUNLG), auf deren Arbeit eine wichtige Gerichtseingabe des Antirassismus-Komitees der UN-Menschenrechtskommission an das Prozessgericht in Philadelphia im Dezember 2022 zurückgeht, in der Freiheit für Mumia oder ein neues Verfahren gefordert wird. Julia Wright ist zu Gast auf der XXIX. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz am 13. Januar in Berlin.
Hier das Interview:
»Mumias Fall ist ein Beispiel für die Ungerechtigkeit der US-Justiz«
Über die Verfolgung politischer Aktivisten und die Relevanz der internationalen Solidarität. Ein Gespräch mit Julia Wright
Sie sind die Tochter des afroamerikanischen Schriftstellers und Aktivisten Richard Wright, des Autors der berühmten Bücher »Native Son« und »Black Boy«. Mitte der 1980er Jahre haben Sie sich der Bewegung zur Befreiung Mumia Abu-Jamals angeschlossen und sind auch jetzt noch Teil dieser Kampagne. Worin besteht die Verbindung zwischen Ihrem familiären Hintergrund und dem langjährigen Kampf für Gerechtigkeit für Mumia?
Ich bin in Brooklyn, New York geboren. Mein Vater war der Sohn eines armen Pächters, eines Analphabeten aus dem Süden. Er verfasste dann das Werk »Native Son«, das zum ersten Bestseller der schwarzen Literaturgeschichte wurde. »Native Son« war später in der Black Panther Party Pflichtlektüre. Der Roman spielt in Chicago und erzählt die Anti-Odyssee eines Beinahe-Analphabeten, eines schwarzen, im Elend lebenden Jugendlichen, der den Rassismus hautnah erfährt und dem die Gesellschaft keine andere Wahl lässt, als zum Verbrecher zu werden, wenn er in seinen eigenen Augen noch ein Mann bleiben will.
Fünf Jahre später, 1945, schrieb mein Vater das Buch »Black Boy«, das seine eigene, von Armut und Hunger geprägte Jugend im Süden der USA beschreibt. Er berichtet darin, wie er der Lynchkultur von Jim Crow entkommt, um im Norden »die Wärme anderer Sonnen« zu spüren – zumindest hoffte er das. »Native Son« beschreibt die Desillusionierung des Protagonisten von »Black Boy«, sobald er im Norden ist. Dieses Buch und eine weitere Novelle, die Richard im Jahr meiner Geburt schrieb, zeigen, dass er wusste: Auch im Norden gab es Rassismus, und der war weniger ein geographisches als ein Problem der Klasse und der kapitalistischen Herrschaft.
Im Norden trat er der Kommunistischen Partei der USA bei, und obwohl er die Partei später wieder verließ, blieb er bis zum Ende seines Lebens Marxist. Anders als weniger stark politisch engagierte schwarze literarische Ikonen wie Ralph Ellison oder Toni Morrison gehört Richard Wright zu der kleinen Zahl wirklich radikaler berühmter schwarzer Schriftsteller. Er starb 1960 in Paris, wo ihn das US-Außenministerium und das FBI ständig überwacht hatten. Einige seiner Bücher sind in letzter Zeit in Deutschland wiederaufgelegt worden.
Ich denke, es gibt einige deutliche Ähnlichkeiten zwischen Richard und Mumia. Genau wie bei meinem Vater war Mumias Haltung zum Rassismus von fünf Faktoren geprägt – wie die fünf Finger einer Hand. Erstens »Rasse«, zweitens Klasse: Mein Vater stammte aus dem ländlichen Süden, Mumia aus den »Projects« in Philadelphia. Drittens Bewusstsein: So wie Wright beständig über Lynchjustiz und Hunger schrieb, schreibt Mumia über Polizeibrutalität und Racial Profiling. Viertens Nichtkorrumpierbarkeit: Wie bei Wright ist Mumia einzige Währung seine Liebe zu Ideen. Fünftens der Kampf gegen die Todesstrafe. Wright verurteilte die Hauptfigur von »Native Son« in seinem Buch zum Tod, um zu zeigen, wie weit eine Gesellschaft unter rassistischer weißer Vorherrschaft ihre Unmenschlichkeit treiben kann. Die einzige Todesstrafe, die mein Vater befürwortete, war die für die Gesellschaft, die ihn unterdrückte. Das ging so weit, dass er zusammen mit meiner Mutter und mir 1947 nach Paris ins Exil ging.
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NEUE ANTWORT10.01.2024, 21:00 Uhr
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Fall Mumia: Exemplarisch für Yankee-Justizsystem
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Wie kam Ihr Engagement für Mumia und seinen Fall zustande?
Für mich kamen hier ganz einfach alle fünf erwähnten Faktoren zusammen. Mumia hätte eine Figur in einem der Romane meines Vaters sein können. Die Novelle »The Man Who Lived Underground« fiel gewissermaßen einem Verstoß gegen das gesetzliche Verbot der Unterschlagung von Beweismitteln zum Opfer, als der weiße Establishment-Verlag Anfang der 1940er Jahre, als das Werk erstmals erschien, einen 50 Seiten langen Abschnitt, in dem der des Mordes angeklagte Protagonist entlastet wird, einfach herauszensierte. Diese Passage, die beschreibt, wie der Protagonist von der Polizei gefoltert wird, um ein falsches Geständnis zu erzwingen, wurde den Lesern bis zur vollständigen Publikation des Werks im April 2021 vorenthalten.
