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geduldete Großkundgebung mit pazifistischer Zielsetzung... |
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Deutschland hat bekanntlich nicht am Irak-Krieg teilgenommen. Das hat Gerhard Schröder 2002 die Kanzlerschaft gerettet; einigen hunderttausend deutschen Schülern einen Tag schulfrei zugunsten der staatlich verordneten Anti-Kriegs-Demos beschert und ist bis heute ursächlich für so manche, inzwischen leicht angefledderte "Pace"-Regenbogenfahne im Fenster von Studenten-WGs verantwortlich.
Krieg führen, das tun die anderen. Der schießwütige Cowboy aus Texas, kleines Hirn, großer Colt. Deutschland nicht. Und hätten die USA auf uns gehört, sie hätten sich 'ne Menge Ärger ersparen können. Kommt halt davon.
Natürlich führen wir auch Krieg. In Jugoslawien 1999, noch immer in Afganistan, ein nächstes Ziel wird sich finden lassen. Aber vergleichbar ist das freilich nicht. Denn wir kämpfen für Menschenrechte, verteidigen uns am Hindukusch und verhindern ein zweites Auschwitz auf dem Amselfeld. Uneigennützig, aufopferungsvoll, ausdergeschichtegelernt.
Ist ja auch klar - Deutschland hätte es wenig gebracht, im Irak einzumarschieren: Mit Saddam waren wir durch lukrative Verträge liiert; eine deutsche Beteiligung am Sturz des Diktators hätte uns außer Zinksärgen nicht viel gebracht: Regime futsch, Verträge futsch, und nix gewonnen.
Denn so oder so: ein besetzter Irak wäre US-Einflußzone gewesen; auch wenn 500 Bundeswehrsoldaten dazwischen rumgestanden hätten. Und obendrein: die arabische Bevölkerung, bei der Deutschland ganz traditionell aus synchron gelagerten Motiven - Vernichtung des Judentums - in hohem Kurs steht, wäre uns womöglich abspenstig geworden. "Deutschland, der Freund aller Muslime" - Wilhelm zwo hat das mal gesagt, und so ist es heute noch, wenn diese Muslime nicht gerade in den Gettos deutscher Städte hausen.
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...und natürlich wieder die Wallstreet und die US-Konzerne. Da werden sie hellhörig, die Deutschen! |
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"Blut für Öl", das ist das Ziel der Amis, der Ölkonzerne und der Wall-Street - so ist es uns seit dem ersten Golfkrieg eingetrichtert worden. "Kein Blut für Öl", das war der bis zur Schmerzgrenze penetrierte Slogan der staatlich geduldeten Kriegsgegner, die man zu Jugoslawien-Kriegszeiten nicht gesehen hatte. Und die sicherlich auch beim nächsten Krieg unter deutscher Beteiligung anderes zu tun haben, als sich unter dümmlichen Slogans die Beine in den Bauch zu stehen.
Dümmlich? Mehr als das. Denn "Kein Blut für Öl" ist nicht ohne Grund ein Spruch, unter dem sich locker auch so manche stramme Faschisten einreihen können. Erfunden hat ihn ein gewisser Anton Zischka, seines Zeichens NS-Wirtschaftsschriftsteller mit Kultstatus in den 40ern, der ihn in der zweiten Auflage seines ursprünglich 1939 geschriebenen Buches "Ölkrieg" popularisierte. Großraumpolitik für die Jüngsten.
Öl, das ist der Saft, mit dem die jüdisch-plutokratische Internationale spekuliert. Und den Deutschland nicht hat. Jedenfalls nicht genug: bis nach Stalingrad mussten wir unsere Armeen treiben, da die Wallstreetspekulanten und ihre US-Armeen und britischen Kolonialtruppen den arabischen Raum okkupiert haben. Das sehen viele hier bis heute nicht anders, denn im Ölgeschäft hat die drittplatzierte ökonomische Macht der Erde bis heute nicht viel mitzureden. Wir sind "abhängig": von Rußland, von der OPEC. Und wir freuen uns, wenn ein US-boykottierter Diktator mit uns Vorzugsgeschäfte macht. Das spart Geld, das bringt Geld.
