Eine große Gruppe von VVN-BdA-Mitgliedern aus Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg ist zu Pfingsten nach Bayern gereist, um an den Gedenkveranstaltungen für die Opfer der Wehrmachtsgebirgstruppe in Mittenwald und an den Aktionen für die Bestrafung der Täter und die Entschädigung der Opfer sowie gegen die aktuellen Kriegseinsätze der Gebirgstruppe teilzunehmen. Während die Staatsanwaltschaft Dortmund durch den Leiter der Zentralstelle für die Bearbeitung von NS-Massenverbrechen, Herrn Ulrich Maaß, bestätigte, dass die inzwischen in Italien verurteilten Kriegsverbrecher in Deutschland ihre Strafe absitzen könnten, verbot die bayerische Justiz und Polizei den Demonstranten sogar, die Namen der Täter zu nennen, vor deren Häusern in Dillingen und Ottobrunn sie aufgezogen waren.
Bei den anschließenden Veranstaltungen in Mittenwald ging es dieses Jahr um den Protest gegen den 50. Jahrestag der Kriegsverbrecherehrung am nahen Berg Hohen Brendten und auch um ein Klageerzwingungsverfahren wegen des Wehrmachtsmassakers im September 1943 auf der griechischen Insel Kephallonia. Die Massenexekution durch Mitglieder des Gebirgsjägerregiments 98 der 1. Gebirgsdivision gilt als eines der schwersten Kriegsverbrechen der Hitler-Truppen. Über 4 000 unbewaffnete italienische Kriegsgefangene waren damals ermordet worden. Ihre Namen wurden in einer Gedenkveranstaltung auf einem Platz in Mittenwald verlesen. Auch die Namen der Opfer aus anderen Opfergemeinden in Griechenland und Italien wurden verlesen. Ihre Mörder blieben in Deutschland unbehelligt.
Nachdem inzwischen mehrere Kriegsverbrecher aus der NS-Gebirgstruppe in Italien zu lebenslänglichen Zuchthausstrafen verurteilt wurden, setzen sich die Gruppe "Angreifbare Traditionspflege" und VVN-BdA verstärkt dafür ein, dass diese Personen, die in Deutschland Straffreiheit genossen, entweder nach Italien ausgeliefert werden oder in Deutschland verhaftet und ihrer Strafe zugeführt werden. Wie die zuständige Zentralstelle für die Bearbeitung von NS-Massenverbrechen in Dortmund der VVN-BdA durch Oberstaatsanwalt Ulrich Maaß mitteilte, ist es möglich, in Deutschland die Strafen zu verbüßen, die in Italien verhängt wurden. Besonders geht es um die Fälle Othmar Mühlhauser aus Dillingen an der Donau und Josef Scheungraber in Ottobrunn bei München. Mühlhauser hatte am 24. September 1943 auf Kephallonia das Kommando gegeben, den italienischen General Antonio Gandin und mindestens zwölf seiner Offiziere zu erschießen, darunter auch de Negri. Die bayerische Staatsanwaltschaft hat das Verfahren gegen M. eingestellt. Der ehemalige Kompanieführer im Gebirgspionierbataillon 818 Scheungraber ist für die grausame Ermordung von mindestens 13 Menschen im Juni 1944 in dem toskanischen Dorf Falzano bei Arezzo verantwortlich.
