Am ersten Oktober in China zu sein, freut mich immer besonders: Am 1.10.1949 wurde die Volksrepublik China gegruendet; an diesem Tag rief Mao Zedong in seiner Eigenschaft als erster Praesident des Neuen China die Volksregierung ueber ganz China aus. Und dieser Tag ist in jedem Jahr Chinas Nationalfeiertag, mit Urlaub fuer die Menschen...
Einkaufsstrasse beim Jokhang-Kloster: alle oeffentlichen Geschaefte, aber auch viele Privatleute flaggen zum Nationalfeiertag.
...deshalb ist der 1.10. ein beliebter Tag fuer laengere Reisen, denn auch die naechsten Tage sind frei. Dies bedeutet: Stress auf Strassen und in Zuegen, volle Fussgaengerzonen, aber auch Feierstimmung in den Staedten und Doerfern Chinas.Vor zwei Jahren konnte ich diesen Feiertag in Guangzhou erleben, diesmal bin ich in Lhasa, Hauptstadt der Autonomen Region Tibet. Das finde ich naturgemaess besonders spannend; sagt doch die westliche Presse in aller Regel, dass die "unterdrueckten Tibeter" die "einmarschierten" Han-Chinesen mit bitterer Ablehnung strafen wuerden...
Nun, davon war bisher nicht viel, und ist heute auch - und erst Recht - nicht viel zu bemerken. Zum Ersten Oktober ist es in China gesetzlich vorgeschrieben, an allen Geschaeften, Behoerden und auch privaten Laeden die Nationalflagge zu hissen. Dass die Tibeter dem nachkommen, ist also fuer sich genommen kaum verwunderlich - doch auch aus etlichen privaten Wohnungen, auf Wohnhausdaechern und auf tibetischen Bauernhoefen weht das rote Banner mit den fuenf gelben Sternen. Kein Gesetz erzwingt dies, und wer dies nicht tut, haette keinerlei Konsequenzen zu befuerchten. Es darf also angenommen werden, dass das private Beflaggen auch eine Art Loyalitaetsbekundung darstellt, fuer das gemeinsame Land, fuer die Integritaet des Nationalstaates China.
Die heutige Autonome Region Tibet war 1949, als Mao vom Tian An-Tor die VR China proklamierte, noch kein Bestandteil des neuen Landes. Erst ein Jahr spaeter, um die Jahreswende 1950/51, wurde Tibet weitestgehend friedlich von der chinesischen Volksbefreiungsarmee (VBA) befreit - die Mehrheit der leibeigenen Bauern begruesste den Einmarsch der bescheiden auftretenden Armee ohne Rangabzeichen an den schlichten gruenen Uniformen, die sich so ganz anders verhielt als die Soldaten der Zentralmacht in den Jahrhunderten zuvor: ein strenger Regelkodex verbot es den Soldaten der VBA, sich irgendein Eigentum der Bauern ohne Bezahlung anzueignen; die jungen Soldaten packten beim Einbringen der Ernte und der Aussaat fuer das neue Jahr mit an, und sie waren meist ganz genauso wie die Bauern selbst: Bauernsoehne, aus allen Gebieten Chinas. Unter ihnen auch Tibeter aus den bereits befreiten Provinzen Sichuan, Gansu und Qinghai. Die Leibeigenschaft, die alte Ordnung, die Frondienste und die religioes verbraemte Ausbeutung, all dies war nun Geschichte, das war vielen Bauern klar. Dementsprechend herzlich fiel die Begruessung der Soldaten mit dem Roten Stern an der Muetze vielerorts aus.
