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NEUES THEMA05.01.2021, 16:26 Uhr
EDIT: arktika
05.01.2021, 16:27 Uhr
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arktika

• 100 Jahre KP Luxemburg Am 2. Januar vor 100 Jahren wurde die KP Luxemburgs gegründet. Dazu ein Artikel am 4. Jan. in der Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek:

Blumenniederlegung des Zentralkomitees aus Anlass der Gründung der KPL vor 100 Jahren
»Der Kapitalismus ist nicht das Ende der Geschichte«


Aus Anlass des 100. Jahrestages der Gründung der Kommunistischen Partei Luxemburgs am 2. Januar 1921 legte das Zentralkomitee der KPL am 2. Januar 2021 Blumen am neuen Denkmal in Niederkorn nieder. Das Denkmal wurde während der vergangenen Wochen auf einer kommunalen Grünfläche in der Rue de Longwy errichtet, gleich gegenüber dem Haus, in welchem die KPL gegründet wurde. Wegen der Gesundheitskrise und den damit einhergehenden Einschränkungen und erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen beließ die KPL es bei einer bescheidenen Veranstaltung. Die eigentliche Einweihung des Denkmals soll zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.

In seiner kurzen Ansprache erinnerte KPL-Präsident Ali Ruckert an wichtige Momente in der 100-jährigen Geschichte der KPL und bekräftigte den Anspruch der KPL Bewußtsein unter den Lohnabhängigen für notwendige gesellschaftliche Veränderungen zu schaffen.

Kurs auf revolutionäre Veränderungen

Die KPL war gegründet worden, nachdem der Kongress der Sozialistischen Partei am gleichen Tag den Beitritt zur Kommunistischen Internationale mehrheitlich abgelehnt hatte und die kommunistische Minderheit, der sich aber sofort ganze Sektionen der Sozialistischen Partei anschlossen, nicht länger bereit war, die reformistische Praxis der Partei weiter hinzunehmen, sondern revolutionäre Veränderungen in der Gesellschaft durchsetzen wollte mit dem Ziel, den Kapitalismus zu stürzen.

Die Niederlage des Streiks in der Stahlindustrie vom März 1921, die dazu führte, dass Hunderte Arbeiter entlassen und ausländische Arbeiter, unter ihnen zahlreiche KPL-Mitglieder, ausgewiesen wurden, stürzte die KPL in eine schwere Krise, die erst 1928 überwunden werden konnte, als es der KPL gelang, Einfluss unter den Luxemburger Bergarbeitern zu gewinnen.

Repression und Maulkorb

Parallel zu ihrem Einfluss wuchs auch die Repression der Regierung und der Staatsorgane gegen die KPL. Ihre Demonstrationen wurden niedergeknüppelt, zwei Lehrer, Jean Kill und Dominique Urbany, die der Leitung der Partei angehörten, bekamen Berufsverbot, der 1934 gewählte erste kommunistische Abgeordnete, Zénon Bernard wurde aus der Abgeordnetenkammer ausgeschlossen, und mit dem sogenannten »Maulkorbgesetz« sollte die KPL verboten werden. Das scheiterte daran, dass die Luxemburger am 6. Juni 1937 mehrheitlich gegen das bereits von der Abgeordnetenkammer beschlossene Verbot stimmten.

Antifaschistischer Widerstand

Als das faschistische Deutschland 1940 Luxemburg besetzte, beschloss die KPL als einzige politische Partei, in die Illegalität zu gehen und Widerstand zu leisten. Zahlreiche Parteimitglieder wurden von den Nazis ermordet. Bei einer am 5. August auf besonderen Führerbefehl erfolgten Razzia gegen den kommunistischen Widerstand wurden 70 Kommunisten verhaftet, kamen ins Gefängnis oder in ein Konzentrationslager. Der Apparat, der zur Herstellung der illegalen Zeitung »Die Wahrheit« diente, wurde beschlagnahmt. Mehrere Monate später bauten die Kommunisten eine neue, breiter angelegte Resistenzorganisation auf.

