Ganz lustiger Zufall: waehrend ich, als unbekannter Deutscher, in Tibet weile, macht ein umso prominenterer (Exil-)Tibeter namens Tenzin Gyatso in Deutschland mediale Furore; so erfolgreich, dass sogar der "Spiegel" die jahrzehntelang gepflegte Religionsdistanziertheit ("Jesus Christus, Menschensohn" von Rudolf Augstein sorgte vor Jahrzehnten mal fuer einen Eklat wegen "Blasphemie" in Deutschland...) vollkommen fahren und den Hofhagiograhen Erich Follath von der Leine laesst: "Hallo! Hierher! Heiligkeit!", lechzt Deutschlands "Bild" am Montag, "Seine Herzlichkeit wirkt nicht zielgerichtet - und ist vermutlich deshalb so effektiv. Er schüttelt die Hände der Offiziellen wie der Betreuer im SOS-Kinderdorf Hinterbrühl und streichelt die Kleinen, die sich mit einer Selbstverständlichkeit um ihn scharen als sei er ein Familienmitglied: Start einer siebentägigen Charmeoffensive des Dalai Lama im deutschsprachigen Raum." Der herzliche Halbgott vom Hochplateau ist natuerlich der 14. Dalai Lama, der in Deutschland mitlerweile staerker abgefeiert wird als Papst, Dieter Bohlen und Kanzlerin zusammen - nicht nur die hartgesottenen Rationalisten vom "Spiegel" kriegen weiche Knie, wenn sie dem "Ozean der Weisheit" mit seinem immerwaehrenden Laecheln gegenuebertreten; auch die Bild-"Zeitung" beispielsweise liess es sich nicht nehmen, ihm den weltweit begehrten "BILD-Osgar" zu verleihen; unsere Kanzlerin gibt dem Moechtegern-Exilpolitiker mit Kanzleramtsempfaengen gar staatliche Weihen - und die "TAZ", gruen-voelkisches Verkuendigungsorgan mit Faible fuer Irrationalisten, jubelt wie immer, nur ein paar nervige Phon lauter...Zum Dalai Lama und seinen deutschen Apologeten wollte ich eigentlich gar nicht so viel schreiben. Irgendwie geht der Mann mit dem debilen Dauergrinsen mir maechtig auf die Nerven, und die kollektive Hysterie um seine Person im Heimatland nicht weniger - gerade schien die kulturelle Dominanz des Christentums in seiner staatlich organisierten Variante halbwegs gluecklich gebrochen, da kommt ein lebender Buddha aus dem indischen Exil und treibt so mir nichts, dir nichts 200 Jahre Aufklaerung zurueck. Manchmal bin ich ganz froh, weit weg zu sein... Also genug vom Dalai Lama. Interessanter ist vielleicht die Frage, was es mit der von ihm proklamierten "Unabhaengigkeit" Tibets auf sich hat. Denn die Begeisterung fuer den tibetischen Buddhismus ist ja nur die eine Seite der Medaille; die separationistischen Umtriebe auf dem "Dach der Welt" interessieren zumindest unsere Kanzlerin sicher staerker als die genauen Auslegungsstreitigkeiten ueber die Schriften Shakyamunis - der Welthandelsreisende in Sachen "free Tibet" ist ein Politikum, und Tibet ist es, als strategisch wichtig gelegene Provinz in einem Land, das immer mehr zum Rivalen wird, auch. Und dies ist in Deutschland nicht erst seit gestern so - dazu schrieb ich bereits, ich brauche mich hier also nicht zu wiederholen. Tibet war, und dies wird von "Exil-tibetischer" Seite stets wortgewaltig bestritten, seit ueber 1000 Jahren in engstem Kontakt mit China - nach der Eroberung durch die Mongolen, die unter Kublai Khan im 13. Jahrhundert die mongolisch-chinesische Yuan-Dynastie errichteten, wurde es zum integralen Bestandteil des Landes. Dies blieb so, bis sich 1911 mit Hilfe der britischen Imperialisten einige hohe Gelbmuetzen-Theokraten unter dem 13. Dalai Lama daran machten, das Land in die "Unabhaengigkeit" zu fuehren - das Interesse Grossbritanniens an einer weiteren Atomisierung des chinesischen Mutterlandes war eindeutig; die religioesen Fuehrer Tibets gedachten, die willkommene Schuetzenhilfe zu nutzen. Doch international anerkannt wurde das "unabhaengige" Tibet von keinem einzigen Land (England eingeschlossen), und auch die Republik China setzte keine Unterschrift unter das Unabhaengigkeitspapier - ren voelkerrechtlich gesehen war Tibet also niemals selbstaendig, sondern durchgehend Bestandteil Chinas. 