Der Kommunistische StudentInnenverband Graz (KSV) nimmt mit Bedauern zur Kenntnis, dass die Durchführung der geplanten Veranstaltung mit Colin Goldner an der Universität Graz vom Rektorat untersagt wurde. Es ist bezeichnend, dass offensichtlich politisch motivierte Einflussnahme der Anlass für diesen Schritt war. Weiters bedauern wir, dass man mit formaljuristischen Winkelzügen einer inhaltlichen Auseinandersetzung aus dem Weg gehen will. Der KSV protestiert gegen eine solche Einschränkung der Meinungs- und Diskussionsfreiheit, denn gerade die Universität sollte nicht nur ein Ort, sondern ein Hort der Meinungsfreiheit sein! Mit Befremden stellen wir deshalb fest, dass sich die Universität Graz für solch einen demokratiepolitischen Affront instrumentalisieren lässt.
Angaben zum Referenten:
Colin Goldner (55) ist ein anerkannter klinischer Psychologe und Leiter einer Beratungsstelle für Therapie- und Psychokultgeschädigte in Garmisch-Partenkirchen. Zudem ist er Autor von zahlreicher Fachartikel und Bücher zum Thema. Er gilt seit Jahren als Fachmann für Psychokulte und Esoterikkritik.
Die Veranstaltung beschäftigt sich mit dem Mythos um die Person des Dalai Lama, wobei Goldner hinter die Kulissen dieses "Medienstars" zu blicken versucht. Die geäußerte Kritik an der geplanten Veranstaltung erschöpfte sich in der Verleumdung der Person Goldners und seiner wissenschaftlichen Arbeit. Sie verzichtet gänzlich auf eine inhaltliche Auseinandersetzung und läßt jegliche Diskussionsbereitschaft missen.
Der KSV steht auf dem Standpunkt, dass zu diesem Thema ein breiter Diskurs möglich sein muss. Deshalb wird die Veranstaltung am 30. Oktober 2008 im KPÖ-Bildungszentrum, Lagergasse 98a, 8020 Graz, um 19:00 Uhr, stattfinden.
"Wenn kontroverse Themen an der Uni keinen Platz finden, dann haben die Verantwortlichen den Sinn und Zweck einer Universität nicht verstanden. Religionsfreiheit beinhaltet für mich auch die Freiheit zur Kritik." so der KSV-Vorsitzende Jakob Matscheko.
ACHTUNG!
Wegen Zensur des Rektorats GEÄNDERTER VERANSTALTUNGSORT:
KPÖ-Bildungszentrum Lagergasse 98a, A 8020 Graz
Donnerstag, 30. Oktober 2008, 19 Uhr
Um sich eine eigene Meinung zum Thema zu bilden, laden wir alle sehr herzlich zu dieser Veranstaltung ein. Diskussion ist ausdrücklich erwünscht!
Offener Brief der Uni-ÃH an Rektorat Studenten werfen Uni-Leitung "formaljuridische Winkelzüge" vor. Jetzt hat sich auch die Ãsterreichische Hochschülerschaft (ÃH) mit einem Offenen Brief zur "Causa Dalai Lama" gemeldet. Wie berichtet, hatte die Uni-Leitung eine Dalai-Lama-kritische Veranstaltung der KPà untersagt. Empört. Die ÃH zeigt sich "empört über die Einschränkung der Meinungsfreiheit". Die Absage sei "politisch motiviert" gewesen und sei mit "formaljuridischen Winkelzügen" erfolgt. Tatsächlich war ja der Vortrag eines Dalai-Lama-Kritikers, der von den kommunistischen Studenten beantragt wurde, zunächst genehmigt worden. Kurz vor dem Termin wurde er untersagt. Das Rektorat erklärte, die Studenten hätten quasi als Feigenblatt für eine parteipolitische Veranstaltung der KPà gedient. Allerdings, so der Vorwurf der ÃH, erfolgte die Untersagung völlig formlos und ohne ausreichende Begründung und Rechtsmittelbelehrung.
Menschenrechtspreis. Die Sache ist auch deshalb pikant, weil die Universität dem Dalai Lama vor Jahren einen Menschenrechtspreis verliehen hat.
