Die CSU läuft zu alter Höchstform auf. Sie will die rassistischen und faschistischen Kräfte sammeln, die in den letzten Jahren an Zustimmung gewonnen haben. Ganz in ihrer Tradition unter dem langjährigen bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß, der Kritiker schon mal „Ratten und Schmeißfliegen“ nannte oder gegen die Gewerkschaften hetzte, will sie nun wieder all diejenigen rassistischen und faschistischen Kräfte sammeln, die in den letzten beiden Jahren rechts von der CSU sprunghaft in die Höhe geschnellt sind. Dabei haben CSU-Politiker über all die Jahre tatkräftig dazu beigetragen, dass sich rassistische Vorurteile in Teilen der Bevölkerung festsetzten, ganz unabhängig von der Zahl nach Deutschland einwandern wollender Menschen. So hetzte z.B. der damalige Münchner Sozialreferent Stützle, CSU, schon Anfang der 1980er Jahre von der „
Überfremdung durch ethnisch und kulturell ferner stehende Zuwanderer“ oder dem „
Selbstausrottungstrend der Weissen“. Beckstein, einst bayerischer Innenminister teilte Einwanderer ein in „
Ausländer, die uns nützen und solche, die uns ausnützen“, als es um die Jahrtausendwende darum ging, ob die Industrie zwecks fehlender Spitzenfachkräfte nicht ein Einwanderungsgesetz bräuchte. Die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen.
Die CSU als TaktgeberAm 30. September legten auf allen Baustellen der Altöttinger Firma Strasser die Kollegen zwei Stunden lang die Arbeit nieder für ihren Kollegen aus Afghanistan.
Sie wollen verhindern, dass er seine Arbeitserlaubnis verliert und abgeschoben wird, nur, weil er keine Ausweispapiere hat. Selbst die Unternehmensleitung hat zu dem Protest aufgerufen, wie u. a. der Bayerische Rundfunk berichtete. (www.br.de) |
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Nun, nachdem die Saat in diesen krisenhaften Zeiten aufgeht, erklären CSU-Politiker die CSU zur einzigen Partei, die weiß, wo es lang gehen soll. So steht in einem Papier, das der CSUVorstand Anfang September beschlossen hat: „
Die CSU hatte als einzige Partei von Beginn an einen klaren und unverrückbaren Kurs in der Zuwanderungsfrage. (…) Bei der Lösung der Flüchtlingskrise und bei der Integration wird Bayern weiter der Taktgeber Deutschlands bleiben.“
1 Diese Republik soll also noch weiter nach rechts gedrückt und die noch vorhandenen Reste bürgerlicher Demokratie vollends verstümmelt werden. Denn das ist der Takt, den die CSU in der Flüchtlingsfrage seit einem
Jahr wieder einmal vorgibt: Faktische Abschaffung des Asylrechts, Grenzen dicht, Abschiebelager, Außerkraftsetzen von Grundrechten. All das reicht der CSU aber noch nicht. Wie schon mit ihrem geplanten sog. Integrationsgesetz macht sie nun in diesem Beschluss klar, was unter Integration zu verstehen ist: die Unterwerfung all derjenigen, die gnädiger Weise hier bleiben dürfen.
Dies will die CSU nun auch verfassungsmäßig festzurren. „
Unsere Leitkultur“ so heißt es in dem Papier, muss „
in der bayerischen Verfassung verankert werden“. Und: „
Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass sich jeder, der zu uns kommt, daran zu halten hat.“ Die völkische Vorstellung von einer über anderen Kulturen stehenden deutschen Leitkultur soll also Verfassungsrang
erhalten. Und damit auch Willkür statt demokratisches Recht. Denn was ist deutsche Leitkultur? Was kann jemand denn noch tun und was nicht, um nicht gegen die „
Werteordnung christlicher Prägung“ zu verstoßen? Und überhaupt: Gehören Streiks zu den „Grundregeln unseres Zusammenlebens“, vor allem auch dann noch, wenn sie den Kapitalisten wirklich weh tun? Bei politischen Kräften wie der CSU, die erst vor ein paar Jahren das Versammlungsrecht drastisch einschränken wollte, ist diese Frage durchaus berechtigt.
„Sammlungsbewegung zur Rettung des Vaterlands“[file-ebooks#135]Doch die CSU weiß, dass Verfassungsänderungen nur mit einer Zweidrittelmehrheit im Parlament durchgesetzt werden können und dass sie diese Mehrheit nicht bekommt. Deshalb will sie die bayerische Bevölkerung darüber abstimmen lassen. Man kann sich vorstellen, was das bedeutet, liest man diesen Beschluss des CSU-Vorstands, der auch aus der Feder der AfD stammen könnte: „
In Deutschland gilt ausnahmslos deutsches Recht und nicht die Scharia“. „
Die Burka hat in Deutschland nichts verloren“. „
Wer straffällig wird, verliert sein Gastrecht“. „
Die doppelte Staatsbürgerschaft gehört abgeschafft“ und so weiter und so fort. Von NPD bis AfD werden all die faschistischen Kräfte mit Freude für die Annahme einer solchen Verfassungsänderung werben. Es wird der rechte Mob gegen Menschen aus anderen Ländern und gegen die Demokraten in diesem Land mobilisiert. Die CSU als „
Sammlungsbewegung zur Rettung des Vaterlandes“, wie Strauß sie einst charakterisierte (Nürnberger CSU-Parteitag am 5. Juli 1970).
Und das selbstverständlich über die Grenzen Bayerns hinaus. Inzwischen haben
CSU-Politiker und CDU-Politiker aus Sachsen einen gemeinsamen „Aufruf zu einer Leit- und Rahmenkultur“
2 herausgegeben. In diesem erfährt man nicht nur, dass Fahne und Hymne wichtige Symbole unserer Leitkultur sind, sondern dass zu dieser auch die „
Rolle Deutschlands in Europa und der Welt“ gehört.
Und wohl nicht zufällig befragt der CSU-Vorstand derzeit seine Mitglieder, ob sich die CSU für bundesweite Volksentscheide einsetzen soll, erklärtermaßen auch für Verfassungsänderungen.
Bundesweite Mobilisierung für eine Deutsche Leitkultur im Grundgesetz?
Lassen wir nicht zu, dass die CSU ungehindert weiterhin den Takt vorgeben kann. Setzen wir der deutschen Leitkultur die Kultur der Arbeiterbewegung entgegen:
Solidarität mit unsereiner! Anmerkungen:
1 Klarer Kurs bei der Zuwanderung – Humanität, Ordnung, Begrenzung“ Beschluss des CSU-Parteivorstands, 9./10. September 2016, abrufbar unter: www.csu.de
2 www.epenportal.de