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•NEUES THEMA13.12.2022, 14:03 Uhr
EDIT: FPeregrin
13.12.2022, 14:42 Uhr
13.12.2022, 14:42 Uhr
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FPeregrin | |
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• 80 J. Porajmos
Es ist nach wie vor eine "unterprevilegierte" Erinnerung - jW am 10. Dez. -:
Porajmos
Zur Vernichtung freigegeben
Vor 80 Jahren begann mit dem »Auschwitz-Erlass« die Deportation der Sinti und Roma durch die Nazis
Von Janka Kluge
Verwaltungssprache des Völkermords
»Die Familien sind möglichst geschlossen, einschließlich aller wirtschaftlich nicht selbständigen Kinder, in das Lager einzuweisen. (…)
Außer Wäsche- und Kleidungsstücken zum täglichen Bedarf und verderblichem Mundvorrat für die Reise ist das übrige Eigentum der zigeunerischen Person zurückzulassen (…)
Ausweispapiere sind abzunehmen und bei der zuständigen Kriminalpolizeistelle zu den Akten zu nehmen. (…)
Barmittel und Wertpapiere sind bei der Polizeikasse der zuständigen staatlichen Polizeiverwaltung bis auf weitere Weisung zu hinterlegen. (…)
Soweit gutachtliche Äußerungen über zigeunerische Personen noch nicht vorliegen, ist nach Abstammung, Lebensweise und äußerem Erscheinungsbild (Zigeunersprache, Zigeunername!) zu prüfen, ob sie zigeunerischer Abstammung sind. Bei Vorliegen der erforderlichen Voraussetzungen ist auch in diesen Fällen die Vorbeugungshaft anzuordnen. (…)
Um ein vorzeitiges Abwandern zu verhindern, ist Vorsorge zu treffen, dass den zigeunerischen Personen die angeordneten Maßnahmen unter keinen Umständen vorher bekannt werden. (…)
Mit den Vorbereitungsmaßnahmen (Auswahl der einzelnen Personen, Transport- und Bewachungsfrage, Versendung und Ausfüllung der Vordrucke usw.) ist sofort zu beginnen, damit die Aktion ab 1. März 1943 erfolgen kann.«
Auszug aus einem Schnellbrief des Reichssicherheitshauptamtes vom 29. Januar 1943, Link ...jetzt anmelden!
Am 16. Dezember 1942 befahl Heinrich Himmler, Reichsführer der SS und der Polizei, dass alle »Zigeuner« in ein Konzentrationslager eingeliefert werden sollen. Der Erlass selbst ist bis heute nicht gefunden worden. Lediglich eine Ausführungsbestimmung des Reichskriminalpolizeiamts vom 29. Januar 1943 ist überliefert (siehe Quelle). Es war der Auftakt zur Deportation von ungefähr 23.000 Menschen nach Auschwitz. Die Anordnung zur Deportation der Sinti und Roma der »Donau- und Alpenreichsgaue« erfolgte Ende Januar 1943, für Elsass, Lothringen, Belgien, Luxemburg und die Niederlande Ende März 1943.
Die meisten der Sinti und Roma wurden in das »Zigeunerlager« nach Auschwitz-Birkenau gebracht. Das Lager befand sich am Rand von Birkenau ganz in der Nähe der Krematorien. Es war 600 Meter lang und 120 Meter breit. Auf diesen wenigen Metern mussten sich mehr als zehntausend Menschen zusammendrängen. Die Familien konnten zusammenbleiben und wurden nicht, wie sonst üblich, nach Geschlechtern getrennt. Dadurch waren auch Tausende Kinder in dem Lager.
