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Von Erika

Kann es einen Weltkrieg in der heutigen Zeit noch geben? Einen dritten Weltkrieg, einen Krieg zwischen imperialistischen Ländern? - Referat von Erika Wehling-Pangerl, Kommunistische Arbeiterzeitung. Gehalten auf der V. Konferenz "Der Hauptfeind steht im eigenen Land", Göttingen, Mai 2013. [ gehe zu Teil II ]

Was ist überhaupt Imperialismus?

Lenin gab eine »Definition des Imperialismus«: »1. Konzentration der Produktion und des Kapitals, die eine so hohe Entwicklungsstufe erreicht hat, daß sie Monopole schafft, die im Wirtschaftsleben die entscheidende Rolle spielen; 2. Verschmelzung des Bankkapitals mit dem Industriekapital und Entstehung einer Finanzoligarchie auf der Basis dieses ›Finanzkapitals‹; 3. der Kapitalexport, zum Unterschied vom Warenexport, gewinnt besonders wichtige Bedeutung; 4. es bilden sich internationale monopolistische Kapitalistenverbände, die die Welt unter sich teilen, und 5. die territoriale Aufteilung der Erde unter die kapitalistischen Großmächte ist beendet. Der Imperialismus ist der Kapitalismus auf jener Entwicklungsstufe, wo die Herrschaft der Monopole und des Finanzkapitals sich herausgebildet, der Kapitalexport hervorragende Bedeutung gewonnen, die Aufteilung der Welt durch die internationalen Trusts begonnen hat und die Aufteilung des gesamten Territoriums der Erde durch die größten kapitalistischen Länder abgeschlossen ist.«1

Über den Platz des Imperialismus in der Geschichte – d.h. wo kommt er her, wo steht er heute und wo geht er hin – schreibt Lenin:
»Das Monopol ist aus Konzentration der Produktion auf einer sehr hohen Stufe der Entwicklung erwachsen. Das sind die Monopolverbände der Kapitalisten, die Kartelle, Syndikate und Trusts.«

»Die Monopole haben in verstärktem Maße zur Besitzergreifung der wichtigsten Rohstoffquellen geführt […]. Die monopolistische Beherrschung der wichtigsten Rohstoffquellen hat die Macht des Großkapitals ungeheuer gesteigert.« »Das Monopol ist aus den Banken erwachsen. Diese haben sich aus bescheidenen Vermittlungsunternehmungen zu Monopolisten des Finanzkapitals gewandelt. 3 bis 5 Großbanken einer beliebigen der kapitalistisch fortgeschrittensten Nationen haben zwischen Industrie- und Bankkapital eine ›Personalunion‹ hergestellt und in ihrer Hand die Verfügungsgewalt über Milliarden und Abermilliarden konzentriert, die den größten Teil der Kapitalien und der Geldeinkünfte des ganzen Landes ausmachen. Eine Finanzoligarchie, die ein dichtes Netz von Abhängigkeitsverhältnissen über ausnahmslos alle ökonomischen und politischen Institutionen der modernen bürgerlichen Gesellschaft spannt: das ist die krasseste Erscheinungsform dieses Monopols.« »Das Monopol ist aus der Kolonialpolitik erwachsen. Den zahlreichen ›alten‹ Motiven der Kolonialpolitik fügte das Finanzkapital noch den Kampf um Rohstoffquellen hinzu, um Kapitalexport, um ›Einflusssphären‹ – d.h. um Sphären für gewinnbringende Geschäfte, Konzessionen, Monopolprofite usw. – und schließlich um das Wirtschaftsgebiet überhaupt.«2

Weiter führt Lenin aus, dass »die Verschärfung der Gegensätze« die »mächtigste Triebkraft der geschichtlichen Übergangsperiode« ist, »die mit dem endgültigen Sieg des internationalen Finanzkapitals ihren Anfang genommen hat.«3 Der Imperialismus ist parasitärer, in Fäulnis begriffener Kapitalismus.4 Der Kapitalismus wächst immer schneller, aber das Wachstum wird immer ungleichmäßiger.5 Durch die Bestechung einzelner Schichten der Arbeiter sichert das Finanzkapital seine Herrschaft. Schnelles Wachstum des Opportunismus ist »keineswegs eine Garantie für seinen dauernden Sieg, wie auch die schnelle Entwicklung eines bösartigen Geschwürs an einem gesunden Organismus nur das Aufbrechen des Geschwürs, die Befreiung des Organismus von diesem beschleunigen kann«.6 Der Imperialismus ist ein Übergangskapitalismus, ein sterbender Kapitalismus.7

