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Morgen ist „Weltspartag“. Dieser Tag ist in Deutschland schon lange von den Kreditinstituten kultiviert und wird im Gegensatz zu anderen Ländern in der BRD bereits am heutigen 30.Oktober durchgeführt. Der Begriff allein ist ein ordentlicher Schlag ins Gesicht der Mehrheit auf der Welt, die nichts zum Sparen übrig hat und täglich um die Existenz ringt (hier und anderswo), dient aber vorrangig sowieso nur dazu, die noch verfügbaren Spargelder der Werktätigen (und ihrer Kinder) zu niedrigen Zinsen in den Kapitalkreislauf hineinzuziehen.

Passend zu diesem Tag folgt Morgen der nächste Schlag. Die deutschste aller Banken wird ihre 9-Monats-Ergebnisse des laufenden Jahres verkünden. Sie dürfte wohl wieder ein Rekordergebnis verlautbaren. Ein riesiger Milliardenprofit, letztlich herausgeholt aus Menschen, die unter ihrer unmenschlichen Vorgehensweise leiden, ein mit Blut bezahltes Ergebnis. Nachdem bis zur Jahresmitte ein Ergebnis von fast 4 Milliarden Euro verkündet wurde, steht ähnliches auch für die heutigen Zahlen zu erwarten. Damit dürfte das Rekordergebnis von 2006 mit einem Profit von über 6 Milliarden Euro im laufenden Jahr übertroffen werden, auch wenn die aktuelle Hypothekenkrise in den USA noch Verluste nach sich zieht. Dass man sich an diese gewaltigen Monopolprofite schon fast gewöhnt hat, ist das eigentlich Gefährliche daran.

Woher kommt eigentlich diese Deutsche Bank? Auf ihrer Internetseite heißt es dazu unverfänglich: „Im Jahr 1870 in Berlin gegründet, um die Internationalisierung der deutschen Wirtschaft zu begleiten und die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland, anderen europäischen Ländern und Übersee zu fördern, steht die Deutsche Bank heute für die erfolgreiche Globalisierung eines deutschen Unternehmens.“ So harmlos klingt das, wenn deutsche Konzerne in aller Welt ihr Unwesen treiben...

Derzeit kann die Deutsche Bank über ihre Geschichte leider relativ ungefährdet plaudern und so findet sich in der geschichtlichen Zeitreihe sogar der Hinweis, dass schon 1933 alle jüdischen Mitarbeiter entlassen wurden und die Deutsche Bank 1938 an „Arisierungen“ beteiligt war. Von dieser Schuld hat man sich mit dem Fonds für die Zwangsarbeiter ja nun auch noch freigekauft, ein niedriger Preis, um endlich in verantwortungsvoller Form einen Schlussstrich unter seine Nazi-Vergangenheit zu ziehen?

Nicht erwähnt ist in der Zeitreihe der Internetseite der Deutschen Bank zum Beispiel folgende Passage des OMGUS-Berichtes, der Militärregierung der Vereinigten Staaten für Deutschland, Finanzabeilung – Sektion für finanzielle Nachforschungen im November 1946: „Es wird empfohlen, dass: 1.Die Deutsche Bank liquidiert wird, 2. die verantwortlichen Mitarbeiter der Deutschen Bank angeklagt und als Kriegverbrecher vor Gericht gestellt werden, 3. die leitenden Mitarbeiter der Deutschen Bank vor der Übernahme wichtiger und verantwortlicher Positionen im wirtschaftlichen und politischen Leben Deutschlands ausgeschlossen werden.“ Diese Kriegsverbrechen der Deutschen Bank begannen spätestens mit der kräftigen Unterstützung der Machtübertragung an die Nazis, der Mitwirkung an allen weiteren Kämpfen und Entwicklungen, wie auch der Durchsetzung in den inner-faschistischen Auseinandersetzungen wie dem so genannten Röhm-Putsch (der immer als Ausschaltung der SA dargelegt wird, vor allem aber eine Unterwerfung der von der Dresdner Bank geführten Kapitalfraktion, also der direkten Konkurrenz im eigenen Lande war)1. Bei der Nennung der weiteren Verbrechen ist zuallererst die Führung der IG Farben zu erwähnen. An dieser war die Deutsche Bank maßgeblich beteiligt und stellte mit ihrem Vorstandsvorsitzenden Abs den Aufsichtsratsvorsitzenden der IG Farben. Die IG Farben als deutsches Chemie-Monopol lieferte das Vernichtungsgas Zyklon B in die Konzentrationslager und profitierte auf vielerlei Weise von den Nazi-Verbrechen, Mord, Massenvernichtung und Angriffskrieg. Dieser Abs als einer der größten Nazi-Verbrecher aus der Wirtschaft saß dann sogar in der Tat einige Jahre in Haft, wurde aber natürlich bald begnadigt und nahm seine alte Position in der Deutschen Bank wieder auf.

