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ein "aufgepepptes" Göttinger Ortsschild
Am 29.10.2005 - Ausnahmezustand in Göttingen. Die faschistische NPD mobilisiert zu einem Aufmarsch, antifaschistische Gegeninitiativen unter breiter Einbeziehung des bürgerlichen Lagers beteiligen sich an Gegenveranstaltungen.
Alle Versuche, die Nazidemo bereits im Vorfeld zu verhindern, scheiterten - maßgeblich an der Nachgiebigkeit der Stadt Göttingen unter dem CDU-Bürgermeister Danielowski, die auf eine Klage gegen die Nazidemo großzügig verzichteten. Am 29.10. kommen die Faschisten also und werden von einem riesigen Polizeiaufgebot vor mindestens 5000 Gegendemonstranten geschützt. Wie es im Verlauf der Demo weiter lief, berichten verschiedene Teilnehmer der Etappen der Demonstration.




Bericht 1:

Hallo zusammen, wollte mal eine kleine Zusammenfassung aus meiner Sicht des heutigen Tages in Göttingen geben. Da auch einige ehemalige Göttinger mitlesen, füge ich ein paar Straßenangaben ein, die natürlich Ortsfremde nicht interessieren. Ich muss vorweg schicken, dass ich mit meiner Familie nur am sogenannten friedlichen Teil teilgenommen habe und den Rest aus anderen Quellen zusammengesucht habe. Aber dennoch, das NDR-Regionalfernsehen hat es gerade auch nochmal bestätigt: Insgesamt ein voller Erfolg !

Aber der Reihe nach:
Die nazis sind erst spät zu sehen (12-19 Uhr war angemeldet). maximal 300 nazis, 4000 bullen aus 9 Bundesländer (besonders eklig, die ihre wanne mit bayern-, und thürigenfahnen ausgekleidet hatten). und insgesamt bestimmt mindestens 4000 unterschiedliche Antifaschistinnen und antifaschisten.

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Große Bündnisdemo in der Göttinger Innenstadt
Gegen halb zwölf vereinigen sich die bis dahin zwei demos (eine vom DGB+vielen anderen gruppen und eine "autonome", die in der goetheallee schon ein paar stunden mehr oder weniger rumstand (autonom in anführungszeichen, weil so autonom wie vor jahren ist das ja klassischerweise auch nicht mehr). also einmal durch die innenstadt, gemeinsam und groß. Am ende der fußgängerzone (weender str., Gothaer Haus), teilt man sich dann, ein teil nach links zum DGB zur kundgebung (vielleicht 1500), der rest über den botanischen garten und seitenstrassen zum weender tor. Die nazis hatten ja eine route von 7 kilometern genehmigt bekommen, vorbei unter anderem am platz der bücherverbrennung usw., eine riesen-runde quer durchs ostviertel (was natürlich andererseits auch fast schon wieder etwas hat, wenn man überlegt, das sie letztes mal vor drei jahren durch die weststadt (Arbeiter- und ausländerviertel) wollten und so wenigstens die bürger und kleinbürger mal den anblick hätten erleben können. will damit eigentlich nur sagen, dass ich diese route der nazis nicht verstanden habe, hängt wohl immer noch mit dem ihrer ansicht nach status der "roten frontstadt" göttingens zusammen. gegen 12.00Uhr müssen sie also losgegangen sein und kamen eben vielleicht 400 meter bis zum weender tor. dort sitzblockade von 1.000 leuten, die immer wieder bedroht wird mit räumung, wasserwerfereinsatz usw. nun ist es mindestens schon 13.00 Uhr. während diese blockade die polizeikräfte offensichtlich komplett bindet, werden in kurzer zeit in humboldtallee und kreuzbergring (die nächsten straßen, durch die die nazis wollten), an insgesamt 6 stellen mindestens 30-50 mülleimer, biotonnen (viel trockenes laub zur zeit), altpapiercontainer, bauholz usw. angesteckt, offensichtlich wird niemand dabei verhaftet, die polizei erklärte jedenfalls, sie wäre davon total überrascht worden. hat wohl nicht wenig gequalmt.