Es handelt sich um einen gigantischen Fortschritt bei der Vergesellschaftung der Produktion8 bei weiterhin privater Aneignung. Lenin dazu: »Wenn aus einem Großbetrieb ein Mammutbetrieb wird, der planmäßig, auf Grund genau errechneter Massendaten, die Lieferung des ursprünglichen Rohmaterials im Umfang von zwei Dritteln oder drei Vierteln des gesamten Bedarfs für Dutzende von Millionen der Bevölkerung organisiert; wenn die Beförderung dieses Rohstoffs nach den geeignetsten Produktionsstätten, die mitunter Hunderte und Tausende Meilen voneinander entfernt sind, systematisch organisiert wird; wenn von einer Zentralstelle aus alle aufeinanderfolgenden Stadien der Verarbeitung des Materials bis zur Herstellung der verschiedenartigsten Fertigprodukte geregelt werden; wenn die Verteilung dieser Produkte auf Dutzende und Hunderte von Millionen Konsumenten nach einem einzigen Plan geschieht (Petroleumabsatz in Amerika wie in Deutschland durch den amerikanischen ›Petroleumtrust‹) – dann wird es offensichtlich, dass wir es mit einer Vergesellschaftung der Produktion zu tun haben und durchaus nicht mit einer bloßen ›Verflechtung‹; dass privatwirtschaftliche und Privateigentumsverhältnisse eine Hülle darstellen, die dem Inhalt bereits nicht mehr entspricht und die daher unvermeidlich in Fäulnis übergehen muss, wenn ihre Beseitigung künstlich verzögert wird, eine Hülle, die sich zwar verhältnismäßig lange in diesem Fäulniszustand halten kann (wenn schlimmstenfalls die Gesundung von dem opportunistischen Geschwür auf sich warten lassen sollte), die aber dennoch unvermeidlich beseitigt werden wird.«9

Es geht also nicht nur um die Widersprüche des Imperialismus, sondern durch das Monopol auch um die materielle Vorbereitung einer kommunistischen Gesellschaftsordnung. Solange das aber nicht erreicht ist, solange, wie Lenin sagt, »das Privateigentum an den Produktionsmitteln besteht, (sind) imperialistische Kriege absolut unvermeidlich«10.

Und warum ist das so? Dazu Lenin: »Es fragt sich, welches andere Mittel konnte es auf dem Boden des Kapitalismus geben außer dem Krieg, um das Missverhältnis zwischen der Entwicklung der Produktivkräfte und der Akkumulation des Kapitals einerseits und der Verteilung der Kolonien und der ›Einflusssphären‹ des Finanzkapitals anderseits zu beseitigen?«11 Das ist also der Widerspruch, um den es in imperialistischen Kriegen geht. Er äußert sich z. B. in dem permanenten Problem des deutschen Imperialismus, das F.J.Strauß einmal so benannte, dass der ökonomische Riese Deutschland kein politischer Zwerg bleiben dürfe.

Diese zwischenimperialistischen Widersprüche haben sich enorm verschärft, als ein großer Teil des gemeinsamen Feindes der Imperialisten, der Sozialismus in Europa, weggefallen war. Zugleich hatte der deutsche Imperialismus sein Territorium vergrößert durch Einverleibung der DDR. Die Karten wurden völlig neu gemischt, in Europa und im Verhältnis zum US-Imperialismus.

Das sind also die Konstellationen, die den imperialistischen Krieg hervorbringen. Und nun zu der Friedensillusion, bei deren Schilderung im Folgenden weitgehend (bis auf eine Ausnahme bei einem längeren Zitat) auf die Nennung von Namen der Urheber irgendwelcher Theorien verzichtet wird. Der Grund ist, dass es in der heutigen sehr zersplitterten Situation der Kommunisten und der gesamten Linken in der Regel nicht gerade günstig ist, einzelne Personen herauszustellen, da die dahintersteckenden Ideologien sich auf sehr breite Kreise verteilen und Angriffe auf einzelne Personen oder Organisationen in den heutigen Auseinandersetzungen eher von der Sache ablenken, als dass sie ihr nützen. Die Begrifflichkeiten der heutigen Friedensillusionen sind etwas verwirrend, und die verschiedenen Vertreter dieser »Theorien« sich wohl selber nicht ganz einig. So gibt es zum Beispiel bei einem Autor die Unterscheidung zwischen globalem Kapitalismus, der offenbar alles umfasst, während der kollektive Imperialismus als Hauptkomponenten die USA, die EU und Japan umfasst. Im Ergebnis ist das allerdings kein großer Unterschied.

