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•NEUES THEMA21.02.2011, 18:41 Uhr
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hw | |
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Das dortige politische System nennt sich zumindest sozialistisch, auch die wesentlichen Produktionsmittel sind in staatlichen Händen und wenn ausländisches Kapital investieren will, sind Staatsbeteiligungen obligatorisch (vgl. Modell China??).
Auch wenn ich Gaddafi für einen Irren halte, stellt sich mir die Frage, ob wir als KommunistInnen hier ung'schauter zu den "Aufständischen" halten können, zumal ich bei einigen der spärlichen Bilder immer wieder die Königsfahne, also das Banner der reaktionären Monarchie vor Gaddafi, gesehen hab.
Was die Gretchen-Frage, also die Frage, wer die Produktionsmittel nach einer etwaigen Umwälzung besitzen wird, betrifft, hege ich eine mehr als vage Befürchtung, dass es (wie gesagt: ökonomisch gesehen) eine Konterrevolution wäre.
Der Wikipedia-Artikel ist zwar historisch gesehen aufschlussreich, aber Schlüsse, wie ich die Ereignisse heute einschätzen soll, lassen sich - wenn überhaupt - nur bedingt daraus ziehen.
•NEUER BEITRAG21.02.2011, 19:12 Uhr
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SeppAigner | ||
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•NEUER BEITRAG21.02.2011, 19:25 Uhr
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secarts | |
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Auch, wenn pro forma noch 'ne Menge verstaatlicht ist, bedeutet dies nicht, dass nicht danach umverteilt und in private Taschen gesteckt wird. Gerade der libysche Ölreichtum dürfte natürlich westliches Interesse anstacheln. Insofern ist es u. U. auch gar kein Widerspruch, dass ein eigentlich willfähriger, längst zum Abklatsch eines Kompradoren mutierter Gaddafi doch noch mit westlicher Hilfe abgesetzt wird - der Typ ist einfach auch exzentrisch und unberechenbar.
•NEUER BEITRAG21.02.2011, 20:17 Uhr
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SeppAigner | ||
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•NEUER BEITRAG21.02.2011, 20:28 Uhr
EDIT: hw
21.02.2011, 20:38 Uhr
21.02.2011, 20:38 Uhr
Nutzer / in | |
hw | |
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Auch "große" (zumindest die größten

Die seit 2003 bestehende Österreichisch-Libysche-Gesellschaft hat als Ehrenpräsident: Saif El Islam Gaddafi
Präsidentin ist Claudia Haider, die Witwe Jörg Haiders der immer schon beste Beziehungen nach Libyen hatte.
•NEUER BEITRAG21.02.2011, 20:32 Uhr
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secarts | |
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Trotz aller Rückschritte in Libyen wird das Land immer noch als das mit dem höchsten Lebensstandard im arabischen Raum genannt. Gleichzeitig sind die gesellschaftlichen Strukturen wohl noch flächendeckend feudal beeinflusst; irgendwelche Stämme und Stammesführer scheinen die hintersten Machtinstanzen zu bilden. Höchst verworrene Lage, und nach dem derzeitigen Stand sind es wohl eben Fraktionen der Stämme, die glauben, sich nun Gaddafis entledigen zu können. Das verheißt in der Tat nicht viel Gutes für eine Post-Gaddafi-Ära.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob man Libyen mit Ägypten oder Tunesien über einen Leisten schlagen kann. Solidarisieren mit dem Regime in Tripolis kann man sich als Kommunist aber auch nicht - dazu ist Gaddafi zu reaktionär, imperialistisches Kapital zu tief drin. Für mich sieht das zur Zeit so aus, als ob lokale Eliten in Libyen die "Gunst der Stunde" nutzen wollen, um den Exzentriker und Verschwender Gaddafi abzuservieren, und dabei möglicherweise Unterstützung aus dem Westen bekommen (was Gaddafi eben nicht zum Antiimperialisten macht!). Ob und inwiefern eine Option auf eine progressive Entwicklung der Ereignisse besteht, kann ich überhaupt nicht beurteilen.
•NEUER BEITRAG21.02.2011, 20:46 Uhr
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hw | |
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•NEUER BEITRAG21.02.2011, 20:51 Uhr
EDIT: secarts
22.02.2011, 01:46 Uhr
22.02.2011, 01:46 Uhr
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secarts | |
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"Ich will mich keineswegs als Gaddafi-Apologet verstanden wissen"
Hat glaub ich auch niemand hier so verstanden? Ich zumindest nicht

...die Sach' mit dem "Antiimperialismus" Gaddafis hab ich nur hervorgehoben, weil ja durchaus von libyscher Seite immer Propaganda in diese Richtung gemacht wird, und Gaddafi und seine Truppe auch eine Entwicklung durchgemacht haben, die einem (verbalen) revolutionären Gepräge Rechnung tragen muss, noch immer...
mir fällt da diese Sache mit Gaddafis Besuch bei Berlusconi ein (2009, oder so), als er dem EU-Grenzregime zustimmte... und gleichzeitig eine Fotografie eines von italienischen Faschisten ermordeten libyschen Freiheitskämpfers gut sichtbar am Revers trug... Ob er damit Berlusconi brüskieren wollte, oder gegenüber revolutionären Kräften in Libyen ein Signal geben musste, weiß ich nicht. Das hat aber die Widersprüchlichkeit des ganzen Regimes m. E. recht gut demonstriert.
PS: Ein Foto, das "Spiegel Online" verbreitet, mit libyschen Demonstranten, die die alte Flagge und Bilder des 1969 gestürzten König Idris zeigen. Keine Ahnung, inwiefern das repräsentativ für die Proteste ist...
