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•NEUES THEMA28.03.2020, 14:37 Uhr
EDIT: FPeregrin
28.03.2020, 15:01 Uhr
28.03.2020, 15:01 Uhr
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• Indien und Corona
Er ist von besonderem Interesse, weil #Indien als das klassische Entwicklungsgegenmodell zur #VrChina gehandelt wird, der Umgang mit der eigenen Bevölkerung - jW heute:
Größte Ausgangsperre der Welt
Indiens Regierung verordnet Einwohnern kollektive Quarantäne an. Maßnahmen treffen millionen Tagelöhner besonders hart
Von Thomas Berger
Am Freitag legte die Ratingagentur Moody’s die Prognose für die indische Wirtschaft vor. Wegen der Auswirkungen der Coronaviruspandemie werde das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr von bisher kalkulierten 5,3 auf nur noch 2,5 Prozent einbrechen.
Weltweit sind 2,6 Milliarden Menschen durch die Pandemie drastischen Einschränkungen ausgesetzt. In Indien sind mit rund 1,4 Milliarden Einwohnern mehr als die Hälfte davon betroffen. Premierminister Narendra Modi hat seinen Landsleuten, unter denen es laut Johns Hopkins University bis Freitag mittag nur 775 bestätigte Erkrankte gibt, eine große kollektive Ausgangssperre verordnet. Das Gesundheitssystem droht im schlimmsten Fall mit Millionen Infizierten überlastet zu werden. Für drei Wochen verfügte die Zentralregierung einen kompletten Lockdown des Landes: Nur noch im Notfall, beispielsweise für lebensnotwendige Einkäufe, sollen sich die Menschen auf die Straße wagen. Dass Modi mit seiner Rede vom Dienstag abend die drastischen Maßnahmen aber allen ohne Vorbereitungszeit überstülpte, sorgte für enorme Probleme. Insbesondere Arbeitsmigranten, die zwischen verschiedenen Regionen oder zwischen Stadt und Land pendeln, hat es besonders hart getroffen. Da auch die Verkehrsverbindungen unterbrochen wurden, wissen sie nicht, wie sie nach Hause kommen sollen. Einzelne Gruppen sind seit Tagen zu Fuß auf leeren Highways unterwegs.
Es sind gespenstische Bilder, die man aus dem sonst hektischen Alltag gar nicht kennt. Am ersten Tag des Lockdowns hatten Polizisten mit Schlagstöcken Menschen auf der Straße zum Heimweg »aufgefordert«. Die Busse der staatlichen und der privaten Transportunternehmen stehen im Depot. Bei Motor- und Fahrradrikschas, sofern diese anfangs noch fuhren, ließen Polizeibeamte die Luft aus den Reifen. Und die sonst auf einem 250 Kilometer umfassenden Liniennetz verkehrende Metro der Hauptstadtmetropole Delhi steht ebenso still wie die zu den Stoßzeiten sonst völlig überfüllten Vorortzüge in Mumbai und Kolkata. Nicht einmal Langstreckenverbindungen sind ausgenommen. Von einigen Zügen mit wichtigen Versorgungsgütern abgesehen, rollt auf den Schienen nichts mehr. Das gleiche gilt für die Straßen: Selbst Lkws mit Obst und Gemüse werden zum Teil von der Polizei gestoppt. Internationale Flüge bleiben bis 14. April ebenfalls ausgesetzt.
Rosa-Luxemburg-Konfernez-Broschüre
Millionen Einwohner bieten als Tagelöhner jeden Morgen ihre Arbeitskraft an. Unzählige andere schlagen sich in verschiedensten Bereichen als Kleinstunternehmer durch. All diese sind in existentielle Nöte gestürzt, denn sie verfügen nur über geringe Rücklagen. Viele nehmen zudem weite Wege auf sich, um in anderen Landesteilen Arbeit zu finden. Ganze Heerscharen von Bauarbeitern in mittelgroßen modernen Metropolen wie Pune stammen aus besonders armen Staaten wie Bihar und Jharkhand. Über Monate leben die Männer getrennt von ihren Familien, schicken in Abständen einen Großteil ihrer Einkünfte in die entfernten Heimatdörfer. Plötzlich vor dem Nichts stehen durch die Stillegung des Landes auch jene im ländlichen Raum, bei denen der Staat über spezielle Förderprogramme wenigstens einem Mitglied pro Familie 100 Tage Arbeit im Jahr, zum Beispiel im Straßenbau, garantiert – eine minimale, aber wichtige Einnahmequelle, von der nicht selten zehn Menschen und mehr abhängen. Auch dieses Einkommen bricht für mindestens drei Wochen weg. Die ohnehin in ärmeren Landesteilen grassierende Unterernährung droht sich zu verschärfen, trotz Nahrungsmittellieferungen an besonders bedürftige Familien, die es stellenweise gibt. Mit der Schließung aller Schulen fällt auch die in etlichen Staaten sonst gut funktionierende Ausgabe von Schulessen weg, die ärmeren Kindern sonst immerhin eine solide Mahlzeit am Tag garantierte.
Im ersten Hilfsprogramm der Regierung, das ein Ausmaß von 1,7 Billionen Rupien (20,6 Milliarden Euro) hat, sollen tatsächlich zunächst die Ärmsten einschließlich der Millionen Tagelöhner mit direkten Beihilfen unterstützt werden. Die indische Zentralbank stellte in einem Erlass alle Kredite für die nächsten drei Monate rückzahlungsfrei, ohne dass dies Negativfolgen für die Darlehensnehmer hätte – das gilt für Privat- und Genossenschaftsbanken ebenso wie das Mikrokreditwesen. Spezielle Verkaufsstellen sollen die Versorgung mit Lebensmitteln aufrechterhalten helfen.
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Größte Ausgangsperre der Welt
Indiens Regierung verordnet Einwohnern kollektive Quarantäne an. Maßnahmen treffen millionen Tagelöhner besonders hart
Von Thomas Berger
Am Freitag legte die Ratingagentur Moody’s die Prognose für die indische Wirtschaft vor. Wegen der Auswirkungen der Coronaviruspandemie werde das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr von bisher kalkulierten 5,3 auf nur noch 2,5 Prozent einbrechen.
Weltweit sind 2,6 Milliarden Menschen durch die Pandemie drastischen Einschränkungen ausgesetzt. In Indien sind mit rund 1,4 Milliarden Einwohnern mehr als die Hälfte davon betroffen. Premierminister Narendra Modi hat seinen Landsleuten, unter denen es laut Johns Hopkins University bis Freitag mittag nur 775 bestätigte Erkrankte gibt, eine große kollektive Ausgangssperre verordnet. Das Gesundheitssystem droht im schlimmsten Fall mit Millionen Infizierten überlastet zu werden. Für drei Wochen verfügte die Zentralregierung einen kompletten Lockdown des Landes: Nur noch im Notfall, beispielsweise für lebensnotwendige Einkäufe, sollen sich die Menschen auf die Straße wagen. Dass Modi mit seiner Rede vom Dienstag abend die drastischen Maßnahmen aber allen ohne Vorbereitungszeit überstülpte, sorgte für enorme Probleme. Insbesondere Arbeitsmigranten, die zwischen verschiedenen Regionen oder zwischen Stadt und Land pendeln, hat es besonders hart getroffen. Da auch die Verkehrsverbindungen unterbrochen wurden, wissen sie nicht, wie sie nach Hause kommen sollen. Einzelne Gruppen sind seit Tagen zu Fuß auf leeren Highways unterwegs.
Es sind gespenstische Bilder, die man aus dem sonst hektischen Alltag gar nicht kennt. Am ersten Tag des Lockdowns hatten Polizisten mit Schlagstöcken Menschen auf der Straße zum Heimweg »aufgefordert«. Die Busse der staatlichen und der privaten Transportunternehmen stehen im Depot. Bei Motor- und Fahrradrikschas, sofern diese anfangs noch fuhren, ließen Polizeibeamte die Luft aus den Reifen. Und die sonst auf einem 250 Kilometer umfassenden Liniennetz verkehrende Metro der Hauptstadtmetropole Delhi steht ebenso still wie die zu den Stoßzeiten sonst völlig überfüllten Vorortzüge in Mumbai und Kolkata. Nicht einmal Langstreckenverbindungen sind ausgenommen. Von einigen Zügen mit wichtigen Versorgungsgütern abgesehen, rollt auf den Schienen nichts mehr. Das gleiche gilt für die Straßen: Selbst Lkws mit Obst und Gemüse werden zum Teil von der Polizei gestoppt. Internationale Flüge bleiben bis 14. April ebenfalls ausgesetzt.
Rosa-Luxemburg-Konfernez-Broschüre
Millionen Einwohner bieten als Tagelöhner jeden Morgen ihre Arbeitskraft an. Unzählige andere schlagen sich in verschiedensten Bereichen als Kleinstunternehmer durch. All diese sind in existentielle Nöte gestürzt, denn sie verfügen nur über geringe Rücklagen. Viele nehmen zudem weite Wege auf sich, um in anderen Landesteilen Arbeit zu finden. Ganze Heerscharen von Bauarbeitern in mittelgroßen modernen Metropolen wie Pune stammen aus besonders armen Staaten wie Bihar und Jharkhand. Über Monate leben die Männer getrennt von ihren Familien, schicken in Abständen einen Großteil ihrer Einkünfte in die entfernten Heimatdörfer. Plötzlich vor dem Nichts stehen durch die Stillegung des Landes auch jene im ländlichen Raum, bei denen der Staat über spezielle Förderprogramme wenigstens einem Mitglied pro Familie 100 Tage Arbeit im Jahr, zum Beispiel im Straßenbau, garantiert – eine minimale, aber wichtige Einnahmequelle, von der nicht selten zehn Menschen und mehr abhängen. Auch dieses Einkommen bricht für mindestens drei Wochen weg. Die ohnehin in ärmeren Landesteilen grassierende Unterernährung droht sich zu verschärfen, trotz Nahrungsmittellieferungen an besonders bedürftige Familien, die es stellenweise gibt. Mit der Schließung aller Schulen fällt auch die in etlichen Staaten sonst gut funktionierende Ausgabe von Schulessen weg, die ärmeren Kindern sonst immerhin eine solide Mahlzeit am Tag garantierte.
