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unofficial world wide web avantgarde
für alle Besucher sichtbar Termin: »Sagen wird man über uns're Tage«
Termin vergangen.
Montag 7
Oktober 2019
19 Uhr bis 22 Uhr Musik und Kultur Ort: 1*** Berlin, Deutschland.
»Sagen wird man über uns're Tage«: +++ Achtung: Es gibt keine Karten mehr! Restkarten gibt es evtl. an der Abendkasse +++

Festveranstaltung zum 70. Jahrestag der Gründung der DDR

»Sagen wird man über uns’re Tage: Altes Eisen hatten sie und wenig Mut, denn sie hatten wenig Kraft nach ihrer Niederlage ...«

In den frühen 1970er Jahren wurde dieses Lied gern gesungen. Die Komposition schuf der Jazzer Uli Gumpert. Der Textdichter – Kuba – stand für die Widersprüchlichkeit ebenjener Tage und der Menschen, die sie prägten. Um sie vor allem geht es in diesem Programm. Dabei wird von Niederlagen zu reden sein, auch wenn sie traurig machen. Und von Abhängigkeiten, und vom Volkseigentum. Darum, wie es erkämpft und verloren wurde. Es wird gehen um die Heimat, damals gern besungen, jetzt ein Wort, das missbraucht scheint. Erinnert werden soll an den glücklicherweise »verordneten« Antifaschismus, der heute alles andere als selbstverständlich ist. Zusammengefasst könnte man sagen, die Lieder und Gedichte handeln von Errungenschaften, die je länger sie fehlen, um so schmerzlicher vermisst werden.

Es wird gehen um eine Haltung zu dieser großen „dritten Sache“, wie Brecht es gerne nannte, also dem Kampf gegen eine Gesellschaft der Ausbeutung, für eine sozialistische.

In diesen nachdenklichen 120 Minuten werden Gina Pietsch und Bardo Henning Lieder und Gedichte vortragen von Bertolt Brecht, Max Zimmering, Kurt Demmler, Franz Josef Degenhardt, Peter Hacks, Hermann Kant, Gerhard Gundermann, Franz Fühmann, Jewgeni Jewtuschenko, Volker Braun, Gerhard Folkerts u.a.

sowie

Festrede von Dr. Arnold Schölzel: "Ich sage, es war ganz und gar bei Sinnen" (Peter Hacks).

Wann: 7. Oktober 2019, Einlass: 18.00 Uhr, Beginn: 19.00 Uhr

Wo: Arndt-Bause-Saal des Freizeitforums Berlin-Marzahn, Marzahner Promenade 55, 12679 Berlin

Eintritt: 10 Euro / 7 Euro (ermäßigt)
junge Welt und Melodie & Rhythmus

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Von KKE

12. Mit der Aufstellung des ersten Plans der zentralen Planung, standen die folgenden Fragen schon im Zentrum der theoretischen Auseinandersetzung und des politischen Kampfes bezüglich der Wirtschaft: Ist sozialistische Produktion eine Warenproduktion?Welche Rolle spielt das Wertgesetz, spielen die Ware-Geld-Beziehungen im Rahmen des sozialistischen Aufbaus? Die Diskussionen und Polemiken wurden durch den 2. Weltkrieg unterbrochen, wurden danach jedoch in verschärfter Weise weitergeführt. Wir sind der Auffassung, dass der theoretische Ansatz, wonach das Wertgesetz ein Bewegungsgesetz der kommunistischen Produktionsweise in seiner ersten Phase ist, falsch ist. Dieser Ansatz wurde jedoch seit den 1950er Jahren in der UdSSR und in der Mehrzahl der kommunistischen Parteien dominant. Diese Position wurde durch die Ausweitung der nicht-kapitalistischen Warenproduktion gestärkt, die objektiv durch den geplanten Übergang von vorkapitalistischen Beziehungen in der landwirtschaftlichen Produktion zu genossenschaftlichen Ware-Geld-Beziehungen entstanden. Diese materielle Basis verstärkte noch die theoretischen Mängel und Schwächen des subjektiven Faktors bei der Festlegung und Durchführung der zentralen Planung. Eine theoretische Basis für opportunistische Politik wurde geschaffen, die die zentrale Planung schwächte, das gesellschaftliche Eigentum untergrub und die konterrevolutionären Kräfte stärkte.

13. In der ersten Periode des sozialistischen Aufbau bis zum Zweiten Weltkrieg ging es um das grundlegende, primäre Problem der Abschaffung des kapitalistischen Eigentums und dem geplanten Herangehen an die sozialen und ökonomischen Probleme, die der Kapitalismus hinterlassen hatte und die durch die imperialistischen Einkreisung und Intervention verschlimmert wurden. Von 1917-1940 konnte die Sowjetmacht auf den meisten Gebieten Erfolge registrieren. Sie führte die Elektrifizierung und Industrialisierung der Produktion, den Ausbau der Verkehrsmittel und die Mechanisierung eines großen Teils der landwirtschaftlichen Produktion durch. Eine Produktion nach Plan wurde eingeleitet und dabei eindrucksvolle Erfolge bei der Entwicklung der sozialistischen Industrieproduktion erzielt. Die inländischen Produktionskapazitäten in allen Industriezweigen wurden erfolgreich entwickelt. Produktionsgenossenschaften (Kolchosen) und landwirtschaftliche Staatsbetriebe (Sowchosen) schufen auf diese Weise die Grundlage für den Ausbau und die Vorherrschaft der kommunistischen Beziehungen in der landwirtschaftlichen Produktion. Die “Kulturrevolution” wurde realisiert. Eine neue Generation kommunistischer Spezialisten und Wissenschaftler begann Gestalt anzunehmen. Die wichtigste Errungenschaft war die vollständige Abschaffung der kapitalistischen Verhältnisse in der Produktion, die Abschaffung des Lohnarbeiters, womit der Grundstein für die Entwicklung des Kommunismus gelegt wurde.

