DE
       
 
0
unofficial world wide web avantgarde
NEUES THEMA23.01.2020, 16:47 Uhr
EDIT: arktika
23.01.2020, 16:48 Uhr
Nutzer / in
arktika

• (Nicht nur in) Finnland: Kampf um Arbeitszeitverkürzung Dazu aus der Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek der Leitartikel vom 9. Januar von Christoph Kühnemund

Arbeitszeitverkürzung muß wieder auf die Agenda

Viel wird gelästert und gehöhnt über Finnlands neue Regierungschefin Sanna Marin. Sie ist jung und hat obendrein eine Idee wieder auf die Tagesordnung gebracht, die immer weiter in Vergessenheit gerät: Arbeitszeitverkürzung als Beteiligung der Massen am geschaffenen Wohlstand. Sie sprach von einer Vier-Tage-Woche mit 6 Stunden-Tagen. Daran, daß insbesondere Lohnabhängige in den sozialen Medien dafür Galle über ihr ausschütten, sieht man, wie weit die Manipulation derer fortgeschritten ist, die sich eigentlich davon angesprochen fühlen sollten.

Zwar sollte die Forderung nach Arbeitsplätzen, die genug abwerfen, um damit ein ordentliches Leben führen zu können, aufrechterhalten werden. Gleichzeitig jedoch muß die Arbeit als allein sinnstiftende Lebenstätigkeit vom Podest genommen werden. Schauen wir in die Gesichter der Menschen, die zu ihren Arbeitsplätzen hasten oder anschließend heim, sehen wir in den meisten Fällen traurige Mienen. Glücklich der, welcher in seiner Arbeit aufgeht. Auf die Mehrheit trifft dies kaum zu, schon gar nicht in diesen Zeiten, wo das Ungleichgewicht zwischen Arbeitspflicht und frei nutzbarer Lebenszeit zu kippen droht. Mit verheerenden Folgen für die Gesundheitssysteme und die Gesellschaft. Denken wir über das bestehende System nach, klingt es fast schon surreal, während eines Lebens, das sich so vielseitig gestalten läßt, an den meisten Tagen immer und immer wieder die selbe Tätigkeit auszuführen.

Der alles überlagernde Lohnerwerbszwang hindert viele Menschen an der individuellen Entwicklung. Dazu kommt, daß lange Arbeitszeiten gesundheitliche und geistige Schäden anrichten, deren Behandlung von der Allgemeinheit getragen werden muß, während die durch Mehrarbeit entstandenen Extra-Profite zum größten Teil in die Taschen der Unternehmer wandern. In der Hoffnung, daß sie weitere solcher Arbeitsplätze schaffen, erlässt man ihnen dann auch immer weiter die soziale Mitverantwortung. Ein Hamsterrad: Für den Einzelnen bleibt, so sehr er auch strampelt, am Ende immer dasselbe übrig.

Der technische Fortschritt der vergangenen Jahrzehnte hat die Produktivität enorm gesteigert, jedoch für die Massen nicht zu einer Entlastung, sondern zu einer Arbeitsverdichtung geführt, an deren Resultaten sie kaum teilhaben. Im Gegenteil wird stetig Lohnmoderation gefordert. Aber ist Arbeiten um jeden Preis noch zeitgemäß? Weder herrschende Politik, noch Wirtschaft sind bereit dazu, an solche Diskussionen zu denken. Manche Unternehmer lassen sich zur »Schirmherrschaft« von »Grundeinkommen«-Modellen hinreißen, weil die bisher vorgestellten Versionen dieser an sich guten Idee alle eines mit sich brächten: Die völlige Freistellung der Unternehmer von sozialer Verantwortung und gesellschaftlichen Verpflichtungen.

Dabei haben Modellansätze von reduzierten Wochenstunden in manchen Ländern sehr gute Ergebnisse erzielt. Die Gesundheit und die Motivation der Beschäftigten dort entwickelten sich positiv. Zeit für das eigene Leben wird freigeschaufelt. Vereine und soziale Kreise profitieren eindeutig davon. Und nicht zuletzt der insbesondere hierzulande arg an den Nerven zehrende Straßenverkehr.

Soziale Fortschritte fallen nicht vom Himmel. Neben gewerkschaftlichem Druck müssen auch politisch Weichen dazu gestellt werden. Erst dann können längst überfällige Wochen- und Lebensarbeitszeitverkürzungen wieder auf die Agenda.


unter Link ...jetzt anmelden!

oder auf RedGlobe unter Link ...jetzt anmelden!
• Hier gibt's was extra: mehr Debatten aus den www.secarts.org-Foren
45 J. Ermordung Aldo Moros
3
Für mich ist hier nicht so sehr erschreckend, wie skrupellos die herrschende Klasse handelt, wenn sie auch nur irgendwie ihr...mehr FPeregrin 04.07.2023
FPeregrin 04.07.2023
FPeregrin 04.07.2023
Militarisierung der Arktis
4
FN zum 'Arktischen Rat': Ursprünglich gehörten diesem Vertreter Dänemarks, Islands, Norwegens, Schwedens, Finnlands, Russl...mehr FPeregrin 29.01.2023
FPeregrin 29.01.2023
arktika 29.01.2023
Kampf im Weltraum
1
Auf die Vorbereitungen zum #Asteroidenbergbau sei in diesem Zusammenhang hingewiesen; der dt. Imp. sitzt da mit drin: FPeregrin 29.01.2023
Nur noch verschlüsselter Zugriff auf @secarts-Ma..
Dies betrifft alle Nutzer von @secarts-Mailaccounts: Um eine sichere Übertragung über die @secarts-E-Mail-Accounts zu gewä...mehr AG Technik 02.04.2023
Österreich: die SPÖ-Linke
jW morgen: »Eine Niederlage für die bürgerlichen Kräfte in der SPÖ« Kandidat der Parteilinken überraschend zum V...mehr FPeregrin 11.06.2023
100 Jahre UdSSR
6
>>>>> Die Sowjetunion zwang die Kolonialmächte zur Dekolonisierung, Hunderte Millionen Menschen konnten alsbald ihr Leben...mehr arktika 13.01.2023
arktika 13.01.2023
arktika 13.01.2023