Zu alldem kommt dann noch Mumias schriftstellerisches Talent – seine Funktion als Stimme der Unterdrückten. In seinen Kommentaren beschränkte und beschränkt er sich nicht darauf, den Mächtigen die Wahrheit ins Gesicht zu sagen, sondern er ist auch entschlossen, sie zur Rechenschaft zu ziehen.
Und schließlich kam es ganz einfach deshalb zu meinem Engagement, weil Mumia, als er dann im Todestrakt war, sich an meine Familie wendete und um Unterstützung bat. Es verstand sich von selbst, dass ich das tun würde, und so ist es immer noch.
In den 1980ern hatte praktisch noch niemand von den skandalösen Rechtsverstößen gehört, die zum Schuldspruch und zum Todesurteil gegen Mumia führten. Wie war es möglich, eine breite Basis aufzubauen, durch die die Bewegung rasant wuchs und dann seit Anfang und Mitte der 1990er auch eine internationale Komponente einschloss?
Ich habe damals wie heute von einer internationalen Ebene aus für die Mobilisierung der Menschen außerhalb der USA gearbeitet. Wir müssen uns aber immer auch fragen, was wir tun können, um zu einer wachsenden Mobilisierung in den USA selbst beizutragen. Wir ließen und lassen die Welt wissen, dass der Fall Mumia Abu-Jamals ein Lehrbeispiel für die Ungerechtigkeit des Justizsystems in den USA ist, genau wie der Historiker Raz Segal jetzt den israelischen Angriff auf Gaza als Lehrbeispiel für einen Völkermord bezeichnet hat. Wir ließen und lassen die Welt wissen, wer Mumia ist – nämlich nicht der »Cop Killer«, als der er von der Polizei dämonisiert wird, sondern ein menschliches Wesen.
Wir ließen und lassen die Welt wissen, wer Mumia – der Autor, Gelehrte und Historiker – ist, weil das schließlich der Grund ist, weshalb ihm ein Verbrechen in die Schuhe geschoben wurde und er noch vor seinem Todesurteil beinahe getötet worden wäre. Er bleibt der Mann, der mit dem Genie seiner Feder Zeugnis von einer Gesellschaft ablegt, die die höchste Haftrate auf der ganzen Welt hat und dabei unverhältnismäßig viele Schwarze, Braune und Indigene sowie arme Menschen einsperrt.
Auch ihr in Deutschland habt wunderbare Arbeit geleistet, um euer Land wissen zu lassen, wer Mumia ist, indem ihr seine Bücher übersetzt und bei euren Veranstaltungen aus ihnen vorlest. So tragt ihr von Deutschland aus zur Veränderung in den USA bei. Zur internationalen Dimension gehört auch die Arbeit mit den Vereinten Nationen. Im Dezember 2022 wurde vor Gericht ein bemerkenswerter Antrag einer dem UN-Kommissariat für Menschenrechte unterstehenden Expertengruppe eingereicht, worin sie feststellt, Mumias Verurteilung sei klar rassistisch motiviert und repräsentiere eine Geisteshaltung, die bis auf die Sklaverei zurückgeht und auch in den US-Gerichten noch nicht eliminiert ist. In Philadelphia jedenfalls war und ist einer der wichtigsten Slogans: »Die ganze Welt blickt auf diesen Fall« – »The whole world is watching.«
Während es 2001 und dann endgültig 2011 gelungen ist, die Aufhebung der Todesstrafe gegen Mumia durchzusetzen, lehnte Richterin Lucretia Clemons vom Prozessgericht in Philadelphia – trotz ihres Zögerns aufgrund des UN-Antrags – am 31. März 2023 Mumias letzte Berufung ab und es sieht nunmehr vor den Gerichten nicht gut für ihn aus. Was sind Ihre Gedanken dazu?
»Wie machen wir jetzt weiter?« – das ist eine Frage, die anhand von zwei wichtigen Parametern beantwortet werden muss, nämlich erstens, wieviel Zeit haben wir, und zweitens, können wir innerhalb dieses Zeitfensters die Bedingungen für eine Mobilisierung schaffen, die das Justizsystem in Philadelphia zu einer Kehrtwende und zur Gewährung eines neuen Verfahrens oder einer Beweisanhörung veranlasst?
Grund dafür wäre das 2018/19 gefundene, 36 Jahre lang vor der Verteidigung geheimgehaltene entlastende Beweismaterial, in dem es um Verstöße gegen Entscheidungen des US Supreme Court in den Fällen Brady (1963) und Batson (1986) geht. Nach der Rechtsprechung im Fall Brady ist klar, dass die Vorenthaltung von Beweismaterial durch die Anklagebehörde illegal ist, und das Urteil im Batson-Fall macht klar, dass die Anklage Geschworene nicht aus rassistischen Gründen ausschließen darf. Nach normalen Kriterien müsste das Mumia das Tor zur Freiheit öffnen.