14. In einem Land wie Russland der Jahre 1917-1921 waren hinsichtlich der Perspektive der vollständigen Abschaffung der kapitalistischen Beziehungen gewisse “Übergangsmaßnahmen” unvermeidlich. Zu den Faktoren, die die bolschewistische KP dazu zwang, vorübergehend bis zu einem gewissen Grad kapitalistische Produktionsverhältnisse zuzulassen, gehörten einerseits die Klassenzusammensetzung, in der das kleinbürgerlich- agrarische Element in der Mehrheit war, andererseits der Mangel an Verteilungs-, Versorgungs- und Kontrollmechanismen, die rückständige Kleinproduktion und vor allem die dramatische Verschlechterung der Lebensbedingungen auf Grund der Zerstörungen durch den Bürgerkrieg und der imperialistische Intervention. All diese Faktoren erschwerten zu diesem Zeitpunkt die Entwicklung einer mittelfristigen zentralen Planung. Die Neue ökonomische Politik (NöP), die nach dem Bürgerkrieg eingeführt wurde, hatte als grundlegendes Ziel, die Industrie nach den Verwüstungen des Krieges wiederherzustellen und auf dieser Basis auf dem Gebiet der landwirtschaftlichen Produktion Verhältnisse zu schaffen, die die Bauern in die Genossenschaften “locken” würden. Sie beinhaltete eine Politik vorübergehender Zugeständnisse an den Kapitalismus. Zahlreiche Unternehmen wurden Kapitalisten übergeben (ohne dass sie Eigentumsrechte an diesen Unternehmen hatten), der Handel entwickelte sich, der Austausch zwischen der landwirtschaftlichen Produktion und der vergesellschafteten Industrie wurde auf der Basis der “Naturalsteuer” geregelt. Den Bauern wurde die Möglichkeit garantiert, den verbleibenden Teil ihrer Produktion auf den Markt zu bringen. Diese Manöver und vorübergehenden Zugeständnisse an kapitalistische Beziehungen, die unter bestimmten Umständen und Bedingungen notwendig sind, sind in keiner Weise als unvermeidlich in jeglichem Prozesses des sozialistischen Aufbaus anzusehen. Die NöP wurde in den 1980er Jahren als Bemäntelung benutzt, um die historische Wende vom Sozialismus zum Kapitalismus, die die Perestroika-Politik vollzog, zu rechtfertigen.

15. Die neue Phase der Entwicklung der Produktivkräfte Ende der 1920er Jahre erlaubte den Übergang von der NöP zur Politik des “sozialistischen Angriffs gegen den Kapitalismus”, der als Hauptziel die vollständige Abschaffung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse hatte. Konzessionen gegenüber Kapitalisten wurden zurückgenommen und die Politik der Kollektivierung in Angriff genommen: die genossenschaftliche Organisation der Landwirtschaft, vor allem in der Form der Kolchose1. Gleichzeitig entstanden (wenn auch in begrenztem Umfang) Sowchosen, die staatlichen Einheiten in der landwirtschaftlichen Produktion, die die Mechanisierung der Produktion zur Grundlage hatten und deren gesamtes Produkt gesellschaftliches Eigentum war2. Der erste Fünfjahr-Plan begann 1928, 7 Jahre nach dem Sieg der Revolution (der Bürgerkrieg endete 1921). Die Sowjetmacht hatte am Anfang Schwierigkeiten bei der Ausarbeitung eines zentralen Plans für die sozialistische Ökonomie, vor allem wegen der weiterhin bestehenden kapitalistischen Beziehungen (NöP) und außergewöhnlich vieler einzelner Warenproduzenten, vor allem Bauern. Schwachstellen wurden im subjektiven Faktor, der Partei, sichtbar, die nicht über Spezialistenkader für die Organisation der Produktion verfügte und daher für einen bestimmten Zeitraum fast ausschließlich auf bürgerliche Spezialisten angewiesen war. Die besonderen Bedingungen (imperialistische Einkreisung, die Bedrohung durch den Krieg, kombiniert mit großer Rückständigkeit) erzwangen ein schnelleres Vorantreiben der Kollektivierung, wodurch sich der Klassenkampf, vor allem in den ländlichen Gebieten, verschärfte. Trotz Fehlern und einiger bürokratischer Übertreibungen bei der Entwicklung der Kollektivierungsbewegung in der landwirtschaftlichen Produktion, die in jedem Fall in Parteibeschlüssen erwähnt wurden3, war die Orientierung der Sowjetmacht auf den Ausbau und die Verallgemeinerung dieser Bewegung richtig. Sie zielte auf die Entwicklung einer vorübergehenden Eigentumsform (Genossenschaft), die zum Übergang von kleiner einzelner Warenproduktion zur vergesellschafteten Produktion beitragen würde.

16. Die Politik des “Angriffs des Sozialismus gegen den Kapitalismus” wurde unter den Bedingungen des intensiven Klassenkampfes durchgeführt. Die Kulaken (die bürgerliche Klasse im Dorf), soziale Schichten, die von der NEP profitierten (NEP-Leute), Teile der Intelligenz, die aus den alten Ausbeuterklassen stammten - all diese reagierten auf vielerlei Weise, mit Sabotageaktionen gegen die Industrie (z. B. bei der “Schachty-Affäre”4) und mit konterrevolutionären Aktionen in den Dörfern. Diese klassenbasierenden, anti-sozialistischen Interessen schlugen sich in der KP als opportunistische Strömungen nieder. Die beiden grundlegenden “oppositionellen” Tendenzen (Trotzki, Bucharin), die in dieser Zeit wirkten, hatten eine gemeinsame Basis in der Verabsolutierung des rückständigen Elements in der sowjetischen Gesellschaft, und in den 1930er Jahren konvergierten ihre Ansichten darin, wie die Probleme der sowjetischen Wirtschaft bewältigt werden könnten. Ihre Positionen wurden von der All-Unions-KP (Bolschewik) zurückgewiesen und sie wurden auch nicht von der Realität bestätigt.5 Währenddessen vereinten sich mehrere opportunistische Kräfte offen mit konterrevolutionären Kräften, die, in Zusammenarbeit mit den Geheimdiensten imperialistischer Länder, die Pläne zum Sturz der Sowjetmacht schmiedeten.6 Die Tatsache, dass einige führende Kader der Partei und der Sowjetmacht opportunistische Strömungen anführten, zeigt, dass selbst Avantgarde-Kader abweichen, in der Schärfe des Klassenkampfes Schwäche zeigen und schließlich das Band zur kommunistischen Bewegung zerreißen und sich in die Konterrevolution einreihen können.