Im ersten Hilfsprogramm der Regierung, das ein Ausmaß von 1,7 Billionen Rupien (20,6 Milliarden Euro) hat, sollen tatsächlich zunächst die Ärmsten einschließlich der Millionen Tagelöhner mit direkten Beihilfen unterstützt werden. Die indische Zentralbank stellte in einem Erlass alle Kredite für die nächsten drei Monate rückzahlungsfrei, ohne dass dies Negativfolgen für die Darlehensnehmer hätte – das gilt für Privat- und Genossenschaftsbanken ebenso wie das Mikrokreditwesen. Spezielle Verkaufsstellen sollen die Versorgung mit Lebensmitteln aufrechterhalten helfen.
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•NEUER BEITRAG30.03.2020, 23:16 Uhr
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Indien und Corona
jW morgen:
Zwangsisolierung
In Indien sollen Zehntausende Wanderarbeiter isoliert werden, um die Pandemie mit dem neuartigen Coronavirus einzudämmen. Die Menschen haben sich zu Fuß auf den Weg aus Städten in ihre Heimatdörfer gemacht, nachdem sie wegen einer dreiwöchigen Ausgangssperre ihr Einkommen verloren hatten. Um eine Verbreitung des Virus in entlegenere Orte zu erhindern, hat die Regierung am Sonntag die Bundesstaaten aufgefordert, die Grenzen zu schließen, zurückkehrende Tagelöhner zu versorgen und zu isolieren. (dpa/jW)
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Zwangsisolierung
In Indien sollen Zehntausende Wanderarbeiter isoliert werden, um die Pandemie mit dem neuartigen Coronavirus einzudämmen. Die Menschen haben sich zu Fuß auf den Weg aus Städten in ihre Heimatdörfer gemacht, nachdem sie wegen einer dreiwöchigen Ausgangssperre ihr Einkommen verloren hatten. Um eine Verbreitung des Virus in entlegenere Orte zu erhindern, hat die Regierung am Sonntag die Bundesstaaten aufgefordert, die Grenzen zu schließen, zurückkehrende Tagelöhner zu versorgen und zu isolieren. (dpa/jW)
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•NEUER BEITRAG16.04.2020, 12:49 Uhr
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Indien und Corona
jW gestern:
Online Extra
14.04.2020, 19:02:58 / Ausland
Indien: Wanderarbeiter protestieren gegen verlängerte Ausgangssperre
Mumbai. In Indien haben Tausende Wanderarbeiter und Slumbewohner gegen die Verlängerung einer strikten Ausgangssperre protestiert. An einer Bahnstation in der Millionenstadt Mumbai drängten sich Menschen eng aneinander. Sie forderten, die Finanzmetropole verlassen und ihre Dörfer heimkehren zu dürfen. Polizisten hätten die Menge mit Stöcken auseinandergetrieben, berichteten lokale Medien. Zurzeit fahren keine Züge. Wegen einer seit drei Wochen geltenden Ausgangssperre haben die Wanderarbeiter, die meist von der Hand in den Mund leben, ihre Jobs verloren. Am Dienstag kündigte Premierminister Narendra Modi eine Verlängerung der größten Ausgangssperre der Welt bis zum 3. Mai an.
Bereits zu Beginn der Ausgangssperre hatten sich Hunderttausende Wanderarbeiter zu Fuß in ihre oft Hunderte Kilometer entfernten Dörfer gemacht, weil sie Angst hatten, ohne Geld in den Städten zu verhungern. Damit hatten sie das Virus wohl auch an Orte gebracht, wo die Gesundheitsversorgung besonders schlecht ist. Um diese Wanderungsbewegung zu stoppen, ließ die indische Regierung sie verschiedene Gebäude als temporäre Unterkünfte nutzen. Sie versprach auch Essen und Direktzahlungen an Millionen arme Menschen. Aber die Hilfe hat nach Angaben von Hilfsorganisationen nicht alle erreicht. (dpa/jW)
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Online Extra
14.04.2020, 19:02:58 / Ausland
Indien: Wanderarbeiter protestieren gegen verlängerte Ausgangssperre
Mumbai. In Indien haben Tausende Wanderarbeiter und Slumbewohner gegen die Verlängerung einer strikten Ausgangssperre protestiert. An einer Bahnstation in der Millionenstadt Mumbai drängten sich Menschen eng aneinander. Sie forderten, die Finanzmetropole verlassen und ihre Dörfer heimkehren zu dürfen. Polizisten hätten die Menge mit Stöcken auseinandergetrieben, berichteten lokale Medien. Zurzeit fahren keine Züge. Wegen einer seit drei Wochen geltenden Ausgangssperre haben die Wanderarbeiter, die meist von der Hand in den Mund leben, ihre Jobs verloren. Am Dienstag kündigte Premierminister Narendra Modi eine Verlängerung der größten Ausgangssperre der Welt bis zum 3. Mai an.
Bereits zu Beginn der Ausgangssperre hatten sich Hunderttausende Wanderarbeiter zu Fuß in ihre oft Hunderte Kilometer entfernten Dörfer gemacht, weil sie Angst hatten, ohne Geld in den Städten zu verhungern. Damit hatten sie das Virus wohl auch an Orte gebracht, wo die Gesundheitsversorgung besonders schlecht ist. Um diese Wanderungsbewegung zu stoppen, ließ die indische Regierung sie verschiedene Gebäude als temporäre Unterkünfte nutzen. Sie versprach auch Essen und Direktzahlungen an Millionen arme Menschen. Aber die Hilfe hat nach Angaben von Hilfsorganisationen nicht alle erreicht. (dpa/jW)
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•NEUER BEITRAG16.04.2020, 12:54 Uhr
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Indien und Corona
Auch die Unterschiede in Indien selbst werden interessant - jW heute:
Kommunisten gegen Covid-19
Linke Regionalregierung im südindischen Kerala wird international für Umgang mit Epidemie gelobt
Von Thomas Berger
Das neuartige Coronavirus hat auch um Kerala keinen Bogen gemacht, vielmehr wurde offiziell genau in dieser Region in Indien der erste offizielle Covid-19-Fall registriert. Dennoch lässt sich im effektiven Umgang mit der Krise viel von dem südindischen Unionsstaat lernen, der vor sechs Jahrzehnten die erste kommunistische Regierung im Land hatte und auch gegenwärtig wieder von einer Linksfront geführt wird. Umfangreiche Tests, Frühermittlung von Infektionsketten, effektive Quarantäne und ein insgesamt solides Gesundheitssystem – so lassen sich kurz die wichtigsten Aspekte des Erfolgs Keralas bei der Eindämmung des Coronavirus auflisten.
Während in Indien am Mittwoch insgesamt 11.400 Fälle bestätigt wurden, waren es in Kerala aktuell 386. In dem Bundesstaat waren am Dienstag keine neuen Fälle registriert worden, am Mittwoch waren es allerdings wieder acht. Zu Wochenbeginn hatten etliche indische Medien darüber berichtet, dass in Kerala erstmals in Indien die Zahl derer, die von der Erkrankung genesen sind, die Zahl der immer noch aktiven Fälle überstiegen hat.
Diese positive Entwicklung – die linke Regionalregierung mahnt, sie sollte nicht überbewertet werden, gleichwohl ist sie im landesweiten Vergleich kaum zu übersehen – ist in erster Linie auch dem Handeln von Sozial- und Gesundheitsministerin K. K. Shailaja zu verdanken. Die Politikerin der Kommunistischen Partei Indiens (Marxistisch), abgekürzt CPI (M), wichtigste Säule der regierenden Linksfront, ist eine von zwei Frauen im Kabinett. Unter ihrer Federführung waren frühzeitig und konsequent Schutzmaßnahmen auf den Weg gebracht worden. Bereits am 18. Januar, Wochen vor dem Rest des Landes, hatte sie einen Gesundheitsalarm verkündet und ließ an den vier Flughäfen Keralas Coronaviruskontrollen einführen, denen sich ankommende Passagiere unterziehen mussten. Zudem mussten Fragebögen zu Kontakten ausgefüllt werden. Im Folgemonat stand dann bereits ein 24köpfiger Krisenstab.
Selbst am 11. März, als die WHO die Ausbreitung des Coronavirus offiziell zur Pandemie erklärte, wollte die nationale Regierung des ultrarechten Premierministers Narendra Modi noch nichts von umfassenderen Erlassen und Maßnahmen wissen. Kerala indes leitete bereits die nächste Stufe im Umgang mit der Krise ein: Chefminister Pinarayi Vijayan – ebenfalls Mitglied der CPI (M) – ordnete Schulschließungen und ein Verbot größerer Zusammenkünfte an und empfahl regierungsamtlich Hindus sowie den in dem Bundesstaat überdurchschnittlich vertretenen Christen und Muslimen, vom Besuch religiöser Stätten abzusehen. Zugleich wurden von der Linksregierung parallel Hilfsmaßnahmen initiiert – zum Beispiel für Kinder aus armen Verhältnissen, die auf ihre Mittagsmahlzeiten in der Schule angewiesen sind.
