Die Band „Die BandÂbreiÂte“ erÂfreut sich einer groÂßen BeÂliebtÂheit bei anÂgebÂliÂchen LinÂken, VerÂschwöÂrungsÂtheoÂreÂtiÂker_inÂnen und auch bei vieÂlen Nazis: Das hat wahrÂscheinÂlich etwas mit den verÂschwöÂrungsÂtheoÂreÂtiÂschen PoÂsiÂtioÂnen zu tun, die von der Band um ihren FrontÂmann MarÂcel „Wojna“ WoÂjnaÂroÂwicz verÂbreiÂtet werÂden. Die „BandÂbreiÂte“, die sich als „die nächsÂte GeÂneÂraÂtiÂon des PoÂlit-Pop“ beÂzeichÂnet, verÂbreiÂtet VerÂschwöÂrungsÂtheoÂriÂen, die über die VerÂdreÂhung der hisÂtoÂriÂschen TatÂsaÂchen des 11. SepÂtemÂber 2001 hinÂausÂgeÂhen.
In der Welt von WoÂjnaÂroÂwicz und „DJ TorÂben“ Pape haben die USA die AnÂschläÂge am 11. SepÂtemÂber 2001, selbst verÂübt, um KrieÂge fühÂren zu könÂnen. Aber auch den AnÂgriff der jaÂpaÂniÂschen Armee auf den FlotÂtenÂstützÂpunkt in Pearl HarÂbour ist Anlaß für VerÂschwöÂrungsÂtheoÂrie. DieÂser AnÂgriff, ausÂgeÂführt durch die mit NaÂzi-DeutschÂland verÂbünÂdeÂte jaÂpaÂniÂsche Armee, wird den USA in die SchuÂhe geÂschoÂben. Die USA hätÂten einen Grund für den KriegsÂeinÂtritt gegen NaÂziÂdeutschÂland und seine VerÂbünÂdeÂten beÂnöÂtigt. So heißt es im Lied „Selbst geÂmacht“ unter anÂdeÂrem: „Ein anÂdeÂres UnÂterÂfanÂgen dat war ziemÂlich maÂkaÂber, eiÂgeÂne Leute geÂopÂfert im MasÂsaÂker von Pearl HarÂbor, ja die bösen JaÂpaÂner, die euch nur dabei halÂfen, endÂlich mit in den zweiÂten WeltÂkrieg einÂzuÂgreiÂfen“.
Die „BandÂbreiÂte“ beÂdient an dieÂser StelÂle eine urÂalÂte VerÂschwöÂrungsÂtheoÂrie, die die USA für den zweiÂten WeltÂkrieg verÂantÂwortÂlich macht. Im Lied „Unter falÂscher FlagÂge“ zieht „Die BandÂbreiÂte“ eine hisÂtoÂriÂsche AnaÂloÂgie vom „ReichsÂtagsÂbrand„ 1933 bis zum 6 Tage Krieg 1967. WähÂrend in der einen Zeile „Adolf HitÂler“ 1933 „unter unter falÂscher FlagÂge den ReichsÂtag“ anÂzünÂdeÂte, wäre 1967 ein anÂgebÂliÂcher finÂgierÂter AnÂgriff der „IsÂraÂel DeÂfenÂse Force“ (IDF) auf ein KriegsÂschiff der USA dafür verÂantÂwortÂlich geÂweÂsen, dass diese anÂgebÂlich „auf Seite der IsÂraeÂliÂten“ geÂkämpft hätÂten. So zu minÂdest die „BandÂbreiÂte“ in den nächsÂten ZeiÂlen ihres MachÂwerks. Die anÂtiÂseÂmiÂtiÂschen UNO-KonÂfeÂrenz in DurÂban im SepÂtemÂber 2001 , bei der IsÂraÂel als einÂziÂges Land exÂpliÂzit erÂwähnt, für seine „BeÂsatÂzungsÂpoÂliÂtik“ verÂurÂteilt und „ein geÂneÂrelÂles RückÂkehrÂrecht für die paÂläsÂtiÂnenÂsiÂschen ‚FlüchtÂlinÂge‘“ einÂgeÂforÂdert wurde, „für das sich alle StaaÂten dieÂses PlaÂneÂten geÂfälÂligst einÂzuÂsetÂzen hätÂten“, verÂarÂbeiÂteÂte „Die BandÂbreiÂte“ in dem Lied „Mr. Bush“: „Als die araÂbiÂschen StaaÂten gegen IsÂraÂel klagÂten, UN-KonÂfeÂreÂrenz RasÂsisÂmus sollÂte darÂüber beÂraÂten. Ob der Taten der IsÂraeÂlis im GaÂzaÂstreiÂfen, weil PanÂzer rolÂlen, sie sich an ZiÂviÂlisÂten verÂgreiÂfen. Doch anÂstatt daran zu reiÂfen, haben alle beÂgrifÂfen, datt AnÂgeÂklagÂter und sein PartÂner auf die ganze Sache pfifÂfen.“
Tanz auf allen Bällen:
"Wojna" und "die Bandbreite": mit dem „BergÂwerksÂorÂchesÂter NieÂderÂrhein“ auf einem SPD-ParÂteiÂtag 2008 (oben), auf einer "AnÂti-EU"-DeÂmonsÂtraÂtiÂon des Elsässer-Spektrums am 05. SepÂtemÂber 2009 in BerÂlin (Mitte) und auf dem „PfingstjuÂgendÂtrefÂfen“ der MLPD (unten).
Hier werÂden die UmÂstänÂde, die zum RückÂzug der isÂraeÂliÂschen und ameÂriÂkaÂniÂschen DeÂleÂgaÂtiÂon geÂführt hatÂten, verÂschwieÂgen und die „BandÂbreiÂte“ macht sich zum deutÂschen AnÂkläÂger gegen die isÂraeÂliÂsche PoÂliÂtik und zum VerÂteiÂdiÂger der StaaÂten, die aufÂgrund ihres AnÂtiÂseÂmiÂtisÂmus, an einer VerÂurÂteiÂlung IsÂraels arÂbeiÂten. In ihrem Lied „PaÂläsÂtiÂna (PaÂraÂdies am MitÂtelÂmeer)“ beÂtreibt „Die BandÂbreiÂte“ die übÂliÂche anÂtiÂzioÂnisÂtiÂsche ProÂpaÂganÂda, mit einem ganz klaÂren FeindÂbild und einer HeÂroiÂsieÂrung des paÂläsÂtiÂnenÂsiÂschen „WiÂderÂstand“. Gegen etÂwaiÂge KriÂtiÂker_inÂnen solÂcher und anÂdeÂrer ZeiÂlen arÂguÂmenÂtieÂren „Wojna“ und Pape im Lied „DeÂmoÂkraÂten“ in dem es unter anÂdeÂrem heißt: „Fang nieÂmals an mit fieÂsen FakÂten aufÂzuÂwarÂten! KriÂtiÂsier nieÂmals isÂraeÂliÂsche GreuÂelÂtaÂten. Denn DeÂmoÂkraÂten, die lasÂsen sich nich alles bieÂten, du wirst erst zum AnÂti-AmeÂriÂkaÂner und dann zum AnÂti-SeÂmiÂten.“
Neben der AbÂlehÂnung deÂmoÂkraÂtiÂscher IdeaÂle erÂinÂnert diese ArÂguÂmenÂtaÂtiÂon an die VerÂteiÂdungsÂtraÂteÂgie der AnÂti-AmeÂriÂkaÂner_inÂnen und AnÂtiÂseÂmit_inÂnen, die diese SchutzÂbeÂhaupÂtung nutÂzen um sich gegen anÂtiÂfaÂschisÂtiÂsche KriÂtik zu imuÂniÂsieÂren. In einem anÂdeÂren Lied naÂmens „Wir könÂnen auch anÂders“ beÂzeichÂnet „Die BandÂbreiÂte“ den „NeoÂliÂbeÂraÂlisÂmus“ als „die NeuÂform des FaÂschisÂmus“. Gegen den „NeoÂliÂbeÂraÂlisÂmus“ wetÂtert die „BandÂbreiÂte“ gerne und beÂweist damit ihre AnÂschlussÂfäÂhigÂkeit für verÂkürzÂte KaÂpiÂtaÂlisÂmus-“KriÂtik“ aller Art: „Krass, weil weltÂweit MenÂschen verÂreÂcken. Doch wir sind hier, um euch aufÂzuÂweÂcken, die fetÂten HeuÂschreÂcken aufÂzuÂschreÂcken“.