10.09. bis 19.10.2007: eine Reise durch die VR China
Vom 10. September bis zum 19. Oktober bereise ich die Volksrepublik China - und auch über die zweite große China-Reise werde ich (nach technischen Möglichkeiten), ähnlich wie vor zwei Jahren, auf secarts.org multimedial berichten: mit regelmäßigen Artikeln, Bildern und Impressionen aus diesem großen Land, vom Aufbauwerk seiner Menschen und dem Eintritt in eine - selbstbestimmte - Moderne für 1,4 Milliarden Menschen. Ein besonderes Reiseziel innerhalb Chinas ist die Autonome Region Tibet, die mit der vor einem Jahr neu eröffneten Eisenbahn bereist werden wird: Dieses technische Wunderwerk, auf Permafrost und eine Höhe von ~ rund 4000 bis 5000 Höhenmetern erbaut, macht erstmals in der Geschichte Tibets einen regelmäßigen Austausch von Menschen, Industrie und Konsumgütern mit dem restlichen China möglich, und wird so die Modernisierung des dünn besiedelten und früher schwer erreichbaren Gebietes beschleunigen. Durch die neuen technischen Möglichkeiten, Internet und digitale Medien, ist eine "Live"-Berichterstattung möglich geworden - und so hoffe ich, meine Freunde und Leser mit auf die Reise nehmen zu können!
Die Qinghai-Tibet-Bahn (Qingzang-Bahn, chin. qing zà ng tielù), ist eine Eisenbahnstrecke in der Volksrepublik China. Sie verbindet die Provinz Qinghai mit der Hauptstadt Lhasa des Autonomen Gebietes Tibet. Mit einem Scheitelpunkt von 5.072 Metern ist sie die höchstgelegene Bahnstrecke der Erde und hat auf 5.068 Metern mit Tanggula auch den höchsten Bahnhof der Welt. In Höhen von mehr als 4.000 Metern verlaufen rund 960 der 1.956 Streckenkilometer. Die Reise von Golmud in der Provinz Qinghai nach Lhasa dauert zwölf, von Beijing aus 48 Stunden.
Damit ist die Lhasa-Bahn, deren bautechnische Fertigstellung im Oktober 2005 verkündet wurde, das bisher größte Eisenbahnbauprojekt des 21. Jahrhunderts. Der technische Probebetrieb begann Anfang Februar 2006, der offizielle Eröffnungszug verließ Peking am 1. Juli 2006, dem 85. Gründungstag der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), und erreichte Lhasa am 3. Juli 2006. Im August 2006 ist die Strecke in den Regelbetrieb übergegangen.
Die Strecke beginnt in Golmud, Endpunkt der in den 1980er Jahren fertiggestellten, 814 Kilometer langen Strecke aus Xining, der Hauptstadt der Provinz Qinghai. Sie führt über die kleinen Orte Budongquan, Wudaoliang, Tuotuoheyan (Gemeinde Tanggulashan) zum 5.220 Meter hohen Tanggula-Pass. An dieser Stelle befindet sich ein Tunnel auf einer Höhe von 5.072 Metern, der den Scheitelpunkt der Strecke und den Übergang ins Autonome Gebiet Tibet darstellt. Wie schon zuvor führt die Strecke zunächst weiter durch die tibetische Hochebene, bis sie nach Damxung ins Tal des Flusses Doilung Qu absteigt und schließlich in Lhasa endet.
Mit Google EarthT lassen sich einzelne Ziele der Reise via Satellitenbild ansehen: im Folgenden sind einige Städte verlinkt. Vorraussetzung zum Anschauen ist die Installation des Gratis-Programms Google EarthT, welches hier zum Download steht. Es ist für Windows (2000, XP, Vista), Mac OS X (ab 10.3.9) und Linux verfügbar; und mit Linux-Emulation auch unter BSD-Derivaten lauffähig. Die Links sind im KML-Format gespeichert und lassen sich mit Google EarthT öffnen.