Die Protestaktionen und Gedenkveranstaltungen zu Pfingsten in Mittenwald, sind von den Behörden wieder stark behindert worden. Nur sehr weit entfernt vom Hohen Brendten konnten die Antifaschistinnen und Antifaschisten agieren. Ihr Demonstrationszug wurde von Hunderten Polizisten (die Ortspresse schrieb später: Auf jeden Demonstranten kam ein Polizist) zu einem wandelnden Kessel umgestaltet. In einem Zelt am Bahnhof konnten die Teilnehmer des Protestes jedoch weitgehend ungestört ein Zeitzeugengespräch erleben. Dabei sprachen Marcella di Negri, Tochter des von Otmar Mühlhauser ermordeten Hauptmanns Cap. Francesco De Negri sowie ihr Bruder und ein österreichisch-tschechischer Ex-Partisan. Frau De Negri berichtete: Die Einstellung des Verfahrens gegen den Gebirgsjäger Otmar Mühlhauser wegen seiner Beteiligung an den Massakern an 4000 entwaffneten kriegsgefangenen italienischen Soldaten auf Kephallonia ist in der italienischen Öffentlichkeit mit großer Empörung aufgenommen worden. Bis heute warten die Angehörigen der Ermordeten der Divisione Acqui auf die Verurteilung der Mörder in Deutschland. Obwohl die Mörder aus den Gebirgsjägereinheiten namentlich bekannt sind (rund 200 mutmaßliche Täter haben VVN-BdA und Angreifbare Traditionspflege bei der Justiz angezeigt) und sie sich jedes Jahr zu Pfingsten im bayerischen Mittenwald unter dem Schutz von Bundeswehr und Polizei treffen, hat die deutsche Justiz ein weiteres Kapitel der Straflosigkeit für NS-Mörder geschrieben.
Während des militaristischen, die Wehrmacht und den "Krieg am Hindukusch" verherrlichenden Gottesdienstes auf dem Hohen Brendten – auf dem Vertreter der Bundes- und Landesregierung sprachen – kam es zu einer weiteren überraschenden verwandtschaftlichen Begebenheit: Ein Neffe des Josef Scheungraber trug ein Schild mit folgender Aufschrift:
Mein Onkel Sepp; Josef S. aus Ottobrunn ist wegen eines Massakers von Falzano (Tötung von 13 Zivilisten) zu lebenslänglicher Haft in Italien seit September 2006 verurteilt. (SZ vom 30. 9. 06). Die deutsche Justiz hat diesen Mord an Zivilisten nie bearbeitet. Es gab keine Verurteilung. Es gab keine Verhandlung. Er wurde weder verurteilt, noch freigesprochen. Folglich ist Onkel Sepp ein lebenslänglicher Freigänger.(Text eines Plakats, das Heinrich Schwarzmayr, Dipl.Ing. aus 85521 Ottobrunn, auf der Kundgebung und Demonstration gegen das Kriegsverbrechertreffen am Hohen Brendten zu Pfingsten 2007 in Mittenwald trug.)Anschließend nahm der Träger des Schildes in Mittenwald an der Demonstration dafür teil, dass Leute wie Josef Scheungraber und Otmar Mühlhauser ihre Strafe absitzen und dass die Täter bestraft und die Opfer entschädigt werden.
Scheungraber hat übrigens auf dem Hohen Brendten an dem sogenannten Gottesdienst der Militaristen teilgenommen, er lauschte den Reden u. a. von Staatssekretär Christian Schmidt (CSU) aus Berlin. Das Bild des verurteilten Kriegsverbrechers ist in einem Großfoto auf der Titelseite des "Garmisch Partenkirchner Tagblattes" am Tag nach Pfingsten zu sehen. Trotz der Hinweise seines Neffen Heinrich Schwarzmayr und der VVN-BdA sowie Angreifbare Traditionspflege kam es nicht zur Festnahme des Täters; die anwesende Staatsanwältin hatte mit ihren Maßnahmen gegen Demonstranten zu tun, die auf dem Hohen Brendten ihre Schilder "Keine Verjährung für Mord" und "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen" den Teilnehmern des Kriegsverbrechertreffens entgegenhielten. Die acht Demonstranten wurden festgenommen, ihrer Schilder beraubt und stundenlang entwürdigend eingesperrt.
Die VVN-BdA hat nunmehr den Vorgang um den Mörder von Falzano und den Täter von Kephallonia dem zuständigen Oberstaatsanwalt Ulrich Maaß zur Kenntnis gebracht.
Zugleich wurde die zuständige Zentralstelle für die Bearbeitung von NS-Massenverbrechen in Dortmund an die Fälle erinnert, die in Italien zu Verurteilungen führten.