Monsanto ist heute globaler Marktführer bei Gensaatgut – Weltkonzern der Gene und Gifte. Monsanto-Unternehmen verteilen sich in 51 Ländern über den ganzen Erdball: von Argentinien über Europa, Asien bis nach Zimbabwe. Gegründet im Jahr 1901 als pharmazeutischer Betrieb durchlief das Unternehmen mehr als eine nur friedfertige 100-jährige Geschichte. Sie ist eng verknüpft mit Gift-Skandalen. Berühmt-berüchtigt wurde Monsanto durch das dioxinverseuchte Entlaubungsmittel „Agent Orange”, getestet in den 60er und 70er Jahren in Panama und verwendet im Vietnamkrieg – auch zur Besprühung von Reisfeldern, um die Bevölkerung auszuhungern. Es wird für Lymphdrüsen-, Lungen- und Hautkrebs an vielen Verstorbenen verantwortlich gemacht. Noch heute leiden sowohl Vietnams Bevölkerung als auch US-Kriegsveteranen unter den Folgen des großflächigen Gifteinsatzes – ohne jegliche Entschädigung.
Standen in den frühen Jahrzehnten die Sacharin-Produktion für Coca-Cola, alsbald auch Coffein, Vanillin, der Aspartam-haltige Süßstoff NutraSweet, Aromen aber auch Aspirin auf der Produktionspalette, kamen später Insektizide, Herbizide, synthetische Harze und ab den 70ern die biotechnologische Forschung und Produktion hinzu. Monsanto war bis vor wenigen Jahren noch einer der größten und skandalträchtigsten Produzenten für krebserregende polychlorierte Biphenyle (PCB). Heute als gefährliches Gift verbannt, sind die von Monsanto entwickelten PCB‘s bis vor kurzem nur in der westlichen Welt verboten gewesen. Mit der POP-Konvention, dem weltweiten Verbot über dem „dreckigsten Dutzend hochgefährlicher Stoffe“ wurde nach jahrelangen Tauziehen endlich ein Meilenstein in der globalen Chemiepolitik geschaffen.
Doch auch viele Millionen Dollar Entsorgungskosten (aus vorrangig öffentlichen Geldern) können die verheerenden Schäden, die PCB‘s in Altlasten und vor allem in den Entwicklungsländern nach wie vor anrichten, nicht wieder gutmachen.
Bis vor 20 Jahren noch ein international agierender Chemiekonzern, der vor allem von den Erlösen seines hochgiftigen Totalvernichtungs-Unkrauttilgungs-Herbizids Roundup lebte, setzt Monsanto heute dieses Mittel ein, um die daran angepassten Gentech-Pflanzen im Paket zu verkaufen.
Organisatorisch teilte sich der Konzern in vier Sparten aufgeteilt: die Agro-Gruppe ist zuständig für Nahrungsmittel und Herbizide, die Chemie-Gruppe u.a. für Kunststoffe und Industriechemikalien. Diese Neugliederungen sollten besonders hohe Dividende garantieren und Tausende Arbeitsplätze wegrationalisieren. Besonders ,,reizvoll” für die Aktionäre, dürfte aber nicht nur die firmeninterne Dynamik, sondern auch die Expansionspolitik mit den Übernahmen von Tausenden von Pestizid-Firmen und Saatgutzüchtern rund um den Globus, insbesondere mit Patenten bzw. Genbanken sein. Im Jahr 1999 erfolgte die Fusion mit dem schwedisch-amerikanischen Konzern Pharmacia-Upjohn. Aber nach nur zwei Jahren hat Pharmacia die Agrosparte Monsantos wieder abgestoßen.
Monsanto machte sich ob seiner Arroganz, Biopiraterie und kriminellen Machenschaften weltweit einen mehr als missliebigen Namen und erhielt bei Farmern, Verbrauchern und NGO so beiläufige Namen wie Mon-Satan und Nonsanto.