Mount Everest (Grenze zwischen der VR China und Nepal)
Doch nicht nur Begeisterung herrschte in Tibet: die Profiteure der alten Ordnung, der tibetische Adel, der hohe buddhistische Klerus war fuer kurze Zeit regelrecht sediert: der voellige Zusammenbruch der militaerischen Verteidigung, die panikartige Aufloesung der alten tibetischen Armee, die mit den Waffen der britischen Imperialisten ausgeruestet und von ihren Offizieren trainiert worden war, versetzte die tibetische Upper Class in Schockstarre. Abgesehen von kleineren Scharmuetzeln in der ehemaligen Provinz Khamdo gab es keinerlei Gegenwehr; die Tibeter streckten nicht nur die Waffen, sie verbruederten sich gar mit der Volksbefreiungsarmee: es hatte den Anschein, dass niemand Willens war, die alte Ordnung, die seit Jahrhunderten mit allen Registern raffinierter Machtausuebung ueber Tibet geherrscht hatte, zu verteidigen. Durch die freiwillige Abschottung vom Rest der Welt und den Versuchen, auch saemtliche Verbindungen zum chinesischen Mutterland zu kappen, herrschte Konfusion in den Regierungsetagen des Alten Tibet: wer waren diese Truppen, die unter den Bildern Mao Zedongs und Zhu Des (des Oberkommandierenden der VBA) anmarschiert kamen, und dessen Anfuehrer bei den analphabetischen Bauern zu einem gemeinsamen Volkshelden mythischer Statur namens "Mao Zhu" verschmolzen waren? Was fuer einer Ideologie folgten sie, was wollten sie in Tibet aendern? Ging es nur um Wiederherstellung der unterbrochenen Oberhoheit Chinas, die mehr nominell war und sich, wie seit den Jahrhunderten der untergegangenen Qing-Dynastie, auf Kontributionen und offizielle Verkuendigungen beschraenkte? Koennte man also vielleicht, nach einer kurzen Phase der Unordnung, weiterwirtschaften wie zuvor? Vielleicht trieb diese Ueberlegung den tibetischen Moenchsadel fuer kurze Zeit an die indische Grenze in Abwartehaltung, und dann zur Rueckkehr nach Lhasa? Man wollte die neuen Herren erstmal in Augenschein nehmen, nichts ueberstuerzen - zu gross waeren die Verluste an Macht und Gold, wenn man vorzeitig abruecken wuerde...
zentraler Platz in Lhasa vor dem Potala: Flaggenschmuck zum 1.10.
Diese Ueberlegung schien gerechtfertigt: die chinesische Volksregierung setzte ein 17-Punkte-Abkommen auf, dass unter Beruecksichtigung der besonderen, rueckstaendigen Umstaende in Tibet nur die nackte Leibeigenschaft in die Geschichtsbuecher verbannte, sonst aber wenig zu aendern schien: der Klerus und seine Kloester blieben unangetastet, es gab keine Enteignungen und Hinrichtungen. Der 14. Dalai Lama, damals noch minderjaehrig, wurde vorzeitig inthronisiert, und die nach der militaerischen Niederlage desavourierten Regenten vom eigenen Klerus und Adel abgesetzt, sonst aenderte sich eigentlich recht wenig. Dass das 17-Punkte-Abkommen im Jahre 1959 einseitig durch den tibetischen Klerus gebrochen wurde, was anschliessend zu seiner voelligen Absetzung und durchgreifenden demokratischen Reformen (wie beispielsweise der tibetischen Landreform) fuehrte, steht auf einem anderen Blatt und haengt dennoch eng mit dem untypischen Einmarsch der VBA zusammen: die alten Herrscher konnten sich, gesetzmaessig aus ihrer historischen Rolle heraus, selbst mit den minimalen Verlusten nach 1950 nicht abfinden, und insbesondere die Grossgrundbesitzer rebellierten gegen das Ende der Leibeigenschaft. Die Soldaten mit den Hochrufen auf "Mao Zhu" im Munde kamen zwar in friedlicher Absicht und hatten ueberhaupt nicht vor, den Klerus und Adel mit Gewalt abzusetzen. Doch die Boten der neuen Zeit loesten eine Eigendynamik aus, die die tibetische Gesellschaft revolutionierte: die Bauern legten Gebetsmuehle und Buessergewandt ab und hinterfragten auf einmal die Herrschaftsmuster, die Nachrichten der grossen wirtschaftlichen Erfolge aus anderen Teilen der VR China kamen auch in Tibet an, die sich etablierende Kommunistische Partei hatte ganz andere Losungen und Vorstellungen als die Boten Han-Chinas zuvor mitgebracht: die Zeit der unumschraenkten Herrschaft unter goldenen Buddhastatuen war vorbei, unwiderbringlich.