Hohe Todesrate
Die hygienischen Zustände waren noch schlimmer und entwürdigender als in anderen Bereichen von Auschwitz-Birkenau. In den ersten Monaten gab es weder Wasser noch Latrinen für die Notdurft. Der aus Deutschland deportiere Sinto Walter Winter schreibt in seinen Erinnerungen »Winterzeit«: »Wir haben uns gewaschen, wenn es geregnet hatte.« Das Regenwasser in den Pfützen war für Monate das einzige Wasser in dem Lager. Unter diesen Bedingungen war die Todesrate besonders hoch, Seuchen konnten sich ausbreiten. Die kranken Menschen wurden von der SS in die nahegelegenen Krematorien getrieben. Der Historiker Nikolaus Wachsmann schreibt in seinem Buch »KL« (für Konzentrationslager), dass es verzweifelte Versuche gab, die anderen zu warnen. »Einige Überlebende versuchten die Außenwelt auf ihr Elend aufmerksam zu machen; in einer verschlüsselten Botschaft schrieb einer von ihnen: ›Extra Gruß von Baro Naßlepin, Elenta und Marepin‹ – die Romanes-Wörter für ›große Krankheit‹, ›Elend‹ und ›Mord‹.«
Am 6. August 1944 begann die Liquidierung des »Zigeunerlagers« in Auschwitz-Birkenau. Die beiden tschechischen Auschwitz-Überlebenden Ota Kraus und Erich Kulka schrieben in ihrem 1946 erschienen Bericht »Die Todesfabrik – Auschwitz«: »Unsere Werkstatt grenzte direkt an das Zigeunerlager, so dass wir die nie aus dem Gedächtnis zu löschenden Schreie der Menschen, die da in den Tod geschleift wurden, deutlich hören konnten.« In ihrem Bericht hielten sie auch fest, dass sie Widerstand beobachtet hätten, als die Menschen in die Gaskammern getrieben wurden. Sie gehen darauf aber leider nicht näher ein.
Neben Auschwitz-Birkenau gab es auch im Ghetto von Lodz, von den Nazis Litzmannstadt genannt, ein eigenes »Zigeunerlager«. Die Sinti und Roma aus dem Burgenland wurden bereits im November 1941 dorthin deportiert. Mehr als 5.000 Menschen wurden zwischen dem 5. und 9. November in das provisorisch eingerichtete Lager am Rande des Ghettos gebracht. Auf Anweisung des Judenältesten des Ghettos, Chaim Rumkowski, wurde eine Chronik verfasst, die gerettet werden konnte. Dieses einmalige Dokument hält die Situation im Ghetto aus der Sicht der dort eingesperrten Menschen fest. Bereits Ende Oktober 1941 wurde der Bereich für das »Zigeunerlager« vom übrigen Ghetto abgetrennt. In der Chronik ist dazu vermerkt: »Ende Oktober zog die Bauabteilung tags und nachts einen Zaun um die Wohnblöcke, die als Unterkunft für die Zigeuner bestimmt sind. Außer einer doppelten Stacheldrahtreihe wurden Gräben ausgehoben, die mit Wasser gefüllt werden sollten, man wollte sogar Hochspannungsstrom durch die Drähte leiten.« Die Häuser waren komplett ausgeräumt worden, so dass es bei der Ankunft der Sinti und Roma weder Betten noch Tische oder andere Möbel gab. Am 12. November bekam die Ghettoverwaltung den »Befehl der deutschen Kriminalpolizei, die Bestattung der auf dem Zigeunerlager verstorbenen Personen zu besorgen«. In der Chronik wird des weiteren festgehalten, dass am Anfang hauptsächlich Kinder verstorben seien. Bereits Anfang 1942 wurden die Sinti und Roma in den nahe bei Lodz liegenden Vernichtungsort Chełmno (Kulmhof) gebracht und sofort ermordet. In der Chronik heißt es dazu: »In den letzten zehn Tagen sind die ›Zigeuner‹, wie Leute aus der unmittelbaren Umgebung des Lagers berichten, mit Lastwagen fortgebracht worden. Das Lager, das praktisch menschenleer ist, wird ohne Zweifel bis zum Ende der Woche gänzlich aufgelöst.«
Rechtliche Diskriminierung
Für die Nazis gab es keine Zweifel an der angeblichen »Minderwertigkeit« der Sinti und Roma. Infolge des »Gesetzes zum Schutz der Volksgesundheit« wurden ab 1933 viele Sinti und Roma zwangssterilisiert. 1935 wurden das »Blutschutzgesetz« und das »Ehegesundheitsgesetz« auf die in Deutschland lebenden Sinti und Roma angewandt. Das Gesetz verbot zunächst die Eheschließung zwischen jüdischen und nichtjüdischen Paaren und den außerehelichen Geschlechtsverkehr zwischen ihnen.