Die Zeitfrage ist bedeutend, Mumia muss aus medizinischen Gründen entlassen werden. Die Statistik für Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz – Mumias Diagnose seit seiner Herzoperation im April 2021 – ist gnadenlos: 50 Prozent überleben die folgenden fünf Jahre nicht. Diese Diagnose gilt für Patienten in Freiheit, die sich angemessen ernähren und die nötigen körperlichen Übungen machen können.
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Wie kam Ihr Engagement für Mumia und seinen Fall zustande?
Für mich kamen hier ganz einfach alle fünf erwähnten Faktoren zusammen. Mumia hätte eine Figur in einem der Romane meines Vaters sein können. Die Novelle »The Man Who Lived Underground« fiel gewissermaßen einem Verstoß gegen das gesetzliche Verbot der Unterschlagung von Beweismitteln zum Opfer, als der weiße Establishment-Verlag Anfang der 1940er Jahre, als das Werk erstmals erschien, einen 50 Seiten langen Abschnitt, in dem der des Mordes angeklagte Protagonist entlastet wird, einfach herauszensierte. Diese Passage, die beschreibt, wie der Protagonist von der Polizei gefoltert wird, um ein falsches Geständnis zu erzwingen, wurde den Lesern bis zur vollständigen Publikation des Werks im April 2021 vorenthalten.
Zu alldem kommt dann noch Mumias schriftstellerisches Talent – seine Funktion als Stimme der Unterdrückten. In seinen Kommentaren beschränkte und beschränkt er sich nicht darauf, den Mächtigen die Wahrheit ins Gesicht zu sagen, sondern er ist auch entschlossen, sie zur Rechenschaft zu ziehen.
Und schließlich kam es ganz einfach deshalb zu meinem Engagement, weil Mumia, als er dann im Todestrakt war, sich an meine Familie wendete und um Unterstützung bat. Es verstand sich von selbst, dass ich das tun würde, und so ist es immer noch.
In den 1980ern hatte praktisch noch niemand von den skandalösen Rechtsverstößen gehört, die zum Schuldspruch und zum Todesurteil gegen Mumia führten. Wie war es möglich, eine breite Basis aufzubauen, durch die die Bewegung rasant wuchs und dann seit Anfang und Mitte der 1990er auch eine internationale Komponente einschloss?
Ich habe damals wie heute von einer internationalen Ebene aus für die Mobilisierung der Menschen außerhalb der USA gearbeitet. Wir müssen uns aber immer auch fragen, was wir tun können, um zu einer wachsenden Mobilisierung in den USA selbst beizutragen. Wir ließen und lassen die Welt wissen, dass der Fall Mumia Abu-Jamals ein Lehrbeispiel für die Ungerechtigkeit des Justizsystems in den USA ist, genau wie der Historiker Raz Segal jetzt den israelischen Angriff auf Gaza als Lehrbeispiel für einen Völkermord bezeichnet hat. Wir ließen und lassen die Welt wissen, wer Mumia ist – nämlich nicht der »Cop Killer«, als der er von der Polizei dämonisiert wird, sondern ein menschliches Wesen.
Wir ließen und lassen die Welt wissen, wer Mumia – der Autor, Gelehrte und Historiker – ist, weil das schließlich der Grund ist, weshalb ihm ein Verbrechen in die Schuhe geschoben wurde und er noch vor seinem Todesurteil beinahe getötet worden wäre. Er bleibt der Mann, der mit dem Genie seiner Feder Zeugnis von einer Gesellschaft ablegt, die die höchste Haftrate auf der ganzen Welt hat und dabei unverhältnismäßig viele Schwarze, Braune und Indigene sowie arme Menschen einsperrt.
Auch ihr in Deutschland habt wunderbare Arbeit geleistet, um euer Land wissen zu lassen, wer Mumia ist, indem ihr seine Bücher übersetzt und bei euren Veranstaltungen aus ihnen vorlest. So tragt ihr von Deutschland aus zur Veränderung in den USA bei. Zur internationalen Dimension gehört auch die Arbeit mit den Vereinten Nationen. Im Dezember 2022 wurde vor Gericht ein bemerkenswerter Antrag einer dem UN-Kommissariat für Menschenrechte unterstehenden Expertengruppe eingereicht, worin sie feststellt, Mumias Verurteilung sei klar rassistisch motiviert und repräsentiere eine Geisteshaltung, die bis auf die Sklaverei zurückgeht und auch in den US-Gerichten noch nicht eliminiert ist. In Philadelphia jedenfalls war und ist einer der wichtigsten Slogans: »Die ganze Welt blickt auf diesen Fall« – »The whole world is watching.«
Während es 2001 und dann endgültig 2011 gelungen ist, die Aufhebung der Todesstrafe gegen Mumia durchzusetzen, lehnte Richterin Lucretia Clemons vom Prozessgericht in Philadelphia – trotz ihres Zögerns aufgrund des UN-Antrags – am 31. März 2023 Mumias letzte Berufung ab und es sieht nunmehr vor den Gerichten nicht gut für ihn aus. Was sind Ihre Gedanken dazu?
