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zurück zu 5. Kapitel - Fall der Profitrate


(aus dem Lehrbuch Politische Ökonomie, Kapitel 17, S. 254ff.)
I.a) Ãœbergang zum Imperialismus

Der vormonopolistische Kapitalismus mit der Herrschaft der freien Konkurrenz1 erreichte den Höhepunkt seiner Entwicklung in den 60er und 70er Jahren des 19. Jahrhunderts. Danach vollzog sich der Übergang vom vormonopolistischen zum monopolistischen Kapitalismus.2 Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sich der monopolistische Kapitalismus endgültig herausgebildet.

Der monopolistische Kapitalismus oder Imperialismus ist das höchste und letzte Stadium des Kapitalismus, dessen Grundmerkmal die Ablösung der freien Konkurrenz durch die Herrschaft der Monopole ist.

Hinweis: Der Begriff des Monopols oder der Monopole ist in der marxistisch-leninistischen Theorie und Literatur dabei grundsätzlich anders definiert als in der bürgerlichen Ökonomie. Die bürgerliche Ökonomie spricht nur dann vom Monopol, wenn auf einem bestimmten Markt (einem ökonomischen Gebiet/Land/abgrenzbaren Teilgebiet) wirklich nur ein einziger Kapitalist als Verkäufer auftritt. Also im derzeitigen Deutschland zum Beispiel bei dem Besitz von Schienen-, Telefon- oder Stromnetz (Deutsche Bahn/Deutsche Telekom/e.on, RWE, Vattenfall, EnBw). Stehen wenige Verkäufer auf der Seite der Kapitalisten, sprechen die bürgerlichen Ökonomen von einem sogenannten „Oligopol“ (z.B. Mineralölkonzerne, Autohersteller, Stahlkonzerne). Die proletarische politische Ökonomie hingegen kennt diese verwischende Differenzierung nicht. Im Sinne des Marxismus-Leninismus sind beide Gruppen Monopole, weil in ihrem Vorgehen und ihrer Machtposition keine relevante Unterscheidung besteht. Insofern ist es eine völlige Fehlinterpretation der leninschen Imperialismusdefinition, wenn abgeleitet wird, am Ende würde die gesamte Ökonomie einer Nation in einem einzigen Monopol aufgehen.

Der Ãœbergang vom vormonopolistischen zum monopolistischen Kapitalismus - zum Imperialismus - wurde durch den gesamten Entwicklungsprozess der kapitalistischen Produktionsweise vorbereitet.

Das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts stand im Zeichen großer Fortschritte in der Technik sowie des Wachstums und der Konzentration der Industrie. In der Hüttenindustrie gelangten in großem Umfang neue Verfahren der Stahlerzeugung zur Anwendung (Bessemer-, Thomas-, Martin-Verfahren). Die rasche Verbreitung neuer Typen von Antriebsmaschinen (Dynamomaschine, Verbrennungsmotor, Dampfturbine, Elektromotor) beschleunigte die Entwicklung von Industrie und Verkehrswesen. Die Erfolge von Wissenschaft und Technik ermöglichten es, riesige Mengen von Elektroenergie in Wärmekraftwerken und später auch in großen Wasserkraftwerken zu erzeugen. Die Anwendung der Elektroenergie führte zur Schaffung einer ganzen Reihe neuer Zweige in der chemischen Industrie, der Buntmetallindustrie und der Leichtmetallindustrie. In vielen Produktionszweigen ging man in breitem Umfang zur Anwendung chemischer Verfahren über. Die Weiterentwicklung der Verbrennungsmotoren förderte die Entstehung des Kraftverkehrs und später der Luftfahrt.

[...]

Im 19. Jahrhundert breitete sich die kapitalistische Produktionsweise rasch über den ganzen Erdball aus. Noch am Anfang der 1870er Jahre produzierte England als das älteste bürgerliche Land mehr Textilien, Roheisen und Kohle als die USA, Deutschland, Frankreich, Italien, Russland und Japan zusammen. England hatte in der Industrieproduktion der Welt den ersten Platz inne und besaß das uneingeschränkte Monopol auf dem Weltmarkt. Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich die Lage entscheidend verändert. In den jungen kapitalistischen Ländern war eine eigene Großindustrie entstanden. Dem Umfang der Industrieproduktion nach nahmen jetzt die USA den ersten Platz in der Welt ein, während Deutschland in Europa an die erste Stelle trat. In Russland machte die industrielle Entwicklung rasche Fortschritte, trotz der Hindernisse, die das bis ins Mark verfaulte zaristische Regime schuf. Infolge des Wachstums der Industrie in den jungen kapitalistischen Ländern büßte England seine industrielle Vorrangstellung und auch seine Monopolstellung auf dem Weltmarkt ein.

Mit dem Übergang zum Imperialismus nahmen die Widersprüche zwischen der Produktivkraftentwicklung und den Produktionsverhältnissen des Kapitalismus immer schärfere Formen an. Die Unterordnung der Produktion unter die räuberischen Ziele, die die Kapitalisten auf der Jagd nach Höchstprofiten verfolgen, behinderte die Entwicklung der Produktivkräfte, den Fortschritt der Technik. Überproduktionskrisen wiederholten sich immer häufiger und gewannen an zerstörender Wirkung; die Arbeitslosenarmee vergrößerte sich. Während Elend und Not der werktätigen Massen in Stadt und Land zunahmen, wuchs der in den Händen eines kleinen Häufleins von Ausbeutern konzentrierte Reichtum in noch nie dagewesenem Ausmaß. Die Verschärfung der unversöhnlichen Klassengegensätze zwischen Bourgeoisie und Proletariat bewirkte eine Verstärkung des wirtschaftlichen und politischen Kampfes der Arbeiterklasse.

In der Periode des Übergangs zum Imperialismus rissen die größten kapitalistischen Mächte Europas und Amerikas mit Gewalt und Betrug ungeheure Kolonialbesitzungen an sich. Eine Handvoll entwickelter kapitalistischer Länder machte die Mehrheit der Bevölkerung des Erdballs zu Kolonialsklaven. Die kolonialen Eroberungen erweiterten die Sphäre der kapitalistischen Ausbeutung in gewaltigem Maß; der Grad der Ausbeutung der werktätigen Massen nahm ständig zu. Die äußerste Verschärfung der Widersprüche des Kapitalismus fand ihren Ausdruck in den verheerenden imperialistischen Kriegen, die unzählige Menschenleben forderten und ungeheure materielle Werte vernichteten.