1938 wurden zahlreiche Sinti und Roma bei der »Aktion Arbeitsscheu« als sogenannte Asoziale in die Konzentrationslager gebracht. Am 8. Dezember 1938 gab Heinrich Himmler den »Runderlass zur Bekämpfung der Zigeunerplage« heraus. Nach dem Erlass sollten von den einzelnen Polizeistellen alle Menschen, die als sogenannte Zigeuner galten, systematisch erfasst werden. Ähnlich wie bei den jüdischen Menschen wurden auch »Mischlings«-Kategorien eingeführt. »Mischlinge« sollten genauso erfasst werden wie Menschen, die nach »Zigeunerart« durch Deutschland zogen. Ab 1939 durften sie ihren Wohnort nicht mehr verlassen. Bei den Massakern der Einsatzgruppen gehörten die Sinti und Roma neben der jüdischen Bevölkerung zu denen, die sofort ermordet wurden. Insgesamt, schätzt der Zentralverband der Sinti und Roma, sind durch die Faschisten fast 500.000 Sinti und Roma direkt oder indirekt getötet worden. Nur zwischen 4.000 und 5.000 von ihnen überlebten den Faschismus.
Den wenigen überlebenden Sinti und Roma wurden noch über Jahrzehnte die Anerkennung als Opfer des Faschismus versagt. Erst in den 1980er Jahren fand ein Umdenken in der Politik statt.
Der heutige 85jährige Zoni Weisz sagte bei der Einweihung des Denkmals zur Erinnerung an die ermordeten Sinti und Roma in Berlin am 2. November 2012: »Wir hoffen, dass Faschismus, Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus nicht die Form annehmen, die sie in den 1930 Jahren hatten.« Vor wenigen Tagen sprach er wieder bei der Gedenkveranstaltung am Mahnmal, seine Hoffnung hat er nicht aufgegeben.
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Porajmos
Zur Vernichtung freigegeben
Vor 80 Jahren begann mit dem »Auschwitz-Erlass« die Deportation der Sinti und Roma durch die Nazis
Von Janka Kluge
Verwaltungssprache des Völkermords
»Die Familien sind möglichst geschlossen, einschließlich aller wirtschaftlich nicht selbständigen Kinder, in das Lager einzuweisen. (…)
Außer Wäsche- und Kleidungsstücken zum täglichen Bedarf und verderblichem Mundvorrat für die Reise ist das übrige Eigentum der zigeunerischen Person zurückzulassen (…)
Ausweispapiere sind abzunehmen und bei der zuständigen Kriminalpolizeistelle zu den Akten zu nehmen. (…)
Barmittel und Wertpapiere sind bei der Polizeikasse der zuständigen staatlichen Polizeiverwaltung bis auf weitere Weisung zu hinterlegen. (…)
Soweit gutachtliche Äußerungen über zigeunerische Personen noch nicht vorliegen, ist nach Abstammung, Lebensweise und äußerem Erscheinungsbild (Zigeunersprache, Zigeunername!) zu prüfen, ob sie zigeunerischer Abstammung sind. Bei Vorliegen der erforderlichen Voraussetzungen ist auch in diesen Fällen die Vorbeugungshaft anzuordnen. (…)
Um ein vorzeitiges Abwandern zu verhindern, ist Vorsorge zu treffen, dass den zigeunerischen Personen die angeordneten Maßnahmen unter keinen Umständen vorher bekannt werden. (…)
Mit den Vorbereitungsmaßnahmen (Auswahl der einzelnen Personen, Transport- und Bewachungsfrage, Versendung und Ausfüllung der Vordrucke usw.) ist sofort zu beginnen, damit die Aktion ab 1. März 1943 erfolgen kann.«
Auszug aus einem Schnellbrief des Reichssicherheitshauptamtes vom 29. Januar 1943, Link ...jetzt anmelden!
Am 16. Dezember 1942 befahl Heinrich Himmler, Reichsführer der SS und der Polizei, dass alle »Zigeuner« in ein Konzentrationslager eingeliefert werden sollen. Der Erlass selbst ist bis heute nicht gefunden worden. Lediglich eine Ausführungsbestimmung des Reichskriminalpolizeiamts vom 29. Januar 1943 ist überliefert (siehe Quelle). Es war der Auftakt zur Deportation von ungefähr 23.000 Menschen nach Auschwitz. Die Anordnung zur Deportation der Sinti und Roma der »Donau- und Alpenreichsgaue« erfolgte Ende Januar 1943, für Elsass, Lothringen, Belgien, Luxemburg und die Niederlande Ende März 1943.
