Die Oktoberrevolution hat für die Befreiung der unterdrückten Völker eine welthistorische Bedeutung. Die bürgerlichen Ideologen mögen heute die große sozialistische Oktoberrevolution als einen Akt der „Verrückten“ behandeln und die Führer dieser größten Anstrengung in der Geschichte der Menschheit mit Hitler vergleichen. Sie mögen „Schwarzbücher“ über das „Verbrechen“ dieser Revolution, die „wahrhaftig das bedeutendste Datum der gesamten Menschheitsgeschichte ist“ (Palmiro Togliatti), schreiben. Die Europäische Linke (EL) mag in ihrem „Manifest“ in den revolutionären Versuchen des 20. Jahrhunderts trotz der „großen Errungenschaften“ nur noch „große Niederlagen und Tragödien“ erblicken, um sich dann sofort von dieser revolutionären Tradition abzusetzen. Doch die unterdrückten Völker und die Verelendeten dieser Erde empfingen aus der sozialistischen Oktoberrevolution einen Impuls für die endliche und die lang ersehnte Befreiung vom Kolonialismus und der imperialistischen Unterdrückung. Auf dieses revolutionäre Erbe darf auch heute - eben gerade auch aus Sicht der unterdrückten Völker - nicht verzichtet werden.
Die historische und geopolitische Bedeutung
Wie Rosa Luxemburg in ihrer „Einführung in die National Ökonomie“ (GW 5) darstellt, ist die Geschichte des Kapitalismus zugleich die Geschichte der Kolonialisierung der außereuropäischen Völker. Bis 1914 war die Aufteilung und Wiederaufteilung der Welt unter imperialistischen Mächten abgeschlossen. Die Welt wurde in ein Regime des kolonialen und halbkolonialen Systems verwandelt.
Um eine Vorstellung von der unterdrückerischen Dimension dieses Regimes zu machen, genügt es, sich in Erinnerung zu rufen, dass es 1939 auf dem ganzen afrikanischen Kontinent nur ein einziges (toleriertes) unabhängiges Land (Äthiopien) gab. Selbst 1950 waren es gerade mal drei unabhängige Länder auf dem schwarzen Kontinent (Staatsbürgerkunde der DDR 10). Auf dem amerikanischen Kontinent gab es zwar bereits nach dem Ersten Weltkrieg viele unabhängige Republiken, dort herrschte aber die sogenannte Monroe Doktrin, worin die USA ihr alleiniges Okkupationsrecht auf dem amerikanischen Kontinent behauptete, wie sie es im Falle von Chile und vieler anderer Länder praktiziert haben. In den 1980er Jahren wuchs die Zahl der vom Kolonialismus befreiten Länder in Afrika auf etwa 90 und schon in den 1970er Jahren waren die Kontinente Asien und Lateinamerika frei vom Kolonialismus alten Stils. Dass das koloniale System so schnell zusammenbrechen konnte, verdanken die unterdrückten Völker der Sowjetunion. Seitdem es Kolonien gab, gab es auch immer Befreiungskämpfe. Ihre Kämpfe mündeten aber fast immer in Ausweglosigkeit. Die Befreiung von der einen Kolonialmacht trieb sie in die Hand der anderen.
Dass sich Mkwawa, der Führer des Befreiungskampfes in Tansania gegen die deutsche Kolonialmacht, angesichts der empfundenen Ohnmacht selbst erschoss, ist kein Zufall. Und dass die Krieger der Maji-Maji-Rebellion von 1907 glaubten, dass das Trinken des „heiligen Wassers“ sie gegen die Kugeln der Kolonialarmee immun mache, ist sicherlich nicht nur auf ihren Aberglaube oder ihre Naivität zurückzuführen. Angesichts der gefühlten Ohnmacht gegenüber der Kolonialmacht dürfte es sich eher um den ins Mystische gesteigerten Wunsch nach Unabhängigkeit und Freiheit gehandelt haben.