Lenin gebührt das historische Verdienst, den Imperialismus als höchstes und zugleich letztes Stadium in der Entwicklung des Kapitalismus, als den Vorabend der sozialistischen Revolution des Proletariats vom marxistischen Standpunkt erforscht zu haben. In seinem Werk „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“ und in verschiedenen anderen, hauptsächlich in den Jahren des ersten Weltkriegs geschriebenen Arbeiten verallgemeinerte Lenin die Entwicklung des Weltkapitalismus während des halben Jahrhunderts, das seit dem Erscheinen des „Kapital“ von Marx verflossen war. Gestützt auf die von Marx und Engels aufgedeckten Gesetze der Entstehung, der Entwicklung und des Niedergangs des Kapitalismus, analysierte Lenin wissenschaftlich erschöpfend das ökonomische und politische Wesen, die Gesetzmäßigkeiten und die unlösbaren Widersprüche des Imperialismus.

Nach Lenins klassischer Definition sind die wichtigsten ökonomischen Merkmale des Imperialismus:
  • „Konzentration der Produktion und des Kapitals, die eine so hohe Entwicklungsstufe erreicht hat, dass sie Monopole schafft, die im Wirtschaftsleben die entscheidende Rolle spielen;

  • Verschmelzung des Bankkapitals mit dem Industriekapital und Entstehung einer Finanzoligarchie auf der Basis dieses 'Finanzkapitals';

  • der Kapitalexport, zum Unterschied vom Warenexport, gewinnt besonders wichtige Bedeutung;

  • es bilden sich internationale monopolistische Kapitalistenverbände, die die Welt unter sich teilen, und

  • die territoriale Aufteilung der Erde unter die kapitalistischen Großmächte ist beendet.“3


Hinweise zur Imperialismusdefinition: Für das Merkmal 2 ist zunächst zu unterstreichen, dass die Kapitalansammlungen der Versicherungen in der Entwicklung der 2.Hälfte des 20.Jahrhunderts ähnliche wesentliche Bedeutung erlangt haben wie die Banken. Diese Entwicklung konnte Lenin zum damaligen Zeitpunkt nicht vorhersehen, davon unabhängig bedeutet sie aber keine qualitative Veränderung der Definition. Wesentlich an der Definition ist die Tatsache der Verschmelzung von Bank- und Industriekapital und eben nicht die Gleichsetzung von Finanzkapital gleich Bankkapital ! Der Begriff Finanzkapital wird leider oft in dieser falschen und verkürzenden Form verwendet. Vielleicht wäre es glücklicher gewesen, diese Verschmelzung als Monopolkapital (statt Finanzkapital) zu bezeichnen. Da die Definition aber nun einmal grundsätzlich einheitlich existiert, sollte man sie auch anwenden. Dabei ist der Hinweis auf den korrekten Inhalt sicherlich gelegentlich nötig.

Das Merkmal 3 meint nicht, dass es keinen Warenexport mehr gibt. Im Gegenteil. Die Wirkung des Kapitalexports ist in der Folge ja oftmals die Intensivierung des Warenaustauschs. Dieser erfolgt jedoch nun nicht mehr als bloßer Warenaustausch, sondern erhält noch stärker das Element der Ausbeutung, der Preisbildung, die Extraprofite für das Monopolkapital erbringen. Der Kapitalexport bewirkt, dass Warenexporte aus den abhängigen Ländern (früher: Kolonien) zu Monopolpreisen erfolgen. Die Monopole kaufen insbesondere Rohstoffe unter dem eigentlichen Wert, sie erzielen einen Extraprofit hieraus. Umgekehrt weiten Sie ihren Export von Waren (vor allem auch Produktionsgüter/Anlagen und Maschinen) durch den Kapitalexport aus und erzielen dadurch Profite, die in ihrem Heimatmarkt nicht mehr möglich wären, die ohne Kapitalexport unmöglich sind. In diesen Auswirkungen liegt die qualitative Veränderung durch den Kapitalexport, nicht in dem Ersatz des Warenexports durch den Kapitalexports.

Das Merkmal 4 bedeutet wiederum nicht, dass diese internationalen Kapitalistenverbände friedlich und einträchtig den Profit unter sich teilen. Die Konkurrenz besteht fort und Allianzen und Bündnisse haben immer vorübergehenden Charakter, auch wenn sie über lange Zeiträume existieren können.


I.b) Konzentration der Produktion und Monopole

In der Periode des vormonopolistischen Kapitalismus, in der die freie Konkurrenz herrschte, führte das Wirken des Gesetzes der Konzentration und Zentralisation des Kapitals unvermeidlich zum Sieg der großen und größten Betriebe, denen gegenüber die kleinen und mittleren Betriebe eine immer untergeordnetere Rolle spielen. Die Konzentration der Produktion wiederum bereitete den Übergang von der Herrschaft der freien Konkurrenz zur Herrschaft der Monopole vor.

[...]

Am raschesten erfolgt die Konzentration der Produktion in der Schwerindustrie und in den neuen Industriezweigen (in der chemischen, der elektrotechnischen, der Kraftfahrzeugindustrie usw.) und bleibt in der Leichtindustrie zurück, in der es in allen kapitalistischen Ländern viele Klein- und Mittelbetriebe gibt.

Hinweis: Tendenziell gilt, je höher die Kapitalintensität, die notwendige Menge an Kapital als Voraussetzung für die moderne Produktion in einem bestimmten Sektor, desto stärker die Zentralisation des Kapitals, desto schneller erfolgte die Herausbildung von Monopolen. Entsprechend ist es innerhalb der imperialistischen Länder heute quasi unmöglich eine neue Autofabrik zu errichten, ein neues Stromnetz zu legen usw...

Eine der Formen der Konzentration der Produktion ist die Kombination, d.h. die Vereinigung verschiedener Produktionszweige in einem Betrieb; diese Produktionszweige bilden entweder aufeinander folgende Stufen der Verarbeitung des Rohstoffs (zum Beispiel Hüttenkombinate, die die Erzförderung, die Roheisenerzeugung, die Stahlerzeugung und die Produktion von Walzgut vereinigen), oder der eine Produktionszweig spielt gegenüber dem anderen eine Nebenrolle (z.B. die Verarbeitung von Produktionsabfällen). Die Kombination verleiht den Großbetrieben ein noch größeres Übergewicht im Konkurrenzkampf.

