5
|
|
•NEUES THEMA23.02.2012, 10:35 Uhr
Nutzer / in | |
Toto | |
|
|
• Buchempfehlung: "The Arabs and the Holocaust"
Ich wollte mal kurz hier ein Buch empfehlen von einem libanesischen Trotzkist, namens Gilbert Achcar, zum Thema wie dem Titel schon aussagt, die Araber und dem Holocaust bzw. weitergehend dem Antisemitismus. Das Buch gibt es leider noch nicht auf Deutsch, sondern wie ich es bspw. habe auf Englisch.
Das Buch Exlusivität besteht daran, dass es von einem arabischen Marxist geschrieben worden ist. Er positioniert sich auch als einen arabischen Linken gegen den Antisemitsmus mit den Konsequenz die arabischen Reaktionäre zu bekämpfen. Aber auch teilweise kritisch mit den "eigenen" Geschichte der arabischen kommunistischen Bewegung. Sein Ziel ist aber auch nicht Israel Politik zu rechtfertigen wie es häufig in deutschsprachigen Bücher der Fall ist oder die des "Westen". Es lässt sich aber nicht auf Positionen wie Zionismus gleich Faschismus oder Israel grundsätzlich in Frage zu stellen.
Den Aufbau des Buches teilt sich in mehrere Kapitel, die historisch einzuordnen sind.
Er beginnt mit der Phase vor Gründung des Staates Israel also bis 1948, wo er die vier großen politischen Ausrichtung der arabischen Welt betrachtet. Also die Westlichen Liberalen, die Marxisten, die Nationalisten und die Islamisten. Bei den Marxisten erwähnt er, dass die arabischen Kommunisten (Komintern) die ersten in der Welt waren, die die falsche Gleichung von Zionismus als jüdischen Faschismus benutzen. Dies sei auf die damals falsche Politik der Komintern auf die Thesen von Sozialfaschismus zurückzuführen, da die zionistische Bewegung damals noch recht viel sozialdemokratisch angehauft war. Er erwähnt gleichzeitig die Politikänderung der Kommunisten, z.B. in Syrien/Libanon ein breiten gesellschaftlichen Bündnis aller Demokraten gegen den Faschismus gebildet worden ist. Aber auch das Schweigen der arabischen Kommunisten für die Jahre zwischen 1939 und dem Überfall auf die UdSSR. Die arabischen Kommunisten haben aber immer versucht klar zu machen und dies praktiziert, dass sie den jüdischen Arbeiter nicht feindlich gegenüber stehen im Kampf um sozialistische Perspektive.
Ich nehme noch den Beispiel der arabischen Nationalisten, hier differenziert er zwischen 5 bedeutende Bewegungen innerhalb des arabischen Nationalismus bzw. Nationalismus in den arabischsprachigen Gebiet. Genannt sei hier die Syrian Social Nationalist Party (SSNP), eine pro italienischen faschistischen Organisation, dessen Führer damals Kontakte mit Moussilini-Italien pflegte aber auch Hitlerdeutschland, u.a. persönlichen Besuch in Italien und Deutschland. Die Partei war auf jeden Fall rassistisch und antisemitisch, wobei er sagt, dass die Partei dann ab 60iger Jahre des vergangenen Jh. von ihren Rassismus und Antisemitismus abrückt (Heute ist die SSNP ein Bündnispartner der libanesischen KP und syrischen KPen als säkularen Organisation im Kampf gegen den Islamismus und Auslandsintervention)
Zweiten großen historischen Phase ist bis zum 6-Tage-Krieg, 1967, gezeichnet durch den arabischen Nationalismus als Staatstragende Ideologie unter Jamal Abdel Al-Nasser oder sogenannten Nasserismus.
Hier differenziert er die Anfangsphasen von Nasser, der im frühen Jahre im Rahmen der dreier Aggression 1956 von Protokolle und jüdischen Weltverschwörung spricht. Nasser habe sich allerdings einmal darauf bezogen und in allen weiteren Aussagen sich davon "distanziert" bzw. seine Linie korregiert. etc. etc.