Kautskys Friedensillusion

Die sogenannte Ultraimperialismus-Theorie wurde im 1. Weltkrieg populär, auch unter Linken. Sie besagt, dass die Entwicklung zu weltweiten Kartellen und Trusts zu einer friedlichen Entwicklung des Imperialismus führen wird. Sie ist mit dem Namen Kautsky verbunden, wobei bürgerliche Schriftsteller dem Inhalt nach diese Gedanken schon Jahre vor dem 1. Weltkrieg entwickelt hatten. So hatte der britische Publizist J. A. Hobson 1902 geschrieben: »Das Christentum, das sich so auf wenige große föderative Reiche ausgebreitet hat, von denen jedes eine Reihe von unzivilisierten Kolonien und abhängigen Ländern beherrscht, erscheint vielen als höchst gesetzmäßige Entwicklung der Tendenzen der Gegenwart, und dazu als eine Entwicklung, die am ehesten einen dauernden Frieden auf der festen Grundlage des Interimperialismus erhoffen läßt.«12

Sehr ähnlich klingt das, was Kautsky dann im Jahr 1915 veröffentlicht hat: »… ob es nicht möglich sei, dass die jetzige imperialistische Politik durch eine neue, ultraimperialistische verdrängt werde, die an Stelle des Kampfes der nationalen Finanzkapitale untereinander die gemeinsame Ausbeutung der Welt durch das international verbündete Finanzkapital setzte. Eine solche neue Phase des Kapitalismus ist jedenfalls denkbar. Ob auch realisierbar, das zu entscheiden fehlen noch die genügenden Voraussetzungen.«13

Lenin hat diese Friedensillusion scharf kritisiert. Er schrieb: »Kautsky hat also Ultraimperialismus oder Überimperialismus das genannt, was Hobson 13 Jahre früher Interimperialismus oder Zwischenimperialismus nannte. Außer der Erfindung eines neuen hochgelahrten Wörtchens mittels Ersetzung einer lateinischen Vorsilbe durch eine andere besteht der Fortschritt des ›wissenschaftlichen‹ Denkens bei Kautsky nur in der Anmaßung, etwas als Marxismus auszugeben, was Hobson im Grunde genommen als Heuchelei englischer Pfaffen bezeichnet. Nach dem Burenkrieg war es für diesen hochehrwürdigen Stand ganz natürlich, seine Bemühungen hauptsächlich auf die Vertröstung der englischen Kleinbürger und Arbeiter zu richten, die in den südafrikanischen Schlachten nicht wenige Tote verloren hatten und die Sicherung der erhöhten Profite der englischen Finanzleute mit erhöhten Steuern bezahlen mussten. Und welche Vertröstung hätte besser sein können als die, dass der Imperialismus gar nicht so schlimm sei, dass er sich dem Inter- (oder Ultra-)imperialismus nähere, der dauernden Frieden zu gewährleisten imstande sei? Was immer auch die wohlgemeinten Absichten der englischen Pfaffen oder des süßlichen Kautsky sein mögen, der objektive, d. h. wirkliche soziale Sinn seiner ›Theorie‹ ist einzig und allein der: eine höchst reaktionäre Vertröstung der Massen auf die Möglichkeit eines dauernden Friedens im Kapitalismus, indem man die Aufmerksamkeit von den akuten Widersprüchen und akuten Problemen der Gegenwart ablenkt auf die verlogenen Perspektiven irgendeines angeblich neuen künftigen ›Ultraimperialismus‹. Betrug an den Massen und sonst absolut nichts ist der Inhalt von Kautskys ›marxistischer‹ Theorie.