»Wie machen wir jetzt weiter?« – das ist eine Frage, die anhand von zwei wichtigen Parametern beantwortet werden muss, nämlich erstens, wieviel Zeit haben wir, und zweitens, können wir innerhalb dieses Zeitfensters die Bedingungen für eine Mobilisierung schaffen, die das Justizsystem in Philadelphia zu einer Kehrtwende und zur Gewährung eines neuen Verfahrens oder einer Beweisanhörung veranlasst?
Grund dafür wäre das 2018/19 gefundene, 36 Jahre lang vor der Verteidigung geheimgehaltene entlastende Beweismaterial, in dem es um Verstöße gegen Entscheidungen des US Supreme Court in den Fällen Brady (1963) und Batson (1986) geht. Nach der Rechtsprechung im Fall Brady ist klar, dass die Vorenthaltung von Beweismaterial durch die Anklagebehörde illegal ist, und das Urteil im Batson-Fall macht klar, dass die Anklage Geschworene nicht aus rassistischen Gründen ausschließen darf. Nach normalen Kriterien müsste das Mumia das Tor zur Freiheit öffnen.
Die Zeitfrage ist bedeutend, Mumia muss aus medizinischen Gründen entlassen werden. Die Statistik für Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz – Mumias Diagnose seit seiner Herzoperation im April 2021 – ist gnadenlos: 50 Prozent überleben die folgenden fünf Jahre nicht. Diese Diagnose gilt für Patienten in Freiheit, die sich angemessen ernähren und die nötigen körperlichen Übungen machen können.
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NEUE ANTWORT10.01.2024, 21:04 Uhr
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Fall Mumia: Exemplarisch für Yankee-Justizsystem
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Was können wir denn dann innerhalb so kurzer Zeit tun?
Erstens müssen wir ein für allemal das von Polizei und Staatsanwaltschaft zusammengebraute Narrativ widerlegen, demzufolge Mumia den weißen Polizeibeamten Daniel Faulkner erschossen hatte, nachdem er frühmorgens in Center City in Philadelphia seinem Bruder zu Hilfe kommen wollte, den dieser Polizist misshandelt hatte. Diese Version der Ereignisse ist eine Lüge und muss als solche entlarvt werden. Was ist das Motiv für diese Lüge? Genau die Faktoren, von denen ich bereits gesprochen habe, und außerdem die Absicht, Mumia zu kriminalisieren, um ihn zu neutralisieren.
Die COINTELPRO-Akte (geheimes Counterintelligence Program der US-Bundespolizei FBI von 1956 bis 1971, jW) die über Mumia geführt wurde, seit er 14 war, zeigt, wie intensiv er all die Jahre überwacht wurde, und es heißt dort unter anderem: »Mumia Abu-Jamal ist intelligent und hat keine Vorstrafen, aber aufgrund seiner Schriften sollte er auf den Nationalen Sicherheitsindex gesetzt werden.« Seine klare Berichterstattung über die extreme Polizeibrutalität gegen die MOVE-Organisation und andere war für die Herrschenden der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Also musste man ihm bei Gelegenheit ein Verbrechen anhängen. Wie Mumia sagte später: »Mein einziges Verbrechen besteht darin, dass ich in dieser Nacht überlebt habe.« Wie immer bei solchen Lügenmärchen war die Geschichte der Anklage voller Ungereimtheiten: Wahrhaftige Zeugen wurden beiseitegedrängt oder sogar bedroht, und an ihrer Stelle gab es bestochene Belastungszeugen. Entlastende Beweise wurden durch Unterschlagung, also unter Verletzung des »Brady«-Urteils, oder die Streichung aus dem Prozessprotokoll unterdrückt, und selbst die Fotos des unabhängigen Fotojournalisten Pedro P. Polakoff, die Sie, Michael, später publik gemacht haben, wurden von der Staatsanwaltschaft ignoriert.
Die Zusammensetzung der Jury wurde unter Verletzung des »Batson«-Urteils rassistisch manipuliert. Mumia durfte sich nicht selbst verteidigen. Die Tatsache, dass sich neben Mumia und seinem Bruder noch eine weitere Person am Tatort befand, wurde unterschlagen. Obwohl Mumia durch einen Lungenschuss lebensgefährlich verletzt war, wurde er misshandelt und von der Polizei fast umgebracht, die ihn erst nach einer halben Stunde ins Krankenhaus brachte. Als er später dagegen Beschwerde einlegte, erfand die Polizei ein »Tatgeständnis« im Krankenhaus, das es nie gegeben hatte – und, und, und. Alles wurde hingedreht, um einen Buhmann zu schaffen, und hier hieß der Buhmann zur Freude der Herrschenden Mumia.
Was wären neben dem Kampf gegen das Polizeinarrativ weitere wichtige Handlungsmöglichkeiten?