Das Neue Tibet ist das direkte Ergebnis dieser Entwicklung. Anders und oftmals viel staerker als andere chinesische Provinzen hatte und hat Tibet mit der jahrhundertelangen Abschottung, mit der besonders tiefen und fanatischen Religionsverankerung zu kaempfen; die strukturelle Rueckstaendigkeit war langlebiger als im restlichen China. Die erschwerte Zugaenglichkeit des tibetischen Territoriums erschwerte die Modernisierung noch zusaetzlich - und ist erst jetzt, nach Fertigstellung der Tibetbahn, ebenfalls Geschichte. Vielleicht waere es also nicht ganz vermessen zu sagen, dass die Entwicklung, die 1950 begann, nun ihren Abschluss finden wird: Tibet ist ganz in der VR China angekommen, und wird sein besonderes Gesicht finden: mit seinen kulturellen und religioesen Eigenheiten, aber auch mit Teilhabe an der umwerfenden Dynamik des chinesischen Aufbaus. Das Ganze ist immer mehr als die Summe seiner Teile, und wirtschaftliche Prosperitaet, ein gemeinsames Vaterland mit der grossen chinesischen Nation, wird in Verbindung mit der alten und tiefen tibetischen Kultur etwas ganz Besonderes hervor bringen. Dafuer steht der Erste Oktober. Daher ist dieser Tag mehr als ein gesetzlich vorgeschriebener Feiertag, an dem man Flagge zeigen sollte. Und deshalb freue ich mich besonders, an diesem Tag hier sein zu koennen.
"free tibet", heisst die Losung der tibetischen Separationisten, die all dies rueckgaengig machen und ins Mittelalter zurueck wollen. Wie vermessen. So frei wie heute war Tibet in seiner Geschichte niemals zuvor.
Anmerkung: ich bediene mich sowohl auf der Karte als auch in den Artikeln der offiziellen chinesischen Pinyin-Umschrift, die vielfach von der hierzulande bekannten, allerdings überholten Umschrift abweicht. "Guangzhou" ist gleichbedeutend mit "Canton", "Beijing" mit "Peking" und so weiter. Wenn einmal ein Wort nicht verständlich ist, bitte gleich in den Kommentaren nachfragen!
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"Man kann etwas, was bisher eine knappe millionen Menschen getötet hat nicht so 'mirnichtsdirnichts' mit 'friedlich' bezeichnen." Wo hast du deine Zahlen her? Aus den Weißbüchern der "Exilregierung"? Sie stimmen nicht. Guckste hier. Im Übrigen bezeichnet der Begriff "friedliche Befreiung" den Einmarsch der VBA in Tibet 1950/51, und nicht die Kulturrevolution, den niedergeschlagenen Aufstand 1959 oder anderes. Dass deine Million nicht hinkommen kann, zeigt eine einfache Bevölkerungsstatistik: Tibet hatte damals kaum 2 Millionen Einwohner (und war deutlich größer als heute), jetzt aber knapp 4 Millionen (auf kleinerem Gebiet). Alles Han-Chinesen, die zwecks "kultureller Überfremdung" Tibets dort angesiedelt wurden? Wohl kaum...
"Das ist eine simple Übernahme chinesischer Propaganda, von der ihr euch hoffentlich distanziert." Wovon wir uns distanzieren oder nicht, lass man unsere Sorge sein... Zum Glück gibt es ja noch kein Gesetz in diesem schönen Lande, das uns zu Propaganda im Sinne des DL oder der Exilregierung zwingt! (Und die wird ja, ein Blick inn die Zeitungen genügt, von genug dt. Medien gedroschen)
"Es reicht doch zu sagen, dass es eine 'Befreiung' war...auch wenn diese Bezeichnung ebenfalls stark diskussionswürdig ist, aber das ist meine Meinung die ich mit Recht äußern darf." Hat's dir wer verboten? Hier?! *guck um* Also, ick seh keinen... Dass auf deine Meinung auch dementsprechend geantwortet werden darf, dürfte wohl aber auch klar sein...
Also, noch mal Klartext: Ich zumindest distanziere mich selbstverständlich nicht vom Begriff "friedliche Befreiung". Ich hab in Tibet gesehen, wie es dort vor 1950/51 gewesen war, und ich hab mit genug Leuten (Tibetern mithin) gesprochen, die das noch erlebt haben - und ein Blick in die Geschichtsbücher über China mit ihren grausamen Kapiteln gerade seit den Opiumkriegen genügt, um den Begriff völlig nachvollziehen zu können. Niemand behauptet, dass Tibet heute ein Paradies auf Erden ist. Vor 1950/51 war es jedoch ganz sicher die Hölle auf Erden.