Die meisten der Sinti und Roma wurden in das »Zigeunerlager« nach Auschwitz-Birkenau gebracht. Das Lager befand sich am Rand von Birkenau ganz in der Nähe der Krematorien. Es war 600 Meter lang und 120 Meter breit. Auf diesen wenigen Metern mussten sich mehr als zehntausend Menschen zusammendrängen. Die Familien konnten zusammenbleiben und wurden nicht, wie sonst üblich, nach Geschlechtern getrennt. Dadurch waren auch Tausende Kinder in dem Lager.
Hohe Todesrate
Die hygienischen Zustände waren noch schlimmer und entwürdigender als in anderen Bereichen von Auschwitz-Birkenau. In den ersten Monaten gab es weder Wasser noch Latrinen für die Notdurft. Der aus Deutschland deportiere Sinto Walter Winter schreibt in seinen Erinnerungen »Winterzeit«: »Wir haben uns gewaschen, wenn es geregnet hatte.« Das Regenwasser in den Pfützen war für Monate das einzige Wasser in dem Lager. Unter diesen Bedingungen war die Todesrate besonders hoch, Seuchen konnten sich ausbreiten. Die kranken Menschen wurden von der SS in die nahegelegenen Krematorien getrieben. Der Historiker Nikolaus Wachsmann schreibt in seinem Buch »KL« (für Konzentrationslager), dass es verzweifelte Versuche gab, die anderen zu warnen. »Einige Überlebende versuchten die Außenwelt auf ihr Elend aufmerksam zu machen; in einer verschlüsselten Botschaft schrieb einer von ihnen: ›Extra Gruß von Baro Naßlepin, Elenta und Marepin‹ – die Romanes-Wörter für ›große Krankheit‹, ›Elend‹ und ›Mord‹.«
Am 6. August 1944 begann die Liquidierung des »Zigeunerlagers« in Auschwitz-Birkenau. Die beiden tschechischen Auschwitz-Überlebenden Ota Kraus und Erich Kulka schrieben in ihrem 1946 erschienen Bericht »Die Todesfabrik – Auschwitz«: »Unsere Werkstatt grenzte direkt an das Zigeunerlager, so dass wir die nie aus dem Gedächtnis zu löschenden Schreie der Menschen, die da in den Tod geschleift wurden, deutlich hören konnten.« In ihrem Bericht hielten sie auch fest, dass sie Widerstand beobachtet hätten, als die Menschen in die Gaskammern getrieben wurden. Sie gehen darauf aber leider nicht näher ein.
Neben Auschwitz-Birkenau gab es auch im Ghetto von Lodz, von den Nazis Litzmannstadt genannt, ein eigenes »Zigeunerlager«. Die Sinti und Roma aus dem Burgenland wurden bereits im November 1941 dorthin deportiert. Mehr als 5.000 Menschen wurden zwischen dem 5. und 9. November in das provisorisch eingerichtete Lager am Rande des Ghettos gebracht. Auf Anweisung des Judenältesten des Ghettos, Chaim Rumkowski, wurde eine Chronik verfasst, die gerettet werden konnte. Dieses einmalige Dokument hält die Situation im Ghetto aus der Sicht der dort eingesperrten Menschen fest. Bereits Ende Oktober 1941 wurde der Bereich für das »Zigeunerlager« vom übrigen Ghetto abgetrennt. In der Chronik ist dazu vermerkt: »Ende Oktober zog die Bauabteilung tags und nachts einen Zaun um die Wohnblöcke, die als Unterkunft für die Zigeuner bestimmt sind. Außer einer doppelten Stacheldrahtreihe wurden Gräben ausgehoben, die mit Wasser gefüllt werden sollten, man wollte sogar Hochspannungsstrom durch die Drähte leiten.« Die Häuser waren komplett ausgeräumt worden, so dass es bei der Ankunft der Sinti und Roma weder Betten noch Tische oder andere Möbel gab. Am 12. November bekam die Ghettoverwaltung den »Befehl der deutschen Kriminalpolizei, die Bestattung der auf dem Zigeunerlager verstorbenen Personen zu besorgen«. In der Chronik wird des weiteren festgehalten, dass am Anfang hauptsächlich Kinder verstorben seien. Bereits Anfang 1942 wurden die Sinti und Roma in den nahe bei Lodz liegenden Vernichtungsort Chełmno (Kulmhof) gebracht und sofort ermordet. In der Chronik heißt es dazu: »In den letzten zehn Tagen sind die ›Zigeuner‹, wie Leute aus der unmittelbaren Umgebung des Lagers berichten, mit Lastwagen fortgebracht worden. Das Lager, das praktisch menschenleer ist, wird ohne Zweifel bis zum Ende der Woche gänzlich aufgelöst.«
Rechtliche Diskriminierung
Für die Nazis gab es keine Zweifel an der angeblichen »Minderwertigkeit« der Sinti und Roma. Infolge des »Gesetzes zum Schutz der Volksgesundheit« wurden ab 1933 viele Sinti und Roma zwangssterilisiert. 1935 wurden das »Blutschutzgesetz« und das »Ehegesundheitsgesetz« auf die in Deutschland lebenden Sinti und Roma angewandt. Das Gesetz verbot zunächst die Eheschließung zwischen jüdischen und nichtjüdischen Paaren und den außerehelichen Geschlechtsverkehr zwischen ihnen.