Wir müssen uns ansehen, was bei unserer und anderen radikalen Bewegungen in der Vergangenheit funktioniert hat. Wir haben Mumia dreimal gerettet: das erste Mal vor der Todesstrafe, das zweite Mal vor dem Tod durch Hepatitis C und das dritte Mal, indem wir uns, als er unter Herzproblemen litt, international für seine medizinische Versorgung einsetzten. Wir können ihn erneut retten, indem wir die Taktiken einsetzen, die wir bei unseren vorherigen Siegen angewendet haben. Dabei sehen wir jedes Mal, dass die internationale Mobilisierung einer der entscheidenden Faktoren war. Wir sollten uns eine Liste all dieser Faktoren machen.
Was können wir von anderen radikalen Bewegungen lernen? Dass Einheit unsere stärkste Waffe ist – sind nicht auch die Gegner von Mumias Freiheit geeint stärker als gespalten? Es gibt Befreiungsfronten und Kampagnen für politische Gefangene, mit denen wir Bündnisse schließen können, um besser die Ziele auf seiten des Imperialismus anzuvisieren, denen unser kollektiver Angriff gilt, um gemeinsam zu protestieren, Informationen miteinander auszutauschen und anderes mehr …
Weiter sehen wir eine seismische Machtverschiebung auf der ganzen Welt: Der globale Süden hat sich unter anderem durch die BRICS-Staaten erhoben, während sich durch das Debakel in der Ukraine und die schurkischen Vetos der USA im UN-Sicherheitsrat gegen einen Waffenstillstand im Freiluftgefängnis von Gaza tiefe Risse in der US-Hegemonie entwickeln. Die Freilassung der politischen Gefangenen in den USA, dieser Geiseln unserer eigenen Regierung, sollte ebenfalls in diesem globalen Kontext gesehen werden.
Schließlich sollten wir, wie Johanna Fernandez unter Hinweis auf die kürzliche Aufführung der von Mumia noch im Todestrakt komponierten Oper »A Vampire Nation« an der Brown University sagte, nie die Macht von Kunst, Kultur, Dichtung und Musik bei der Mobilisierung unterschätzen. Stellen wir uns vor, diese ergreifende Oper würde als Vorspiel zu einer Rekonstruktion dessen, was in jener Dezembernacht vor 42 Jahren tatsächlich geschah, unter den Fenstern von Bezirksstaatsanwalt Larry Krasner aufgeführt – einer Rekonstruktion, die die Polizei immer tunlichst vermieden hat! Hat nicht Shakespeare geschrieben: »Das Schauspiel sei die Schlinge, in die den König sein Gewissen bringe«?
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Was können wir denn dann innerhalb so kurzer Zeit tun?
Erstens müssen wir ein für allemal das von Polizei und Staatsanwaltschaft zusammengebraute Narrativ widerlegen, demzufolge Mumia den weißen Polizeibeamten Daniel Faulkner erschossen hatte, nachdem er frühmorgens in Center City in Philadelphia seinem Bruder zu Hilfe kommen wollte, den dieser Polizist misshandelt hatte. Diese Version der Ereignisse ist eine Lüge und muss als solche entlarvt werden. Was ist das Motiv für diese Lüge? Genau die Faktoren, von denen ich bereits gesprochen habe, und außerdem die Absicht, Mumia zu kriminalisieren, um ihn zu neutralisieren.
Die COINTELPRO-Akte (geheimes Counterintelligence Program der US-Bundespolizei FBI von 1956 bis 1971, jW) die über Mumia geführt wurde, seit er 14 war, zeigt, wie intensiv er all die Jahre überwacht wurde, und es heißt dort unter anderem: »Mumia Abu-Jamal ist intelligent und hat keine Vorstrafen, aber aufgrund seiner Schriften sollte er auf den Nationalen Sicherheitsindex gesetzt werden.« Seine klare Berichterstattung über die extreme Polizeibrutalität gegen die MOVE-Organisation und andere war für die Herrschenden der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Also musste man ihm bei Gelegenheit ein Verbrechen anhängen. Wie Mumia sagte später: »Mein einziges Verbrechen besteht darin, dass ich in dieser Nacht überlebt habe.« Wie immer bei solchen Lügenmärchen war die Geschichte der Anklage voller Ungereimtheiten: Wahrhaftige Zeugen wurden beiseitegedrängt oder sogar bedroht, und an ihrer Stelle gab es bestochene Belastungszeugen. Entlastende Beweise wurden durch Unterschlagung, also unter Verletzung des »Brady«-Urteils, oder die Streichung aus dem Prozessprotokoll unterdrückt, und selbst die Fotos des unabhängigen Fotojournalisten Pedro P. Polakoff, die Sie, Michael, später publik gemacht haben, wurden von der Staatsanwaltschaft ignoriert.