Eine Antwort auf die Ohnmacht
Die Oktoberrevolution war auch eine Antwort auf diese Ohnmacht. Sie hat nicht nur die „Existenz- und Entwicklungsbedingungen der gesamten Menschheit“ grundlegend verändert, sondern eröffnete auch den „Völkern aller Kontinente (…) neue Horizonte“. (H. Mies, Ausgewählte Reden und Aufsätze, S. 327) Die unterdrückten Völker nahmen die Verkündung der Volkskommissare wörtlich: „Auf unseren Bannern tragen wir die Befreiung für die unterdrückten Völker der Welt“ lautete es in ihrem von Lenin unterzeichneten Aufruf vom 22. November 1917. Selbst die USA musste dies zugeben, als sie u.a. wegen der deutschen Pläne, das Kolonialsystem etwa bis Mitte des 21. Jahrhunderts fortzusetzen, nach dem zweiten Weltkrieg erklärte, die Fortsetzung des Kolonialsystems werde die kolonialisierten Länder in die Arme der Sowjetunion treiben.
Nationale Befreiung und/oder Sozialismus
[file-periodicals#30]Zunächst zwei biographische Notizen. Nazim Hikmet, der kommunistische Dichter aus der Türkei, schwärmte einmal als etwa 17-Jähriger (1919/20) von den Idealen der großen französischen Revolution. Ein Freund soll ihm gesagt haben‚ er solle nicht zu den bürgerlichen Revolutionen für revolutionäre Inspirationen gucken, sondern er brauche nur in Anschein zu nehmen, was in Russland stattfinde: Eine neuartige, sozialistische Revolution. Frantz Fanon, einer der führenden Köpfe der algerischen Befreiung, war schwer an Leukämie erkrankt. Die medizinische Behandlung war in Afrika nicht vielversprechend. Europa kam für ihn schon aus Sicherheitsgründen und die USA wegen der dort herrschenden rassistischen Politik nicht in Frage. Obwohl er weder ein Marxist noch ein Sozialist war - er wollte zunächst nur sein Land aus der kolonialen Unterdrückung befreien -, hat er das Angebot der Sowjetunion gerne angenommen und wurde 1961 in Moskau behandelt. Diese biographischen Notizen von zwei Intellektuellen aus der Türkei und Algerien machen zwei Perspektiven deutlich, die die Sowjetunion den unterdrückten bzw. kolonialisierten Ländern ermöglichte: über den nichtkapitalistischen Weg zum Sozialismus oder sich zunächst auf die nationale Befreiung beschränken. Sie konnten aber immer mit der Solidarität der Sowjetunion rechnen.
Auf Grund des Wirkens des Gesetzes der ungleichmäßigen ökonomischen und politischen Entwicklung im Kapitalismus war Rußland um die Jahrhundertwende zum Knotenpunkt aller imperialistischen Widersprüche geworden. Im Ergebnis des ersten Weltkrieges bildete sich in den kriegsführenden Ländern eine revolutionäre Situation heraus. In Rußland wuchs die Krise schneller als in anderen Ländern. Im Februar 1917 erlebte Rußland die zweite bürgerlich-demokratische Revolution (Februarrevolution 1917). Der Zarismus wurde gestürzt. Nach dem Sieg der bürgerlich-demokratischen Februarrevolution 1917 entstand im Lande eine Doppelherrschaft: die bürgerliche Provisorische Regierung und die Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten. Eine eigenartige Verschlingung zweier Diktaturen hatte sich herausgebildet: der Diktatur der Bourgeoisie und der revolutionär-demokratischen Diktatur der Arbeiterklasse und der Bauern. Die Mehrheit in den Sowjets hatten die kleinbürgerlichen Parteien - die Menschewiki und die Sozialrevolutionäre - an sich gerissen. Das erklärte sich aus der ungenügenden Organisiertheit und der unzureichenden politischen Bewußtheit des Proletariats und der Bauernschaft. Die Menschewiki und die Sozialrevolutionäre nutzten einerseits die Leichtgläubigkeit der unerfahrenen, vom Sieg über den Zarismus trunkenen Massen und andererseits dieTatsache, daß die bolschewistischen Parteiorganisationen in den Kriegsjahren ausgeblutet und geschwächt waren, daß die aktivsten Funktionäre der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands (Bolschewiki) in Gefängnissen saßen,in der Verbannung oder der Emigration weilten. Die Menschewiki und dieSozialrevolutionäre halfen der Bourgeoisie, ihre Macht in Gestalt der Provisorischen Regierung zu errichten. [aus: Wörterbuch der Geschichte, Dietz Verlag Berlin/DDR 1984]