Dritten große historischen Phase ist mit der PLO und Arafat gekennzeichnet, er geht auf die Selbstdarstellung der PLO-Gruppen wie Fatah, PFLP oder DFLP in englischsprachigen und arabischsprachigen Zeitschriften wo doch Unterschiede gab vor allem bei Fatah, wo auf Englisch sich Weltoffen (antiantisemtisch) präsentiert. Dann aber auf arabisch das Thema Antisemitismus verschweigt, etc. Die DFLP als einzige Organisation, die sich diesen Thema offen angeht. etc. etc.
Vierten Phase besteht in Aufstieg des Islamismus, er geht auf die Hamas und Hisbollah ein. Er negie
[...]
Das Buch Exlusivität besteht daran, dass es von einem arabischen Marxist geschrieben worden ist. Er positioniert sich auch als einen arabischen Linken gegen den Antisemitsmus mit den Konsequenz die arabischen Reaktionäre zu bekämpfen. Aber auch teilweise kritisch mit den "eigenen" Geschichte der arabischen kommunistischen Bewegung. Sein Ziel ist aber auch nicht Israel Politik zu rechtfertigen wie es häufig in deutschsprachigen Bücher der Fall ist oder die des "Westen". Es lässt sich aber nicht auf Positionen wie Zionismus gleich Faschismus oder Israel grundsätzlich in Frage zu stellen.
Den Aufbau des Buches teilt sich in mehrere Kapitel, die historisch einzuordnen sind.
Er beginnt mit der Phase vor Gründung des Staates Israel also bis 1948, wo er die vier großen politischen Ausrichtung der arabischen Welt betrachtet. Also die Westlichen Liberalen, die Marxisten, die Nationalisten und die Islamisten. Bei den Marxisten erwähnt er, dass die arabischen Kommunisten (Komintern) die ersten in der Welt waren, die die falsche Gleichung von Zionismus als jüdischen Faschismus benutzen. Dies sei auf die damals falsche Politik der Komintern auf die Thesen von Sozialfaschismus zurückzuführen, da die zionistische Bewegung damals noch recht viel sozialdemokratisch angehauft war. Er erwähnt gleichzeitig die Politikänderung der Kommunisten, z.B. in Syrien/Libanon ein breiten gesellschaftlichen Bündnis aller Demokraten gegen den Faschismus gebildet worden ist. Aber auch das Schweigen der arabischen Kommunisten für die Jahre zwischen 1939 und dem Überfall auf die UdSSR. Die arabischen Kommunisten haben aber immer versucht klar zu machen und dies praktiziert, dass sie den jüdischen Arbeiter nicht feindlich gegenüber stehen im Kampf um sozialistische Perspektive.
Ich nehme noch den Beispiel der arabischen Nationalisten, hier differenziert er zwischen 5 bedeutende Bewegungen innerhalb des arabischen Nationalismus bzw. Nationalismus in den arabischsprachigen Gebiet. Genannt sei hier die Syrian Social Nationalist Party (SSNP), eine pro italienischen faschistischen Organisation, dessen Führer damals Kontakte mit Moussilini-Italien pflegte aber auch Hitlerdeutschland, u.a. persönlichen Besuch in Italien und Deutschland. Die Partei war auf jeden Fall rassistisch und antisemitisch, wobei er sagt, dass die Partei dann ab 60iger Jahre des vergangenen Jh. von ihren Rassismus und Antisemitismus abrückt (Heute ist die SSNP ein Bündnispartner der libanesischen KP und syrischen KPen als säkularen Organisation im Kampf gegen den Islamismus und Auslandsintervention)
Zweiten großen historischen Phase ist bis zum 6-Tage-Krieg, 1967, gezeichnet durch den arabischen Nationalismus als Staatstragende Ideologie unter Jamal Abdel Al-Nasser oder sogenannten Nasserismus.
Hier differenziert er die Anfangsphasen von Nasser, der im frühen Jahre im Rahmen der dreier Aggression 1956 von Protokolle und jüdischen Weltverschwörung spricht. Nasser habe sich allerdings einmal darauf bezogen und in allen weiteren Aussagen sich davon "distanziert" bzw. seine Linie korregiert. etc. etc.