17. Es entwickelten sich zwei grundlegende Strömungen in der Theorie und der Politik der Parteikader und Ökonomen. Die konsequente Strömung marxistischen Denkens und marxistischer Politik, unter der Führung von Stalin, erkannte, dass das Wertgesetz unvereinbar ist mit den grundlegenden Gesetzen der sozialistischen Produktion, die keine Warenproduktion ist. Sie machte geltend, dass die Wirkung des Wertgesetzes (der Ware-Geld- Beziehungen) in der UdSSR ihre Wurzeln in der genossenschaftlichen und individuellen landwirtschaftlichen Produktion hatte. Das Wertgesetz regelt nicht die sozialistische Produktion und Distribution. Die Konsumgüter werden als Waren produziert und verbraucht7. Die Produktionsmittel sind keine Waren, trotz der Tatsache, dass sie als Waren “in der Form, nicht aber im Inhalt” erscheinen. Nur im Außenhandel werden sie zu Waren20. Es gab eine Polemik gegen “Markt”-Ökonomen und politische Führer, die glaubten, dass die Produkte der sozialistischen Produktion - gleichgültig ob für den persönlichen Konsum oder für den Produktionsprozess - Waren sind und behaupteten, dass das Wertgesetz ein allgemeines Gesetz auch der sozialistischen Ökonomie sei. Charakteristisch in dieser Hinsicht ist die Ablehnung der Positionen Wosnessenskis (Vorsitzender von GOSPLAN8), wonach “das Wertgesetz nicht nur bei der Verteilung der Produkte, sondern auch bei der Verteilung der Arbeit sich auf die verschiedenen Zweige der Volkswirtschaft der UdSSR wirke. In diesem Bereich nutzt der staatliche Plan das Wertgesetz, um die korrekte Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit zwischen den verschiedenen Zweigen der Wirtschaft im Interesse des Sozialismus zu garantieren.”9 Gleichzeitig gab es gebührende Kritik an den Ökonomen, die die vollständige Abschaffung der monetären Form der Verteilung vertraten, ohne die objektiven Einschränkungen zu berücksichtigen, die sich aus dem Entwicklungsstand der produktiven Basis der Gesellschaft zu diesem Zeitpunkt ergaben. In seiner Schrift “ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR”10 bezieht sich Stalin ganz richtig auf die Tatsache, dass sich im Sozialismus der Widerspruch zwischen den sich entwickelnden Produktivkräften und den hinterherhinkenden Produktionsverhältnissen von selbst offenbart. Er war der Auffassung, dass in der UdSSR das genossenschaftliche Eigentum (Kolchose) und der Warencharakter der Produkte für den persönlichen Verbrauch beginnen, sich als Hemmschuh für die leistungsfähige Entwicklung der Produktivkräfte zu erweisen, weil sie die vollständige Entwicklung der zentralen Planung des gesamten Umfangs der Produktion blockierten. Er erläutert die Unterschiede zwischen den beiden kooperierenden Klassen, der Arbeiterklasse und der in Kolchosen operierenden Bauernklasse, aber auch die Notwendigkeit ihrer Aufhebung durch die geplante Abschaffung der Vermarktung der landwirtschaftlichen Produktion.11 Die konsequente Strömung unterstützte die Beschleunigung der Vergesellschaftung in der Landwirtschaft durch die Zusammenlegung der kleinen Kolchosen zu größeren12 und die schrittweise Umwandlung der Kolchosen in Sowchosen, dem ersten Schritt für die Zuweisung der gesamten Agrarproduktion an den Staat. Bezüglich der Frage des Konflikts über die Proportionen zwischen der Abteilung I der Sozialprodukts (Produktion von Produktionsmitteln) und der Abteilung II (Produktion von Konsumgütern), vertrat diese Strömung - richtiger Weise - die Auffassung, dass das wichtigste Kriterium für die geplante proportionale Verteilung der Arbeit und der Produktionsmittel auf die verschiedenen Zweige der sozialistischen Industrie der Vorrang der Abteilung I sein sollte. Erweiterte Reproduktion und sozialistische Akkumulation (gesellschaftlicher Reichtum) - unabdingbar für die künftige Erweiterung des sozialen Wohlstands - hängen von dieser Kategorie der Produktion (Abteilung I) ab. Ein Schwachpunkt der revolutionären Strömung war die unvollständige Interpretation der Distributionsbeziehungen bezüglich des Teils des Sozialprodukts, das proportional zur Arbeit verteilt wird.

18. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Diskussion über die Ökonomie fortgeführt und sie verschärfte sich. über die Interpretation bestimmter Probleme entwickelte sich ein Konflikt.13 Wir sind der Ansicht, dass die Position, die die sowjetische Führung Anfang der 1950er Jahre eingenommen hatte, korrekt war, wonach die Probleme auf der ökonomischen Ebene ein Ausdruck der Verschärfung des Widerspruchs zwischen den Produktivkräften, die sich entwickelten, und den Produktionsverhältnissen, die hinterherhinkten, waren. Die Entwicklung der Produktivkräfte hatte nach dem Wiederaufbau der Wirtschaft nach dem Krieg eine neue Stufe erreicht. Ein neuer dynamischer Impuls für die weitere Entwicklung der Produktivkräfte hätte eine Vertiefung und Erweiterung der kommunistischen Beziehungen erfordert. Ihr Zurückbleiben betraf: die zentrale Planung, die Vertiefung des kommunistischen Charakters der Distributionsbeziehungen, eine tatkräftige und bewusste Arbeiterbeteiligung an der Organisation der Arbeit und der Kontrolle der Verwaltung von unten nach oben, die Umwandlung von genossenschaftlichem Eigentum (das neben dem Privateigentum an Waren überlebte) in gesellschaftliches Eigentum. Die Zeit war reif für die Ausweitung kommunistischer Beziehungen, und zwar auf eine bewusste, gut geplante Weise, das heißt theoretisch und politisch vorbereitet, vor allem in den Bereichen der gesellschaftlichen Produktion, in denen (hinsichtlich ihrer materiellen Reife, der Arbeitsproduktivität) vorher ihre volle Dominanz noch nicht möglich war. Gesellschaftlicher Widerstand (Kolchosbauern, Führungskräfte in der Industrie) gegen dieser Perspektive, drückte sich auf ideologischer und politischer Ebene in einem innerparteilichen Kampf aus. Die verschärfte Debatte, die in der theoretischen Akzeptanz des Wertgesetzes als ein Gesetz des Sozialismus resultierte, bedeutete politische Entscheidungen mit unmittelbaren Folgen und stärkeren Konsequenzen für den Verlauf der weiteren Entwicklung des Kommunismus im Vergleich zur Vorkriegszeit, als der materielle Rückstand die Auswirkungen dieser theoretischen Positionen weniger schmerzhaft machte.