• Kommentar zum Artikel von E.T.:
Donnerstag, 08.11.2007 - 09:44
@Alex:
Zunächst einmal möchte ich bei allem respekt klarstellen, dass dieser kommentar völlig unqualifiziert war! Die Deutschen haben sehr wohl gewollt, dass Hitler ihr Führer wird. Er wollte nämlich durch wahl seine Terrorherrschaft aufbauen, was ihm ja leider auch gelang. 1933 [und nicht 1945 übrigens :)] gewann er eine 2/3 mehrheit im Reichstag,was dazu führte, dass er die Verfassung ändern und sich selbst zum Diktator machen konnte. Er wollte beweisen, dass das System der Weimarer Republik sehr anfällig war und sich selber blockierte. Nich um sonst hatter Röhm und v. Pfeffer als SA-Kommantanten abgesetzt um sich selbst in die Führerposition zu setzen, damit 'seine SA' keinen Putschversuch unternehmen konnte. Ich denke das sind historische Fakten, die beweisen, dass du vllt erst einmal drüber nachdenken solltest, was du postes um andere zu verbesern oder zu belehren.
Zu dem Secarts-Kommentar: Ich finde es trotzdem noch ironisch, dass man eine gewaltsame Besetzung 'friedlich' nennt. Man kann etwas, was bisher eine knappe millionen Menschen getötet hat nicht so 'mirnichtsdirnichts' mit 'friedlich' bezeichnen. Das ist eine simple Übernahme chinesischer Propaganda, von der ihr euch hoffentlich distanziert. Es reicht doch zu sagen, dass es eine 'Befreiung' war...auch wenn diese Bezeichnung ebenfalls stark diskussionswürdig ist, aber das ist meine Meinung die ich mit Recht äußern darf. E.T.
• Kommentar zum Artikel von 127712:
Mittwoch, 07.11.2007 - 14:15
"...dass die Tibeter auch nicht gefragt wurden ob sie Mao als ihre neue Führerperson haben wollen..." E.T.
Was mir an dieser Art Argumentation missfällt, ist, dass man beinahe im gleichen Atemzug behaupten könnte, dass ebenso die Deutschen '45 "nicht gefragt" wurden, ob sie jemand anderen "als ihre neue Führerperson haben" wollten. So nach dem Motto, vielleicht sind die Deutschen ja ganz zufrieden mit dem Faschismus, darum kämpfen sie ja auch für ihn, sollen wir die jetzt wirklich befreien? Und mit Gewalt???
Ich gebe zu, das Beispiel ist etwas überspitzt; trotzdem solltest du, E.T., ruhig mal drüber nachdenken.
Kommentar zum Artikel von secarts:
Mittwoch, 07.11.2007 - 13:43
"Was mir an dem Text nicht gefiel, war, dass die chinesische REGIERUNG einen Nationalfeiertag für die 'friedliche' Befreiung Tibets einberufen hat." Hat sie nicht, und steht da auch nicht. Der 1. Oktober ist der nationale Feiertag Chinas. Also auch in Tibet - aber nicht nur dort.
"Wobei jeder zugeben muss, egal welchen Standpunkt er vertritt, dass es keinesfalls eine friedliche Befreiung war." Verglichen mit der Befreiung des restlichen China (von Japanern und Guomindang) war die Befreiung Tibets allerdings friedlich - es kam immerhin nicht zu einem Krieg, sondern nur zu lokal begranzten, schnell beendeten Konflikten, und auch nur in der Provinz Quamdo. Wer sich etwas in der Geschichte Chinas und all ihrer blutigen Epochen auskennt, wird den Sinn der Bezeichnung "friedliche Befreiung" schnell begreifen. Das Land hat ganz andere Zeiten erlebt.
