Angriff auf einen Abgeordneten der KP der Tschechischen Republik
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Jiri Dolejs nach dem Angriff |
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Unbekannte Angreifer haben in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in Prag in der Nähe des Parlamentes den stellvetretenden Vorsitzenden der KP der Tschechischen Republik Jiri Dolejs angegriffen und verletzt, wie der Fraktionsvorsitzende der Kommunistischen Partei, Paul Kovacik, im Abgeordnetenhaus bekannt gab. Laut Polizeimitteilung griffen ihn drei Männer zwischen 30 und 32 Jahren an. Dolejs wurde nach einer Sitzung im Abgeordnetenhaus in einer U-Bahn-Station zu Boden geworfen, die Angreifer traten zehn Minuten auf ihr Opfer ein, wobei sie ihn als „abscheulichen Kommunisten“ beschimpften.
Prag: „ Drei mit weißen T-Shirts bekleidete Männer griffen den Abgeordneten zunächst verbal an, später auch physisch. Der Grund dafür waren seine politischen Ansichten. Die Angreifer verletzten ihn, weswegen er im Folgenden ärztliche Hilfe benötigte“, so am Mittwoch die Prager Polizeisprecherin Eva Miklikova.
„Er wurde an der U-Bahn-Station von einigen Männern angegriffen, der Angriff war absichtlich, diese Männer haben auf
ihn gewartet. Er wurde zu Boden geworfen und etwa zehn Minuten lang haben in ihn die Angreifer getreten, wobei sie ihm beschimpften“, berichtete Fraktionspsrecher Kovacik. Er trug nach, dass er mit Dolejs heute früh sprach: „Er ist nicht wieder zu erkennen aufgrund seiner Gesichtsverletzungen. Die Ärzte müssen ihn noch untersuchen und die Polizei ermittelt“, sagte er.
Kovacik erklärte, dass die Gesellschaft, die auch weiterhin beispielweise den Verkauf von T-Shirts mit der Aufschrift „Töte Kommunisten für den Frieden“ tolerieren werde, heute Kommunisten wie den stellvetretenden Vorsitzenden Dolejs gefährde, morgen könnte es Michal – der Vorsitzende der Abgeordneten von Sozialdemokratischen Partei - sein. Und übermorgen könne dies jedem Politiker passieren.
Mit dem Fall beschäftigen sich die Prager Kriminalisten. Die Polizisten ermitteln derzeit wegen Verdachtes auf Gewalttätigkeiten gegen einen Einzelnen und eine Bevölkerungsgruppe sowie auf gewalttätige Ausschreitung. Nun wird auf das ärztliche Attest gewartet, das für die Nachforschung relevant sein könnte. Und hiermit könnte dieser Fall in vorsätzliche Körperverletzung umwandelt werden, trug die Polizeisprecherin nach. Das Ereignis bekamen allerdings nicht einmal die installierten Überwachungskameras mit, da sie laut Polizei zur Zeit des Angriffs in andere Richtung gedreht waren.
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Dolejs: Es hat sich um einen politisch motivierten Angriff gehandelt. Der Abgeordnete und der stellvertretende Vorsitzende der KP der Tschechischen Republik Jiri Dolejs, der während der vorigen Tagen von Unbekannten brutal angegriffen wurde, im Gespräch: Dolejs ist davon überzeugt, dass er wegen seiner politischen Ansichten zum Opfer wurde."Auf den ersten Blick ist die Brutalität des Angriffs zu erkennen. Wie fühlen Sie sich?"Man musste mir die Wunde auf dem Kopf nähen, weiter wurden Adern, Brustkorb und Nasenbein verletzt. Die Verletzung, vor der ich allerdings die grösste Angst habe, ist mein rechtes Auge, das nun so viel geschwollen ist, dass es mir noch nicht gelang, es aufzumachen. In diesem Auge trug ich zur Zeit des Angriffs Kontaktlinsen - ich habe es glücklicherweise geschafft, sie herauszunehmen, bevor mein Augezuschwoll.
"Wo und wie kam es zum Überfall?"Ich blieb länger im Abgeordnetenhaus, deshalb stieg ich gegen Mitternacht aus der Strassenbahn in der Nähe des Hradschin-Platzes aus, danach betrat ich die U-Bahn-Station in Richtung zur Bubenec-Strasse. Ich sah eine Gruppe Personen, die mich zu verfolgen begann. Während ich durch diese Gruppe ging (es gab keine andere Möglichkeit), hörte ich jemanden sagen: „Guck mal, es ist der abscheuliche Kommunist“ und weiter hörte ich sie sagen, ich sei eine „kommunistische Sau“. Solche Aggression ist nicht üblich, trotzdem erlebe ich sie gelegentlich. Und ich weiss, es ist am Besten, nicht darauf einzugehen. Nach ungefähr zweihundert Metern habe ich hinter mir Schritte gehört. Bevor ich es schaffte mich umzudrehen, bekam ich den ersten Schlag ins Gesicht – ins rechte Auge und ich wurde dabei zu Boden geworfen. Man trat auf mich ein und schlug mich. Während des Angriffs sprach niemand, ich hörte nur den Atem. Ich schätze, sie waren drei. Angesichts dessen, dass die Strasse leer war, musste sich meiner Meinung nach um die gleichen Menschen handeln, die ich in der Unterführung traf. Es ging um keinen räubischen Angriff, weil mir sowohl meine Aktentasche als auch mein Portemonnaie nicht entwendet wurde - man hat mir also nichts geklaut, ich wurde nur attackiert. Angesichts des ursprünglich verbalen Angriffs urteile ich, dass es um einen politisch motivierten Angriff ging. Eine andere Erklärung habe ich nicht.
"Es gab dort niemanden, der Ihnen helfen konnte?"Wie schon gesagt, handelte sich um eine vorgerückte Stunde. In der Ferne kehrten Nachzügler nach Hause zurück, aber niemand befand sich in meiner Nähe.
"Haben Sie sich sofort bei der Polizei gemeldet?"Die grösste Angst hatte ich um mein Auge, deshalb ging ich zuerst zum ärztlichen Notdienst. Der Krankenwagen brachte mich zum Zentralmilitärkrankenhaus, wo ich ärztlich behandelt wurde. Die Polizei rief ich erst nach meiner Rückkehr nach Hause an. Hier stellte ich noch fest, dass mir mein Handy fehlt, daher musste ich zuerst ein Telefon suchen, um überhaupt anrufen zu können.
"Könnte sich z.B. nicht um eine Clicque betrunkener Leute handeln, die nur ein Opfer suchten, um auf ihre Aggressivität auszutoben?"Ich würde nicht sagen, dass sie betrunken waren. Sie sprachen nicht laut, sie schrieen nicht, sie sprachen eher gedämpft. Es ging um keine Aggressivität irgendwelcher Säufer, das ist meine Ansicht.
"Haben sich bei Ihnen Politiker wegen des Überfalls persönlich gemeldet?"Die ersten Ansätzen der Solidarität habe ich jetzt im Abgeordnetenhaus erlebt, wo ich kurz vorbeikam. Jeder wird sich dessen bewusst, dass es sich nicht nur um Kommunisten handelt, sondern um die politische Kultur.
"Ich setze es voraus, dass Sie krankgeschrieben wurden. Ist hiermit also auch Ihre Wahlkampagne bedroht?"Ich musste mich krankschreiben lassen und eine Reise inds Ausland absagen, weil ich dazu zur Zeit nicht imstande bin. Die Gesundheit steht an erster Stelle.
[Ãœbersetzung vom Tschechischen ins Deutsche: Peter Vins]