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•NEUES THEMA02.01.2023, 23:27 Uhr
EDIT: FPeregrin
17.03.2023, 22:20 Uhr
17.03.2023, 22:20 Uhr
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• 200 J. Konvention von Tauroggen
Der Jubeltag war schon am 30. Dez., und ausgerechnet ich mußte übersehen, daß die jW am Heiligabend hierzu bereits folgenden Artikel hatte - schandbar!:
Preußens Ausbruch
Die Konvention von Tauroggen vom Dezember 1812
Von Daniel Bratanovic
Es fehlte nicht viel, und Preußen wäre von der Landkarte getilgt worden. Wer hätte das bedauern sollen? Mit der Niederlage gegen Napoleons Truppen in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt im Oktober 1806 brach der längst morsche, friderizianische Ständestaat in sich zusammen; der Kaiser der Franzosen zog in Berlin ein, der preußische König Friedrich Wilhelm III. floh nach Memel an den äußersten östlichen Rand seines Reiches.
Beunruhigt von den französischen Erfolgen und noch viel mehr von der Sorge, dass der polnische Adel, von Napoleon ermutigt, zum Aufstand gegen die preußische Herrschaft aufrief, der leicht auch auf die von Russland geraubten polnischen Gebiete hätte übergreifen können, ließ der mit Preußen verbündete Zar Alexander I. russische Truppen an die Weichsel vorrücken. Der Krieg gegen die Franzosen wurde in Ostpreußen ausgefochten. Noch Anfang Februar 1807 trug Napoleon in der äußerst verlustreichen Schlacht bei Preußisch Eylau erstmalig nicht den Sieg davon und musste sich mit einem » Unentschieden« bescheiden, worauf er den Preußen einen Separatfrieden anbot, den Friedrich Wilhelm indessen in Erwartung weiterer französischer Schlappen ablehnte und sich vertraglich noch enger an das Zarenreich band. Im Juni dann schlug Napoleon die russischen Truppen bei Friedland vernichtend. Die Schlacht hatte er gewonnen, aber nicht den Krieg, den wiederum zu beenden der Zarenhof wegen seiner von England beargwöhnten Expansionsgelüste in der Türkei ein Interesse hatte.
Misere und Reform
Am 25. Juni trafen Napoleon und Alexander bei Tilsit auf einem Floß auf dem Njemen zu Gesprächen zusammen. Der Franzosenkaiser billigte dem Zaren die Annexion des schwedischen Finnland und der türkischen Donaufürstentümer zu; der wiederum anerkannte Napoleons sämtliche Eroberungen. Der Düpierte war der preußische König, der vor vollendete Tatsachen gestellt wurde: Alle westelbischen Besitzungen, aus denen nun das Königreich Westphalen (1807–1813) hervorging, sowie der allergrößte Teil der von ihm seit 1772 geraubten polnischen Gebiete, aus denen nun das Herzogtum Warschau (1807–1815) entstehen sollte, gingen verloren. Preußen büßte rund die Hälfte seines Gebiets und seiner Bevölkerung ein, der Abzug der französischen Besatzung wurde von der vollständigen Zahlung beträchtlicher Kontributionen abhängig gemacht. Der Fortbestand des preußischen Staates verdankte sich allein der Tatsache, dass Frankreich und mehr noch Russland – da sie einander misstrauten – an einem Pufferstaat interessiert waren. Damit war Preußen aus dem Reigen der Großmächte ausgeschieden, Napoleon stand auf dem Höhepunkt seiner Macht.
Seine Zugeständnisse an den Zaren hatten derweil noch einen anderen gewichtigen Grund. Wenngleich sich die Kriegsereignisse auf dem Kontinent zutrugen, bestand die alles überlagernde Rivalität jener Zeit zwischen den beiden kapitalistischen Staaten Frankreich und England als ein unversöhnlicher Kampf um den »Weltmarkt«. England spielte in allen antifranzösischen Koalitionen die Rolle des politischen Drahtziehers und des kapitalkräftigen Finanziers. Den Wirtschaftskrieg, den es mit seiner schier unschlagbaren Seemacht gegen Frankreich führte, beantwortete Napoleon mit der am 21. November 1806 verfügten »Kontinentalsperre«. Die damit verhängte Blockade der britischen Inseln sollte der englischen Bourgeoisie den nahegelegenen Absatzmarkt auf dem europäischen Festland nehmen und die britischen Staatsfinanzen zerrütten. Jede Verbindung mit England wurde verboten, jede englische Handelsware konfisziert. An die Stelle der englischen Handelsvormacht sollte das Monopol Frankreichs treten. Die Blockade englischer Waren konnte indes nur funktionieren, wenn der gesamte Kontinent der Herrschaft und Kontrollgewalt Frankreichs unterworfen würde. Jeder der Napoleonischen Kriege stand demgemäß unter diesem Vorzeichen; ganz West- und ganz Mitteleuropa gerieten zum wirtschaftlichen und politischen Hinterland, zum Arsenal und Truppenreservoir gegen England.
