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Zuerst die wichtigsten Daten zu Indien (Quelle Wikipedia): Fläche: 3.287.590 km² Einwohner: 1.095.351.995 Währung: Indische Rupien Rs (1 Euro = 56.5 Rs) BIP/Einwohner: 678 Dollar (29696.4 Rs) Amtssprachen: Mindestens 16, die wichtigsten sind Hindi, Ugru und Englisch. Im Süden Tamil, Bengali |
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Am 4.2. 3:00 morgens bin ich in der Hauptstadt Delhi angekommen. Hier leben zwischen 10 und 13 Millionen Menschen (die Quellen geben sehr unterschiedliche Zahlen an). Von Neu-Delhi, genauer Pahar Ganj, aus startet für die meisten Touristen die Reise durch Indien, dementsprechend ist hier alles darauf ausgerichtet. Alles ist übersäht mit Basaren und "tourist offices", wo gegen Kommission Reisen mit Bussen oder Taxis vermittelt werden. Frisch angekommen kommt man keine 2 Meter weit ohne von einem Inder angehalten zu werden, der einem etwas verkaufen will.
Die Strassen sind hier sehr schmal und voll mit Menschen, Fahrrad- und Autorickschas, Kühen und Hunden, sowie deren Exkrementen. An den Uringeruch gewöhnt man sich am schnellsten, um mit den aufdringlichen Händlern umgehen zu können braucht man ein paar Tage. Die Hotels sind schlecht ausgestattet, reichen aber den Ansprüchen die gestellt werden. Es gibt nicht allzu dreckige Bettwäsche, selten warmes Wasser und manchmal sogar einen Fernseher. Wer ein Zimmer mit schimmligem Bad oder Bad am Gang nimmt ist selber Schuld, denn auf 10 Meter Strasse finden sich 3-4 Hotels. Der Preis für eine Nacht beträgt zwischen 200 und 400 Rs (3.50 - 7 Euro) Der Bierverkauf ist verboten, man bekommt es aber nicht selten unter dem Tisch verkauft (70 Rs 1.25 Euro) in 660ml Flaschen wohlgemerkt. Der Ladenpreis beträgt 30Rs. (0.50 Euro). Das nationale Bier heisst King-Fisher, trägt einen Eisvogel am Etikett und enthält mehr als 3.25% aber weniger als 5% Alkohol. Die weniger gängigen Biere enthalten weniger als 5% Alkohol.
Das Essen: Wer Fleisch bevorzugt, kann Hühnchen auf hundert verschiedene Arten zubereitet essen. Andere Fleischsorten gibt es hier nicht. Kühe sind heilig, Schweine zu teuer, Hunde werden nicht gegessen, Ziegen für die Milchproduktion verwendet. Man bekommt auch Tofu und Kartoffeln zum Reis. Das hiesige Brot nennt sich Chapati und sieht aus wie Palatschinken (Omelettes), enthält aber kein Ei. Reis ist die Hauptbeilage.
Die Speisen werden zwar gut gewürzt, aber bei einem Chinesen etwas Sambal Ölek verwenden und schon hat man schärferes Essen als hier.
Verkehr: Es gibt fünf gängige Verkehrsmittel in Delhi. Die Metro, Busse, Taxis (meistens Kleinbusse Baujahr 1980 o.ä.), Autorickschas und Fahrradrickschas. Nur in den Reichenvierteln und bei Kreuzungen von 4spurigen Strassen finden sich Ampeln, der Rest regelt sich von selbst. Die Inder haben auch die Gabe aus einer 2spurigen eine 5spurige Strasse zu machen. Hupen werden in der Regel 100mal häufiger am Tag verwendet als Bremsen. Der Vorrang ist nach Größe geregelt - also Busse zuerst. Selbst in Gassen, die bei uns Fussgängerzonen wären herrscht reger Verkehr.
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© by Sebastian Wisiak |
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eine Autorikscha in Delhi |
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Eine längere Fahrt mit einer Autorickscha ist ein Erlebnis. Es gibt keine Türen, weshalb der Fahrtwind ständig spürbar ist. Ausserdem haben sie einen derart guten Einschlag beim Lenken, dass man die ersten Fahrten ständig das Gefühl hat es kracht gleich, weil man ihnen die schwierigen Ausweichmanöver nicht zutraut. Der Preis für eine Fahrt von 2 km beträgt 20 Rs. (0.25 Euro), sowohl für Fahradrickschas, als auch für die motorisierte Variante, aber die Fahrer versuchen einem zumeist das 5fache abzuverlangen. Anfangs bezahlt man noch die höheren Preise, weil sie einem Europäer trotzdem einfach niedrig erscheinen. Ab und zu sieht man auch Pferdekutschen und Elefanten, sie gehören aber nicht zum alltäglichen Bild.