Dritten große historischen Phase ist mit der PLO und Arafat gekennzeichnet, er geht auf die Selbstdarstellung der PLO-Gruppen wie Fatah, PFLP oder DFLP in englischsprachigen und arabischsprachigen Zeitschriften wo doch Unterschiede gab vor allem bei Fatah, wo auf Englisch sich Weltoffen (antiantisemtisch) präsentiert. Dann aber auf arabisch das Thema Antisemitismus verschweigt, etc. Die DFLP als einzige Organisation, die sich diesen Thema offen angeht. etc. etc.
Vierten Phase besteht in Aufstieg des Islamismus, er geht auf die Hamas und Hisbollah ein. Er negie
[...]
•NEUER BEITRAG23.02.2012, 10:35 Uhr
Nutzer / in | |
Toto | |
|
|
[...] Buchempfehlung: "The Arabs and the Holocaust"
[...]
rt die Aussage (die unter anderem von mir mal gedacht war), dass es bei den Islamismus um Antijudismus handelt, sondern sehr häufig um Antisemitismus! Auch wenn Islamisten von Zionisten reden, meinen sie die Juden mehr oder weniger als vererbbaren Eigenschaft (rassisch zu verstehen). Sagt aber auch, dass auch hier ein Lernprozess bei einigen Islamisten z.B. Nassrallah, höchste Funktionär der Hisbollah ab 2006 wo er komplett von jüdischen Weltverschwörung angerückt ist. Dies trifft allerdings nicht auf die gesamte Partei Gottes, wo weiterhin Antisemtismus gang und gebe. Er geht auf antisemitische Skandale in dieser Phase, z.B. Garaudy (fr. Holocaustleugner und ehemaligen KPF-Mitglied) und die Bewunderung der arabischen Staaten, Massen und Teile der Intektuellen für ihn, ein Holocaustleugnerkonferenz in Beirut, die Aussagen Ahamdinadschad und die eher ablehnende Reaktion in den arabischen Medien.
Achcar zeigt kein Schwarzweissmalerei der arabischen Gesellschaft bzgl. den Antisemitismus und den Holocaust, er geht auf berühmte Persönlichkeiten und Ereignisse wie dem Großmufti, die antisemitischen Pogrome in Irak, Ägypten, Nasser, Arafat, Hamas aber auch arabische Antifaschisten und Demokraten wie Mahmood Darwish, Edward Said, Kh. Bakdash, ägyptische Trozkisten, etc. etc. Er behandelt auch deutsche, israelischen und amerikanischen Reflexionen und Quellen zum Thema.
Wer sich also das Thema interessiert und an fundierte, differenzierte Meinung gelangen will, sei das Buch empfohlen. Achcar selber darf man selber kontrovers sehen, er befürwortete den Krieg gegen Gaddafi letzten Jahr, wie er im moment zu Syrien steht, weiss ich ehrlich gesagt nicht. Das Buch kann für Genossen auch verliehen werden!
[ENDE]
rt die Aussage (die unter anderem von mir mal gedacht war), dass es bei den Islamismus um Antijudismus handelt, sondern sehr häufig um Antisemitismus! Auch wenn Islamisten von Zionisten reden, meinen sie die Juden mehr oder weniger als vererbbaren Eigenschaft (rassisch zu verstehen). Sagt aber auch, dass auch hier ein Lernprozess bei einigen Islamisten z.B. Nassrallah, höchste Funktionär der Hisbollah ab 2006 wo er komplett von jüdischen Weltverschwörung angerückt ist. Dies trifft allerdings nicht auf die gesamte Partei Gottes, wo weiterhin Antisemtismus gang und gebe. Er geht auf antisemitische Skandale in dieser Phase, z.B. Garaudy (fr. Holocaustleugner und ehemaligen KPF-Mitglied) und die Bewunderung der arabischen Staaten, Massen und Teile der Intektuellen für ihn, ein Holocaustleugnerkonferenz in Beirut, die Aussagen Ahamdinadschad und die eher ablehnende Reaktion in den arabischen Medien.
Achcar zeigt kein Schwarzweissmalerei der arabischen Gesellschaft bzgl. den Antisemitismus und den Holocaust, er geht auf berühmte Persönlichkeiten und Ereignisse wie dem Großmufti, die antisemitischen Pogrome in Irak, Ägypten, Nasser, Arafat, Hamas aber auch arabische Antifaschisten und Demokraten wie Mahmood Darwish, Edward Said, Kh. Bakdash, ägyptische Trozkisten, etc. etc. Er behandelt auch deutsche, israelischen und amerikanischen Reflexionen und Quellen zum Thema.
