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© by secarts |
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Mein Aufenthaltsort in China |
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Seitdem ich als Kind die ersten großformatigen Bildbände über China aus dem Bücherschrank meines Vaters in die Hände bekam, fasziniert mich dieses ferne Land, dessen Kultur und Lebensart kaum unterschiedlicher zu der unsrigen sein könnten und dessen Menschen uns dennoch in ihren alltäglichen Wünschen, Hoffnungen und Ängsten so gleich sind.
In der Geschichte haben sich trotz der gewaltigen räumlichen Distanzen Deutschland und China immer wieder berührt: als fernes Märchenland mit tiefer und alter Kultur; als billige Beute beim kolonialen Wettrennen um den sonnigsten Platz auf Erden; als politisch-gesellschaftliches Ideal oder Schreckgespenst, dessen gewaltige soziale Experimente hierzulande beinahe hysterische Reaktionen hervorriefen; als wirtschaftlicher Partner und Konkurrent, ohne den wir schon lange nicht mehr können.
China ist uns, vor allem durch zunehmende ökonomischen Verflechtungen, nah wie nie - und dennoch nicht nur geographisch fern wie kaum ein anderes Gebiet der Erde.
Einmal in das Land zu reisen, dessen Kultur, dessen Bewohner und dessen politische Vision mich seit jeher faszinierten, war immer schon einer meiner großen Träume - er geht nun in Erfüllung. Morgen um 13.55 Uhr hebt der Flieger aus Frankfurt zum Direktflug nach Hongkong ab; 11 Stunden später werde ich auf chinesischem Boden stehen - in 35°C Wärme und 90 % Luftfeuchtigkeit.
Während meiner knapp achtwöchigen Rundtour durch das chinesische Zentralgebiet und entlängs der Ostküste, die ich teils allein, teils zu zweit mit meiner Freundin plane, werde ich Station in Guangzhou, Xi'an, Beijing und Shanghai und anderen Städten machen; ich werde Bauerndörfer auf dem Land sehen; Jenan, das Zentrum der chinesischen Revolution; die ehemalige Kolonie Hongkong und die große Mauer.
Ich werde mehr sehen, als ich an Sinneseindrücken in dieser Zeit überhaupt verarbeiten kann. Und ich werde merken, wie wenig ich eigentlich über China weiß.
Meine Reiseeindrücke möchte ich nach Möglichkeit im Tagebuchstil festhalten und öffentlich machen. Die sprunghafte technische Entwicklung, die Möglichkeit der bidirektionalen, unverzögerten Kommunikation, die das Internet bietet, macht es möglich, Online Reisetagebuch zu führen, Bilder direkt zugänglich zu machen und zudem nicht nur Texte vorzusetzen, sondern mit meinen Freunden und Lesern hier in Kontakt und Diskussion zu bleiben. Meine Eindrücke werden subjektiv und ganz privat sein. Keine 8 Wochen, kein Leben reichen aus, um dieses gewaltige Land mit seinen 1,3 Milliarden Menschen einzeln zu erschließen.
Ich werde auch nicht, wie sich dies so mancher gerne anmaßt, "neutral" berichten können. Ich bringe China und seinem Versuch, in kürzester Zeit an die Moderne anzuschließen, Sympathie entgegen und verwehre mich gegen alle Versuche, durch eine eurozentristische Brille kleinlich hier zu kritisieren und dort zu bemängeln. Nichtsdestotrotz werde ich versuchen, offen zu berichten - positive wie negative Eindrücke gleichermaßen festzuhalten und auch vorgefasste Meinungen umzuwerfen, wenn sie den Erkenntnissen vor Ort nicht Stand halten können.
Ich hoffe, dass es mir mit meinem ganz bescheidenen persönlichen Beitrag gelingen wird, hierzulande ein wenig Verständnis und Anerkennung für das chinesische Experiment zu wecken, etwas Wissen über die "andere Hälfte der Erde" weiterzugeben - und gleichzeitig zu zeigen, dass wir uns trotz tausender Kilometer Entfernung sehr nah sind.
Zu danken habe ich all denjenigen, die mir diese Reise erst ermöglicht haben:
meinen Eltern und meiner Familie, die mir nicht nur finanziell die Möglichkeit zu dieser außergewöhnlichen Erfahrung gegeben haben; meiner Freundin Jing und ihren Eltern, ohne die ich niemals eine Reise mit solcher Flexibilität und Tiefe hätte angehen können; all meinen Freunden, die mich mit wertvollen Ratschlägen, Tipps und Ideen unterstützt haben, dieses Abenteuer zu wagen. Besonderen Dank schulde ich Rolf Berthold, der sich viel Zeit nahm, um mir mit seinen umfassenden Kenntnissen des Landes weiterzuhelfen. Ohne euch alle wäre dieser Traum nie Wirklichkeit geworden.
Noch kann ich nicht sagen, was mich erwartet - dass ich nach meiner Rückkehr ein anderer Mensch sein werde, dessen bin ich mir gewiss.
Bleibt gesund und bis bald!
euer secarts.
Anmerkungen:
1) die Kartengrafik oberhalb des Artikels wird während meiner Reise ein steter Begleiter aller Texte sein - ein Klick darauf öffnet eine größere Landkarte, auf der annähernd zu erkennen ist, wo ich mich gerade in China befinde.
2) ich bediene mich sowohl auf der Karte als auch in den Artikeln der offiziellen chinesischen Pinyin-Umschrift, die vielfach von der hierzulande bekannten, allerdings überholten Umschrift abweicht. "Guangzhou" ist gleichbedeutend mit "Canton", "Beijing" mit "Peking" und so weiter. Wenn einmal ein Wort nicht verständlich ist, bitte gleich in den Kommentaren nachfragen!
3) Auch während der Reise kann natürlich mit mir Kontakt aufgenommen werden; Anmerkungen und Fragen direkt zu den Artikeln bitte als Kommentar, alles weitere bitte bevorzugt per "Personal-Message-System", das allen registrierten Benutzern der Homepage offensteht, oder auch per E-Mail [webmaster@secarts.de].
4) Da ich öfter tagelang mit Bus und Bahn unterwegs bin, kann es hin und wieder etwas länger dauern, bis ich zum Antworten komme - ich werde versuchen, so oft wie möglich online zu gehen!