Aktuell befinden sich in dem Bundesstaat gut 122.000 Menschen in häuslicher Isolation, die sehr streng überwacht wird. Die Ernsthaftigkeit im Umgang mit der Coronakrise hat inzwischen für internationale Anerkennung gesorgt. Gegenüber dem Nachrichtenportal Gulf News aus den Vereinigten Arabischen Emiraten verwies Ministerin Shailaja aber auf einen zweiten, neben den Krisenmaßnahmen sehr viel wichtigeren Umstand bei der Bekämpfung des Virus: das im Vergleich zum Rest Indiens gut funktionierende Gesundheitssystem in Kerala, das vor allem von den Linksregierungen aufgebaut und stetig verbessert worden war.
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Kommunisten gegen Covid-19
Linke Regionalregierung im südindischen Kerala wird international für Umgang mit Epidemie gelobt
Von Thomas Berger
Das neuartige Coronavirus hat auch um Kerala keinen Bogen gemacht, vielmehr wurde offiziell genau in dieser Region in Indien der erste offizielle Covid-19-Fall registriert. Dennoch lässt sich im effektiven Umgang mit der Krise viel von dem südindischen Unionsstaat lernen, der vor sechs Jahrzehnten die erste kommunistische Regierung im Land hatte und auch gegenwärtig wieder von einer Linksfront geführt wird. Umfangreiche Tests, Frühermittlung von Infektionsketten, effektive Quarantäne und ein insgesamt solides Gesundheitssystem – so lassen sich kurz die wichtigsten Aspekte des Erfolgs Keralas bei der Eindämmung des Coronavirus auflisten.
Während in Indien am Mittwoch insgesamt 11.400 Fälle bestätigt wurden, waren es in Kerala aktuell 386. In dem Bundesstaat waren am Dienstag keine neuen Fälle registriert worden, am Mittwoch waren es allerdings wieder acht. Zu Wochenbeginn hatten etliche indische Medien darüber berichtet, dass in Kerala erstmals in Indien die Zahl derer, die von der Erkrankung genesen sind, die Zahl der immer noch aktiven Fälle überstiegen hat.
Diese positive Entwicklung – die linke Regionalregierung mahnt, sie sollte nicht überbewertet werden, gleichwohl ist sie im landesweiten Vergleich kaum zu übersehen – ist in erster Linie auch dem Handeln von Sozial- und Gesundheitsministerin K. K. Shailaja zu verdanken. Die Politikerin der Kommunistischen Partei Indiens (Marxistisch), abgekürzt CPI (M), wichtigste Säule der regierenden Linksfront, ist eine von zwei Frauen im Kabinett. Unter ihrer Federführung waren frühzeitig und konsequent Schutzmaßnahmen auf den Weg gebracht worden. Bereits am 18. Januar, Wochen vor dem Rest des Landes, hatte sie einen Gesundheitsalarm verkündet und ließ an den vier Flughäfen Keralas Coronaviruskontrollen einführen, denen sich ankommende Passagiere unterziehen mussten. Zudem mussten Fragebögen zu Kontakten ausgefüllt werden. Im Folgemonat stand dann bereits ein 24köpfiger Krisenstab.
Selbst am 11. März, als die WHO die Ausbreitung des Coronavirus offiziell zur Pandemie erklärte, wollte die nationale Regierung des ultrarechten Premierministers Narendra Modi noch nichts von umfassenderen Erlassen und Maßnahmen wissen. Kerala indes leitete bereits die nächste Stufe im Umgang mit der Krise ein: Chefminister Pinarayi Vijayan – ebenfalls Mitglied der CPI (M) – ordnete Schulschließungen und ein Verbot größerer Zusammenkünfte an und empfahl regierungsamtlich Hindus sowie den in dem Bundesstaat überdurchschnittlich vertretenen Christen und Muslimen, vom Besuch religiöser Stätten abzusehen. Zugleich wurden von der Linksregierung parallel Hilfsmaßnahmen initiiert – zum Beispiel für Kinder aus armen Verhältnissen, die auf ihre Mittagsmahlzeiten in der Schule angewiesen sind.
Aktuell befinden sich in dem Bundesstaat gut 122.000 Menschen in häuslicher Isolation, die sehr streng überwacht wird. Die Ernsthaftigkeit im Umgang mit der Coronakrise hat inzwischen für internationale Anerkennung gesorgt. Gegenüber dem Nachrichtenportal Gulf News aus den Vereinigten Arabischen Emiraten verwies Ministerin Shailaja aber auf einen zweiten, neben den Krisenmaßnahmen sehr viel wichtigeren Umstand bei der Bekämpfung des Virus: das im Vergleich zum Rest Indiens gut funktionierende Gesundheitssystem in Kerala, das vor allem von den Linksregierungen aufgebaut und stetig verbessert worden war.
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•NEUER BEITRAG18.04.2020, 15:00 Uhr
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Indien und Corona
jW heute:
Exempel statuiert
Indiens Regierung verhaftet linken Vorkämpfer für Minderheitenrechte. Infektionsrisiko in Gefängnissen und für »Unberührbare« ignoriert
Von Silva Lieberherr und Aditi Dixit, Mumbai
Auch in der Coronakrise lebt in Indien das eigentlich in den 50er Jahren abgeschaffte Kastensystem fort und verstärkt sich in Zeiten der Pandemie noch. Rund 250.000 Menschen leben als Dalit (»Unberührbare«) am untersten Rand der Gesellschaft und sind derzeit durch ihre »systemrelevanten« Tätigkeiten in der Reinigung und Müllbeseitigung einer Virusinfektion besonders stark ausgesetzt. Neben fehlender Schutzausrüstung, verfügen die meisten von ihnen auch nicht über eine nationale Identifikationsnummer. Diese wird jedoch benötigt, um von den finanziellen Regierungsmaßnahmen während der Pandemie zu profitieren.
Am Montag setzte die Regierung zu einem weiteren Schlag an. Anand Teltumbde, einer der wichtigsten Intellektuellen Indiens für die Linke und vor allem für die Bewegungen der Dalit, wurde gemeinsam mit dem Menschenrechtsaktivisten Gautam Navlakha von der Antiterroreinheit (NIA) der Polizei in Mumbai festgenommen. Zuvor hatte der Oberste Gerichtshof am 8. April die Gesuche von Teltumbde und Navlakha auf Aufschiebung der Haft gegen Kaution abgelehnt, weil gemäß »Antiterrorgesetz« präventive Festnahmen erlaubt und Kautionen fast unmöglich sind.
Trotz überfüllter Gefängnisse und einem entsprechend hohen Infektionsrisiko, entschied der Gerichtshof, dass die beiden zur Risikogruppe gehörenden Männer, ohne Aufschub ins Gefängnis müssen. Sie ergaben sich am 14. April, dem Geburtstag von Bhimrao Ambedkar, der Ikone vieler Dalit, und ein wichtiger Festtag für seine Anhänger.
Die Inhaftierung steht in Zusammenhang mit dem Bhima-Koregaon-Fall: Am 1. Januar 2018 fand in Erinnerung an die Schlacht von Bhima Koregaon im Jahr 1818 eine Großveranstaltung statt, bei der es Zusammenstöße zwischen Dalit und Gruppen höherer Kasten gab. Ein Mensch starb, weitere wurden verletzt. Für viele Dalit ist die Schlacht ein wichtiger Teil ihrer Widerstandsgeschichte. Unmittelbar danach verkündete die Polizei, dass die Veranstaltung schuld an der Gewalt gewesen sei, da die Organisatoren Verbindungen zu den Maoisten gehabt hätten und aufrührerische Reden gehalten worden seien. Zwischen Juni und September 2018 wurden daraufhin neun bekannte Aktivisten und Intellektuelle verhaftet. Mit Teltumbde und Navlakha sind nun elf Leute deswegen im Gefängnis.
Die Beweise, die die Polizei für die angeblichen Verbindungen zu den Maoisten bisher vorlegte, waren im besten Fall fadenscheinig. Vielmehr wird sichtbar, dass die Regierung von Premierminister Narendra Modi angebliche Verbindungen zu verbotenen maoistischen Gruppierungen immer stärker dazu nutzt, Dissidenten, die sich gegen die herrschenden Verhältnisse aussprechen, zu verfolgen und zu verhaften.
Namhafte Dalit-Gruppen, Menschenrechtsaktivisten und Politiker kritisierten die Verhaftungen vehement. Sie seien eine Schande für ganz Indien, die alle Dalit betreffe, sowie die Adivasi (Indigene) und andere Minderheiten. Teltumbde selbst wandte sich am Vorabend seiner Festnahme mit einem Brief an die Öffentlichkeit. Darin betonte er, dass in all seinen Schriften und Reden »keine Andeutung der Unterstützung von Gewalt oder irgendeiner subversiven Bewegung gefunden werden« könne, dass er aber gegen die Propagandamaschinerie der Regierung und der »ihr untertänigen« Medien nichts machen könne. Er beendet den Brief mit folgendem Satz: »Ich bin auf dem Weg in den Gewahrsam der NIA und weiß nicht, wann ich wieder zu euch sprechen kann. Ich hoffe jedoch inständig, dass ihr eure Stimme erhebt, bevor ihr an der Reihe seid.«
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Exempel statuiert
Indiens Regierung verhaftet linken Vorkämpfer für Minderheitenrechte. Infektionsrisiko in Gefängnissen und für »Unberührbare« ignoriert
Von Silva Lieberherr und Aditi Dixit, Mumbai
Auch in der Coronakrise lebt in Indien das eigentlich in den 50er Jahren abgeschaffte Kastensystem fort und verstärkt sich in Zeiten der Pandemie noch. Rund 250.000 Menschen leben als Dalit (»Unberührbare«) am untersten Rand der Gesellschaft und sind derzeit durch ihre »systemrelevanten« Tätigkeiten in der Reinigung und Müllbeseitigung einer Virusinfektion besonders stark ausgesetzt. Neben fehlender Schutzausrüstung, verfügen die meisten von ihnen auch nicht über eine nationale Identifikationsnummer. Diese wird jedoch benötigt, um von den finanziellen Regierungsmaßnahmen während der Pandemie zu profitieren.