Wer sich also das Thema interessiert und an fundierte, differenzierte Meinung gelangen will, sei das Buch empfohlen. Achcar selber darf man selber kontrovers sehen, er befürwortete den Krieg gegen Gaddafi letzten Jahr, wie er im moment zu Syrien steht, weiss ich ehrlich gesagt nicht. Das Buch kann für Genossen auch verliehen werden!
[ENDE]
•NEUER BEITRAG26.02.2012, 18:43 Uhr
Nutzer / in | |
secarts | |
|
|
Buchempfehlung: 'The Arabs and the Holocaust'
Wo hast du denn das Buch bestellt, bzw. woher kann man es beziehen?
•NEUER BEITRAG27.02.2012, 09:33 Uhr
Nutzer / in | |
Toto | |
|
|
Buchempfehlung: 'The Arabs and the Holocaust'
ich meine über amazon bestellt zu haben, hier ein
•NEUER BEITRAG04.06.2012, 21:12 Uhr
Nutzer / in | |
Toto | |
|
|
Buchempfehlung: 'The Arabs and the Holocaust'
Das Buch gibt es jetzt auf Deutsch, in der junge Welt wurde dazu eine Rezission heute veröffentlicht.
Link ...jetzt anmelden!
Gilbert Achcar: Die Araber und der Holocaust - Der arabisch-israelische Krieg der Geschichtsschreibungen. Edition Nautilus, Hamburg 2012, 367 Seiten, 29,90 Euro
Das Buch ist somit so teuer wie die englische Ausgabe.
"
Unter Nazieinfluß?
Gilbert Achcars Buch über Faschismus und Araber
Von Gerd Bedszent
Der libanesisch-französische Philosoph und Sozialwissenschaftler Gilbert Achcar, als Professor für Entwicklungspolitik in London ansässig, hat sich der Aufgabe unterzogen, »Licht in die Finsternis« des seit Jahrzehnten währenden »Kriegs der Geschichtsschreibungen« zum Nahostkonflikt zu bringen. Der von Achcar in »Die Araber und der Holocaust« als »janusköpfig« bezeichnete Staat Israel erklärt seine Existenzberechtigung aus der Shoa und auch aus einer angeblichen Kumpanei der palästinensischen Araber mit den deutschen Nazis. Der Autor läßt bereits in der Einleitung keinen Zweifel daran, daß Israel für ihn auch ein »kolonialer Siedlerstaat« ist. Er unterscheidet zwischen der nazistischen Judenvernichtung und deren Instrumentalisierung durch die zionistische Führung einerseits und einer durch israelische Geschichtsschreibung verzerrt wiedergegebenen Holocaust-Rezeption in der arabischen Öffentlichkeit und tatsächlichen antisemitischen Äußerungen arabischer Politiker andererseits.
Hauptströmungen
Der Autor wirft verschiedenen Historikern, die zur Holocaust-Reflexion in der arabischen Welt publiziert haben, schlampige Arbeit und/oder einseitige Betrachtungsweise vor. Er stellt zunächst fest, daß es »die Araber« nur »in der Einbildung einer durch alltäglichen Rassismus oder politischen Fanatismus verzerrten Wahrnehmung« gibt. An den Beginn seiner Darstellung stellt er daher eine Analyse der vier politischen Hauptströmungen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die arabische Welt dominierten: westlich orientierte Liberale, Marxisten, Nationalisten und reaktionäre Panislamisten. Bis in die 1960er Jahre hinein könne bei der arabischen Bevölkerungsmehrheit von Antisemitismus keine Rede sein. Zwar gebe es seit den 1920er Jahren auch faschistische Parteien, sie seien jedoch vergleichsweise winzig – der Einfluß der Faschisten auf die entstehende arabische Nationalbewegung blieb gering. Als Beispiel einer noch heute existierenden Partei mit klerikalfaschistischen Wurzeln nennt der Autor die libanesische Phalange – groteskerweise bis in die jüngere Vergangenheit hinein enger Verbündeter Israels gegen den palästinensischen Widerstand.
