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•NEUES THEMA11.12.2018, 12:00 Uhr
Kollektiv | |
secarts.org Redaktion | |
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• Ist Trump die Ursache?
Zölle auf Stahl und Aluminium gegenĂŒber der Volksrepublik China und der EU, angedrohte Zölle auf Autos, was v.a. die deutsche Autoindustrie trĂ€fe. Als Reaktion Zölle der EU und der VR China auf US-amerikanische Waren, weitere US-amerikanische Zölle vor allem auf chinesische Waren â die Töne werden rauer. Was ist die Ursache dieser sich zuspitzenden Handelskonflikte? Der PrĂ€sident der USA?
Zuviel Stahl
AnlĂ€sslich der geplanten Fusion der Stahl- sparte von ThyssenKrupp mit dem britisch-indischen Unternehmen Tata Steel schrieb die SĂŒddeutsche Zeitung in der Ausgabe vom 2. Juli 2018: âMit ihrer Fusion reagieren die Konzerne auf ein erdrĂŒckendes Ăberangebot. Alle Stahl- werke der Welt könnten jĂ€hrlich 2,3 Milliarden Tonnen Stahl produzieren, doch nachgefragt werden nur 1,6 Milliarden.â
Es existieren also die Produktionsanlagen, um 700 Millionen Tonnen Stahl mehr herzustellen â fĂŒr BrĂŒcken, Schienen, Eisenbahnen, Traktoren, Maschinen. Alles Dinge, die doch dringend gebraucht werden auf dieser Welt. Doch diese Produktionsanlagen werden nicht genutzt. Denn es geht nicht darum, was die Menschheit braucht, sondern darum, dass die EigentĂŒmer der Produktionsanlagen Profit erzielen. Dieser Profit aber flieĂt nur, wenn der Stahl auch verkauft wird. Doch dafĂŒr fehlt das nötige Geld. Vielen Bauern in vielen LĂ€ndern fĂŒr den notwendigen Traktor, vielen Staaten fĂŒr zusĂ€tzliche BrĂŒcken und Eisenbahnen.
[dossierartikel]
Der Bedarf ist da, aber es fehlt die kaufkrĂ€ftige Nachfrage. Denn diese ist eben begrenzt. Deshalb will nun ThyssenKrupp mit Tata Steel zum zweitgröĂten Stahlunternehmen Europas fusionieren. Produktionskosten sollen so eingespart, die Produktion billiger werden, um der Konkurrenz einen möglichst groĂen Anteil dieser zahlungskrĂ€ftigen Nachfrage von 1,6 Milliarden Tonnen Stahl abzujagen. Das bedeutet aber zwangslĂ€ufig, dass andere Stahlproduzenten Anteile verlieren, ihre Produktionsanlagen nicht ausgelastet sind, weniger Profit erzielen.
Verlierer des Kampfs um Marktanteile
Verlierer dieses stets vor sich gehenden Kampfes der groĂen Konzerne um Absatz- mĂ€rkte sind ĂŒber die Jahrzehnte hinweg vor allem die US-amerikanischen Stahlmonopole. Abgesehen von der Sowjetunion waren sie zusammen bis Anfang der 1970iger Jahre die weltweit gröĂten Stahlproduzenten. 119,3 Millionen Tonnen Stahl wurden 1970 in den USA noch hergestellt. Heute sind es nur mehr 86,8 Mio., also ĂŒber ein Viertel weniger als 1970.
Auch die deutschen Konzerne verloren Anteile, aber in geringerem Umfang: von 50,4 Mio. Tonnen 1970 fiel die Produktion um ca. ein Sechstel auf heute 42,6 Millionen Tonnen Stahl. Schon jetzt wird gut die HĂ€lfte des hier produzierten Stahls exportiert, vor allem in die anderen EU-Staaten. Und in die USA. Deutsche Konzerne liefern dort mehr Stahl hin, als die viel gescholtene VR China!
EigenstĂ€ndige Entwicklung unerwĂŒnscht
Wo Profit und Konkurrenzkampf die Produktion bestimmen und nicht der Nutzen fĂŒr die Menschheit, wird ein Entwicklungsland, das um ein eigenstĂ€ndiges, besseres Leben ringt, mit feindseligem Misstrauen beĂ€ugt â die Volksrepublik China. Dort ist es aufgrund besonderer Bedingungen gelungen, nicht nur die Entwicklung im eigenen Land in groĂem MaĂe voranzutreiben und dafĂŒr zunehmend den Stahl selbst herzustellen, sondern darĂŒber hinaus auch noch Stahl zu exportieren.
Dazu kommt, dass Chinas Stahlunternehmen im internationalen MaĂstab gĂŒnstiger produzieren, da die Lebenshaltungskosten und damit auch die Löhne der Arbeiter niedriger sind. Und so sind Chinas StahlhĂŒtten inzwischen die gröĂten Stahlproduzenten der Welt. Sie produzieren rund die HĂ€lfte der zahlungskrĂ€ftigen Nachfrage von 1,6 Milliarden Tonnen Stahl, um die sich doch schon die GroĂen dieser Welt raufen. Der Kampf verschĂ€rft sich.