Auf einer bestimmten Stufe ihrer Entwicklung kommt die Konzentration der Produktion dicht an das Monopol heran. Die Großbetriebe bedürfen riesiger Profitmassen, um sich im erbitterten Konkurrenzkampf gegenüber ähnlichen Riesenunternehmen zu behaupten und die Produktion weiter ausdehnen zu können; hohe Profite aber sichert nur die Monopolherrschaft auf dem Markt. Andererseits können einige Dutzend Riesenbetriebe leichter zu einem Übereinkommen gelangen als Hunderte oder Tausende kleiner Betriebe. Somit wird die freie Konkurrenz durch das Monopol abgelöst. Darin liegt das ökonomische Wesen des Imperialismus.

Das Monopol ist ein Übereinkommen, ein Verband oder eine Vereinigung von Kapitalisten, die in ihren Händen die Produktion und den Absatz eines bedeutenden Teils der Erzeugnisse eines oder mehrerer Produktionszweige konzentrieren zwecks Festsetzung hoher Warenpreise und Erzielung großer Monopolprofite (Marktbeherrschung).4

Die einfachsten Formen des Monopols sind kurzfristige Abmachungen über die Verkaufspreise unter den verschiedenartigsten Bezeichnungen wie Konvention, Corner, Ring usw. Entwickeltere Formen des Monopols sind die Kartelle, Syndikate, Truste und Konzerne. Das Kartell ist eine monopolistische Vereinigung, deren Partner über die Verkaufsbedingungen und Zahlungsfristen Vereinbarungen treffen, die Absatzmärkte unter sich aufteilen, die Menge der zu produzierenden Waren bestimmen und die Preise festsetzen. Die Warenmenge, die jeder Kartellpartner produzieren und verkaufen darf, heißt Quote; wird die Quote überschritten, muss der betreffende Partner eine Geldstrafe an die Kasse des Kartells zahlen. Das Syndikat ist eine monopolistische Organisation, in der der Absatz der Waren und mitunter auch der Ankauf der Rohstoffe durch ein gemeinsames Kontor vorgenommen wird. Der Trust stellt ein Monopol dar, in dem das Eigentum an allen beteiligten Betrieben vereinigt ist und deren Besitzer zu Teilhabern geworden sind, die entsprechend der Anzahl der ihnen gehörenden Anteile oder Aktien am Gewinn beteiligt sind. An der Spitze des Trusts steht eine Verwaltung, die die gesamte Produktion, den Absatz der Erzeugnisse und die finanziellen Angelegenheiten der früher selbstständigen Betriebe leitet. Die Trusts schließen sich häufig zu noch umfassenderen Verbänden, zu Konzernen, zusammen. Der Konzern ist eine Vereinigung einer Reihe von Betrieben verschiedener Industriezweige sowie von Handelsfirmen, Banken, Verkehrs- und Versicherungsgesellschaften auf der Grundlage gemeinsamer finanzieller Abhängigkeit von einer bestimmten Gruppe von Großkapitalisten.

Hinweis: Heute herrschen Konzerne, also finanzielle Abhängigkeiten vor. Kartellabsprachen sind offiziell verboten, gleichzeitig gibt es sie natürlich dennoch. Offiziell handelt das Kartellamt als staatliche Überwachungsstelle dahingehend, dass Absprachen über Preise, Absatzregionen und -gebiete usw. verboten sind. Praktisch erfüllt das Kartellamt oftmals die Funktion, entsprechend der Machtverhältnisse Zusammenschlüsse abzusegnen, ungewolltes ausländisches Kapital herauszuhalten oder Bündnisse von einigen Monopolen gegen andere Monopole zu verhindern.

Die Monopole halten die Kommandohöhen in der Wirtschaft der kapitalistischen Länder besetzt. Sie haben die Schwerindustrie, viele Zweige der Leichtindustrie, Eisenbahnen und Schifffahrt, die Banken sowie den Binnen- und Außenhandel an sich gerissen und auch die Landwirtschaft in ihr Joch gezwungen.

[...]

In ihrem Bestreben, den modernen Kapitalismus zu beschönigen, behaupteten die bürgerlichen Ökonomen lange Zeit, die Verbreitung der Monopole heile die bürgerliche Ordnung von solchen Übeln wie Konkurrenz, Anarchie der Produktion und Krisen. In Wirklichkeit aber kann der Imperialismus die Konkurrenz, die Anarchie der Produktion und die Krisen nicht nur nicht beseitigen, sondern verschärft sämtliche Widersprüche des Kapitalismus noch mehr.

Lenin wies darauf hin, dass der Imperialismus den Kapitalismus nicht von unten bis oben umgestalten kann. Bei Herrschaft der Monopole bleiben in allen kapitalistischen Ländern zahlreiche Mittel- und Kleinbetriebe erhalten, bl Q~‚5

Anmerkung: Zum Verständnis der Entwicklungstendenzen und Substanz der Herrschaft der Monopole ist diese Widersprüchlichkeit in der Entwicklung elementar. Herrschaft der Monopole bedeutet nicht völlige Beseitigung der Konkurrenz, sondern wesentliche (qualitative) Veränderung der Konkurrenzverhältnisse. In der Tendenz zum Monopol werden viele kleinere und mittlere Kapitalisten vernichtet, aus den Rennen geschlagen, billig aufgekauft usw... Aber es werden auch Monopole in der Konkurrenz zerstört oder fallengelassen. Gerät ein Monopol in wirtschaftliche Schwierigkeiten, steht immer die Frage, ob der Staat als Handlungsausschuss im Auftrag der Monopole die Fortführung oder Weitergabe organisiert oder die Zerschlagung durchgeführt wird.

Die Tendenz zur fortschreitenden Zentralisation ist insofern ungebrochen. Beispielsweise gibt es in der Automobilindustrie weltweit mittlerweile weniger als 20 eigenständige Hersteller. Hier wurden die neu aufgekommenen Hersteller aus Japan und Südkorea im Zuge der sogenannten Asienkrise der 90er-Jahre - von Ausnahmen abgesehen - von den alteingesessenen, europäischen Monopolen weitgehend übernommen. Gleichzeitig schaffen die Monopole durch das mehrstufige und höchst differenzierte Zuliefersystem teilweise selbst neue Klein- und Mittelbetriebe und fördern deren Konkurrenz untereinander. Die weltweit größten Zulieferer (wie z.B. Bosch) sind dadurch selbst Monopole in ihrem Bereich geworden.

