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•NEUES THEMA29.10.2011, 07:00 Uhr
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Stefan Gärtner | ||
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• Endsieg
Euro ist, wenn 17 Länder eine gemeinsame Währung haben und Deutschland geÂwinnt – egal unter welchen Umständen.
Alles ist immer eine Frage des Blickwinkels, und was die Malaise um den Euro anÂgeht, ist der deutsche im wesentlichen dieser: „Bei der Basis im Taunus hat der CDU-Mann Willsch leichtes Spiel. Weil er gegen die Griechenland-Hilfe ist … Als letztes zeigt er eine Zeichnung. Angela Merkel als Frau Holle, aus den deutschen Kissen schüttelt sie bunte Euroscheine, unten stehen die Griechen, Portugiesen, Italiener und Spanier und fangen das schöne Geld auf“ (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 28.8.2011). Um das es, wie der Volksmund nicht nur im Taunus weiß, schade ist.
[titanic-logo.jpg]Aber nicht nur an der Basis ist klar, wer für das „Euro-Debakel“ (Der Standard) verÂantwortlich zeichnet. Abermals in der FAS nannte der als Finanzexperte geführte AltÂliberale Hermann Otto Solms Griechenland einen „Unruheherd“, der außerstande sei, „sein Schuldenproblem in absehbarer Zeit zu lösen“, der junge ParteiÂfreund Lindner sekundierte schneidig via BamS, für Unvermögen oder eigentlich Unwillen könnÂten die Steuerzahler in Deutschland nicht geradestehen. Der CSU-Obersamariter SeehoÂfer zeigÂte sich mit seiner Geduld gleichfalls am Ende: „Die Deutschen sind sehr großÂherzig, aber wenn sie das Gefühl bekommen, daß der Hilfsbedürftige nicht tut, was er tun könnte oder versprochen hat, bröckelt die Solidarität gewaltig.“ Fördern und forÂdern, man kennt das, und wie in der deutschen Hartz-Debatte gibt’s hie die FauÂlen und da die Zahlmeister. Die die Schnauze jetzt langsam voll haben.
Im Ausland sieht man's freilich anders. Im Schweizer Blick am Abend vertrat der Wirtschaftswissenschaftler Werner VontoÂbel die Ansicht, DeutschÂland sei so etwas wie Europas Chefasozialer: „KonsumverÂzicht und LohnÂdumping haben Deutschland stetig steigende Exportüberschüsse erÂmöglicht … Doch die logiÂsche Kehrseite der jährlich rund 150 Milliarden Euro ÃœberÂschüsse sind die steigenden Schulden der EuÂro-Länder. Diese Verschuldung nimmt solange zu, als Deutschland ,ExportweltmeisÂter' bleibt. Da helfen weder RettungsÂschirme noch EuÂrobonds und schon gar keine Sparprogramme. ,Europas größte WirtÂschaftsnation' ist zugleich desÂsen größter DeÂstabilisator.“ Tatsächlich, so rechnete Vontobel vor, seien die deutschen Reallöhne in den verganÂgenen zehn Jahren um 6,4 ProÂzent gesunken, in Frankreich z.B. aber um 9,3 Prozent gestiegen. „Für die ärmere Hälfte der deutschen Haushalte ist die Bilanz noch trüber. Ihr reales ErwerbseinkomÂmen lag schon 2007 nicht weniÂger als 18 ProÂzent unter dem Stand von 1991.“ Der deutsche Malocher hat also mit ReallohneinbuÂßen, die skandaÂlös zu nennen noch keiÂnem deutschen Politiker rechts von der LinksÂpartei einÂgefallen ist, nicht nur die saÂgenhaften Gewinne der deutschen ExportwirtÂschaft erÂmöglicht, sonÂdern auch am griechischen Bankrott mitgestrickt: Denn zuweÂnig „wettbewerbsfäÂhig“ sind die GrieÂchen ja nicht nur wegen der verÂmeintlichen loÂkalen NeiÂgung, Zeus einen guten Mann sein zu lassen, sondern auch wegen eines deutschen LohnniÂveaus, das im ziÂvilisierten Teil Europas die GewerkÂschaften auf den Plan riefe.