Nicht nur – aber vor allem auch – das mit Kontributionen belegte Preußen ächzte unter der Kontinentalsperre. Seine Seidenmanufakturen und die Leinenindustrie, die für den Export nach England und Nordamerika gearbeitet hatten, erlitten beträchtliche Verluste, der Holz- und Getreidehandel mit England, mit den Niederlanden und mit Schweden brach vollständig zusammen. Der elende Zustand von Staatswesen und Ökonomie sowie der Umstand, dass Napoleon mit den zu »liberalen Musterstaaten« ausgebauten Nachbarn, dem Herzogtum Warschau im Osten und dem Königreich Westphalen im Westen »zwei Sporen in die Weichen des preußischen Staates« (Franz Mehring) gesetzt hatte, erhöhten den Druck auf die Hohenzollernmonarchie, endlich auch im eigenen, arg gerupften Reiche staatspolitische Reformen in Richtung bürgerlicher Verkehrsformen zu unternehmen.
Ohne eine starke Bourgeoisie in einem an Handelsstädten armen Land kam diese Aufgabe Mitgliedern der preußischen Bürokratie zu. Zum Vorbild geriet ihnen kaum Frankreich mit seiner Revolution als vielmehr England, wo der Übergang zum Kapitalismus letztlich im Ausgleich zwischen Aristokratie und Bürgertum vollzogen worden war. Jene vornehmlich ostpreußischen Beamten, die den Seehandel ihrer Provinz mit England erfahren hatten, waren an den Freihandelstheorien von Adam Smith und an den Aufklärungsideen des Königsberger Philosophen Immanuel Kant geschult. Verantwortlich für die Durchsetzung der großenteils schon ausgearbeiteten Gesetzentwürfe zur Reform des Staatsaufbaus, der Agrarverfassung, der Städte und des Heeres wurde der im Sommer 1807 zum Staatsminister berufene Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein. Weder ein eingefleischter Freihandelsverfechter noch ein bornierter Junker war er vor allem ein ingrimmiger Gegner der Französischen Revolution. Als Abkömmling des reichsunmittelbaren Adels hasste er die Fürsten und erkannte nur Deutschland als sein Vaterland an. »Soweit man von einer Weltanschauung Steins überhaupt sprechen kann«, schrieb Franz Mehring, »war ihr Kern die Wiederbelebung mittelalterlicher Korporativbildungen auf moderner Grundlage. Über den ständischen Staat ist er nie hinausgekommen.«
Was Stein, der fortwährend engste Kontakte zur englischen Diplomatie unterhielt und von dort auch Subsidien empfing, am revolutionären Frankreich interessierte, war die Schlagkraft seiner Armee. Dieses Interesse hatte er mit den maßgeblichen Personen der preußischen Heeresreform, Gerhard von Scharnhorst und August Neidhardt von Gneisenau, gemein. Ziel war ein vollständiger Umbruch des Militärwesens: die Ersetzung der friderizianischen Feudalarmee angeworbener ausländischer Söldner und gepresster Bauern durch eine Armee bürgerlich freier Soldaten, die Volksbewaffnung auf der Grundlage der allgemeinen Wehrpflicht.
Die Aufstände gegen die napoleonische Herrschaft in Spanien 1808 und Tirol 1809 wurden Stein, Scharnhorst und Gneisenau zum Musterfall, auch in Preußen neben die reguläre Armee bewaffnete Volksmilizen zum Kampf gegen Napoleon treten zu lassen. Stein allerdings stürzte über einen von den Franzosen abgefangenen Brief, in dem er Angaben über Aufstandsvorbereitungen gemacht hatte. So blieb Preußen gezwungenermaßen an der Seite Frankreichs.
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Preußens Ausbruch
Die Konvention von Tauroggen vom Dezember 1812
Von Daniel Bratanovic
Es fehlte nicht viel, und Preußen wäre von der Landkarte getilgt worden. Wer hätte das bedauern sollen? Mit der Niederlage gegen Napoleons Truppen in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt im Oktober 1806 brach der längst morsche, friderizianische Ständestaat in sich zusammen; der Kaiser der Franzosen zog in Berlin ein, der preußische König Friedrich Wilhelm III. floh nach Memel an den äußersten östlichen Rand seines Reiches.