Ein Monopol, das in einigen Industriezweigen geschaffen wird, verstärkt nur den chaotischen Charakter, der die kapitalistische Produktion als Ganzes kennzeichnet. Die Konkurrenz wird nicht beseitigt, sondern nimmt noch schärfere Formen an.

Erstens hört die Konkurrenz innerhalb der Monopole nicht auf. Die Mitglieder der Syndikate und Kartelle kämpfen gegeneinander um die vorteilhaftesten Märkte und um einen größeren Anteil (Quote) an Produktion und Absatz. In den Trusts und Konzernen wird um die leitenden Posten, um die Aktienpakete, die die Kontrolle sichern, und um die Verteilung der Profite gekämpft.

Zweitens herrscht Konkurrenz zwischen den Monopolen: sowohl zwischen den Monopolen ein und desselben Industriezweigs als auch zwischen den Monopolen verschiedener Industriezweige, welche entweder einander Waren liefern (zum Beispiel ein Stahltrust einem Kraftfahrzeugtrust) oder solche Waren produzieren, die einander ersetzen können (Energieträger, Transportwesen). Da die Aufnahmefähigkeit des Binnenmarkts ihre Grenzen hat, führen die Gebrauchsgüter produzierenden Monopole untereinander einen erbitterten Kampf um den Absatz ihrer Waren.

Drittens herrscht Konkurrenz zwischen den Monopolen und den nichtmonopolisierten Betrieben. Die monopolisierten Produktionszweige befinden sich gegenüber den anderen Zweigen in einer privilegierten Stellung. Die Monopole treffen alle Maßnahmen, um die Betriebe abzuwürgen, die keiner Monopolvereinigung angehören.

„Zugleich aber beseitigen die Monopole nicht die freie Konkurrenz, aus der sie erwachsen, sondern bestehen über und neben ihr und erzeugen dadurch eine Reihe besonders krasser und schroffer Widersprüche, Reibungen und Konflikte.“6 Die Herrschaft der Monopole verleiht dem Konkurrenzkampf besonders zerstörerischen und räuberischen Charakter. Die Monopole wenden alle nur möglichen Methoden der direkten Gewalt, der Bestechung und Erpressung an und greifen zu den kompliziertesten finanziellen Machenschaften.

Die Herrschaft der Monopole bedeutet weitere Vertiefung des Grundwiderspruchs des Kapitalismus, des Widerspruchs zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und der privatkapitalistischen Form der Aneignung. Infolgedessen werden die Krisen immer verheerender.

I.c) Konzentration im Bankwesen

Die Vorstellung von der wirklichen Macht und Bedeutung der modernen Monopole würde höchst unvollständig sein, ließe man die Rolle der Banken außer acht. Im Bankwesen vollzieht sich wie in der Industrie die Konzentration des Kapitals und der Übergang von der freien Konkurrenz zum Monopol. Ursprünglich waren die Banken hauptsächlich Zahlungsvermittler. Mit der Entwicklung des Kapitalismus erweiterte sich die Tätigkeit der Banken als Kapitalhändler. Die Akkumulation des Kapitals und die Konzentration der Produktion in der Industrie führten dazu, dass sich in den Banken riesige freie Geldmittel konzentrieren, die gewinnbringende Anlage suchen. Ständig wuchs der Anteil der Großbanken an der Gesamtheit der Bankumsätze.

[...]

Die Konzentration im Bankwesen führt, wie in der Industrie, zum Monopol. Die Großbanken unterwerfen sich mittels Aufkauf der Aktien, Kreditgewährung usw. die kleinen Banken. Haben die Großbanken die Monopolstellung erlangt, so treffen sie miteinander Abkommen über die Aufteilung der Einflusssphären. Es entstehen monopolistische Bankenverbände. Jeder dieser Verbände herrscht über Dutzende, mitunter sogar über Hunderte von kleineren Banken, die faktisch zu Filialen der Großbanken werden. Durch ein weit verzweigtes Netz von Zweigstellen sammeln die Großbanken die Mittel vieler Betriebe in ihren Kassen. Fast das gesamte Geldkapital der Kapitalistenklasse sowie die Ersparnisse der übrigen Bevölkerungsschichten geraten in die Verfügungsgewalt kleiner Gruppen von Bankmagnaten. Der Konzentrationsprozess im Bankwesen setzt sich bis in die Gegenwart fort.

Die Konzentration der Industrie und die Bildung von Bankmonopolen bewirken eine wesentliche Veränderung der Wechselbeziehungen zwischen den Banken und der Industrie. Mit der Vergrößerung der Betriebe erhöht sich die Bedeutung großer langfristiger Kredite, die die Banken den industriellen Kapitalisten gewähren. Das Anwachsen der Einlagenmasse, über die die Banken verfügen, bietet für eine solche langfristige Anlage von Bankmitteln in der Industrie große Möglichkeiten. Die verbreitetste Form der Unterbringung von Bankmitteln in der Industrie ist der Aufkauf von Aktien dieser oder jener Betriebe. Die Banken fördern die Bildung von Betrieben, die mit Aktienkapital arbeiten, indem sie die Betriebe einzelner Kapitalisten zu Aktiengesellschaften reorganisieren und neue Aktiengesellschaften bilden (Gründungen). Der Kauf und Verkauf der Aktien erfolgt in immer größerem Maß durch die Banken.

Aus den früheren Zahlungsvermittlern verwandeln sich die Banken in allmächtige Monopolisten des Geldmarkts. Die Interessen der Banken und der Industriebetriebe verschmelzen immer mehr. Wenn eine Bank mehrere Großbetriebe eines bestimmten Industriezweigs finanziert, ist sie an einer Monopolvereinbarung zwischen diesen Betrieben interessiert und trägt zu einem solchen Übereinkommen bei. Auf diese Weise verstärken und beschleunigen die Banken den Prozess der Konzentration des Kapitals und der Bildung von Monopolen.

I.d) Finanzkapital und Finanzoligarchie

Da die Banken Mitbesitzer von Industrie-, Handels- und Verkehrsbetrieben werden, indem sie entsprechende Aktien und Obligationen erwerben, und die Industriemonopole ihrerseits Aktien der mit ihnen verbundenen Banken besitzen, verflechtet sich das monopolistische Bank- und Industriekapital miteinander, entsteht eine neue Art des Kapitals: das Finanzkapital. Das Finanzkapital ist das miteinander verwachsene Kapital von Bank- und Industriemonopolen. Die Epoche des Imperialismus ist die Epoche des Finanzkapitals.

