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NEUES THEMA20.10.2021, 16:52 Uhr
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arktika

• (neo)faschistische Rituale im Isergebirge + Gegenaktionen 1944, also kurz vor dem Ende der Okkupationszeit, wurde von den deutschen Faschisten im heutigen Tschechien im Isergebirge ein "Eisernes Kreuz" in Granit und eine "Heldengedenkstätte“ errichtet. Nach der Zerstörung dieses "Denkmals" durch AntifaschistInnen wurde es in den 2000er Jahren - nach dem auch in Tschechien offensichtlichen Wiedererstarken faschistischer Gruppen - wieder aufgebaut, trotz Protesten u. Gegenaktionen, die bis heute andauern unter dem Motto „NIE WIEDER FASCHISMUS – NIE WIEDER KRIEG. Das Nazi-Kreuz muss weg!“

Über die Geschichte dieser Nazireliquie und den Kampf gegen dieses Gebilde berichtet der "Rote Sturm", eine ca. 1x jährlich erscheinende Informationsschrift des RFB (Revolutionärer Freundschaftsbund e. V., dessen Vereinszeitschrift "Der Rote Aufbau" regelmäßig auf sec.org. unter 'Medien' veröffentlicht wird. Der "Rote Sturm" als Informationsträger ist stets aktuellen Standpunkten des RFB gewidmet, wie z. B. die Vorgängernummer den Gelbwesten in Frankreich.)

In diesem Granitungetüm sahen tschechische Patrioten von Anfang an ein zu beseitigendes „Symbol des Bösen“. So erklommen am 8. Mai 1945 drei bewaffnete Tschechen den Berg zum Aussichtsturm Štěpánka. Sie versuchten zunächst das Hakenkreuz-Relief zu zerstören, indem sie mit Gewehren darauf schossen. Reste des Hakenkreuzes waren aber auch danach noch sichtbar.
Im Juni 1945 hatte dann der Prediger Pavel Glos aus der Stadt Turnov gemeinsam mit Karel Fišer (Sportgruppe der Sokolbrüder) mit ca. 150 evangelischen Christen nach der Befreiung von der faschistischen Besatzung eine Begehung von Gipfeln des Isergebirges organisiert, um dort Symbole der Naziherrschaft aufzuspüren. [...] lehnte sich eine Gruppe starker junger Männer gegen dieses Ding, brachte es zum Schwingen, bis es Richtung Tal abkippte und nur noch der untere Sockel stand.
...
Mit der Zerschlagung der Staatlichkeit der ČSSR, bei welcher die von der "Sudetendeutschen Landsmannschaft" betriebenen revanchistischen Aktivitäten in Übereinstimmung mit den außenpolitischen Zielen der imperialistischen BRD eine bedeutende Rolle spielten, wurden in Tschechien faschistische Bewegungen reetabliert.
So formierte sich unter dem Deckmantel „Natur- und Heimatschutz im Nationalpark Iser- / Riesen-gebirge“ Anfang des 21. Jahrhunderts regional eine militaristische Formation namens "Jizeran". Sie veranlasste die Wiederaufstellung und Restaurierung des Nazi-Kreuzes – übrigens ohne jegliche staatliche Erlaubnis; also illegal, aber geduldet.
Eine „staatliche Weihe“ erfuhr die illegale Enthüllung des NS-Granitkreuzes am 26. August 2012 zur Feier „120 Jahre Aussichtsturm“, maßgeblich vom Mieter des Aussichts-turmes, Jan Staněk, beeinflusst. In das „Volksfest“, zu dem tausende TschechInnen und TouristInnen auf den Berg kamen, schlemmten, tranken, tanzten, war das Nazi-Kreuz einbezogen. Es wurde dort die Mär verbreitet, es handle sich um ein „Malteser-Opferkreuz“.
Herr Soukup, einer der drei Schützen, die am 8. Mai 1945 mit ihren Gewehren das Hakenkreuz herausgeschossen hatten, beschwerte sich beim Bürgermeister von Kořenov, Marek, dessen Stellvertreter Pelc und dem Turmmieter Štaněk, daß dieses Kreuz kein Malteserkreuz, sondern ein NS-Kreuz sei und forderte die Beseitigung aus der Öffentlichkeit – bis heute vergeblich.

Aber so, wie neonazistische Aktivitäten in der Region zunehmen, mehren sich auch die Proteste, die die Entfernung des faschistischen Symbols aus der Öffentlichkeit fordern. Auch in spontanen anonymen Aktivitäten äußert sich der Protest. Zuletzt wurden im März des Jahres mit Farbe schenkelverkehrte Hakenkreuze aufgemalt.

Zuletzt fand am 19. September 2021 eine internationale antifaschistische Kundgebung "NIE WIEDER FASCHISMUS" statt:
Eine Woche nach dem 'Tag der Opfer des Faschismus in der BRD – Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung' stiegen ca. 60 tschechische und deutsche AntifaschistInnen auf den Berg. Zahlreichen TeilnehmerInnen war die Teilnahme dadurch verwehrt, daß die Polizei die Anfahrt mit PKW bis zum Parkplatz verboten hatte.
Auf der Kundgebung forderte der Vorsitzende des RFB, Albrecht Geißler, in Anlehnung an den Buchenwaldschwur in seiner Rede
"Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel!
Nie wieder Faschismus – Nie wieder Krieg! Das Nazi-Kreuz muss weg!"

Der Rote Sturm Nr. 25 findet sich hier:
• PDF-Datei Roter Sturm Nr. 25.pdf
2,8 MB | application/pdf
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NEUER BEITRAG22.12.2021, 20:18 Uhr
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FPeregrin

In Fortsetzung des Themas: Roter Sturm Nr. 26:
• PDF-Datei Roter Sturm Nr. 26.pdf
654,7 KB | application/pdf
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NEUER BEITRAG22.12.2021, 21:15 Uhr
Nutzer / in
arktika

Das zeigt leider mal wieder deutlich, wie die Hauptwindrichtung - leider nicht nur in Tschechien - verläuft. Die Petition mit der Aufforderung, der politischen Verantwortung für die Beseitigung der faschistischen Reliquie nachzukommen, auf kaltem Wege formaljuristisch abzulehnen (Die Antwort von Bürgermeister Marek aus Korenov, datiert vom 13. Oktober 2021: „Die Petition erfüllt nicht die Anforderungen an das Petitionsgesetz der ČR und wird nicht bearbeitet.“ ) ist an Ignoranz bzw. kaum verdecktem Sympathisieren mit den FaschistInnen nur schwer zu übertreffen. Aber möglich, wie das Beispiel Rychnov u Jablonce, ca. 25 km südwestlich von Korenov, zeigt. wo Konrad Henlein immer noch auf der Tafel der "Ehrenbürger" dieser Stadt steht, quasi nach dem Motto 'Ein Herz für Massenmörder'.
Gut, daß der RFB hier noch mal nachgesetzt hat!
• Hier gibt's was extra: mehr Debatten aus den www.secarts.org-Foren
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