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© by R. Neubauer Großbildansicht 17.jpg (59.3 KB)
Bündnisdemo
so werden die nazis von ihrer ursprünglich geplanten route abgebracht über die weender landstrasse abgeführt. die polizei erklärt, dass die strecke nicht durchführbar ist und sie die nazis über die güterbahnhofstrasse zum schützenplatz bringen will. also insgessamt waren die da noch keinen kilometer gelaufen. an der kreuzung weender landstrasse/ Kreuzbergring standen die nazis dann wohl ewig, von polizei stark und dicht geschützt, viele antifas in der nähe, es fliegen flaschen, steine, eier, aus den häusern auch wasserbomben, scheiße (!) und was so rumliegt. die nazis fordern dann die polizei auf härter gegen die antifas vorzugehen und -zumindest im zeitlichen zusammenhang- tut sie das dann auch. es gibt so einige prügelorgien, aber dann beruhigt es sich wieder. die nazis lösen verärgert die demo "aus protest" auf und gehen dann aber über güterbahnhofstrasse, am idunazentrum (also eine kleine seitenstrasse) vorbei wieder zurück zur berliner strasse, wo sie vor zwei stunden herkamen und ab und zurück zum bahnhof nach hause !

Angesichts dessen, dass sie nur wenige hundert meter in göttingen bis zur umkehr geschafft haben und von 7 kilometer route nur 400 meter, kann man wohl sagen, dass der aufmarsch praktisch verhindert wurde. Auch wollte der aufällig reaktionäre CDU-Innenmister hier offensichtlich für göttingen ein zeichen setzen. Es gab keinerlei formale juristische versuche der Stadtverwaltung, hier irgendwie einzuschränken und statt dessen hatten sie diese riesenroute genehmigt. Das alles wurde durch den protest verhindert. Warum allerdings knapp 4.000 Bullen nicht mitkriegen, wenn auf der geplanten Demoroute 50 mülleimer angesteckt werden, bleibt etwas rätselhaft, es war aber so!


Bericht 2:

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© by secarts Großbildansicht bild00002.jpg (40.7 KB)
eine brennende Barrikade
Nach einigen Unklarheiten im Vorfeld (insb. das zunächst am Bahnhof geplante und später verschobene "Frühstück gegen Rechts" betreffend) startete die Demo verspätet - am Bahnhof, und nicht am "Platz der Synagoge". Dort sollten die Faschisten sich am Bahnhofsvorplatz sammeln und auch mit ihrer Kundgebung starten; bis 12 tat sich allerdings nichts dergleichen. Anscheinend bereits in Hannover wurden sie am Bahnhof von starken antifaschistischen Kräften blockert und konnten erst eine Stunde später als geplant nach Göttingen einrücken.
Als die Nazis dort ankamen, hatte sich der große Gegendemonstartionszug bereits auf den Weg gemacht, und zwar in Richtung Süden. Eine kleinere Gruppe von ca. 500 Leuten ging nicht mit und blockierte stattdessen das Weender Tor, dort führte die Naziroute lang und sollte auch die erste Nazikundgebung stattfinden.

Aus dem großen Demonstrationszug lößten sich immer wieder kleinere Grüppchen, die nach dem umgehenden Gerücht der Blockierung des Weender Tores lieber dort teilnehmen wollten - von dieser Absetzbewegung sowie der Teilung der Demo war die Polizei augenscheinlich völlig überfordert. Das Weender Tor wurde geräumt, wobei die Polizei ihre "Deeskalationstaktik" mehr und mehr in den Hintergrund rücken ließ; die Nazis marschierten bis zum Weender Tor und hielten sich dort längere Zeit auf und brüllten durch ihre Lautsprecher.
Gleichzeitig gingen entlängs der weiter geplanten Route der Nazidemo in beinahe 50-Meter-Abständen mehr oder weniger große Barrikaden in Flammen auf - Polizei war dort keine zu sehen, anscheinend gab es massivste Konfusion unter den Freunden und Helfern. Stück für Stück arbeitete sich die Polizei dann gegen die nun immer heller und größer brennenden Barrikaden vor; da hinter diesen nicht einmal Zivilpolizisten oder Streifen unterwegs waren, hatten sie ganz eindeutig null Informationen über die Vorgänge hinter den brennenden Barrikaden und mussten zunächst mit Spähtrupps, die rollkommandoartig hinter die Barrikaden stürmten, die Lage klären. Ihnen folgten Feuerlöscher, Wasserwerfer und Hundertschaften. Das alles erfordert so seine Zeit - bei ca. 30 Barrikaden dauerte dies gehörig.