Mit der Hetze über anÂgebÂliÂche „HeuÂschreÂcken“, vor denen „Gut und unser Haus“ geÂretÂtet werÂden müssÂte, outet sich die „BandÂbreiÂte“ als AnÂhänÂger eines DisÂkurÂses, die in anÂgebÂliÂchen „HeuÂschreÂcken“ aus ÜberÂsee die schlechÂten EiÂgenÂschafÂten des KaÂpiÂtaÂlisÂmus zuÂsamÂmenÂfasst. Auf der einen Seite steÂhen anÂgebÂliÂche „HeuÂschreÂcken“ und auf der anÂdeÂren Seite die bürÂgerÂliÂche KleinstÂstrukÂtur, die verÂteiÂdigt werÂden muss: „Blut und Boden“ oder in den WorÂten der „BandÂbreiÂte“: „Gut und unser Haus“. Die VerÂharmÂloÂsung reaÂler faÂschisÂtiÂscher StrukÂtuÂren, die mit der GleichÂsetÂzung zwiÂschen der KonÂstrukÂtiÂon des „NeoÂliÂbeÂraÂlisÂmus“ mit dem „FaÂschisÂmus“ einÂherÂgeht, wird auch in anÂdeÂren LieÂdern deutÂlich. Da wird der NaÂtioÂnalÂsoÂziaÂlisÂmus im überÂaus hoÂmoÂphoÂben Lied „Kein Sex mit Nazis“ verÂharmÂlost, in dem „Die BandÂbreiÂte“ die AusÂsaÂge trifft, dass sich der NaÂtioÂnalÂsoÂziaÂlisÂmus daÂdurch ausÂzeichÂnen würde, dass mensch „gut zu den eiÂgeÂnen LeuÂten und schlecht zu allen anÂdern ist.“ Die HoÂmoÂphoÂbie der „BandÂbreiÂte“ wird hier beÂsonÂders deutÂlich, denn die MaÂcher der „Band“ beÂhaupÂten, dass der „FühÂrer Adolf HitÂler“ hoÂmoÂseÂxuÂell geÂweÂsen wäre. DesÂweÂgen habe er es „es mit RuÂdolf Hess in nem Hotel“ geÂtrieÂben. Da Hess nicht dauÂerÂhaft zur VerÂfüÂgung HitÂlers geÂstanÂden habe und er „keiÂnen Trost an Evas brauÂnen TitÂten“ geÂfunÂden hätte, sei er „stänÂdig anÂgeÂpisst und auch so voll faÂnaÂtisch“ geÂweÂsen. Denn, so zuÂminÂdest „Die BandÂbreiÂte“: „KeiÂner von den SchwuÂlen daÂmals wollÂte Sex mit Nazis“. Die „BandÂbreiÂte“ warnt abÂschlieÂßend vor „Sex mit Nazis“. SchließÂlich würÂden viele „GeÂfahÂren hinÂter brauÂnen LöÂchern lauÂern“. SolÂche hoÂmoÂphoÂben TheÂsen sind die GrundÂlaÂge der AusÂeinÂanÂderÂsetÂzung mit Nazis; zuÂminÂdest für „Die BandÂbreiÂte“. Der FaÂnaÂtisÂmus HitÂlers wird in dieÂsem Lied aus desÂsen anÂgebÂliÂcher HoÂmoÂseÂxuaÂliÂtät herÂgeÂleiÂtet. Trotz alÂleÂdem dient dieÂses Lied immer wieÂder als BeiÂspiel für den anÂgebÂliÂchen „AnÂtiÂfaÂschisÂmus“ der „BandÂbreiÂte“. Dabei macht geÂraÂde das Lied „Kein Sex mit Nazis“ deutÂlich, dass es mit dieÂsem „AnÂtiÂfaÂschisÂmus“ nicht weit her ist.
WM-Nationalismus
Am naÂtioÂnaÂlisÂtiÂschen Hype rund um die MänÂner-FußÂball-WeltÂmeisÂterÂschaft 2010 beÂteiÂliÂgen sich auch die VerÂschwöÂrungsÂtheoÂreÂtiÂker der „BandÂbreiÂte“, die ein schwarz-rot-golÂdeÂnes Lied herÂausÂgeÂbracht haben, in dem DeutschÂland geÂhulÂdigt wird. Das Lied nennt sich „WeltÂmeisÂter (Ja watt denn)“ und ist eine Ode an den deutÂschen JuÂbel-NaÂtioÂnaÂlisÂmus, der für den SomÂmer 2010 herÂbeiÂgeÂsehnt wird: „Die StimÂmung steigt, das Bier ist knapp, schon geht mir einer auf den Sack“, sinÂgen die VerÂschwöÂrungsÂtheoÂreÂtiÂker, wähÂrend sich die MitÂglieÂder der Band beÂgeisÂtert in den Schritt fasÂsen. Die Band, die anÂsonsÂten die hisÂtoÂriÂschen ErÂeigÂnisÂse des 11. SepÂtemÂber 2001 umÂdeuÂtet und sich VerÂgeÂwalÂtiÂgungsÂphanÂtaÂsiÂen hinÂgibt, hat nun einen deutÂschen Track, gegen die„ewiÂgen NörgÂler“, die ihr „Fett weg“ krieÂgen, geÂschafÂfen.
Es geht also um die naÂtioÂnaÂlisÂtiÂsche „StimÂmung“, die geÂfeiÂert wird. Es geht aber auch gegen die MießÂmaÂcher_inÂnen, die dem schwarz-rot-golÂdeÂnem Wahn nicht geÂnüÂgend BeÂgeisÂteÂrung entÂgeÂgenÂbrinÂgen: „Vor mir steht ein Vogel, der bloß Â’ne FresÂse zieht und sagt das es für DeutschÂland da nichts zu holen gibt“. Der hat aber nur „keine AhÂnung“, singt MarÂcel „Wojna“ WonÂjaÂroÂwicz (s. Foto) , der sich wähÂrend der letzÂten BunÂdesÂtagsÂwahÂlen an einem obÂskuÂren WahlÂbündÂnis um den AnÂtiÂseÂmiÂten FriedÂrich SchönÂbeck beÂteiÂligÂte, in seiÂnem DeutschÂland-TriÂkot, wähÂrend die deutÂsche Fahne in einem FußÂball-StaÂdiÂon geÂschwenkt wird. Die CheÂerÂleaÂder_inÂnen der „SilÂver Shadows“ aus OberÂhauÂsen und eine AnÂtiÂfa-FahÂne erÂgänÂzen das Video dieÂses naÂtioÂnaÂlisÂtiÂschen Tracks, der naÂtürÂlich den Traum des deutÂschen SpieÂßers, vom deutÂschen Sieg bei der WeltÂmeisÂterÂschaft zum InÂhalt hat. „Ja wat denn, wir sind Â’ne Runde weiÂter. Ja watt denn, wir werÂden WeltÂmeisÂter“ gröÂlen „Wojna“ WonÂjaÂroÂwicz und „DJ“ TorÂben Pape (s. Foto), über einen KirÂmesÂtechÂnoÂbeat. Das Video zum Lied, dass auch von den rechÂten VerÂschwöÂrungsÂtheoÂreÂtiÂker_inÂnen des Blogs „Alles Schall und Rauch“ geÂfeiÂert wird, erÂinÂnert an einen anÂdeÂren „KlasÂsiÂker“ des muÂsiÂkaÂliÂschen deutÂschen FußÂball-NaÂtioÂnaÂlisÂmus, nämÂlich an das WM-Lied OliÂver PoÂchers. Auch dort gab es masÂsig schwarz-rot-golÂdeÂne FahÂnen, auch dort wurde an den SieÂgesÂwilÂlen apÂpelÂliert, für den das herÂbeiÂgeÂsunÂgeÂne ZwangsÂkolÂlekÂtiv einÂsteÂhen soll. SiÂcherÂlich ekelÂhaft genug. Aber dort wurde keiÂnem nieÂderÂlänÂdiÂschen Fan Urin als BierÂerÂsatz anÂgeÂdreht, was wohl lusÂtig sein soll und es naÂtürÂlich nicht ist. Denn an dieÂser StelÂle des ViÂdeÂos wurde leÂdigÂlich der tyÂpiÂsche deutÂsche Hass auf den NachÂbarn verÂfilmt.
Auch die AnÂtiÂfa-FahÂne sticht herÂaus. Mit der wird im Video dann DeutschÂland geÂfeiÂert. Also wird eine anÂtiÂfaÂschisÂtiÂsche Fahne mißÂbraucht, um dem ofÂfenÂsichtÂliÂchen NaÂtioÂnaÂlisÂmus einen korÂrekÂten AnÂschein zu verÂleiÂhen. DesÂweÂgen wohl auch die TextÂzeiÂle, in der der Fan, dem die deutÂsche MannÂschaft nicht deutsch genug ist, als „NaÂziÂschwein“ beÂzeichÂnet wird. AnÂsonsÂten wird die deutÂsche NaÂtiÂon geÂfeiÂert. Ein Track, wie er den zahlÂreiÂchen beÂsofÂfeÂnen TeilÂnehÂmer_inÂnen des dumm-deutÂschen JuÂbelÂspekÂtaÂkels geÂfalÂlen dürfÂte: „Wir werÂden alle dicht“ erÂfreut „Wojna“ an dem geisÂtiÂgen ZuÂstand der toÂtaÂlen IdenÂtiÂfiÂkaÂtiÂon mit der deutÂschen NaÂtiÂon, die im Video nachÂgeÂstellt wird. Mit dem NaÂtioÂnaÂlisÂmus, den die heuÂtiÂge deutÂsche GeÂsellÂschaft herÂvorÂbringt und mit deren rasÂsisÂtiÂschen AusÂgrenÂzungsÂmeÂchaÂnisÂmen hat „Die BandÂbreiÂte“ in jedem Fall kein ProÂblem. StattÂdesÂsen diese schwarz-rot-golÂdeÂnen Orgie der „BandÂbreiÂte“, in dem es darum geht, dass die DeutÂschen DeutschÂland feiÂern solÂlen. Neben dieÂser SehnÂsucht nach der FeiÂer-VolksÂgeÂmeinÂschaft beÂsticht der Track der „BandÂbreiÂte“ durch die AbÂneiÂgung gegen die MenÂschen, die diese FeieÂrei nicht mitÂmaÂchen wolÂlen. Gegen „das ewige GeÂheuÂle“ der „PesÂsiÂmisÂten“. Es klingt wie eine DroÂhung wenn die Band texÂtet: „Wir lasÂsen uns von keiÂnem die StimÂmung mehr verÂsauÂen“. Der Track ist auch auf CD erÂschieÂnen und wird von der „BandÂbreiÂte“ über ihren OnÂline-Shop, aber auch über „FinÂeÂtuÂnes“, verÂtrieÂben. Der naÂtioÂnaÂlisÂtiÂsche Hype zur FußÂball-WeltÂmeisÂterÂschaft wird also um weiÂteÂres Lied beÂreiÂchert, das der Mob zum Spiel der NaÂtioÂnalÂmannÂschaft gröÂlen kann. Zum BeiÂspiel auf dem dem „LinÂken LieÂderÂsomÂmer“ oder dem „FesÂtiÂval des poÂliÂtiÂschen LieÂdes“ , den nächsÂten beiÂden AufÂtrittsÂorÂten der Band, bei dem diese ihre schwarz-rot-golÂdeÂnen Orgie vorÂfühÂren könnÂte. „Die BandÂbreiÂte“ zeigt mit dieÂsem Track ihre naÂtioÂnaÂlisÂtiÂsche PoÂsiÂtioÂnieÂrung mehr als deutÂlich auf.