1950, nach der Befreiung, wurde das mit dem "17-Punkte-Abkommen", das die Abgesandten des 14. Dalai Lama und die chinesische Volksregierung unterschrieben, nochmals besiegelt. Die nachtraeglichen Versuche, eine historische Phase der "Unabhaengigkeit" in die Geschichte hineinzuinterpretieren, sind also nicht haltbar. Natuerlich, koennte man einwenden: was zaehlt schon das Voelkerrecht, wenn es die Menschen hier zur Unabhaengigkeit draengt - staatliche Grenzen sind bekanntlich nichts Statisches, fuer alle Zeiten unabaenderlich Gegebenes; es gibt historische Beispiele genug, wie einstige Provinzen zu unabhaengigen Staaten wurden, oder selbststaendige staatliche Gebilde zu hoeheren Einheiten verschmolzen sind. Und es gibt ein Selbstbestimmungsrecht der Voelker, und dazu zaehlt das Recht auf staatliche Unabhaengigkeit. Neben dem berechtigten Befreiungskampf unterdrueckter Voelker, man denke an Afrika und Suedamerika, gab es aber immer auch politisches Kalkuel, dieses oder jenes Land zu zersplittern und somit aufzuloesen oder wenigstens zu schwaechen. Gerade deutsche Strategen verstanden es schon immer meisterhaft, den Wunsch nach "Unabhaengigkeit" ueberall dort zu wecken, wo deutsche Geostrategie Morgenluft witterte: sei es, im ersten und zweiten Weltkrieg, in den Kolonien der imperialistischen Gegner, sei es - ganz aktuell - in den ehemaligen Republiken Jugoslawiens, die mit deutschem Entgegenkommen in Gestalt einseitiger Anerkennung der Unabhaengigkeit in die "Selbstaendigkeit" - und den Buergerkrieg - gefuehrt wurden. Was es fuer Deutschland heute bringen wuerde, China zu zersplittern und zu schwaechen (zum Beispiel durch ein "unabhaengiges" Tibet, das mit seinen - dann nach Wunsch des Dalai Lama ethnisch gesaeuberten - rund zwei Millionen Einwohnern sicherlich die besten Vorraussetzungen zur Verteidigung einer neugewonnenen "Unabhaengigkeit" mitbringen wuerde), ueberlasse ich der Phantasie meiner Leser. Genug hohe Regierungsstellen machen sich sicherlich ebenfalls einige konstruktive Gedanken ueber ein "free Tibet", das dann bestimmt schnell wichtige Vertraege mit der Bundesrepublik abschliessen wuerde... die zarten Bande der Freundschaft zur "Exilregierung" sind geknuepft, und man uebt schonmal, indem man einen religioese Sektenfuehrer wie ein souveraenes Staatsoberhaupt ampfaengt. Der Wind weht staerker, und die so erfreulich gestarteten Kontakte mit Mo-Er-Kel ("Merkel" auf chinesisch) und der Volksrepublik kuehlen sich schneller ab, als man lesen kann. " Unglaubliche Beleidigungen" gegen die deutsche Kanzlerin in chinesischen Internetforen hat der "Spiegel" ausgemacht: seit dem Dalai-Lama-Empfang seien " nicht zitierfaehige" Schmaehungen gegen Angelika Merkel in der VR China aufgekommen: und warum, so fragt der "Spiegel", " greifen die staatlichen Zensoren nicht ein?" Warum wohl nicht? Vielleicht, weil die eklatante Einmischung in innerchinesische Angelegenheiten durch deutsche Stellen berechtigten Unmut wecken? Im Gespraech hier ist sich die Mehrheit der Menschen