Die Februarrevolution in Rußland brachte dem Volk demokratische Freiheiten. Die Partei der Bolschewiki trat aus der Illegalität heraus und organisierte ihre Arbeit auf der Grundlage des demokratischen Zentralismus. Zum Zeitpunkt der Februarrevolution zählte die Partei 40.000 bis 45.000 Mitglieder. Die größten Parteiorganisationen waren:die Petrograder (2.000), die Moskauer (600), die Jekaterinoslawer (400) und dieKiewer (200). Am 18.März (nach dem bis Januar 1918 geltenden Kalender 5.März) erschien die ''Prawda'' wieder. Die Bolschewiki organisierten Gewerkschaften und Fabrikkomitees; beim ZK und beim Petrograder Parteikomitee schufen sie eine Militärorganisation zur Führung der politischen Arbeit in der Armee. Nach der Februarrevolution war im Land eine komplizierte Situation, insbesondere in der Frage des Krieges, entstanden. Die Kadetten (Konstitutionelle Demokraten), Menschewiki und Sozialrevolutionäre riefen zur Fortsetzung des Krieges unter der Losung auf, die Errungenschaften der Revolution zu schützen. Sie nannten sich ''Anhänger der revolutionären Vaterlandsverteidigung'' und versicherten dem Volk, der Krieg habe seinen imperialistischen Charakter verloren. [aus: Wörterbuch der Geschichte, Dietz Verlag Berlin/DDR 1984]
Am 3. (16.) April kehrte Lenin aus der Emigration nach Petrograd zurück. Am 4. (17.) April verkündete er seine Aprilthesen, in denen er die Orientierung der Partei auf das Hinüberwachsen der bürgerlich-demokratischen Revolution in die sozialistische und die neue strategische Losung begründete: Bündnis des Proletariats mit der armen Bauernschaft gegen die Bourgeoisie in Stadt und Land bei Neutralisierung der schwankenden Mittelbauern. Lenin entdeckte eine neue Organisationsform der Gesellschaft - die Sowjetrepublik - als Staatsform der Diktatur des Proletariats. Ausgehend von den Leninschen Hinweisen gab die Partei die Losungaus: ''Alle macht den Sowjets!'' Sie bedeutete unter den gegebenen Bedingungen Kurs auf die friedliche Entwicklung der Revolution, auf die friedliche Eroberung der Diktatur des Proletariats. Die VII. Gesamtrussische Konferenz der SDAPR (B) vom 24. bis 29.April (7.-12.Mai) nahm die Leninschen Thesen an und orientierte die Partei auf den Kampf um den Übergang zur zweiten, sozialistischen Etappe der Revolution. Auf der Grundlage der Aprilthesen Lenins und der Beschlüsse der Konferenz entfaltete die Partei der Bolschewiki, die nun bereits über 100.000 Mitglieder hatte, eine umfangreiche politische Tätigkeit unter den Arbeitern, Soldaten und Bauern in den Sowjets, den Soldatenkomitees, den Gewerkschaften, Fabrikkomitees usw. Die Militärorganisationen der SDAPR (B) leiteten die revolutionäre Arbeit unter den Soldaten an der Front und im Hinterland. [aus: Wörterbuch der Geschichte, Dietz Verlag Berlin/DDR 1984]
Am 20. und 21. April (3. und 4.Mai) forderten hunderttausend Arbeiter und Soldaten in Demonstrationen die Beendigung des Krieges. Das war der Beginn der Aprilkrise der Provisorischen Regierung. Eine Koalitionsregierung unter der Leitung A.F.Kerenski wurde gebildet. Neben Kadetten gehörten ihr Menschewiki und Sozialrevolutionäre an. Auf dem vom 3. (16.) bis 24.Juni (7.Juli) 1917 in Petrograd tagenden I.Gesamtrussischen Sowjetkongreß der Arbeiter- und Soldatendeputierten waren die Menschewiki und die Sozialrevolutionäre bestrebt, die Politik der Koalition mit der Provisorischen Regierung durchzusetzen, und versuchten zu beweisen, daßdie Losung ''Alle Macht den Sowjets!'' nicht zu verwirklichen sei. [aus: Wörterbuch der Geschichte, Dietz Verlag Berlin/DDR 1984]
