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Von SDAJ

[file-periodicals#24]Das Schuljahr 2007 bringt einigen Schülern wirklich gewaltige Neuerungen. Wir erinnern uns: der UN-Bildungsinspektor Munoz stellte 2006 erneut fest, dass vielen Kindern in Deutschland das Menschenrecht auf Bildung vorenthalten wird. Kinder aus armen Familien haben es extrem schwer, einen höheren Abschluss zu bekommen und werden in der Bildung systematisch benachteiligt. Das wird erst möglich durch ein Schulsystem, das bereits nach der vierten, teilweise auch nach der sechsten Klasse aussortiert. Seit PISA ist auch bekannt, dass bei der Entscheidung für die weiterführende Schule der Geldbeutel der Eltern eine sehr wichtige Rolle spielt. Deutschland ist Weltmeister in der sozialen Auslese: wer arm ist, soll nicht soviel lernen, wer reiche Eltern hat soll zur Elite gehören und unseren Wirtschaftsstandort mit einer guten Bildung voran bringen.

Die neue „Restschule“

Anstatt also das dreigliedrige Schulsystem endlich auf den Müllhaufen der Geschichte zu befördern, kam man in einigen Bundesländern auf ganz komische Ideen.. Egal ob man von Gemeinschaftsschulen (Berlin), Regionalschulen (Schleswig-Holstein) oder Stadtteilschulen (Hamburg) spricht, Ziel ist eine Zweigliedrigkeit statt einer Dreigliedrigkeit. Im Klartext: ein Gymnasium, das unangetastet bleibt als Eliteschule und eine Schule für den Rest, die die bisherigen Real- und Hauptschulen zusammenführt. Das soll mehr Gerechtigkeit herstellen und der Kritik einen Riegel vorschieben. Und es soll vor allem für eines sorgen: dass den Gymnasien als elitäre Schulform weiterhin der Rücken freigehalten wird und die bestehenden Gesamtschulen quasi überflüssig werden.

Die einzige Lösung: Eine Schule für alle!

Seit Jahren fordern Schülervertretungen und andere Organisationen die Einführung einer Schule für alle. Was hierzulande undenkbar scheint, ist in den meisten europäischen Ländern längst Normalität. Aber besonders in traditionell konservativen Bundesländern wie Bayern und Baden Württemberg tut man so, als sei das System der Auslese unantastbar. Und jetzt kommt tatsächlich nach und nach eine Abkehr davon hin zu immerhin nur noch 2 Schulformen. Aber bedeutet das tatsächlich mehr Gerechtigkeit? Wieso besteht man darauf eine Schule „für die Elite“ zu behalten, die nach wie vor den alleinigen Zugang zur Uni darstellt. Wieso hat man nicht die bereits bestehenden Gesamtschulen genutzt und ausgebaut?

Das kleinere Übel – Nein Danke!

Das dreigliedrige Schulsystem setzt darauf, Jugendliche schon früh auf ihren späteren Platz im Produktionsprozess festzulegen. Das geschieht dadurch, dass die Grundschulen gezwungen werden, die Kinder auf die verschiedenen Schulformen aufzuteilen. Daran ändert auch eine neue Schulform nichts. Denn die Idee des gemeinsamen Lernens ist es ja, dass die schwächeren Schüler von den stärkeren lernen und gemeinsam ein Ziel erreichen. Wenn aber von Anfang an klar ist, dass es eine Restschule geben soll, kann von gemeinschaftlichem, solidarischem Lernen nicht die Rede sein. Vielmehr setzt man weiter auf Selektion, also Auslese, und auf eine Elitenförderung, die nicht vom Rest gestört werden will. Alle Probleme, die dieses unsoziale System mit sich bringt, verlagert man lediglich auf eine neue Schulform. Das System der Selektion, die nach wie vor eine soziale Selektion ist, wird nicht einmal im Ansatz durchbrochen.

Und trotzdem wird diskutiert, ob der Schritt zur Zweigliedrigkeit nicht in die „Eine Schule für alle“ münden muss. Doch die neuen Gemeinschaftsschulen haben eben einen Systemfehler: Sie bleiben hochselektiv und werten eine Schulform, die Gymnasien, auf, ohne für mehr Durchlässigkeit zu sorgen. Sie können also kein Schritt in die richtige Richtung sein, weil sie sich auf einem echten Holzweg befinden.

Wir fordern:
Abschaffung des drei- und zweigliedrigen Schulsystems – Eine Schule für alle!
Weg mit zentralen Prüfungen, Notenzwang und Kopfnoten!
Weg mit der Schulautonomie – Konzerne raus aus den Schulen – Verbot von Privatschulen!


 
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