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© by secarts Großbildansicht bild00004.jpg (41.7 KB)
brennende Barrikaden Kreuzbergring/Goslerstraße
Über den Stand und die Vorgänge in der Nazidemo war nur wenig mitzukriegen; irgendwann drang das Gerücht durch, die Nazis hätten endgültig ihre (nicht mehr zu sichernde, weil rechtsfreier Raum gewordene) Route verlassen.
Die Polizei versuchte nun mit sich steigernder Härte, die Barrikaden aus dem Weg zu räumen und drückte mit immer mehr Kräften vor - gleichzeitig versuchten die Antifaschisten, zu den vermuteten neuen Strecken der Nazidemo zu gelangen.
Die Nazis selbst hatten - ob auf eigene Bitte oder Drängen der überforderten Polizei, weiß ich nicht - ihre Demonstration unterdessen abgeblasen. Ein "geordneter Rückzug" setzte über den "Bartholomäus-Friedhof" und die Weender Landstraße, hinter dem Idunazentrum bis zum Bahnhof ein - um 16 Uhr waren die Faschisten wieder aus Göttingen verschwunden; die Jagd der Polizei auf Antifaschisten hielt noch einige Stunden an.

Das Ende vom Lied:
- Die Nazis kamen zu spät, schafften nur einige hundert Meter und haben wohl einen ganz anständigen Hagel aus den Fenstern der Anwohner abbekommen; der Gegendemonstration gelang es, die Faschisten wenn schon nicht im Vorfeld ganz zu hindern, so doch immerhin kurz nach Beginn ihrer Veranstaltung aus Göttingen zu vertreiben.
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© by secarts Großbildansicht bild00005.jpg (43.5 KB)
die Polizei greift an
- ca. 230 Faschisten, ca. 4000 Polizeibeamte, über 5000 (so das "Göttinger Tageblatt"; andere Quellen sprechen von über 6000) Gegendemonstranten - die Zahlen sprechen für sich!
- Sichtlich überfordert waren die massiv vorhandenen Polizeikräfte, die wohl keine solche Gegenwehr mehr aus Göttingen erwartet hatten. Die Polizei hat Gebiete der Stadt, die bereits um 08.00 Uhr morgens völlig kontrolliert wurden, binnen weniger Stunden völlig geräumt, um sie später mühsam Barrikade für Barrikade zurückzuerkämpfen.
- die Polizei ging schnell von ihrer "Deeskalationsstrategie" ab, das Resultat des streckenweise brutalen Polizeieinsatzes mit Hundestaffeln, Wasserwerfern und Reizgas: über 60 Verletzte (davon laut Polizeiangaben 14 Beamte und 14 Unbeteiligte), 44 Verhaftungen (bis jetzt; die Rollkommandos sind noch unterwegs).
- und last, but not least: noch nach 19 Uhr soll es zur vollständigen "Entglasung" zweier faschistischer Burschenschaften in Göttingen (u.a. der "Holzminda") gekommen sein - als eine Art "after-Demo-Party"...


Bericht 3:

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und es brennt schon wieder...
Dann will auch ich mal meine Eindrücke und Gedanken zur NPD-Demo beschreiben. Erstmal ist die Demo auf alle Fälle als Erfolg zu werten, die Göttinger haben nicht nur den Faschos, sondern auch der Stadtregierung gezeigt auf welcher Seite das politische Allgemeininteresse steht, ganz in der göttinger Tradition. Dass die Demo überhaupt anlaufen konnte ist jedoch schon als Armutszeugnis zu werten; eine Stadtregierung, die so unverantwortlich entscheidet, und sei es noch so sehr "im Einklang mit dem Grundgesetz", gehört von einem Großteil der göttinger Bewohnerschaft aufs Stärkste kritisiert und am besten sofort des Amtes enthoben. Nun, es gab zumindest Klagen, diese verliefen wie zu erwarten im Sand; es wurden minimale Zugeständnisse gemacht und die Demo wurde auf eine sieben Kilometer langen Strecke durch Unigelände und Wohngebiete gelegt. Dass dies NICHT im Interesse der Bewohner war, hat Göttingen entsprechend gezeigt; brennende Barrikaden auf den Straßen, größere Sitzblockaden, Stürme auf die Einsatzfarhzeuge, ein gigantischer Menschenstrom mit provokativen Fahnen, Plakaten und sogar einem lautsprecherbewehrten Wagen symbolisierten die Unzufriedenheit. Und das mit Erfolg! Trotz eines enormen Polizeiaufgebotes musste die NPD zähneknirschend ihre Demo nach gerademal einer von Pfiffen und Buhrufen unhörbar gemachten Kundgebung und einer 800 Meter kurzen Kriecherei innerhalb des grünen Kessels der Staatsgewalt abbrechen; die Rechtsextremen zogen den Schwanz ein, verkrümelten sich zum Bahnhof und verschwanden dahin wo sie herkamen, die Niederlage jedem einzelnen schmachvoll ins Gesicht geschrieben.