Verschiebung der KrÀfteverhÀltnisse
[file-periodicals#209]Doch die Stahlbranche ist nur ein Beispiel einer allgemeinen sich seit Jahrzehnten hinziehenden Verschiebung der ökonomischen KrĂ€fteverhĂ€ltnisse zuungunsten der Kapitalisten der USA â und zugunsten vor allem der BRD und ihrer Kapitalisten. So verkauften die USA in den Jahren 1961 bis 1970 durchschnittlich pro Jahr Waren im Wert von 2,2 Milliarden US-Dollar mehr in andere LĂ€nder, als sie von diesen einfĂŒhrten. In den Jahren 1996 bis 2000 hatte sich dieses Handelsplus bereits in ein durchschnittliches Handelsdefizit von 302 Milliarden US-Dollar verwandelt, das sich bis ins Jahr 2014 auf 787,1 Milliarden erhöht hat und seitdem noch weiter ansteigt. Ganz anders die BRD. In den Jahren 1961 bis 1970 erzielte sie durchschnittlich ein Handelsplus von 700 Millionen Dollar.
Dieses Handelsplus stieg auf 65,7 Milliarden US-Dollar in den Jahren 1996 bis 2000 und hat 2014 bereits eine Höhe von 293,5 Mrd. US-Dollar erreicht. Und steigt seitdem weiter. Hier steigt der Ăberschuss, dort das Defizit. Alleine in die USA exportierten deutsche Konzerne 2017 um 50,5 Mrd. Dollar mehr Waren, als sie von amerikanischen Unternehmen einfĂŒhrten; Autos, Maschinen, Stahl usw.
Und wie das so ist, und zwar nicht nur in den USA: Die Verfechter des âfreien Spiels der MĂ€rkte als beste Form der Weltwirtschaftâ werden plötzlich âpatriotischâ, rufen nach Schutz der heimischen Industrie, wenn sie ihre Marktanteile und Profite zugunsten der Konkurrenz schwinden sehen. Das Volk wird mobilisiert, nationalistische KrĂ€fte und Stimmungen kommen hoch. Trumps âAmerika First!â ist also auch ein Echo auf die Standort-Deutschland-Politik hierzulande. Und Trump nicht Ursache, sondern eine Folge des zunehmend hĂ€rter werdenden Kampfes um AbsatzmĂ€rkte und Marktanteile.
#donaldtrump #handelsdefizit #handelskrieg #usa #vrchina
Zuviel Stahl
AnlĂ€sslich der geplanten Fusion der Stahl- sparte von ThyssenKrupp mit dem britisch-indischen Unternehmen Tata Steel schrieb die SĂŒddeutsche Zeitung in der Ausgabe vom 2. Juli 2018: âMit ihrer Fusion reagieren die Konzerne auf ein erdrĂŒckendes Ăberangebot. Alle Stahl- werke der Welt könnten jĂ€hrlich 2,3 Milliarden Tonnen Stahl produzieren, doch nachgefragt werden nur 1,6 Milliarden.â
Es existieren also die Produktionsanlagen, um 700 Millionen Tonnen Stahl mehr herzustellen â fĂŒr BrĂŒcken, Schienen, Eisenbahnen, Traktoren, Maschinen. Alles Dinge, die doch dringend gebraucht werden auf dieser Welt. Doch diese Produktionsanlagen werden nicht genutzt. Denn es geht nicht darum, was die Menschheit braucht, sondern darum, dass die EigentĂŒmer der Produktionsanlagen Profit erzielen. Dieser Profit aber flieĂt nur, wenn der Stahl auch verkauft wird. Doch dafĂŒr fehlt das nötige Geld. Vielen Bauern in vielen LĂ€ndern fĂŒr den notwendigen Traktor, vielen Staaten fĂŒr zusĂ€tzliche BrĂŒcken und Eisenbahnen.
[dossierartikel]
Der Bedarf ist da, aber es fehlt die kaufkrĂ€ftige Nachfrage. Denn diese ist eben begrenzt. Deshalb will nun ThyssenKrupp mit Tata Steel zum zweitgröĂten Stahlunternehmen Europas fusionieren. Produktionskosten sollen so eingespart, die Produktion billiger werden, um der Konkurrenz einen möglichst groĂen Anteil dieser zahlungskrĂ€ftigen Nachfrage von 1,6 Milliarden Tonnen Stahl abzujagen. Das bedeutet aber zwangslĂ€ufig, dass andere Stahlproduzenten Anteile verlieren, ihre Produktionsanlagen nicht ausgelastet sind, weniger Profit erzielen.
Verlierer des Kampfs um Marktanteile
Verlierer dieses stets vor sich gehenden Kampfes der groĂen Konzerne um Absatz- mĂ€rkte sind ĂŒber die Jahrzehnte hinweg vor allem die US-amerikanischen Stahlmonopole. Abgesehen von der Sowjetunion waren sie zusammen bis Anfang der 1970iger Jahre die weltweit gröĂten Stahlproduzenten. 119,3 Millionen Tonnen Stahl wurden 1970 in den USA noch hergestellt. Heute sind es nur mehr 86,8 Mio., also ĂŒber ein Viertel weniger als 1970.