In der Tat, es genügt, allgemein bekannte, unbestreitbare Tatsachen einander gegenüberzustellen, um sich davon zu überzeugen, wie verlogen die Perspektiven sind, die Kautsky den deutschen Arbeitern (und den Arbeitern aller Länder) weiszumachen sucht. Man nehme Indien, Indochina und China. Bekanntlich werden diese drei kolonialen und halbkolonialen Länder mit einer Bevölkerung von 600-700 Millionen Menschen vom Finanzkapital einiger imperialistischer Mächte – Englands, Frankreichs, Japans, der Vereinigten Staaten usw. – ausgebeutet. Angenommen, diese imperialistischen Staaten schlössen Bündnisse, ein Bündnis gegen ein anderes, um ihren Besitz, ihre Interessen und ›Einflusssphären‹ in den genannten asiatischen Staaten zu behaupten oder auszudehnen. Das wären ›interimperialistische‹ oder ›ultraimperialistische‹ Bündnisse. Angenommen, sämtliche imperialistischen Mächte schlössen ein Bündnis zur ›friedlichen‹ Aufteilung der genannten asiatischen Länder – das wäre ein ›international verbündetes Finanzkapital‹. Es gibt in der Geschichte des 20. Jahrhunderts faktische Beispiele eines derartigen Bündnisses, z.B. im Verhalten der Mächte zu China. Es fragt sich nun, ist die Annahme ›denkbar‹, dass beim Fortbestehen des Kapitalismus (und diese Bedingung setzt Kautsky gerade voraus) solche Bündnisse nicht kurzlebig wären, dass sie Reibungen, Konflikte und Kampf in jedweden und allen möglichen Formen ausschließen würden?

Es genügt, diese Frage klar zu stellen, um sie nicht anders als mit Nein zu beantworten. Denn unter dem Kapitalismus ist für die Aufteilung der Interessen- und Einflusssphären, der Kolonien usw. eine andere Grundlage als die Stärke der daran Beteiligten, ihre allgemeinwirtschaftliche, finanzielle, militärische und sonstige Stärke, nicht denkbar. Die Stärke der Beteiligten aber ändert sich ungleichmäßig, denn eine gleichmäßige Entwicklung der einzelnen Unternehmungen, Trusts, Industriezweige und Länder kann es unter dem Kapitalismus nicht geben. Vor einem halben Jahrhundert war Deutschland, wenn man seine kapitalistische Macht mit der des damaligen Englands vergleicht, eine klägliche Null; ebenso Japan im Vergleich zu Rußland. Ist die Annahme ›denkbar‹, dass das Kräfteverhältnis zwischen den imperialistischen Mächten nach zehn, zwanzig Jahren unverändert geblieben sein wird? Das ist absolut undenkbar.

›Interimperialistische‹ oder ›ultraimperialistische‹ Bündnisse sind daher in der kapitalistischen Wirklichkeit, und nicht in der banalen Spießerphantasie englischer Pfaffen oder des deutschen ›Marxisten‹ Kautsky, notwendigerweise nur ›Atempausen‹ zwischen Kriegen – gleichviel, in welcher Form diese Bündnisse geschlossen werden, ob in der Form einer imperialistischen Koalition gegen eine andere oder in der Form eines allgemeinen Bündnisses aller imperialistischen Mächte. Friedliche Bündnisse bereiten Kriege vor und wachsen ihrerseits aus Kriegen hervor, bedingen sich gegenseitig, erzeugen einen Wechsel der Formen friedlichen und nicht friedlichen Kampfes auf ein und demselben Boden imperialistischer Zusammenhänge und Wechselbeziehungen der Weltwirtschaft und der Weltpolitik. Der neunmalweise Kautsky aber trennt, um die Arbeiter zu beschwichtigen und sie mit den zur Bourgeoisie übergegangenen Sozialchauvinisten auszusöhnen, ein Glied der einheitlichen Kette vom anderen, trennt das heutige friedliche (und ultraimperialistische, ja sogar ultra-ultraimperialistische) Bündnis aller Mächte zur ›Befriedung‹ Chinas (man denke an die Niederwerfung des Boxeraufstands) von dem morgigen nicht friedlichen Konflikt, der übermorgen wiederum ein ›friedliches‹ allgemeines Bündnis zur Aufteilung, sagen wir, der Türkei vorbereitet, usw.usf. Statt des lebendigen Zusammenhangs zwischen den Perioden des imperialistischen Friedens und den Perioden imperialistischer Kriege präsentiert Kautsky den Arbeitern eine tote Abstraktion, um sie mit ihren toten Führern auszusöhnen.«14