Beunruhigt von den französischen Erfolgen und noch viel mehr von der Sorge, dass der polnische Adel, von Napoleon ermutigt, zum Aufstand gegen die preußische Herrschaft aufrief, der leicht auch auf die von Russland geraubten polnischen Gebiete hätte übergreifen können, ließ der mit Preußen verbündete Zar Alexander I. russische Truppen an die Weichsel vorrücken. Der Krieg gegen die Franzosen wurde in Ostpreußen ausgefochten. Noch Anfang Februar 1807 trug Napoleon in der äußerst verlustreichen Schlacht bei Preußisch Eylau erstmalig nicht den Sieg davon und musste sich mit einem » Unentschieden« bescheiden, worauf er den Preußen einen Separatfrieden anbot, den Friedrich Wilhelm indessen in Erwartung weiterer französischer Schlappen ablehnte und sich vertraglich noch enger an das Zarenreich band. Im Juni dann schlug Napoleon die russischen Truppen bei Friedland vernichtend. Die Schlacht hatte er gewonnen, aber nicht den Krieg, den wiederum zu beenden der Zarenhof wegen seiner von England beargwöhnten Expansionsgelüste in der Türkei ein Interesse hatte.
Misere und Reform
Am 25. Juni trafen Napoleon und Alexander bei Tilsit auf einem Floß auf dem Njemen zu Gesprächen zusammen. Der Franzosenkaiser billigte dem Zaren die Annexion des schwedischen Finnland und der türkischen Donaufürstentümer zu; der wiederum anerkannte Napoleons sämtliche Eroberungen. Der Düpierte war der preußische König, der vor vollendete Tatsachen gestellt wurde: Alle westelbischen Besitzungen, aus denen nun das Königreich Westphalen (1807–1813) hervorging, sowie der allergrößte Teil der von ihm seit 1772 geraubten polnischen Gebiete, aus denen nun das Herzogtum Warschau (1807–1815) entstehen sollte, gingen verloren. Preußen büßte rund die Hälfte seines Gebiets und seiner Bevölkerung ein, der Abzug der französischen Besatzung wurde von der vollständigen Zahlung beträchtlicher Kontributionen abhängig gemacht. Der Fortbestand des preußischen Staates verdankte sich allein der Tatsache, dass Frankreich und mehr noch Russland – da sie einander misstrauten – an einem Pufferstaat interessiert waren. Damit war Preußen aus dem Reigen der Großmächte ausgeschieden, Napoleon stand auf dem Höhepunkt seiner Macht.
Seine Zugeständnisse an den Zaren hatten derweil noch einen anderen gewichtigen Grund. Wenngleich sich die Kriegsereignisse auf dem Kontinent zutrugen, bestand die alles überlagernde Rivalität jener Zeit zwischen den beiden kapitalistischen Staaten Frankreich und England als ein unversöhnlicher Kampf um den »Weltmarkt«. England spielte in allen antifranzösischen Koalitionen die Rolle des politischen Drahtziehers und des kapitalkräftigen Finanziers. Den Wirtschaftskrieg, den es mit seiner schier unschlagbaren Seemacht gegen Frankreich führte, beantwortete Napoleon mit der am 21. November 1806 verfügten »Kontinentalsperre«. Die damit verhängte Blockade der britischen Inseln sollte der englischen Bourgeoisie den nahegelegenen Absatzmarkt auf dem europäischen Festland nehmen und die britischen Staatsfinanzen zerrütten. Jede Verbindung mit England wurde verboten, jede englische Handelsware konfisziert. An die Stelle der englischen Handelsvormacht sollte das Monopol Frankreichs treten. Die Blockade englischer Waren konnte indes nur funktionieren, wenn der gesamte Kontinent der Herrschaft und Kontrollgewalt Frankreichs unterworfen würde. Jeder der Napoleonischen Kriege stand demgemäß unter diesem Vorzeichen; ganz West- und ganz Mitteleuropa gerieten zum wirtschaftlichen und politischen Hinterland, zum Arsenal und Truppenreservoir gegen England.
Nicht nur – aber vor allem auch – das mit Kontributionen belegte Preußen ächzte unter der Kontinentalsperre. Seine Seidenmanufakturen und die Leinenindustrie, die für den Export nach England und Nordamerika gearbeitet hatten, erlitten beträchtliche Verluste, der Holz- und Getreidehandel mit England, mit den Niederlanden und mit Schweden brach vollständig zusammen. Der elende Zustand von Staatswesen und Ökonomie sowie der Umstand, dass Napoleon mit den zu »liberalen Musterstaaten« ausgebauten Nachbarn, dem Herzogtum Warschau im Osten und dem Königreich Westphalen im Westen »zwei Sporen in die Weichen des preußischen Staates« (Franz Mehring) gesetzt hatte, erhöhten den Druck auf die Hohenzollernmonarchie, endlich auch im eigenen, arg gerupften Reiche staatspolitische Reformen in Richtung bürgerlicher Verkehrsformen zu unternehmen.
