Viel ist zu lesen und hören von angeblich unfähigen BewerberInnen und zu hohen Vergütungen. Der jetzt veröffentliche "Ausbildungsreport 2008" vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) zeigt eine ganz andere Seite.
Offenbar nutzen besonders kleinere Betriebe die schlechte Lage auf dem Ausbildungsplatzmarkt aus, um die Arbeitsbedingungen ihrer Ausbildenden massiv zu verschlechtern.
Nur gut ein Drittel konnte die Frage nach Einhaltung des Ausbildungsplans mit "immer" beantworten, aber sieben Prozent antwortete mit "selten" oder gar "nie". Noch schlimmere Ergebnisse erbrachte die Frage nach ausbildungsfremden Tätigkeiten. Hier konnten nur gut die Hälfe der Befragen sagten, dass sie "nie" oder "manchmal" derartige Tätigkeiten verrichten müssen.
Hinsichtlich Überstunden gaben 40 Prozent der Befragten an, regelmäßig welche leisten zu müssen: jeder Vierte gar mehr als fünf Stunden Woche. 20 Prozent der Befragten erhalten für ihre Überstunden keinen Ausgleich.
Weiterhin legt die Studie offen, dass weibliche Auszubildende nach wie vor weniger Vergütung bekommen als männliche. So erhielten die männlichen Azubis im ersten Ausbildungsjahr 494 Euro, ihre Kolleginnen nur 462 Euro. Die typischen "Mädchenberufe" wie Rechtsanwalts- und NotargehilfInnen und FriseurInnen werden schlechter entlohnt.
Auch die Zukunftsaussichten sind unsicher. Nur jeder Fünfte weiß, dass er nach seiner Ausbildung im Betrieb bleiben darf. Fast 70 Prozent wissen nicht, wie es weitergehen soll.
Angesichts dieser Zahlen ist die Forderung vieler bürgerlicher Politiker und Unternehmer nach einer Aufweichung des Jugendarbeitsschutzgesetztes und des Jugendarbeitsschutzgesetztes ein Hohn. Vielmehr muss alles dafür getan werden, dass jeder Jugendliche das Recht auf einen qualifizierten Ausbildungsplatz erhält, deren Vergütung ein menschenwürdiges und eigenständiges Leben möglich macht. Anstatt immer mehr Druck auf Jugendliche auszuüben und ihre Rechte beschneiden zu wollen, müssen diese gut ausgebildet werden und eine Perspektive erhalten. Hartz IV ist keine Perspektive.
Den Ausbildungsreport 2008 kompakt gibt es hier zum Download.