[file-ebooks#81]Nach dem 20. Parteitag der KPdSU wurden nach und nach politische Entscheidungen getroffen, die die Ware-Geld- (und damit potenziell kapitalistische) Beziehungen im Namen der Korrektur von Schwächen in der zentralen Planung und Verwaltung von sozialistischen Körperschaften (Unternehmen) ausweiteten. Zur Lösung der Probleme wurden Mittel und Wege verwendet, die der Vergangenheit angehörten. Mit der Bevorzugung einer “Markt”-Politik statt der Stärkung des gesellschaftlichen Eigentums und der zentralen Planung, der Homogenisierung der Arbeiterklasse (mit der Erweiterung der Fähigkeiten und Möglichkeiten für eine Multi-Spezialisierung und einer anderen Art der technischen Teilung der Arbeit), der Arbeiterkontrolle und -beteiligung an der Organisation der Arbeit als Beginn der Entwicklung einer kommunistischen Selbstverwaltung, begann der umgekehrte Trend, der sich natürlich auf der Ebene des gesellschaftlichen Bewusstseins entsprechend auswirkte. Die bisherigen Erfahrungen und die Wirksamkeit der Sowjets in den Betrieben, die Stachanow-Bewegung in der Qualitätskontrolle, die effizientere Organisation und Verwaltung, kluge Neuerungen beim Einsparen von Material und Arbeitszeit wurden nicht genutzt.

Die “Markt”-ökonomen (Liberman, Nemtschinow, Trapeznikow, etc.) interpretierten fälschlicherweise die bestehenden ökonomischen Probleme nicht als subjektive Schwächen in der Planung14, sondern als Konsequenzen, die sich aus der objektiven Schwäche einer zentralen Planung ergäben, die auf die Entwicklung des Produktionumfangs und dessen neue Potenziale, auf die Entwicklung facettenreicher Bedürfnisse reagieren müsse. Sie behaupteten, die theoretische Ursache wäre die voluntaristische Leugnung des Warencharakters der Produktion im Sozialismus, die Unterbewertung der Entwicklung der Landwirtschaft, die Überschätzung der Möglichkeit der subjektiven Eingriffe in die ökonomische Administration. Sie behaupteten, dass es für die zentralen Organe unmöglich wäre, Qualität, Technologie, die Preise aller Waren und Gehälter zu bestimmen, dass die Nutzung von Marktmechanismen aber auch notwendig wäre um die Ziele einer Planwirtschaft leichter zu erreichen. Sie machten geltend, dass die Probleme der Anpassung des Volumens und der Struktur der Produktion auf die Bedürfnisse und die Probleme der sektoralen Anteile durch das Einwirken von Nachfrage und Preisen auf der Grundlage des Wertgesetzes bewältigt werden könnten. Nach und nach setzten sich auf der theoretischen Ebene Theorien der “sozialistischen Warenproduktion” oder eines “Marktsozialismus”, die Akzeptanz des Wertgesetzes als ein Gesetz der kommunistischen Produktionsweise, das sogar in der Phase des entwickelten sozialistischen Aufbaus wirke, durch. Diese Theorien bildeten die Basis für die Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik.15

19. Die politische Schwächung der zentralen Planung und des gesellschaftlichen Eigentums hatte ihren Höhepunkt nach dem 20. Parteitag. Statt der planvollen Umwandlung der Kolchosen in Sowchosen gingen im Jahr 1958 die Maschinen- und Traktorenstationen (MTS)16 in das Eigentum der Kolchosen17 über - zu einer Zeit, als sich die Produktion ausreichend entwickelt hatte und ungefähr 10 Traktoren pro Kolchose zur Verfügung standen. Die Direktive für die weitere Entwicklung der Landwirtschaft aus den frühen 1950er Jahren, die auf Initiative der Kommunisten, einer breiten Bewegung von Kolchosemitgliedern für die Vereinigung der kleinen Kolchosen zu größeren zu Stande kam, wurde in der Praxis revidiert. 1957 wurden die Branchenministerien, die die industrielle Produktion in der UdSSR und in jeder Republik leiteten, aufgelöst und Organe der regionalen Verwaltung, Sownarchosen (Regionale Wirtschaftsräte), gebildet. Damit wurde die zentrale Leitung der Planung geschwächt.18 Diese Veränderungen lösten nicht nur nicht die Probleme, sondern brachten im Gegenteil neue Probleme oder erzeugten zusätzliche, wie z. B. Engpässe in der Tierernährung oder die Vernachlässigung der technologischen Erneuerung in den Kolchosen.

Mitte der 1960er Jahre wurden Fehler subjektiver Natur in der Verwaltung des landwirtschaftlichen Sektors als Ursache der Probleme genau aufgezeigt.19 Zu den nachfolgenden Reformen gehörten: Reduzierung der Mengen, die die Kolchosen dem Staat lieferten20, die Möglichkeit, überschüssige Mengen zu höheren Preisen zu verkaufen, die Aufhebung der Beschränkungen für die Transaktionen der Kolchoshaushalte und Steuern auf privates Tiereigentum. Schulden der Kolchosen an die Staatsbank wurden gelöscht, die Fristen für die Bezahlung von Schulden aus monetären Vorschüssen wurden verlängert, der direkte Verkauf von Futtermitteln direkt an private Tierhalter wurde erlaubt. So wurde der aus einzelnen Haushalten und Kolchosen stammende Anteil der landwirtschaftlichen Produktion, der frei auf dem Markt verkauft wurde, beibehalten und erhöht21, während das Hinterherhinken der Tierproduktion sich vertiefte und sich die Ungleichheiten in der Befriedigung der Bedürfnisse mit landwirtschaftlichen Produkten zwischen den verschiedenen Regionen und Republiken der UdSSR vergrößerten. Eine ähnliche Politik der Stärkung der Warencharakters der Produktion (auf Kosten des direkten gesellschaftlichen Charakters) in der Industrie wurde bekannt als “Kossygin-Reformen”22 (“Das System der Selbstverwaltung der Unternehmen” - mit einem inhaltlichen und nicht formalen Charakter).
Es wurde geltend gemacht, dass man damit der Verringerung der jährlichen Wachstumsrate der Arbeitsproduktivität und der jährlichen Produktion begegnen könnte, die Anfang der 1960er Jahre - als Folge der Maßnahmen, die die zentrale Planung für die industriellen Sektoren (Sownarchose -1957) unterminierten - beobachtet wurde. Die erste Welle der Reformen wurde zwischen dem 23. (1966) und 24. (1971) Parteitag in Gang gesetzt. Nach dem neuen System wurden die zusätzlichen Vergütungen (Boni) für Direktoren nicht auf der Grundlage der Übererfüllung des Produktionsplans hinsichtlich des Produktionsvolumen23 berechnet, sondern auf der Grundlage der Übererfüllung des Verkaufsplans und somit in Abhängigkeit von der Profitrate des Unternehmens. Ein Teil der zusätzlichen Vergütung der Arbeiter wie auch die weitere Befriedigung von Wohnungsbedarf usw. sollte ebenfalls aus dem Profit kommen. Auf diese Weise kam der Profit als Motiv für die Produktion zur Geltung. Die Lohn-Differenzierungen wuchsen an. Es gab die Möglichkeit für horizontale Ware-Geld-Transaktionen zwischen den Betrieben, für direkte Vereinbarungen mit “Konsumeinheiten und Handelsorganisationen”, für die Festsetzung von Preisen, für die Bildung von Profit auf der Grundlage dieser Transaktionen, usw.