Ohne eine starke Bourgeoisie in einem an Handelsstädten armen Land kam diese Aufgabe Mitgliedern der preußischen Bürokratie zu. Zum Vorbild geriet ihnen kaum Frankreich mit seiner Revolution als vielmehr England, wo der Übergang zum Kapitalismus letztlich im Ausgleich zwischen Aristokratie und Bürgertum vollzogen worden war. Jene vornehmlich ostpreußischen Beamten, die den Seehandel ihrer Provinz mit England erfahren hatten, waren an den Freihandelstheorien von Adam Smith und an den Aufklärungsideen des Königsberger Philosophen Immanuel Kant geschult. Verantwortlich für die Durchsetzung der großenteils schon ausgearbeiteten Gesetzentwürfe zur Reform des Staatsaufbaus, der Agrarverfassung, der Städte und des Heeres wurde der im Sommer 1807 zum Staatsminister berufene Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein. Weder ein eingefleischter Freihandelsverfechter noch ein bornierter Junker war er vor allem ein ingrimmiger Gegner der Französischen Revolution. Als Abkömmling des reichsunmittelbaren Adels hasste er die Fürsten und erkannte nur Deutschland als sein Vaterland an. »Soweit man von einer Weltanschauung Steins überhaupt sprechen kann«, schrieb Franz Mehring, »war ihr Kern die Wiederbelebung mittelalterlicher Korporativbildungen auf moderner Grundlage. Über den ständischen Staat ist er nie hinausgekommen.«
Was Stein, der fortwährend engste Kontakte zur englischen Diplomatie unterhielt und von dort auch Subsidien empfing, am revolutionären Frankreich interessierte, war die Schlagkraft seiner Armee. Dieses Interesse hatte er mit den maßgeblichen Personen der preußischen Heeresreform, Gerhard von Scharnhorst und August Neidhardt von Gneisenau, gemein. Ziel war ein vollständiger Umbruch des Militärwesens: die Ersetzung der friderizianischen Feudalarmee angeworbener ausländischer Söldner und gepresster Bauern durch eine Armee bürgerlich freier Soldaten, die Volksbewaffnung auf der Grundlage der allgemeinen Wehrpflicht.
Die Aufstände gegen die napoleonische Herrschaft in Spanien 1808 und Tirol 1809 wurden Stein, Scharnhorst und Gneisenau zum Musterfall, auch in Preußen neben die reguläre Armee bewaffnete Volksmilizen zum Kampf gegen Napoleon treten zu lassen. Stein allerdings stürzte über einen von den Franzosen abgefangenen Brief, in dem er Angaben über Aufstandsvorbereitungen gemacht hatte. So blieb Preußen gezwungenermaßen an der Seite Frankreichs.
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•NEUER BEITRAG02.01.2023, 23:30 Uhr
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Abfall von Napoleon
Derweil bekam die napoleonische Hegemonie über Europa erste Risse. England war von der Kontinentalsperre zwar getroffen, organisierte aber einen umfangreichen Schleichhandel seiner Waren. Die Beziehungen Frankreichs zu Russland wiederum verschlechterten sich zusehends, und als der Zar ein neues Zollgesetz erließ, das die Einfuhr englischer Waren ermöglichte, war das Bündnis von Tilsit zerfallen. Beide Seiten rüsteten zum Krieg, England musste nach Auffassung Napoleons in Russland bekämpft werden. Preußen befand sich infolgedessen in einer prekären Lage. »Neutralität ist gar nicht möglich«, konstatierte der Staatskanzler Karl August von Hardenberg in einem Memorandum vom April 1811 an seinen König. Doch bevor in Berlin die Entscheidung zugunsten der einen oder der anderen Seite getroffen werden konnte, schuf Napoleon Tatsachen, ließ das preußische Territorium umstellen und zwang Friedrich Wilhelm ein Schutz- und Trutzbündnis auf, das von Preußen verlangte, große Mengen an Waffen, Munition und Lebensmitteln aufzubringen und 40.000 Soldaten für den Feldzug gegen Russland zu stellen.
