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„Ende Januar war an meiner Schule, dem Gymnasium Borbeck in Essen, die Bundeswehr eingeladen. Im Rahmen eines Forums zur Berufsberatung durfte sich die Bundeswehr als attraktiver Arbeitgeber präsentieren und für sich werben.
Dabei lockte die Bundeswehr mit scheinbar lukrativen Angeboten, wie zum Beispiel ein Studium ohne NCs, kleine Lerngruppen und Stipendien.

Das sind Bedingungen, die normale staatliche Universitäten nicht gewährleisten können, weil viel zu wenig Geld in Bildung investiert wird. Überhaupt ist es ein Skandal, dass Millionen in teure Imagekampagnen der Bundeswehr fließen, während tausende Lehrerstellen fehlen und viele Schulen dringend renoviert werden müssen. Allein in NRW fehlen laut WDR 2,4 Milliarden Euro für die Sanierung von Schulen, nur 15% der Schulen sind baulich in Ordnung. 60% aller Klassenräume und 45% aller Turnhallen weisen Mängel auf. Und während bei uns jedes Jahr die Kopierkosten steigen und wir immer häufiger Bücher selber kaufen müssen, kann die Bundeswehr ein bezahltes Studium anbieten. Für viele Familien sind die Kosten für Bildung ein echtes Problem. Das nutzt die Bundeswehr aus.

Diese Tatsachen haben beim Vortrag der Bundeswehr in meiner Schule natürlich keine Rolle gespielt. Was auch nur selten erwähnt wird, sind die Knebelverträge der Bundeswehr. Wer sich einmal verpflichtet, kommt da nicht mehr so leicht raus. Möchte man doch wieder aussteigen, weil man zum Beispiel einen zivilen Job machen will oder gegen Auslandseinsätze ist, hat man sehr schlechte Karten. Wer trotzdem kündigt, darf sogar mit einem gerichtlichen Prozess wegen Fahnenflucht und Befehlsverweigerung rechnen.

Wer sich einmal verpflichtet hat, kann jederzeit für einen Einsatz ins Ausland geschickt werden. Während in der Grundausbildung „der Gebrauch der Waffe, auch zum Einsatz gegen Menschen“ (so wörtlich die Referentin in meiner Schule) nur trainiert wird, ist dies im Auslandseinsatz dann schnell Realität. In ihrem Vortrag nannte sogar die Referentin der Bundeswehr Beispiele von einem traumatisierten Soldaten, sowie von einem Soldaten, der im Krieg ein Auge und ein Bein verloren hatte.

Zudem wurde das Vorgehen der Bundeswehr in diesem Berufs-Forum in keiner Weise angezweifelt oder kritisch hinterfragt. Das müsste aber eigentlich Aufgabe der Schule sein. Stattdessen wurde durch den Vortrag der Bundeswehr an unserer Schule deren Richtigkeit und die Richtigkeit ihres Handelns einfach vorausgesetzt. Auch im normalen Unterricht werden die Auslandseinsätze der Bundeswehr fast nie kritisch behandelt. So wird versucht Jugendliche für den Krieg zu ködern.“


Jurek, Essen

Jurek ist Sprecher der BezirksschülerInnenvertretung Essen und Mitglied im Vorstand der LandesschülerInnenvertretung NRW

Der Artikel ist aus der POSITION #2-16


 
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