"Wenn mir dennoch kein Glaube geschenkt wird bitte ich darum die Seite: Link...jetzt anmelden! zu besuchen." Der einzige Grund, warum ich den Link nicht sofort gelöscht habe (Jaha, die Freiheit nehmen wir uns gelegentlich auf unserer Seite heraus! Nenn' es Zensur.), liegt in der allzu offenkundigen politischen Motivation seines Inhaltes: Der Streifen kommt wohl aus der Zeit der Rückgabe Hongkongs (1997) und soll die Hongkong-Bürger vor der schändlichen Volksrepublik warnen ("Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Volksrepublik in Hongkong genauso vorgehen wird...")? Naja. Kann ja heute, 10 Jahre danach, jeder selbst beurteilen, wenn er dort ist und z. B. Falun Gong ganz offen auf der Straße demonstrieren sieht...
Warum ich hier keine Propagandavideos kommentieren werde: weil sie nicht verifizierbar sind und mit zweckmotivierter Kommentier- und Schnitttechnik arbeiten, die genau das erzeugen, was sie erzeugen sollen: eine scheinbar in sich geschlossene Argumentation. Die farbinvertierten Bilder mit Selbstverbrennungen können von überall her kommen, dass die Polizei auch in Tibet tätig ist, bestreitet niemand (und auch Bilder von prügelnden Cops wirst du, alleine für Deutschland z. B. auf Anti-Nazi-Demos, haufenweise finden), und von diesen oder ähnlichen Filmchen wird man im Netz zig Tausende bei Google o. ä. aufstöbern können. Es gibt ja schließlich auch Regierungen genug, die für ihre Erstellung gut bezahlen, solange es nur gegen China geht... Merkste nischt?!
• Kommentar zum Artikel von E.T.:
Mittwoch, 07.11.2007 - 13:00
Es hat keiner etwas von 'bösen Chinesen' gesagt. Grundsätzlich ist kein Mensch böse und schon gar kein Volk. Es gibt dennoch Menschen, die sei es legitim oder nicht, an Macht über ein Volk kommen und diese Macht zu missbrauchen, was auch durch verschiedenste Motivationen geschehen kann. Grundsätzlich sollte man nicht sagen, dass der 'Führer' einens Volkes oder das politische System schlechter als das andere ist. Zu hardcore: Man könnte als Gegenargument zu deinem Satz: "die überhaupt nicht zu seiner Sekte gehören müssen, das kratzt den Mann wenig" anbringen, dass die Tibeter auch nicht gefragt wurden ob sie Mao als ihre neue Führerperson haben wollen. Was mir an dem Text nicht gefiel, war, dass die chinesische REGIERUNG einen Nationalfeiertag für die 'friedliche' Befreiung Tibets einberufen hat. Wobei jeder zugeben muss, egal welchen Standpunkt er vertritt, dass es keinesfalls eine friedliche Befreiung war. Ich hoffe das dies auch nicht unnötiger Weise bestritten wird. Wenn mir dennoch kein Glaube geschenkt wird bitte ich darum die Seite: Link...jetzt anmelden! [externer link] zu besuchen. E.T.
• Kommentar zum Artikel von 127757:
Donnerstag, 25.10.2007 - 12:42
das ist doch garantiert schon wieder derselbe Heini...
Na, wieauchimmer: ich habe zumindest in obigem Artikel nirgendwo die Behauptung gefunden, in China herrsche der "Kommunismus". Dort wird eher recht anschaulich beschrieben, wie in China einer der höchsten Feiertage begangen wird, was in Tibet in den letzten 50 Jahren so passierte und warum vieles, was über "unsere" Massen-Medien so kolportiert wird, mit Wahrheit nicht immer allzu viel zu tun haben muss. Kein Wort steht da über Sozialismus oder gar Kommunismus - für mich liest sich das eher, als ob in Tibet endlich das Mittelalter vorbei ist, und sowas wie Moderne Einzug hält - die nicht zwangsläufig schon Vollkommunismus sein muss, um Fortschritte zu bringen. Das finde ich begrüßenswert, denn - ob in China "Kommunismus" herrscht hin oder her - die Kritik der Religion, die den Menschen gefangen hält und unmündig macht, ist erstmal bürgerlich-demokratischer Normalstandard. Da muss man nicht das "Manifest der Kommunistischen Partei" rauskramen oder so.
Insofern gehen die drei Kommentare (von einer oder mehreren Personen) definitiv völlig an Inhalt und Intention dieses Berichts (wie auch der gesamten Reihe der Chinareise) vorbei, der nun wirklich nicht alles golden malt, was in China passiert, und dennoch - das ist wichtig und hebt sich gut ab vom üblichen Anti-China-Gebrüll unserer Medien - sachlich bleiben.