Am Montag setzte die Regierung zu einem weiteren Schlag an. Anand Teltumbde, einer der wichtigsten Intellektuellen Indiens für die Linke und vor allem für die Bewegungen der Dalit, wurde gemeinsam mit dem Menschenrechtsaktivisten Gautam Navlakha von der Antiterroreinheit (NIA) der Polizei in Mumbai festgenommen. Zuvor hatte der Oberste Gerichtshof am 8. April die Gesuche von Teltumbde und Navlakha auf Aufschiebung der Haft gegen Kaution abgelehnt, weil gemäß »Antiterrorgesetz« präventive Festnahmen erlaubt und Kautionen fast unmöglich sind.
Trotz überfüllter Gefängnisse und einem entsprechend hohen Infektionsrisiko, entschied der Gerichtshof, dass die beiden zur Risikogruppe gehörenden Männer, ohne Aufschub ins Gefängnis müssen. Sie ergaben sich am 14. April, dem Geburtstag von Bhimrao Ambedkar, der Ikone vieler Dalit, und ein wichtiger Festtag für seine Anhänger.
Die Inhaftierung steht in Zusammenhang mit dem Bhima-Koregaon-Fall: Am 1. Januar 2018 fand in Erinnerung an die Schlacht von Bhima Koregaon im Jahr 1818 eine Großveranstaltung statt, bei der es Zusammenstöße zwischen Dalit und Gruppen höherer Kasten gab. Ein Mensch starb, weitere wurden verletzt. Für viele Dalit ist die Schlacht ein wichtiger Teil ihrer Widerstandsgeschichte. Unmittelbar danach verkündete die Polizei, dass die Veranstaltung schuld an der Gewalt gewesen sei, da die Organisatoren Verbindungen zu den Maoisten gehabt hätten und aufrührerische Reden gehalten worden seien. Zwischen Juni und September 2018 wurden daraufhin neun bekannte Aktivisten und Intellektuelle verhaftet. Mit Teltumbde und Navlakha sind nun elf Leute deswegen im Gefängnis.
Die Beweise, die die Polizei für die angeblichen Verbindungen zu den Maoisten bisher vorlegte, waren im besten Fall fadenscheinig. Vielmehr wird sichtbar, dass die Regierung von Premierminister Narendra Modi angebliche Verbindungen zu verbotenen maoistischen Gruppierungen immer stärker dazu nutzt, Dissidenten, die sich gegen die herrschenden Verhältnisse aussprechen, zu verfolgen und zu verhaften.
Namhafte Dalit-Gruppen, Menschenrechtsaktivisten und Politiker kritisierten die Verhaftungen vehement. Sie seien eine Schande für ganz Indien, die alle Dalit betreffe, sowie die Adivasi (Indigene) und andere Minderheiten. Teltumbde selbst wandte sich am Vorabend seiner Festnahme mit einem Brief an die Öffentlichkeit. Darin betonte er, dass in all seinen Schriften und Reden »keine Andeutung der Unterstützung von Gewalt oder irgendeiner subversiven Bewegung gefunden werden« könne, dass er aber gegen die Propagandamaschinerie der Regierung und der »ihr untertänigen« Medien nichts machen könne. Er beendet den Brief mit folgendem Satz: »Ich bin auf dem Weg in den Gewahrsam der NIA und weiß nicht, wann ich wieder zu euch sprechen kann. Ich hoffe jedoch inständig, dass ihr eure Stimme erhebt, bevor ihr an der Reihe seid.«
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•NEUER BEITRAG06.05.2020, 22:01 Uhr
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Indien und Corona
jW morgen noch einmal zu Karala:
Ein einzigartiges Sozialsystem
Kommunistisch regierter indischer Bundesstaat Kerala verfügt über bestes Gesundheitssystem im Land. Covid-19 erfolgreich eingedämmt
Von Martin Haffke
Hintergrund: Zahlen hinter Erfolg
Pro 1.000 Menschen stehen in Kerala 2,9 Krankenhausbetten zur Verfügung, ähnlich der Zahlen Italiens und der USA mit 3,2 respektive 2,2 Betten pro 1.000 Einwohner. Auf 1.000 Deutsche kommen sechs Betten.
Der Bundesstaat soll in fünf Jahren einen Arzt pro 200 Personen haben, verglichen mit dem derzeitigen landesweiten Durchschnitt von einem Mediziner für 2.000 Personen. Der zentralindische Bundesstaat Jharkhand kommt auf nur einen Arzt für 8.000 Menschen. Jedes Jahr wächst die Zahl der Mediziner in Kerala um 3.000 an. Die WHO-Norm gibt nur einen Arzt pro 1.000 vor .
Während das ganze Land mit einem Mangel an Hospitälern kämpft, hat der Bundesstaat mit 35 Millionen Einwohnern mehr als 135 Krankenhäuser mit jeweils über 100 Betten. Zudem verfügt er über 50 Krankenhäuser mit jeweils über 300 Betten. Zum Vergleich: Der nordindische Bundesstaat Uttar Pradesh mit 200 Millionen Einwohnern hat nach offiziellen Angaben der Association of Healthcare Providers nur 90 Krankenhäuser mit jeweils über 100 Betten.
Die Strukturen für die Bekämpfung von Covid-19 in Kerala sind sehr dicht verwoben. Das so entstandene System funktioniert von der Basis aus, von unten nach oben. Selbst Hilfskrankenschwestern wissen, wie sie Coronavirusinfizierte identifizieren können. Beamte verschiedenen Grades kümmern sich um Quarantänefälle.
Kerala bildet hervorragende, international anerkannte Krankenpflegekräfte aus. Das ist bei Covid-19 umso wichtiger, weil es kein klares Behandlungsprotokoll gibt. Bis Mitte April wurden hier 50 Prozent der insgesamt 375 Fälle geheilt. Auch das kann der überlegenen Pflege zugeschrieben werden. (mh)
Mitte April war die Pandemie über weite Teile Indiens hereingebrochen. Premier Narendra Modi hatte den Lockdown ausgerufen, den sich Millionen Arme im Land nicht leisten und den sehr viele mangels räumlicher Möglichkeiten auch nicht umsetzen können. Da meldete plötzlich jener Bundesstaat im Süden des Landes Erfolge beim Kampf gegen das Virus, der als einer der ersten und besonders stark betroffen gewesen war: Kerala.
Am 15. April verzeichnete der kommunistisch regierte Bundesstaat nur eine Neuinfektion, dafür aber sieben genesene Covid-19-Patienten. Mehr gesundete Patienten als neue Fälle wurde zu einem Trend, Keralas Infektionskurve flachte ab. Und das in einer Phase, in der landesweit die Zahl der Infektionen 12.000 überschritten hatte und die Todesfälle die Marke von 400. Kerala sei bei der Bekämpfung des Coronavirus deutlich besser aufgestellt als andere indische Bundesstaaten, lobte ausgerechnet die konservative Times of India.
Das Kerala-Modell der Gesundheitsversorgung sollte daher unbedingt auf Replikation an anderer Stelle untersucht werden. Dahinter steckt eine jahrzehntelange politische Tradition, die zuletzt hart gegen den Hindunationalismus verteidigt werden musste. Zunächst dürften es die jahrzehntelangen Investitionen in das öffentliche Gesundheitswesen gewesen sein, die dem Bundesstaat solche effektiven Möglichkeiten gegeben haben, seine Bevölkerung vor dem neuartigen Virus zu schützen.
Hinzu kommen Keralas funktionierende Basisorganisationen, die Öffentlichkeitsarbeit, strenge Kontaktverfolgung und Massenquarantäne unter Beteiligung aller möglich gemacht haben. Außerdem hat Kerala mit 94 Prozent eine im indischen Vergleich sehr hohe Alphabetisierungsquote, so hoch wie in keinem anderen Bundesstaat. Auch wirtschaftlich geht es Kerala vergleichsweise gut, das zwar klein und dicht besiedelt, aber relativ wohlhabend ist. Und man kann auf eine einschlägige Erfahrung aufbauen: 2019 wurde bereits der Kampf gegen das 2018 ausgebrochene Nipahvirus gewonnen. Auch bei diesem hirnschädigenden Virus, das von Fledermäusen auf den Menschen übertragen wurde, gibt es keinen Impfstoff und keine bekannte Medizin. Gleichwohl hat das Gesundheitssystem das Virus in den Griff bekommen, 17 Menschen waren gestorben.