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die Hundertschaften nahen
Die Polizei, selbst zahlreich doch meist ortsfremd, war der Situation organisatorisch nicht gewachsen; ihre Deeskalationsstrategie entpuppte sich als völlig an der Wirklichkeit vorbei. Die Polizei brauchte unendlich lange Herr der Lage zu werden; bis Wasserwerfer und Räumfahrzeuge, von friedlichen Sitzblockaden behindert, die man grimmig zu Seite schubste und drängte, zur Stelle waren, sammelte sich ein großer Haufen Gegendemonstranten direkt an der "Front" der NPD-Kundgebung und zwangen diese zur Einsicht, dass weiterer Fortschritt auf der geplanten Route nur noch auf dem Papier gegeben war. Auch die Ausweichroute über die Weender war alles andere als ein Ausweg; es flogen Obst, Gemüse, Flaschen, Steine und die Ziele sahen hilflos zu. Daraufhin wurden die Nazis nach Hause geschickt und die Situation beruhigte sich. Die Polizei übernahm endlich die Oberhand über die Stadt und kontrollierte - was? Nichts; die Nazis waren weg, die übrigen (nun wieder) friedlichen Bürger wurden kontrolliert, misstrauisch beäugt und mit mittlerweile überflüssig gewordenen Absperrungen schikaniert.

Anfangs waren zahlreiche Gruppen des Protests vertreten, bei weitem nicht nur der Linke Flügel, sondern auch Kirche, Regierungsparteien und Jugendorganisationen, anders spiegelte sich der Ablauf in den Medien wider: kurzer Blick auf friedlich einherschreitende Kahlköpfe, dann stürmende Polizeitruppen, schwarz vermummte Gestalten die sich hinter einer in Flammen gesteckten Barrikade in die nachbarlichen Gärten und über Zäune in Sicherheit retten, ein die Polizisten angröhlender Punk mit rosa Irokesenfrisur der von den Sicherheitskräften abgeführt wird. So steht also der antifaschistische Widerstand in den Medien, und damit vor dem Großteil der Bevölkerung dar! Sachbeschädigung, antiautoritäre Pöbeleien und zu allem Unglück kommunistische Parolen auf flatternden Fahnen.



Mittlerweile beschäftigen sich nicht nur "die üblichen" linken Seiten, sondern auch bürgerliche Medien breit mit der "Krawalle in Göttingen" - hier mal 'ne kleine Linkauswahl aller möglichen Seiten, die was dazu sagen:

- "Autonome zünden Barrikaden an" - N.TV-Website
- nette Photogallerie bei N.TV
- Texte zum Thema auf Indymedia
- Bilder zum Thema auf Indymedia
- Goettinger Stadtinfo GoeSt vor der Demo
- Goettinger Stadtinfo GoeSt nach der Demo
- Infos zum Verlauf auf der Seite von A.L.I.
- und hier das "Göttinger Tageblatt" dazu.
- ...und selbst die gute, alte "Rheinische Post" sagt was dazu!
- auch in Österreich ist's angekommen: www.networld.at
- Springers "Bild" für Intellektuelle: die Welt zur Sache!
- "Tausende erzwingen Abbruch von NPD-Aufmarsch" - die Website der ARD
- ...nur die Polizei Göttingen braucht mal wieder etwas länger...