Auch die deutschen Konzerne verloren Anteile, aber in geringerem Umfang: von 50,4 Mio. Tonnen 1970 fiel die Produktion um ca. ein Sechstel auf heute 42,6 Millionen Tonnen Stahl. Schon jetzt wird gut die HĂ€lfte des hier produzierten Stahls exportiert, vor allem in die anderen EU-Staaten. Und in die USA. Deutsche Konzerne liefern dort mehr Stahl hin, als die viel gescholtene VR China!
EigenstĂ€ndige Entwicklung unerwĂŒnscht
Wo Profit und Konkurrenzkampf die Produktion bestimmen und nicht der Nutzen fĂŒr die Menschheit, wird ein Entwicklungsland, das um ein eigenstĂ€ndiges, besseres Leben ringt, mit feindseligem Misstrauen beĂ€ugt â die Volksrepublik China. Dort ist es aufgrund besonderer Bedingungen gelungen, nicht nur die Entwicklung im eigenen Land in groĂem MaĂe voranzutreiben und dafĂŒr zunehmend den Stahl selbst herzustellen, sondern darĂŒber hinaus auch noch Stahl zu exportieren.
Dazu kommt, dass Chinas Stahlunternehmen im internationalen MaĂstab gĂŒnstiger produzieren, da die Lebenshaltungskosten und damit auch die Löhne der Arbeiter niedriger sind. Und so sind Chinas StahlhĂŒtten inzwischen die gröĂten Stahlproduzenten der Welt. Sie produzieren rund die HĂ€lfte der zahlungskrĂ€ftigen Nachfrage von 1,6 Milliarden Tonnen Stahl, um die sich doch schon die GroĂen dieser Welt raufen. Der Kampf verschĂ€rft sich.
Verschiebung der KrÀfteverhÀltnisse
[file-periodicals#209]Doch die Stahlbranche ist nur ein Beispiel einer allgemeinen sich seit Jahrzehnten hinziehenden Verschiebung der ökonomischen KrĂ€fteverhĂ€ltnisse zuungunsten der Kapitalisten der USA â und zugunsten vor allem der BRD und ihrer Kapitalisten. So verkauften die USA in den Jahren 1961 bis 1970 durchschnittlich pro Jahr Waren im Wert von 2,2 Milliarden US-Dollar mehr in andere LĂ€nder, als sie von diesen einfĂŒhrten. In den Jahren 1996 bis 2000 hatte sich dieses Handelsplus bereits in ein durchschnittliches Handelsdefizit von 302 Milliarden US-Dollar verwandelt, das sich bis ins Jahr 2014 auf 787,1 Milliarden erhöht hat und seitdem noch weiter ansteigt. Ganz anders die BRD. In den Jahren 1961 bis 1970 erzielte sie durchschnittlich ein Handelsplus von 700 Millionen Dollar.
Dieses Handelsplus stieg auf 65,7 Milliarden US-Dollar in den Jahren 1996 bis 2000 und hat 2014 bereits eine Höhe von 293,5 Mrd. US-Dollar erreicht. Und steigt seitdem weiter. Hier steigt der Ăberschuss, dort das Defizit. Alleine in die USA exportierten deutsche Konzerne 2017 um 50,5 Mrd. Dollar mehr Waren, als sie von amerikanischen Unternehmen einfĂŒhrten; Autos, Maschinen, Stahl usw.
Und wie das so ist, und zwar nicht nur in den USA: Die Verfechter des âfreien Spiels der MĂ€rkte als beste Form der Weltwirtschaftâ werden plötzlich âpatriotischâ, rufen nach Schutz der heimischen Industrie, wenn sie ihre Marktanteile und Profite zugunsten der Konkurrenz schwinden sehen. Das Volk wird mobilisiert, nationalistische KrĂ€fte und Stimmungen kommen hoch. Trumps âAmerika First!â ist also auch ein Echo auf die Standort-Deutschland-Politik hierzulande. Und Trump nicht Ursache, sondern eine Folge des zunehmend hĂ€rter werdenden Kampfes um AbsatzmĂ€rkte und Marktanteile.
#donaldtrump #handelsdefizit #handelskrieg #usa #vrchina
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Das Ende einer Ăra
Auf Augenhöhe
Rainer
• 21.02.2017
GFP |
Mit umfassendem Beifall reagiert das Berliner Polit-Establishment auf die Forderung von Bundeskanzlerin Angela Merkel nach einer eigenstĂ€ndigen Machtpolitik der EU. "Wir EuropĂ€er mĂŒssen unser Schicksal in die eig...more
GFP
• 01.06.2017
GFP |
1
Vor der MĂŒnchner Sicherheitskonferenz* fordert der deutsche AuĂenminister ein BĂŒndnis "auf Augenhöhe" mit den Vereinigten Staaten. Da "Amerika" nicht "FĂŒhrungsmacht bleiben kann [!] und will", solle die EU nun ...more