Vor allem aber hat der kleine Küstenstaat eine einzigartige politische Kultur: Kerala ist ein Zentrum kommunistischer Tradition in Südasien und wird von einer Koalition kommunistischer und linker Parteien regiert. Die große Betonung der sozialen Entwicklungssektoren – insbesondere Bildung, Gesundheitswesen, Wohnen, Landreform – ist ein Erbe der linken Politik in Kerala. Die indische Bauern- und Arbeiterbewegung der 1930er Jahre trug stark zur Entstehung eines mächtigen linken Flügels bei. Ein weiterer wichtiger Faktor war die radikale Sektion der antikolonialen Muslime in der Region. Die sich abzeichnende Kluft zwischen den Kommunisten und dem indischen Nationalkongress trat mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs endgültig offen zutage.
Bereits im April 1957 wurde die erste kommunistische Regierung mit der Communist Party of India (CPI) zur Macht im Staat gewählt. Seit 1962 wechselten sich – bis auf kurze Phasen der sogenannten President’s rule – CPI und Communist Party of India (Marxist) sowie der Nationalkongress an der Regierungsspitze ab. Auch in den vergangenen Jahren hat Kerala seinen Fokus auf die soziale Wohlfahrt beibehalten, während viele Bundesstaaten im einst nehrusozialistisch geprägten Vielvölkerstaat auf den Kurs des hindunationalistischen Premiers Modi eingeschwenkt sind. Das Gesundheitssystem Kerala ist das beste in Indien geblieben, mit erstklassig ausgebildeten Pflegekräften und einer Lebenserwartung, die zu den höchsten des Landes gehört. So ist es auch mehr als nur eine PR-Kampagne, dass eine Gruppe junger Wissenschaftler unterstützt vom Gesundheitsministerium in Kerala Roboter bei der Versorgung von Patienten im Coronaviruszentrum in Ancharakandi zum Einsatz brachte.
»Wir haben ein sehr robustes öffentliches Gesundheitssystem«, erläuterte Ekbal Bappukunju gegenüber junge Welt. Ekbal ist Neurochirurg und Aktivist für öffentliche Gesundheit sowie seit 2016 Mitglied des Kerala-State-Planning-Board. »Von primären Gesundheitszentren bis hin zu medizinischen Hochschulen. Die gegenwärtige Regierung hat die Infrastruktureinrichtungen der staatlichen Krankenhäuser auf verschiedenen Ebenen verbessert und auch die Personalressourcen erhöht.« Derzeit seien die meisten staatlichen Krankenhäuser den privaten Krankenhäusern in Behandlungseinrichtungen sowie in bezug auf Sauberkeit und Infektionskontrolle weit voraus. »Früher besuchten nur 28 Prozent der Menschen öffentliche Krankenhäuser. Jetzt sind es 40 Prozent, und die derzeitige Regierung hofft, diese Zahl bis Ende dieses Jahres auf 50 Prozent zu erhöhen.«
Aber Ekbal will die Erfolge in Kerala nicht überbewerten: »Tatsächlich lernt Kerala auch aus vielen Erfahrungen aus anderen Teilen des Landes und der Welt. Wir folgen regelmäßig den Empfehlungen der WHO und der Centers for Disease Control and Prevention auf globaler Ebene und den Protokollen des Indischen Rates für Medizinische Forschung in unserem Land.« Man versuche , die Krise auf Grundlage des eigenen historischen und kulturellen Hintergrunds zu überwinden. Aber: »Wir sind uns sehr bewusst, dass diese Pandemie ein globales und kein lokales Problem ist.«
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Ein einzigartiges Sozialsystem
Kommunistisch regierter indischer Bundesstaat Kerala verfügt über bestes Gesundheitssystem im Land. Covid-19 erfolgreich eingedämmt
Von Martin Haffke
Hintergrund: Zahlen hinter Erfolg
Pro 1.000 Menschen stehen in Kerala 2,9 Krankenhausbetten zur Verfügung, ähnlich der Zahlen Italiens und der USA mit 3,2 respektive 2,2 Betten pro 1.000 Einwohner. Auf 1.000 Deutsche kommen sechs Betten.
Der Bundesstaat soll in fünf Jahren einen Arzt pro 200 Personen haben, verglichen mit dem derzeitigen landesweiten Durchschnitt von einem Mediziner für 2.000 Personen. Der zentralindische Bundesstaat Jharkhand kommt auf nur einen Arzt für 8.000 Menschen. Jedes Jahr wächst die Zahl der Mediziner in Kerala um 3.000 an. Die WHO-Norm gibt nur einen Arzt pro 1.000 vor .
Während das ganze Land mit einem Mangel an Hospitälern kämpft, hat der Bundesstaat mit 35 Millionen Einwohnern mehr als 135 Krankenhäuser mit jeweils über 100 Betten. Zudem verfügt er über 50 Krankenhäuser mit jeweils über 300 Betten. Zum Vergleich: Der nordindische Bundesstaat Uttar Pradesh mit 200 Millionen Einwohnern hat nach offiziellen Angaben der Association of Healthcare Providers nur 90 Krankenhäuser mit jeweils über 100 Betten.
Die Strukturen für die Bekämpfung von Covid-19 in Kerala sind sehr dicht verwoben. Das so entstandene System funktioniert von der Basis aus, von unten nach oben. Selbst Hilfskrankenschwestern wissen, wie sie Coronavirusinfizierte identifizieren können. Beamte verschiedenen Grades kümmern sich um Quarantänefälle.
Kerala bildet hervorragende, international anerkannte Krankenpflegekräfte aus. Das ist bei Covid-19 umso wichtiger, weil es kein klares Behandlungsprotokoll gibt. Bis Mitte April wurden hier 50 Prozent der insgesamt 375 Fälle geheilt. Auch das kann der überlegenen Pflege zugeschrieben werden. (mh)
Mitte April war die Pandemie über weite Teile Indiens hereingebrochen. Premier Narendra Modi hatte den Lockdown ausgerufen, den sich Millionen Arme im Land nicht leisten und den sehr viele mangels räumlicher Möglichkeiten auch nicht umsetzen können. Da meldete plötzlich jener Bundesstaat im Süden des Landes Erfolge beim Kampf gegen das Virus, der als einer der ersten und besonders stark betroffen gewesen war: Kerala.
Am 15. April verzeichnete der kommunistisch regierte Bundesstaat nur eine Neuinfektion, dafür aber sieben genesene Covid-19-Patienten. Mehr gesundete Patienten als neue Fälle wurde zu einem Trend, Keralas Infektionskurve flachte ab. Und das in einer Phase, in der landesweit die Zahl der Infektionen 12.000 überschritten hatte und die Todesfälle die Marke von 400. Kerala sei bei der Bekämpfung des Coronavirus deutlich besser aufgestellt als andere indische Bundesstaaten, lobte ausgerechnet die konservative Times of India.
Das Kerala-Modell der Gesundheitsversorgung sollte daher unbedingt auf Replikation an anderer Stelle untersucht werden. Dahinter steckt eine jahrzehntelange politische Tradition, die zuletzt hart gegen den Hindunationalismus verteidigt werden musste. Zunächst dürften es die jahrzehntelangen Investitionen in das öffentliche Gesundheitswesen gewesen sein, die dem Bundesstaat solche effektiven Möglichkeiten gegeben haben, seine Bevölkerung vor dem neuartigen Virus zu schützen.
Hinzu kommen Keralas funktionierende Basisorganisationen, die Öffentlichkeitsarbeit, strenge Kontaktverfolgung und Massenquarantäne unter Beteiligung aller möglich gemacht haben. Außerdem hat Kerala mit 94 Prozent eine im indischen Vergleich sehr hohe Alphabetisierungsquote, so hoch wie in keinem anderen Bundesstaat. Auch wirtschaftlich geht es Kerala vergleichsweise gut, das zwar klein und dicht besiedelt, aber relativ wohlhabend ist. Und man kann auf eine einschlägige Erfahrung aufbauen: 2019 wurde bereits der Kampf gegen das 2018 ausgebrochene Nipahvirus gewonnen. Auch bei diesem hirnschädigenden Virus, das von Fledermäusen auf den Menschen übertragen wurde, gibt es keinen Impfstoff und keine bekannte Medizin. Gleichwohl hat das Gesundheitssystem das Virus in den Griff bekommen, 17 Menschen waren gestorben.
Vor allem aber hat der kleine Küstenstaat eine einzigartige politische Kultur: Kerala ist ein Zentrum kommunistischer Tradition in Südasien und wird von einer Koalition kommunistischer und linker Parteien regiert. Die große Betonung der sozialen Entwicklungssektoren – insbesondere Bildung, Gesundheitswesen, Wohnen, Landreform – ist ein Erbe der linken Politik in Kerala. Die indische Bauern- und Arbeiterbewegung der 1930er Jahre trug stark zur Entstehung eines mächtigen linken Flügels bei. Ein weiterer wichtiger Faktor war die radikale Sektion der antikolonialen Muslime in der Region. Die sich abzeichnende Kluft zwischen den Kommunisten und dem indischen Nationalkongress trat mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs endgültig offen zutage.
Bereits im April 1957 wurde die erste kommunistische Regierung mit der Communist Party of India (CPI) zur Macht im Staat gewählt. Seit 1962 wechselten sich – bis auf kurze Phasen der sogenannten President’s rule – CPI und Communist Party of India (Marxist) sowie der Nationalkongress an der Regierungsspitze ab. Auch in den vergangenen Jahren hat Kerala seinen Fokus auf die soziale Wohlfahrt beibehalten, während viele Bundesstaaten im einst nehrusozialistisch geprägten Vielvölkerstaat auf den Kurs des hindunationalistischen Premiers Modi eingeschwenkt sind. Das Gesundheitssystem Kerala ist das beste in Indien geblieben, mit erstklassig ausgebildeten Pflegekräften und einer Lebenserwartung, die zu den höchsten des Landes gehört. So ist es auch mehr als nur eine PR-Kampagne, dass eine Gruppe junger Wissenschaftler unterstützt vom Gesundheitsministerium in Kerala Roboter bei der Versorgung von Patienten im Coronaviruszentrum in Ancharakandi zum Einsatz brachte.