 
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  Kommentar zum Artikel von secarts:
Donnerstag, 02.02.2006 - 02:14

Sehr reizend auch der - irgendwo zwischen Angst vor Radikalos, Wut auf rechte Konkurrenz und Bewunderung für Kriegsgerät liegende - Bericht des RCDS Göttingen zu den Ereignissen am 29.10.2005:

"13:00 Uhr - NPD hält Kundgebung vor Auditorium
Die NPD wird mittlerweile von mehreren Hundert friedlichen Demonstranten vor der SUB erwartet. Sitzblockaden auf der Demoroute werden entfernt. Feuerwehrfahrzeuge die die Barrikaden löschen wollen werden von Hunderten Gewltbereiten Autonomen angegriffen. Die Berufsfeuerwehr rückt nicht mehr in den Bereich um die Universität aus. Die Polizei löscht einige Barrikaden mit Wasserwerfern und Räumpanzern (Typ Fuchs). "


Diese linken Spinner, die sind ja alle ein bißchen suspekt. Sind das überhaupt Deutsche, dürfen die das denn überhaupt?? Brennende Barrikaden, Aufruhr, und Gewalt - wo kommen wir da denn hin?!`?

Da besänftigt es doch den typischen RCDSler, der natürlich als ehemaliger Grundwehrdienstleistender oder gar mehrjährig freiwillig Verpflichteter einschlägig "gebildet" ist, den "Räumpanzer Fuchs" im Arsenal der Ordnungsmacht zu wissen.

Abends Die Polizei hat die Lage wieder vollständig unter Kontrolle. Die Demonstranten feiern ihren Erfolg, daß die NPD der Gewalt weichen musste und der Staat die Route nicht durchsetzen konnte. Mehrere Göttinger Einrichtungen sind noch unter besonderen Schutz. So werden die Geschäftsstellen der Parteien, sowie andere den Staat repräsentierende Gebäude noch stark bewacht.
[...]
Die Polizei hatte die Situation in Teilen der Stadt für mindestens 1,5 Stunden nicht unter Kontrolle (hier herschte die autonome Antifa).


Gerade noch mal so unser schönes Deutschland gerettet und die Revolution haarscharf zwangsmaßnähmlich abgebrochen, gemeldet und verboten!


  Kommentar zum Artikel von secarts:
Donnerstag, 02.02.2006 - 00:04

"Guerilla-Strategie" bei den "Autonomen" -
Polizeipräsident Wargel berichtet in der "Welt" am 01.11.2005:


"Göttingen - Militante Autonome haben nach Einschätzung der Polizei eine neue Gewalt-Strategie entwickelt. Göttingens Polizeipräsident Hans Wargel sagte am Montag, seine Beamten seien am Sonnabend von einer "Guerilla-Taktik" überrascht worden. Etwa 1000 Autonome hätten zur gewalttätigen Verhinderung eines NPD-Aufmarsches in vernetzten Kleingruppen agiert. Die Errichtung brennender Straßenbarrikaden sei offenbar systematisch vorbereitet worden.


Die Linken aus mehreren Bundesländern waren nach Wargels Einschätzung zum Teil schon Tage zuvor in unauffälliger Kleidung "nach Göttingen eingesickert". Erst unmittelbar bevor sie die Barrikaden errichteten, hätten sie die schwarze Autonomen-Kluft angelegt. Eine vergleichbare Vorgehensweise sei der Polizei bisher nicht bekannt gewesen. Bei den Ausschreitungen waren rund 80 Personen verletzt worden, darunter 14 Polizisten.


Die Autonomen, die Fahrradmelder und Späher einsetzten, seien "strategisch gut aufgestellt" gewesen, sagte Wargel. Etwa 500 von ihnen - so viele hatte die Polizei im Vorfeld erwartet - hatten sich zwischen die Demonstranten gemischt. Um so überraschter seien die Beamten gewesen, als dann rund 1000 weitere Autonome im Univiertel brennende Barrikaden errichten. Dies sei offenbar gut koordiniert gewesen.