Achcar weist nach, daß sich Behauptungen über frühe faschistische Einflüsse auf die syrische Baath-Partei einzig auf die Tatsache stützen, daß Parteigründer Michel Aflaq in den 1930er Jahren im Besitz einer faschistischen Propagandaschrift war. Aflaq publizierte allerdings zeitgleich in kommunistischen Zeitschriften und rechnete darin mit der Naziherrschaft ab. Auch bei der Bewegung der »Freien Offiziere«, der 1952 in Ägypten die probritische Monarchie stürzte, seien wesentliche faschistische Einflüsse nicht nachweisbar. Der spätere Staatschef Gamal Abdel Nasser war zwar kurze Zeit Mitglied in der dubiosen Splitterpartei »Junges Ägypten«, verließ diese aber, bevor sie einen Schwenk in Richtung Hitlerdeutschland vollzog. Das einzige Mitglied des »Bundes«, das tatsächlich ein »notorischer Judenhasser« war, mit Hitler sympathisierte und sich 1942 sogar mit Agenten von Feldmarschall Erwin Rommel traf, war der spätere ägyptische Präsident und engste Verbündete Israels im arabischen Raum, Anwar Al-Sadat.
Reaktionäre Ideologie
Ausführlich beschäftigt sich der Achcar mit Amin Al-Husseini, einem tatsächlich widerlichen Nazi und Kronzeugen der israelischen Geschichtsschreibung für den angeblichen Pro-Faschismus der palästinensischen Araber. Der Autor schildert den Großmufti von Jerusalem als adligen Tunichtgut, der sich zunächst durch hemmungslose Vetternwirtschaft einen Namen machte. Nachdem er bei seinen britischen Gönnern in Ungnade gefallen war, verkaufte er sich im Exil mit Haut und Haaren an das deutsche Propagandaministerium und rief 1941 zum »Dschihad gegen England« auf. Der Einfluß des Mufti blieb allerdings gering. Wie Achcar schreibt, kämpften im Zweiten Weltkrieg ganze 6300 arabische Soldaten in den Armeen der faschistischen Mächte. Ihnen standen Hunderttausende Araber in den Reihen der britischen und Freien Französischen Streitkräfte gegenüber. Etwa 2000 Araber waren in deutschen Konzentrationslagern interniert.
Achcar geht heftig mit dem fundamentalistischen Panislamismus ins Gericht, dem er tatsächlich eine religiös motivierte Judenfeindlichkeit bescheinigt. Er unterscheide sich zwar deutlich vom rassistischen Antisemitismus der Nazis, dennoch hätten sich panislamische Vordenker nicht selten für eine Kumpanei mit den Faschisten hergegeben und verbreiteten deren wirre Verschwörungstheorien und antisemitischen Hetzwerke. Der Autor bescheinigt Anhängern dieser mittlerweile breite Kreise der arabischen Öffentlichkeit dominierenden Strömung »bodenlose Dummheit, (weil sie) glauben, den Zionismus zu bekämpfen, indem sie andere als Antisemiten und Holocaust-Leugner übertreffen, während sie in Wirklichkeit der zionistischen Propaganda einen unschätzbaren Dienst leisten«. Warum es in den letzten Jahren in der arabischen Welt zum Durchmarsch dieser vom Autor zu Recht als »reaktionär« charakterisierten Ideologie kommen konnte, warum die anderen Strömungen einen rapiden Niedergang erlebten, stellt er nicht überzeugend dar. Einen »Niedergang des Bildungssystems« und »Verdummung durch das Fernsehen« dafür verantwortlich zu machen, greift zu kurz.
Achcars Vision eines gleichberechtigten Zusammenlebens aller Völker Palästinas ist selbstverständlich zuzustimmen. Die Chancen für eine Verwirklichung stehen aber, trotz einiger von Autor genannten Lichtblicke, derzeit eher schlecht.
"
Link ...jetzt anmelden!
Gilbert Achcar: Die Araber und der Holocaust - Der arabisch-israelische Krieg der Geschichtsschreibungen. Edition Nautilus, Hamburg 2012, 367 Seiten, 29,90 Euro
Das Buch ist somit so teuer wie die englische Ausgabe.
"
Unter Nazieinfluß?