Novartis ist stellvertretendes Beispiel für eine Riesenfusion – ein Weltunternehmen, dass aus der 27 Milliarden teuren Fusion der Schweizerfirmen Sandoz – ein Pharmaunternehmen, das durch die Verseuchung des Rheins traurige Berühmtheit erlangt hatte - und des Chemiegiganten Ciba-Geigy hervorging. Novartis ist der weltgrößte Agrarchemie-Konzern, zweitgrößter Saatgutproduzent, zweitgrößtes Pharmaunternehmen und viertgrößtes veterinärmedizinisches Unternehmen der Welt. Außerdem ist es durch Aufkäufe in der Humangenetik tätig. Praktisch ist es in jedem Land der Welt vor Ort, entweder durch Tochterunternehmen, Außenstellen oder entsprechenden Handelsvertreter. Im Jahr 2000 haben Novartis und das britisch-schwedische Unternehmen Astra-Zeneca ihre Agro-Sparten zum Marktführer Syngenta fusioniert. Der Agrochemiekonzern Syngenta, Marktführer bei Pflanzenschutzmitteln und Nummer drei im Saatgutgeschäft, erzielte in 2001 einen Gesamtumsatz von 6,3 Milliarden US-Dollar, von denen mit 139 Millionen US-Dollar allerdings lediglich ca. zwei Prozent vom Gesamtumsatz auf transgenes Saatgut entfielen.
Die deutsche Firma Bayer – in der Weltrangliste der zweitgrößte Pestizidhersteller hinter Syngenta – gibt sich auf seiner Homepage mit Spenden an die WHO und nach Naturkatatstrophen sowie mit Hilfsprojekten gern umwelt- und sozialengagiert. Im Geschäftsbericht des Unternehmens wird jedoch keine Spende erwähnt, die höher als eine Million Euro liegt. Diese Feigenblätter können nicht verhüllen, dass in der Realität in der fast 140-jährigen Bayer-Geschichte Profite stets Vorrang gegenüber Umweltschutz und sozialen Werten hatten: Zu Beginn des letzten Jahrhunderts vermarktete der Konzern aggressiv das »Hustenmittel« Heroin, obwohl die drohenden Heroinabhängigkeiten längst bekannt waren.
[file-periodicals#8]Im ersten Weltkrieg erfand die Firma Chemische Kampfstoffe und setzte sich vehement für deren Verwendung ein. Im Rahmen der IG Farben war der Konzern tief in Hitlers »Drittes Reich« verstrickt, produzierte Zyklon B für die industrielle Vernichtung von Menschen und war für Menschenversuche, den Tod Zigtausender Zwangsarbeiter und die Plünderung der eroberten Gebiete verantwortlich. In den 80er Jahren wurden Tausende Bluter durch Bayer-Produkte mit HIV infiziert – der Konzern hatte trotz Kenntnis des Ansteckungsrisikos auf Testverfahren verzichtet und noch Jahre nach Auftreten der ersten Infektionen alte Chargen verkauft.
Aktuelle Skandale umfassen u.a. die umstrittenen Versuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen. Im Bereich der hochgefährlichen Insektizide, mit denen sich insbesondere in Entwicklungsländern jährlich Zehntausende Landarbeiter tödlich vergiften, ist der Leverkusener Konzern die Nummer eins. 1995 versprach das Unternehmen, innerhalb von fünf Jahren alle Pestizide der Gefahrenklasse 1 (extrem gefährlich) vom Markt zu nehmen. Bis heute wurde dieses Versprechen nicht umgesetzt. Ein von der UN-Abteilung FAO initiierter Kodex zum Verkauf von Agrogiften wurde von Bayer zwar unterschrieben, wird jedoch von der Firma täglich verletzt: Zahlreiche Recherchen von Journalisten und Umweltverbänden belegen jedoch, dass sämtliche Bayer-Produkte an jedermann verkauft werden und von Landarbeitern ohne Kenntnis der Gefahren und ohne Schutz verwendet werden.