Erst in der Regierung, dann Opfer des Kalten Kriegs

Nach der Befreiung war die KPL stark unter den Stahl- und Bergarbeitern verankert, hatte mehr als 4.000 Mitglieder und stellte mit Arthur Useldinger den Bürgermeister in Esch/Alzette und mit Charles Marx den Gesundheitsminister in einer Regierung der Nationalen Union, die mit dem Beginn des Kalten Krieges auseinanderbrach. Es folge mehr als ein Jahrzehnt heftiger antikommunistischer Kampagnen, die ihren Höhepunkt fanden, als nach der Niederschlagung der Konterrevolution 1956 in Ungarn das Büro der KPL in Esch/Alzette zertrümmert und die sowjetische Botschaft verwüstet wurde, die Zerstörung der kommunistischen Druckerei aber verhindert werden konnte.

In der Zeit der Politik der friedlichen Koexistenz hatte die KPL einen neuen Aufschwung zu verzeichnen, der bis Anfang der 1970er Jahre andauerte. Sie entwickelte Vorschläge für einen sozialistischen Entwicklungsweg in Luxemburg, ohne sich auf ein Modell zu berufen, bekräftigte aber gleichzeitig ihre Solidarität mit der Sowjetunion und den sozialistischen Ländern.

Die Folgen der Stahlkrise

Mit der Krise in der Stahlindustrie und dem Abbau von Zehntausenden von Arbeitsplätzen verlor die KPL innerhalb von zwei Jahrzehnten weitgehend ihre soziale Basis. Ihr Vorschlag, die Stahlindustrie zu vergesellschaften, wurde von Tausenden Stahlarbeitern unterstützt, wurde aber von der Führung des OGBL abgelehnt und in der Abgeordnetenkammer verworfen.

Während der 1980er Jahre bemühte sich die KPL mit Erfolg, die Friedensbewegung, die sie mitgegründet hatte, zu stärken und die Menschen für eine Welt frei von Atomwaffen und gegen die Errichtung von Militärlagern der NATO und der USA in Luxemburg zu mobilisieren.

Scheitern des sozialistischen Anlaufs

Mit dem Scheitern des ersten Anlaufs, eine sozialistische Gesellschaftsordnung aufzubauen, der Auflösung der Sowjetunion, der Annexion der DDR durch die Bundesrepublik, der Herstellung kapitalistischer Verhältnisse in allen osteuropäischen Ländern und dem Verzicht einer Reihe von kommunistischen Parteien auf ihre revolutionären Ansprüche, brachen schwere Zeiten für die KPL an. Sie hielt jedoch am Marxismus und ihren bisherigen gesellschaftlichen Zielen fest, musste aber eine Spaltung und den Verlust ihrer Abgeordnetenmandate und ihrer Druckerei verkraften.

Schwere Jahre, neue Hoffnungen

Bestrebungen, Anfang 2000 langfristig ein breiteres linkes Bündnis aufzubauen, scheiterten, weil damit Versuche einhergingen, die KPL politisch zu liquidieren.
Auch wenn die KPL viel von ihrer Stärke einbüßte, vermochte sie mit der »Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek« ihre Tageszeitung zu erhalten und schaffte wieder den Einzug in die Gemeinderäte in Differdingen und Rümelingen.

Sie ist bis heute auf politischer und sozialer Ebene aktiv, auch wenn der Wiederaufbau der Partei kompliziert bleibt, und schickt sich mit großer Hoffnung an, neue Initiativen im Sinne politischer, wirtschaftlicher und sozialer Veränderungen im Interesse der Schaffenden zu ergreifen, für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Sozialismus. Denn der Kapitalismus, der nicht in der Lage ist die großen wirtschaftlichen, sozialen und klimatischen Probleme zu lösen, ist nicht das Ende der Geschichte.


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NEUER BEITRAG05.01.2021, 16:34 Uhr
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arktika

100 Jahre KP Luxemburg Und schon am 28.12.2020 dazu ein Text der KLP auf Solidnet:

Luxemburger Kommunisten feiern 100. Geburtstag ihrer Partei

Luxembourg, Communist Party of Luxembourg De En Es Fr Europe Communist and workers' parties

Vor 100 Jahren, am 2. Januar 1921, wurde in der Arbeiterstadt Differdingen im Süden des Landes die Kommunistische Partei Luxemburgs (KPL) gegründet. Die Partei hat unmittelbar nach ihrer Konstituierung den Kampf um die Rechte der arbeitenden Klasse, insbesondere der Bergarbeiter und der Stahlarbeiter in Luxemburg aufgenommen, und viele Mitglieder der KPL bewährten sich bei Demonstrationen und Streiks. In den 30er Jahren engagierte sich die KPL in enger Zusammenarbeit mit den Bruderparteien der Nachbarländer im Kampf gegen den aufkommenden Faschismus. Im Spanischen Krieg stellten Kommunisten und zahlreiche Antifaschisten aus Luxemburg ein starkes Kontingent der Internationalen Brigaden für die Verteidigung der Republik gegen die spanischen, deutschen und italienischen Faschisten.