Hygiene: Wer sich in Delhi am Abend die Nase putzt, staunt nicht schlecht wieviel Staub in einem Nasenloch Platz hat. (Gegen Delhi ist Graz ein wahrer Luftkurort!) Auf allen Strassen (ich beziehe mich in den Beschreibungen nicht auf die Banken- und Regierungsviertel) liegt Hunde- und Kuhscheisse. Urinlacken sind so normal wie der Smog am Himmel. Auch dort wo Obst und Gemüse verkauft wird tummeln sich die Tiere. Dass das hiesige Wasser bei Europäern zu schlimmen Krankheiten führt, brauch ich wahrscheinlich gar nicht erwähnen.
Für Westler ist es eine ganz schöne Umstellung wenn man hier ankommt, es hat nur einen Tag gebraucht, bis ich Durchfall hatte (und das obwohl ich mich an die Vorsichtsmassnahmen gehalten habe). Die Inder sind an diese Zustände gewöhnt und haben ein angepasstes Immunsystem.
Lebensumstände: Die meisten Menschen hier wohnen am Arbeitsplatz. Angestellte im Hotel oder Gasthaus bekommen 2.500Rs im Monat (44.20 Euro) plus Verpflegung und Unterkunft. Aufgerechnet auf das Jahr (15.000 Rs) liegt das deutlich unter dem BIP/Kopf von ca. 30.000 Rs. Aber dank Touristenabzocke und Kommission für Geschäftsvermittlung lässt sich das Einkommen aufbessern. Viele verdienen sich ihr Zubrot mit dem Verkauf von Haschisch. Männliche Kinder arbeiten schon mit 8-10 Jahren hier (es war mir nicht möglich das genaue Alter zu eruieren) und verrichten minderwertige Tätigkeiten, wie Abräumen oder Touristen zum Laden schleppen. Die meisten Menschen sprechen Englisch, jene die es nicht können haben eindeutig einen Nachteil. Generell ist zu sagen, dass nur Männer arbeitenderweise auf den Strassen zu sehen sind. Berufstätige Frauen findet man nur in größeren Einrichtungen wie Banken oder dem Flughafen. Bettler finden sich auch zu Hauf an sämtlichen Orten. Sie schlafen direkt neben der Strasse, Fahrradrickschfahrer auf ihren Vehikeln. Die Ärmeren wohnen zum Teil in Zelten in Kreisverkehren und am Strassenrand. Die Zelte sind vergleichbar mit unseren 2-Mannzelten, lediglich bestehen sie aus schleissigerem Material (vergleichbar mit Müllsäcken) und müssen für ganze Familien herhalten. Ein in Pahar Ganj praktizierender Arzt nannte sie treffenderweise "Semi-poor", weil die wirklich Armen am Stadtrand ihr Dasein fristen.
Gesundheitswesen: Meine Schilderungen hierüber beruhen großteils leider nur auf dem, was ich durch den oben genannten Arzt (Dr. Cohli) erfahren habe. Die öffentlichen Krankenhäuser sind gratis. Man bekommt dort gratis Essen und oft auch Unterkunft für Angehörige. Der Ansturm ist dementsprechend enorm, weshalb viele gar nicht zu einer Behandlung kommen. Hat man etwas Geld in der Börse, kann man sich in einem Privatkrankenhaus untersuchen lassen, die meistens auch qualitativ höherwertig sind. Reiseführer empfehlen nur Privatkrankenhäuser (Ich denke das wird schon seine Gründe haben). Bei einem Fussmarsch nach Old Delhi, wo die Lebensbedingungen noch um einiges dramatischer sind, konnte ich Gehbehinderte sehen, die mangels eines Rollstuhls am Boden krochen.
Sehenswürdigkeiten: Nachdem ich kein Touristenfüher bin, können sich alle Interessierten im Internet weitere Infos einholen. Wenn Eintritt verlangt wird zahlen Inder meistens 10 Rs. während Touristen 250-300 Rs. hinblättern müssen.
Delhi Gate: Indische Version des Brandenburger Tor. Denkmal für Kriegsgefallene.
Qutb Minar: Das grösste Minarett Indiens. Erbaut in der kurzen Zeit muslimischer Herrschaft im 17. Jahrhundert
Humayuns Tomb: Das eindrucksvolle Grab ist in der Architektur der Mogulzeit gebaut und hat riesige Parkanlagen.
Es gibt noch vieles mehr, bitte verzeiht, wenn ich mich vorerst auf das Geschriebene beschränke.
Fortsetzung folgt!