Lenin hebt in seiner Definition des Finanzkapitals drei Momente hervor: „Konzentration der Produktion, daraus erwachsende Monopole, Verschmelzung oder Verwachsen der Banken mit der Industrie - das ist die Entstehungsgeschichte des Finanzkapitals und der Inhalt dieses Begriffs.“7

Das Verwachsen des Bankkapitals mit dem Industriekapital äußert sich deutlich in der Personalunion der Leiter der Bank- und Industriemonopole. Ein und dieselben Personen stehen an der Spitze der großen Monopolvereinigungen im Bankwesen, in der Industrie, im Handel und in anderen Zweigen der kapitalistischen Wirtschaft.

[...]

In jedem kapitalistischen Land halten kleine Gruppen von Großbankiers und Industriemonopolisten alle lebenswichtigen Zweige der Wirtschaft in ihren Händen und verfügen über die überwiegende Masse des gesellschaftlichen Reichtums. Das Wirtschaften der kapitalistischen Monopole wird unvermeidlich zur Herrschaft der Finanzoligarchie (das griechische Wort „oligarchia“ bedeutet „Herrschaft weniger“). Der Imperialismus ist gekennzeichnet durch die Allgewalt der monopolistischen Trusts und Syndikate, der Banken und der Finanzoligarchie in den Industrieländern.

Hinweis: In der heutigen Phase des Imperialismus herrscht die Machtausübung durch Beteiligungsbesitz und Kreditvergabe an die Industrie- und Handelskapitalisten durch die Banken und Versicherungen vor. Die enge personelle Verbindung wird in Deutschland insbesondere über das Aufsichtsratssystem ausgeübt, wonach ein kleiner Kreis kapitalistischer Dirigenten8 (= „Manager“) in diversen Aufsichtsräten vertreten ist und darüber ein ständiger Austausch und gezieltes Handeln der Monopole unter Anderem möglich wird.

Die Herrschaft der Finanzoligarchie auf ökonomischem Gebiet wird vor allem durch das so genannte „Beteiligungssytem“ ausgeübt. Es besteht darin, dass ein Großfinanzier oder eine Gruppe von Finanzmagnaten die zentrale Aktiengesellschaft („Muttergesellschaft“) in Händen hält, die an der Spitze eines Konzerns steht; diese Gesellschaft wiederum beherrscht durch Besitz entsprechender Aktienpakete mehrere von ihr abhängige „Tochtergesellschaften“, diese herrschen auf ähnliche Art über „Enkelgesellschaften“ usw. Mithilfe dieses Systems ist es den Finanzmagnaten möglich, über riesige Summen fremden Kapitals zu verfügen.

Beispiel: nach Berechnungen gewerkschaftlicher Kreise (die Frage enthält zum Teil Differenzen in der Definition: ab wann ist es eine Tochtergesellschaft?) verfügt beispielsweise das Monopol Siemens über mehr als 1.000 Gesellschaften, die sie durch Beteiligung direkt kontrolliert. Nicht berücksichtigt sind dabei Zulieferer und sonstige Lieferanten, die durch Auftragsvergabe von Siemens direkt abhängig sind.

I.e) Kapitalexport

Für den vormonopolistischen Kapitalismus mit der Herrschaft der freien Konkurrenz war der Export von Waren typisch. Für den imperialistischen Kapitalismus mit der Herrschaft der Monopole ist der Export von Kapital typisch geworden.

An der Schwelle des 20. Jahrhunderts war in den reichsten Ländern, in denen die Akkumulation des Kapitals gewaltige Ausmaße erreicht hatte, ein großer „Kapitalüberschuss“ entstanden.

Kapital wird hauptsächlich aus zwei Gründen „überschüssig“. 1. setzt das Hunger- und Bettlerdasein der Massen dem weiteren Wachstum der Produktion Grenzen. 2. bleibt die Landwirtschaft immer mehr hinter der Industrie zurück und wird überhaupt die Entwicklung der verschiedenen Wirtschaftszweige ungleichmäßiger. Würde der Kapitalismus die Landwirtschaft voranbringen und die Lebenshaltung der werktätigen Massen verbessern, dann könnte von einem „Kapitalüberschuss“ keine Rede sein. Doch dann wäre der Kapitalismus nicht Kapitalismus, denn die Ungleichmäßigkeit der Entwicklung und das Hungerdasein der Massen sind die eigentlichen Bedingungen und Voraussetzungen dieser Produktionsweise.

Der Einsatz von Kapital wird von der Durchschnittsprofitrate begrenzt. Der „Kapitalüberschuss“ in den kapitalistisch entwickelten Ländern trägt somit relativen Charakter. „Die Notwendigkeit der Kapitalausfuhr wird dadurch geschaffen, dass in einigen Ländern der Kapitalismus 'überreif' geworden ist und dem Kapital (unter der Voraussetzung der Unentwickeltheit der Landwirtschaft und der Armut der Massen) ein Spielraum für 'rentable' Betätigung fehlt.“9

[...]

Die Kapitalausfuhr geht in zwei Hauptformen vor sich: in der Form des Leihkapitals und in der Form des produktiven Kapitals. Export von Leihkapital findet dann statt, wenn an Regierungen, Städte oder Banken anderer Länder Anleihen gewährt werden. Export von produktivem Kapital wird vorgenommen, wenn im Ausland Industriebetriebe errichtet, Konzessionen aufgenommen oder Eisenbahnlinien gebaut werden, oder wenn schon bestehende Betriebe in (z.B. durch einen Krieg) geschwächten Ländern zu einem Spottpreis aufgekauft werden.

Die bürgerlichen Ökonomen und Politiker stellen die Kapitalausfuhr als „Hilfe“ und als „Wohltat“ hin, die die höher entwickelten kapitalistischen Länder angeblich den zurückgebliebenen Völkern erweisen. In Wirklichkeit aber führt die Kapitalausfuhr bei Beschleunigung der kapitalistischen Entwicklung in den zurückgebliebenen Ländern gleichzeitig zu allseitiger Knebelung und Ausplünderung dieser Länder durch die ausländischen Monopole. Der Kapitalexport hängt eng mit dem Anwachsen des Warenexports zusammen. Die ausländischen Monopole reißen die Absatzmärkte und Rohstoffquellen in den Schuldnerländern an sich. Somit ist der Kapitalexport eine der Grundlagen des imperialistischen Unterdrückungssystems, bei dem einige wenige reiche Wuchererstaaten einen großen Teil der Welt ausbeuten. Die Welt spaltete sich in eine Handvoll Wuchererstaaten und in die ungeheure Mehrheit der Schuldnerstaaten.