Im Song „Tötet Knut“ verÂsucht sich „Die BandÂbreiÂte“ in plumÂper SaÂtiÂre. Dort träumt die Band davon den MeÂdienÂbäÂren Knut zu töten und verÂbinÂdet diese PhanÂtaÂsie mit KasÂtraÂtiÂonsÂphanÂtaÂsiÂen. Im Lied heißt es unter anÂdeÂrem: „Knut Ja, der kleiÂne KackÂbär war schon ziemÂlich stark zerÂschnitÂten, da nahm ich mir die FreiÂheit ihn von oben anÂzuÂpisÂsen, EntÂmannÂte ihn daÂnach und spielÂte Golf mit seiÂnen Hoden“. „Tötet Knut“ und „Kein Sex mit Nazis“ stamÂmen beide von der CD „HeÂxenÂjagd“, mit dem sich die GrupÂpe als Opfer inÂszeÂnieÂren wollÂte. Ein weiÂteÂres Lied auf der CD ist das Lied „AnÂtiÂdeutÂscher“, in dem sich „Die BandÂbreiÂte“ mit den AnÂtiÂdeutÂschen oder das, was sie dafür halÂten, ausÂeinÂanÂderÂsetzt. InÂhalt und Form dieÂses LieÂdes lasÂsen sich, mit eiÂniÂgem gutem WilÂlem, als grauÂenÂhaft beÂzeichÂnen. Keine SaÂtiÂre, sonÂdern ernst geÂmeint, ist das Lied „HanÂdyÂphob“ in dem die Band die VerÂschwöÂrungsÂtheoÂrie von der HanÂdyÂstrahÂlung, die die MenÂschen verÂgifÂten würde, kolÂporÂtiert. AnÂtiÂdeutÂsche werÂden AnÂtiÂdeutÂsche und „AnÂtiÂnaÂtioÂnal“, weil sie irÂgendÂwann einÂmal von einer GrupÂpe MiÂgranÂt_inÂnen überÂfalÂlen wurÂden. So heißt es im Lied: „Du bist seit JahÂren AkÂtiÂvist in der AnÂtiÂfa, und bist für AusÂlänÂderÂrechÂte auf die StraÂße geÂganÂgen. (Â…) Dann bist du daÂmals aus dem auÂtoÂnoÂmen ZenÂtrum maÂschiert, und an der BusÂhalÂteÂstelÂle ist es dir dann pasÂsiert, et waren drei oder vier, sie nahÂmen dir dein Handy und deine Würde“.
MarÂcel „Wojna“ WoÂjnaÂroÂwicz und seine „BandÂbreiÂte“ proÂduÂzieÂren mit dieÂsem KliÂschee, das rasÂsisÂtiÂsche Bild, vom „kriÂmiÂnelÂlen AusÂlänÂder“. AnÂstatt zur NPD zu gehen, würde mensch eben AnÂtiÂdeutsch werÂden. Im ReÂfrain des LieÂdes heißt es: „Jetzt bist du AnÂtiÂdeutsch, jetzt bist du AnÂtiÂnaÂtioÂnal, nennst dich Links und bist wahrÂhaft ein FaÂscho“. AuÂßerÂdem wird den „AnÂtiÂdeutÂschen“, die „AnÂtiÂnaÂtioÂnal“ seien, „SymÂphaÂtiÂen für die NPD“ unÂterÂstellt. Der „AnÂtiÂdeutÂsche“ sei ein „FaÂschist, der zu eitel für ne GlatÂze is“. So weit „Die BandÂbreiÂte“, die deutÂlich maÂchen, dass ihnen eine FäÂhigÂkeit abÂgeht: ZwiÂschen AnÂtiÂfaÂschisÂt_inÂnen und RechÂten zu unÂterÂscheiÂden ist nicht ihr Ding. Diese Hetze gegen „AnÂtiÂdeutÂsche“ wird nur noch von den seÂxisÂtiÂschen TexÂten der „BandÂbreiÂte“ überÂtrofÂfen. FrauÂen werÂden als heiße FlamÂmen, geile SchnitÂten und BräuÂte“ (Aus dem Lied: „Er scheißt drauf“) beÂschrieÂben. Im Lied „Man kennt uns“ heißt es: „Ich brauch jetzt was WilÂliÂges, seh ichs, brauch ichs, will ich es was heute wichÂtig is, is letztÂlich was recht BilÂliÂges (Â…) Ey, EmanÂzen nach hinÂten, darf ich denn zum Tanze bitÂten?“
Sind diese seÂxisÂtiÂschen PhraÂsen schon unÂerÂträgÂlich, wird das noch durch die VerÂgeÂwalÂtiÂgungsÂphanÂtaÂsiÂen überÂtrofÂfen, die die „Band“ zum BeiÂspiel im Lied „EinÂgeÂlocht“ äuÂßert. In dieÂsem Lied peÂneÂtrieÂren zwei MänÂner eine Frau gegen ihren WilÂlen. UnÂverÂhohÂlen heißt es im ReÂfrain: „Ne, ne, es tut dir weh, doch wir warÂten nich, wo ich doch so selÂten mal Â’nen harÂten krich“. Der geht noch weiÂter: „Du bist nich artig und jetzt kommt deine StraÂfe, du kanns nicht erÂwarÂten, datt ich zärtÂlich mit dir schlaÂfe.“
Ein weiÂteÂres BeiÂspiel für das frauÂenÂverÂachÂtenÂde WeltÂbild der „BandÂbreiÂte“ ist das Lied „MiesÂmuÂschel“, in dem die „Band“ ihrer VerÂachÂtung freiÂen Lauf lässt: „Tu mir Â’nen GeÂfalÂlen, putz dir beim nächsÂten mal die Zähne, es manÂgelt dir ganz einÂfach auch an UnÂterÂleibsÂhyÂgieÂne, die brauÂne SträhÂne, ein Pech dat ich hatte, nach‘m LeÂcken am Kinn deine Kacke."
Die vorÂheÂriÂge PartÂneÂrin wird als „VaÂgiÂna-Child“ beÂzeichÂnet, die sich „wie Gina Wild“ aufÂfühÂren würde: „Dat ist kein Spruch, da gibÂbet LiÂteÂraÂtur, doch lesen und denÂken liegt dir wohl nicht in der Natur“, heißt es in dem Lied, mit dem FrauÂen aufÂgrund ihres bioÂloÂgiÂschen GeÂschlechts erÂniedÂrigt werÂden, in dem ihnen unter anÂdeÂrem die DenkÂfäÂhigÂkeit abÂgeÂsproÂchen wird. In der letzÂten StroÂphe des LieÂdes jamÂmert „Wojna“ WoÂjnaÂroÂwicz : „Tu mir den GeÂfalÂlen und lass das bitte sein, denn auf Fakes wie dich, falÂlen Typen rein“ und „pläÂdiert auf VerÂgeÂwalÂtiÂgung“. Auch die „BandÂbreiÂte“ scheint beÂmerkt zu haben, dass solÂche seÂxisÂtiÂschen Texte nicht unÂbeÂdingt auf GeÂgenÂlieÂbe stoÂßen müsÂsen. SchließÂlich ist das Lied „EinÂgeÂlocht“ nicht mehr auf der HomeÂpage der Band zu finÂden (ScreenÂshot). VerÂdieÂnen tut die „BandÂbreiÂte“ trotzÂdem an ihren seÂxisÂtiÂschen TexÂten. SchließÂlich könÂnen ihre Songs bei AnÂbieÂtern wie „MuÂsiÂcload“ oder dem „PeopÂles Music Store“ (für 0,99 Cent pro Song) (ScreenÂshot) herÂunÂterÂgeÂlaÂden werÂden. Die VerÂgeÂwalÂtiÂgungsÂphanÂtaÂsie naÂmens „EinÂgeÂlocht“ gibt es also wie das Lied „MiesÂmuÂschel“ für weÂniÂger als einen Euro. Aber auch auf der CD „KomÂplett durch“ ist das Lied zu finÂden. Die CD ist vor kurÂzem in einer NeuÂaufÂlaÂge erÂschieÂnen und wird von der „BandÂbreiÂte“ seit dem 30. SepÂtemÂber 2009 wieÂder auf ihrer WebÂsite diÂrekt verÂtrieÂben.