1938 wurden zahlreiche Sinti und Roma bei der »Aktion Arbeitsscheu« als sogenannte Asoziale in die Konzentrationslager gebracht. Am 8. Dezember 1938 gab Heinrich Himmler den »Runderlass zur Bekämpfung der Zigeunerplage« heraus. Nach dem Erlass sollten von den einzelnen Polizeistellen alle Menschen, die als sogenannte Zigeuner galten, systematisch erfasst werden. Ähnlich wie bei den jüdischen Menschen wurden auch »Mischlings«-Kategorien eingeführt. »Mischlinge« sollten genauso erfasst werden wie Menschen, die nach »Zigeunerart« durch Deutschland zogen. Ab 1939 durften sie ihren Wohnort nicht mehr verlassen. Bei den Massakern der Einsatzgruppen gehörten die Sinti und Roma neben der jüdischen Bevölkerung zu denen, die sofort ermordet wurden. Insgesamt, schätzt der Zentralverband der Sinti und Roma, sind durch die Faschisten fast 500.000 Sinti und Roma direkt oder indirekt getötet worden. Nur zwischen 4.000 und 5.000 von ihnen überlebten den Faschismus.
Den wenigen überlebenden Sinti und Roma wurden noch über Jahrzehnte die Anerkennung als Opfer des Faschismus versagt. Erst in den 1980er Jahren fand ein Umdenken in der Politik statt.
Der heutige 85jährige Zoni Weisz sagte bei der Einweihung des Denkmals zur Erinnerung an die ermordeten Sinti und Roma in Berlin am 2. November 2012: »Wir hoffen, dass Faschismus, Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus nicht die Form annehmen, die sie in den 1930 Jahren hatten.« Vor wenigen Tagen sprach er wieder bei der Gedenkveranstaltung am Mahnmal, seine Hoffnung hat er nicht aufgegeben.
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NEUE ANTWORT13.12.2022, 14:40 Uhr
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80 J. Porajmos
Zwei Anmerkungen:
a) Zum Widerstand im Zigeunerlager Auschwitz kenne ich erzählungsweise ebenfalls, daß er insbesondere bei der Liquidierung des Lagers unerhört zäh und heftig gewesen sein soll. Wikipedia hat hierzu u.a. folgendes:
"Am 16. Mai 1944 scheiterte nach einer Lagersperre der erste Versuch, das Lager zu räumen, am Widerstand der Häftlinge.[GB 16] Zuvor hatte der Lagerleiter Georg Bonigut einige ihm bekannte Häftlinge vor der Lagerräumung gewarnt.[45][46] Erst Tage später, am 23. Mai 1944, wurden etwa 1500 Häftlinge selektiert und nach KZ Auschwitz I verlegt, um sie in andere KZ zu überstellen; 82 Männer kamen ins KZ Flossenbürg und 144 Frauen ins KZ Ravensbrück.[GB 16] Die vollständige Deportation bzw. Ermordung der im Konzentrationslager gebliebenen Gefangenen erfolgte am 2. und 3. August 1944 (Ausdruck der SS „Liquidierung“). Am 2. August um 19 Uhr wurde es nach einem Befehl aus Berlin abgeriegelt.[47] 1408 Häftlinge wurden mit dem Güterzug ins KZ Buchenwald verlegt, die verbliebenen 2897 Frauen, Männer und Kinder in den Gaskammern getötet.[48][49][50][GB 16] Da Lagerleiter Bonigut sich krankgemeldet hatte, brachte der SS-Unterscharführer Fritz Buntrock die Menschen zu den Gaskammern.[51] Dort wurden sie in Gruppen unter Anwesenheit von Schutzhaftlagerführer Johann Schwarzhuber und des Leiters des Sonderkommandos Otto Moll ermordet. Am Morgen des 3. August 1944 wurden jene, die sich zunächst im Lager verbergen konnten, von SS-Angehörigen erschlagen oder erschossen.[45]