Der Kapitalexport zeitigt für die Länder, die Kapital exportieren, ernste Folgen. Diese Länder vervielfachen einerseits ihren Reichtum und festigen ihre Positionen auf dem Weltmarkt. Sie erhalten von außen einen ständigen Zustrom von Mehrwert in Gestalt der Anleihezinsen oder in Form des Profits der im Ausland befindlichen Betriebe. Anderseits aber stagniert häufig die Entwicklung der eigenen Industrie des Landes, das Kapital exportiert. Eine der wichtigsten Folgen der Kapitalausfuhr ist das Anwachsen der Konkurrenz zwischen den Mächten, ist der Kampf um die günstigsten Kapitalanlagesphären.

I.f) Aufteilung der Welt

Mit dem Anwachsen der Kapitalausfuhr und der Erweiterung der ausländischen Verbindungen und „Einflusssphären“ der größten Monopole entstanden die Voraussetzungen für die Aufteilung des Weltmarkts unter diese Monopole. Es bildeten sich internationale Monopole.

Internationale Monopole sind Abmachungen zwischen den größten Monopolen der verschiedenen Länder über die Aufteilung der Märkte, die Preispolitik und den Umfang der Produktion. Die Bildung internationaler Monopole bedeutet eine neue Stufe in der Konzentration der Produktion und des Kapitals, die unvergleichlich höher ist als die bis dahin erreichten.

Die Verteidiger der internationalen Monopole suchen sie als Instrument des Friedens hinzustellen. Sie versichern, die internationalen Abmachungen der Monopolisten seien dazu angetan, die zwischen den imperialistischen Gruppen und Ländern entstehenden Widersprüche auf friedlichem Wege beizulegen. Solche Behauptungen haben mit der Wirklichkeit nichts gemein. Tatsächlich erfolgt die ökonomische Aufteilung der Welt durch die internationalen Monopole entsprechend der Stärke der beteiligten Seiten. Das Kräfteverhältnis zwischen den einzelnen monopolistischen Gruppen verändert sich aber. Jede dieser Gruppen kämpft ständig um die Erhöhung ihrer Quote und die Erweiterung der Sphäre der monopolistischen Ausbeutung. Veränderungen im Kräfteverhältnis bewirken unvermeidlich eine Verschärfung des Kampfes um die Neuaufteilung der Märkte, eine Verschärfung der Widersprüche zwischen den verschiedenen Gruppen und den sie unterstützenden Staaten. Die internationalen Abmachungen der Monopolisten haben unbeständigen Charakter, sind eine Quelle unvermeidlicher Zusammenstöße und Kriege.

I.g) Neuaufteilung der Welt

Neben der ökonomischen Aufteilung der Welt unter die Kapitalistenverbände und im Zusammenhang mit ihr vollzieht sich die territoriale Aufteilung der Welt unter die bürgerlichen Staaten, tobt der Kampf um Kolonien und die Eroberung fremder Länder.

Kolonien sind Länder, die keine staatliche Selbstständigkeit haben und Besitzungen imperialistischer Staaten, der Metropolen, darstellen. In der Epoche des Imperialismus gibt es außerdem noch verschiedene Typen abhängiger Länder oder Halbkolonien. Halbkolonien werden Länder genannt, die zwar formal selbständig, in Wirklichkeit aber politisch und ökonomisch von imperialistischen Staaten abhängig sind.

Die Verteidiger der Bourgeoisie stellen die imperialistische Herrschaft über die Kolonien und abhängigen Länder als „Entwicklungshilfe“ bzw. „zivilisatorische Mission“ hin, die, wie sie sagen, die rückständigen Völker auf den Weg der „Freiheit“, des „Fortschritts“ und der „selbstständigen Entwicklung“ geleiten soll. In Wirklichkeit aber verdammt der Imperialismus die kolonialen und abhängigen Länder zu ökonomischer Abhängigkeit und Hunderte Millionen von Menschen dieser Länder zu unerhörter Unterdrückung und Knechtschaft, zu Rechtlosigkeit und Elend, Hunger und Unwissenheit. Die Eroberung von Kolonien durch die imperialistischen Mächte bringt eine unerhörte Verstärkung der nationalen Unterdrückung und der Rassendiskriminierung mit sich. Der Kapitalismus ist, wie Lenin ausführte, aus einem Befreier der Nationen, der er in der Zeit seines Ringens mit dem Feudalismus war, im imperialistischen Stadium zum größten Unterdrücker der Nationen geworden.

Der Imperialismus ist ein die ganze Welt umfassendes System der finanziellen Knebelung und kolonialen Unterdrückung der gewaltigen Mehrheit der Erdbevölkerung durch eine Handvoll entwickelter kapitalistischer Länder.

[...]

Die Imperialisten errichten und behaupten ihre Herrschaft über die Kolonien mit Hilfe von Betrugs- und Gewaltmethoden, wobei sie die Überlegenheit ihrer Kriegstechnik ausnutzen. Die Geschichte der Kolonialpolitik ist eine einzige Kette von Eroberungskriegen und Strafexpeditionen gegen die versklavten Völker und von blutigen Konflikten zwischen den Kolonialmächten. Lenin nannte den Krieg der USA gegen Spanien im Jahre 1898 den ersten Krieg von imperialistischem Typus, der den Beginn der Epoche der imperialistischen Kriege anzeigte. Der Aufstand des philippinischen Volkes gegen die Eroberer wurde von amerikanischen Truppen grausam niedergeschlagen.

England, das das größte Kolonialreich geschaffen hatte, führte über zwei Jahrhunderte lang ununterbrochene Ausrottungskriege gegen die Bevölkerung der eroberten Länder Asiens und Afrikas. Die Geschichte der kolonialen Eroberungen Deutschlands, Frankreichs, Japans, Italiens und anderer Länder ist ebenfalls voll von Grausamkeiten.

