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•NEUES THEMA18.04.2007, 11:21 Uhr
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Sebastian | |
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• Kerala – God’s own Country
[kerala-map.jpg]So lautet der Werbespruch für das kleine südliche Bundesland an der Westküste des Subkontinents, das größter Kokosnussproduzent Indiens ist. Je weiter man ins Landesinnere vordringt, desto höher werden die Berge, die bisweilen über 2000 Meter emporragen. Hier gibt es herrliche Anbaugebiete für Tee und alle Arten von Gewürzen. Mit dem Bus durch Kerala unterwegs hatte ich den schweren Verdacht, dass einige ehemalige Herrscher in Straden vernarrt waren – jedes kleine Bauerndorf hat mindestens 3 Kirchen.
Dass das Christentum hier vorherrschende Religion ist, ist der fleissigen Missionarstätigkeit der Europäer zu verdanken, die auch so schlau waren, hunderte christliche Schulen zu errichten, was den Nachwuchs gesichert hat. Im Osten findet man noch große Areale “unberührter” Natur, die zunehmend touristisch ausgeschlachtet werden. Im Periyar Wildlife Park (Zutritt für 250 Rs = 4,2 Euro), kann man Bootstouren unternehmen, tagelange Wanderausflüge machen oder mit dem Jeep auf Safari fahren – für eine Stange Geld, versteht sich. Die Bootstouren sind mit 100 Rs (1,7 Euro) bei weitem das Günstigste.
[24_-_alleppey_backwaters.jpg]Es wird einem zwar erzählt, dass es auch Tiger zu sehen gibt, aber niemand von den Touristen, die hier ein- und ausgehen kann das bestätigen. Ein paar Rehe, wilde Elefanten, Wildschweine und einen Schwarzbären konnte ich zwar sehen, aber aus 500 Meter Entfernung ist das ziemlich unspektakulär. Im Hotel gab’s Skorpione, aber die laufen weg anstatt einen zu stechen, wenn man sie angreift. In einem naheliegenden Fluss konnte man jeden Tag Leuten beim Fischen zuschauen. Ertragreich ist die Arbeit mit ca. 2 Kilo Fisch pro Tag nicht gerade, aber zum Überleben, dürfte es gerade ausreichen. Moderne Angeln werden übrigens nicht verwendet. Ein Bambusstecken mit Schnur, Haken und einem kleinen Gewicht ist alles. Manchmal entdeckt man auch kleine Holzstücke, die als Schwimmer verwendet werden.
Backwaters:
Sie sind sozusagen das Wahrzeichen Keralas. Die Backwaters sind ein Netz aus Kanälen, dass weite Bereiche des Landes miteinander verbindet. Städte wie Kottayam, Kollam und Allepey sind hervorragend miteinander verbunden. Man kann hier tagelang auf einem Hausboot herumschippern, Kanu fahren oder auch mit einer ganz normalen öffentlichen Fähre von A nach B transportiert werden. An den Ufern finden sich Bauernhütten, Kokosplantagen und hin und wieder sieht man auch wie an einem Boot gearbeitet wird. Für Leute, denen der ganze Strassenlärm schon richtig auf die Nerven geht, sind die Backwaters sicher am schönsten. Man kann die Ruhe geniessen und Seeadlern beim Jagen zusehen. Beeindruckend sind auch die riesigen Reussen, die man entlang der breiteren Wasserstrassen sehen kann. In einem breiten Knotenpunkt nahe Kollam münden unzählige Seitenarme in einen mehrere Quadratkilometer grossen See, Yeah!
Palmenstrände:
[kerala23.jpg]Sie gehören sicher zu den schönsten Indiens, vor allem auch deshalb, weil hier, für Indien ganz untypisch, auch auf Sauberkeit geachtet wird. Das arabische Meer, ist unruhig und wirft ständig hohe Wellen an die Strände, weshalb Schwimmen nach kurzer Zeit schon recht anstrengend ist.
Ein Land mit kommunistischer Tradition:
In Kerala feiert man heuer ein besonderes Jubiläum. 50 Jahre sind vergangen, seit hier das erste Mal eine linke Mehrheit gewählt wurde und eine Regierung geführt von der CPI (damals noch ungespalten) ihre Tätigkeit aufnahm. Der damalige chief minister EMS Namboodiripad ist für viele der Klassiker unter Indiens Marxisten. Zu den Feierlichkeiten, die Ende April bis Anfang Mai stattfinden werden, wird unter anderem der venezolanische Präsident Hugo Chavez erwartet. Die Regierung von 1957 unternahm gleich zu Beginn Reformen, die auf eine Abschaffung des Grossgrundbesitzes und eine Säkularisierung des Bildungssystems abzielten. Das wurde von bürgerlicher Seite natürlich massiv behindert und führte schliesslich zur Absetzung der Regierung 1959 durch die Zentralregierung. Eine undemokratische Massnahme, die in Indien unzählige Male gegen die kommunistische Bewegung eingesetzt wurde. Durch die fortgesetzte Tätigkeit der Massenorganisationen von Bauern und Landarbeitern konnte aber dennoch in Kerala erstmals eine Bodenreform in Indien durchgesetzt werden. Ein Umstand, der maßgeblich daran beteiligt ist, dass man heute als einziges Bundesland behaupten kann den Analphabetismus besiegt zu haben (also Rate unter 5%).