Der Russlandfeldzug in der zweiten Hälfte des Jahres 1812 wurde für den Kaiser der Franzosen zum Desaster. Der Rückzug seiner dezimierten Armee brachte aber für Preußen eine entscheidende Wende und schuf die Voraussetzungen für die gegen die napoleonische Herrschaft gerichteten und in der deutschen Geschichtsschreibung zum Nationalmythos erhöhten Befreiungskriege ab 1813. Als nämlich der Kommandeur des preußischen Hilfskorps, der die Reformpartei um Stein verachtende Generalleutnant Johann David Ludwig von Yorck, auf dem Rückzug die Verbindung zum französischen X. Armeekorps verloren hatte und sich in diese Lücke eine vom Generalmajor Hans Karl von Diebitsch befehligte russische Abteilung schob, ergab sich die Gelegenheit zu Verhandlungen. In der Nähe des litauischen Dorfes Tauroggen trafen Yorck und Diebitsch am 30. Dezember 1812 eine Vereinbarung: Das gesamte preußische Hilfskorps stellte den Krieg gegen Russland ein und bezog ein für neutral erklärtes Gebiet zwischen Memel, Tilsit und dem Kurischen Haff.
Mit Yorcks Rebellion – er hatte die Konvention von Tauroggen auf eigene Faust, ohne Order des Königs von Preußen unterzeichnet – fiel eine wichtige militärische Formation von den Franzosen ab und verweigerte Napoleons Armee die militärische Sicherung an der Ostseeküste. Die russische Seite wurde darin bestärkt, den Krieg gegen Frankreich über die russischen Grenzen hinaus weiterzuführen. In Deutschland betrachteten die patriotischen Kreise die Konvention als Fanal zum Aufstand gegen den Franzosenkaiser.
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Abfall von Napoleon
Derweil bekam die napoleonische Hegemonie über Europa erste Risse. England war von der Kontinentalsperre zwar getroffen, organisierte aber einen umfangreichen Schleichhandel seiner Waren. Die Beziehungen Frankreichs zu Russland wiederum verschlechterten sich zusehends, und als der Zar ein neues Zollgesetz erließ, das die Einfuhr englischer Waren ermöglichte, war das Bündnis von Tilsit zerfallen. Beide Seiten rüsteten zum Krieg, England musste nach Auffassung Napoleons in Russland bekämpft werden. Preußen befand sich infolgedessen in einer prekären Lage. »Neutralität ist gar nicht möglich«, konstatierte der Staatskanzler Karl August von Hardenberg in einem Memorandum vom April 1811 an seinen König. Doch bevor in Berlin die Entscheidung zugunsten der einen oder der anderen Seite getroffen werden konnte, schuf Napoleon Tatsachen, ließ das preußische Territorium umstellen und zwang Friedrich Wilhelm ein Schutz- und Trutzbündnis auf, das von Preußen verlangte, große Mengen an Waffen, Munition und Lebensmitteln aufzubringen und 40.000 Soldaten für den Feldzug gegen Russland zu stellen.
Der Russlandfeldzug in der zweiten Hälfte des Jahres 1812 wurde für den Kaiser der Franzosen zum Desaster. Der Rückzug seiner dezimierten Armee brachte aber für Preußen eine entscheidende Wende und schuf die Voraussetzungen für die gegen die napoleonische Herrschaft gerichteten und in der deutschen Geschichtsschreibung zum Nationalmythos erhöhten Befreiungskriege ab 1813. Als nämlich der Kommandeur des preußischen Hilfskorps, der die Reformpartei um Stein verachtende Generalleutnant Johann David Ludwig von Yorck, auf dem Rückzug die Verbindung zum französischen X. Armeekorps verloren hatte und sich in diese Lücke eine vom Generalmajor Hans Karl von Diebitsch befehligte russische Abteilung schob, ergab sich die Gelegenheit zu Verhandlungen. In der Nähe des litauischen Dorfes Tauroggen trafen Yorck und Diebitsch am 30. Dezember 1812 eine Vereinbarung: Das gesamte preußische Hilfskorps stellte den Krieg gegen Russland ein und bezog ein für neutral erklärtes Gebiet zwischen Memel, Tilsit und dem Kurischen Haff.
Mit Yorcks Rebellion – er hatte die Konvention von Tauroggen auf eigene Faust, ohne Order des Königs von Preußen unterzeichnet – fiel eine wichtige militärische Formation von den Franzosen ab und verweigerte Napoleons Armee die militärische Sicherung an der Ostseeküste. Die russische Seite wurde darin bestärkt, den Krieg gegen Frankreich über die russischen Grenzen hinaus weiterzuführen. In Deutschland betrachteten die patriotischen Kreise die Konvention als Fanal zum Aufstand gegen den Franzosenkaiser.
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