Die genannte Empfehlung der amerikanischen Militärregierung von 1946 entsprach dem Sinn des Potsdamer Abkommens, in welchem die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges wesentliche Maßnahmen zur Neugestaltung Deutschlands festlegten. Hierzu gehörte die De-Monopolisierung in der Wirtschaft und das betraf dann nicht zuletzt die Auflösung der Deutschen Bank. Das Potsdamer Abkommen vom August 1945 war ein wichtiger diplomatischer Erfolg der Sowjetunion und ist ein zentraler historischer Vertrag, auch wenn er in der Folge in den westlichen Besatzungszonen und der späteren BRD nur in wenigen Punkten und Bereichen (und dabei halbherzig) umgesetzt wurde. Zu diesen wenigen, unvollständigen Umsetzungsmaßnahmen gehörte die Zerschlagung der Deutschen Bank 1947/48 in 10 Teilinstitute in den westlichen Besatzungszonen. Das gesamte Bankwesen wurde damals zunächst aufgrund der Erfahrungen aus dem Faschismus auf Ebene der Bundesländer begrenzt. Natürlich agierten diese 10 Einzelbanken schon bald nicht mehr für sich und unabgestimmt, doch gewisse Einschränkungen blieben erhalten. Es gab in den ersten Jahren der BRD keine eine Deutsche Bank, so wie sie heute in vollster Macht und Gefahr ihr Unwesen treibt.

Erst vor 50 Jahren - 1957 - erfolgte dann die Wiederzulassung der Deutschen Bank als Einheit in Ihrer vorherigen Struktur. Der Kriegsverbrecher Abs stand als Person wieder dort, wo er nach Meinung der OMGUS-Berichterstatter 1946 nie wieder ansatzweise hätte hinkommen dürfen (Die vollständige Vereinigung der Deutschen Bank in ihrer historischen Struktur des Faschismus konnte natürlich erst 1990 nach der Einverleibung der DDR erfolgen, denn dort war die Auflösung der Deutschen Bank ja vollständig umgesetzt worden). Der Kriegverbrecher Abs erhielt später selbstverständlich noch das Bundesverdienstkreuz und wie erwähnt feiert die Deutsche Bank morgen wohl wieder Rekordergebnisse von ungefähr 2 Milliarden im Quartal (oder ungefähr 22 Millionen am Tag, 1 Million Euro in der Stunde usw.). Auch heute ist die Deutsche Bank zentral und entscheidend an vielen Aktiengesellschaften und Konzernen beteiligt, bestimmt durch Kreditvergaben (oder –streichungen) über Zigtausende Betriebe und das Schicksal von Millionen Werktätigen (einschließlich ihrer eigenen Angestellten, die sie folgerichtig nicht besonders gut behandelt). Über eine jahrzehntelange Beteiligung an Daimler ist die Deutsche Bank beispielsweise indirekt an dem deutsch-französischen Rüstungskonzern EADS beteiligt, einem der größten Waffenproduzenten und –exporteur in alle Welt.

Wenn die Milliardengewinne und das mörderische Vorgehen dieser Bank und ihrer Verbündeten weiter als Normalität betrachtet werden, dann wird sie auch künftig versuchen ihre Profite weiter und weiter zu steigern, noch mehr Macht zu konzentrieren und dann wird die im Kapitalismus grundsätzlich immer bestehende Gefahr bleiben, nämlich die Gefahr, dass sich faschistische Verbrechen wiederholen!


Anmerkung der Redaktion:
1 Wir empfehlen in diesem Zusammenhang die ausgezeichnete Untersuchung "Die Röhm-Affäre / Hintergründe - Zusammenhänge - Auswirkungen" aus dem Jahr 1983 von Kurt Gossweiler. Das Buch ist nach wie vor, beispielsweise bei Amazon oder antiquarisch, erhältlich. ISBN: 3760951511


 
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