In dieser Zeit bekam die Partei eine breite Basis, vor allem unter den Bergarbeitern und den Arbeitern der Stahlindustrie. Unter dem Eindruck des faschistischen Regimes im benachbarten Deutschland wollte die Luxemburger Regierung per Gesetz die KPL verbieten und damit auch gegen Sozialisten, linke Liberale und fortschrittliche Gewerkschafter vorgehen. Dieses Gesetz wurde bei einem Referendum am 6. Juni 1937 von einer Mehrheit der Wähler abgelehnt.

Nach dem Überfall des faschistischen Deutschland auf Luxemburg im Mai 1940 widersetzte sich die KPL als einzige politische Partei dem Befehl der Besatzer zur Einstellung der Tätigkeit und der Auflösung der Partei. Zusammen mit anderen Antifaschisten bildeten Mitglieder der KPL Widerstandgruppen. Mitglieder der KPL waren zudem aktive Kämpfer der Résistance in Frankreich und in Belgien, unter ihnen der Arzt und Kommunist Charles Marx, einer der Leiter der Sanitätsdienste der französischen Résistance war und nach der Befreiung seiner Heimat Gesundheitsminister in Luxemburg wurde. Kommunisten standen in der ersten Reihe beim Generalstreik gegen die deutschen faschistischen Besatzer am 31. August 1942. Viele Luxemburger Kommunisten mußten den Kampf gegen die Faschisten mit dem Leben bezahlen, darunter der Vorsitzende der KPL, Genosse Zénon Bernard.

Die KPL bewährte sich auch nach der Befreiung 1945 als fester Bestandteil der internationalen Bewegung der kommunistischen und Arbeiterparteien. Gemeinsam mit den Schwesterparteien der Nachbarländer und vieler anderer Länder ist die KPL aktiv in den Kämpfen für soziale Gerechtigkeit, für soziale Befreiung und internationalistische Solidarität, für die Beseitigung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und den Aufbau einer neuen, sozialistischen Gesellschaft.

Besonderer Schwerpunkt der Tätigkeit der Partei waren die Kämpfe für die Erhaltung der Stahlindustrie und gegen die schrittweise Deindustralisierung des Landes. Die KPL engagiert sich ebenfalls bei der Entwicklung einer Friedensbewegung gegen die Militäreinrichtungen der USA und der NATO in Luxemburg, gegen die Teilnahme luxemburgischer Soldaten an Militäreinsätzen der NATO im Ausland, für die Auflösung der NATO, für ein vollständiges Verbot aller Atomwaffen, für Frieden, internationale Entspannung und allgemeine Abrüstung. Die KPL wendet sich entschieden gegen die Militarisierung der Europäischen Union, gegen die von der EU-Kommission aufgezwungene Austeritätspolitik und tritt ein für die Auflösung der EU und die Schaffung einer friedlichen Zusammenarbeit aller Staaten des europäischen Kontinents.

Mit ihrer seit dem 1. Juli 1946 erscheinenden Tageszeitung »Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek«, die auf den Traditionen der kommunistischen Presse Luxemburgs von ebenfalls 100 Jahren tätig ist, leistet die KPL einen wichtigen Beitrag zur Berichterstattung über Ereignisse und Entwicklungen im Inland und in aller Welt entgegen dem Mainstream der bürgerlichen Medienlandschaft.

Anläßlich des 100. Jahrestages der Parteigründung wird die KPL am 2. Januar 2021 in der Stadt Differdingen ein Denkmal einweihen. Im Laufe des Jahres werden weitere Veranstaltungen stattfinden, die angesichts der aktuellen Gesundheitskrise kurzfristig geplant werden.


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