Die Meinung, Deutschland habe im letzten Jahrzehnt durch eine rücksichtslos egoistiÂsche Wirtschafts- bzw. Exportpolitik die Eurokrise wesentlich mitverschuldet, ist beiÂleibe keine apokryphe, jedenfalls jenseits der deutschen Grenzen. „Why Germany must exit the euro“, hielt es auch der britische Telegraph, während in Deutschland beÂharrlich die Notwendigkeit eines griechischen Austritts aus der Eurozone insinuiert wurde, für an der Zeit, die Stühle einmal geradezurücken, und interpretierte das deutÂsche „Stabilitäts“-Geschrei gerechterweise um: „Germany – not Greece – has destabiÂlised the euro area and is one of the biggest road-blocks to its ultimate recovery.“ Denn wo in einem Europa ohne Euro, wie auch der Economist wußte, Deutschlands Nachbarn die aggressive deutÂsche ExÂportstrategie durch das AbÂwerten ihrer Währungen (und also Verbilligen ihrer Produkte) hätten auffangen können, trifft mit dem Euro die deutsche Niedriglohnpeitsche ungebremst jene „weaker economies who failed to reform“ – die sich daraus ergebenden RiesenüberÂschüsse des Agenda-Landes Deutschland mit seinen reformerischen „miserly pay rises“ waren mit ausÂwärtigen Handelsdefiziten und der manifesten bis schleiÂchenden Verarmung in der Heimat eine schöne Weile lang nicht zu teuer bezahlt.
Da kommt Europens Undank her. „Es klingt absurd: Deutschland schultert in der existentiellen Krise der Währungsunion Risiken von Hunderten Milliarden Euro – doch wir gelten nicht als wohlmeinende Führungsmacht, sondern stehen als ,Euro-Nazis' am Pranger. Wie konnte es bloß so weit kommen?“ frug Henrik Müller von „Spiegel oline“ da volksgemeinschaftlich fassungslos. Dabei hätte er bloß ins eigene Archiv sehen müssen, denn schon im Frühjahr 2010 war von „erbittertem Streit über die deutsche VormachtstelÂlung beim Export“ die Rede gewesen. „Länder wie FrankÂreich, Italien und GrieÂchenland fühlen sich benachteiligt – weil sie angeblich mit deutschen ExportprodukÂten überÂschwemmt werden.“ Und nicht nur angeblich, und nicht nur mit ExportprodÂukten, sofern nicht Kreditgeld auch eines ist. In einem GastÂbeitrag fürs HandelsÂblatt benannte der frühere britische PreÂmierminister Brown Ende August 2011 die zweite Front, an der Deutschland seiÂnen Platz an der Sonne verteiÂdigt: „Deutschland hat ... 1,5 BillioÂnen Dollar an GrieÂchenland, Spanien, PortuÂgal, IrÂland und Italien ausgeliehen. Beim Ausbruch der Krise hielten deutsche Banken 30 ProÂzent aller Darlehen für diese LänÂder. Wenn man das deutsche Engagement im US-HyÂpothekenmarkt und in spekulatiÂve Anlagen auf dem europäischen GrundstücksÂmarkt hinzurechnet, dann wird klar, daß deutsche Banken die Getränke spenÂdiert haÂben, wo immer eine Party stattfand.“ Erst die geÂmeinsame Währung verÂschaffte dem ärmeren Europa, das froh war, seine sog. WeichÂwährungen endlich los zu sein, wieder richtig Kredit, und so wie großzüÂgig eingeräumte Darlehen dem Kunden suggerieren, daß Geld doch, bitte sehr, zum AusgeÂben da ist und es auf die EinnahÂmen erst in zweiter Linie ankommt, ließ das billige Geld, das zumal deutsche Banken nach Athen und Lissabon pumpten, dort geÂnau die Party steiÂgen, die vom deutschen Export mit Freuden gecatert wurde. Die Party ist jetzt aus – und man darf einmal raÂten, wer aufÂräumt. Kleiner Tip: AckerÂmann ist es nicht.