> „Wir hörten ein furchtbares Geschrei. Die Zigeuner wußten, daß sie in den Tod geschickt werden sollten, und sie schrien die ganze Nacht. Sie waren lange in Auschwitz gewesen. Sie hatten gesehen, wie die Juden an der Rampe ankamen, hatten Selektionen gesehen und zugeschaut, wie alte Leute und Kinder in die Gaskammer gingen. [Und darum] schrien sie.“
– Menashe Lorinczi (Häftling aus Mengeles Zwillingsgruppe)[52]
> „Erst als sie barackenweise nach dem Krematorium I wanderten, merkten sie es. Es war nicht leicht, sie in die Kammern hineinzubekommen.“
– Rudolf Höß (Kommandant in Auschwitz).[53]
> „Die Sinti haben sich auch gegen die „Liquidierung“ des „Zigeunerlager“ zur Wehr gesetzt. Das war eine ganz tragische Geschichte. Da haben die Sinti aus Blech Waffen gemacht. Sie haben die Bleche zugespitzt zu Messern. Damit und mit Stöcken haben sie sich bis zum Äußersten gewehrt. Ich kenne eine Augenzeugin, eine Polin, Zita hieß sie, die bei uns gegenüber im Arbeitseinsatz war, die hat die Auflösung des „Zigeunerlagers“ miterlebt. Sie hat mir später unter Tränen erzählt, wie sich die Sinti so verzweifelt geschlagen und gewehrt haben, weil sie wußten, daß sie vergast werden sollten. Und dann wurde dieser Widerstand mit Maschinenpistolen niedergeschossen […]“
– Elisabeth Guttenberger (Häftling des „Zigeunerlagers“)[GB 6]
Wer, wann und warum den Entschluss zur Auflösung des Lagers, das heißt, die Verlegung der Häftlinge in andere KZ und die Ermordung der Zurückgebliebenen getroffen hatte, ist unklar. "
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b) Man sieht, wie diffus die Nazis die Verfolgtengruppe bestimmt haben, sowohl ethnisch-"rassisch" wie sozial: "Menschen, die nach »Zigeunerart« durch Deutschland zogen". Letzteres schließt dann mal eben die Jenischen mit ein. Das bringt Probleme in der Gedenkkultur mit sich. Die Bestimmung der Verfolgten als "Sinti & Roma" - übrigens ein typische Sprachregelung in Deutschland - ist nicht nur insofern schief, als daß sie Unter- und Oberbegriff nebeneinanderstellt (alle Sinti sind Roma, nicht alle Roma sind Sinti), sondern auch deshalb, weil sie etwa die Jenischen ausschließt, die für die Nazibehörden ebenfalls in die Kategorie "Zigeuner" fielen. Etwas anderes als ausgerechnet dieses "Zigeuner" haben wir nicht, um die Opfergruppe zusammenfassend zu benennen. Übel!, ... liegt aber daran, daß die Bezeichnung lediglich auf einer sachlichen Kategorisierung durch den Feind beruht und beruhen kann. - Ihr seht, in manchen (!) Fragen bin ich Parteigänger der Sinti-Union gegen den Zentralrat.