Der zentrale Plan sollte das Gesamtniveau der Produktion und der Investitionen nur für neue Betriebe bestimmen. Modernisierungen alter Betriebe wurden aus den Profiten der Betriebe finanziert. Dieser schleichende theoretische und entsprechende politischer Rückzug in der UdSSR fiel in eine neue Phase der Produktivkraftentwicklung, die nach effektiveren Impulsen und Kennziffern der zentralen Planung und ihre Implementierung auf sektoraler, sektorübergreifender und betrieblicher Ebene verlangte. Das heißt, eine entsprechende Entwicklung der zentralen Planung in Richtung einer Stärkung der kommunistischen Produktionsweise war erforderlich. Durch die Marktreformen, durch die Loslösung der sozialistischen Produktion von der zentralen Planung wurde der sozialistische Charakter des Eigentums über die Produktionsmittel geschwächt. Es wurde die Möglichkeit geschaffen, die Verletzung des Grundsatzes der Verteilung “gemäß der geleisteten Arbeit” zu verletzen. Gleichzeitig wurden Vorschläge und Pläne für die Nutzung von Computern und Informationstechnologie24, die einen Beitrag zur Verbesserung der technischen Datenverarbeitung, zur Verbesserung der Überwachung und Kontrolle der Produktion durch physikalische Indikatoren hätten leisten können, abgelehnt. Der 24. Parteitag der KPdSU (1971) kehrte mit seinen Richtlinien über die Ausarbeitung des 9. Fünfjahr-Plans (1971-1975) die Prioritätsverhältnisse zwischen Abteilung I und Abteilung II um. Dies wurde schon auf dem 20. Parteitag vorgeschlagen, aber nicht angenommen. Die Änderung wurde rationalisiert als eine Entscheidung für die Erhöhung des Konsumniveaus der Bevölkerung. Tatsächlich aber war es eine Entscheidung, die gegen die sozialistische Gesetzmäßigkeit verstieß und negative Auswirkungen auf das Wachstum der Arbeitsproduktivität hatte.
Die Entwicklung der Arbeitsproduktivität - ein grundlegendes Element für die Steigerung des gesellschaftlichen Reichtums, der Befriedigung der Bedürfnisse und die allseitige Entwicklung des Menschen - setzt die Entwicklung der Produktionsmittel voraus. Die Planung hätte mit einer größeren Wirksamkeit die Einführung moderner Technologie in der Industrie, im Verkehr, in der Lagerung und der Distribution von Produkten anpacken müssen. Die Entscheidung für die Umkehrung der Anteile konnte die Widersprüche, die artikuliert worden waren (z. B. überschüssige Geldeinkünfte und das Fehlen einer ausreichenden Menge von Konsumgütern, wie z. B. elektronische Haushaltsgeräte, Farbfernseher), nicht lösen, entfernte vielmehr die zentrale Planung von ihrem grundlegenden Ziel (dem Anstieg des sozialen Wohlstands). Darüber hinaus verschärfte sie den Widerspruch zwischen der Entwicklung der Produktivkräfte und des Niveaus der kommunistischen Beziehungen in Produktion und Distribution.

Der Zeitraum, in dem Andropow Generalsekretär des ZK der KPdSU war (November 1982 bis Februar 1984), die Zeit vor der Perestroika, ist zu kurz, um endgültig beurteilt werden. Dennoch wurde in Artikeln und Dokumenten der KPdSU aus dieser Zeit auf die Notwendigkeit hingewiesen, den Kampf gegen bürgerliche und reformistische Ansichten über den sozialistischen Aufbau zu führen sowie die Wachsamkeit gegenüber Sabotageaktionen des Imperialismus zu erhöhen. In den 1980er Jahren bedeuteten die Beschlüsse des 27. Parteitags (1986) - auf der politischen Ebene - eine weitere opportunistische Richtungsentscheidung. Anschließend wurde die Konterrevolution durch die Verabschiedung des Gesetzes, das unter dem Deckmantel der Akzeptanz verschiedener Eigentumsformen kapitalistische ökonomische Beziehungen institutionell legitimierte (1987) befördert. Zu Beginn der 1990er Jahre wurde das sozialdemokratische Konzept einer “geplanten Marktwirtschaft” (Plattform des ZK der KPdSU auf dem 28. Parteitag) schnell zugunsten einer “regulierten Marktwirtschaft” und diese schließlich durch die “freie Marktwirtschaft” ersetzt.