Für Revolutionsromantiker gibt es eine schöne Geschichte zu erzählen: Als Krishna Pillai, Gündungsmitglied der CPI in Kerala, 1942 aus der Haft entlassen wurde, lag die Parteiarbeit in Kerala total am Boden. Nicht einmal eine Zeitung wurde regelmäßig herausgebracht. Darum ergriff er die Initiative und stellte sich in Allepey vor eine Kokosfaserfabrik und sammelte von den Arbeitenden Spenden für eine Parteizeitung und konnte ihnen gleichzeitig die Auffassungen und die Politik der Kommunisten erklären.
[periyarwildlifepark.jpg]Der Erfolg war mehr als dürftig, aber Krishna Pillai ging weiter zur nächsten Fabrik und von dort wieder weiter – in andere Industriezentren und in die ländlichen Regionen. Mit der Zeit verbreitete sich die Kunde von den Tätigkeiten der GenossInnen so dass fortschrittliche Kräfte freiwillig zur Partei gingen, um abzugeben. Bei einer Sitzung des Zentralkommitees der CPI erzählte der Generalsekretär von einer alten Witwe, die der Partei eine Kuh, ihren einzigen Besitz, schenkte. Die “Deshabhimani” nahm ihre Arbeit zuerst als Wochenzeitung auf und ist heute als Tageszeitung nicht mehr aus der Presselandschaft Keralas wegzudenken.
Kairali
In ganz Indien gibt es zwei Fernsehsender, die In Malayalam, der Landessprache Keralas senden – Kairali und der Tochtersender Peoples. An und für sich nichts ungewöhnliches. Bemerkenswert ist aber die Eigentümerstruktur des 2004 gegründeten Senders. Ca. 250.000 “Kleinaktionäre”, deren Grossteil der CPI(M) angehört, während auch der Rest aus durchwegs fortschrittlich gesinnten Menschen zusammengesetzt ist, haben das Startkapital für das linke Fernsehen bereitgestellt. Kairali ist ein Unterhaltungssender, waehrend Peoples ein reiner Nachrichtensender ist. Mit ihrer Einführung wurde ein weiterer wichtiger Schritt gegen die Dominanz westlicher Medienkonzerne gesetzt.
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Dass das Christentum hier vorherrschende Religion ist, ist der fleissigen Missionarstätigkeit der Europäer zu verdanken, die auch so schlau waren, hunderte christliche Schulen zu errichten, was den Nachwuchs gesichert hat. Im Osten findet man noch große Areale “unberührter” Natur, die zunehmend touristisch ausgeschlachtet werden. Im Periyar Wildlife Park (Zutritt für 250 Rs = 4,2 Euro), kann man Bootstouren unternehmen, tagelange Wanderausflüge machen oder mit dem Jeep auf Safari fahren – für eine Stange Geld, versteht sich. Die Bootstouren sind mit 100 Rs (1,7 Euro) bei weitem das Günstigste.
[24_-_alleppey_backwaters.jpg]Es wird einem zwar erzählt, dass es auch Tiger zu sehen gibt, aber niemand von den Touristen, die hier ein- und ausgehen kann das bestätigen. Ein paar Rehe, wilde Elefanten, Wildschweine und einen Schwarzbären konnte ich zwar sehen, aber aus 500 Meter Entfernung ist das ziemlich unspektakulär. Im Hotel gab’s Skorpione, aber die laufen weg anstatt einen zu stechen, wenn man sie angreift. In einem naheliegenden Fluss konnte man jeden Tag Leuten beim Fischen zuschauen. Ertragreich ist die Arbeit mit ca. 2 Kilo Fisch pro Tag nicht gerade, aber zum Überleben, dürfte es gerade ausreichen. Moderne Angeln werden übrigens nicht verwendet. Ein Bambusstecken mit Schnur, Haken und einem kleinen Gewicht ist alles. Manchmal entdeckt man auch kleine Holzstücke, die als Schwimmer verwendet werden.