Ein Bestandteil der Ultraimperialismus-Theorie ist der Trugschluss, dass die Imperialisten hauptsächlich unentwickelte Länder annektieren, so dass eine friedliche Phase der »gemeinsamen Ausbeutung der Welt durch das international verbündete Finanzkapital« der kriegerischen Auseinandersetzung folgen kann. Lenin dazu:

»Für den Imperialismus ist gerade das Bestreben charakteristisch, nicht nur agrarische Gebiete, sondern sogar höchst entwickelte Industriegebiete zu annektieren (Deutschlands Gelüste auf Belgien, Frankreichs auf Lothringen), denn 1. zwingt die abgeschlossene Aufteilung der Erde, bei einer Neuaufteilung die Hand nach jedem beliebigen Land auszustrecken, und 2. ist für den Imperialismus wesentlich der Wettkampf einiger Großmächte in ihrem Streben nach Hegemonie, d. h. nach der Eroberung von Ländern, nicht so sehr direkt für sich als vielmehr zur Schwächung des Gegners und Untergrabung seiner Hegemonie (für Deutschland ist Belgien von besonderer Wichtigkeit als Stützpunkt gegen England; für England Bagdad als Stützpunkt gegen Deutschland usw.)«.15

Die Annexionen sind also ein Kampfmittel der Imperialisten untereinander, sie dienen nicht der Abschwächung, sondern der Verschärfung der Widersprüche. Denken wir nur an die Monate, in denen die Einverleibung der DDR international vorbereitet wurde: Die USA halfen dem deutschen Imperialismus, der britische Imperialismus versuchte das Ganze zu verhindern, der französische Imperialismus schwankte hin und her. Der deutsche Imperialismus spielte alle gegeneinander aus und erwies sich in den nächsten Jahren als äußerst undankbar gegenüber dem US-Imperialismus. Die zwischenimperialistischen Widersprüche verschärften sich drastisch. Dass diese Widersprüche innerhalb des Imperialismus letztlich nur durch Krieg gelöst werden können, stellt Lenin so dar: »Bieten uns die internationalen Kartelle, die Kautsky Keime des ›Ultraimperialismus‹ zu sein scheinen […], etwa nicht ein Beispiel der Aufteilung und Neuaufteilung der Welt, des Übergangs von friedlicher Aufteilung zu nicht friedlicher und umgekehrt? Nimmt das amerikanische und sonstige Finanzkapital, das bisher unter Beteiligung Deutschlands, sagen wir im internationalen Schienenkartell oder in dem internationalen Trust der Handelsschiffahrt, die ganze Welt friedlich aufgeteilt hat, jetzt etwa nicht eine Neuaufteilung der Welt auf Grund neuer Kräfteverhältnisse vor, die sich auf ganz und gar nicht friedlichem Wege verändert haben?

Das Finanzkapital und die Trusts schwächen die Unterschiede im Tempo des Wachstums der verschiedenen Teile der Weltwirtschaft nicht ab, sondern verstärken sie. Sobald sich aber die Kräfteverhältnisse geändert haben, wie können dann unter dem Kapitalismus die Gegensätze anders ausgetragen werden als durch Gewalt?«16


Anmerkungen:
1 Lenin, Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, LW Bd.22, S.270f. Dieses Buch wurde 1916 geschrieben. Natürlich sind da sozialistische Länder noch nicht dabei. Und das ist auch erst mal eine nur ökonomische Definition. Lenin selbst sagte dazu, solche Definitionen sind unzureichend, aber auch nützlich (und als nützlich hat sich diese Definition auch erwiesen).
2 ebenda, S.304 f.
3 ebenda
4 ebenda
5 ebenda, S.306
6 ebenda, S.306 f.
7 ebenda, S.307
8 ebenda, S.308
9 ebenda
10 ebenda, S.194
11 ebenda, S.280, Hervorhebung von Lenin
12 zitiert nach Lenin, Imperialismus, a.a.O., S.299
13 ebenda
14 ebenda, S.299ff., Hervorhebungen von Lenin
15 ebenda, S.273, Hervorhebungen von Lenin
16 ebenda, S.278, Hervorhebungen von Lenin



 
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