In dieser Zeit bereitete die russische imperialistische Bourgeoisie die Errichtung einer Militärdiktatur vor. Mit diesen Zielen inszenierte sie eine konterrevolutionäre Verschwörung,an deren Spitze der Oberkommandierende, General L.G.Kornilow, stand. Die Bourgeoisie hatte damit den Bürgerkrieg begonnen. Der Kornilow-Putsch wurde von den revolutionären Arbeitern, Soldaten und Matrosen unter der Führung der Bolschewiki zerschlagen. Die Liquidierung des Kornilow-Putsches veränderte die Situation im Lande. Die Bolschewisierung der Sowjets verstärkte sich. Die Arbeiter und Soldaten entzogen den Menschewiki und den Sozialrevolutionären die Mandate und wählten an deren Stelle Bolschewiki in die Sowjets. Am 31.August (13.September) ging der Petrograder Sowjet auf die Seite der Bolschewiki über, am 5. (18.) September der Moskauer Sowjet. Ihnen folgte eine Reihe anderer Stadtsowjets. Die Losung ''Alle Macht den Sowjets!'' wurde erneut auf die Tagesordnung gesetzt. Aber der Übergang der Macht an die bolschewistischen Sowjets war jetzt nur noch auf dem Wege des bewaffneten Aufstands möglich. Der Mißerfolg des Kornilowschen Abenteuers schwächte und desorganisierte einerseits das gesamte Lager der Konterrevolution und zeigte andererseits die Stärke der revolutionären Kräfte. Lenin analysierte die neue Lage und kam zu der Schlußfolgerung, daß eine gesamtnationale Krise herangereift war. Sie fand ihren Ausdruck in einer mächtigen revolutionären Bewegung der Arbeiterklasse, die in ihren Kampf unmittelbar vor der Machteroberung stand, in dem breiten Ausmaß des Kampfes der Bauern um Land, im Übergang der großen Mehrheit der Soldaten und Matrosen auf die Seite der Revolution und in deren Bereitschaft, mit der Waffe in der Hand die Bolschewiki zu unterstützen; sie bestand ferner in der Verstärkung der nationalen Befreiungsbewegung der Völker in den Randgebieten, im Kampf des ganzen Volkes für den Abschluß eines gerechten Friedens, in der ernsthaften Zerrüttung der Wirtschaft und der Finanzen des Landes, im Bankrott der bürgerlichen Regierung, in der chronischen Krise der Provisorischen Regierung und in der Zersetzung der kleinbürgerlichen Parteien (bei den Sozialrevolutionären bildete sich ein linker Flügel, bei den Menschewiki die Gruppe der Internationalisten heraus). Es entstand eine Lage, in der die ''unteren Schichten'' nicht mehr auf alte Art leben wollten und die ''oberen Schichten'' nicht mehr auf die alte Weise regieren konnten. Die werktätigen Massen waren bereit, unter der Führung der bolschewistischen Partei zum Sturm auf den Kapitalismus anzutreten. [aus: Wörterbuch der Geschichte, Dietz Verlag Berlin/DDR 1984]
Zur Vorbereitung und Leitung des bewaffneten Aufstandes wurde auf Weisung des ZK ein Revolutionäres Militärkomitee beim Petrograder Sowjet geschaffen. Auch in Moskau u.a. Städten wurde der bewaffnete Aufstand vorbereitet. Abteilungen der Roten Garde entstanden; im Oktober erreichte deren Stärke im ganzen Land die Zahl von 200.000 Kämpfern. Am 16. (29.) Oktober fand eine erweiterte Sitzung des ZK der Partei statt, die die von Lenin vorgeschlagene Resolution über den bewaffneten Aufstand bestätigte. Ein Revolutionäres Militärisches Zentrum des ZK zur Leitung des Aufstandesw urde gewählt (A. S. Bubnow, F. E. Dzierzynski, J. W. Stalin, J. M. Swerdlow, M. S.Urizki), das als führender Kern dem Revolutionären Miltärkomitee angehörte. Am 25.Oktober (7.November) sollte der II.Gesamtrussische Sowjetkongreß eröffnet werden. Lenin bestand darauf, den Aufstand noch vor Eröffnung