Heranrückende Polizisten seien attackiert und mit Steinen beworfen worden, sagte Wargel. Dabei hätten die Autonomen auch die Verletzung Unbeteiligter in Kauf genommen. Der Polizeipräsident sprach "von einer neuen Dimension der Gewalt". Er appellierte an die Gerichte, bei künftigen Entscheidungen zu NPD-Demonstrationen die Ereignisse von Göttingen zu bedenken." lni


  Kommentar zum Artikel von secarts:
Mittwoch, 09.11.2005 - 23:33

...und hier nochmal ein Flugblatt der A.L.I. zum Download: PDF-Datei (3,8 MB)


  Kommentar zum Artikel von secarts:
Mittwoch, 09.11.2005 - 23:29

gefunden bei der A.L.I.:

"Der Tag in Zahlen

+++ mindestens 30 brennende Barrikaden +++ an drei Burschenschaften und einer Sparkassenfiliale wurden Fensterscheiben eingeworfen +++ an einer Telefonzelle und zwei Bushaltestellen zieht es jetzt durch +++ mehrere Einsatzfahrzeuge der Polizei beschädigt +++ geschätzter Gesamtschaden: 150.000 Euro +++ die Stadtreinigung machte sich die Mühe und entsorgte 19 Tonnen Brandrückstände +++ die Stadtverwaltung beklagt über 100 zerstörte Müllbehälter: 10.000 Euro +++ 500 Quadratmeter Asphalt und 60 Quadratmeter Pflaster sollen erneuert werden: 45.000 Euro +++ der Einzelhandel will 70% Umsatzverlust "erlitten" haben: eine Million Euro +++

+++ 3.800 PolizistInnen waren für 220 Neonazis im Einsatz +++ hinzu kamen BeamtInnen der Bundespolizei +++ die Staatsanwaltschaft Göttingen hat 52 Strafverfahren gegen Linke eingeleitet, davon 31 Verfahren wegen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz +++"



  Kommentar zum Artikel von secarts:
Freitag, 04.11.2005 - 20:17

Staatsanwaltschaft leitet 50 Strafverfahren ein

Nach den Auseinandersetzungen am Rand der NPD-Demonstration hat die Staatsanwaltschaft Göttingen 50 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Das bestätigte ein Polizeisprecher gegenüber dem StadtRadio.

Die Verfahren richteten sich gegen Angehörige der autonomen Szene. Kernpunkte seien die Straftatsbestände Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Landfriedensbruch, Sachbeschädigung und Körperverletzung. Weiter wurde bekannt, dass Angehörige der rechtsextremen Szene nach der NPD-Demonstration Personen auf dem Bahnhof in Northeim angegriffen haben. So wurde ein Jugendlicher mit Pfefferspray attackiert und geschlagen. Eine 17-jährige wurde getreten und musste mit schweren Knieverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Bereits im Vorfeld der Demonstration hatten Angehörige der rechten Szene auf dem Bahnhof in Altenbeken drei Jugendliche attackiert. Dabei ging ein 19-jähriger zu Boden und wurde weiter getreten, seine Begleiter wurden geschlagen und leicht verletzt.


Anmerkung: Quelle: Link ...jetzt anmelden! 1.11.05


  Kommentar zum Artikel von 127757:
Freitag, 04.11.2005 - 16:12

Also, zu allererst mal ein dickes Lob an die fähigen Organisatoren der Gegendemo - inklusive den "Regelübertretungen", denn ich teile die Ansicht, daß nur die es bewerkstelligt haben, die Faschisten zu stoppen. Mit Trillerpfeifen und Plakaten ist's halt nicht getan.
Ich bin nicht aus Göttingen und war nicht bei der Demo - aber etwas stutzig macht mich die scheinbare "Konfusion" der Odnungshüter. Denn zum ersten Mal ist die polizei schließlich auch nicht auf ner Demo...

Ist der Gedanke völlig abwegig, daß der "Rückzug" der Polizei und die scheinbare "Konfusion" viellicht nicht so ganz zufällig waren? Aus welchen Motiven auch immer; verstärkte Jagd im Anschluß auf Antifas, oder, positiver, evtl. auch das Schaffen einer Handhabe gegen die nächsten Fascho-Demos..?

Das können die, die dabei waren, sicher besser beurteilen als ich, nur ein Gedanke am Rande...

Gruß ins Rote Göttingen!
Hardcore


  Kommentar zum Artikel von secarts:
Mittwoch, 02.11.2005 - 12:30

Presseerklärung der "Antifaschistischen Linken International A.L.I.":

Presseinformation vom 2. November 2005

Übergriffe durch Neonazis bei Aufmarsch-Abreise
CDU und Polizei handlungsunfähig gegenüber Neofaschismus

Im Anschluss an den abgebrochenen NPD-Aufmarsch am 29.10.2005 in
Göttingen haben Neonazis während ihrer Abreise mehrere links-alternative
Jugendliche angegriffen und zum Teil schwer verletzt.