•NEUER BEITRAG21.02.2011, 23:26 Uhr
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retmarut | |
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Gaddafi war nie im eigentlichen Sinne "links", hat aber, als es noch die Blockkonfrontation gab, immer mit der SU geliebäugelt und ab 1975 auch militärisch kooperiert. Das war sicher auch ein Grund für die Bombardierung Tripolis 1986 durch die USA. (Für den "Lab Belle"-Terroranschlag in Berlin, der als Vorwand für das Bombardement diente, konnte ja bis heute keine libysche Tatbeteiligung objektiv nachgewiesen werden.)
Der Mann (und die Bewegung, die ihn hervorgebracht hat) sind meiner Meinung nach primär panarabisch orientiert gewesen, seit den 2000ern auch immer wieder mit Blick auf die Afrikanische Union, wo Libyen als wirtschaftlich stärkste Kraft in Nordafrika entsprechend Einfluss gelten machen konnte.
Seit seiner Exkulpation vom Terrorismusvorwurf hat er sich als lokaler Partner der EU angeboten (u.a. in der "Flüchtlingsabwehr"), was Libyen wirtschaftliche und polizeimilitärische Vergünstigungen aus der EU brachte, vorneweg Italien (ohlgemerkt als alte Kolonialmacht), Frankreich und Deutschland.
Und zur Person Gaddafi: Gaddafi ist letztlich ein exzentrischer Selbstdarsteller, der auf weltpolitischem Tableau halt für schrulliges Auftreten bekannt ist, so z.B. die Anklagen und Todesurteile (aufgrund internationaler Proteste dann doch nicht vollzogen) gegen fünf bulgarische Krankenschwestern, denen vorgeworfen wurde, sie hätten libysche Kinder systematisch mit HIV infiziert, oder auch die Forderung in der UN, die Schweiz aufzulösen.
Zumindest einige soziale (wenn nicht gar sozialistische) Aspekte schimmern auch in Libyen wider:
* Eine Sozialversicherung für alle Einwohner_innen, u.a. mit kostenloser medizinischer Versorgung, sowie Witwen-, Waisen- und Altersrenten.
* Eine allgemeine Schulpflicht mit kostenlosem Unterricht.
* Zugang der Frauen auch zu universitärer Bildung.
* Eine Wehrpflicht für Mann und Frau sowie die erste (und ich glaube einzige) Militärakademie für Frauen. Jede_r zehnte Offizier_in ist in Libyen weiblich.
Gleichzeitig herrschen Scharia-Gesetze, die die Gesellschaft ebenfalls prägen.
Ich denke, Libyen unter Gaddafi bewegt sich im Spannungsfeld eines durch den Ölreichtum und die früher sozialistisch beeinflusste Geschichte geprägten Sozialstaats mit gleichzeitig tiefreaktionären Bereichen, wo ein kaum aufgeklärtes Islamverständnis vorherrscht. Die Rolle der Stämme in Libyen würde ich zudem nicht unterschätzen wollen. Sobald die Zentralregierung ins Wanken gerät, werden die Stämme weiter Einfluss an sich reissen.
Libyens Präsident hat jedenfalls aufmerksam die Ereignisse in seinen beiden Nachbarländer verfolgt und daraus den Schluss gezogen, dass die Proteste schnell und entschlossen niederkartätscht werden müssen, um einen längeren ermürbenden Stellungskrieg zu vermeiden. Ich wette, dass Gaddafi sogar schneller abgesetzt wäre als Mubarak, wenn die Protestbewegung sich - ähnlich wie in Ägypten - an einem zentralen Platz sammeln und formieren könnte. Die Lage im Osten des Landes scheint jedenfalls der Zentralgewalt schon weitgehend entglitten.
•NEUER BEITRAG22.02.2011, 10:01 Uhr
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Toto | |
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ähnlich wie jordanien gibt es eine starke stämmestruktur, die eigentlich null interesse an fortschritt haben. jordanien hat aber die zivlisierten palis
•NEUER BEITRAG22.02.2011, 12:28 Uhr
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hw | |
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•NEUER BEITRAG22.02.2011, 15:32 Uhr
EDIT: Rainer
22.02.2011, 15:33 Uhr
22.02.2011, 15:33 Uhr
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Rainer | |
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Angeblich soll die Grenze zu Ägypten bereits in der Hand der aufständischen sein. Teile der Armee laufen wohl über. Wer diese Aufständischen snid und was sie wollen, wird allerdings nirgendwo klar. Zumindest beginnt das Gejammere über die steigenden Ölpreise. Sieht so aus, als wäre die arabische Revolte im Westen angekommen ! So als ne Art letzter terroristischer Anschlag des alten Recken Gaddafi ...
•NEUER BEITRAG22.02.2011, 17:47 Uhr
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SeppAigner | ||
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•NEUER BEITRAG22.02.2011, 22:17 Uhr
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SeppAigner | ||
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Fidel schreibt in seiner neusten Granam-Kolumne, dass er einen Einmarsch der NATO/der USA befürchtet. (Noch kein deutscher Text, die Kernsätze hab ich übersetzt und in mein Blog gestellt.)
•NEUER BEITRAG22.02.2011, 22:53 Uhr
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Lars | |
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- ökonomischg bedeutsamer, viel Rhstoffe/ Öl
- höherer Lebensstandard des Bevölkerungsdurchschnitts
- nun stellt sich aber auch plötzlich (wie in Osteuropa) die Fragen des Seperatismus; Teilung oder gar Zersplitterung des Landes (natürlich angestachelt von außen)
- damit verbunden auch Frage der formellen Souveränität; ggfls. Versuche von außen einzugreifen, UNO oder was weiß ich
Das wirkt alles schon sehr anders als die Situation in den anderen arabischen Ländern (so wenig ich davon weiß).
• Hier gibt's was extra: mehr Debatten aus den www.secarts.org-Foren
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