»Wir haben ein sehr robustes öffentliches Gesundheitssystem«, erläuterte Ekbal Bappukunju gegenüber junge Welt. Ekbal ist Neurochirurg und Aktivist für öffentliche Gesundheit sowie seit 2016 Mitglied des Kerala-State-Planning-Board. »Von primären Gesundheitszentren bis hin zu medizinischen Hochschulen. Die gegenwärtige Regierung hat die Infrastruktureinrichtungen der staatlichen Krankenhäuser auf verschiedenen Ebenen verbessert und auch die Personalressourcen erhöht.« Derzeit seien die meisten staatlichen Krankenhäuser den privaten Krankenhäusern in Behandlungseinrichtungen sowie in bezug auf Sauberkeit und Infektionskontrolle weit voraus. »Früher besuchten nur 28 Prozent der Menschen öffentliche Krankenhäuser. Jetzt sind es 40 Prozent, und die derzeitige Regierung hofft, diese Zahl bis Ende dieses Jahres auf 50 Prozent zu erhöhen.«
Aber Ekbal will die Erfolge in Kerala nicht überbewerten: »Tatsächlich lernt Kerala auch aus vielen Erfahrungen aus anderen Teilen des Landes und der Welt. Wir folgen regelmäßig den Empfehlungen der WHO und der Centers for Disease Control and Prevention auf globaler Ebene und den Protokollen des Indischen Rates für Medizinische Forschung in unserem Land.« Man versuche , die Krise auf Grundlage des eigenen historischen und kulturellen Hintergrunds zu überwinden. Aber: »Wir sind uns sehr bewusst, dass diese Pandemie ein globales und kein lokales Problem ist.«
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•NEUER BEITRAG06.05.2020, 22:04 Uhr
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Ebd.:
Gemeinsam gegen das Virus
Kerala hat schnell und effektiv auf SARS-CoV-2 reagiert. Versorgung der Menschen oberste Priorität
Von Martin Haffke
Der indische Bundesstaat Kerala mit seinen regen internationalen Verbindungen vermeldete den ersten Inder, der positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde – ein Student, der aus Wuhan zurückgekehrt war. In den folgenden Wochen kamen weitere Fälle dazu, etwa als in Kerala lebende Rückkehrer aus Venedig positiv getestet wurden.
Die Behörden handelten schnell und vor allem: konzertiert. Auf lokaler Ebene wurden Teams aus Polizisten, Sanitätern und Freiwilligen zusammengestellt, um Infektionsketten zu rekonstruieren und Betroffene in Quarantäne zu schicken. Bereits im Januar wurden vier internationale Flughäfen in Kerala angewiesen, Passagiere zu überprüfen. Wer Symptome zeigte, wurde getestet und gegebenenfalls isoliert. »Positive Fälle wurden in zuvor entworfenen Covidkrankenhäusern – eines für jeden Distrikt – aufgenommen und behandelt«, so der Neurochirug und Gesundheitsaktivist Ekbal Bappukunju gegenüber jW. »Die nahezu perfekte Rückverfolgung aller positiven Fälle und deren Quarantäne« sei der Hauptgrund des Erfolges in Kerala. »Im Durchschnitt wurden 100 Kontakte für einen positiven Fall zurückverfolgt. Die Quarantäne wurde größtenteils in den Häusern durchgeführt, aber täglich von Gesundheitspersonal überwacht.« Kerala war dem Rest Indiens weit voraus, das keine Schritte einleitete.
Als die WHO den Ausbruch des neuartigen Coronavirus am 11. März zur Pandemie erklärte, gefolgt vom ersten indischen Covid-19-Todesfall am nächsten Tag, gab es in Kerala bereits 15 bestätigte Fälle. Ministerpräsident Pinarayi Vijayan ordnete den Lockdown an, schloss Schulen, verbot große Versammlungen und riet davon ab, Kultstätten zu besuchen. Er hielt tägliche Pressekonferenzen ab, ließ Internetanbieter die Kapazität steigern, um das Arbeiten im Homeoffice zu vereinfachen, sorgte dafür, dass die Produktion von Handdesinfektionsmitteln und Gesichtsmasken hochgefahren wurde, ließ Lebensmittel an Schulkinder liefern, die auf kostenlose Mahlzeiten angewiesen waren, und richtete eine Hotline für psychische Gesundheit ein.
Auf Ebene der Zentralregierung in Neu-Delhi fand derweil fast ein Gegenprogramm statt. Nach langer Zurückhaltung verkündete Premier Narendra Modi erst am 24. März den dreiwöchigen Lockdown für das gesamte Land – quasi ohne Vorwarnung, in weniger als vier Stunden. Die Menschen in Kerala waren vorbereitet, sie lebten bereits seit Wochen mit Ausgangsbeschränkungen. Ministerpräsident Vijayan kündigte als einer der ersten ein Hilfspaket an. Ein Gemeinschaftsküchenprogramm sollte die Menschen ernähren, kostenlose Lebensmittel wie Reis, Öl und Gewürze verteilt werden.
Den Rest von Indien traf es härter. Der kurzfristig ausgerufene Lockdown führte zu Hamsterkäufen. Arbeitsmigranten, die ihren Job verloren hatten, versuchten nach Hause zu kommen. Doch Bus- und Bahnfahrten waren eingestellt, die Grenzen zwischen den Bundesstaaten geschlossen. Zu Fuß strömten sie über die Autobahnen. Bis zum 29. März waren mindestens 22 von ihnen unterwegs gestorben. Die Versorgungskrise eskalierte, Menschen hungerten, Ärzte setzten Regenmäntel und Motorradhelme anstelle von Overalls und Schutzvisieren ein. Das Virus breitete sich über Dörfer, Städte und Gemeinden aus und drang in den größten Slum Indiens ein, nach Dharavi in Mumbai. Es traf die Ärmsten am härtesten.
Zwar schnürte die Zentralregierung ein Konjunkturpaket in Höhe von umgerechnet 22,5 Milliarden US-Dollar – doch es war winzig im Verhältnis zu den Bedürfnissen der indischen Milliardenbevölkerung. Und ebenso ignorierte die Regierung Modi hartnäckig Forderungen nach mehr Tests und Ausrüstung. Sie überließ es den einzelnen Bundesstaaten, die Menschen so gut wie möglich zu schützen.
Dass das Kerala besonders gut gelungen ist, zeigt, dass sich Investitionen in die öffentliche Gesundheit um ein Vielfaches auszahlen. Und wenn ein starkes Gesundheitssystem kombiniert wird mit einer Beteiligung der gesellschaftlichen Basis, bildet das ein effektives Werkzeug gegen Epidemien.
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Gemeinsam gegen das Virus
Kerala hat schnell und effektiv auf SARS-CoV-2 reagiert. Versorgung der Menschen oberste Priorität
Von Martin Haffke
Der indische Bundesstaat Kerala mit seinen regen internationalen Verbindungen vermeldete den ersten Inder, der positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde – ein Student, der aus Wuhan zurückgekehrt war. In den folgenden Wochen kamen weitere Fälle dazu, etwa als in Kerala lebende Rückkehrer aus Venedig positiv getestet wurden.
Die Behörden handelten schnell und vor allem: konzertiert. Auf lokaler Ebene wurden Teams aus Polizisten, Sanitätern und Freiwilligen zusammengestellt, um Infektionsketten zu rekonstruieren und Betroffene in Quarantäne zu schicken. Bereits im Januar wurden vier internationale Flughäfen in Kerala angewiesen, Passagiere zu überprüfen. Wer Symptome zeigte, wurde getestet und gegebenenfalls isoliert. »Positive Fälle wurden in zuvor entworfenen Covidkrankenhäusern – eines für jeden Distrikt – aufgenommen und behandelt«, so der Neurochirug und Gesundheitsaktivist Ekbal Bappukunju gegenüber jW. »Die nahezu perfekte Rückverfolgung aller positiven Fälle und deren Quarantäne« sei der Hauptgrund des Erfolges in Kerala. »Im Durchschnitt wurden 100 Kontakte für einen positiven Fall zurückverfolgt. Die Quarantäne wurde größtenteils in den Häusern durchgeführt, aber täglich von Gesundheitspersonal überwacht.« Kerala war dem Rest Indiens weit voraus, das keine Schritte einleitete.
Als die WHO den Ausbruch des neuartigen Coronavirus am 11. März zur Pandemie erklärte, gefolgt vom ersten indischen Covid-19-Todesfall am nächsten Tag, gab es in Kerala bereits 15 bestätigte Fälle. Ministerpräsident Pinarayi Vijayan ordnete den Lockdown an, schloss Schulen, verbot große Versammlungen und riet davon ab, Kultstätten zu besuchen. Er hielt tägliche Pressekonferenzen ab, ließ Internetanbieter die Kapazität steigern, um das Arbeiten im Homeoffice zu vereinfachen, sorgte dafür, dass die Produktion von Handdesinfektionsmitteln und Gesichtsmasken hochgefahren wurde, ließ Lebensmittel an Schulkinder liefern, die auf kostenlose Mahlzeiten angewiesen waren, und richtete eine Hotline für psychische Gesundheit ein.
