Am 18. August jährte sich die Ermordung Ernst Thälmanns. In Erinnerung an den 1944 von den Nazis im KZ Buchenwald erschossenen Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) fanden an zahlreichen Orten Veranstaltungen statt, so in seinem Heimatort Hamburg, in Weimar, Rostock, Perleberg und anderen Städten. Weitere Veranstaltungen sind für den 23. August am Ernst-Thälmann-Denkmal in Berlin und für den 24. August vor der Thälmann-Gedenkstätte in Ziegenhals angekündigt.
Die Veranstaltung in Hamburg, die alljährlich vom Kuratorium "Gedenkstätte Ernst Thälmann" e.V. veranstaltet wird, war dieses Jahr besonders gut besucht. Vor dem Thälmann-Haus am gleichnamigen Platz im Stadtteil Eppendorf sprach erstmalig Vera Dehle-Thälmann, die Enkelin des von den Nazis umgebrachten Abgeordneten des Reichstags und der Hamburger Bürgerschaft. Der Vorsitzendes des Kuratoriums, Uwe Scheer, wies in seiner Begrüßungsansprache auf das fast 40-Jährige Bestehen dieser für die Arbeiterbewegung in Hamburg und darüber hinaus so wichtigen Einrichtung hin. Im kommenden Jahr soll das Jubiläum gefeiert und gleichzeitig des 65. Jahrestag der Ermordung des großen Arbeiterführers gedacht werden.
Die Räume in dem vor über 100 Jahren erbauten ehemaligen Wohnhaus der Familie Thälmann müssen renoviert und die Ausstellung restauriert werden. Dazu ist ein Konzept entwickelt worden, das fachlicher Unterstützung von einem Experten des früheren Museums für Deutsche Geschichte (Berlin/DDR) entstanden ist. Der Vorsitzende des Kuratorium rief die Teilnehmer der Veranstaltung auf, sich an der beginnen Spendenkampagne zu beteiligen, damit die notwendigen Arbeiten durchgeführt werden können. Auch könne man selber mit anpacken. Aus den bisherigen Einnahmen könne die Gedenkstätte diese Aufgaben jedoch nicht bewältigen.
Nach den beiden kurzen Redebeiträgen folgte der gemeinsam Gesang der "Internationale" und eine Kranzniederlegung vor der am Haus angebrachten Gedenktafel. Anschließend gingen die meisten Teilnehmer in die Ausstellungsräume, um Vera Dehle-Thälmann zu hören und Fragen zu stellen. Der Raum war "knüppeldicke voll" und etliche Freunde und Genossen mussten stehen. Dabei entwickelte sich u.a. eine Diskussion über das Wissen der heutigen Schülerinnen und Schüler über die Arbeiterbewegung und das Wirken Ernst Thälmanns sowie über den Widerstandskampf insbesondere der Kommunisten gegen den Faschismus. Dazu konnte die Enkelin aus ihrer Erfahrung mit ihren Kindern nach der "Wende" einiges beitragen. Ein Diskussionsredner erinnerte daran, das allein 8000 Hamburger Kommunisten bis 1938 von den Nazis verhaftet und in Gefängnisse und Konzentrationslager verschleppt worden sind. Deshalb sei es auch so wichtig, diesen Ort der Begegnung, Bildung und Informationen einschließlich der umfangreichen Bibliothek und des Archivs zu erhalten.
Nach der Diskussion wurde ein in der DDR produzierter Film über die Einweihung des Ernst Thälmann-Platzes in Hamburg im Jahre 1985 gezeigt.
Von der Hamburger Veranstaltung wurden Grüße an die zur gleichen Zeit von der Basisorganisation Rostock der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) durchgeführte Veranstaltung am Gedenkstein in der Ernst-Thälmann-Straße der Ostseemetropole gerichtet. Aus Rostock wünschten die dortigen Teilnehmer den Hamburgern Erfolg und richteten einen besondern Gruß an die Enkelin Thälmanns.
Im Brandenburgischen Perleberg fand gestern auf Einladung des Bundes der Antifaschisten in der Prignitz zum ersten Mal eine organisierte Blumenniederlegung am Thälmann-Ehrendenkmal statt. Vor etwa 40 Menschen- so die Schätzung der "Schweriner Volkszeitung" - erinnerte BdA-Mitglied Peter Krips an seine eigene Zeit als Thälmann-Pionier in der DDR: "Ich wollte so werden wie er, Kämpfer für die gerechteste Sache der Welt, die Befreiung der Menschen von Unterdrückung, Not und Krieg." Er zitierte aus den Briefen Ernst Thälmanns, die dieser während seiner Haftzeit im KZ geschrieben habe. Sie hätten auf ihn schon immer einen starken Eindruck hinterlassen, da diese Briefe Kraft und Würde ausstrahlen. Peter Krips verlor aber nicht nur Worte über die Vergangenheit. Er verwies auf die Nazischmierereien in Perleberg und auf die Aufgabe, Geschichte zu bewahren und weiterzugeben.
In der KZ-Gedenkstätte Buchenwald legten Vertreter der Stadt Weimar einen Kranz zum Gedenken an den hier ermordeten Thälmann nieder. Am 24. August wird ein weiterer Kranz für den ebenfalls in Buchenwald eingesperrten und bei einem Luftangriff ums Leben gekommenen SPD-Reichstagsabgeordneten Rudolf Breitscheid niedergelegt. "Wir befinden uns gerade in den intensiven Vorbereitungen auf den 90. Jahrestag der Republik-Gründung von 1919", betont Weimars Oberbürgermeister Stefan Wolf: "Sowohl Rudolf Breitscheid als auch Ernst Thälmann haben nicht zuletzt als Mitglieder des Reichstags diese erste deutsche Demokratie, die sich in Weimar ihre Verfassung gab, entscheidend mitgeprägt."
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