Eine weiÂteÂre, tyÂpisch deutÂsche EiÂgenÂschaft, ist das Rufen nach dem BlockÂwart, wenn KriÂtiÂker_inÂnen einem krumm komÂmen. So brachÂte es MarÂcel „Wojna“ WoÂjnaÂroÂwicz tatÂsächÂlich ferÂtig, den FrontÂmann der Band EgoÂtroÂnic, anÂzuÂzeiÂgen, weil dieÂser auf einem KonÂzert in DuÂisÂburg darÂauf hinÂgeÂwieÂsen hatte, dass „die arÂguÂmenÂtaÂtiÂonsÂweiÂse eben dieÂser ‚band‘ zum 11. sepÂtemÂber der der npd nicht unÂähnÂlich wäre, und man die herÂren somit fast für npd-rapÂper halÂten könne.“ Aber eben nur fast. Die AnÂzeiÂge der „BandÂbreiÂte“ wurde im übÂriÂgen nach eiÂniÂger Zeit einÂgeÂstellt. Mit KriÂtik setzt sich die „BandÂbreiÂte“ nicht gerne außÂeinÂanÂder. So rät „Wojna“ eiÂniÂgen KriÂtiÂker_inÂnen: „An all die UnÂbeÂlehrÂbaÂren da drauÂßen, alle die mir AnÂtiÂseÂmiÂtisÂmus und AnÂtiÂameÂriÂkaÂnisÂmus unÂterÂstelÂlen, sei eine Sache geÂsagt: Ich möchÂte euch mit einem Zitat von DieÂtÂer Nuhr antÂworÂten: ‚Wenn man keine keine AhÂnung hat, einÂfach mal die FresÂse halÂten‘“. ÄhnÂliÂches proÂpaÂgierÂte „Die BandÂbreiÂte“ in einem weiÂteÂren Video, das sie – anÂläßÂlich anÂtiÂfaÂschisÂtiÂscher ProÂtesÂte gegen einen AufÂtritt in FrankÂfurt – verÂöfÂfentÂlichÂte. Dort wurde gegen KriÂtiÂker_inÂnen geÂhetzt.
PoÂliÂtisch sind „Die BandÂbreiÂte“ irÂgendÂwo zwiÂschen der SPD, JürÂgen ElÂsäsÂsers „VolksÂinÂitiaÂtiÂve“, den 9/11 VerÂschwöÂrungsÂtheoÂreÂtiÂker_inÂnen und dem „Willi Weise“ ProÂjekt zu verÂorÂten. Sie treÂten auf KonÂzerÂten der „JungÂsoÂziaÂlisÂten“ (Jusos) auf, beÂreiÂchern SPD-ParÂteiÂtaÂge und machÂten die Streik-MuÂsik für den DGB. Im Jahr 2008 spielÂte die „BandÂbreiÂte“ zum BeiÂspiel den „TaÂrifÂsong“ der „IG-MeÂtall“ ein. Mit dieÂsem „Song kann sich jeder schon mal auf die TaÂrifÂrunÂde einÂstimÂmen“ beÂwarb die „IG MeÂtall“ die „BandÂbreiÂte“ in der MitÂgliedsÂzeiÂtung „MeÂtall“. Auch die SPD scheint sich von den verÂschwöÂrungshÂteoÂreÂtiÂschen TheÂsen der Band nicht weiÂter geÂstört geÂfühlt zu haben. So trat die Band, zuÂsamÂmen mit dem „BergÂwerksÂorÂchesÂter NieÂderÂrhein“ auf dem DuÂisÂburÂger SPD-ParÂteiÂtag auf, ohne das es zu nenÂnensÂwerÂten ProÂtesÂten geÂkomÂmen wäre.Sie traÂten aber auch auf einer AnÂti-EU-DeÂmonsÂtraÂtiÂon auf, die maßÂgebÂlich von der „VolksÂinÂitiaÂtiÂve“ orÂgaÂniÂsiert wurde oder auf verÂschwöÂrungsÂtheoÂreÂtiÂschen TrefÂfen um den Blog „Alles Schall und Rauch“. Einen weiÂteÂren AufÂtritt gab es auf einer „TaÂgung“ der „AnÂtiÂzenÂsur KoÂaliÂtiÂon“ des schweiÂzer SekÂtenÂfühÂrers Ivo SasÂsek. Auf dieÂsen „TaÂgunÂgen“ wird gegen feÂmiÂnisÂtiÂsche TheoÂriÂen geÂhetzt und die „GerÂmaÂniÂsche neue MeÂdiÂzin“ beÂworÂben. AuÂßerÂdem trat MarÂcel „Wojna“ WoÂjnaÂroÂwicz als EinÂzelÂkanÂdiÂdat des „Willi Weise ProÂjekts“ zu den BunÂdesÂtagsÂwahÂlen 2009 an. Er fand sich in trauÂter GeÂsellÂschaft mit anÂdeÂren EinÂzelÂkanÂdiÂdaÂt_inÂnen des ProÂjekÂtes: Unter anÂdeÂrem PerÂsoÂnen, die der IdeoÂloÂgie der „ReichsÂbürÂger_inÂnen“ nahe steÂhen.
Vor der MänÂner-FußÂballÂweltÂmeisÂterÂschaft brachÂte „Die BandÂbreiÂte“ eine EP herÂaus. Der Titel der CD lauÂtet wie der TiÂteltrack „WeltÂmeisÂter (Ja, watt denn)“ [siehe Kasten]. Das Lied ist eine Ode an den deutÂschen JuÂbel-NaÂtioÂnaÂlisÂmus, der für den SomÂmer 2010 herÂbeiÂgeÂsehnt wird: „Die StimÂmung steigt, das Bier ist knapp, schon geht mir einer auf den Sack“, singt „Die BandÂbreiÂte“, gegen die „ewiÂgen NörgÂler“. Das Video zum Song ist eine schwarz-rot-golÂdeÂne Orgie, in dem einem holÂlänÂdiÂschen Fan Urin als Bier geÂreicht wird. „Ja wat denn, wir sind Â’ne Runde weiÂter. Ja watt denn, wir werÂden WeltÂmeisÂter“ gröÂlen „Wojna“ WoÂjnaÂroÂwicz und „DJ“ TorÂben Pape, über einen KirÂmesÂtechÂnoÂbeat. AnÂsonsÂten werÂden DeutschÂland- und AnÂtiÂfaÂfahÂnen geÂschwenkt und DeutschÂland geÂhulÂdigt. Der Track ist auf CD erÂschieÂnen und wird von der „BandÂbreiÂte“ über ihren OnÂline-Shop, aber auch über „FinÂeÂtuÂnes“, verÂtrieÂben. Der naÂtioÂnaÂlisÂtiÂsche Hype zur FußÂball-WeltÂmeisÂterÂschaft 2010 wird also um weiÂteÂres Lied beÂreiÂchert, das der Mob zum Spiel der NaÂtioÂnalÂmannÂschaft gröÂlen kann.
Nach der KriÂtik über die Band, spricht diese nun von einer „KamÂpaÂgne der DifÂfaÂmieÂrer“ und macht sich zum Opfer der KriÂtiÂker_inÂnen, die grundÂsätzÂlich als „AnÂtiÂdeutÂsche“ beÂzeichÂnet werÂden. Dies konnÂten die dreisÂsig ZuÂschauÂer_inÂnen des „LinÂken LieÂderÂsomÂmers“ (2010) ebenÂfalls erÂleÂben, denen „Die BandÂbreiÂte“ im RahÂmen einer PoÂdiÂumsÂdisÂkusÂsiÂon ihre Sicht auf die Dinge vorÂstellÂte. Dort wurde sich auf Eva HerÂman beÂruÂfen und der übÂliÂche AnÂti-AmeÂriÂkaÂnisÂmus beÂtrieÂben. In einem InÂterÂview für einen DuÂisÂburÂger LoÂkalÂsenÂder künÂdigt „Wojna“ das nächsÂte Album der Band für Ende 2010 an. Es bleibt abÂzuÂwarÂten, ob sich „Die BandÂbreiÂte“ auch dort auf Eva HerÂman beÂruÂfen wird.
wenn die marxixtische linke mal endlich ihre hausaufgaben machen würde, auch und gerade was 9/11 und das umfeld betrifft, würde politisch unerfahrene junge leute nicht so schnell in den verschwörungstheoretischen sumpf abrutschen. der neue faschismus wird keine braunhemden, keine springerstiefel und auch kein thor steinar tragen. er wird aus einer ganz anderen ecke kommen und die alt- und neonazis dienen unter anderem dazu, die parlamentarische und ausserparlamentarische linke wie einen tanzbären mit nasenring zu steuern. die linke arbeitet sich an grossveranstaltungen gegen nazis ab oder betreibt recherche bzw demotourismus und ist demzufolge bestens beschäftigt.
mit kommunistischem gruss
stef
Kommentar zum Artikel von secarts:
Freitag, 22.07.2011 - 14:11
@retmarut:
Es ist hoffentlich bekannt, dass ich keinesfalls jede EU- und Imperialismuskritik als falsch, als theoretische Schwäche - oder gar als Querfront! - beurteile. Wer meine Veröffentlichungen kennt, sollte auch meinen Standpunkt dazu kennen. Ich verweise hier nur beispielhaft auf meinen Artikel in der Zeitschrift Theorie & Praxis, "Europastrategien des deutschen Kapitals".
Eben gerade, weil es heutzutage Mode ist, bspw. jede Kritik an der EU in eine Ecke zu rücken, die irgendwie schon in der Nähe ewiggestriger und rechtspopulistischer Äußerungen ist - übrigens auch innerhalb der DKP gegenüber Genossen, die nicht die PV-Meinung vertreten! -, eben gerade deshalb finde ich es besonders wichtig, unsere Argumentation hier zu schärfen und mit besonderer Sorgfalt rechte, rechtpopulistische und querfrontmäßige Besetzungen des Themas zu demaskieren!
Fassen wir es doch mal in einem Satz zusammen. Ohne einen klaren Hauptfeindstandpunkt sind eine EU-Kritik, die sich häufig nur in Ressentiments ergeht, wie auch ein emotional begründeter Antiimperialismus, der sich meist ausschließlich gegen die USA richtet, latent gefährlich. Immer dann, wenn nicht die deutsche Bourgeoisie die Zielscheibe unserer Tätigkeiten in Deutschland ist (also hier wäre das die Rolle des deutschen Kapitals in der EU...), geraten wir in Gefahr, vereinnahmt zu werden - durch eben jene Bourgeoisie, die sich immer freut, im internationalen Kampf um Vorherrschaft und Hegemonie auch einige Linke vor ihren Karren spannen zu können.