Schon die Nazis hatten an der deutschen Ölknappheit zu leiden. Und Anton Zischka, ein guter Freund deutscher großindustrieller Kreise wie der IG Farben, hatte auch eine Lösung: synthetisches Öl aus Kohle. Davon gibt's genug bei uns und in schwächeren Nachbarländern.
Die erste Anlage für synthetische Ölgewinnung wurde denn auch im Faschismus errichtet - in Auschwitz übrigens.
Deutschland hat sich also auch diesmal, notgedrungen, "rausgehalten". Die politische Lebenslüge der Blutrot-Olivgrünen, die noch ohne jegliche Hemmungen drei Jahre vorher deutsche Flieger in Jugoslawien Kindergärten, Brücken und Krankenhäuser in Schutt und Asche bomben ließen, verschaffte ihnen ungeheure Sympathien in der kleinbürgerlichen Linken: wir haben aus der Geschichte gelernt! Vom einstigen Kriegstreiber zum Mahner und Warner, das fühlt sich verdammt moralisch an.
Und es ist nicht schwer, gegen einen Krieg zu sein, wenn er a) ein Land betrifft, das uns viel Nutzen brachte und b) von einem globalen Konkurrenten geführt wird. Ändern kann man von hier sowieso nichts; und ohne Handlungszwang schreit es sich gleich doppelt so gut.
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© by der SPIEGEL |
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SPIEGEL-Titelbild 3/2000 |
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Und nun der große Schock: BND-Skandal im Irak! War Deutschland etwa doch dabei, wie der "Spiegel" argwöhnisch raunt? Haben deutsche Agenten den Amis die Zielkoordinaten vorgegeben? Die Friedensmacht, ein Handlanger!? Alle Demos umsonst?!?
Natürlich nicht. Aber sehr plastisch zeigt sich wiedereinmal, dass es sie gibt, die "dunklen Seiten der Macht", wie unser neuer Außenminister Steinmeier zu sagen pflegt. Der Mann muss es wissen.
Ein dichtes Knäuel an Gerüchten, Geschichten und Halbwissen umgibt den ganzen Fall. Schon in der Entführungsgeschichte Osthoff kamen erste Mutmaßungen auf, was die deutsche Archäologin in der BND-Residenz in Bagdad so alles getrieben haben könnte. Spätestens nach ihrem Fernsehinterview zeigte sich wieder einmal, dass deutsche Geheimdienste wirklich erstmal jeden nehmen.
Und nun die beiden BND-Männer aus Bagdad, die ihre geheime Mission angeblich auf ihrer privaten Web-Homepage versehentlich ausplauderten: Was auch immer sie zwischen Eufrat und Tigris auch gemacht haben, eines sicherlich nicht: für die USA gearbeitet. Diese beiden Herren arbeiten für Deutschland. Und wenn es Deutschland etwas bringt, Nachrichtenoffiziere in den Irak zu schicken und dort während des Krieges zu halten, dann beweist dies erstmal nur zweierlei: die Irakis werden sie nicht ohne Grund geduldet haben (wie war das noch mit dem "Freund aller Muslime"..?). Und Kenntnis der Vorgänge dort, wenn ansonsten nur die US-Armee weiß, was geschieht, schadet auch nicht. Deutschland hatte schließlich eine Menge zu verlieren.
So hart es auch klingt: es wird Zeit, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass wir es weniger mit den bösen Amis zu tun haben, als mit Kräften im eigenen Land, die nur aus einem einzigen Grund keine Kriege in der Größenordnung des Angriffes auf den Irak führen: weil sie es (noch) nicht können.
Und anfreunden sollte man sich auch gleich mit der Erkenntnis, dass oftmals sicher ehrlich und aufrichtig gemeinter deutscher Protest gegen Kriege, die von einem anderen Kontinent auf noch einem anderen geführt werden, die Welt nicht ändert. Der Hauptfeind steht im eigenen Land.
Ich bin mal gespannt, wie viele Gesichter von den Anti-Irak-Kriegsdemos ich auf der nächsten Demonstration gegen deutsche Kriegsführung wiedererkenne. Der Anlaß wird kommen.