20. Die beharrlich eingeschlagene Richtung kann heute nicht nur theoretisch, sondern auch nach ihren Ergebnissen beurteilt werden. Nach zwei Jahrzehnten der Anwendung dieser Reformen hatten sich die Probleme deutlich verschärft. Zum ersten Mal in der Geschichte des sozialistischen Aufbaus breitete sich Stagnation aus. Technologischer Rückstand wurde zu einer Realität für die Mehrzahl der Industriezweige. Es gab Engpässe für viele Konsumgüter sowie weitere Probleme auf dem Markt, da die Unternehmen durch das Horten von Waren in Lagern oder durch die Abgabe in kontrollierten Mengen die Preise auf eine künstliche Höhe trieben. Durch die ständig zunehmende Einbeziehung von Marktelementen in der unmittelbar gesellschaftlichen Produktion wurde der Sozialismus geschwächt. Dies führte zu einem Rückgang in der Dynamik der sozialistischen Entwicklung, verstärkte die kurzfristigen Interessen der Einzel- und Gruppeneigentümer (bei erheblichen Einkommensunterschieden zwischen den Arbeitern untereinander in den einzelnen Betrieben, zwischen den Arbeitern und der Betriebsleitung und zwischen den verschiedenen Betrieben) entgegen den gesamtgesellschaftlichen Interessen. Im Laufe der Zeit konnten sich gesellschaftliche Bedingungen für die Konterrevolution entfalten, die letztlich die Oberhand gewann, indem sie sich der Perestroika als Vehikel bediente. Durch diese Reformen wurde die Möglichkeit geschaffen, Geldbeträge, die vor allem durch illegal angesammelte Mittel (Schmuggel, usw.) angehäuft waren, in den “schwarzen” (illegalen) Markt zu investieren.

Diese Möglichkeiten betrafen in erster Linie die Funktionäre in der Administration der Unternehmen und Sektoren und die Kader im Außenhandel. Daten über die so genannte Para-ökonomie wurden auch von der Generalstaatsanwaltschaft der UdSSR geliefert. Laut diesen Statistiken wurde ein erheblicher Anteil der genossenschaftlichen oder staatlichen landwirtschaftlichen Produktion mit illegalen Mitteln an die Verbraucher kanalisiert. Die Einkommensdifferenzierung zwischen den einzelnen landwirtschaftlichen Produzenten, den Kolchosbauern weitete sich ebenso aus wie die Opposition gegen die Tendenz zur Stärkung des gesellschaftlichen Charakters der landwirtschaftlichen Produktion. Diejenigen landwirtschaftlichen Produzenten, die reich wurden, erwiesen sich als eine Schicht der Gesellschaft, die ein Hindernis für den sozialistischen Aufbau darstellte. Durch die Konzentration von “Betriebsgewinnen” wurden die sozialen Differenzierungen in der Industrie sogar noch intensiver. Das so genannte Schattenkapital - das Ergebnis nicht nur der Profite der Betriebe, sondern auch des Schwarzmarkts, von kriminellen Handlungen der Veruntreuung des Sozialprodukts - suchte nach einem legalen Fungieren als Kapital in der Produktion, d.h. der Privatisierung der Produktionsmittel, der Wiederherstellung des Kapitalismus. Diese “Kapital”-Besitzer bildeten die treibende Kraft der Konterrevolution. Sie nutzten ihre Position in Staat und Partei und hatten die Unterstützung von Teilen der Bevölkerung, die anfällig für Schwankungen und den Einfluss der bürgerlichen Ideologie waren, z.B. ein erheblicher Teil der Intelligenz, Teile der Jugend, vor allem Studenten, die aus verschiedenen Gründen unzufrieden waren.25 Diese Kräfte beeinflussten direkt oder indirekt die Partei, verstärkten die opportunistische Erosion und ihre konterrevolutionäre Degeneration, die sich in der Politik der “Perestroika” ausdrückte und betrieben die institutionelle Konsolidierung kapitalistischer Verhältnisse. Dies wurde nach der Perestroika mit dem Sturz des Sozialismus erreicht .