Die Zusammensetzung der Jury wurde unter Verletzung des »Batson«-Urteils rassistisch manipuliert. Mumia durfte sich nicht selbst verteidigen. Die Tatsache, dass sich neben Mumia und seinem Bruder noch eine weitere Person am Tatort befand, wurde unterschlagen. Obwohl Mumia durch einen Lungenschuss lebensgefährlich verletzt war, wurde er misshandelt und von der Polizei fast umgebracht, die ihn erst nach einer halben Stunde ins Krankenhaus brachte. Als er später dagegen Beschwerde einlegte, erfand die Polizei ein »Tatgeständnis« im Krankenhaus, das es nie gegeben hatte – und, und, und. Alles wurde hingedreht, um einen Buhmann zu schaffen, und hier hieß der Buhmann zur Freude der Herrschenden Mumia.
Was wären neben dem Kampf gegen das Polizeinarrativ weitere wichtige Handlungsmöglichkeiten?
Wir müssen uns ansehen, was bei unserer und anderen radikalen Bewegungen in der Vergangenheit funktioniert hat. Wir haben Mumia dreimal gerettet: das erste Mal vor der Todesstrafe, das zweite Mal vor dem Tod durch Hepatitis C und das dritte Mal, indem wir uns, als er unter Herzproblemen litt, international für seine medizinische Versorgung einsetzten. Wir können ihn erneut retten, indem wir die Taktiken einsetzen, die wir bei unseren vorherigen Siegen angewendet haben. Dabei sehen wir jedes Mal, dass die internationale Mobilisierung einer der entscheidenden Faktoren war. Wir sollten uns eine Liste all dieser Faktoren machen.
Was können wir von anderen radikalen Bewegungen lernen? Dass Einheit unsere stärkste Waffe ist – sind nicht auch die Gegner von Mumias Freiheit geeint stärker als gespalten? Es gibt Befreiungsfronten und Kampagnen für politische Gefangene, mit denen wir Bündnisse schließen können, um besser die Ziele auf seiten des Imperialismus anzuvisieren, denen unser kollektiver Angriff gilt, um gemeinsam zu protestieren, Informationen miteinander auszutauschen und anderes mehr …
Weiter sehen wir eine seismische Machtverschiebung auf der ganzen Welt: Der globale Süden hat sich unter anderem durch die BRICS-Staaten erhoben, während sich durch das Debakel in der Ukraine und die schurkischen Vetos der USA im UN-Sicherheitsrat gegen einen Waffenstillstand im Freiluftgefängnis von Gaza tiefe Risse in der US-Hegemonie entwickeln. Die Freilassung der politischen Gefangenen in den USA, dieser Geiseln unserer eigenen Regierung, sollte ebenfalls in diesem globalen Kontext gesehen werden.
Schließlich sollten wir, wie Johanna Fernandez unter Hinweis auf die kürzliche Aufführung der von Mumia noch im Todestrakt komponierten Oper »A Vampire Nation« an der Brown University sagte, nie die Macht von Kunst, Kultur, Dichtung und Musik bei der Mobilisierung unterschätzen. Stellen wir uns vor, diese ergreifende Oper würde als Vorspiel zu einer Rekonstruktion dessen, was in jener Dezembernacht vor 42 Jahren tatsächlich geschah, unter den Fenstern von Bezirksstaatsanwalt Larry Krasner aufgeführt – einer Rekonstruktion, die die Polizei immer tunlichst vermieden hat! Hat nicht Shakespeare geschrieben: »Das Schauspiel sei die Schlinge, in die den König sein Gewissen bringe«?
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NEUE ANTWORT10.01.2024, 21:06 Uhr
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Fall Mumia: Exemplarisch für Yankee-Justizsystem
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Ich weiß, dass es da noch einen weiteren Punkt gibt, der Ihnen sehr wichtig ist.
Ja, denn schließlich, und das ist in meinen Augen am wichtigsten, haben meine Lehrjahre in den Befreiungsbewegungen in Ghana und bei der Black Panther Party mich gelehrt, dass wir nicht mehrere Feinde gleichzeitig bekämpfen können. Welchen Feind sollten wir anvisieren, um die negative Haltung der Gerichte gegenüber Mumia aufzubrechen? Hier bin ich der Meinung, dass alle die, die wie der ehemalige Richter Wendell Griffen auf die Kontrolle hinweisen, die der Fraternal Order of Police (FOP) über die Gerichte – und im übrigen auch die sonstigen staatlichen Strukturen – in Pennsylvania ausübt, uns den richtigen Weg weisen. Der FOP ist der wichtigste Polizeiverband in den Vereinigten Staaten.
Ein Sieg über den FOP klingt zu hypothetisch? Vielleicht, aber erinnern wir uns daran, dass es in der Geschichte des 20. Jahrhunderts schon einmal zur erfolgreichen Zerstörung eines Polizeiimperiums gekommen ist, nämlich in Chicago, wo die Schergen von Police Commander Jon Burge die unangefochtene Macht hatten und an unschuldigen schwarzen Bürgern Foltertechniken praktizierten, die aus dem Vietnamkrieg kamen – bis eine engagierte Gruppe von radikalen Anwälten das Krebsgeschwür der Polizeigewalt besiegte, von dem diese Stadt gequält wurde. Flint Taylor, ein Gründungsmitglied des People’s Law Office in Chicago, hat ein lehrreiches Buch über diese Geschehnisse geschrieben, »The Torture Machine«.
