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Die Situation der werktätigen Frau hat sich in der Epoche des Kapitalismus dank des kämpferischen Einsatzes zahlreicher Kommunistinnen und Kommunisten und auch durch viele reformistische Erfolge der bürgerlichen Frauenbewegung verbessert. Dennoch leidet sie klarerweise nach wie vor an der Doppelbelastung. die Lohnarbeit und die unentlohnte Reproduktionsarbeit verrichten zu müssen; in manchen kapitalistischen Staaten mehr in manchen weniger. Und am schlimmsten in den rückständigen Entwicklungsländern, wo selbst die bürgerlichen Forderungen nach politischer Freiheit der Frauen nicht einmal ansatzweise erfüllt sind. Aber auch in den kapitalistischen Ländern, um bei unseren Beispielen Deutschland und Österreich zu bleiben, gäbe es mittels radikalen Reformen noch genug für die arbeitenden Frauen zu verbessern, natürlich immer mit dem langfristigem sozialistischem Ziel im Auge.

Ein paar Fakten zur Lage:
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Die erste weibliche Ministerin der Welt: Alexandra Kollontai (1872-1952)
In Deutschland liegt die Beschäftigungsrate bei Frauen 11 Prozent unter der der Männer, der durchschnittliche Stundenlohn liegt 20 Prozent unter dem der Männer und fast 15 Prozent der deutschen Frauen sind armutsgefährdet.1 Die Beschäftigungsrate der österreichischen Frauen liegt 14 Prozent unter dem männlichen Anteil, der Einkommensunterschied liegt in Österreich ebenso bei erschreckenden knappen 20 Prozent und bei der Armutsgefährdung liegen die Österreicherinnen 8 Prozent über den Österreichern.2 Besonders betroffen sind Frauen von Altersarmut, europaweit geraten 21 Prozent der Frauen über 65 in Armut.3 Weiters sind in Österreichs 75 Prozent der geringfügig Beschäftigten Frauen, wobei 16 Prozent davon ohne Versicherungsschutz arbeiten. Die mit Abstand Spitzenreiter bei den Berufsgruppen die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, sind allgemeine Verwaltungs- und Büroberufe und Berufe im Fremdenverkehr, und in diesen Gruppen sind überwiegend Frauen zu finden.4 Was nichts anderes heißt als dass Frauen verstärkt von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Nur 34 Prozent der jungen Frauen haben eine Lehrstelle, wobei bei der allgemeinen Jugendarbeitslosigkeit die Mädchen ebenso vorne liegen. Immer noch die Hälfte der weiblichen Lehringe ist in den klassischen weiblichen und schlechter bezahlten Lehrberufen Verkäuferin, Sekretärin und Friseurin zu finden.5 Weltweit leisten Frauen zwei Drittel der gesellschaftlich notwendigen Arbeit, sie erhalten aber nur 10 Prozent des weltweiten Einkommens. 70 Prozent der weltweit ärmsten Menschen sind weiblich, ebenso zwei Drittel der Analphabeten weltweit. Jede dritte Frau wird mindestens einmal in ihrem Leben Opfer körperlicher Gewalt.6

So sieht es also gegenwärtig aus und auch innerhalb des Kapitalismus gilt es für alle fortschrittlichen Kräfte noch einiges zu bewältigen um die Nöte der lohnabhängigen Frauen zu lindern. Denn innerhalb der Klassengesellschaft sind die Möglichkeiten zur Verbesserung noch lange nicht ausgeschöpft, da nicht einmal die teilweise minimalistischen, teilweise falschen und teilweise auch richtigen Forderungen der bürgerlichen Frauenbewegungen erfüllt sind. Denn Forderungen überschneiden sich auch manchmal und die Ablehnung von sinnvollen Forderungen, deren Erfüllung die Situation der Lohnabhängigen objektiv verbessern würde, nur weil sie von der bürgerlichen Seite kommt, wäre ebenso grundfalsch wie den bürgerlichen Feminismus nicht permanent in seiner Grundsätzlichkeit zu demaskieren. Der Grad zwischen Kampf gegen die bürgerliche Frauenbewegung und gemeinsames Eintreten für manche Forderungen ist sehr schmal und nicht einfach zu gewährleisten. Aber wir wissen dass die bürgerliche Revolution und ihre Forderungen nur in der sozialistischen Revolution erfüllt werden können. Historische Materialisten lernen aus der Geschichte und ihren Resultaten. Betrachtet man nun objektiv die Entstehung, Entwicklung und vor allem die Erfolge beider Richtungen, ist klar woran sich fortschrittliche Kräfte orientieren müssen um die Befreiung der Frau, die Befreiung der gesamten Menschheit voranzutreiben. Denn bis heute bleiben die sozialistischen Staaten absolute Vorreiter was die Verwirklichung von Frauenrechten angeht, wie wir ganz klar anhand von eindeutigen Zahlen gesehen haben. Darüber kann keine bürgerliche Frauenrechtlerei hinwegtäuschen. Aber auch der Grad zwischen der Ablehnung der Inhalte des bürgerlichen Feminismus und der Akzeptanz von Sexismus in der Arbeiterbewegung ist sehr schmal. Die Existenz von Sexismus in den eigenen Reihen darf keinesfalls geleugnet werden und muss mit aller Konsequenz bekämpft werden. Das Abtun jeglicher Intervention gegen internen Sexismus als Frauenrechtlerei ist ebenso gefährlich und fatal wie eine automatische Opferzuschreibung der Frauen.