Am Anfang des 20. Jahrhunderts war die Aufteilung der Welt beendet. Die Kolonialpolitik der kapitalistischen Länder hatte zur Folge, dass alle noch nicht von Imperialisten besetzten Gebiete erobert wurden. „Freie“ Gebiete gab es nicht mehr; es war eine Lage entstanden, in der die Eroberung eines neuen Gebiets bedeutete, dieses seinem Besitzer wegzunehmen. Die Beendigung der Aufteilung der Welt setzte den Kampf um ihre Neuaufteilung auf die Tagesordnung. Der Kampf um die Neuaufteilung der schon aufgeteilten Welt bildet eines der Grundmerkmale des monopolistischen Kapitalismus. Dieser Kampf wird schließlich zum Kampf um die Weltherrschaft und führt unvermeidlich zu imperialistischen Weltkriegen.

Die imperialistischen Kriege und das forcierte Rüsten bringen den Völkern aller kapitalistischen Länder ungeheure Entbehrungen und kosten Millionen Menschenleben. Zugleich sind die Kriege und die Militarisierung der Wirtschaft für die Monopole ein gewinnbringendes Geschäft, das ihnen besonders hohe Profite einbringt.

Nach dem zweiten Weltkrieg bis Mitte der 60er Jahre brach das imperialistische Kolonialsystem in seiner Form zusammen. Heute erfolgt die Ausbeutung und Unterdrückung der in Abhängigkeit gehaltenen Länder über das System des Neokolonialismus. Formal selbstständige Länder werden in ökonomischer Abhängigkeit gehalten und verlieren damit die Möglichkeit für eine selbstständige Entwicklung.

I.h) Ökonomisches Grundgesetz des Imperialismus

Wie bereits dargelegt, besteht das ökonomische Wesen des Imperialismus in der Ablösung der freien Konkurrenz durch die Herrschaft der Monopole. Mit der Festsetzung von Monopolpreisen verfolgen die Monopole, wie Lenin sagte, das Ziel, einen hohen Monopolprofit zu erlangen, der den Durchschnittsprofit weit übersteigt. Die Erlangung hoher Monopolprofite durch die Monopole ergibt sich aus dem Wesen des Imperialismus und wird gesichert durch unerhörte Verschärfung der Ausbeutung der Arbeiterklasse durch die Monopole, durch Ausplünderung der Bauernschaft und der übrigen kleinen Warenproduzenten, durch den Kapitalexport in zurückgebliebene Länder sowie dadurch, dass diesen Ländern alle Lebenssäfte ausgesaugt werden; sie wird ferner gewährleistet durch koloniale Eroberungen und imperialistische Kriege, die für die Monopole einen goldenen Boden haben. Lenin hat in den Arbeiten, deren Gegenstand die Enthüllung des ökonomischen und politischen Wesens des Imperialismus ist, die Ausgangsthesen des ökonomischen Grundgesetzes des modernen Kapitalismus aufgestellt. Darauf gestützt formulierte Stalin das ökonomische Grundgesetz des modernen Kapitalismus.

Die wichtigsten Züge und Erfordernisse des ökonomischen Grundgesetzes des monopolistischen Kapitalismus bestehen in folgendem: „Sicherung des kapitalistischen Maximalprofits durch Ausbeutung, Ruinierung und Verelendung der Mehrheit der Bevölkerung des gegebenen Landes, durch Versklavung und systematische Ausplünderung der Völker anderer Länder, besonders der zurückgebliebenen Länder, und schließlich durch Kriege und Militarisierung der Volkswirtschaft, die der Sicherung von Höchstprofiten dienen.“10

Auf diese Weise wird das ökonomische Grundgesetz des Kapitalismus, das Mehrwertgesetz, in der Periode des Imperialismus weiterentwickelt und konkretisiert. Führte im vormonopolistischen Kapitalismus die Herrschaft der freien Konkurrenz zur Ausgleichung der Profitrate der einzelnen Kapitalisten, so sichern sich unter den Bedingungen des Imperialismus die Monopole hohen Monopolprofit, Maximalprofit. Eben der Maximalprofit ist die Triebkraft des monopolistischen Kapitalismus.

Die objektiven Bedingungen für die Erlangung von Maximalprofiten werden geschaffen durch die Errichtung der Herrschaft von Monopolen in diesen oder jenen Produktionszweigen. Im Stadium des Imperialismus erreichen die Konzentration und Zentralisation des Kapitals ihren höchsten Grad. Daher erfordert die Erweiterung der Produktion gewaltige Kapitalinvestitionen. Andererseits entfaltet sich in der Periode des monopolistischen Kapitalismus ein erbitterter Konkurrenzkampf zwischen den Riesenbetrieben. In diesem Kampf siegen die stärksten Monopole, die über die größten Kapitalien verfügen und Maximalprofite erzielen.

Die Maximalprofite ermöglichen es den Monopolen, die erweiterte Reproduktion durchzuführen und ihre Herrschaft in der kapitalistischen Welt zu sichern. Die Jagd der Monopole nach Maximalprofit hat die äußerste Verschärfung aller Widersprüche des Kapitalismus zur Folge.

Die allgemeine Grundlage des Maximalprofits der kapitalistischen Monopole ist, wie die eines jeden kapitalistischen Profits, der Mehrwert, der aus der lebendigen Arbeitskraft im Produktionsprozess durch Ausbeutung herausgepresst wird. Die Ausbeutung der Arbeiterklasse wird durch die Monopole bis zum äußersten Grade gesteigert. Durch Anwendung der verschiedenartigsten Antreiber-Systeme bei der Organisation und Entlohnung der Arbeit wird eine unausgesetzte erschöpfende Intensivierung der Arbeit erreicht, die vor allem ein gewaltiges Anwachsen der Rate und der Masse des aus den Arbeitern herausgepressten Mehrwerts bedeutet. Ferner führt die Intensivierung der Arbeit dazu, dass eine große Zahl von Arbeitern überflüssig wird und die Armee der Arbeitslosen auffüllt, die keinerlei Hoffnung auf Rückkehr in den Produktionsprozess haben. Gleichfalls werden alle die Arbeiter aus den Betrieben hinausgeworfen, die die übermäßige Beschleunigung der Produktionsprozesse nicht aushalten.