Gerade die Tatsache, dass wir - innerhalb der Linken - einen Kampf um korrekte Positionierung in der Hauptfeindfrage auszufechten haben macht es umso nötiger, klar und deutlich aufzuzeigen, wo die Gefahren und Grauzonen liegen, in die - meist gutmeinende, aber häufig auch vollkommen naive - Linke geraten können. Das ist manchmal ein schmaler Grat. Wenn solch ein Irrweg beschritten wird, müssen wir das aber - im Interesse der Aufklärung und Verhinderung - klar benennen. Und gegebenenfalls auch bekämpfen. Da werden wir ja grundsätzlich bestimmt auch keine Differenzen haben. Unser Widerspruch liegt wohl in der Frage, wann hier der Rubikon überschritten ist, wann es eben keine "linken Ausrutscher", sondern bekämpfenswerte Verirrungen, eben Querfrontaktivitäten, werden. Du bist tendenziell eher bereit, mehr Spielraum zu geben, als ich dies bin.
Um den Bogen zurück zu schlagen zum Ausgangsthema: So in etwa linke Band, mit Schwachstellen zwar, aber halt doch vor allem links - das war der O-Ton der meisten Bandbreiten-Verteidiger aus der DKP (alle anderen, Gegner wie Befürworter, interessieren mich gerade gar nicht so). Warum nun ausgerechnet das UZ-Pressefest, die größte und öffentlichkeitswirksamste Veranstaltung der DKP überhaupt, als Therapieeinrichtung für eine "irgendwie linke Band", die akut abzurutschen droht, herhalten muss -mir ist es immer noch nicht klarer geworden. Mal ab davon, dass sich die Partei mit dererlei Darbietungen an mißglückter Basisdemokratie a la Diether Dehm nur Antiwerbung leistet... Ich finde das vor allem politisch gefährlich, kurzsichtig und mehr als naiv.
Das alles ist Wasser auf die Mühlen derjenigen, die jede Imperialismuskritik damit disqualifizieren wollen, dass ja "auch Nazis gegen die EU" seien. Und wenn das nicht genügt: es gibt leider historisch wie aktuell Beispiele zuhauf dafür, dass Rechte durch ideologische Flexibilität, durch ungeniertes Plündern ursprünglich linken Interieurs in der Lage waren, Verwirrung in die Linke zu tragen, zu desorientieren und manchmal gar personell abzugreifen. Nur andersherum - eine Linke, die durch inhaltliche Selbstaufgabe stärker geworden wäre - das gab es noch nie.
Kommentar zum Artikel von retmarut:
Donnerstag, 21.07.2011 - 19:38
@ Secarts: "Wenn wir schon nicht überein kommen in dieser Frage, können wir doch trotzdem festhalten, wo die Widersprüche liegen - und dass wir beide unter dem Begriff "Querfront" etwas ziemlich unterschiedliches verstehen."
In der Tat. Mich verwundert nur, dass wir uns dabei auf die gleiche Quelle, also den Secarts.org-Artikel berufen. Nach meiner Dafürsicht (von mir aus auch Deutung) ist dieser eigentlich recht eindeutig in der Definition.
"Für dich scheint "Querfront" hingegen ein Synonym für rechtsradikale/faschistische soziale Demagogie im klassischen Sinne zu sein."
Das ist nicht ganz korrekt. Es geht nicht um soziale Demagogie, sondern (ideologisch) um gezieltes Einfallen in linke Diskurse sowie (praktisch) um gezielte Unterwanderung linker Organisationen und Strukturen. Dem liegt also ein strategisches Moment zugrunde und nicht einfach nur irgendeine Demagogie.
Da Querfront nach meiner Auffassung, die ich hier ja bereits dargelegt habe, also Agieren von Rechtsextremen im linken Fahrwasser darstellt, ist die Frage "Wo genau war jetzt die vermeintliche Querfrontarbeit der Bandbreitee sichtbar?" durchaus noch nicht beantwortet worden.
Was Du anführtest, sind danach eben nicht Querfrontaktivitäten, sondern die "offenen Flanken" bzw. ideologischen Schwachstellen der Bandbreite.
Antiamerikanismus ist ja nicht per definitionem rechts, ebenso z.B. EU-Kritik. Es kann durchaus gute Gründe geben, diese Themen von links zu besetzen und zu begründen, auch wenn ich das nicht immer teile.
* Linker Antiamerikanismus z.B. in Lateinamerika ist als antiimperialistische Position völlig berechtigt, da hier der Hauptfeind eindeutig der US-amerikanische Imperialismus und seine lokalen Statthalter sind. Wenn deutsche Nazis allerdings gegen "angloamerikanischen Raubtierkapitalismus" wettern, hat das eine völlige andere Zielrichtung, mit dem der angeblich "zivilisiertere" deutsche Imperialismus gehätschelt werden soll.
* EU-Kritik von links, wie sie beispielsweise die KKE betreibt oder auch Teile der österreichischen kommunistischen Bewegung (also von abhängigen Staaten innerhalb der EU), ist durchaus legitim und im nationalen Kontext durchaus vertretbar. Wenn deutsche Pro-DM-Apologeten oder Faschist_innen gegen "die EU" agitieren, haben die hingegen ganz etwas anderes im Sinne, nämlich die Verherrlichung des deutschen Weges. (Wobei sie geflissentlich vergessen zu erwähnen, dass es vornehmlich Deutschland ist, welches die EU-Politik bestimmt.)
Ich habe nie bestritten, dass die Bandbreite (aber da steht sie innerhalb unserer linken Bewegung eben nicht alleine da) einige Andockpunkte besitzt, wo Rechtsextreme anlanden könnten, z.B. diese Truther-Geschichten. - Aber das ist eben noch lange keine Querfront! Wäre das "Bereitstellen" von Schwachstellen das entscheidende Kriterium, wären Gruppen wie die IGM, die DKP Berlin, manche Antifa-Gruppe etc. auch "Querfront", weil sie mit ihrer Position zu den vermeintlichen "Heuschrecken" (IGM) oder zur EU (DKP Berlin) oder zur US-Politik (Antifas) Andockstellen bieten.
Nicht das Vorhandensein von Andockstellen ist aber Querfront. Querfront kann nur das aktive Handeln, also das Eindringen in fremde Gefilde sein, und selbiges geht, das zeigen auch die geschichtlichen Beispiele, stets von Rechtsaußen aus, denn nur dort besteht auch ein wirkliches strategisches Interesse zu derlei Vorgehen.
Deine Definition von Querfront verwässert aus meiner Sicht den Begriff und führt letztlich dazu, dass der Begriff weniger im wissenschaftlichen Sinne, sondern im denuntiatorischen Sinne benutzt wird. Letzerem sollte ja ursprünglich mittels des Secarts.org-Artikel entgegengewirkt werden. Umso mehr meine Verwunderung über Deine Positionierung.
Mein Fazit unserer Debatte hier: Gut, dass wir beide zumindest jetzt geklärt haben, dass die Verwendung des Begriffes unter uns verschieden ist und auf unterschiedlichen Annahmen beruht. - Damit sind wir vermutlich wesentlich weiter als diejenigen, die kürzlich von außen eine Querfront-Debatte in und gegen die DKP gezielt hatten. Deren Verwendung des Begriffs Querfront war v.a. denuntiatorischer Art.
Kommentar zum Artikel von secarts:
Donnerstag, 21.07.2011 - 16:04
@retmarut:
"Noch mal die konkrete Frage: Wo genau war jetzt die vermeintliche Querfrontarbeit der Bandbreitee sichtbar?"
Soll ich jetzt meine detaillierte Darstellung, die ich dazu schon längst gegeben habe, wirklich kopieren und noch mal speichern?! In meinem vorletzten Beitrag habe ich mir die Mühe gemacht, Punkt für Punkt aufzulisten (und zu begründen!), welche Aspekte der Bandbreite-Äußerungen meines Erachtens querfront-affin sind.
Nimm doch dazu einfach mal Stellung, bevor wir uns jetzt wieder nur im Kreis drehen!
- Warum soll der Antiamerikanismus der Bandbreite links, der von Elsässer aber rechts sein? - Wieso ist Elsässers paranoider Geschichtsrevisionismus als rechts zu klassifizieren, der der Bandbreite aber nicht? - Was ist am Aufruf der Bandbreite, irgendeine (!) "EU-kritische Partei zu wählen", linker als an Elsässers kruder EU-Gegnerschaft (Auch Elsässer ruft ja nicht zur Wahl der NPD auf, sondern hält sich ähnlich vage)? - Und: Wie ist der Moment definiert, wo jemand wie z. B. Elsässer die Linke verlässt und in die Rechte wechselt?
"Die Actio kommt also von rechts und die Stoßrichtung geht als Einbahnstraße auch nur in einige Richtung, nämlich ins linke Lager hinein."" Auch bei der Querfront gibt es klar abgrenzbare Subjekte und Objekte, actio und reactio sowie eine klar definierte Stoßrichtung des Ganzen. "
Hmm. Scheinbar ist es mir wirklich nicht möglich, dir zu vermitteln, was ich meine. Was du schreibst, stimmt auf einer abstrakten Ebene; es ist aber ,aus meiner Sicht, nur die eine Seite der Medaille. Natürlich hat die Linke, so allgemein und insgesamt, nichts davon, mit Rechten anzubändeln. Die Linke (als Strömung) tut dies ja auch nicht. Es gibt aber Linke (als Personen und einzelne Zusammenhänge dieser großen, bunten Strömung, die ja alles andere als monolithisch ist - nicht einmal von ihrer Klassenbasis her), die dies tun - eben im Widerspruch zu ihren objektiven Interessen, aus irgendwelchen subjektiven Motiven heraus. Irgendwann ist dann der Moment erreicht, wo sie entweder offen in die Rechte überwechseln, wie Elsässer dies schon gemacht hat, oder zumindest in Gefahr geraten, dies zu tun. Die Illusion, die es auch auf linker Seite gibt, mit Rechten gemeinsam irgend etwas reissen zu können (zum Beispiel die Illusion, die die Bandbreite anscheinend in die "Truther" setzt!), aber auch der Prozess des Seitenwechsels muss benannt werden, und ich benenne es mit dem Begriff "Querfront". Für dich scheint "Querfront" hingegen ein Synonym für rechtsradikale/faschistische soziale Demagogie im klassischen Sinne zu sein.