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a) Zum Widerstand im Zigeunerlager Auschwitz kenne ich erzählungsweise ebenfalls, daß er insbesondere bei der Liquidierung des Lagers unerhört zäh und heftig gewesen sein soll. Wikipedia hat hierzu u.a. folgendes:
"Am 16. Mai 1944 scheiterte nach einer Lagersperre der erste Versuch, das Lager zu räumen, am Widerstand der Häftlinge.[GB 16] Zuvor hatte der Lagerleiter Georg Bonigut einige ihm bekannte Häftlinge vor der Lagerräumung gewarnt.[45][46] Erst Tage später, am 23. Mai 1944, wurden etwa 1500 Häftlinge selektiert und nach KZ Auschwitz I verlegt, um sie in andere KZ zu überstellen; 82 Männer kamen ins KZ Flossenbürg und 144 Frauen ins KZ Ravensbrück.[GB 16] Die vollständige Deportation bzw. Ermordung der im Konzentrationslager gebliebenen Gefangenen erfolgte am 2. und 3. August 1944 (Ausdruck der SS „Liquidierung“). Am 2. August um 19 Uhr wurde es nach einem Befehl aus Berlin abgeriegelt.[47] 1408 Häftlinge wurden mit dem Güterzug ins KZ Buchenwald verlegt, die verbliebenen 2897 Frauen, Männer und Kinder in den Gaskammern getötet.[48][49][50][GB 16] Da Lagerleiter Bonigut sich krankgemeldet hatte, brachte der SS-Unterscharführer Fritz Buntrock die Menschen zu den Gaskammern.[51] Dort wurden sie in Gruppen unter Anwesenheit von Schutzhaftlagerführer Johann Schwarzhuber und des Leiters des Sonderkommandos Otto Moll ermordet. Am Morgen des 3. August 1944 wurden jene, die sich zunächst im Lager verbergen konnten, von SS-Angehörigen erschlagen oder erschossen.[45]
> „Wir hörten ein furchtbares Geschrei. Die Zigeuner wußten, daß sie in den Tod geschickt werden sollten, und sie schrien die ganze Nacht. Sie waren lange in Auschwitz gewesen. Sie hatten gesehen, wie die Juden an der Rampe ankamen, hatten Selektionen gesehen und zugeschaut, wie alte Leute und Kinder in die Gaskammer gingen. [Und darum] schrien sie.“
– Menashe Lorinczi (Häftling aus Mengeles Zwillingsgruppe)[52]
> „Erst als sie barackenweise nach dem Krematorium I wanderten, merkten sie es. Es war nicht leicht, sie in die Kammern hineinzubekommen.“
– Rudolf Höß (Kommandant in Auschwitz).[53]
> „Die Sinti haben sich auch gegen die „Liquidierung“ des „Zigeunerlager“ zur Wehr gesetzt. Das war eine ganz tragische Geschichte. Da haben die Sinti aus Blech Waffen gemacht. Sie haben die Bleche zugespitzt zu Messern. Damit und mit Stöcken haben sie sich bis zum Äußersten gewehrt. Ich kenne eine Augenzeugin, eine Polin, Zita hieß sie, die bei uns gegenüber im Arbeitseinsatz war, die hat die Auflösung des „Zigeunerlagers“ miterlebt. Sie hat mir später unter Tränen erzählt, wie sich die Sinti so verzweifelt geschlagen und gewehrt haben, weil sie wußten, daß sie vergast werden sollten. Und dann wurde dieser Widerstand mit Maschinenpistolen niedergeschossen […]“
– Elisabeth Guttenberger (Häftling des „Zigeunerlagers“)[GB 6]
Wer, wann und warum den Entschluss zur Auflösung des Lagers, das heißt, die Verlegung der Häftlinge in andere KZ und die Ermordung der Zurückgebliebenen getroffen hatte, ist unklar. "
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b) Man sieht, wie diffus die Nazis die Verfolgtengruppe bestimmt haben, sowohl ethnisch-"rassisch" wie sozial: "Menschen, die nach »Zigeunerart« durch Deutschland zogen". Letzteres schließt dann mal eben die Jenischen mit ein. Das bringt Probleme in der Gedenkkultur mit sich. Die Bestimmung der Verfolgten als "Sinti & Roma" - übrigens ein typische Sprachregelung in Deutschland - ist nicht nur insofern schief, als daß sie Unter- und Oberbegriff nebeneinanderstellt (alle Sinti sind Roma, nicht alle Roma sind Sinti), sondern auch deshalb, weil sie etwa die Jenischen ausschließt, die für die Nazibehörden ebenfalls in die Kategorie "Zigeuner" fielen. Etwas anderes als ausgerechnet dieses "Zigeuner" haben wir nicht, um die Opfergruppe zusammenfassend zu benennen. Übel!, ... liegt aber daran, daß die Bezeichnung lediglich auf einer sachlichen Kategorisierung durch den Feind beruht und beruhen kann. - Ihr seht, in manchen (!) Fragen bin ich Parteigänger der Sinti-Union gegen den Zentralrat.
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