Gilbert Achcars Buch über Faschismus und Araber
Von Gerd Bedszent
Der libanesisch-französische Philosoph und Sozialwissenschaftler Gilbert Achcar, als Professor für Entwicklungspolitik in London ansässig, hat sich der Aufgabe unterzogen, »Licht in die Finsternis« des seit Jahrzehnten währenden »Kriegs der Geschichtsschreibungen« zum Nahostkonflikt zu bringen. Der von Achcar in »Die Araber und der Holocaust« als »janusköpfig« bezeichnete Staat Israel erklärt seine Existenzberechtigung aus der Shoa und auch aus einer angeblichen Kumpanei der palästinensischen Araber mit den deutschen Nazis. Der Autor läßt bereits in der Einleitung keinen Zweifel daran, daß Israel für ihn auch ein »kolonialer Siedlerstaat« ist. Er unterscheidet zwischen der nazistischen Judenvernichtung und deren Instrumentalisierung durch die zionistische Führung einerseits und einer durch israelische Geschichtsschreibung verzerrt wiedergegebenen Holocaust-Rezeption in der arabischen Öffentlichkeit und tatsächlichen antisemitischen Äußerungen arabischer Politiker andererseits.
Hauptströmungen
Der Autor wirft verschiedenen Historikern, die zur Holocaust-Reflexion in der arabischen Welt publiziert haben, schlampige Arbeit und/oder einseitige Betrachtungsweise vor. Er stellt zunächst fest, daß es »die Araber« nur »in der Einbildung einer durch alltäglichen Rassismus oder politischen Fanatismus verzerrten Wahrnehmung« gibt. An den Beginn seiner Darstellung stellt er daher eine Analyse der vier politischen Hauptströmungen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die arabische Welt dominierten: westlich orientierte Liberale, Marxisten, Nationalisten und reaktionäre Panislamisten. Bis in die 1960er Jahre hinein könne bei der arabischen Bevölkerungsmehrheit von Antisemitismus keine Rede sein. Zwar gebe es seit den 1920er Jahren auch faschistische Parteien, sie seien jedoch vergleichsweise winzig – der Einfluß der Faschisten auf die entstehende arabische Nationalbewegung blieb gering. Als Beispiel einer noch heute existierenden Partei mit klerikalfaschistischen Wurzeln nennt der Autor die libanesische Phalange – groteskerweise bis in die jüngere Vergangenheit hinein enger Verbündeter Israels gegen den palästinensischen Widerstand.
Achcar weist nach, daß sich Behauptungen über frühe faschistische Einflüsse auf die syrische Baath-Partei einzig auf die Tatsache stützen, daß Parteigründer Michel Aflaq in den 1930er Jahren im Besitz einer faschistischen Propagandaschrift war. Aflaq publizierte allerdings zeitgleich in kommunistischen Zeitschriften und rechnete darin mit der Naziherrschaft ab. Auch bei der Bewegung der »Freien Offiziere«, der 1952 in Ägypten die probritische Monarchie stürzte, seien wesentliche faschistische Einflüsse nicht nachweisbar. Der spätere Staatschef Gamal Abdel Nasser war zwar kurze Zeit Mitglied in der dubiosen Splitterpartei »Junges Ägypten«, verließ diese aber, bevor sie einen Schwenk in Richtung Hitlerdeutschland vollzog. Das einzige Mitglied des »Bundes«, das tatsächlich ein »notorischer Judenhasser« war, mit Hitler sympathisierte und sich 1942 sogar mit Agenten von Feldmarschall Erwin Rommel traf, war der spätere ägyptische Präsident und engste Verbündete Israels im arabischen Raum, Anwar Al-Sadat.
Reaktionäre Ideologie
Ausführlich beschäftigt sich der Achcar mit Amin Al-Husseini, einem tatsächlich widerlichen Nazi und Kronzeugen der israelischen Geschichtsschreibung für den angeblichen Pro-Faschismus der palästinensischen Araber. Der Autor schildert den Großmufti von Jerusalem als adligen Tunichtgut, der sich zunächst durch hemmungslose Vetternwirtschaft einen Namen machte. Nachdem er bei seinen britischen Gönnern in Ungnade gefallen war, verkaufte er sich im Exil mit Haut und Haaren an das deutsche Propagandaministerium und rief 1941 zum »Dschihad gegen England« auf. Der Einfluß des Mufti blieb allerdings gering. Wie Achcar schreibt, kämpften im Zweiten Weltkrieg ganze 6300 arabische Soldaten in den Armeen der faschistischen Mächte. Ihnen standen Hunderttausende Araber in den Reihen der britischen und Freien Französischen Streitkräfte gegenüber. Etwa 2000 Araber waren in deutschen Konzentrationslagern interniert.