Wenn wir schon nicht überein kommen in dieser Frage, können wir doch trotzdem festhalten, wo die Widersprüche liegen - und dass wir beide unter dem Begriff "Querfront" etwas ziemlich unterschiedliches verstehen.
Kommentar zum Artikel von retmarut:
Mittwoch, 20.07.2011 - 18:23
@ Secarts: "Die Überschneidungen der Elsässerschen Paranoia mit den "offenen Flanken" der Bandbreite sind augenfällig."
Ich sehe da keinerlei Überschneidungen, erst recht keine "augenfälligen". Elsässer hat sich, weil er in der Linken kein Bein mehr auf den Boden bekommt, in die rechtsextreme Bewegung eingereiht. Dort arbeitet er publizistisch und mit seiner "Volksinitiative".
Die Bandbreite hingegen hat sich nicht aus der Linken verabschiedet, hat keine solche rechtsextremen Unternehmungen vollzogen (warum auch?) und tritt weiterhin mit antifaschistischem, gewerkschaftsorientiertem und antirassistischem Anspruch öffentlich auf. Und dass sie Truther sind, zeigt, dass sie auf manchen Holzwegen wandeln, macht sie aber nicht zu Rechtsextremen.
Noch mal die konkrete Frage: Wo genau war jetzt die vermeintliche Querfrontarbeit der Bandbreitee sichtbar?
"Für das Zustandekommen einer Querfrontströmung spielen dutzende oder hunderte oder tausende solche individuellen Schicksale eine Rolle, die Summe ist aber denn doch etwas eigenständiges."
Es geht hier nicht um irgendwelche "individuellen Schicksale", sondern um ein bewusstes Eindringen rechtsextremer Gruppen (und rechtsextremer Ideologieansätze) in linke Bewegungen.
Und kurz zum "Dorfnazi im Osten": Ich habe ja einige Zeit in Vorpommern gelebt, wo mensch eben auch mit offen agierenden Nazis im eigenen Wohnviertel in diversen Lebenslagen konfrontiert ist. Der vermeintlich positive Bezug zu einigen Erscheinungen der DDR hat in der offen nationalsozialistischen Bewegung im Osten (Freie Kameradschaften, Autonome Nationalisten, in einigen Bundesländern wie MV auch die NPD) weder aktive noch passive Querfront-Intention, die würde auch nicht fruchten. Die hassen die DDR genauso wie die BRD, hängen voll ihrem Reichsgedanken nach und machen daraus auch keinen Hehl. - Also hier nix mit Querfront in diesem Kontext. Würden die Querfront in dieser Sache machen wollen, gingen die anders vor.
Du schreibst: "Für das Phänomen Querfront ist es eben auch vollkommen wumpe, wer nun mit welchen Ideen daran teilnimmt. Sie funktioniert eben genau dann, wenn sich Leute mit "eigentlich linkem" Hintergrund mit Rechten zusammentun. Das ist die conditio sine qua non."
Es ist eben nicht (!) wumpe, sondern wesentlich, dass von der extremen Rechten aktiv (!) Handlungen vollzogen werden, um bei Linken anzudocken. Linke hingegen haben weder Intention noch Nutzen davon, mit der extremen Rechten anzubändeln, denn die wollen a) weder in rechtsextreme Gefilde eindringen noch b) Rechtsextreme in ihre eigenen Strukturen einbinden. Der "Anteil" der Linken in dem Spiel ist lediglich, unbewusst offene Flanken zu bieten. Das machen die aber auch so, unabhängig davon, ob es eine rechtsextreme Intervention gibt. Querfront wird erst draus, wenn Rechtsextreme gezielt dort andocken wollen.
Erst durch diese gezielte Aktion von rechtsaußen kann Querfront überhaupt funktionieren. Diese vermeintliche conditio sine qua non, die Du postulierst, liegt eben gar nicht vor. Das ist die Crux in Deiner Argumentation. Das "Phänomen", von dem Du sprichst, entsteht nicht durch irgendwelches dubioses "Anbandeln", sondern einzig aufgrund realer Aktion (nämlich Eindringen in linke Zusammenhänge) seitens der extremen Rechten. Die Actio kommt also von rechts und die Stoßrichtung geht als Einbahnstraße auch nur in einige Richtung, nämlich ins linke Lager hinein.
Um mal einen Vergleich zu bringen: Wenn ich unbeabsichtigt mein Wohnzimmerfenster sperrangelweit offenstehen lasse, dort dann ein Dieb einsteigt und mir die Wohnung ausräumt, dann stehen der Dieb und ich natürlich in einem Kontext, dem Phänomen "Wohnungsdiebstahl". Nur ist der Dieb bewusst und zielgerichtet eingestiegen, während ich lediglich durch einen Fehler diesen Diebstahl mit ermöglicht habe. Niemand wird aber ernsthaft behaupten wollen, dass ich und der Dieb beide mit einander "anbandeln" wollten oder gar gemeinsam eine Hehlerbande aufziehen. Uns jetzt als "Akteure eines Wohungsdiebstahls" hinzustellen, die bewusst oder unbewusst daran Interesse gehabt hätten, liefe ins Absurde.
Wie gesagt: Auch bei der Querfront gibt es klar abgrenzbare Subjekte und Objekte, actio und reactio sowie eine klar definierte Stoßrichtung des Ganzen.
Kommentar zum Artikel von secarts:
Dienstag, 19.07.2011 - 16:52
@retmarut:
"Ich sehe durchaus einen Unterschied, ob jemand geplant in linken Gefilden auf Jagd geht oder ob eine Linke aus theoretischer Unzulänglichkeit oder falscher Taktik (bsp. Ruth Fischer oder der nationalbolschewistische Flügel der KPD) "rechte Parolen" bringt."
Naja, die Fischer-Maslow-Fraktion war ja keine Querfrontgruppe. Ich rede auch nicht von einer Parteilinie, die falsch oder richtig ist. Deren Fehlen ist uns ja allen bekannt, das trägt natürlich auch zu dem Problem bei, mit dem wir konfrontiert sind: jede und jeder Interessierte muss sich selbst seinen Weg durch den Dschungel linker Subkulturen bahnen. Da bleiben auch Leute auf der Strecke oder biegen falsch ab. In diesem Sinne, wieder aus der Perspektive des einzelnen Handelnden, besteht dieser Unterschied. Für das Zustandekommen einer Querfrontströmung spielen dutzende oder hunderte oder tausende solche individuellen Schicksale eine Rolle, die Summe ist aber denn doch etwas eigenständiges.
"Das erstere geschieht gezielt und bewusst, das andere sind Fehlentwicklungen innerhalb einer Linken, die eben nicht darauf abzielen, die Zielsetzung (s.u.) von Querfront umzusetzen."
Auch da will ich dir gar nicht widersprechen. Dennoch nehme ich an, dass du hier eine allgemeine Beschreibung des Phänomens wieder eins zu eins auf den individuellen Horizont herunterbrichst. Das ist nicht stimmig, es gibt beispielsweise auch etliche Rechte, die Querfronttätigkeiten nachgehen, ohne sich selbst über die Funktion ihrer Tätigkeit im Klaren zu sein (ein Beispiel: es ist, im Osten, oftmals überhaupt kein Widerspruch für Nazis, die DDR für das "bessere Deutschland" zu halten... Nicht wegen der Herrschaft der Arbeiterklasse, sondern wegen "Zucht und Ordnung", "wenig Ausländern", etc. - das hat was mit biographischem Hintergrund zu tun, wirkt sich in der Praxis als Querfront aus, und trotzdem steht der einzelne Dorfnazi voll überzeugt dahinter!). Für das Phänomen Querfront ist es eben auch vollkommen wumpe, wer nun mit welchen Ideen daran teilnimmt. Sie funktioniert eben genau dann, wenn sich Leute mit "eigentlich linkem" Hintergrund mit Rechten zusammentun. Das ist die conditio sine qua non.
"Was hat denn eine originär linke Bewegung davon, wenn a) das Proletariat demoralisiert wird und b) das Kleinbürgertum unter scheinradikaler Phraseologie organisatorisch dem kapitalistischen Machterhalt dienstbar gemacht wird??"
Besser hätte ich diese Frage - die man vielleicht der Bandbreite, obschon keine ernsthafte Größenordnung in der Linken, mal stellen sollte - auch nicht formulieren können. Und, ganz im Ernst, ich weiß auch nicht, warum es Linke gibt, die glauben, das für sie etwas rauszuholen sei, wenn sie mit Rechten kungeln. Da kann ich höchstens Vermutungen anstellen. Das kann ich mir andererseits auch schenken, denn wir wissen aus der Geschichte leider nur allzu gut, wohin diese Reise führt: kein Nazi wird zum Antikapitalisten, wenn er von Linken in seinem Antiamerikanismus bestärkt wird, kein Antisemit wird kuriert, wenn ihm nun auch vorgeblich Linke erzählen, wer Möllemann weswegen umgebracht hat... etc. etc.
