Wie schon bekannt, wollen Neonazis am 18. April 2009 in der oberösterreichischen Bezirkshauptstadt Braunau am Inn aufmarschieren. In der deutschen Stadt Dresden konnten am vergangenen Wochenende 6.000 Neofaschisten die Straßen der Stadt unsicher machen – und dies vollkommen ungehindert. Genauso auch wie in Braunau hatte der dortige Nazi-Aufmarsch einen historischen Hintergrund. Den Organisatoren dieses braunen Aufmarschs ging es vermeintlich um ein "Gedenken" an die Opfer der alliierten Bombenangriffe im Februar 1945 auf die Stadt, die nach jüngsten Angaben der Dresdner Historikerkommission zwischen 18.000 und 25.000 Menschen das Leben gekostet haben sollen. In der geschichtsrevisionistischen Propaganda der neonazistischen Rechten wird diese Opferzahl mitunter verzehnfacht, auch eine Vorgeschichte der Luftschläge wird gänzlich verschwiegen. In Braunau wiederum gilt es offenbar den 120. Geburtstag des faschistischen Massenmörders Adolf Hitlers zu huldigen.
Was dort in Dresden auf der Straße war, das ist eine wirklich ernstzunehmende Gefahr. Bedrohlich sind weniger die 6.000 Neonazis an sich, als die militärische Schlagkraft dieser Nazis: ihre Kompaktheit, ihre Organisation, ihre intakten Befehlsketten, ihre Sicherheit im Manövrieren. Getragen wurde dieser Nazi-Aufmarsch von einem breiten Bündnis rechtsextremer und offen neonazistischer Organisationen, dem auch die österreichische Nationale Volkspartei (NVP) angehörte. Über die Homepage dieser Partei wurde auch in Österreich stark für den Aufmarsch geworben.
[file-ebooks#45]Im Diskussionsforum der NVP nimmt man sich die neonazistische Rechte Deutschlands wohl zum Vorbild. So wird dort überlegt, ob man am 18. April in Braunau "im Stechschritt mit Springerstiefel und Bomberjacke in Blockformation" marschieren wolle, denn dies zeuge offenbar "von Nationaler Entschlossenheit".
Die deutsche Neonazi-Szene dient aber nicht nur als Vorbild, man pflegt auch zueinander gute Kontakte. Auf ihrer Homepage gibt die NVP an, dass sie bei einer Demonstration der NPD in der deutschen Stadt Passau an "vorderster Linie" mitmarschiert sei, wenige Tage danach besuchte der oberösterreichische Landesverband, darunter auch der Parteigründer Robert Faller, den "Deutsche Stimme"-Verlag dieser rechtsextremen NPD und führte "ein ausführliches Gespräch mit dem langjährigen NPD-Bundesvorstandsmitglied Jens Pühse".
Da die antifaschistischen Kräfte in Dresden nicht geeint gegen die Neofaschisten auftraten, konnte auch der Aufmarsch der Rechten nicht verhindert werden. Während die Nazis unter einem gemeinsamen Bündnis marschieren konnten, zeigten sich die Antifaschisten gespalten. So riefen zwei verschiedene Bündnisse zu jeweils eigenen Demonstrationen auf. Trotz beachtlicher Teilnahme an beiden dieser Kundgebungen, wurde das eigentliche Ziel der antifaschistischen Demonstrationen verfehlt und die Nazis konnten ungestört ihre rechtsextreme Propaganda auf die Straße tragen.
Die Bevölkerung der Stadt Braunau hat ein solches Schicksal wie in Dresden unter keinen Umständen verdient. Der braune Gruselaufmarsch, der von Seiten der rechtsextremen NVP angedroht wird, darf keinesfalls stattfinden!
Das Desaster in Dresden zeigt wieder einmal, dass Antifaschismus keine Parteigrenzen kennen darf! Nur gemeinsam, mit allen Antifaschistinnen und Antifaschisten kann ein deutliches Zeichen gegen heutige rechtsextreme Umtriebe gesetzt werden. Wir ersuchen daher alle Kräfte, die sich für Frieden, Freiheit und Demokratie engagieren, sich am Bündnis der antifaschistischen Demonstration „Vorgestern ist vorbei – Nazi-Aufmarsch verhindern!“ zu beteiligen. Nur in einem breiten und gemeinsamen Bündnis können wir verhindern, dass Rechtsextremisten und Neonazis ihre menschenverachtende Ideologie kundtun. Weder am 18. April in Braunau, noch am 1. Mai in Linz darf den Neonazis die Stadt überlassen werden!
Hier nochmals die wichtigsten Informationen im Ãœberblick:
Antifaschistische Demonstration
„Vorgestern ist vorbei – Nazi-Aufmarsch verhindern!“
Samstag, 18. April 2009, Beginn: 13 Uhr, am Bahnhof Braunau/Inn
Homepage: http://www.naziaufmarsch-verhindern.at.ttDie Auftaktkundgebung findet wie auch schon in den Jahren zuvor traditionell am Bahnhof Braunau statt. Reden verschiedenster Organisationen werden die Kundgebung eröffnen. Danach folgt ein gemeinsamer und friedlicher Demonstrationszug durch Braunau zum Mahnmal vor dem Hitler-Geburtshaus. Im Anschluss an die Kundgebung wird es auch in diesem Jahr wieder eine Diskussionsveranstaltung der KJÖ Braunau geben.
All jene Organisationen, die einen Bus zur antifaschistischen Demonstration nach Braunau organisieren, bitten wir, uns sämtliche Informationen zu schicken (genauer Abfahrtsort und –zeit, dasselbe gilt natürlich auch für die Rückfahrt, Kontaktadressen und ev. Unkostenbeitrag). Diese werden dann auf der Homepage veröffentlicht.
Im Anhang findet sich eine aktuelle Stellungsnahme des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) zur NVP.[file-ebooks#45]