Auf Ebene der Zentralregierung in Neu-Delhi fand derweil fast ein Gegenprogramm statt. Nach langer Zurückhaltung verkündete Premier Narendra Modi erst am 24. März den dreiwöchigen Lockdown für das gesamte Land – quasi ohne Vorwarnung, in weniger als vier Stunden. Die Menschen in Kerala waren vorbereitet, sie lebten bereits seit Wochen mit Ausgangsbeschränkungen. Ministerpräsident Vijayan kündigte als einer der ersten ein Hilfspaket an. Ein Gemeinschaftsküchenprogramm sollte die Menschen ernähren, kostenlose Lebensmittel wie Reis, Öl und Gewürze verteilt werden.
Den Rest von Indien traf es härter. Der kurzfristig ausgerufene Lockdown führte zu Hamsterkäufen. Arbeitsmigranten, die ihren Job verloren hatten, versuchten nach Hause zu kommen. Doch Bus- und Bahnfahrten waren eingestellt, die Grenzen zwischen den Bundesstaaten geschlossen. Zu Fuß strömten sie über die Autobahnen. Bis zum 29. März waren mindestens 22 von ihnen unterwegs gestorben. Die Versorgungskrise eskalierte, Menschen hungerten, Ärzte setzten Regenmäntel und Motorradhelme anstelle von Overalls und Schutzvisieren ein. Das Virus breitete sich über Dörfer, Städte und Gemeinden aus und drang in den größten Slum Indiens ein, nach Dharavi in Mumbai. Es traf die Ärmsten am härtesten.
Zwar schnürte die Zentralregierung ein Konjunkturpaket in Höhe von umgerechnet 22,5 Milliarden US-Dollar – doch es war winzig im Verhältnis zu den Bedürfnissen der indischen Milliardenbevölkerung. Und ebenso ignorierte die Regierung Modi hartnäckig Forderungen nach mehr Tests und Ausrüstung. Sie überließ es den einzelnen Bundesstaaten, die Menschen so gut wie möglich zu schützen.
Dass das Kerala besonders gut gelungen ist, zeigt, dass sich Investitionen in die öffentliche Gesundheit um ein Vielfaches auszahlen. Und wenn ein starkes Gesundheitssystem kombiniert wird mit einer Beteiligung der gesellschaftlichen Basis, bildet das ein effektives Werkzeug gegen Epidemien.
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•NEUER BEITRAG21.09.2020, 21:42 Uhr
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Indien und Corona
jW am 12. September:
Plötzlich stieg die Kurve an
Indiens Bundesstaat Kerala: Fortschrittliches Gesundheitswesen, aber mittlerweile hohe Zahl an mit Coronavirus Infizierten
Von Martin Haffke
Viele Infizierte, wenige Todesfälle
Die Zahl der täglich mit Covid-19 Infizierten in Indien stieg laut Johns Hopkins University von 5.000 im Mai auf über 10.000 im Juni, 35.000 im Juli und rund 60.000 im August. In den ersten Septembertagen hat Indien innerhalb von 24 Stunden mehr als 90.000 neue Fälle von Covid-19 registriert und liegt damit vor Brasilien. Mehr als 75.000 Infektionen kamen zuletzt täglich hinzu. In Delhi wurden an einem Tag mehr als 3.200 Infektionen festgestellt. Bereits Anfang August hatte Indien als drittes Land der Welt zwei Millionen Fälle gemeldet.
Die regionalen Unterschied sind erheblich. Die registrierten Infektionen werden größtenteils aus fünf Staaten gemeldet. Mehr als 60 Prozent der aktiven Fälle kommen aus Andhra Pradesh, Tamil Nadu, Karnataka, Maharashtra und Uttar Pradesh, Indiens bevölkerungsreichstem Bundesstaat. Auch in vielen ländlichen Gebieten wurde ein Anstieg verzeichnet. Das Virus hat zuletzt auch eine der Gruppen von Ureinwohnern erreicht, die auf der abgelegenen Inselkette der Andamanen leben.
Die Todesrate in Indien ist äußerst gering; 34 Covid-19-Todesfälle werden pro Million Einwohner gezählt. Die meisten Covid-19-Toten pro Million Einwohner in Indien hatten Ende August laut dem indischen Gesundheitsministerium (Indian Ministry of Health and Family Welfare) Delhi (220), Maharashtra (170) und Tamil Nadu (72).
Im Jahr 2017 gab es in Indien 0,53 Krankenhausbetten pro Bewohner, die Zahl der Intensivbetten ist nicht bekannt. Zum Vergleich: Die Zahl der Krankenhausbetten pro 1.000 Bewohner in Deutschland wird derzeit auf acht beziffert. Knapp 48.000 Beatmungsgeräte soll es in ganz Indien geben. Im vergleichsweise bevölkerungsarmen Deutschland gibt es 25.000 derartige Geräte.(mh)
Aus dem südindischen Bundesstaat Kerala wurde im Januar über Indiens ersten Covid-19-Fall berichtet – ein Medizinstudent, der aus dem chinesischen Wuhan zurückgekehrt war, wo die Pandemie begonnen hatte. Zunächst stieg auch hier die Zahl der Fälle stetig an und Kerala wurde zum Hotspot. Doch schon im März meldete ein halbes Dutzend der anderen indischen Bundesstaaten jeweils mehr Fälle als der kommunistisch regierte Staat im Süden des Landes. Noch am 15. April verzeichnete Kerala bei sieben genesenen Covid-19-Patienten nur eine Neuinfektion täglich. Die Infektionskurve flachte ab. Bis Mai sank die Zahl der Fälle drastisch, die Verantwortlichen hielten sich streng an ein Drehbuch, bestehend aus Tests, Verfolgung und Isolierung, und bezogen Basisnetzwerke mit ein – es gab Tage, an denen keine neuen Fälle gemeldet wurden.
Eine Erfolgsgeschichte war es zunächst. Hintergrund ist ein für indische Verhältnisse exzellentes Gesundheitssystem. Pro 1.000 Menschen stehen in Kerala 2,9 Krankenhausbetten zur Verfügung, ähnlich viele wie in Italien und den USA. Die Basisorganisationen funktionieren, die Öffentlichkeitsarbeit ist intensiv – und nicht zuletzt geht es dem Bundesstaat auch wirtschaftlich vergleichsweise gut.
Doch die Freude über die Erfolge war verfrüht. Denn plötzlich stieg die Kurve wieder an. Vergingen noch 110 Tage, bis in Kerala der 1.000 Fall gemeldet wurde, so wurden Mitte Juli täglich rund 800 Infektionen registriert. Bis zum 20. Juli hatte die Zahl der Coronafälle im Staat 12.000 überschritten, 43 Verstorbene wurden gemeldet. Mehr als 170.000 Menschen befanden sich in Quarantäne, zu Hause und in Krankenhäusern. In den letzten Monaten hat sich die Zahl der bestätigten Fälle fast vervierfacht, eine der höchsten Zuwachsraten in ganz Indien. Selbst jetzt wächst sie mit 4,01 Prozent pro Tag schneller als im nationalen Durchschnitt. Mit mehr als 20.000 bestätigten Fällen weist derzeit nur der nordwestindische Bundesstaat Punjab eine höhere Wachstumsrate auf. Auch die Zahl der Todesfälle hat in den letzten Wochen erheblich zugenommen, obwohl Kerala zumindest unter den großen Staaten immer noch eine der niedrigsten Sterberaten Indiens verzeichnet.
Für die Zunahme der Coronafälle in Kerala werden vor allem gelockerte Restriktionen verantwortlich gemacht. In der ersten Maiwoche waren die Reisebeschränkungen zum ersten Mal gelockert worden. Die meisten neu Erkrankten waren zu dieser Zeit Rückkehrer aus anderen indischen Bundessaaten oder dem Ausland. Etwa 17 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter arbeitet außerhalb des Staats – fast eine halbe Million Arbeiter aus den Golfstaaten und anderen Teilen Indiens kehrte nach Hause zurück, weil Unternehmen schlossen und Beschäftigte vor die Tür setzten.
»Als die Reisebeschränkungen des Lockdowns aufgehoben wurden, strömten die Menschen zurück in den Staat, und es wurde unmöglich, die Wiedereinreise infizierter Personen einzudämmen«, sagte Shashi Tharoor, Oppositionspolitiker der Kongresspartei und Abgeordneter aus Keralas Hauptstadt Thiruvananthapuram im BBC-Interview. Infizierte Menschen übertrugen die Krankheiten auch auf Mitreisende im Flugzeug. So konnte sich das Virus auch bei der lokalen Bevölkerung ausbreiten, seit Anfang Mai sind gemeldete Fälle ohne vorherige Reisegeschichte deutlich angestiegen. Die Lockerung der Restriktionen führte dazu, dass viele Menschen wieder vor die Tür gingen und nicht genügend Vorsichtsmaßnahmen trafen.
Kritiker bemängeln auch, dass weniger Tests gemacht wurden, nachdem die Fallzahl gesunken war – ihrer Meinung nach ein Zeichen der Nachlässigkeit. Ende Juli nahm Kerala mehr als 9.000 Proben pro Tag, gegenüber 663 im April. Die Testrate pro Million Einwohner ist niedriger als in Staaten wie Andhra Pradesh mit einer rasch steigenden Fallzahl, oder Tamil Nadu, das seit langem ein Hotspot ist. Aber sie liegt vor der in Maharashtra, dem bislang größten Hotspot des Landes.