„Daß nun ausgerechnet der prosperierende Euro-Profiteur Deutschland allen anderen vorschreiben will, wie sie zu sparen haben, ärgert viele. ,Die Bundesregierung verÂsucht mit aller Kraft, die deutsche Vorstellung von Haushaltspolitik zu exportieren', sagt Daniela Schwarzer, Europa-Expertin der Stiftung Wissenschaft und Politik“ (Spon): Europa, nachdem es den Hals des deutschen Exportkapitals nicht weiter fülÂlen kann, soll zu einem Austeritätsparadies nach deutschem Vorbild werden, damit Deutsche und Commerzbank ihre Kredite nicht abschreiben müssen. Mit dem süßen Leben ist es da mittelfristig vorbei, wie die Kanzlerin früh wußte: „Wir können nicht eine Währung haben, und der eine kriegt ganz viel Urlaub und der andeÂre ganz weÂnig. Das geht auf Dauer auch nicht zusammen“; auf nichtmerkelanisch: „Mehr ArÂbeit, weniger Lohn, weniger UrÂlaub, weniger Rente – die Deutschen und ihre KanzleÂrin wollen die Agenda 2010 für die ganze EU“ (Ralf Schröder, Konkret). Und kurzÂfristig wird, so machen es IWF und Weltbank in ihren Hinterhöfen seit je, privatisiert, was nicht niet- und nagelÂfest ist; das viele Geld, das das deutsche Kapital am Euro verÂdient hat, muß ja irgendwo hin. Erst „beauftragte das griechische FinanzministeriÂum unter anderem die Deutsche Bank damit, die Regierung PapanÂdreou beim Verkauf von Staatsbesitz zu beraten, wiederum kurz darauf wurde gemelÂdet, die BetreibergeÂsellschaft des Frankfurter Flughafens beschäftige sich mit der Ãœbernahme des AtheÂner Airports. ,Sofort' privatisiert werden sollten auch die HelleÂnic Postbank, die OTE Telekom und die Häfen von Piräus und Thessaloniki. In einer zweiten Phase sollen die Energieversorger folgen“ (Schröder a.a.O.). Für Portugal, wo bereits großzügig die Posten für Bildung und Renten zusammengestrichen worÂden sind, gelten ähnliche Verabredungen. Dies alles folgt simpler Bankenlogik: Je billiger der Kredit, desto leichtfertiger der Kreditnehmer, deÂsto schneller ist das Häuschen unterm Hammer. Ein Beutezug in Nadelstreifen. Wenn das der Führer schon gewußt hätte.
Derselbe Euro, der dem damaligen französischen Staatspräsidenten MitteÂrand als Fußfessel fürs neue Gesamtdeutschland erschienen war, macht dieses, trotz alÂler EuÂro-Jammerei, noch im Tiefflug zum unwiderstehlichen europäischen Hegemon; freiÂlich nicht das Deutschland der FlieÂsenleger, Automechaniker und Kindergärtnerinnen, die, als SteuÂerzahler, diese geradezu lehrbuchhaft kapitalfreundÂliche, imperialistische ErfüllungsÂpolitik fiÂnanziert haben und weiter finanzieren werÂden. Aber immerhin auf diesem Level dürÂfen sie sich jetzt als europäische Avantgarde fühlen: Denn die neuen engen Gürtel nach Euro-Norm tragen sie schon lange.
Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus: Titanic Link ...jetzt anmelden!' target='blank 10/2011. Das endgültige Satiremagazin.
#efsf #esm #euro #eurokrise #europaeischelinke
Alles ist immer eine Frage des Blickwinkels, und was die Malaise um den Euro anÂgeht, ist der deutsche im wesentlichen dieser: „Bei der Basis im Taunus hat der CDU-Mann Willsch leichtes Spiel. Weil er gegen die Griechenland-Hilfe ist … Als letztes zeigt er eine Zeichnung. Angela Merkel als Frau Holle, aus den deutschen Kissen schüttelt sie bunte Euroscheine, unten stehen die Griechen, Portugiesen, Italiener und Spanier und fangen das schöne Geld auf“ (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 28.8.2011). Um das es, wie der Volksmund nicht nur im Taunus weiß, schade ist.
[titanic-logo.jpg]Aber nicht nur an der Basis ist klar, wer für das „Euro-Debakel“ (Der Standard) verÂantwortlich zeichnet. Abermals in der FAS nannte der als Finanzexperte geführte AltÂliberale Hermann Otto Solms Griechenland einen „Unruheherd“, der außerstande sei, „sein Schuldenproblem in absehbarer Zeit zu lösen“, der junge ParteiÂfreund Lindner sekundierte schneidig via BamS, für Unvermögen oder eigentlich Unwillen könnÂten die Steuerzahler in Deutschland nicht geradestehen. Der CSU-Obersamariter SeehoÂfer zeigÂte sich mit seiner Geduld gleichfalls am Ende: „Die Deutschen sind sehr großÂherzig, aber wenn sie das Gefühl bekommen, daß der Hilfsbedürftige nicht tut, was er tun könnte oder versprochen hat, bröckelt die Solidarität gewaltig.“ Fördern und forÂdern, man kennt das, und wie in der deutschen Hartz-Debatte gibt’s hie die FauÂlen und da die Zahlmeister. Die die Schnauze jetzt langsam voll haben.