Backwaters:
Sie sind sozusagen das Wahrzeichen Keralas. Die Backwaters sind ein Netz aus Kanälen, dass weite Bereiche des Landes miteinander verbindet. Städte wie Kottayam, Kollam und Allepey sind hervorragend miteinander verbunden. Man kann hier tagelang auf einem Hausboot herumschippern, Kanu fahren oder auch mit einer ganz normalen öffentlichen Fähre von A nach B transportiert werden. An den Ufern finden sich Bauernhütten, Kokosplantagen und hin und wieder sieht man auch wie an einem Boot gearbeitet wird. Für Leute, denen der ganze Strassenlärm schon richtig auf die Nerven geht, sind die Backwaters sicher am schönsten. Man kann die Ruhe geniessen und Seeadlern beim Jagen zusehen. Beeindruckend sind auch die riesigen Reussen, die man entlang der breiteren Wasserstrassen sehen kann. In einem breiten Knotenpunkt nahe Kollam münden unzählige Seitenarme in einen mehrere Quadratkilometer grossen See, Yeah!
Palmenstrände:
[kerala23.jpg]Sie gehören sicher zu den schönsten Indiens, vor allem auch deshalb, weil hier, für Indien ganz untypisch, auch auf Sauberkeit geachtet wird. Das arabische Meer, ist unruhig und wirft ständig hohe Wellen an die Strände, weshalb Schwimmen nach kurzer Zeit schon recht anstrengend ist.
Ein Land mit kommunistischer Tradition:
In Kerala feiert man heuer ein besonderes Jubiläum. 50 Jahre sind vergangen, seit hier das erste Mal eine linke Mehrheit gewählt wurde und eine Regierung geführt von der CPI (damals noch ungespalten) ihre Tätigkeit aufnahm. Der damalige chief minister EMS Namboodiripad ist für viele der Klassiker unter Indiens Marxisten. Zu den Feierlichkeiten, die Ende April bis Anfang Mai stattfinden werden, wird unter anderem der venezolanische Präsident Hugo Chavez erwartet. Die Regierung von 1957 unternahm gleich zu Beginn Reformen, die auf eine Abschaffung des Grossgrundbesitzes und eine Säkularisierung des Bildungssystems abzielten. Das wurde von bürgerlicher Seite natürlich massiv behindert und führte schliesslich zur Absetzung der Regierung 1959 durch die Zentralregierung. Eine undemokratische Massnahme, die in Indien unzählige Male gegen die kommunistische Bewegung eingesetzt wurde. Durch die fortgesetzte Tätigkeit der Massenorganisationen von Bauern und Landarbeitern konnte aber dennoch in Kerala erstmals eine Bodenreform in Indien durchgesetzt werden. Ein Umstand, der maßgeblich daran beteiligt ist, dass man heute als einziges Bundesland behaupten kann den Analphabetismus besiegt zu haben (also Rate unter 5%).
Für Revolutionsromantiker gibt es eine schöne Geschichte zu erzählen: Als Krishna Pillai, Gündungsmitglied der CPI in Kerala, 1942 aus der Haft entlassen wurde, lag die Parteiarbeit in Kerala total am Boden. Nicht einmal eine Zeitung wurde regelmäßig herausgebracht. Darum ergriff er die Initiative und stellte sich in Allepey vor eine Kokosfaserfabrik und sammelte von den Arbeitenden Spenden für eine Parteizeitung und konnte ihnen gleichzeitig die Auffassungen und die Politik der Kommunisten erklären.
[periyarwildlifepark.jpg]Der Erfolg war mehr als dürftig, aber Krishna Pillai ging weiter zur nächsten Fabrik und von dort wieder weiter – in andere Industriezentren und in die ländlichen Regionen. Mit der Zeit verbreitete sich die Kunde von den Tätigkeiten der GenossInnen so dass fortschrittliche Kräfte freiwillig zur Partei gingen, um abzugeben. Bei einer Sitzung des Zentralkommitees der CPI erzählte der Generalsekretär von einer alten Witwe, die der Partei eine Kuh, ihren einzigen Besitz, schenkte. Die “Deshabhimani” nahm ihre Arbeit zuerst als Wochenzeitung auf und ist heute als Tageszeitung nicht mehr aus der Presselandschaft Keralas wegzudenken.
Kairali
In ganz Indien gibt es zwei Fernsehsender, die In Malayalam, der Landessprache Keralas senden – Kairali und der Tochtersender Peoples. An und für sich nichts ungewöhnliches. Bemerkenswert ist aber die Eigentümerstruktur des 2004 gegründeten Senders. Ca. 250.000 “Kleinaktionäre”, deren Grossteil der CPI(M) angehört, während auch der Rest aus durchwegs fortschrittlich gesinnten Menschen zusammengesetzt ist, haben das Startkapital für das linke Fernsehen bereitgestellt. Kairali ist ein Unterhaltungssender, waehrend Peoples ein reiner Nachrichtensender ist. Mit ihrer Einführung wurde ein weiterer wichtiger Schritt gegen die Dominanz westlicher Medienkonzerne gesetzt.
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