„Die Bändigung des Paschinger Papiertigers“ wie der Kurier titelte war für die proletarischen Recken vom AS Livorno Calcio ein leichtes. Neben dem verletzten Star-Stürmer Cristinano Lucarelli befand sich auch eine Abordnung des Kommunistischen StudentInnenVerbandes (KSV) in der Livorno-Fan-Kurve.von
Hanno Wisiak[mp3]Nur 5.000 ZuschauerInnen waren nach den UEFA-Sitzplatzauflagen für das Paschinger Waldstadion zugelassen, aber nur 4.100 zahlende Gäste fanden sich dort ein, fast die Hälfte davon Tifosi aus der Gründungsstadt der Kommunistischen Partei Italiens. Schon zwei Stunden vor dem Spiel war die G’stätten rund ums Stadion in das Rot der Arbeiterklasse getaucht. T-Shirts, Pullover, Fahnen und Schals mit Hammer und Sichel, Konterfeis von Marx, Engels, Lenin, Stalin und Guevara dominierten ganz klar gegenüber dem grün-schwarzen „Fan“-Artikel des – nach einem Hedgefond benannten – FC Superfund.
Zwar glaubten die Oberösterreicher das 2:0 aus dem Hinspiel wett machen zu können – gute Möglichkeiten gab es durch einen Kopfball von Gilewicz (2.) und einen Schuss von Sariyar (7.) –, doch das Abwehr-Bollwerk der Livornesen ließ sich nicht verunsichern. Mit dem 2:0-Vorsprung im Rücken konnten sich die Italiener auf schnelle Konter und ihr über weite Strecken sicherer wirkendes Passspiel verlassen.
Von Glück konnten die Österreicher sprechen als ein klares Elfmeterfoul von Chaile an Bakayoko nicht geahndet wurde; überhaupt pfiff Schiri Kassai wie ein Hardcore-Antikommunist. Davon unbeeindruckt übernahm Livorno nach spätestens 30 Minuten das Spiel vollends, vergab aber – wie schon im Hinspiel – leichtfertig einige Chancen. Paschings Hoffnungen wurden in der 56. Minute mit dem Schuss von Bakayoko, den Michi Baur noch ins Tor abfälschte, endgültig zur Nichte gemacht.
Vor Spielbeginn wurden die Wahlplakate von FPÖ und ÖVP verziert oder entsorgt, und ein italienischer Fascho trat die Reise ins Linzer Krankenhaus an. Während des Spiels entgingen Mitglieder der trotzkistischen Sekte „Antifaschistische Linke – AL“ knapp den Watschen der livornesischen Tifosi als sie selbstherrlich ein Agit-Transparent entrollten und ein prestigeträchtiges Foto schießen wollten.
Insgesamt gab es zehn willkürliche Verhaftungen von Livornofans, denen aber durch ein Mitglied Kommunistischen Initiative Linz ein linker Rechtsanwalt vermittelt werden konnte.
Nachdem sich der AS Livorno Calcio im selben Lostopf mit dem FK Austria Magna für die Gruppenphase des UEFA-Cups befindet, werden wir leider so schnell kein weiteres Spiel des kommunistischen Klubs aus der toskanischen HafenarbeiterInnenstadt mehr in Österreich erleben. Nichtsdestoweniger bleibt die Hoffnung auf weitere Siege der wahrhaft Roten. Auf dass die Tifosi noch öfter mit stolzer Brust Bandierra Rossa singen können!