Im Ausland sieht man's freilich anders. Im Schweizer Blick am Abend vertrat der Wirtschaftswissenschaftler Werner VontoÂbel die Ansicht, DeutschÂland sei so etwas wie Europas Chefasozialer: „KonsumverÂzicht und LohnÂdumping haben Deutschland stetig steigende Exportüberschüsse erÂmöglicht … Doch die logiÂsche Kehrseite der jährlich rund 150 Milliarden Euro ÃœberÂschüsse sind die steigenden Schulden der EuÂro-Länder. Diese Verschuldung nimmt solange zu, als Deutschland ,ExportweltmeisÂter' bleibt. Da helfen weder RettungsÂschirme noch EuÂrobonds und schon gar keine Sparprogramme. ,Europas größte WirtÂschaftsnation' ist zugleich desÂsen größter DeÂstabilisator.“ Tatsächlich, so rechnete Vontobel vor, seien die deutschen Reallöhne in den verganÂgenen zehn Jahren um 6,4 ProÂzent gesunken, in Frankreich z.B. aber um 9,3 Prozent gestiegen. „Für die ärmere Hälfte der deutschen Haushalte ist die Bilanz noch trüber. Ihr reales ErwerbseinkomÂmen lag schon 2007 nicht weniÂger als 18 ProÂzent unter dem Stand von 1991.“ Der deutsche Malocher hat also mit ReallohneinbuÂßen, die skandaÂlös zu nennen noch keiÂnem deutschen Politiker rechts von der LinksÂpartei einÂgefallen ist, nicht nur die saÂgenhaften Gewinne der deutschen ExportwirtÂschaft erÂmöglicht, sonÂdern auch am griechischen Bankrott mitgestrickt: Denn zuweÂnig „wettbewerbsfäÂhig“ sind die GrieÂchen ja nicht nur wegen der verÂmeintlichen loÂkalen NeiÂgung, Zeus einen guten Mann sein zu lassen, sondern auch wegen eines deutschen LohnniÂveaus, das im ziÂvilisierten Teil Europas die GewerkÂschaften auf den Plan riefe.
Die Meinung, Deutschland habe im letzten Jahrzehnt durch eine rücksichtslos egoistiÂsche Wirtschafts- bzw. Exportpolitik die Eurokrise wesentlich mitverschuldet, ist beiÂleibe keine apokryphe, jedenfalls jenseits der deutschen Grenzen. „Why Germany must exit the euro“, hielt es auch der britische Telegraph, während in Deutschland beÂharrlich die Notwendigkeit eines griechischen Austritts aus der Eurozone insinuiert wurde, für an der Zeit, die Stühle einmal geradezurücken, und interpretierte das deutÂsche „Stabilitäts“-Geschrei gerechterweise um: „Germany – not Greece – has destabiÂlised the euro area and is one of the biggest road-blocks to its ultimate recovery.“ Denn wo in einem Europa ohne Euro, wie auch der Economist wußte, Deutschlands Nachbarn die aggressive deutÂsche ExÂportstrategie durch das AbÂwerten ihrer Währungen (und also Verbilligen ihrer Produkte) hätten auffangen können, trifft mit dem Euro die deutsche Niedriglohnpeitsche ungebremst jene „weaker economies who failed to reform“ – die sich daraus ergebenden RiesenüberÂschüsse des Agenda-Landes Deutschland mit seinen reformerischen „miserly pay rises“ waren mit ausÂwärtigen Handelsdefiziten und der manifesten bis schleiÂchenden Verarmung in der Heimat eine schöne Weile lang nicht zu teuer bezahlt.
Da kommt Europens Undank her. „Es klingt absurd: Deutschland schultert in der existentiellen Krise der Währungsunion Risiken von Hunderten Milliarden Euro – doch wir gelten nicht als wohlmeinende Führungsmacht, sondern stehen als ,Euro-Nazis' am Pranger. Wie konnte es bloß so weit kommen?“ frug Henrik Müller von „Spiegel oline“ da volksgemeinschaftlich fassungslos. Dabei hätte er bloß ins eigene Archiv sehen müssen, denn schon im Frühjahr 2010 war von „erbittertem Streit über die deutsche VormachtstelÂlung beim Export“ die Rede gewesen. „Länder wie FrankÂreich, Italien und GrieÂchenland fühlen sich benachteiligt – weil sie angeblich mit deutschen ExportprodukÂten überÂschwemmt werden.“ Und nicht nur angeblich, und nicht nur mit ExportprodÂukten, sofern nicht Kreditgeld auch eines ist. In einem GastÂbeitrag fürs HandelsÂblatt benannte der frühere britische PreÂmierminister Brown Ende August 2011 die zweite Front, an der Deutschland seiÂnen Platz an der Sonne verteiÂdigt: „Deutschland hat ... 1,5 BillioÂnen Dollar an GrieÂchenland, Spanien, PortuÂgal, IrÂland und Italien ausgeliehen. Beim Ausbruch der Krise hielten deutsche Banken 30 ProÂzent aller Darlehen für diese LänÂder. Wenn man das deutsche Engagement im US-HyÂpothekenmarkt und in spekulatiÂve Anlagen auf dem europäischen GrundstücksÂmarkt hinzurechnet, dann wird klar, daß deutsche Banken die Getränke spenÂdiert haÂben, wo immer eine Party stattfand.“ Erst die geÂmeinsame Währung verÂschaffte dem ärmeren Europa, das froh war, seine sog. WeichÂwährungen endlich los zu sein, wieder richtig Kredit, und so wie großzüÂgig eingeräumte Darlehen dem Kunden suggerieren, daß Geld doch, bitte sehr, zum AusgeÂben da ist und es auf die EinnahÂmen erst in zweiter Linie ankommt, ließ das billige Geld, das zumal deutsche Banken nach Athen und Lissabon pumpten, dort geÂnau die Party steiÂgen, die vom deutschen Export mit Freuden gecatert wurde. Die Party ist jetzt aus – und man darf einmal raÂten, wer aufÂräumt. Kleiner Tip: AckerÂmann ist es nicht.