Dalai-Lama-Vortrag abgesagt: Nachspiel an Grazer Uni KSV erwägt Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Vizerektor
Graz - Dass ein kritischer Vortrag des deutschen Psychologen Colin Goldner über den Dalai Lama in der Vorwoche an der Uni Graz vom Rektorat abgesagt wurde, sorgt weiter für Unmut. Der Kommunistische Studentenverband (KSV) glaubt nach wie vor, dass die Absage aus inhaltlichen Gründen erfolgte. Der zuständige Vizerektor Martin Polaschek sprach aber - wie berichtet - von formalen Gründen, weil neben dem KSV auch der Bildungsverein der KPà auf dem Plakat stand. Polaschek drohte dem KSV sogar mit einer Anzeige wegen übler Nachrede.
Nach Informationen des Standard war allerdings tatsächlich die Kritik am Dalai Lama Uni-intern ein Problem - Letzterer ist Träger des Menschenrechtspreises der Uni Graz, und Goldner bezeichnet ihn unter anderem als frauen- und homosexuellenfeindlich.
Die Absage der Veranstaltung wurde in einer Schlichtungsstelle, in der neben Polaschek Universitätsdirektorin Maira Edlinger und der ÃH-Vorsitzende Florian Ortner sitzen, beraten. Edlinger und Ortner sahen keine Gründe für die Absage. Edlinger zum STANDARD: "Ass sticht, und das Rektorat ist Ass."
Nun erhob der KSV Berufung beim Vizerektor selbst, zudem will man den Vorfall vor den akademischen Senat der Uni bringen. Auch eine Dienstaufsichtsbeschwerde beim Ministerium überlegt der KSV-Vorsitzende Jakob Matscheko: "Es darf nicht ohne Konsequenzen bleiben, wenn das Menschenrecht auf freie MeinungsäuÃerung an unserer Uni mit bürokratischen Stiefeln getreten wird." (cms, DER STANDARD - Printausgabe, 7. November 2008)
Ich verlinke hier erstmal allerhand Medienartikel, die vielleicht etwas Licht ins Dunkel bringen könnten. Hier mal was vom humanistischen Pressedienst. Begonnen hat es ja mit einem Artikel in der "Kleinen Zeitung", des auflagenstärksten Blattes in unserem Bundesland, mit dazu gehörenden Kommentar.
Danach haben wir mit der hier wiedergegeben Presseaussendung reagiert, was wiederum zu einem Artikel der APA führte, die von der zweitgröÃten Boulevardzeitung "Ãsterreich" übernommen wurde. Der linksliberale "Standard" berichtete etwas ausführlicher und lieà auch Vizerektor Polaschek zu Wort kommen.
Offizielle Stellungnahme seitens des Rektorats gibt es nicht, weil es weiÃ, dass es auf äuÃerst dünnem rechtlichen Eis wandelt. Dann ist zu sagen, dass es massivste Interventionen der buddhistischen Religionsgemeinschaft und des Grazer Altbürgermeisters und Dalai Lama-Freundes, Alfred Stingl, der ihm auch vor einigen Jahren den Menschenrechtspreis der Stadt Graz gegeben hat, was in einem anderen Artikel der "Kleinen Zeitung", der dann endgültig von Maukorberlass gegen uns gesprochen hat, auch so festgehalten wird. Dazu kommt, dass "seine Heiligkeit der Dalai Lama" auch Ehrenringträger der Karl-Franzens-Universität zu Graz ist. Das sind die wesentlichen Fakten.
Der KSV will den Vorfall nun vor den akademischen Senat der Universität Graz bringen. Auch eine Dienstaufsichtsbeschwerde beim Ministerium wird vom Grazer KSV in Erwägung gezogen.
Die Stellungnahme des KSV Graz ist interessant. Ich finde es bemerkenswert, dass eine Universität einen solchen Anlass zensiert. Um als Aussenstehender nachzuvollziehen, wie es dazu kam, müsste man aber auch die Argumentation der Gegenseite kennen. Darum meine kleine Bitte: Könnte man hier auch noch die Position des Rektorats der Universität dokumentieren? Und: Wer hat da politisch Einfluss genommen, dass es zu dieser Zensurmassnahme kam? Danke Jürg