Kerala führt unter anderem diagnostische Tests, Pool-Tests, schnelle Antigen- und Antikörpertests durch – aber es ist nicht klar, wie viele Fälle bei jeder dieser Untersuchungen festgestellt werden. Die erhöhten Testzahlen ergeben jedoch möglicherweise kein realistisches Bild. »Die Tests wurden intensiviert. Aber es ist nie genug. Kein Staat kann so viel testen, wie es nötig wäre«, sagte A. Fathahudeen, Leiter der Abteilung für Intensivpflege am Ernakulam Medical College gegenüber BBC.
Die meisten Epidemiologen glauben, dass Kerala insgesamt gute Arbeit geleistet hat. Die Sterblichkeitsrate bei denen, die positiv auf die Krankheit getestet wurden, ist eine der niedrigsten in Indien. Die Krankenhäuser in Kerala sind noch nicht überfüllt. Die Regierung hat in Hunderten von Dörfern Covid-19-Behandlungszentren eingerichtet, in denen es Betten mit Sauerstoffgeräten gibt – zusätzlich zur guten Krankenversorgung. Wie gut aufgestellt der kommunistisch regierte Bundesstaat letztlich ist, wird die weitere Entwicklung zeigen.
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Plötzlich stieg die Kurve an
Indiens Bundesstaat Kerala: Fortschrittliches Gesundheitswesen, aber mittlerweile hohe Zahl an mit Coronavirus Infizierten
Von Martin Haffke
Viele Infizierte, wenige Todesfälle
Die Zahl der täglich mit Covid-19 Infizierten in Indien stieg laut Johns Hopkins University von 5.000 im Mai auf über 10.000 im Juni, 35.000 im Juli und rund 60.000 im August. In den ersten Septembertagen hat Indien innerhalb von 24 Stunden mehr als 90.000 neue Fälle von Covid-19 registriert und liegt damit vor Brasilien. Mehr als 75.000 Infektionen kamen zuletzt täglich hinzu. In Delhi wurden an einem Tag mehr als 3.200 Infektionen festgestellt. Bereits Anfang August hatte Indien als drittes Land der Welt zwei Millionen Fälle gemeldet.
Die regionalen Unterschied sind erheblich. Die registrierten Infektionen werden größtenteils aus fünf Staaten gemeldet. Mehr als 60 Prozent der aktiven Fälle kommen aus Andhra Pradesh, Tamil Nadu, Karnataka, Maharashtra und Uttar Pradesh, Indiens bevölkerungsreichstem Bundesstaat. Auch in vielen ländlichen Gebieten wurde ein Anstieg verzeichnet. Das Virus hat zuletzt auch eine der Gruppen von Ureinwohnern erreicht, die auf der abgelegenen Inselkette der Andamanen leben.
Die Todesrate in Indien ist äußerst gering; 34 Covid-19-Todesfälle werden pro Million Einwohner gezählt. Die meisten Covid-19-Toten pro Million Einwohner in Indien hatten Ende August laut dem indischen Gesundheitsministerium (Indian Ministry of Health and Family Welfare) Delhi (220), Maharashtra (170) und Tamil Nadu (72).
Im Jahr 2017 gab es in Indien 0,53 Krankenhausbetten pro Bewohner, die Zahl der Intensivbetten ist nicht bekannt. Zum Vergleich: Die Zahl der Krankenhausbetten pro 1.000 Bewohner in Deutschland wird derzeit auf acht beziffert. Knapp 48.000 Beatmungsgeräte soll es in ganz Indien geben. Im vergleichsweise bevölkerungsarmen Deutschland gibt es 25.000 derartige Geräte.(mh)
Aus dem südindischen Bundesstaat Kerala wurde im Januar über Indiens ersten Covid-19-Fall berichtet – ein Medizinstudent, der aus dem chinesischen Wuhan zurückgekehrt war, wo die Pandemie begonnen hatte. Zunächst stieg auch hier die Zahl der Fälle stetig an und Kerala wurde zum Hotspot. Doch schon im März meldete ein halbes Dutzend der anderen indischen Bundesstaaten jeweils mehr Fälle als der kommunistisch regierte Staat im Süden des Landes. Noch am 15. April verzeichnete Kerala bei sieben genesenen Covid-19-Patienten nur eine Neuinfektion täglich. Die Infektionskurve flachte ab. Bis Mai sank die Zahl der Fälle drastisch, die Verantwortlichen hielten sich streng an ein Drehbuch, bestehend aus Tests, Verfolgung und Isolierung, und bezogen Basisnetzwerke mit ein – es gab Tage, an denen keine neuen Fälle gemeldet wurden.
Eine Erfolgsgeschichte war es zunächst. Hintergrund ist ein für indische Verhältnisse exzellentes Gesundheitssystem. Pro 1.000 Menschen stehen in Kerala 2,9 Krankenhausbetten zur Verfügung, ähnlich viele wie in Italien und den USA. Die Basisorganisationen funktionieren, die Öffentlichkeitsarbeit ist intensiv – und nicht zuletzt geht es dem Bundesstaat auch wirtschaftlich vergleichsweise gut.
Doch die Freude über die Erfolge war verfrüht. Denn plötzlich stieg die Kurve wieder an. Vergingen noch 110 Tage, bis in Kerala der 1.000 Fall gemeldet wurde, so wurden Mitte Juli täglich rund 800 Infektionen registriert. Bis zum 20. Juli hatte die Zahl der Coronafälle im Staat 12.000 überschritten, 43 Verstorbene wurden gemeldet. Mehr als 170.000 Menschen befanden sich in Quarantäne, zu Hause und in Krankenhäusern. In den letzten Monaten hat sich die Zahl der bestätigten Fälle fast vervierfacht, eine der höchsten Zuwachsraten in ganz Indien. Selbst jetzt wächst sie mit 4,01 Prozent pro Tag schneller als im nationalen Durchschnitt. Mit mehr als 20.000 bestätigten Fällen weist derzeit nur der nordwestindische Bundesstaat Punjab eine höhere Wachstumsrate auf. Auch die Zahl der Todesfälle hat in den letzten Wochen erheblich zugenommen, obwohl Kerala zumindest unter den großen Staaten immer noch eine der niedrigsten Sterberaten Indiens verzeichnet.
Für die Zunahme der Coronafälle in Kerala werden vor allem gelockerte Restriktionen verantwortlich gemacht. In der ersten Maiwoche waren die Reisebeschränkungen zum ersten Mal gelockert worden. Die meisten neu Erkrankten waren zu dieser Zeit Rückkehrer aus anderen indischen Bundessaaten oder dem Ausland. Etwa 17 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter arbeitet außerhalb des Staats – fast eine halbe Million Arbeiter aus den Golfstaaten und anderen Teilen Indiens kehrte nach Hause zurück, weil Unternehmen schlossen und Beschäftigte vor die Tür setzten.
»Als die Reisebeschränkungen des Lockdowns aufgehoben wurden, strömten die Menschen zurück in den Staat, und es wurde unmöglich, die Wiedereinreise infizierter Personen einzudämmen«, sagte Shashi Tharoor, Oppositionspolitiker der Kongresspartei und Abgeordneter aus Keralas Hauptstadt Thiruvananthapuram im BBC-Interview. Infizierte Menschen übertrugen die Krankheiten auch auf Mitreisende im Flugzeug. So konnte sich das Virus auch bei der lokalen Bevölkerung ausbreiten, seit Anfang Mai sind gemeldete Fälle ohne vorherige Reisegeschichte deutlich angestiegen. Die Lockerung der Restriktionen führte dazu, dass viele Menschen wieder vor die Tür gingen und nicht genügend Vorsichtsmaßnahmen trafen.
Kritiker bemängeln auch, dass weniger Tests gemacht wurden, nachdem die Fallzahl gesunken war – ihrer Meinung nach ein Zeichen der Nachlässigkeit. Ende Juli nahm Kerala mehr als 9.000 Proben pro Tag, gegenüber 663 im April. Die Testrate pro Million Einwohner ist niedriger als in Staaten wie Andhra Pradesh mit einer rasch steigenden Fallzahl, oder Tamil Nadu, das seit langem ein Hotspot ist. Aber sie liegt vor der in Maharashtra, dem bislang größten Hotspot des Landes.
Kerala führt unter anderem diagnostische Tests, Pool-Tests, schnelle Antigen- und Antikörpertests durch – aber es ist nicht klar, wie viele Fälle bei jeder dieser Untersuchungen festgestellt werden. Die erhöhten Testzahlen ergeben jedoch möglicherweise kein realistisches Bild. »Die Tests wurden intensiviert. Aber es ist nie genug. Kein Staat kann so viel testen, wie es nötig wäre«, sagte A. Fathahudeen, Leiter der Abteilung für Intensivpflege am Ernakulam Medical College gegenüber BBC.
Die meisten Epidemiologen glauben, dass Kerala insgesamt gute Arbeit geleistet hat. Die Sterblichkeitsrate bei denen, die positiv auf die Krankheit getestet wurden, ist eine der niedrigsten in Indien. Die Krankenhäuser in Kerala sind noch nicht überfüllt. Die Regierung hat in Hunderten von Dörfern Covid-19-Behandlungszentren eingerichtet, in denen es Betten mit Sauerstoffgeräten gibt – zusätzlich zur guten Krankenversorgung. Wie gut aufgestellt der kommunistisch regierte Bundesstaat letztlich ist, wird die weitere Entwicklung zeigen.
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