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Ich bin in China!
Nach einem recht unspektakulaeren Flug hat mich die Ankunft in Hongkong zunaechst – rein klimatisch – umgehauen: von lockeren 13 Grad, die in Deutschland zum Zeitpunkt meiner Abreise herrschten, ging es direkt in den subtropischen Monsun: ueber 30 Grad, Luftfeuchtigkeit von ca. 90 %, Gewitter, Regen wie aus Kuebeln... zunaechst einmal blieb mir fuer einige Sekunden die Luft weg: binnen 3 Minuten war ich unter all meinem Gepaeck voellig durchgeschwitzt.
In Hongkong habe ich mich nicht allzu lange aufgehalten (auf dem Rueckweg werde ich dort vorraussichtlich noch ein paar Tage Station machen), sondern bin mit dem Fernbus direkt weiter in Richtung Guangzhou (Canton) gefahren. Die Busroute fuehrt ueber den „Superhighway“ durch die Sonderwirtschaftszone Shenzhen entlaengs des Perlfluss-Deltas durch Dongguan nach Guangzhou, und auf dieser Strecke bekommt man einen ersten Einblick in die Dimensionen, mit denen man es in China zu tun hat:
Haeuser, Haeuser, Haeuser (
das Bild habe ich aus der 12. Etage in Guangzhou aufgenommen) – die einzelnen Stadtgrenzen sind nicht zu erkennen: ueber 150 Kilometer nur bebautes Gebiet, ein 20- bis 30-stoeckiges Hochhaus nach dem anderen. Verglichen mit dem deutschen Ruhrgebiet bestehen nur zwei Unterschiede: dieses hier ist 100 mal so gross wie sein deutsches Pendant – und es ist laengst nicht das einzige seiner Art in China. Dass die 1,3 Milliarden Menschen Chinas natuerlich auch irgendwo wohnen muessen, war mir abstrakt betrachtet klar: wie dies praktisch aussieht, muss man gesehen haben, um es zu verstehen.
Unterwegs hatte ich mehrere Grenzkontrollen zu absolvieren: Hongkong ist zwar seit 1997 wieder zur Volksrepublik China gehoerig, wird aber fuer einen vertraglich fixierten Zeitraum von 50 Jahren nach dem Prinzip „ein Land, zwei Systeme“ verwaltet. Dies bedeutet: eigene Regierung, eigenes Gerichtswesen, eigene Verwaltung, eigene Polizei, eigenes Geld: lediglich die aussenpolitischen und militaerischen Belange werden von der Volksrepublik fuer Hongkong wahrgenommen. Und dies bedeutet auch: Grenzen mit Einreisekontrollen. Wobei dies, wie mir auch schon bei der Visabeantragung auffiel, sehr unkompliziert ablaeuft: Zettel ausfuellen, Stempel in den Pass und durch, wobei mich der junge Grenzpolizist ein, zwei Sekunden misstrauisch beaeugte, da meine Haartracht auf dem Passbild um einiges laenger war als heute... Ihm muss es in etwa so gegangen sein wie uns Europaern gelegentlich mit asiatischen Gesichtern: alle sehen sich relativ aehnlich, kleine Veraenderungen machen es unmoeglich zu erkennen, ob es sich noch um die selbe Person handelt... mit Gestik machte ich ihm klar, dass lediglich die Haare um 15 cm kuerzer geworden sind.
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Blick aus dem zwölften Stock über Guangzhou |
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So musste ich zunaechst in Hongkong auf dem Flughafen offiziell einreisen, inklusive Temperatur-Check wegen SARS-Gefahr, spaeter mit dem Bus wieder aus Hongkong ausreisen und danach in Shenzhen in die Volksrepublik China wieder einreisen. Ziemlich viel fuer den ersten Tag, dennoch aber in einer halben Stunde erledigt – mein Pass ist um eine ueppige und farbenpraechtige Stempelsammlung reicher. Auf chinesischer Seite bemerkte ich, ploetzlich keine weiteren Auslaender mehr um mich zu haben: ich stand, der Sprache und Schrift nicht maechtig, inmitten hunderter chinesischer Familien, die via Hongkong aus dem Urlaub oder vom Einkaufen zurueckkehrten. Das Personal des Fernbusses war gluecklicherweise auf Trab: an einem mir vorher angeklebten Sticker wurde ich prompt erkannt und zum richtigen Bus nach Guangzhou geleitet.
In der Volksrepublik China herrscht zur Zeit eine Verknappung an privatem Benzin: das Autobenzin wird, wie viele andere Grundgueter wie Strom, Gas und Wasser auch, staatlich subventioniert und ist in China selbst vielfach billiger als auf dem Weltmarkt. Der derzeit extrem hohe Rohoelpreis auf dem Weltmarkt fuehrt natuerlich zu Problemen: das private Benzin wird rationiert und die Schlangen der Autofahrer vor den Tankstellen erinnern an die Oelkrisen der siebziger Jahre – Oel ist in China nun einmal zum Grossteil importiert und die weltpolitischen Umstaende, die den Preis in die Hoehe treiben, treffen auch die Chinesen. Gluecklicherweise scheinen weder Busse noch Taxen davon betroffen: so kann ich meine Fahrt unbeeindruckt entlaengs der Schlangen der in der Hitze wartenden Autofahrer fortsetzen. Betreffs der Taxen hat sich ein Geruecht auch prompt bestaetigt: auf dem privaten Automarkt herrscht laengst ein unueberschaubare Vielfalt an chinesischen und auslaendischen Modellen: die Taxen allerdings sind tatsaechlich fast alle VW Santanas.
Nun bin ich also gerade in Guangzhou – mit ungefaehr 15 Millionen Einwohnern gehoert die Stadt zu den vier Groessten Chinas. Unangefochten vorne liegt mit 35 Millionen (!) Einwohnern Chongqing in China und derzeit auch weltweit auf Platz Eins: gefolgt von Beijing und Shanghai. Doch auch Platz vier ist fuer einen Europaer, der faelschlicherweise Berlin bisher fuer eine recht grosse Stadt hielt, atemberaubend – in den naechsten Tagen werde ich die Stadt erkunden und auch mit mehr Fotos aufwarten koennen.
Bis bald!
secarts