Deiner Einschätzung Elsässers kann ich weitgehend folgen. Eine Frage bleibt, wenn nun der gleiche Maßstab wie bei der Bandbreite angelegt wird: Wo ist da für dich der Schnitt - zwischen noch-Links und schon-Rechts - zu ziehen? Du schreibst: 2008. 2008 war Elsässer allerdings noch nicht mit der "Jungen Freiheit" im Bett, organisatorisch nirgendwohin übergetreten und laut eigener Aussage immer noch links, im leninistischen Sinne gar. Trotzdem, und da stimme ich dir vollkommen zu, war auch da schon absehbar, wohin seine Reise gehen wird. Insofern konnte man zu Recht auf sein Getöse, nach wie vor ein "klassischer Linker" zu sein, pfeifen - er musste schon damals bekämpft werden als das, was er ist: ein Querfrontler. Da scheint es ja auch keinen Dissens zwischen uns zu geben, umso mehr wundert mich, dass du bei der Bandbreite einen ganz anderen Scheffel anlegst...
Ich habe 2009 über Elsässer in der T&P folgendes geschrieben: "Es kann keine Gemeinsamkeit mit solchen sozialdemagogischen und rückwärtsgewandten Konzeptionen geben. Jürgen Elsässer hat sich aus dem linken Diskurs, aus der – bekanntlich großen – Spannbreite an diskutierbaren Meinungen verabschiedet. Dementsprechend kann und muss es Aufgabe sein, ihn und seine Proliferanten zu isolieren." Dem brauche ich auch heute nichts hinzuzufügen. Vielleicht nur, dass Proliferanten natürlich nicht nur reden und schreiben, sondern manchmal eben auch singen. Die Überschneidungen der Elsässerschen Paranoia mit den "offenen Flanken" der Bandbreite sind augenfällig. Es bleibt zwar zu vermuten, dass das, was Elsässer systematisch und nicht ohne technisches Können Schritt für Schritt bewusst umsetzt, bei der Bandbreite eher ein unklares Gemengelage aus Ressentiments und theoretischer wie historischer Unbedarftheit sein könnte. Besser wird es dadurch allerdings nicht, Dummheit ist keine Entschuldigung.
Kommentar zum Artikel von retmarut:
Montag, 18.07.2011 - 23:42
Kurz noch zu Elsässer, der hier ja mehrfach eingebracht wurde:
Elsässer ist mal als Linker gestartet, ist durch die KB-Schule gegangen und hat teilweise auch ganz ordentliche Positionen in den 1990ern vertreten (u.a. zum Jugoslawienkrieg). Allerdings hat er sich von der Linken ideologisch längst verabschiedet. (Siehe auch seine Homepage, die ich hier nicht verlinke.)
Und wenn ich mir die wirren "Wanderungsbewegungen" eines Jürgen Elsässer ansehe, der vom KB zur Redaktion der "Bahamas" ging, dann Redakteur der jungen Welt wurde, dann als Redakteur die Jungle World mit aufbaute, dann Redakteur der "Konkret" war, mittlerweile v.a. mit seiner "Volksinitiative" durch die Gegend tingelt, drängt sich der Eindruck auf, Elsässer ging und geht es in erster Linie um eines: seinen eigenen Narzismus.
Falls meine Meinung dazu interessiert: Elsässer ist bei seinem ideologischen Rechtsruck mittlerweile im rechtsextremen Lager beheimatet (vermutlich ab etwa 2008) und betreibt dort aktive Querfrontpolitik, was ja aus seiner Sicht auch naheliegend ist, da er einschlägige linke Parolen, linken Duktus, linke Codes kennt und in seinem (d.h. rechten) Sinne entsprechend ummodeln kann. Sein Hineinwirken in die Linke scheint mir allerdings eher begrenzten Erfolg zu haben, da er in wesentlichen Teilen der Linken durch sein früheres und heutiges Auftreten bereits "verbrannt" ist.
Zwischen einem Elsässer, der also Querfrontpolitik betreibt [ohne das hier dezidiert nachgewiesen zu haben, aber es ist ja auch nur ein Nebenstrang unserer Diskussion, auf den ich hier in aller Kürze reagiere] und einer linken Band wie Bandbreite, die lediglich Andockflächen für Rechte bieten, besteht also ein wesentlicher struktureller Unterschied. Diesen Unterschied mittel eines (dann) aufgeweichten/verwässerten Querfrontbegriffs verwischen zu wollen, halte ich für höchst bedenklich.
Kommentar zum Artikel von retmarut:
Montag, 18.07.2011 - 22:00
@ Secarts: "Wenn ich das mal grob zusammenfasse, was du vorhin geschrieben hast, läuft das für mich auf folgendes hinaus: Geht von rechtsradikaler bis faschistischer Seite eine Anbiederung nach Links - durch Übernahme linker Slogans, soziale Demagogie, etc. - vor, dann ist das Querfronttätigkeit. Ist es jedoch anders herum und Leute mit linkem "Background" greifen zu rechten Parolen, wäre dieselbe Handlung auf einmal keine Querfronttätigkeit mehr, sondern nur noch eine "offene Flanke"... "
Ich sehe durchaus einen Unterschied, ob jemand geplant in linken Gefilden auf Jagd geht oder ob eine Linke aus theoretischer Unzulänglichkeit oder falscher Taktik (bsp. Ruth Fischer oder der nationalbolschewistische Flügel der KPD) "rechte Parolen" bringt. Das erstere geschieht gezielt und bewusst, das andere sind Fehlentwicklungen innerhalb einer Linken, die eben nicht darauf abzielen, die Zielsetzung (s.u.) von Querfront umzusetzen. Es geht also nicht um "das subjektive Selbstverständnis" (Secarts), sondern um die notwendige Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt bei einer Handlung. Wer das nicht auseinanderhält und alles in einen Topf wirft oder gar denjenigen, die politische Schwachstellen bieten auch noch ein wie auch immer geartetes Eigeninteresse an einer Querfront, d.h. der Unterwanderung durch die extreme Rechte, unterschieben will, wird zu politisch völlig falschen Schlüssen kommen. Da wird dann das Opfer mit dem Täter gleichgestellt; es wird damit ein willentlicher, aktiv betriebener Prozess (aus der extremen Rechten) mit einer auf fehlerhafter Politik begründeten, unbewussten Türöffnerfunktion auf eine Stufe gestellt.
Im Querfrontbeitrag heisst es zur Zielsetzung von Querfront richtigerweise:
Die "Querfront"-Konzeptionen sollen dabei klassenspezifische Funktionen erfüllen:
* das Proletariat soll demoralisiert, vom Klassenkampf abgelenkt und schließlich in seiner organisierten Form zerschlagen werden. Das Ziel der "Querfront"-Konzeptionen ist der Einbruch in die Reihen der organisierten Arbeiterbewegung, um nach Möglichkeit den Massenrückhalt für die Herrschenden auch in der Arbeiterschaft auszudehnen - und gleichzeitig die revolutionäre Arbeiterbewegung bis aufs Blut zu bekämpfen;
* das Kleinbürgertum soll unter scheinradikaler Phraseologie organisatorisch dem kapitalistischen Machterhalt dienstbar gemacht werden. Mit spezifischen Apellen an die Ängste und Hoffnungen des Kleinbürgertums, an seine klassenbedingte Tendenz zur Radikalisierung, soll einerseits der Einfluß der Arbeiterbewegung unterminiert; andererseits die Verankerung bürgerlicher Ideologien unter pseudorevolutionären Parolen vorangetrieben werden.
Cui bono: Was hat denn eine originär linke Bewegung davon, wenn a) das Proletariat demoralisiert wird und b) das Kleinbürgertum unter scheinradikaler Phraseologie organisatorisch dem kapitalistischen Machterhalt dienstbar gemacht wird?? An diesem Punkt wird doch deutlich, wie absurd es ist, zielgerichtetes Handeln der extremen Rechten mit Andockflächen in der Linken gleichzusetzen.
Kommentar zum Artikel von secarts:
Sonntag, 17.07.2011 - 22:43
@retmarut:
"Warum wird diese Debatte immer wieder auf Nebengleise geführt, statt über die These zu reden, die Bandbreite sei Querfront? Natürlich können wir auch einen Thread über Elsässer aufmachen, wenn das so brennend unter den Nägeln juckt"
Wenn wir ohne alle Vergleiche arbeiten müssen, keine Parallelen heranziehen dürfen und jeden individuellen Fall isoliert betrachten müssen, ist wissenschaftlicher Analyse der Boden entzogen. Also lass uns doch bitte, wenn wir sinnvoll und zielgerichtet diskutieren wollen, auch weiterhin die Möglichkeit einer Erhellung durch Vergleich in Betracht ziehen.
Ich will hier auch nicht über Elsässer diskutieren, retmarut. Wir beide bekommen augenscheinlich aber nicht mal eine gemeinsame Unterscheidung zwischen Phänomen und Akteuren zustande.
Wenn ich das mal grob zusammenfasse, was du vorhin geschrieben hast, läuft das für mich auf folgendes hinaus: Geht von rechtsradikaler bis faschistischer Seite eine Anbiederung nach Links - durch Übernahme linker Slogans, soziale Demagogie, etc. - vor, dann ist das Querfronttätigkeit. Ist es jedoch anders herum und Leute mit linkem "Background" greifen zu rechten Parolen, wäre dieselbe Handlung auf einmal keine Querfronttätigkeit mehr, sondern nur noch eine "offene Flanke"...