in China, die von der Geschichte gehoert haben, einig: was hat die BRD mit der tibetischen separationistischen Bewegung zu kungeln? Es gab bereits bewaffnete separationistische Schergen, die mit Attentaten auf Zivilisten fuer die "tibetische Sache" fuer Tote sorgten, und das kann jederzeit wieder passieren. Die Aufwertung des Sektenfuehrers zum Sprecher der tibetischen Bevoelkerung, die auch aus genuegend nicht-glaeubigen Menschen oder ethnischen Nicht-Tibetern besteht (und das nicht erst seit dem angeblichen gesteuerten Zuzug von Han-Chinesen, um Tibet kulturell zu "ueberfremden", sondern auch aus schon seit Jahrhunderten hier lebenden Angehoerigen verschiedener nationaler Minderheiten), birgt grosse Gefahren: Anstieg nationalistischer Ressentiments, rassistischer Uebergriffe und Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas zwischen verschiedenen Bevoelkerungsgruppen. 10.09. bis 19.10.2007: eine Reise durch die VR China Vom 10. September bis zum 19. Oktober bereise ich die Volksrepublik China - und auch über die zweite große China-Reise werde ich (nach technischen Möglichkeiten), ähnlich wie vor zwei Jahren, auf secarts.org multimedial berichten: mit regelmäßigen Artikeln, Bildern und Impressionen aus diesem großen Land, vom Aufbauwerk seiner Menschen und dem Eintritt in eine - selbstbestimmte - Moderne für 1,4 Milliarden Menschen. Ein besonderes Reiseziel innerhalb Chinas ist die Autonome Region Tibet, die mit der vor einem Jahr neu eröffneten Eisenbahn bereist werden wird: Dieses technische Wunderwerk, auf Permafrost und eine Höhe von ~ rund 4000 bis 5000 Höhenmetern erbaut, macht erstmals in der Geschichte Tibets einen regelmäßigen Austausch von Menschen, Industrie und Konsumgütern mit dem restlichen China möglich, und wird so die Modernisierung des dünn besiedelten und früher schwer erreichbaren Gebietes beschleunigen. Durch die neuen technischen Möglichkeiten, Internet und digitale Medien, ist eine "Live"-Berichterstattung möglich geworden - und so hoffe ich, meine Freunde und Leser mit auf die Reise nehmen zu können! |
  Autonome Region Tibet (Xizang) | Hauptstadt | Lhasa | Fläche
 - Gesamt  - Anteil China | Rang 2 von 33
1 228 400 km² 12,8 %  | Bevölkerung  - Gesamt 2002  - Dichte | Rang 32 von 33 2 630 000 Einwohner 2,2 Einwohner/km2 | Verwaltungstyp | Autonomes Gebiet | Bezirksebene | 6 Regierungsbezirke, 1 Stadt | Kreisebene | 71 Kreise, 1 Stadt, 1 Stadtbezirk | Gemeindeebene | 534 Gemeinden, 140 Großgemeinden, 9 Straßenviertel, 8 Nationalitäten-Gemeinden | [Quelle: Wikipedia] |
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Golmud Nanshankou Ganlong Naij Tal Xiaonanchuan Yuzhufeng Wangkun Budongquan Qumar He Wudaoliang Xiushuihe Jiangkedong Ri'achiqu Tuotuohe Zhi Qu Yanshiping Buqiangge Tanggula-Pass Za'gya Zangbo Tuoju Amdo Co Nag Diwuma Gangxiu Nagqu Tuoru Gulu Wumatang Damxung Daqiongguo Yangbajain Maxiang Lhasa West Lhasa Qinghai-Tibet-Bahn
Die Qinghai-Tibet-Bahn (Qingzang-Bahn, chin. qing zà ng tielù), ist eine Eisenbahnstrecke in der Volksrepublik China. Sie verbindet die Provinz Qinghai mit der Hauptstadt Lhasa des Autonomen Gebietes Tibet. Mit einem Scheitelpunkt von 5.072 Metern ist sie die höchstgelegene Bahnstrecke der Erde und hat auf 5.068 Metern mit Tanggula auch den höchsten Bahnhof der Welt. In Höhen von mehr als 4.000 Metern verlaufen rund 960 der 1.956 Streckenkilometer. Die Reise von Golmud in der Provinz Qinghai nach Lhasa dauert zwölf, von Beijing aus 48 Stunden.
