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In der FAZ von heute ist zu lesen, dass bei RTL seit einer Woche die sechste Staffel von "Ich bin ein Star - holt mich hier raus" läuft. Ich habe mir vor ein paar Jahren einmal eine solche Sendung angesehen, die spanische Version, die identisch mit dem deutschen "Format" ist. Seitdem stellen sich mir die Nackenhaare auf, wenn ich davon höre. Es gibt ein psychologisches Experiment folgender Anordnung: Die Versuchspersonen schauen auf ein "Opfer", das an Elektroden angeschlossen ist. Das Opfer kann seinerseits die Versuchspersonen nicht sehen. Diese können, völlig "anonym", dem Opfer per Tastendruck Stromstöße geben. Die Versuchsleitung gibt entsprechende Anordnungen, wobei die Versuchspersonen jeweils über die Stärke des Stromstoßes, den sie geben sollen, informiert werden. Das regelmäßige Resultat solcher Versuche ist angeblich, dass eine Anzahl von Versuchspersonen den Befehl, dem Opfer einen Stromstoß zu geben, auch dann noch befolgt, wenn dieses daran sterben muss. (Gestorben wird real nicht, die Angaben über die Stromstärke sind manipuliert.)

Nach diesem Prinzip funktioniert die "Dschungel-Camp-Show". Angeblich schauen 8 Millionen Menschen (Versuchspersonen) dieser Sendung zu. Sie beteiligen sich an der perversen Demütigung, der die "Stars" (die Opfer) ausgesetzt werden, begutachten und amüsieren sich über das Benehmen der Opfer, die wiederum für Geld und "Publicity" sich selbst dieser schamlosen Beleidigung ihrer Menschenwürde aussetzen. Der Veranstalter, RTL, macht mit dem Dreck Geld.

Ohne Frage müsste diese Sendung - und müssten viele Sendungen dieser Art - verboten werden, wenn das Grundgesetz ernst genommen werden würde. "Die Würde des Menschen ist unantastbar"? Lächerlich. Die Würde des Menschen wird für Geld und Macht in jeden beliebigen Dreck gezogen. Die schwülstigen Sonntagspredigten und Dschungelcamp: Das bringt die Verlogenheit und Doppelbödigkeit der bürgerlichen Moral und der "westlichen Werte" auf den Punkt.

Die Zahl der Zuschauer, Versuchspersonen, ist ein Gradmesser für den Masseneinfluss der imperialistischen Kulturlosigkeit, die die niedrigsten Instinkte kitzelt. Wer sich an derlei ergötzen kann, ist auch anfällig für Hetze gegen Minderheiten, für die Zustimmung zu Kriegen.

"Und um sich über die zynischen Kalauer von Dirk Bach und Sonja Zietlow amüsieren zu können, muss man es erst einmal schaffen, die menschenverachtende Schrillheit der beiden Moderatoren zu überwinden. Wer aber wissen will, wie Fernsehen heute funktioniert, der kann die komplexe Show beim besten Willen nicht als anspruchslos zurückweisen. Das Dschungelcamp ist das Labor, in dem das Fernsehen seine Grenzen testet ..." steht in der FAZ.

Welche Grenzen? - Die Grenzen der Möglichkeit, die zuschauenden Versuchspersonen dazu zu bringen, den Opfern Stromstöße zu verabreichen. Die Dosis wird höher und höher. Es ist gar nicht mehr weit zum realen römischen Zirkus, zur realen Massenschlächterei vor den Augen eines idiotisierten, brutalisierten, mordlüsternen Publikums. Virtuell gibt es das längst in den tausendfachen Variationen von Video"spielen".

Allein die Barbarei der imperialistischen Massenkultur wäre schon Grund genug, den Kapitalismus abzuschaffen. Sie macht uns zu Versuchspersonen der Menschenverachtung.