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Der Ehrenvorsitzende der steiermärkischen KPÖ, langjähriges Mitglied des ZK und des Polbüros der KPÖ, der antifaschistische Widerstandskämpfer, Willi Gaisch, ist im 88. Lebensjahr plötzlich verstorben.

Willi Gaisch stammt aus einer Arbeiterfamilie. Sein Vater war Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg, wurde als russischer Kriegsgefangener zum Kommunisten und war Teilnehmer der russischen Revolution. Seine Mutter war eine russisch-jüdische Arbeiterin.

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Willi Gaisch erlitt am Donnerstag im Hörsaal A (Vorklinik der Universität Graz) im Rahmen eines Zeitzeugengesprächs "über den antifaschistischen Widerstand 1938 bis 1945" völlig überraschend einen Schlaganfall, dessen Folgen er am Freitagnachmittag erlegen ist.
Willi Gaisch hat das Tischlerhandwerk erlernt. Bereits 1936 trat er mit einer Gruppe der Roten Falken zum Kommunistischen Jugendverband (KJV) über und im Jahr 1938 - im Jahr der deutschen Okkupation Österreichs - zur Kommunistischen Partei. Andauernde Verfolgung und zweimalige Verhaftung und durch die GESTAPO hielten Willi nicht ab, am antifaschistischen Widerstand teilzunehmen und für ein eigenständiges, freies und demokratisches Österreich einzutreten. Gaisch unterhielt unter anderem Kontakte zur kommunistischen Widerstandsgruppe des 1941 verhafteten und 1943 hingerichteten Grazer Lehrers und Dichters Richard Zach.

Nach der Befreiung 1945 arbeitete er als Redakteur der steiermärkischen KPÖ-Tageszeitung "Wahrheit", als Bezirkssekretär in Graz, als Landessekretär und von 1979 bis 1991 als Landesobmann der KPÖ-Steiermark. Zwischen 1961 und 1991 war er Mitglied des Zentralkomitees der Partei. Dem Polbüro gehörte er in den Jahren 1987 bis 1990 an.

Zweimal war er in den Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts Spitzenkandidat bei steiermärkischen Landtagswahlen. Beim Durchlesen seiner vielfäligen Beiträge in diesen Jahren wird man zwei Konstanten finden, die auch heute von großer Bedeutung sind. Das eine ist die Hinwendung zu den Problemen der Arbeiterklasse und der Versuch, konkrete Vorschläge zur Sicherung von Arbeitsplätzen und zum Ausbau einer Industrie zu machen, die sich im öffentlichen Eigentum befinden sollte. Dafür standen und stehen die Arbeitsplatzbeschaffungsprogramme der steiermärkischen KPÖ.

Das Zweite ist der Versuch, unsere grundlegende Erkenntnisse über die Ursachen der gesellschaftlichen Entwicklung auf die die sich verändernden konkreten Bedingungen in Österreich anzuwenden. Der Marxismus war ihm dabei stets eine Richtschnur, dessen schöpferische Anwendung war seine Leidenschaft.

In seinen vielfältigen theoretischen Versuchen ging es ihm im wesentlichen darum, daran mitzuarbeiten, dass die KPÖ als selbständige, revolutionäre, bündnisfähige und marxistische Partei die Lehren aus der gesellschaftlichen Entwicklung ziehen und einen Widerpart zur entfesselten Macht des Monopolkapitalismus darstellen konnte.

In der Programmdebatte der KPÖ Ende der 1970er bzw. Anfang der 1980er Jahre arbeitete Gaisch eng mit dem damaligen führenden ideologischen Kopf der KPÖ, Ernst Wimmer, zusammen.

In den Auseinandersetzungen um die politische Linie der KPÖ nach 1990 stand Gaisch stets auf der Seite der marxistischen Opposition gegen den Kurs des politischen Ausverkaufs der KPÖ unter Walter Baier. Er war Mitbegründer einer oppositionellen "Kommunistischen Initiative in der KPÖ", aus der sich nach dem statutenwidrigen Putschparteitag 2005 einerseits die sich als eigenständige Partei betrachtende KPÖ Steiermark und andererseits die Kommunistische Initiative (KI) außerhalb der KPÖ entwickelte.

Die steiermärkische KPÖ würdigte wiederholt die Leistungen Gaischs als ihr Finanzverantwortlicher in der finanziell schwierigsten Zeit von Mitte der 1990er Jahre bis 2005. Die Erfolge bei der Landtagswahl 2005, bei Grazer und gesamtsteirischen Gemeinderatswahlen sind unter anderem eine Bestätigung seiner programmatischen Orientierung, hin zu einer marxistischen Partei des täglichen Lebens und der großen Fragen der Arbeiterklasse.

Willi Gaisch hat sich in seinem langen politischen Leben vor keiner noch so geringen praktischen Arbeit gescheut: Sei es am Infostand, bei der Herstellung von Orts- und Betriebszeitungen oder beim Sammeln von Unterschriften. Die FreundInnen der Demokratischen Vereinigung Kinderland haben ihn als wichtigen Förderer der Organisation und als Ermöglicher des Feriendorfes in Erinnerung. Gaisch war ein wichtiger Freund und Lehrer der jungen KommunistInnen in KJÖ & KSV. Er suchte gerne das Gespräch mit neuen revolutionären Generationen - und diese horchten ihm dabei ebenso begeistert zu: Noch am letzten Abend seines ruhelosen Lebens trat er als ehemaliger Widerstandskämpfer bei einer Veranstaltung in der besetzten Grazer Uni auf und erzählte vor über 250 linken UnibesetzerInnen, StudentInnen und SchülerInnen aus dem Umfeld von KJÖ & KSV aus seinem schweren und doch erfüllenden Leben als Kommunist. Durch einen Schlaganfall geschwächt, mußte die Veranstaltung vorzeitig abgebrochen werden. Nur wenige Stunden darauf starb er.

Willi Gaisch war ein Kommunist der alten Schule: ehrlich, kritisch, marxistisch. Er wird in den Herzen und Köpfen österreichischer KommunistInnen stets seinen angemessenen Platz bewahren!

 
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  Kommentar zum Artikel von hw:
Montag, 21.12.2009 - 16:42

Uni-Hörsaal trägt den Namen von Willi Gaisch:
http://www.kpoe-steiermark.at/aid=4864.phtm