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Gleichzeitig sinkt durch die Steigerung der Preise für Existenzmittel, die zunehmende Steuerlast, durch Inflation und zunehmende Verteuerung der Lebenshaltung ständig der Reallohn. In der Epoche des Imperialismus wird die Kluft zwischen dem Arbeitslohn als dem Preis der Arbeitskraft und deren Wert immer größer. Dies bedeutet eine noch einschneidendere Wirkung des allgemeinen Gesetzes der kapitalistischen Akkumulation, das die relative und absolute Verelendung des Proletariats bedingt. Die zunehmende Ausbeutung der Arbeiterklasse im Produktionsprozess wird durch die Ausplünderung der Werktätigen als Konsumenten („Verbraucher“) ergänzt; die Arbeiter müssen riesige Summen zusätzlich an die Monopole zahlen, da diese hohe Monopolpreise für die produzierten und von ihnen verkauften Waren festsetzen.

Unter den Verhältnissen des monopolistischen Kapitalismus werden viele von den Monopolen produzierte Waren nicht mehr zu ihren Produktionspreisen verkauft, sondern zu bedeutend höheren Preisen, zu Monopolpreisen.

Der Monopolpreis ist gleich dem Kostpreis plus dem Maximalprofit, der die Durchschnittsprofitrate bedeutend übersteigt; der Monopolpreis ist höher als der Produktionspreis und übersteigt in der Regel den Wert der Ware. Zugleich aber kann der Monopolpreis, wie Marx bereits zeigte, nicht die Grenzen beseitigen, die durch den Wert der Waren bestimmt werden. Das hohe Niveau der Monopolpreise verändert nicht die Gesamtsumme des in der kapitalistischen Weltwirtschaft produzierten Werts und Mehrwerts: was die Monopole gewinnen, büßen die Arbeiter, die Kleinproduzenten und die Bevölkerung der abhängigen Länder ein. Eine der Quellen des Maximalprofits, den die Monopole erzielen, ist die Neuverteilung des Mehrwerts, in deren Ergebnis die nichtmonopolisierten Betriebe in der Regel nicht einmal den Durchschnittsprofit erlangen. Die Monopole halten die Preise auf einem hohen Stand, der den Wert der Waren übersteigt, und eignen sich dadurch die Ergebnisse der Steigerung der Arbeitsproduktivität und der Senkung der Produktionskosten an. Somit erlegen sie der Bevölkerung einen ständig wachsenden Tribut auf.

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Eine weitere Quelle für die Maximalprofite der Monopole ist die Versklavung und Ausplünderung der ökonomisch zurückgebliebenen und abhängigen Länder durch die Bourgeoisie der imperialistischen Staaten. Die systematische Ausplünderung der Kolonien und anderer rückständiger Länder und die Verwandlung einer Reihe unabhängiger Länder in abhängige Länder bildet ein notwendiges Merkmal des monopolistischen Kapitalismus. Der Imperialismus kann nicht leben und sich entwickeln ohne einen ununterbrochenen Zustrom von Tribut aus den von ihm ausgeplünderten fremden Ländern.

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Schließlich sind Kriege und Militarisierung der Wirtschaft für die Monopole eine Quelle der Bereicherung. Kriege machen die Magnaten des Finanzkapitals ungeheuer reich; in den Zeiten zwischen den Kriegen suchen die Monopole ihre hohen Profite durch hemmungsloses Rüsten aufrechtzuerhalten. [...]

Somit bedeutet die Militarisierung der kapitalistischen Wirtschaft sowohl unter den Bedingungen des Kriegs als auch in Friedenszeiten eine ungeheure Verstärkung der Ausbeutung der werktätigen Massen zwecks Erhöhung des Maximalprofits der Monopole.

Das ökonomische Grundgesetz des modernen Kapitalismus, das den gesamten Verlauf der Entwicklung des Kapitalismus in seinem imperialistischen Stadium bestimmt, bietet die Möglichkeit, das unvermeidliche Anwachsen und die unumgängliche Verschärfung der ihm eigenen unlösbaren Widersprüche zu verstehen und zu erklären.

I.i) Kurze Zusammenfassung

  • Der Imperialismus oder monopolistische Kapitalismus ist das höchste und letzte Stadium in der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise. Der Ãœbergang vom vormonopolistischen zum monopolistischen Kapitalismus vollzog sich während des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sich der Imperialismus endgültig herausgebildet.

  • Die wichtigsten ökonomischen Merkmale des Imperialismus sind:
    • Konzentration der Produktion und des Kapitals, die eine so hohe Entwicklungsstufe erreicht hat, dass sie Monopole schafft, die im Wirtschaftsleben die entscheidende Rolle spielen;
    • Verschmelzung des Bankkapitals mit dem Industriekapital zum Finanzkapital, einer Finanzoligarchie;
    • der Kapitalexport, zum Unterschied vom Warenexport, gewinnt besonders wichtige Bedeutung;
    • es bilden sich internationale monopolistische Kapitalistenverbände, die die Welt unter sich aufteilen;
    • die territoriale Aufteilung der Erde unter die kapitalistischen Großmächte ist beendet. Die Beendigung der territorialen Aufteilung der Welt führt zum Kampf um ihre Neuaufteilung, der unvermeidlich imperialistische Weltkriege hervorbringt.

  • Das ökonomische Grundgesetz des monopolistischen Kapitalismus besteht in der Sicherung des kapitalistischen Maximalprofits durch Ausbeutung, Ruinierung und Verelendung der Mehrheit der Bevölkerung des gegebenen Landes, durch Versklavung und systematische Ausplünderung der Völker anderer Länder und schließlich durch Kriege und Militarisierung der Volkswirtschaft.



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Anmerkungen:
1 Zwischen den einzelnen Kapitalisten - Anm. d. Verf.
2 Die erste Phase oder das erste Stadium der kapitalistischen Gesellschaftsformation wird deshalb auch als „Kapitalismus der freien Konkurrenz“ bezeichnet, der Imperialismus als zweite und höchste Stufe des Kapitalismus ist der „monopolistische Kapitalismus“, weil die Konkurrenz eingeschränkt ist und anders zum Ausdruck kommt.
3 W.I. Lenin, „Der Imperialismus als höchste Stufe des Kapitalismus“, in LW, Bd. 22, S. 270ff.
4 Alle Hervorhebungen durch die Verfasser.
5 Alle Hervorhebungen durch die Verfasser.
6 W.I. Lenin, „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, in LW, Bd. 22, S. 270.
7 LW, Bd. 22, S. 230.
8 Begriff von Marx.
9 LW, Bd. 22, S. 245.
10 J.W. Stalin, 1952, „Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR“, S. 39f.