Damit ist die Lhasa-Bahn, deren bautechnische Fertigstellung im Oktober 2005 verkündet wurde, das bisher größte Eisenbahnbauprojekt des 21. Jahrhunderts. Der technische Probebetrieb begann Anfang Februar 2006, der offizielle Eröffnungszug verließ Peking am 1. Juli 2006, dem 85. Gründungstag der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), und erreichte Lhasa am 3. Juli 2006. Im August 2006 ist die Strecke in den Regelbetrieb übergegangen.
Die Strecke beginnt in Golmud, Endpunkt der in den 1980er Jahren fertiggestellten, 814 Kilometer langen Strecke aus Xining, der Hauptstadt der Provinz Qinghai. Sie führt über die kleinen Orte Budongquan, Wudaoliang, Tuotuoheyan (Gemeinde Tanggulashan) zum 5.220 Meter hohen Tanggula-Pass. An dieser Stelle befindet sich ein Tunnel auf einer Höhe von 5.072 Metern, der den Scheitelpunkt der Strecke und den Übergang ins Autonome Gebiet Tibet darstellt. Wie schon zuvor führt die Strecke zunächst weiter durch die tibetische Hochebene, bis sie nach Damxung ins Tal des Flusses Doilung Qu absteigt und schließlich in Lhasa endet.
[Quelle: Wikipedia] |
 | Mit Google EarthT lassen sich einzelne Ziele der Reise via Satellitenbild ansehen: im Folgenden sind einige Städte verlinkt. Vorraussetzung zum Anschauen ist die Installation des Gratis-Programms Google EarthT, welches hier zum Download steht. Es ist für Windows (2000, XP, Vista), Mac OS X (ab 10.3.9) und Linux verfügbar; und mit Linux-Emulation auch unter BSD-Derivaten lauffähig. Die Links sind im KML-Format gespeichert und lassen sich mit Google EarthT öffnen. |
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Genug Tibeter sind sich im Klaren, dass eine staatliche "Unabhaengigkeit" binnen kuerzester Zeit in andere Abhaengigkeiten, von anderen Laendern, umschlagen wuerde. Viele sehen die grossen Vorteile, die das staatliche Aufbauwerk, zum Beispiel durch die neue Tibet-Bahn, bringt. Nicht jeder liebt die VR China, aber eine realistische Alternative gibt es fuer die meisten, mit denen ich sprach, nicht. Doch es gibt auch, dies sei ebenfalls erwaehnt, Separatisten, die aus ihrer Ablehnung der Zugehoerigkeit zu China keinerlei Hehl machen und sehr offen pro-Dalai Lama argumentieren. Einen solchen Vertreter traf ich beispielsweise gestern im Kloster Drepung: ein Gelbmuetzen-Moench, seit 15 Jahren (seit seinem vierzehnen Lebensjahr) im Kloster, freute sich sehr, mich als Deutschen zu identifizieren; der Dalai Lama, der ja gerade in meinem Lande weile, sei ein grosser Mann, und die Tibet-Bahn wuerde Tibet nur " kulturell und rassisch ueberfremden"... Das klang wie aus einem deutschen Lehrbuch. Von 1938. Ich habe mich zurueckgehalten, deutlich hoeflicher reagiert, als ich das einem gewoehnlichen deutschen Rassisten gegenueber tun wuerde, denn ich bin ja schliesslich zu Gast hier und wollte gerne noch etwas mehr hoeren. Aber wahrscheinlich haette ich auch sehr viel deutlicher werden koennen, ohne Unmut bei meinem Gespraechspartner zu wecken, mein "Deutschen-Bonus" war einfach gross genug. Und den Dalai Lama, den sollte ich dann doch unbedingt mal sehen, wenn ich wieder daheim und er wieder zu Gast in Deutschland waere... ich begnuegte mich mit einem hoeflichen Laecheln: dieser Anlass kommt sicherlich, frueher als genug. Und vielleicht zieht der weise Ozean ja gar ganz und fuer immer von Indien nach Berlin um: als Gast, zu Freunden? Anmerkung: ich bediene mich sowohl auf der Karte als auch in den Artikeln der offiziellen chinesischen Pinyin-Umschrift, die vielfach von der hierzulande bekannten, allerdings überholten Umschrift abweicht. "Guangzhou" ist gleichbedeutend mit "Canton", "Beijing" mit "Peking" und so weiter. Wenn einmal ein Wort nicht verständlich ist, bitte gleich in den Kommentaren nachfragen!
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