Denken wir außerdem daran, dass es dieselbe korrupte Polizei in Chicago war, die sich im Dezember 1969 im Rahmen von COINTELPRO mit dem FBI zusammentat, um den Vorsitzenden der Black Panther in Chicago, Fred Hampton, zu ermorden. Mumia besuchte den Tatort und zitierte im Januar 1970 in einem Interview Mao Zedong: »Politische Macht kommt aus den Gewehrläufen.« Damit meinte er, dass der Staat Fred Hampton getötet hatte und dass es nicht die schlafenden Panther-Mitglieder im Haus waren, die geschossen hatten. Dieser Kommentar wurde dann über ein Jahrzehnt später in Mumias Verfahren von Staatsanwalt Joseph McGill verdreht, um die Jury dazu zu bringen, Mumia zum Tode zu verurteilen.
Jedenfalls ist das vom Staat gefälschte Narrativ, nach dem Mumia schuldig ist, in Chicago verbreitet. Dadurch ist es nicht nur mit Richard Wright und seinem Roman »Native Son« verbunden, sondern auch mit dem mittlerweile gestürzten korrupten Polizeiimperium.
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Ich weiß, dass es da noch einen weiteren Punkt gibt, der Ihnen sehr wichtig ist.
Ja, denn schließlich, und das ist in meinen Augen am wichtigsten, haben meine Lehrjahre in den Befreiungsbewegungen in Ghana und bei der Black Panther Party mich gelehrt, dass wir nicht mehrere Feinde gleichzeitig bekämpfen können. Welchen Feind sollten wir anvisieren, um die negative Haltung der Gerichte gegenüber Mumia aufzubrechen? Hier bin ich der Meinung, dass alle die, die wie der ehemalige Richter Wendell Griffen auf die Kontrolle hinweisen, die der Fraternal Order of Police (FOP) über die Gerichte – und im übrigen auch die sonstigen staatlichen Strukturen – in Pennsylvania ausübt, uns den richtigen Weg weisen. Der FOP ist der wichtigste Polizeiverband in den Vereinigten Staaten.
Ein Sieg über den FOP klingt zu hypothetisch? Vielleicht, aber erinnern wir uns daran, dass es in der Geschichte des 20. Jahrhunderts schon einmal zur erfolgreichen Zerstörung eines Polizeiimperiums gekommen ist, nämlich in Chicago, wo die Schergen von Police Commander Jon Burge die unangefochtene Macht hatten und an unschuldigen schwarzen Bürgern Foltertechniken praktizierten, die aus dem Vietnamkrieg kamen – bis eine engagierte Gruppe von radikalen Anwälten das Krebsgeschwür der Polizeigewalt besiegte, von dem diese Stadt gequält wurde. Flint Taylor, ein Gründungsmitglied des People’s Law Office in Chicago, hat ein lehrreiches Buch über diese Geschehnisse geschrieben, »The Torture Machine«.
Denken wir außerdem daran, dass es dieselbe korrupte Polizei in Chicago war, die sich im Dezember 1969 im Rahmen von COINTELPRO mit dem FBI zusammentat, um den Vorsitzenden der Black Panther in Chicago, Fred Hampton, zu ermorden. Mumia besuchte den Tatort und zitierte im Januar 1970 in einem Interview Mao Zedong: »Politische Macht kommt aus den Gewehrläufen.« Damit meinte er, dass der Staat Fred Hampton getötet hatte und dass es nicht die schlafenden Panther-Mitglieder im Haus waren, die geschossen hatten. Dieser Kommentar wurde dann über ein Jahrzehnt später in Mumias Verfahren von Staatsanwalt Joseph McGill verdreht, um die Jury dazu zu bringen, Mumia zum Tode zu verurteilen.
Jedenfalls ist das vom Staat gefälschte Narrativ, nach dem Mumia schuldig ist, in Chicago verbreitet. Dadurch ist es nicht nur mit Richard Wright und seinem Roman »Native Son« verbunden, sondern auch mit dem mittlerweile gestürzten korrupten Polizeiimperium.
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•NEUER BEITRAG13.02.2024, 22:39 Uhr
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Mumia Abu-Jamal
Im Moment ist wieder einmal die Chance gestiegen, daß die Vorgehensweise der Yanks, mißliebige politische (und auch soziale!) Gefangene im Knast verfaulen zu lassen, bis sie endlich tot sind, recht kurz vor einem "erfolgreichen" Abschluß steht. Stellvertretend für so viele, geht es hier wieder einmal um Mumia, der aufgrund seines Krankheitszustandes längst haftunfähig ist, aber weiter zum Verrecken im Knast gehalten wird - von der Unhaltbarkeit seiner Verurteilung mal ganz abgesehen.