Anmerkungen:
1 Die Sowchosen waren staatliche landwirtschaftliche Einrichtungen auf der Grundlage der Mechanisierung der landwirtschaftlichen Produktion. Die ersten Sowchosen wur den im Jahr 1918 aus dem Land der enteigneten Großgrundbesitzer gebildet. Ihre Produktion wurde vollständig an den Staat geliefert. Sowchosen-Arbeiter hatten ein Lohneinkommen, sie wurden als Arbeiter in einer gesellschaftlichen Einrichtung angesehen, jedoch hatten sie, ebenso wie alle Arbeiter in ländlichen Gebieten, das Recht auf einen kleinen privaten landwirtschaftlichen Haushalt. Sie hatten das Recht, wie die Kolchosbauern einen Teil der Produktion der einzelnen Haushalte auf den Markt zu bringen. Einige Quellen schätzen die Zahl der Sowchosen auf 21,6 Tausend, mit 12 Millionen Arbeitern (26,4 Tausend und 13 Mio. in den Kolchosen). Agrarwirtschaft, Novosti Publikationen, 1983.
2 Beschluss des ZK vom 15.3.1930 und Artikel von Stalin (Vor Erfolgen von Schwindel befallen, Stalin,Werke, Bd. 12, S. 168-175), in dem die Fehler, die die Stabilisierung der Arbeiter-und-Bauern-Allianz erschwerten, vermerkt und Ansichten darüber geäußert wurden, wie Fehler erkannt und korrigiert werden können - in so viel Bereichen und Umständen wie möglich und wenn die Fehler noch keine irreversible Fakten aus einem abweichenden oder falschen Kurs geschaffen hatten.
3 Die “Schachty-Affäre” bezieht sich auf Sabotage, die in der Kohle-Bergbau Industrie des Donbass-Bereichs von bürgerlichen Spezialisten, Kadern, die von der Sowjetmacht für die Organisation und Verwaltung der Produktion angestellt waren, begangen wurde. Im Prozess, der im Jahr 1928 stattfand, wurde nachgewiesen, dass diese Führungskräfte Verbindungen zu den alten kapitalistischen Grubenbesitzern hatten, die außerhalb des Landes lebten. Die Sabotage war Teil eines Gesamtplans zur Untergrabung der sozialistischen Industrie und der Sowjetmacht.
4 Trotzki und seine Anhänger (später auch Sinowjew, Kamenew) argumentierten, dass die UdSSR den Sozialismus nicht aufbauen kann, wenn die sozialistische Revolution sich nicht in einer Reihe von entwickelten kapitalistischen Ländern durchgesetzt hat, andernfalls würde die sowjetische Macht unweigerlich degenerieren. Diese Position führte Trotzki zu Beginn der Revolution zum Standpunkt, dass die landwirtschaftliche Produktion gewaltsam der Industrie unterworfen werden sollte. (“Diktatur der Industrie”). Später jedoch (1932) verurteilte er die Kollektivierung und die stringente Industrialisierung als “bürokratisches Abenteurertum”. Bucharin behauptete, dass für den Aufbau des Sozialismus in der UdSSR zuerst der Kapitalismus in den rückständigen Teilen der Wirtschaft und vor allem in der landwirtschaftlichen Produktion entwickelt werden müsste. So reagierte er auf die Förderung der Kollektivierung der Landwirtschaft mit der Behauptung, dass nur durch Verbraucher- und Versorgungsgenossenschaften und Liberalisierung des Marktes die landwirtschaftliche Produktion auf die Straße des Sozialismus geführt werden könnte. Bucharin und seine Anhänger vertraten die Ansicht, dass die Kulaken schrittweise in den Sozialismus assimiliert werden könnten und sie forderten die Fortsetzung der NöP. In ihrem Wesen drückte diese Tendenz auf authentische Art und Weise die Interessen der Kulaken, der NöP-Leute und der kleinbürgerlichen Strömungen in der sowjetischen Gesellschaft aus. Nicht zufällig wurden Bucharins Ideen in der Politik der Perestroika 1988 wieder aufgewärmt.
5 Dies wurde sachlich bestätigt durch die Enthüllungen der Konterrevolution Mitte der 1930er Jahre. Trotz einiger Exzesse bei den Maßnahmen zur Bekämpfung dieser Zentren wurde in den Prozessen von 1936 und 1937 gezeigt, dass es eine Zusammen arbeit zwischen diesen Zentren und Teilen der Armee (der Fall Tuchatschewski, der nach dem 20. Parteitag rehabilitiert wurde) sowie Geheimdiensten von Deutschland, Großbritannien, Frankreich, usw. gegeben hatte. Mehr noch, Quellen aus kapitalistischen Staaten bestätigten die Existenz solcher Pläne und die Teilnahme führender Kader wie Bucharin daran. Ein typisches Beispiel sind die Berichte von Joseph Davies (damals US-Botschafter in Moskau) in Bezug auf den Bucharin-Prozess, den er von Anfang bis Ende verfolgte. Am 17. März 1938 sandte Davis ein vertrauliches Schreiben an das Außenministerium in Washington: ‘Bei allem Vorurteil gegen eine Justiz, die praktisch keinen Schutz für die Angeklagten zulässt: Nach der täglichen Beobachtung der Zeugen, der Art und Weise ihrer Zeugenaussagen, den unbewussten Bestätigungen, die geäußert wurden, und anderen Fakten im Verlauf des Prozesses oder von denen gerichtlich Notiz genommen werden konnte, wurden meiner Meinung nach, so weit sie die politischen Angeklagten betreffen, hinreichend Verbrechen nach sowjetischem Recht, über die Anklage erhoben wurde, nachgewiesen und sind jenseits aller vernünftigen Zweifel der Schuldspruch des Verrats und die Entscheidung über die Strafe, die die sowjetischen strafrechtlichen Bestimmungen vorsehen, zu rechtfertigen. Nach Meinung jener Diplomaten, die am Prozess regelmäßig teilgenommen haben, gab es eine erhebliche politische Opposition und eine überaus ernste Verschwörung.” Quelle: Joseph Davies, Mission to Moscow, Simon and Schuster Publications, New York, 1941, S.271-272., Ludo Martens, Stalin anders betrachtet, EPO, B-2600 Berchem, S. 200-203.
6 Stalin, ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR, Dietz Verlag, Berlin 1952, S. 20, bzw. Stalin, Werke Bd. 15, S. 310
7 Ebd., S. 52-54, bzw. ebd., S. 342-344
8 GOSPLAN: Staatliches Planungskomitee. Die staatlichen Organe der zentralen Planung in der UdSSR
9 N. A. Wosnessenski, Die Kriegswirtschaft der UdSSR während des Vaterländischen Krieges, Moskau, 1947, S. 118
10 Stalin, ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR, a.a.O.