Bereits im Regionalzug 34827 ab 16.38 Uhr Göttingen-Northeim wurde ein
Mädchen von einer Gruppe Neonazis mit Bier übergossen. Die 17-jährige
wurde anschließend in der Bahn zusammengeschlagen und musste in Northeim
mit schweren Knieverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Während des 10 minütigen Aufenthaltes des Zuges am Northeimer Bahnhof
griff eine Gruppe von 40 bis 50 Faschisten aus dem Spektrum der
"autonomen Nationalisten" weitere links-alternativ aussehende
Jugendliche an. In der Unterführung zwischen den Gleisen 12/13 sprühten
die Neonazis einem jungen Mann Reizgas direkt ins Gesicht. Daraufhin
riefen AugenzeugInnen per Telefon die Polizei. Gegen 17.00 Uhr fragten
Faschisten aus der selben obigen Gruppe 2 Jugendliche, "ob sie auch bei
der Demo gegen den Naziaufmarsch in Göttingen gewesen wären - wenn ja,
dann haben sie jetzt ein Problem." Die über die Gleise flüchtenden
Jugendlichen wurden mit Steinen beworfen, einer erlitt eine
Kopfplatzwunde, die im Krankenhaus genäht werden musste. Schutz und
erste Hilfe erhielten die Attakierten lediglich durch einen zufällig
anwesenden Polizisten außer Dienst und einen Feuerwehrmann. Die
Northeimer Polizei traf trotz unmittelbarer Nähe zum Bahnhof erst mit
erheblicher Verzögerung und zunächst mit nur drei Beamten ein. Auf eine
Aufnahme der Personalien der Neonazis verzichtete die Polizei, um "den
Zugbetrieb nicht länger aufzuhalten". Die Faschisten fuhren mit
Anschlusszügen Richtung Nordhausen und Richtung Paderborn weiter. Ein
Rechtsanwalt forderte noch am Abend die Videoaufnahmen aus dem Zug und
von den Bahngleisen von der Bahn AG und von der Bundespolizei an.

Offenbar traf die Polizei auch nach diesen massiven Übergriffen keine
weiteren Sicherheitsmaßnahmen. Vom Bahnhof in Altenbeken wurde der
Antifaschistischen Linken International (A.L.I.) ein ähnlicher Übergriff
gemeldet. AntifaschistInnen, die die Abreise der
Naziaufmarsch-TeilnehmerInnen beobachteten,berichteten, dass
auch die Züge ebenso wie die Bahnhöfe Richtung Süden nicht von der
Polizei gesichert wurden. MigrantInnen flüchteten entsetzt aus einer
Bahn, mit der eine größere Gruppe Neonazis Richtung Friedland abreiste,
darunter auch Thorsten Heise, NPD-Bundesvorstandsmitglied und Führere
der Kameradschaft Northeim.

Erste Berichte zu den Übergriffen lagen bereits am Samstag Abend vor.
Die A.L.I. hat die geschilderten Informationen in den letzten Tagen in
Gesprächen mit AugenzeugInnen und Opfern der Neonaziangriffe
recherchiert. Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Eine Sprecherin der A.L.I. beschuldigte die Polizeiführung, nach Ende
der Neonaziveranstaltung offenbar falsche Prioritäten gesetzt zu haben.
Zeitgleich zu den oben geschilderten dramatischen Ereignissen, hatten
die Polizeieinheiten in Göttingen nichts besseres zu tun, als Jagd auf
"schwarz gekleidete" Menschen zu machen. Während den abreisenden
Nazigruppen "freie Bahn" siganlisiert wurde, wurden AntifaschistInnen in
Göttingen bis spät in den Abend willkürlich kontrolliert und
festgehalten. "Wer sich über abgebrannte Müllcontainer öffentlich
empört, aber zur Gefahr die von Neonazis ausgeht, kein Wort verliert,
wirft ein bezeichnendes Licht auf sich selbst!" erklärte eine Sprecherin
der A.L.I. in Richtung der Göttinger CDU.


Mit antifaschistischen Grüßen!

--
Antifaschistische Linke International >A.L.I.