In der jW vom 12. Feb. dazu ein Text von Jürgen Heiser:
Vereinigte Staaten
Mumia Abu-Jamal schwer erkrankt
USA: Gesundheitszustand des inhaftierten Bürgerrechtlers hat sich rapide verschlechtert
Der politische Gefangene Mumia Abu-Jamal in den USA schwebt erneut in akuter Lebensgefahr. Sein medizinisches und sein Anwaltsteam sind äußerst alarmiert. Der Staat arbeite weiter darauf hin, den Bürgerrechtler »langsam und absichtlich durch medizinische Vernachlässigung umzubringen«, erklärte seine Vertraute Pam Africa am Freitag. Sie berichtete im Onlinegespräch mit Noelle Hanrahan von Prison Radio über den gemeinsamen Besuch, den beide vergangene Woche aus Sorge um die Gesundheit Abu-Jamals im Staatsgefängnis Mahanoy in Frackville, Pennsylvania, gemacht hatten.
Hanrahan erläuterte gegenüber jW, Abu-Jamals Zustand habe sich »seit September in einem besorgniserregenden Tempo verschlechtert«. Er habe stark an Gewicht verloren, leide an hohem Blutdruck und unter dem Ausbruch einer Schuppenflechte. Ihm seien die Haare ausgefallen. Beim Besuch musste Hanrahan erneut feststellen, dass die Gefängnisleitung dem fast 70jährigen Gefangenen nach der im April 2021 notwendig gewordenen Operation am offenen Herzen immer noch die erforderlichen kardiologischen Rehabilitationsmaßnahmen sowie eine gesündere Ernährung und physiotherapeutisch angezeigte körperliche Bewegung verweigert.
Sein Vertrauensarzt Ricardo Alvarez erklärte im Gespräch mit Black Power Media am Freitag abend (Ortszeit), deutliche Alarmzeichen seien der plötzliche Gewichtsverlust, der rapide Haarausfall und der durch extremes Hautjucken ausgelöste Schlafentzug, der zur Erschöpfung beitrage. Die sei ohnehin durch den Stress gegeben, den der tägliche Überlebenskampf in mehr als vier Jahrzehnten Haft erzeuge und als »Phänomen des vorzeitigen Alterns« bekannt sei, sagte der Arzt. »Gefängnisse stehen im absoluten Widerspruch zu jeder medizinischen Behandlung«, betonte er. Sollte ein medizinischer Notfall eintreten, sei er jederzeit mit seinem Team vor Ort. »Ich möchte, dass alle wachsam bleiben«, forderte Alvarez die Solidaritätsbewegung auf. Hauptziel sei nun, »Mumias Gesundheit im Übergang zur Freiheit zu erhalten«.
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In der jW vom 12. Feb. dazu ein Text von Jürgen Heiser:
Vereinigte Staaten
Mumia Abu-Jamal schwer erkrankt
USA: Gesundheitszustand des inhaftierten Bürgerrechtlers hat sich rapide verschlechtert
Der politische Gefangene Mumia Abu-Jamal in den USA schwebt erneut in akuter Lebensgefahr. Sein medizinisches und sein Anwaltsteam sind äußerst alarmiert. Der Staat arbeite weiter darauf hin, den Bürgerrechtler »langsam und absichtlich durch medizinische Vernachlässigung umzubringen«, erklärte seine Vertraute Pam Africa am Freitag. Sie berichtete im Onlinegespräch mit Noelle Hanrahan von Prison Radio über den gemeinsamen Besuch, den beide vergangene Woche aus Sorge um die Gesundheit Abu-Jamals im Staatsgefängnis Mahanoy in Frackville, Pennsylvania, gemacht hatten.
Hanrahan erläuterte gegenüber jW, Abu-Jamals Zustand habe sich »seit September in einem besorgniserregenden Tempo verschlechtert«. Er habe stark an Gewicht verloren, leide an hohem Blutdruck und unter dem Ausbruch einer Schuppenflechte. Ihm seien die Haare ausgefallen. Beim Besuch musste Hanrahan erneut feststellen, dass die Gefängnisleitung dem fast 70jährigen Gefangenen nach der im April 2021 notwendig gewordenen Operation am offenen Herzen immer noch die erforderlichen kardiologischen Rehabilitationsmaßnahmen sowie eine gesündere Ernährung und physiotherapeutisch angezeigte körperliche Bewegung verweigert.
Sein Vertrauensarzt Ricardo Alvarez erklärte im Gespräch mit Black Power Media am Freitag abend (Ortszeit), deutliche Alarmzeichen seien der plötzliche Gewichtsverlust, der rapide Haarausfall und der durch extremes Hautjucken ausgelöste Schlafentzug, der zur Erschöpfung beitrage. Die sei ohnehin durch den Stress gegeben, den der tägliche Überlebenskampf in mehr als vier Jahrzehnten Haft erzeuge und als »Phänomen des vorzeitigen Alterns« bekannt sei, sagte der Arzt. »Gefängnisse stehen im absoluten Widerspruch zu jeder medizinischen Behandlung«, betonte er. Sollte ein medizinischer Notfall eintreten, sei er jederzeit mit seinem Team vor Ort. »Ich möchte, dass alle wachsam bleiben«, forderte Alvarez die Solidaritätsbewegung auf. Hauptziel sei nun, »Mumias Gesundheit im Übergang zur Freiheit zu erhalten«.
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