Nach dieser Lesart bleibt als letztes Kriterium immer nur das subjektive Selbstverständnis (ausgedrückt durch organisatorische Zugehörigkeit zur faschistischen Rechten) übrig, nach dem eine Einschätzung gefällt werden kann. Niemand - deshalb vorhin mein Beispiel mit Elsässer - der ursprünglich aus dem linken Spektrum stammt (und noch nicht offen ins faschistische Lager übergewechselt ist), könnte demnach Querfronttätigkeiten nachgehen! Das ist m. E. vollkommen falsch. Ich bin der Meinung, dass das objektive Resultat über die Einordnung entscheidet. Was die Beteiligten subjektiv darüber denken, ist letztlich höchstgradig irrelevant. Sie tun etwas, und bewirken damit objektiv etwas. Das ist entscheidend, und nichts sonst.
Was an der Bandbreite m. E. querfronttaugliche Ansätze bietet, sollte doch mittlerweile bekannt sein. Ich wiederhole es gerne noch einmal:
- plumper, verschwörungstheoretischer Antiamerikanismus. Etliche negative Entwicklungen hierzulande seien US-Verschwörungen zuzuschreiben. Meines Erachtens querfronttauglich, da rückwärtsgewandt kapitalismus-"kritisch" und ohne Hauptfeindanalyse. Damit geeignet, Nazis wie Linke unter eine Parole zu führen. - verquere EU-Kritik. Das Herrschaftsprojekt des deutschen Kapitals über Europa wird eher als Bürde auf Kosten Deutschlands empfunden. Querfronttauglich, da a) Teile der Bourgeoisie selbst die EU abwickeln wollen und dafür "Verbündete" suchen, b) sich auch etliche Faschisten hinter den Slogan in dieser Form stellen können. - paranoider Geschichtsrevisionismus. Die USA haben Pearl Harbor verursacht, das WTC selbst gesprengt, Möllemann auf dem Gewissen, etc. - Das kann querfronttauglich sein, ist es aber m. E. nicht automatisch. Ein Teil der sog. "Truther" tendieren allerdings ganz eindeutig in rechtsradikale und rechtsesoterische Ecken. - Unkritische Auftrittspolitik. Die Bandbreite hat keine Berührungsängste gegenüber Truthern, dem Elsässer-Spektrum und rechten Esoterikern. Querfronttauglich, weil damit Szenen zusammengeführt werden, die nicht zusammen gehören. Gegen den Vorwurf, wissentlich bei offenen Faschisten aufzutreten, muss man sie allerdings wohl in Schutz nehmen.
Nicht alles, was Faschisten so an sozialer Demagogie absondern, ist automatisch identisch mit Querfront; ebenso wenig, wie jede "theoretische Schwäche" der Linken der Querfront zuzuschlagen ist. Das Kriterium, ob tatsächlich Fühler "zur anderen Seite" ausgestreckt werden, spielt schon eine Rolle. Die IG Metall - um jetzt mal bei deinem "themenfremden" Beispiel zu bleiben - hat da mit den unsäglichen Heuschreckenplagen in der Tat eine Flanke geöffnet, ist aber nicht mit Elsässer zusammen in die Bütt gegangen. Die Bandbreite hingegen tut dies - ob auf Elsässer-Demos, bei Truthern oder sonstwem. Dieses Kriterium, also die praktische Kooperation mit rechten Kräften, definierst du mit deinem Ansinnen, keinerlei Vergleiche zuzulassen, mal eben einfach so weg. Letztlich wird damit aber jede Analyse zum induktiven Herumgestochere. Dies nun mit einer Definition aus einem Artikel zu begründen, der ansonsten unausgesprochen in ganz wesentlichen Teilen verworfen wird - nirgendwo wird dort nämlich die Querfront zu einer "Methode" degradiert, der sich Rechte automatisch bedienen, wenn sie Sozialdemagogie betreiben! -, das finde ich gewagt.
Kommentar zum Artikel von retmarut:
Sonntag, 17.07.2011 - 21:20
@ Secarts: Warum wird diese Debatte immer wieder auf Nebengleise geführt, statt über die These zu reden, die Bandbreite sei Querfront? Natürlich können wir auch einen Thread über Elsässer aufmachen, wenn das so brennend unter den Nägeln juckt, aber dann doch bitte unabhängig von der Frage der Bandbreite. Also bitte auf den Kern fokussieren und nicht ständig neue Themenfelder aufmachen!
Schön, dass der Artikel endlich in der Diskussion aufgegriffen und z.K. genommen wird. Im Artikel heisst es wörtlich:
"„Querfront“ ist also, kurz gesagt: der Versuch faschistischer Kräfte, unter Ausnutzung theoretischer Schwächen in die Arbeiterbewegung einzudringen, um diese zu zersetzen und schlußendlich zu vernichten."
Subjekt der Querfront sind also faschistische Kräfte (wobei ich das eher auf den Begriff rechtsextreme Kräfte erweitern würde, aber das sind nur unwesentliche Detailfragen). Die Linke ist in diesem Fall Objekt, nämlich diejenigen, die durch theoretische Schwächen Einfallstore für solche Attacken bieten, wo rechtsextreme Kräfte andocken können. Querfront beschreibt also den Versuch des aktiven Eindringens von rechtsextremen Positionen in die Linke und Arbeiter_innenbewegung. (Und nicht etwa die Bereitstellung von Schwachstellen, die dafür ausgenutzt werden können.)
Im Artikel heisst es dazu:
"Originäres Interesse an der Aufweichung linker Positionen, am Eindringen, an der Zersetzung und schlußendlich an der (physischen) Eliminierung der Arbeiterbewegung hat jedoch die (faschistische) Rechte; von Links bestehen allerdings Schnittmengen, die solches Vorgehen überhaupt erst ermöglichen: "
Das Interesse, also das gezielte und geplante Vorgehen, geht von den rechtsextremen Kräften aus. Was die Linke in diesem Prozess beisteuert, sind lediglich "Schnittmengen", also das Öffnen von Flanken aufgrund mangelhafter theoretischer (und praktischer) Orientierung.
Übertragen wir das alles auf den Fall Bandbreite:
Die Bandbreite gehört ganz augenscheinlich nicht zu den rechtsextremen Kräften, die hier infiltrieren, sondern zum Teil der Linken, die aufgrund theoretischer Mängel Andockpunkte eröffnen. Bei der Bandbreite konkret ist dieser Andockpunkt die Truther-Orientierung dieser Band, also allerlei Verschwörungsmüll, der sie auf verschiedene Holzwege führt. Ich weise an dieser Stelle daher bewusst noch einmal darauf hin: Subjekt in diesem Sinne ist also nicht die Bandbreite, sondern sind (falls denn Querfrontbestrebungen überhaupt bestehen sollten) rechtsextreme Kräfte von außerhalb.
""Querfront“-theoretische Ansätze gehen von links wie von rechts aus."
Ja, mit dem wesentlichen Unterschied, dass von rechts der Angriff kommt, während von links die Öffnung erfolgt. Die "Arbeitsteilung" und die Rollenverteilung in diesem Spiel ist also klar abgesteckt. Es ist ja nicht so, dass die Linke ihre Tore bewusst öffnet oder zielgerichtet "auf Querfront macht", sondern es handelt sich um Schwächen in der eigenen Politik.
Du schreibst: "Querfrontagitation muss - damit sie überhaupt ihre objektive Funktion erfüllen kann! - immer zwischen beiden Seiten oszillieren, darf nie zu offensichtlich nach offen rechts kippen, um unter Linken noch Anziehungskraft genießen zu können."
Selbstverständlich. Die gesamte faschistische Bewegung basiert darauf, ist doch per se Querfront, weil sie sich nur dann als potentielle Hauptstütze der Bourgeoisie anbieten kann, wenn sie eine Massenbasis erhält, also in die abhängigen Klassen eindringt und dort Fuß fasst. Das kann ihr nur gelingen, wenn sie der Form nach (also oberflächlich) Merkmale der Arbeiter_innenbewegung kopiert (Kleidung, Liedgut, Parolen, Organisierungsansätze etc.) und übernimmt. Sehr plastisches Beispiel dafür sind die NSDAP, aber auch die italienische faschistische Bewegung unter Mussolini, die sich bewusst linker "Codes" bedient haben. Was diese Bewegungen nicht tun können, ist 1:1 Inhalte und Theorie der Arbeiter_innenbewegung zu übernehmen, also z.B. den Widerspruch Kapital vs. Arbeit aufgreifen oder einen proletarischen Klassenstandpunkt einnehmen. Als kleinbürgerliches Projekt, das sich der Bourgeoisie als Herrschaftsalternative andient, kann die faschistische Bewegung nur ein völkisches, klassenneutrales, korporativistisches Projekt darstellen, das seinen "Antikapitalismus" nur in antisemitischer, nationalistischer Gestalt ausformen kann.
"Eine Querfrontdefinition, die letztlich nur offene Faschisten noch zur Querfront rechnet, erübrigt sich von selbst, da sie nichts definiert, sondern nur einen weiteren Begriff über Altbekanntes stülpt."
Es geht auch um Altbekanntes, nämlich eine Methode (sic!) der extremen Rechten, um in fremden Gewässern fischen zu gehen. Eine Definition, die (über die unsrige hinausgehend) Subjekt und Objekt gleichermaßen unter dem Begriff "Querfront" subsumierte, wäre letztlich unsinnig und zahnlos. Damit wären z.B. die Gewerkschaften (erinnert sei an den Heuschrecken-Aufmacher in der "Metall") auch Teil der Querfront. Das sind sie jedoch objektiv nicht, sondern sie liefern aufgrund fehlerhafter Analyse des kapitalistischen Systems lediglich Andockpunkte. - Mensch sollte also nicht Ross und Reiter vertauschen!
Eine Anwendung des Querfront-Begriff in einer derart ausufernden Interpretation, wie Du das gerade vorschlägst, verwässerte den Kerngehalt der Querfront-Definition und führte zu einer allgemeinen Beliebigkeit.