des Kongresses zu beginnen, damit der Feind nicht die Initiative an sich reißen könnte. Am Abend des 24.Oktober (6.November) begab sich Lenin in den Smolny, den Sitz des Stabes der Revolution, um die unmittelbare Leitung des Aufstandes zu übernehmen. Am 25.Oktober (7.November) 1917 siegte der bewaffnete Aufstand in Petrograd. Die Provisorische Regierung wurde gestürzt. Die Macht ging an das Organ des Petrograder Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten, das Revolutionäre Militärkomitee, über. Die Minister der Provisorischen Regierung wurden verhaftet. Am 25.Oktober (7.November) abends wurde der II.Gesamtrussische Sowjetkongreß der Arbeiter- und Soldatendeputierten eröffnet. Die Mehrheit auf diesem Kongreß gehörte den Bolschewiki. Ihnen folgte der zahlenmäßigen Stärke nach die linken Sozialrevolutionäre. Die Menschewiki und die rechten Sozialrevolutionäre verließen den Kongreß. Gestützt auf den siegreichen Aufstand in Petrograd, nahm der Kongreß die Macht in seine Hände, und verkündete, daß die Staatsmacht in die Hände der Sowjets übergegangen sei. In Rußland wurde die Diktatur des Proletariats, die Sowjetmacht, errichtet. [aus: Wörterbuch der Geschichte, Dietz Verlag Berlin/DDR 1984]
Es ist nur vor diesem Hintergrund verständlich, warum die ganze sogenannte „Dritte Welt“ trauerte als die Nachricht von Stalins Tod um die Welt ging. Selbst Eric Hobsbawm, dem wahrlich kein „Stalinismus“ vorgeworfen werden kann, muss trotz aller Geringschätzung anerkennen, dass in dem Befreiungskampf der unterdrückten Völker neben Lenins Imperialismus (The Age of Empire 1875 - 1914, S. 60) Stalins Marxismus und Nationalitätenfrage den größten Einfluss geübt hat (Nationen und Nationalismus, S. 12). Hikmets Land wurde zwar nicht sozialistisch, aber er und viele Länder gingen diesen Weg. Frantz Fanon wurde zwar nicht sozialistisch, aber sein Land erkämpfte nicht zuletzt dank der Unterstützung der Sowjetunion die Unabhängigkeit. Was die aristokratische Linke auch erzählen mag, die unterdrückten Völker haben jeden Grund, auf dieses Erbe der Oktoberrevolution stolz zu sein. Denn es ist zugleich die Geschichte ihrer Befreiung vom Kolonialismus.
Rückfall in die Barbarei oder wie weiter?
Julius Kambarga Nyerere, Tansanias erster Präsident, der in Afrika als der Weise genannt wurde, stellte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion fest: Die größten Verlierer dieser Niederlage seien die Länder der „Dritten Welt“, weil sie damit jene Freiheit verloren haben, die die Sowjetunion ihnen gegenüber der imperialistischen Länder ermöglichte. Nyerere wusste als Kenner der Leninschen Theorie des Imperialismus, was das für die vormaligen kolonialisierten Völker bedeutete. Eine der Schlussfolgerungen, die Lenin nach seiner Analyse des Imperialismus zog, ist, dass die Aufteilung und Wiederaufteilung der Welt unter den imperialistischen Ländern einer der Wesenzüge des Imperialismus sei. Und nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Systems machten die imperialistischen Länder sich wie Wölfe sofort über die ökonomisch und geostrategisch wichtigen Länder her. Der afrikanische Kontinent wird wieder der Willkür der imperialistischen Mächte unterworfen. Im Pentagon gibt es bereits Pläne, wie „postkoloniale Kolonialisierung“ aussehen könnte. Deshalb fühlen die Menschen in allen Ländern sich wieder an Luxemburgs Diktum „Sozialismus oder Barbarei“ erinnert. Die Völker der vormalig kolonialisierten Länder sind wieder in die Barbarei eines neuartigen Kolonialismus gestürzt worden. Nur der Sozialismus wird in der Lage sein, die Völker aus der Barbarei herausholen in eine humane und solidarische Völkergemeinschaft.
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