Aber so ist das halt: wenn man sich dem zum Standard gewordenen Gejubel über einen feudalen Religionsführer, der mal so eben das Alleinvertretungsrecht für ein paar Millionen Menschen in Tibet (die überhaupt nicht zu seiner Sekte gehören müssen, das kratzt den Mann wenig) einfordert und sich zum "Politiker" emporschwingt und so mit seinen ewiggestrigen Theorien die halbe Welt schikaniert, wird abgestempelt: bevorzugt als Verteidiger eines "diktatorischen Kommunismus", oder - etwas raffinierter - als jemand, der den "echten Kommunismus" aus dem Blick verloren hätte, der ja, so für sich genommen, sehr, sehr gut sei... nur die bösen Chinesen...
Geht doch nach Hause! Gruß, hardcore
Kommentar zum Artikel von klemens:
Mittwoch, 24.10.2007 - 00:03
"ich find das is einfach kein argument, wenn man china mit kommunismus assoziiert." @Totsch:
Soweit ich weiß behauptet die chinesische KP nicht, dass China derzeit sozialistisch geschweige denn kommunistisch ist. Ich bin nicht der Meinung, dass man irgendetwas einfach so unkritisch hinzunehmen hat - jedoch muss man schon auch sehen, was China erreicht hat - verglichen etwa mit Indien - und das ist schon einiges. Zu kritisieren findet man -wenn man will - schließlich überall etwas, oder nicht?
• Kommentar zum Artikel von Totsch:
Montag, 22.10.2007 - 19:52
hahaha...schon verdammt peinlich!!!
ne aber ma im ernst: wo er recht hat... ich finde immernoch, dass der kommunismus die beste "staatsform" ist, die der menschheit passieren kann, aber die kommunistische partei chinas hat doch wohl nichts mehr mit nichts mehr mit kommunismus zutun oder? man muss denen nich mal vorwerfen, dass die es nich versuchen, aber auch wennes heut zu tage schwer is echten kommunismus zu praktizieren, dann haben sies zumindest bis jetz nich auf die reihe gekricht. china gehört zu den staaten, in denen die differenz zwischen arm und reich immer weiter wächst. ich find das is einfach kein argument, wenn man china mit kommunismus assoziiert. und auch wenn ich diese reiseberichte verdammt interessant und die seite sehr informativ finde, macht ihr euch irgendwo auch lächerlich damit allem kritiklos hinterher zu eifern, was sich kommunismus nennt! dann auch noch gegen tibet und alles, was damit zutun hat zu wettern is dann einfach nur doof. es haben wirklich alle, auch ranghohe beamte in china erkannt, dass dieser tibetkram n großer fehler war und das hat auch nich viel mit tantrischem buddhismus, sondern mit allgemeinwissen und intelligenz zutun. bäm
...zuviel tantrischer Buddhismus scheint zu verblöden!
Kommentar zum Artikel von secarts:
Sonntag, 21.10.2007 - 03:16
Ist schon spaßig, sich seinen eigenen Kommentaren anzuschließen, gelle?
Sebastian Chilastek - IP-Adresse: 89.56.21.*** max91@web.de - IP-Adresse: 89.56.21.*** (Alleine aus Datenschutzgründen die Sternchen...)
...oder, Asche auf mein Haupt - ist der Max gar etwa der Mitbewohni vom Sebastian, und hat, gemeinsamer DSL-Vertrag macht's möglich, deswegen die selbe Netzadresse!?
(Um das rauszufinden, brauche ich übrigens nicht den chinesischen Geheimdienst - die Server-Logfile genügt! In Zukunft würde ich darum bitten, pro Person nur noch unter eindeutigem Namen zu posten. In der Sache kann sich durchaus gestritten werden, nur Plattitüden a la "themenfixierte Reiseberichte" - es ist wohl klar, dass ich über Tibet schreibe, wenn ich in Tibet bin! - oder Spam-Lawinen von "überzeugten Kommunisten", die "auch am Kommunismus interessiert sind", mögen bitte unterlassen werden. Ist ja schließlich kein Kindergarten hier, Kinders!)