„Daß nun ausgerechnet der prosperierende Euro-Profiteur Deutschland allen anderen vorschreiben will, wie sie zu sparen haben, ärgert viele. ,Die Bundesregierung verÂsucht mit aller Kraft, die deutsche Vorstellung von Haushaltspolitik zu exportieren', sagt Daniela Schwarzer, Europa-Expertin der Stiftung Wissenschaft und Politik“ (Spon): Europa, nachdem es den Hals des deutschen Exportkapitals nicht weiter fülÂlen kann, soll zu einem Austeritätsparadies nach deutschem Vorbild werden, damit Deutsche und Commerzbank ihre Kredite nicht abschreiben müssen. Mit dem süßen Leben ist es da mittelfristig vorbei, wie die Kanzlerin früh wußte: „Wir können nicht eine Währung haben, und der eine kriegt ganz viel Urlaub und der andeÂre ganz weÂnig. Das geht auf Dauer auch nicht zusammen“; auf nichtmerkelanisch: „Mehr ArÂbeit, weniger Lohn, weniger UrÂlaub, weniger Rente – die Deutschen und ihre KanzleÂrin wollen die Agenda 2010 für die ganze EU“ (Ralf Schröder, Konkret). Und kurzÂfristig wird, so machen es IWF und Weltbank in ihren Hinterhöfen seit je, privatisiert, was nicht niet- und nagelÂfest ist; das viele Geld, das das deutsche Kapital am Euro verÂdient hat, muß ja irgendwo hin. Erst „beauftragte das griechische FinanzministeriÂum unter anderem die Deutsche Bank damit, die Regierung PapanÂdreou beim Verkauf von Staatsbesitz zu beraten, wiederum kurz darauf wurde gemelÂdet, die BetreibergeÂsellschaft des Frankfurter Flughafens beschäftige sich mit der Ãœbernahme des AtheÂner Airports. ,Sofort' privatisiert werden sollten auch die HelleÂnic Postbank, die OTE Telekom und die Häfen von Piräus und Thessaloniki. In einer zweiten Phase sollen die Energieversorger folgen“ (Schröder a.a.O.). Für Portugal, wo bereits großzügig die Posten für Bildung und Renten zusammengestrichen worÂden sind, gelten ähnliche Verabredungen. Dies alles folgt simpler Bankenlogik: Je billiger der Kredit, desto leichtfertiger der Kreditnehmer, deÂsto schneller ist das Häuschen unterm Hammer. Ein Beutezug in Nadelstreifen. Wenn das der Führer schon gewußt hätte.
Derselbe Euro, der dem damaligen französischen Staatspräsidenten MitteÂrand als Fußfessel fürs neue Gesamtdeutschland erschienen war, macht dieses, trotz alÂler EuÂro-Jammerei, noch im Tiefflug zum unwiderstehlichen europäischen Hegemon; freiÂlich nicht das Deutschland der FlieÂsenleger, Automechaniker und Kindergärtnerinnen, die, als SteuÂerzahler, diese geradezu lehrbuchhaft kapitalfreundÂliche, imperialistische ErfüllungsÂpolitik fiÂnanziert haben und weiter finanzieren werÂden. Aber immerhin auf diesem Level dürÂfen sie sich jetzt als europäische Avantgarde fühlen: Denn die neuen engen Gürtel nach Euro-Norm tragen sie schon lange.
Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus: Titanic Link ...jetzt anmelden!' target='blank 10/2011. Das endgültige Satiremagazin.
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