Bayer ist Mitglied hunderter einflussreicher Lobbygruppen – neben der ICC und dem WBCSD sind die wichtigsten der European Table of Industrialists, der Trans-Atlantic Business Dialogue, die Global Crop Protection Federation und EuropaBio. Das 160 Konzerne umfassende World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) und der International Chamber of Commerce (ICC) sind die weltweit größten Lobbyorganisation multinationaler Unternehmen. Die ICC vertritt weltweit rund 7000 Firmen, wird jedoch von rund 50 Großkonzernen dominiert.
Bayer hat ebenfalls im letzten Jahr erheblich zum „Clearing“ zwischen Pharma- und Agro-Bereich beigetragen. Im Jahr 2002 wurde die Aventis Pflanzenschutzsparte CropScience für 7,25 Milliarden Euro verbunden mit dem Abbau von 4.000 Arbeitsplätzen übernommen und stieg damit zum führender Anbieter von Saatgut auf. Das Unternehmen erzielte in 2002 einen Umsatz von 6,5 Milliarden Euro, von dem derzeit mit gut 250 Millionen Euro lediglich knapp vier Prozent auf gentechnisch verändertes Saatgut und darauf abgestimmte Pflanzenschutzmittel entfallen.
Aventis ist nach vielen Fusionen und Beteiligungen ein Nachfahre von AgrEvo. Diese wurde im November 1993 als Kooperation der deutschen Chemie-Konzerne Hoechst (60 Prozent) und Schering (40 Prozent) gegründet. Die AgrEvo GmbH gab den Standort in Berlin auf und kündigte 1300 der insgesamt 9300 Beschäftigten in Deutschland. Ziel des Zusammenschlusses war es, auf einem stagnierenden Markt für Herbizide mit einem schlagkräftigen Unternehmen Marktanteile zu sichern. AgrEvo entwickelte gentechnisch manipulierten Raps, Mais und Zuckerrüben, die gegen das Allround-Herbizid ,,Basta” (das auf Grund des negativen Namensimage nun als „Liberty“ betitelt wird) resistent sind. 1996 wurde das holländisch/belgische Forschungsunternehmen Plant Genetic Systems (PGS) erworben.
Neben PGS besitzt AgrEvo den holländischen Gemüsezüchter Nunhems Zaaden, eine Minderheitsbeteiligung an der deutschen Kleinwanzlebener Saatzucht (KWS), die mit genmanipulierten Rüben experimentiert, und kaufte im April 1996 das süd-koreanische Unternehmen Misung auf – um auch dort in den Pestizid-Markt einsteigen zu können. Im Rahmen einer weiteren Großfusion der Frankfurter Hoechst AG (und IG Farben-Nachfolger) mit dem französischen Pharmaunternehmen Rhone-Poulenc entstand der Konzern Aventis bei einem Umsatz von 18 Mrd. Euro und ca. 92.000 Arbeitskräften, davon 72 Prozent im Pharmabereich und 28 Prozent in der Landwirtschaft. Die Fusion zu Aventis differenzierte nun nach ergangener Expansion die Agrar- und Pharmasparten beider Vorfahren.
Der Teilkonzern Bayer CropScience AG musste für die Übernahme von Aventis einer Auflage der Kartellbehörden nachkommen: Europas größte Chemiegruppe BASF hat 2002 eine Reihe von Pflanzenschutzmitteln (Insektizide) vom Bayer-Konzern für 1,185 Milliarden Euro (inkl. Rücklizenzen für bestimmte nicht-landwirtschaftliche Anwendungsgebiete) gekauft.
Quellen:
www.monsanto.com; www.gen-ethisches-netzwerk.de; www.greenpeace.de; Gentechnik-Nachrichten 1999-2003: www.oeko-institut.org/bereiche/gentech/newslet/index.html oder www.biogene.org/index.html; Archiv AGNET: www.plant.uoguelph.ca/safefood; GENET: www.gene.ch/genet.html
dieser Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung aus der KAZ - Kommunistische Arbeiterzeitung - Nummer 305 übernommen.