[file-ebooks#46]Die beiden hervorzuhebenden Punkte sind folglich der Kampf gegen Sexismus allerorts und gleichzeitig das Einschleichen des bürgerlichen Feminismus rechtzeitig zu erkennen und zu verhindern. Sowohl Männern als auch Frauen in der kommunistischen Bewegung erscheint es oft als bequemer, Frauenthemen in eine getrennte, nur von Frauen besetzte Bewegung abzuschieben, da das oft notwendige, permanente Beharren auf die Behandlung der frauenpolitischen Fragen zu einem feindlichen Klima führen kann. Wie Lenin es bereits zu Zetkin sagte7, sind Frauenmassenorganisationen, die einer kommunistischen Partei untergeordnet sind, richtig und notwendig. Die Realität verlangt nach gesonderten Organen, die sich mit der gesonderten Situation der Frau im Kapitalismus auseinandersetzen. Aber es darf keine Einrichtung für die Kommunistinnen selbst geben, die schlimmstenfalls nicht einmal beschlussgebunden an die Partei ist. Das wäre dann eine „Partei in der Partei“ was früher oder später entweder zur Spaltung der Partei führt, zumindest zu einem eskalationsträchtigem Zuspitzen der internen Geschlechterwidersprüche, oder zu einem absoluten Ignorieren der Frauenfrage in der Agitation. So ein Separatismus stellt denselben Verrat dar wie das außer Acht lassen der Frauenfrage in kommunistischen Organisationen. Der Kampf gegen Sexismus, als zentraler Grundpfeiler des Kapitalismus, muss ein unbestrittener Fixpunkt kommunistischer Politik sein, nur darf er das niemals ohne mit der Ursachenerkenntnis Hand in Hand zu gehen. Alleine dann unterscheidet er sich vom fehlgeleiteten Feminismus. Denn gerade in der Frauenfrage waren Teile der Arbeiterbewegung immer wieder dazu geneigt, den Kapitalisten Bälle zuzuspielen in dem sie sich in interne Kämpfe verstricken und ihre, eigenen tradierten Geschlechterrollen nicht durchschauen.
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Die Revolutionärinnen Clara Zetkin (1857-1933) und Rosa Luxemburg
Das Bekenntnis zum Kommunismus allein befreit noch lange nicht von über Jahrtausenden verinnerlichten Zuschreibungen gegenüber dem anderen und dem eigenen Geschlecht. Diese Zuschreibungen haben von Anfang an wie Engels, Zetkin uvm. es aufzeigen, den Klassengegensatz gestärkt und gestützt und jeder Mensch, der sein eigenes Denken und Handeln nicht als beeinflusst vom Klassengegensatz erkennt und dementsprechend dagegen agiert, tut das ebenso. Jeglicher Kampf der Geschlechter in der Arbeiterklasse, und vor allem in der kommunistischen Partei nützt dem Kapital!

Über die Bewältigung der Widersprüche nach innen, darf der Kampf nach außen nicht vernachlässigt werden. Die zentralen Forderungen der kommunistischen Frauenbewegung müssen lautstark klargelegt werden: gleicher Lohn für gleiche Arbeit und Vergesellschaftung der Kinderbetreuung und Hausarbeit. Das sind die Grundforderungen der Kommunistinnen und Kommunisten. Der unentwegte Kampf um sie ist ein Sägen an Grundpfeilern der Kapitalherrschaft. Dieser Kampf kann nur gemeinsam von allen Lohnabhängigen siegreich geführt werden. Denn ausschließlich der gemeinsame Kampf bemächtigt Frauen und Männer letztendlich dazu „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.“8 (Karl Marx)

Ende.



Anmerkungen:
1 Statistischen Amt der EU eurostat: Das Leben von Männern und Frauen in Europa. Ausgabe 2008
2 Ebenda.
3 Ebenda.
4 Wirtschafts- und Sozialstatistik 2008 der österreichischen Arbeiterkammer
5 Ebenda.
6 UNIFEM (2005): Progress of the WorldÂ’s Women 2005. UNIFEM. New York.
7 Clara Zetkin (1929/1957): Erinnerungen an Lenin 1925. Dietz Verlag. Berlin. S.53
8 Karl Marx/Friedrich Engels - Werke. Dietz Verlag. Berlin. Band 1. Berlin/DDR. 1976. S.385