Hunderttausende waren auf den Platz des Glaubens in Managua gekommen, um den 29. Jahrestag des Sieges der Sandinistischen Volksrevolution zu feiern. Als Gäste weilten die Präsidenten Honduras´, Paraguays und Venezuelas, Manuel Zelaya, Fernando Lugo und Hugo Chávez, der Vizepräsident Kubas, Esteban Lazo, die Witwe und die Tochter Ernesto Che Guevaras, Aleida March und Aleida Guevara, die Witwe des DDR-Staatsoberhaupts Erich Honecker, Margot Honecker, der Enkel des 1973 gestürzten chilenischen Präsidenten Allende, Gonzalo Allende, sowie die Geschwister von Ches Mitkämpfern in Bolivien, in Managua.
Daniel Ortega erklärte in seiner Ansprache: "Die Revolution hat sich weder ergeben noch verkauft. Wir werden uns weiterhin dem Neoliberalismus und der globalen Tyrannei widersetzen. Die Neoliberalen kamen an die Regierung und versprachen vieles: Gesundheitswesen, Bildung und Würde. Was sie taten war, die Errungenschaften der Revolution zu beseitigen und das Gesundheitswesen, die Bildung und die Grundleistungen zu privatisieren."
Er dankte allen, die Nicaragua in der Vergangenheit und Gegenwart solidarisch beiseite standen, das sozialistische Lager während seiner ersten Regierungszeit sowie Kuba und Venezuela in der Gegenwart. Die Regierung der Versöhnung und Nationalen Einheit ist dabei, ein Modell zu beschließen, in dem alle Nicaraguaner die Früchte der Landesreichtümer genießen. Der Präsident erinnerte daran, dass das Konsortium der Privatbanken dem Volk mehr als 600 Millionen Dollar geraubt hat. Und heute will die Opposition für diese Räuber Amnestie.
Ortega bedankte sich bei Chávez. Nicaragua erhält von Venezuela Erdöl zu Vorzugsbedingungen. Dank dieser Kooperation war es möglich 205,5 Millionen Dollar in soziale Projekte zu investieren.
Der nicaraguanische Präsident ging auf die Lage in Kolumbien ein. Er warf der dortigen Regierung vor, Staatsterrorismus zu praktizieren und für die Instabilität in der Region verantwortlich zu sein. Seine Regierung sei bereit, für den Frieden in diesem Land zu wirken. Er erinnerte daran, dass Kolumbien ein Urteil des Internationalen Gerichtshofes von Den Haag über die Seegrenze negiere. "Um für den Frieden zu kämpfen, müssen wir niemand um Erlaubnis bitten."
"Die größte Krise, die wir erleben, ist die Krise des gemeinsamen Geistes derer, welche die Welt regieren", schrieb Fidel Castro an den venezolanischen Präsidenten. Dieser gab die Botschaft auf der Kundgebung weiter. Seine Rede wurde von großem Beifall begleitet. Chávez wandte sich an den künftigen US-Präsidenten: "Wir wollen keinen Krieg. Wir wollen einen friedlichen Weg, um einen tiefen Frieden und die Wahrheit für unsere Völker zu suchen."
Chávez unterstrich, das Einzige, was die Völker Lateinamerikas fordern, sei die Achtung der Souveränität der Völker der Region, um keiner ausländischen Macht untergeordnet zu sein. Er trat erneut für die Einheit und die Integration der Völker der Region ein. "Die Lateinamerikaner sind wieder aufgewacht wie ein Vulkan."
Diejenigen, die danach streben die Volksregierungen zu schwächen, werden von Patagonien bis zum Rio Bravo weggefegt. Das müsse Washington begreifen. "Es wird kein Imperium mehr geben, das den Impuls der Befreiung der vereinten Völker bremsen kann. ... Der große Tag unseres Amerika ist gekommen, der Tag der Einheit und der Befreiung", schloss der Gast.
"Wir stehen zusammen, um die Einheit und die Souveränität für die Völker Lateinamerikas zu erringen", erklärte der neu gewählte Präsident Paraguays, Ex-Bischof Fernando Lugo, in seiner Ansprache. Seine Regierung steht für Veränderungen in Lateinamerika. "Wir sind hier, weil wir einander mehr als je zuvor brauchen. Solange ein Lateinamerikaner an Hunger und Analphabetismus stirbt, solange werden wir für die Würde kämpfen", erinnerte Lugo angesichts seines Kampfes für die Landlosen in Paraguay.
Der honduranische Präsident Manuel Zelaya sagte, dass der Vereinigungsprozess auf dem Kontinent unumkehrbar sei. Seine Regierung unterstütze alle Bemühungen auf der Suche nach neuen Wegen der politischen und sozialen Entwicklung auf dem Subkontinent und besonders in Nicaragua, wo sich unter Führung Daniel Ortegas ein solches Beispiel eröffne.
Kubas Vizepräsident Esteban Lazo erklärte, dass nur Einheit, Frieden und Integration der Völker zum Sieg über die schwierige Situation der Welt führen. Er zeigte sich beeindruckt von der Ehrung für die Familienangehörigen des Amerikakämpfers Ernesto Che Guevara und der in den USA eingekerkerten fünf Kubaner. Lazo sagte, dass die Länder auch weiterhin mit Kuba und seiner Solidarität rechnen können. Er grüßte seine Landsleute, die als Ärzte und Lehrer Nicaragua in der Operation Milagro und in "Ich kann" sowie in der Alphabetisierungskampagne "Von Martí zu Fidel" helfen.
Anlässlich des Feiertages verlieh Daniel Ortega postum den Orden Augusto C. Sandino an zwei Helden des Sozialismus, Salvador Allende und Ernesto Che Guevara. Mit dem gleichen Orden wurden die fünf in den USA eingekerkerten Kubaner ausgezeichnet.
Mit dem Orden "Rubén Darío" zeichnete Ortega Aleida March und Aleida Guevara, Francois Houtart von der Gruppe Quilapayún und Margot Honecker aus.