11 “Zweifellos musste mit der Beseitigung des Kapitalismus und des Systems der Ausbeutung, mit der Festigung der sozialistischen Ordnung in unserem Lande auch der Interessengegensatz zwischen Stadt und Land, zwischen Industrie und Landwirtschaft verschwinden. So geschah es auch. [...] Natürlich stellen die Arbeiter und die Kollektivbauernschaft dennoch zwei Klassen dar, die sich ihrer Lage nach voneinander unterscheiden. Aber dieser Unterschied schwächt in keiner Weise ihre Freundschaft. Im Gegenteil, ihre Interessen liegen auf der gleichen gemeinsamen Linie, auf der Linie der Festigung der sozialistischen Ordnung und des Sieges des Kommunismus. [...] Wenn man zum Beispiel den Unterschied zwischen der Landwirtschaft und der Industrie nimmt, so besteht er bei uns nicht nur darin, dass die Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft von den Arbeitsbedingungen in der Industrie verschieden sind, sondern vor allem und hauptsächlich darin, dass wir in der Industrie allgemeines Volkseigentum an den Produktionsmitteln und den Erzeugnissen der Produktion haben, während wir in der Landwirtschaft nicht allgemeines Volkseigentum, sondern Gruppeneigentum, kollektivwirtschaftliches Eigentum haben. Es wurde bereits gesagt, dass dieser Umstand zur Erhaltung der Warenzirkulation führt, dass nur mit dem Verschwinden dieses Unterschieds zwischen der Industrie und der Landwirtschaft die Warenproduktion mit allen sich aus ihr ergebenden Folgen verschwinden kann. Folglich kann nicht geleugnet werden, dass das Verschwinden dieses wesentlichen Unterschieds zwischen der Landwirtschaft und der Industrie für uns erstrangige Bedeutung haben muss.” Stalin, ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR, a.a.O., S. 26-28, bzw. S. 316-318
12 Es gab viele kleine Kolchosen mit 10-30 Haushalten auf kleinen Grundstücken, bei denen die technischen Mittel nicht richtig genutzt wurden und die Verwaltungskosten sehr hoch waren.
13 Trotz der Erfolge, die bei der Erfüllung des 4. Fünfjahrplan (1946-1950) erreicht wurden, sah die Führung der KPdSU in dieser Zeit folgende Probleme: 1. Geringe Einführungsraten von neuen wissenschaftlichen und technologischen Errungenschaften in einer Reihe von Industriezweigen und in der Landwirtschaft. 2. Fabriken mit alten technischen Anlagen und niedriger Produktivität, die Produktion von Werkzeugmaschinen und Maschinen von veralteter Technologie. 3. Phänomen der Verlangsamung, Routine, Trägheit im Fabrikbetrieb, Gleichgültigkeit gegenüber der Einführung des technischen Fortschritts als ständiger Impuls für die Entwicklung der Produktivkräfte. 4. Verzögerung bei der Wiederherstellung der landwirtschaftlichen Produktion, die niedrige Produktivität pro Hektar beim Weizenanbau, geringe Produktivität in der Tierhaltung, deren Gesamtproduktion noch nicht einmal das Vorkriegsniveau erreicht hatte, mit dem Ergebnis des Mangels an Fleisch, Milch, Butter, Obst und Gemüse, das das allgemeine Ziel, das Niveau des gesellschaftlichen Wohlstands zu heben, beeinträchtigte. Quelle: G. Malenkow, Rechenschaftsbericht an den 19. Parteitag über die Tätigkeit des ZK der KPdSU(B), Verlag für fremdsprachige Literatur, Moskau 1952, S. 48-81.
14 Verzögerung bei der Entwicklung eines Verfahrens, das in der zentralen Planung die notwendigen realen Proportionen zwischen Branchen und Sektoren der Wirtschaft berücksichtigt.
15 Es ist wichtig zu beachten, wie bürgerliche Kräfte diesen Punkt der Reform von 1965 charakterisierten: 1. Bourgeoises ökonomisches Denken charakterisierten sie als eine Rückkehr zum Kapitalismus (Veröffentlichungen in Economist, Financial Times) 2. Sie hatte die Unterstützung westlicher bürgerlicher Ökonomen des Keynesianismus und der Sozialdemokratie, die die “Reformen” als eine Verbesserung der Planung und als Kampf gegen die Bürokratie charakterisierten.
16 Die Traktoren usw. waren bis dahin in Staatsbesitz. Sie waren in den so genannten Maschinen-und-Traktoren-Stationen (MTS) konzentriert und wurden von Arbeitern betrieben.
17 Im Februar 1958 beschloss eine Plenarsitzung des Zentralkomitees der KPdSU die Auflösung der MTS und den Verkauf ihrer technischen Ausrüstung an die Kolchose. Diese Politik führte zu einer großen Erweiterung des Kolchoseigentums auf Kosten des gesellschaftlichen Eigentums.
18 Die Sownarchosen wurden 1965 abgeschafft, als die Branchenministerien wieder eingerichtet wurden.
19 Plenum des ZK der KPdSU im März 1965 mit einem Bericht von L. Breschnew über das Thema “Dringende Maßnahmen für die weitere Entwicklung der Landwirtschaft in der UdSSR”.
20 Bis 1958 verwendete man in der UdSSR Formen der Versorgung mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus den Kolchosen, die das Marktelement begrenzt hielten oder es in der Form, nicht aber dem Inhalt nach beibehielten; obligatorische Versorgung zu niedrigen Preisen mit der Wirkung einer Steuer, Verträge, d.h. Verkauf von Produkten durch die Kolchosen auf der Grundlage eines Vertrages mit den Lieferorganisationen, die Zahlung in Form von Naturalien für die Arbeit der MTS, Kauf von Produkten oberhalb der obligatorischen Abgaben zu Preisen, die etwas höher als die Beschaffungspreise lagen. Das Versorgungssystem wurde in den Jahren 1932-1933 eingerichtet.
21 1970 produzierten in der UdSSR die zusätzlichen Haushalte 38% des Gemüses, 35% des Fleisches und 53% der Eier. 12% aller in den zusätzlichen Haushalten produzierten landwirtschaftlichen Erzeugnisse wurden auf dem Markt verkauft (14% der Tierprodukte, 8% der nicht-tierischen Produkte). Dabei wurden 41% der Kartoffeln, 13% des Gemüses, 17% des Fleisches, 9% der Eier, 6% der Milch, 15% der Wolle als Ware verkauft, (Wirtschafts-Schule der Lomonossow-Universität, Moskau: Politische Ökonomie, Gutenberg. Athen 1984, Band 4, S. 319)
22 Plenum des ZK der KPdSU vom September 1965 über das Thema “Für die Verbesserung der Verwaltung der Industrie, für die Vervollkommnung der Planung und die Stärkung der ökonomischen Dynamik in der industriellen Produktion”. Die “Kossygin Reformen” hatten ihren Höhepunkt in den 1970er Jahren.
23 In der Industrie wurden die Reformen 1962 versuchsweise in zwei Betrieben der Textilproduktion nach einem Leitungssystem, das von Professor Liberman (bekannt als Charkow-System) vorgeschlagen wurde, eingeführt. Liberman argumentierte, dass die Ausgabe von Prämien für die Direktoren proportional zur Übererfüllung des Plans einen Widerspruch zwischen den Interessen des Direktors und dem Interesse der sowjetischen Gesellschaft als Ganzes erzeugt. Dies läge daran, dass die Direktoren die reale Leistungsfähigkeit der Betriebe verschleierten, sie erzeugten Lagerbestände von Rohstoffen und Gütern und wären uninteressiert an der Einstellung der Produktion “nutzloser Güter”. Sie blockierten die Anwendung neuer Technologien, um die “Normen” nicht ändern zu müssen, d.h. die Indizes der gesellschaftlichen Produktion, an denen die Plandeckung gemessen wurde. Auf diese Weise produzierten sie z. B. dickes Papier statt dünnem, weil die Normen nach Gewicht gesetzt wurden. Er machte einige richtige Anmerkungen, schlug aber falsche Maßnahmen dagegen vor. Auf dieser Grundlage waren Kommunisten von der Notwendigkeit dieser Maßnahmen überzeugt.
24 Siehe die Artikel von V.M. Glouskow in KOMEP (Theoretische Zeitschrift der KKE) 1 / 2005 und N.D. Pihorowitsch in KOMEP 3 / 2005.
25 Siehe die Dokumente der Pan-Hellenischen Konferenz der KKE (1995) “Gedanken über die Faktoren, die den Sturz des sozialistischen Systems in Europa verursacht haben. Notwendigkeit und Bedeutung des Sozialismus”, Seite 23-24