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10.01.2006: Ehud Olmert trifft mit seinem chinesischen Kollegen Wen Jiabao in Beijing zusammen |
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Während des Staatsbesuches des israelischen Premierministers Olmert hat die politische Führung der Volksrepublik China klar Stellung gegen das iranische Atomwaffenprogramm bezogen: China lehne ein militärisches Atomprogramm für den Iran ab; der Iran habe die durch die internationale Gemeinschaft auferlegten Beschränkungen zu akzeptieren, sagte Premierminister Wen Jiabao am 10.01.2006 bei einem Treffen mit Ehud Olmert in Beijing. Allerdings müsse der persische Staat Nuklearenergie für zivile Zwecke nutzen können. China könne Israels existentielle Besorgnis bezüglich des iranischen Programms nachvollziehen, wurde Wen zitiert. Beijing lehne Antisemitismus in allen seinen Formen ab. Dasselbe gelte für Aufrufe, das frühere Leiden des jüdischen Volkes zu vernachlässigen.
Anlaß des Besuches war die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der VR China und Israel vor genau 15 Jahren - den israelischen Premierminister verbindet indes noch mehr mit China: seine Großeltern wanderten auf der Flucht vor antisemitischen Pogromen aus Russland in die chinesische Stadt Harbin mit ihrer 30.000 Köpfe zählenden jüdischen Gemeinde aus und Olmerts Eltern kamen dort zur Welt - später siedelten sie, wie die meisten der in Harbin ansässigen Juden, nach Israel über. In der Stadt Harbin wurde zu Ehren des Besuches des israelischen Premiers der dortige jüdische Friedhof, auf dem Olmerts Großvater beerdigt ist, und die Synagoge der Stadt restauriert. China nahm seit 1100 u.Z. jüdische Siedler (zunächst per kaiserlichem Dekret in der Stadt Kaifeng) auf und gewährte ihnen immer volle Religionsfreiheit; und bis heute ist China eines der ganz wenigen Länder der Erde, in dem nie Antisemitismus in der einen oder anderen Form existierte - Zu einer weiteren größeren jüdischen Einwanderung kam es während des Holocausts. Im chinesischen Exil auf der Flucht vor den deutschen Faschisten entstanden mehrere jüdische Exilgemeinden; die größte und bekannteste in Shanghai, aber auch in der Stadt Harbin. Die meisten in China lebenden Juden siedelten ab 1949 nach Israel; auch heute noch gibt es aber sowohl während des 20. Jahrhunderts eingewanderte Juden, die in China geblieben sind, als auch von den vor gut 1.000 Jahren eingewanderten und sozial wie kulturell assimilierten "Kaifenger Juden" abstammende Chinesen, die sich zum jüdischen Glauben bekennen.
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Empfang mit vollen militärischen Ehren vor der Großen Halle des Volkes, Beijing |
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Für den israelischen Premier Olmert, dessen familiäre Wurzeln in China liegen und der durch seine des Chinesischen mächtigen Eltern von Kindesbeinen auf mit chinesischer Kultur in Kontakt kam, war die Reise nach China eine ganz persönliche Erfahrung, wie er verlauten ließ. Inhalt der Gespräche, die der chinesische Premierminister Wen und der Staatspräsident und Parteichef Hu Jintao mit dem israelischen Regierungschef führten, waren in erster Linie wirtschaftliche Belange: China rangiert - nach den USA und der BRD - an dritter Stelle der Handelspartner Israels. Ein weiterer wichtiger Punkt war die aktuelle Lage im Nahen Osten und die Situation im Iran. Im Vorfeld des israelischen Besuchs empfing Beijing den iranischen Chefunterhändler in der Atomfrage, Ali Laridschani. Diesen forderte der chinesische Premier Wen auf, die Vorgaben der internationalen Gemeinschaft und des Weltsicherheitsrates einzuhalten: "
China hat absolut klargestellt, dass es gegen einen Iran mit einer Atombombe ist", teilte Olmert nach seinem Treffen mit Wen vor Journalisten mit.
Im chinesischen Parlament, dem Nationalen Volkskongress, war der Israeli mit allen militärischen Ehrenbezeugungen empfangen worden. Während eines feierlichen Abendessens spielte ein chinesisches Orchester vier israelische Lieder, darunter auch "Jeruschalajim schel Sahav" (Jerusalem von Gold). "
Jedes Lied hatte eine Bedeutung", sagte einer von Olmerts Mitarbeitern. "
Die Chinesen haben das Programm mit Bedacht vorbereitet." Der Berater fügte hinzu: "
Man sagt uns immer, wir sollten in diplomatischen Gesprächen Jerusalem nicht erwähnen, weil das Thema so sensibel ist. Und hier hören wir 'Jeruschalajim schel Sahav' in Peking. Das war sehr bewegend."
Weblinks zum Thema:
- Xinhua: Olmert: Israel to expand ties with China
- Xinhua: Israeli PM concludes China visit
- Xinhua: Israel willing to resolve Middle East issue through negotiations
- Xinhua: China renovates Jewish cemetery ahead of Israeli PM visit
- hagalil.com: Olmert zu Besuch in Peking
- israelnetz.de: Chinesen bei Olmert-Besuch: "Wir sind gegen Antisemitismus"