Achcar geht heftig mit dem fundamentalistischen Panislamismus ins Gericht, dem er tatsächlich eine religiös motivierte Judenfeindlichkeit bescheinigt. Er unterscheide sich zwar deutlich vom rassistischen Antisemitismus der Nazis, dennoch hätten sich panislamische Vordenker nicht selten für eine Kumpanei mit den Faschisten hergegeben und verbreiteten deren wirre Verschwörungstheorien und antisemitischen Hetzwerke. Der Autor bescheinigt Anhängern dieser mittlerweile breite Kreise der arabischen Öffentlichkeit dominierenden Strömung »bodenlose Dummheit, (weil sie) glauben, den Zionismus zu bekämpfen, indem sie andere als Antisemiten und Holocaust-Leugner übertreffen, während sie in Wirklichkeit der zionistischen Propaganda einen unschätzbaren Dienst leisten«. Warum es in den letzten Jahren in der arabischen Welt zum Durchmarsch dieser vom Autor zu Recht als »reaktionär« charakterisierten Ideologie kommen konnte, warum die anderen Strömungen einen rapiden Niedergang erlebten, stellt er nicht überzeugend dar. Einen »Niedergang des Bildungssystems« und »Verdummung durch das Fernsehen« dafür verantwortlich zu machen, greift zu kurz.
Achcars Vision eines gleichberechtigten Zusammenlebens aller Völker Palästinas ist selbstverständlich zuzustimmen. Die Chancen für eine Verwirklichung stehen aber, trotz einiger von Autor genannten Lichtblicke, derzeit eher schlecht.
"
•NEUER BEITRAG04.06.2012, 21:21 Uhr
Nutzer / in | |
Toto | |
|
|
Buchempfehlung: 'The Arabs and the Holocaust'
Das Buch gibt es auch auf arabisch, wobei das Orginal auf Englisch geschrieben ist. Das erwähne ich deswegen, weil es um Reflexion des Themas "Antisemitismus" in der arabisch-sprachigen Welt zeigt. Wobei es sei erwähnt, dass in der arabisch-sprachigen Welt selten gelesen wird. Arabische Bestseller kommen kaum über Paar Zehntausende Ausgaben. "Randthemen" wie Antisemitismus oder Homophobie werden quasi für das Ausland produziert.
In der arabischen Linken und Leser sind allerdings Achcar Publikationen zum Thema bekannt und akzeptiert.
In der arabischen Linken und Leser sind allerdings Achcar Publikationen zum Thema bekannt und akzeptiert.
• Hier gibt's was extra: mehr Debatten aus den www.secarts.org-Foren
Zur Festnahme von Daniela Klette et al.
FPeregrin • 20.03.2024
FPeregrin • 20.03.2024
18
Und weiter geht's beim Drecksgesindel BRD-Staat back to the 70th and 80th ... Isohaft ist Folter und Mord an den Gefangenen -...mehr
arktika
• 23.03.2024
FPeregrin • 20.03.2024
FPeregrin • 20.03.2024
"Venezuela vs. Guyana"
tp heute:
Die fossilen US-"Tentakel": ExxonMobil will einen Krieg in Lateinamerika starten
16. Januar 2024 Vijay Prasha...mehr
FPeregrin
• 16.01.2024
Skandinavien/Finnland + der Ukrainekrieg
arktika • 24.05.2024
FPeregrin • 13.04.2024
11
>>>>>
Jetzt verzichten schwedische Politiker nicht offiziell auf ihre früheren Worte: Kristersson betonte, dass die Einfu...mehr
arktika
• 24.05.2024
arktika • 24.05.2024
FPeregrin • 13.04.2024
Whisteblower Anders Kærgaard gestorben
Aus einer "Soldatenfamilie" geboren, der Tradition folgend selbst Soldat (Offizier) geworden, im Krieg des "Freien" Westens g...mehr
arktika
• 13.02.2024