An Leute wie den schreibt man nicht. Und um über ihn zu schreiben – und zwar so, wie es sich gehört, in Form einer Anzeige – fiele es selbst nach bürgerlich-juristischen Maßstäben schwer, eine Auswahl aus dem Sumpf an Verlogenheit, krimineller Dreistigkeit und menschlicher wie politischer Charakterlosigkeit zu treffen, die nicht jeden druckbaren Rahmen sprengt. Für eine in einer funktionierenden Demokratie zu erwirkende Aburteilung wäre allerdings jede Sumpfblüte für sich hinreichend:
Fakt 1: Bereits Aufstieg und politischer Werdegang Kochs sind justiziabel. Mit Geldern aus der CDU-Schwarzgeldaffäre wird 1999 ein an niederster Hetze kaum zu überbietender Pogromwahlkampf mit Unterschriftensammlungen gegen die rot-grüne Staatsbürgerrechts-Reform finanziert.
Fakt 2: Auf die gereckte Law-and-Order-Pose des „brutalstmöglichen Aufklärers“ folgt im Januar 2000 die Enthüllung, dass der Sheriff der Stammtische selbst bis über beide Ohren in den Skandal verstrickt ist – die als „anonyme jüdische Vermächtnisse“ getarnten Schwarzgelder bleiben im Dunkeln. Koch sitzt die Affäre aus und bleibt an der Macht, mit brutalstmöglicher Nonchalance.
Fakt 3: An diese Macht wird sich geklammert, und zwar ohne Rücksicht auf das Votum des Wählers. Über die eindeutige Abwahl in der hessischen Landtagswahl 2008 setzt sich Koch mit einer antiparlamentarischen Minderheitenregierung hinweg. Die Abservierung Andrea Ypsilantis beschert ihm eine undemokratisch ergaunerte, weil von der Wählermehrheit nicht gewünschte dritte Amtszeit.
Fakt 4: Die Seilschaften bis ins offen rechtsradikale Milieu machen klar, wohin die Reise mit solchen Leuten geht. Koch tummelt sich in der rechten Kaderschmiede „Studienzentrum Weikersheim“ (2002 Hauptredner auf dem Jahreskongress des Studienzentrums) und beehrt Referenten der holocaustleugnenden „Gesellschaft für freie Publizistik“ (Hans-Helmuth Knütter, Autor im Sammelband "Zukunftsmodell soziale Marktwirtschaft") mit Vorworten zu ihren Elaboraten.
Das sattsam bekannte Amalgam aus Ausländerhass und sozialer Demagogie, die Stilisierung als polizeistaatlicher Saubermann, die Kombination des Ganzen mit reaktionärer Gutsherrenattitüde: Das ist nicht einfach eine - unangenehme - Spielart der parlamentarischen Kultur an deren rechten Rändern; es ist die kalkulierte Absage an die (selbst bürgerliche!) Demokratie.
Dieser ordinäre Hetzer, dieses seelisch verquetschte Luder hat Erfolg, weil er nicht nur die dumpfen Ressentiments von Millionen Hobbyblockwarten teilt, sondern weil er sie in blindwütigen Aktivismus aufzustacheln weiß. Die jüngsten Ausfälle gegen Hartz-IV-Opfer; der Schrei nach Bundesarbeitsdienst-Pflicht; die selbstgefällige Ignoranz gegen demokratische Strukturen; die ganze mafiöse Bimbes-Mentalität: Hier bietet sich jemand feil, als Option jenseits einer bürgerlich-parlamentarischen Republik. Und deshalb ist da keine – auch keine polemische – Auseinandersetzung mehr möglich: Dieser Mann gehört nicht kritisiert. Er gehört hinter Gitter.